Stahlhersteller - Zykliker
Nach der aktuellen Ergebnisprognose (ad hoc-Mitteilung vom 16. Juni 2021) rechnet der Salzgitterkonzern mit einem Vorsteuergewinn in 2021 von 400-600 Mio. €.
Nimmt man den oberen Rand dieser Schätzung, entfallen bei 54 Mio. ausstehenden Aktien auf jede Aktie 11,11 € Gewinn. Bezogen auf den aktuellen Kurs von ca. 26 € ergibt sich damit ein KGV von knapp über 2.
Geht man realistisch davon aus, dass im Verlauf des Jahres noch eine weitere Gewinnerhöhung angekündigt wird (auf mindestens 700 Mio. €) liegt das KGV bei 2 (oder darunter).
Eine weitere Erhöhung der Gewinnprognose ist erwartbar, da jede durchschnittliche Margenerhöhung von 25 € zu ca. 300 Mio. € Ergebnisverbesserung bei SZG führt und die Margen in den letzten Monaten weiterhin auf außergewöhnlich hohem Niveau geblieben sind.
Die Pensionsverpflichtungen spielen dabei keine Rolle. Die belasten (abgesehen von den geringen jährlichen Auszahlungen) nur das Eigenkapital und werden mit jeder Zinserhöhung bilanziell niedriger.
Macht etwa ein KGV vn 3,5
Was die Pensionen anging, ging es mir nicht um die GUV, sondern darum, dass oft Aurubis als Vermögen bei der Berechnung des EV abgezogen wird, vor allem von 1-2 Usern, sie aber die Pensionen nicht abziehen, obwohl letztlich Finanzverbindlichkeiten. Diese verändern sich zwar bei steigenden Zinsen zum besseren, aber sie sind erstmal vorhanden.
Alles in allem sage ich ja auch, dass Salzgitter ein Kauf ist. Ich verstehe nur nicht, wieso manche User völlig unnötigerweise so übertreiben. Ist doch gar nicht entscheidend, ob nun KGV von 2,2 oder 3,5, oder ob EV/Ebit von 3 oder 5. Bleibt so oder so ein Kauf, aber Kurse von 80 € geradezu heraufbeschwören zu wollen, ...
Ob man insoweit für die Berechnung des KGV das EBT (Gewinn vor Steuern) oder das Jahresergebnis heranzieht, ist Geschmackssache. Ich bevorzuge das EBT, da es m.E. die für die Unternehmensbewertung zuverlässigere Kenngröße ist. Das Jahresergebnis hängt von zu vielen Variablen ab, die mit dem langfristigen Unternehmenserfolg nichts zu tun haben.
Beispielsweise hat ThyssenKrupp im letzten Geschäftsjahr ein positives Jahresergebnis von rund 9,58 Mrd. € erzielt, woraus sich ein KGV von deutlich < 1 errechnen würde. Aber ist diese Zahl wirklich aussagekräftig, wenn man weiß, dass das EBT im gleichen Jahr deutlich negativ war und – 5,59 Mrd. € betrug? Das positive Jahresergebnis war allein dem Elevator-Verkauf geschuldet und TKA hat konsequenterweise – trotz des gigantischen Jahresergebnisses – keine Dividende bezahlt.
Selbst die Berücksichtigung der Steuerlast macht für mich bei der Unternehmensbewertung nur begrenzt Sinn, da diese durch Verlust-Vorträge und steuerliche Gestaltungsoptionen in der Jahresbetrachtung verzerrt werden (und sich nur längerfristig ausgleicht).
Insofern ist ein KGV von 3,5 (bezogen auf das mutmaßliche Jahresergebnis) genauso richtig wie ein KGV von 2 (bezogen auf das prognostizierte EBT).
Hinsichtlich der Pensionsrückstellungen sehe ich es selbstverständlich genau wie du, dass diese als Verbindlichkeiten (abgezinst) berücksichtigt werden müssen. Ich sehe aktuell allerdings kein Problem (mehr) darin. Der Tiefpunkt der Zinskurve ist durchschritten und die Pensionsrückstellung verringern sich damit jedes Jahr bilanziell. Anders würde ich es sehen, wenn die Eigenkapitaldecke bereits sehr dünn wäre und wir am Anfang eines Zinssenkungszyklus stehen würden; dann könnte das Unternehmen sehr schnell in eine Schieflage geraten.
Ein erhebliches Risiko (das sich in der Bilanz nicht widerspiegelt) sehe ich dagegen im anstehenden Umbau auf „Grünen Stahl“. Ob SZG (und die anderen europäischen Stahlunternehmen) das tatsächlich stemmen können, weiß ich nicht. Ich rechne hier allerdings mit staatlicher Unterstützung, da niemand ein Interesse daran hat, wenn Europa keine eigene Stahlindustrie mehr besitzt. Wasser, Lebensmittel, Energie, Stahl und Zement sind die unverzichtbaren Grundlagen jeder Volkswirtschaft. Europa kann und wird sich hier niemals allein von Importen abhängig machen.
Ich rechne immer nur vom Nettoergebnis - das was in der eigenen Kasse bleibt. Nicht wie diese neumodischen Startups etc mit EBITDA-Gewinne, wo am Ende immer noch ein dicker cashwirksamer Verlust bleibt.
Du kommst dann in die von Dir genannte Range von 400 bis 450 Millionen Euro - bei 600 Millionen EBT. 54 Millionen ausstehende Aktien * 27 Euro = 1.458 Mio. Börsenwert / 400 Millionen = KGV 3,7.
Aber der entscheidende Punkt ist doch, das die Stahlbranche weit überwiegend mit Langzeitverträgen arbeitet. I.d.R. Jahresverträge. Im Juni 2020 war der Spotmarktpreis HRC Nord-West-Europa bei unter 400 Euro - lass die Vertragspreise vllt. bei 600 Euro gewesen sein. Ende 2020 war der Spotmarktpreis bei 700 Euro. Jetzt sind es schon seit einigen Wochen 1.100 Euro. Natürlich sind auf der Einkaufsseite auch die Erzpreise angestiegen und wohl noch mehr die Schrottpreise. Aber trotzdem ergibt sich auf Basis der Spotmarktpreise eine ungewöhnlich starke Margenausweitung.
D.h., was Du jetzt als Prognose von vllt. 400 Millionen Euro Nettogewinn im Jahr 2021 siehst, das ist erst ein Teil dessen, was im Jahr 2022 ansteht. Wenn man im Juni 2020 einen neuen Jahresvertrag abgeschlossen hat, dann lief der bis Juni 2021 noch mit Vertragspreisen weit weg von den heutigen Preisen am Sportmarkt. Vllt. setzt man die jetzt nicht mehr mit im o.g. Beispiel 600 Euro, sondern 800 oder 900 Euro auf? ArcelorMittal soll laut Berichten schon im April 1.100 Euro für Lieferungen zum Jahresende angesetzt haben. "Wer dafür nicht kaufen will, der solle es woanders versuchen"
In der letzten Stahlhausse hat die Salzgitter AG im Spitzenjahr fast ein Milliarde Nettogewinn gemacht. Damals lag der Stahlpreis im Hoch im 800er-Bereich - jetzt waren es in der Spitze kurzzeitig 1.200 Euro. 25 Euro mehr Marge über das Absatzvolumen eines ganzes Jahres sollen laut diversen Mitteilungen der Salzgitter AG 300 Millionen Euro Ergebniseffekt sein.
Jetzt haben wir Anno 2021 bzw. 2022 aber auch noch den rechnerischen Gewinnanteil von Aurubis dabei, den wir 2008 nicht hatten. D.h., 2022 kann der Nettogewinn doch locker von 400 Millionen auf 600, 700, 800 oder noch mehr steigen. Das ist doch keine Phantasie, sondern im Gegenteil heute bereits relativ gut absehbar. Klar - wenn Corona wieder alles lahmlegt und diesmal dann auch alle Betriebe, dann wird das nichs. Oder wenn Salzgitter / Peine / Hamburg im Wasser untergehen, dann auch nicht. Aber sonst.
Daher ist es doch keine Pusherei, sondern klar fundiert, wenn man von einem 2022er KGV von 2 bei der Salzgitter AG schreibt. Und ähnlich kann es auch bei anderen Stahlunternehmen sein. ArcelorMittel hatte über 10 Milliarden Euro Nettogewinn in der letzten Stahlhausse gemacht - Börsenwert aktuell ca. 27 Milliarden Euro.
Bei ThyssenKrupp ist das etwas komplizierter - dafür steht das Unternehmen mit seiner hohen Cashposition so gut da wie kein anderes Unternehmen der Branche. Freilich hat es durch unterlassene Investitionen auch nicht die operative Ertragsstärke wie immer mit der Zeit gehende Stahlstandorte etwa bei Salzgitter oder ArcelorMittal.
Was 2023 ist, das kann man heute seriös nicht sagen. China hat langlaufende Klimaschutzzusagen an die Weltgemeinschaft gemacht. Die treffen insbesondere die chinesische Stahlindustrie und führen zu einver völligen Abkehr der bisherigen Exportstrategie. Es soll nur noch soviel STahl produziert werden, wie man im eigenen Land auch braucht. Man will nicht mehr die eigene Umwelt vor Ort zerstören und sich Klimalasten aushalsen, nur damit andere Länder billig Stahl bekommen und man selbst den Ärger und die Schäden hat. Was ja auch nebenbei in die Strategie von China passt, das man Weltmarktführer in Hightechbereichen werden will und nicht mehr von einfachen Produkten bzw. nur als Lohnfertiger ausländischer Konzerne fungieren will. Das ist dann ein langfristiger "Gamechanger" auf dem Weltstahlmarkt. Der so noch gar nicht in den Analysen zur europäischen Stahlbranche enthalten ist. Vom Corona-Effekt ("buy local") mal ganz abgesehen.
Offensichtlich bräuchte man nur noch genügend "Grünen" Strom um aus dem Versuchsbetrieb in Normalbetrieb zu gehen.
ArcelorMittal hat sich an einem Solarkonzentratorprojekt beteiligt, das Temperaturen von 1.600 Grad erreichen kann und für die Stahlerzeugung genutzt werden soll. In Ländern wo viel die Sonne scheint wie in Spanien. Salzgitter hat den ehemaligen EE-Vorstand von Vattenfall als neuen CEO. BASF investiert einen Milliardenbetrag in Anteile an einem Offshore-Windpark.
Man muss erwarten, das die Stahlhersteller selbst auch im großen Umfang in die Energieerzeugung einsteigen, weil sie anders gar nicht an günstig produzierten Grünen Strom gelangen werden. Denn der würde im Zweifel teurer woanders vermarktet werden.
An gleich 4 Werke und schon in diesem Jahr. Die Kundennachfrage muss enorm sein.
Die Salzgitter AG wird nur ausgewählte und ggf. strategisch wichtige Kunden schon heute beliefern können. Aber man sieht das Interesse der Kundschaft, auch für "Grünen Stahl" zu zahlen und sich so selbst vom Wettbewerb abzuheben. Muss man sehen, wieviele Jahre bzw. Jahrzehnte es dauert, bis "Grüner Stahl" komplett am Markt ist.
Nur für die Umstellung der Stahlindustrie auf "Grünen Stahl" werden ungefähr soviel Erneuerbare Energien benötigt, wie bis heute insgesamt an Windkraftanlagenleistung in Deutschland in über 20 Jahren aufgebaut wurde. Alle heutigen Winkrafträder in Deutschland produzieren nur für die Stahlindustrie - nix Zementindustrie, chemische Industrie, Ökostrombezug, E-Mobilität und dergleichen.
Wenn Deutschland weiter von defacto "Klimalaberern und Klimaverhinderern aber nicht Klimahandlern" wie der CDU/CSU regiert wird, wird das nichts werden. Da wird die Salzgitter AG dann noch jahrzehntelang attraktive Knappheitspreise für ihren "Grünen Stahl" am Markt durchsetzen können.
Der Kurs müsste per sofort bei 40 € stehen, einfach unglaublich.
Cleveland-Cliffs hat heute zahlen veröffentlicht.
My English ist trerrible ;-), I mean not so good, hahahaha
Der Kurs müsste per sofort bei 40 € stehen...
- wir haben Rekordpreise an den Stahlmärkten
- es sind lediglich 30 % - 35 % der Aktien in Streubesitz und Pappenburg will weiter Aktien erwerben... Eigentlich müsste der Kurs bei 50 € stehen.
Ich verstehe nicht wer jetzt noch verkauft???
Ich verstehe nicht wer hier seine Aktien verkauft und ich verstehe nicht, warum der Kurs nicht bei 50 € steht.
Der Papenburg soll endlich ein Übernahmeangebot in Höhe von 60 € pro Aktie machen. Das Aktienpaket des Staates muss er nicht übernehmen. Der Staat soll halt seine Anteile behalten...
Weitere Prognoseanhebung bei SG nicht ausgeschlossen.