immer mehr verfestigt sich meine Meinung, das dass schlimmste noch bevorsteht. Die Fage ist nur wann fällt das ganze Kartenhaus in sich zusammen. Ein stärker pervertiertes System ist ja kaum noch vorstellbar. Leute kauft Gold! :-) http://wirtschaftquerschuss.blogspot.com/2010/01/uberfallige-us-finanzmarktreform.html Montag, 25. Januar 2010 Falls es US-Präsident Obama gelingen sollte seine Ankündigungen vom letzten Donnerstag zur Reform des Bankensystems umzusetzen, dürfte das Bankster-System einen herben Schlag einstecken! Solange bleibt den Profiteuren eines unhaltbaren spekulativen Systems die Hoffnung, dass sich diese längst überfälligen Schritte zur strengen Regulierung im Geflecht von Bürokratie und Lobbyismus als wirkungslose Absichtserklärung entpuppen. Obama scheint richtig zu erkennen, dass dieselben Regeln die den Beinahe-Zusammenbruch des Finanzsystems ermöglichten, auch heute noch gelten. Den Geschäftsbanken soll nun der Eigenhandel und das Finanzieren von Hedgefonds und Private Equity Gesellschaften verboten werden! Damit wäre die Spitze der spekulativen Exzesse an der Wall Street gebrochen. Weiterhin möchte Obama, beraten vom ehemaligen US-Notenbankchef Paul Volcker, auch die Größe und die Marktanteile der großen Finanzinstitute begrenzen! Dies ist auch bitter nötig, da die bisherige Größe und Marktkonzentration weniger Großbanken, zu einem de facto "Too Big to Fail" führen! Die geplanten Maßnahmen sind zwar vorerst nur eine verbale Kampfansage an die Finanzlobby, aber eine die es in sich hat! Die Investoren am Aktienmarkt waren erst mal verstört und reagierten am letzten Donnerstag und Freitag mit einem starken Abverkauf von Aktien, vor allem bei den Banktiteln. Der Dow Jones, als Leitaktienindex der Wall Street verlor in 2 Handelstagen -430 Punkte und schloss am Freitag bei 10'173 Punkten! Damit endet vorerst die Rally an den Aktienmärkten, die losgelöst von der Realwirtschaft, getrieben von Liquidität und niedrigen Zinsen einen gewichtigen Teil der Einbrüche resultierend aus der Finanz- und Wirtschaftskrise wettmachte! Billionen Dollar an Hilfen für das US-Finanzsystem durch den Staat und die Notenbank haben zwar die Banken gerettet, diese kommen aber ihrer eigentlichen Aufgabe, der Kreditversorgung für die Wirtschaft nur ungenügend nach! Stattdessen wurden neue Scheingewinne an den Finanzmärkten generiert und horrende Gehalts- und Bonizahlungen an die Akteure ausgelöst! Das Wall Street Journal berichtete am 14. Januar 2010, auf Basis der Daten der ersten 9 Monate 2009, von einem neuen Hoch bei den Gehalts- und Bonizahlungen bei den 38 größten US-Finanzinstituten. Laut WSJ könnten 2009 unglaubliche 145,8 Mrd. Dollar an Compensations and Benefits an die Angestellten fließen. Damit wird auch das bisherige Hoch von 137,2 Mrd. Dollar aus dem Jahr 2007 übertroffen! Auf Basis der bereits veröffentlichten Geschäftsberichte der wichtigsten 6 US-Großbanken könnte die Summe noch höher ausfallen: Die sechs größten Finanzinstitute haben 2009 fulminante 136,089 Mrd. Dollar an Gehalts- und Bonizahlungen geleistet. Dies zeigt auch die ungeheure Marktmacht der großen Player. Quelle Daten, Geschäftsberichte Q4 2009: Bank of America, Citigroup, JPM, Morgan Stanley, Goldman Sachs und Wells Fargo
Die Verursacher der Finanz- und Wirtschaftkrise sind 2009 wieder die Gewinner, Moral Hazard pur!
Die 6 Finanzinstitute hatten 2009 Erträge (Umsätze) in Höhe von 457,583 Mrd. Dollar generiert. Satte 29,74% schütteten sie davon im Durchschnitt an Gehalts- und Bonizahlungen aus. Bei Morgan Stanley wurden sogar 61,8% der Erträge an die Führungskräfte, Top-Trader und Angestellten überwiesen. An die 32'500 Mitarbeiter von Goldman Sachs gingen 2009 durchschnittlich 498'246 Dollar, bei Morgan Stanley mit 19'000 Mitarbeitern waren es 14,438 Mrd. Dollar, ein Anstieg von +31% zum Vorjahr bzw. durchschnittliche skandalöse 759'894 Dollar!
Besonders drastisch ist das Mißverhältnis zwischen erbrachter "Leistung" und den Gehalts- und Bonizahlungen bei der Citigroup! Der Verlust im Geschäftsjahr 2009 betrug nicht nur die meist angegebenen -1,066 Mrd. Dollar nach Steuern, sondern kräftige -9,244 Mrd. Dollar für die Stammaktionäre, nach Steuern und Dividenden für die Vorzugsaktien (Income Available to Common Shareholders - Basic). Von den gesamten Erträgen (Total Revenues) in Höhe von 80,285 Mrd. Dollar wurden 24,987 Mrd. Dollar an Compensation and Benefits an die 265'000 Mitarbeiter ausgeschüttet.
Während die vom Steuerzahler geretteten Bankster sich wie noch nie die Taschen füllen konnten, ging es für die breite Masse der US-Bürger abwärts. Seit Beginn der Rezession im Dezember 2007 haben 7,242 Millionen Amerikaner ihre Jobs verloren! Die breiter gefasste Arbeitslosigkeit mit den Unterbeschäftigten und denen die aufgegeben haben einen Job zu suchen ist auf saisonbereinigte 17,3% bzw. auf nicht saisonbereinigte 27,509 Millionen im Dezember 2009 gestiegen. 3,957643 Millionen Anträge auf Zwangsversteigerungen gingen in 2009 an säumige Hypothekennehmer, die ihre Immobilienkredite nicht mehr bedienen konnten. Beschämende 37,925 Millionen US-Bürger erhalten Lebensmittelmarken, da ihr Haushaltseinkommen unter der Armutsgrenze liegt!
Die explizite (heute zahlungswirksame) Staatsverschuldung (Federal-, States- und Local Governments) stieg im Kalenderjahr 2009 um +1,61 Billionen Dollar auf 12,311 Billionen Dollar!
Das Leistungsbilanzdefizit der USA dürfte sich in 2009 auf ca. 450 Mrd. Dollar belaufen.
Das Zwillingsdefizit aus Staatshaushalt und Leistungsbilanz betrug 2009 täglich durchschnittlich -5,64 Mrd. Dollar!
Die US-Notenbank hatte Ende 2009 ihre Bilanz u.a. mit 908 Mrd. Dollar Hypothekenverbriefungen, Mortgage Backed Securities (MBS) aufgeblasen und damit die Finanzindustrie mit Cash im Gegenzug für die in weiten Teilen wertlosen MBS-Papiere entlastet. Liquiditätshilfen, Vermögenswertgarantien, Eigenkapitalinjektionen und die Nullzinspolitik aus dem Arsenal der Notenbank und des Staates hielten das Bankensystem am Leben.
Die Primary Dealer (darunter JPM, Citigroup, Bank of America, Goldman Sachs und Morgan Stanley) konnten praktisch unlimitiert zu Nullzins Liquidität bzw. Kredit direkt bei der FED saugen. Damit konnten sie sich günstig refinanzieren, die Gewinnmarge aus der Zinsdifferenz stieg und vor allem war reichlich Liquidität für spekulative Geschäfte im Eigenhandel vorhanden!
Welche Auswüchse der Eigenhandel hat und wie Obamas Vorschläge den Nerv der Wall Street treffen zeigt Goldman Sachs. Die von einer Investmentbank zur Geschäftsbank mutierten "Goldmänner" sind in der Realität weder das Eine noch das Andere!
Goldman Sachs ist ein riesiger Hedgefond, den Hauptteil seiner Erträge generiert Goldman Sachs am weltumspannenden Finanzmarkt, mit dem Handel von Wertpapieren aller Art! Seit 1998 mit einem Ertrag von 2,379 Mrd. Dollar aus dem Eigenhandel ging es bis zum Rekordjahr 2007 immer bergauf, am bisherigen Gipfel vor zwei Jahren betrugen die Erträge aus dem Eigenhandel 31,226 Mrd. Dollar. Nach dem kräftigen Einbruch im Jahr 2008, ist der Eigenhandel 2009 wie Phoenix aus der Asche nicht nur aufgestanden, sondern generierte neue Rekorderträge und verdeutlich damit, dass die Rettung des Bankensystems die alten Strukturen die zur Finanzkrise führten neu belebt hat!
Die Entwicklung der Erträge aus den einzelnen Hauptgeschäftsfeldern von Goldman Sachs. Der Eigenhandel (Total Trading and Principal Investments) generierte 2009 Rekordeinnahmen in Höhe von 34,373 Mrd. Dollar, nach 9,063 Mrd. Dollar 2008! Die Sparte FICC (Fixed Income, Currency and Commodities), also der Handel mit Zinsprodukten, Anleihen aller Art, Krediten, strukturierten Finanzprodukten, Derivaten, Währungen und Rohstoffen erzielte Erträge in Höhe von 23,316 Mrd. Dollar, nach 3,713 Mrd. Dollar in 2008. Die Sparte Aktieneigenhandel (Equities Trading) erzielte einen Ertrag von 6,046 Mrd. Dollar, nach 4,208 Mrd. Dollar in 2008! Hinzu kamen noch die Gebühren in Höhe von 3,840 Mrd. Dollar aus dem Aktienhandel im Auftrag für Kunden. Als kleinster Bestandteil der zusammengefassten Sparte Total Trading and Principal Investments agiert das Principal Investment, dies sind Fonds die in Private-Equity-Aktivitäten investieren, mit Erträgen in Höhe von 1,171 Mrd. Dollar.
Während also die spekulativen Aktivitäten nicht nur bei Goldman Sachs, gespeist von der exzessiven Liquiditätsausweitung der Notenbank, neue Rekorde feierten, schrumpfte die Kreditvergabe an die reale Wirtschaft und die Konsumenten drastisch! Die US-Notenbank (FED) hat seit September 2008 die Monetary Base (Notenbankgeldmenge) explodieren lassen. Sie umfasst den Bargeldumlauf und den Notenbankgeldbestand den die Kreditinstitute (Geschäftsbanken) halten.
Die Entwicklung der Monetary Base. Die Notenbankgeldmenge erhöhte sich seit August 2008 um knapp 1,2 Billionen Dollar. Die Geldmenge M1 stieg im gleichen Zeitraum nur um 318 Mrd. Dollar. Dieses Problem verdeutlicht der M1 Multiplier mit einer Rate von aktuell 0,852%! Dieses Ratio errechnet sich aus der Geldmenge M1 zur Monetary Base und macht die sinkende Effizienz der Geldpolitik der FED deutlich, deren geldpolitischen Maßnahmen nicht mehr greifen: Die Entwicklung des M1 Multilplier.
Auch die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (Velocity of Money), berechnet aus dem nominalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) geteilt durch die Geldmenge, sinkt über alle Geldmengenaggregate, bei der Geldmenge M1 vom 10,4 fachen im 4. Quartal 2007 auf das 8,6-fache im 3. Quartal 2009:
Die Entwicklung der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (nom. BIP/M1) im Vergleich zum Vorjahresquartal. In Q3 2009 schrumpft sie um -15,6%!
Die Umlaufgeschwindigkeit zeigt an, wie oft die vorhandene Geldmenge, wie Bargeld und Sichteinlagen (Kontokorrent- oder Girokonten) innerhalb eines Jahres durchschnittlich umgesetzt werden.
Die explodierende Monetary Base, der sinkende M1 Multiplier und die rapide sinkende Umlaufgeschwindigkeit des Geldes zeigen deutlich, dass es nicht gelingt die Kreditvergabe durch die Geschäftsbanken und damit die reale Wirtschaft anzukurbeln: Die einzigartige Kontraktion der privaten Konsumentenkrediten zeigt sich deutlich im Langfristchart seit 1944! Um -100,9 Mrd. Dollar geht es im November 2009 abwärts, im Vergleich zum Vorjahresmonat! Das ausstehende Volumen bei den Consumer Credits sinkt auf unbereinigte 2,478 Billionen Dollar!
Die Kreditvergabe der Geschäftsbanken an die Unternehmen und die privaten Haushalte sinkt in der Woche zum 06.01.2010 um -517,7 Dollar im Vergleich zur Vorjahr! Das ausstehende Volumen der von Geschäftsbanken vergebenen Kredit- und Leasingdarlehen sinkt auf 6,6967 Billionen Dollar!
Die Schrumpfung der Kreditvergabe geht vor allem zu Lasten der realen Wirtschaft, sichtbar an den gewerblichen und industriellen Darlehen. Um aktuell -266 Mrd. Dollar sinkt das ausstehende Kreditvolumen zum Vorjahr, auf ein Volumen von 1,333 Billionen Dollar!
Statt frisch angekurbelter Kreditvergabe führen die Injektionen der Notenbank in das Finanzsystem vor allem zum Ausgleich der immensen Kreditverluste der Finanzinstitute an den Geld- und Kapitalmärkten und zu einer Wiederbelebung des spekulativen Eigenhandels. Die Fehlentwicklungen liegen klar auf der Hand, es wäre schon lange an der Zeit gewesen kräftig Gegenzusteuern! Kontakt: info.querschuss@yahoo.de |