Der Doomsday Bären-Thread


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Neuester Beitrag: 05.12.21 09:12
Eröffnet am:30.01.06 01:03von: Anti Lemmin.Anzahl Beiträge:4.606
Neuester Beitrag:05.12.21 09:12von: 123pLeser gesamt:460.177
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10665 Postings, 7487 Tage lumpensammlerDas ist schon mal gut, OnceHush

 
  
    #701
26.09.06 23:56
ich meine das mit dem SL und dem leidenschaftslos. Wie gesagt, all zuviel ist wohl nicht zu erwarten im Oktober, aber wissen tut man's natürlich nie. Viel Glück.

PS: Die ID ist cool, how come?  

10665 Postings, 7487 Tage lumpensammlerna dann halt zweimal, konnte mich beim

 
  
    #702
26.09.06 23:57
2. Mal schon nicht mehr an alles erinnern, hehe...  

80400 Postings, 7510 Tage Anti LemmingOnceHush, Lumpensammler

 
  
    #703
3
27.09.06 00:29
Das Argument von Lumpi, dass wir die 10 % Rückgang schon hatten, ist nicht von der Hand zu weisen. Das heißt aber nicht, dass der momentane Uptrend im Oktober ungebrochen weiterlaufen muss. Der Vier-Jahres-Zyklus vor den "Zwischenwahlen" in USA ist typischerweise durch Einbrüche um 20 % geprägt - die bisherige 10-%-Korrektur im Juli ist nach den vorherrschenden Erwartungen zu schwach, um als valide "Kandidatin" für die überfällige Korrektur akzeptiert zu werden.

Ich rechne zumindest mit einer leichten Rezession in USA (damit rechnet ja selbst die Fed), die in der laufenden Berichts-Saison zu vielen Gewinnwarnungen führen wird. Kommt die Bankenkrise hinzu (unwahrscheinlich, aber keinesfalls ausgeschlossen), könnten wir in der Tat auch 50 % Rückgang bekommen - allerdings nicht sofort, sondern im Laufe eines Jahres, also bis Herbst 2007.

Ich gehe davon aus, dass der S&P-500 um 1350 herum auf einen hartnäckigen Widerstand stoßen wird, der auf SK-Basis nicht überwindbar ist. Mein Commitment mit diesem Thread würde ich ja auch gern durch neuerliche Short-Positionierungen zeigen, aber das A & O ist halt der gut getimete Einstieg. Wenn ich bei 1350 noch zum Zug käme mit dem Short (Anstiege und Abstürze dauern meist viel länger, als Viele für möglich halten), hätte ich schon mal verglichen mit heute eine um 20 Indexpunkte bessere Ausgangsbasis. Mein Risiko beim Abwarten ist freilich, dass der Abwärtszug auch ohne mich abfahren könnte. Dann bliebe immer noch, pro-zyklisch beim Bruch der 1290 den S&P-500 zu shorten.

Ich schätze, das "Window-Dressing" der Fonds geht bis zum 29. Sept. weiter. Ultimo machen sie nichts mehr, weil das auffällt und weil Window-Dressing verboten ist. Die großen Fonds haben das Problem, zu stark in Energie und Rohstoffen investiert gewesen zu sein. Da haben sie im jüngsten Abverkauf, der sehr schnell ging, den Absprung nicht rechtzeitig und vollständig geschafft. Trotzdem verkaufen die Fonds jetzt immer noch Ölwerte, um solche "Loser" im September-Kontoauszug nicht mehr den Investoren vorzeigen zu müssen. Dann gilt der Fond nämlich als dumm. Kauft er statt dessen am 29. Sept. Highflyer wie Google nahe dem Allzeithoch, gilt er als "smart", weil er ja "auf die richtigen Werte setzt" (dass er quasi als Letzter aufsprang, den bekanntlich die Hunde beißen, interessiert niemanden). Folglich werden Ölwerte jetzt immer noch mit großem Verlust abverkauft (ist ja "other peoples' money"), während allseits beliebte Highflyer zu Höchstkursen ins Depot genommen werden.

Dies hat interessanterweise zur Folge, dass die vielen kleinen US-Aktien (für die großen Fonds zu illiquide) bei der jüngsten Rallye kaum mitgestiegen sind. Der Russell 2000 steht immer noch rund 10 % unter seinem Allzeithoch im Mai. Grund ist, dass die großen Fonds, um die Performanceverluste aus den Ölwerten zu kompensieren, jetzt in großem Stil Big-Cap-Techs wie Microsoft und Cisco ins Depot nehmen (Rotation von Energie- in Techwerte) - oder gleich einen Index wie den DOW, im dem MSFT dick drin ist. So kommt es, dass sich die Rallye auf einige "Hip"-Aktien beschränkt, während die große Masse der Aktien seitwärts läuft oder gar fällt. Es ist typisch, dass die großen Indizes wie der DOW als Letzte toppen.

P.S. Lumpi, ich bin nicht dogmatisch in die Short-Idee vernarrt [mit Wahrnehmungs- Scheuklappen]. Im Gegenteil bin ich hier ja einer der Wenigen, die zurzeit NOCH NICHT short sind. Bei Shorts sehe ich aber auf Sicht bis Jahresende weit größere Chancen als auf dem reichlich ausgetretenen Pfad nach oben. Das Chance-Risiko-Verhältnis erscheint mir lukrativer.



 

305 Postings, 7841 Tage OnceHush"Once Hush" Herkunft

 
  
    #704
27.09.06 01:59
@Lumpensammler #701 - "Once Hush" hieß eine junge Rockgruppe aus Maryland, die ich 1999 in New York (entweder at Irving Plaza oder Wetlands) live gesehen habe. Stil ähnlich Dave Matthew's Band. Ich glaube, die Gruppe gibt's nicht mehr, aber die CD's gibt's immer noch bei CDBaby: http://www.cdbaby.com/cd/oncehush (zum Reinhören: Superior Machines, Titelsong und Memorial Day).

Übersetzt heißt es soviel wie "Sei einmal still!" oder "Halt doch mal den Rand" oder (wie Happy End sagen würde) "Schnauze!". ;) Dir auch viel Glück auf der langen Seite.

@Anti - hey, pass auf: Wenn du bei 1290 short gehst, bin ich schon 30 Punkte vorne! ;) Nein, ist schon richtig, den Bruch zu traden. Kann sein, dass ich per SL geben muss und erst später wieder reinkomme. Wir werden sehen... Wie sagte mal ein IT-Leiter einer deutschen Großbank: "Life is hard and then you die...". Sowas prägt.

OnceHush!
 

80400 Postings, 7510 Tage Anti LemmingOnceHush

 
  
    #705
4
27.09.06 08:14
Ich würde natürlich lieber beim S&P-500-Stand von 1350+ shorten, aber wir wissen ja nicht, ob der Höhenflug noch so weit geht. Den Bruch bei 1290 zu shorten ist nur die Ersatzstrategie, falls es mit dem Einstieg am vermuteten Top nicht klappt. Sie ist freilich nicht ungefährlich, weil beim Bruch von Standardmarken ALLE shorten, was wiederum einige Hedgefonds für ein Squeeze-Spiel ausnutzen (es gibt tatsächlich Boyz, die darauf spezialisiert sind, Charttechniker zu neppen).

Überhaupt hab ich den Verdacht, dass die Börse zurzeit vom Wahnsinn geritten ist. Der Mechanismus scheint mir zu sein: Leute recherchieren sorgfältig die Fundamentals (Housing, Kredite usw.) und machen sich Gedanken, die in einer Short-Position münden. Die Indizes reagieren darauf mit Anstiegen, weil eine shortende Mehrheit abgestraft werden muss. Dies ist IMHO zurzeit der "Motor" der Anstiege (und die Fonds, die jetzt noch Kurse für die September-Auszüge pushen).

Beim Dollar ist es ähnlich: Nun drohen die US-Zinsen Ende Januar gesenkt zu werden, während sie beim Euro steigen. Dieser Zinsvorteil sollte den Euro hieven. Auch die letzten TIC-Zahlen (Kapitalzuflüsse in USA) waren sehr schwach: Es kamen nur 32 Mrd. Dollar aus dem Ausland rein, das Budgetdefizit hingegen lag bei 64 Mrd. Dollar. Das ist eine Unterdeckung von 50 %. Daraufhin dürften viele Player neue Euro-Long-Positionen gekauft haben. Klar, dass der Dollar dann - ohne Sinn und Verstand - steigt, um die Mehrheiten abzustrafen.

Im Grunde ist das ein Plädoyer für die Charttechnik. Der Chart hat immer Recht. Wer aufgrund von Fundamentals Prognosen über die Zukunft macht und darauf wettet, bekommt eins an die Backen. Fast könnte man sagen: Die Prognosen verhindern, dass sie eintreten ;-)) Oder neoliberal: Die Märkte regulieren sich perfekt selbst.



"Life is hard" habe ich bislang übrigens erfolgreich vermieden, obwohl ich nichts geerbt habe und mir alles selber erarbeiten musste. Ich halte es ähnlich wie ein guter Freund von mir - ein professioneller Clown, mit dem ich in Boston in einer WG wohnte. Der hat sein ganzes Geld (Haus in Vermont usw.) mit Klamauk verdient. Er fing als Street Performer am Harvard Square an und tourt mit seiner Show inzwischen bis nach Deutschland. Als ihn mal jemand fragte, ob er sich nicht bald mal zur Ruhe setzen will (er ist jetzt um die 50), sagte er: "I don't know what to retire from." Das ist doch ein Leben, das Spaß macht, oder?  

20752 Postings, 7675 Tage permanentGuten Morgen

 
  
    #706
27.09.06 09:40

Es ist immer wieder erfrischend die argumentativ gut unterlegten Beiträge hier im Thread als Morgenlektüre zu lesen.
Ich sehe den Immobilienmarkt immer noch als das große Gefahrenpotential, hierzu verweise ich noch einmal auf folgenden Thread:

http://www.ariva.de/board/264043


Dementsprechend werde ich weiterhin „vorsichtig“ Shortpositionen aufbauen.

Sehr wichtig und interessant finde ich jedoch die Anmerkung aus:
Posting 698 von Lumpensammler:
„Man kann sich auch in sein Szenario so verlieben, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Am Ende filtert man alle Tatsachen, die nicht zum Szenario passen, leichtsinnig heraus und beharrt stur bei seinem Wunschziel. Aber wenn nun der dämliche Markt gar nicht mitspielen will, sollte man schon irgendwann mal überlegen, ob man sich da nicht verrannt hat.“

Hier liegt eine der größten Gefahren, gleichzeitig ist es nach meiner Auffassung wichtig sich nicht bei jedem Windhauch aus einer anderer Richtung neu zu positionieren. Eine Modifikation der Sichtweise durch neue Daten oder Tatsachen ist hingegen sinnvoll.

Ich bleibe Bär, auch wenn man „Commitment“ für dieses Szenario bisher noch bescheiden ausfällt.

Gruß

Pemanent

 

1545 Postings, 6673 Tage HobbypiratAl, der erste Gedanke ist meistens

 
  
    #707
27.09.06 13:22
der Beste... (kapiert ?)
MfG
Achi
 

80400 Postings, 7510 Tage Anti LemmingVerkaufspreise fallen auch bei neuen Häusern

 
  
    #708
2
27.09.06 17:06
Nachdem vorgestern, wie in # 680 gepostet, die Preise für Bestandsimmobilien erstmals seit 11 Jahren gefallen sind, setzt sich dieser Trend heute auch bei den neuen Häusern fort: Die Preise für Neubauten fielen, verglichen mit dem Vorjahr, um 1,3 Prozent. Und darin sind zahlreiche Kaufanreize wie Gratis-Swimmingpools noch gar nicht enthalten!

Die scheinbar positive News, dass die Verkaufszahlen im August angeblich um 4,1 % gestiegen sind, erweist sich bei näherem Hinsehen als Head-Fake: Siehe die rot unterstrichene Passage unten im Text. Dort steht, der Anstieg der Verkaufszahlen sei wegen starker Streuungen "statistisch bedeutungslos".

Die Märkte legen trotzdem eine Rallye hin. Das macht den Short-Einstieg immer attraktiver... (ich hab noch keine Puts gekauft bislang).



ECONOMIC REPORT
New home sales rise 4.1% to 1.05 million pace
Median sales price down 1.3%, first yearly decline in three years

By Rex Nutting, MarketWatch
Last Update: 10:11 AM ET Sep 27, 2006

WASHINGTON (MarketWatch) -- Sales of new homes unexpectedly increased 4.1% in August to a seasonally adjusted annual rate of 1.05 million from a three-year low in July, the Commerce Department reported Wednesday. It was the first increase in new-home sales since March.

Sales are down 17.4% in the past year and are down 23% from the peak last July. Sales in May, June and July were revised sharply lower. July's sales pace was revised to 1.009 million, the lowest since March 2003, from an earlier 1.072 million. See the full government report.

The median sales price of a new home fell 1.3% year-on-year to $237,000, the first year-on-year decline since 2003. The reported sales price does not account for the massive incentives builders have been offering to close deals.

[D.h. wenn man diese "massiven Incentives/Kaufanreize" wie einen Gratis-Swimmingpool für 30.000 Dollar noch mit reinrechnet, sind die Preise NOCH STÄRKER gefallen!]


According to the MarketWatch survey, economists were expecting sales to fall about 3.4% in August to a seasonally adjusted annual rate of 1.036 million. The August result is about 1.4% higher than expected.

[D. h. de facto sind die Verkaufszahlen also DOCH stark gefallen, lediglich nicht ganz so stark wie erwartet. Erwartet wurde -3,4 %, faktisch kam -2 %. Skeptisch macht mich, dass dieses "überraschende Wachstum" jetzt kam, nachdem die Zahlen für Mai, Juni und Juli nachträglich abwärts revidiert wurden. Hat die vielleicht ein Regierungsstatistiker die Verkaufszahlen auf August "umgebucht" und dafür in den anderen Monaten reduziert?]

The supply of unsold homes dropped 0.4% to 568,000 from 570,000, representing a 6.6-month supply at the August rate from 7.0 months in July. Earlier in the week, the National Association of Realtors reported that the median price of an existing home fell year-over-year for the first time in 11 years.

Despite the sales increase in August, there's little reason for near-term optimism about new home sales, economists said. "Builders are extremely pessimistic," Brian Bethune and Nigel Gault, economists for Global Insight, said ahead of the report. The home builders' sentiment index has plunged to a 15-year low, while housing starts have fallen 19.8% in the past year to a three-year low.

Regionally, sales rose 21.7% in the Northeast, 12.2% in the Midwest, and 11.1% in the South. Sales dropped 17.7% in the West to the lowest level since November 2001.
The government cautions that its housing data are subject to large sampling and other statistical errors. Large revisions are common. The standard error is so high, in fact, that the government cannot be sure sales increased at all in August. The 4.1% increase is statistically meaningless.  

It can take up to six months for a trend in sales to emerge. New-home sales have averaged 1.082 million per month over the past six months, up slightly from 1.082 million in the six-month period ending in July. The six-month sales average had fallen nine months in a row. The six-month average is down 16% from December.

In a separate report, the Commerce Department said orders for durable goods fell 0.5% in August on broad-based weakness in almost every sector except autos.

Rex Nutting is Washington bureau chief of MarketWatch.  

80400 Postings, 7510 Tage Anti LemmingBeschämende "Infomercials" zum Dow Jones

 
  
    #709
27.09.06 19:20
When Business News Turns Into an Infomercial
By Rev Shark
Street.com Contributor
9/27/2006 12:25 PM EDT

I'm about ready to change the channel from CNBC to Jerry Springer, as I search for greater intellectual insight, useful information and less sensationalism. Seriously though, the focus on the new high in the Dow Jones Industrial Average on CNBC is beyond silly. It simply fans the flames of emotions. It is like a daylong infomercial, lacking the class, and far more dangerous than hair in a can or a ginzu knife.

This is exactly the sort of emotionalism that ultimately led to so much pain for retail investors when the bubble broke in 2000. They were so revved up and convinced by the media that we were going to go straight up because we were at highs that they simply wanted to be in.

Frankly, I'm embarrassed and disgusted as a financial professional to watch this display. Even if the market does continue higher from this point, it is irresponsible to build it up to such a degree. What exactly happens once the DJIA does hit a high? Is there no longer any reason to worry about the market? Should we be buying more and more aggressively as this monumental news builds?

The market continues to act extremely well, but unless you are hypnotized by CNBC, it is a tough chase at this point to put more capital to work. As I said earlier, stick to the charts and don't let the emotions out there unduly influence you. As good as things look today, they can look just as bad next week. Stay disciplined.
 

1812 Postings, 6812 Tage loupluDie schlechten Nachrichten werden ausgeblendet

 
  
    #710
27.09.06 19:28
Derzeit haben die Ami andere Ziele. Windowdressing un ATH bei 11.722 sind die Ziele.
Allein, ich frage mich: Was passiert nächste Woche?
Hoffe, dass meine puts bis dahin noch überleben.  

Optionen

80400 Postings, 7510 Tage Anti LemmingDer Rechentrick bei den Haus-Verkaufszahlen

 
  
    #711
5
27.09.06 19:31
in Ergänzung zu Posting 708:

Bei Derivate-Check steht heute:

Veröffentlichung der Zahlen zu den US-amerikanischen Verkäufen neuer Häuser (New Home Sales) für August 2006

Die Zahl der Hausverkäufe ist um 4,1 % auf 1,050 Mio. gestiegen. Erwartet wurden 1,020 bis 1,040 Mio. Hausverkäufe nach zuvor 1,009 Mio. (revidiert von 1,072 Mio.)


Dies zeigt deutlich den Trick. Nur dadurch, dass die Juli-Zahlen jetzt nachträglich extrem abwärts revidiert wurden, nämlich von 1,072 auf 1,009 - das ist ein Abschlag von 6,3 % ! - kommt es zum "überraschenden Anstieg" um 4,1 %.

Wären die Juli-Zahlen (die für Mai und Juni wurden auch stark abwärts revidiert) so geblieben wie sie waren, hätte die News heute heißen müssen:

ZAHL DER HAUSVERKÄUFE BEI NEUBAUTEN UM 2,2 % GESUNKEN

nämlich von 1,072 Mio. im Juli auf jetzt 1,05 Mio.

Schöner Taschenspielertrick!


 

269 Postings, 6686 Tage HAL9000Das ist schon ein starkes Stück! o. T.

 
  
    #712
1
27.09.06 19:38
Oder wie sie heute den Ölpreis um 2,5% runtergedrückt haben, um das ATH im DOW zu überwinden. Trotzdem ist es nicht gelungen. Irgendwann wird den Bulle wohl mal die Kohle ausgehen....
Hat einer eine Ahnung wieviel Geld nötig ist, um z.B. den Ölpreis ohne Grund so zu bewegen?  

Optionen

436 Postings, 6690 Tage NRWTRADERDie Bären trauen dem Braten nicht

 
  
    #713
27.09.06 21:53
Aber 8.000 Punkte sind drin
Das Umfeld für europäische Aktien hat sich in den vergangenen Monaten deutlich verbessert. Die Volkswirtschaften wachsen weltweit, der Ölpreis hat deutlich korrigiert und die Zinsanhebungen in den Vereinigten Staaten dürften in absehbarer Zeit ein Ende finden. Schließlich zählen statistisch betrachtet die Monate ab Mitte Oktober zu den guten Börsenmonaten. Dennoch herrscht an den Finanzmärkten eine spürbare Skepsis. Für ihre negative Markteinschätzung führen die Bären durchaus plausible Gründe ins Feld. Trotzdem glaube ich, dass wir mittelfristig wieder die alten Höchstkurse sehen. Für den Dax sind 8.000 Punkte und mehr durchaus drin.

Ja, Amerika geht die Puste aus

Das wichtigste Argument der Bären gegen Aktien lautet, dass sich die Konjunktur in den Vereinigten Staaten abkühlt, was gemeinhin schlecht für Aktien ist. Auch ich bin der Meinung, dass das Geld der amerikanischen Konsumenten nicht mehr so locker sitzt und darunter das dortige Wirtschaftwachstum leiden wird. Und kommt die Weltkonjunktur-Lokomotive ins Stottern wird sich dies sicherlich auch auf die Gewinne der europäischen Aktiengesellschaften auswirken. Außerdem drohen weltweit steigende Preise, was zusätzliches Gift für Dividendenpapiere ist, argumentieren die Bären weiter. Und auch hier kann ich kaum widersprechen.

Die Kurse steigen trotzdem

... denn Aktien sind so preiswert wie seit Jahren nicht mehr, wie ein Blick auf den Euro Stoxx 50 verdeutlicht. Der Index für die 50 größten Unternehmen Eurolands notiert derzeit mit einem Stand von rund 3.800 Punkten auf demselben Niveau wie im Frühjahr 2002. Der große Unterschied ist aber, dass die 50 Unternehmen mittlerweile mit rund 300 Euro Stoxx-Punkten doppelt soviel Geld verdienen wie vor dreieinhalb Jahren (siehe Grafik). Die Bewertung ist somit auf die Hälfte gesunken. Erstaunlich, dass die Finanzmärkte diese offensichtliche Unterbewertung weitgehend ignorieren. Auch wenn sich die Weltkonjunktur abschwächt und die Inflation gleichzeitig anzieht, sind die Unternehmensgewinne noch längst nicht in den Aktienkursen enthalten.

Aber nicht nur historisch betrachtet sind Aktien preiswert. Auch im aktuellen Vergleich mit Anleihen werden Dividendentitel mit hohen Abschlägen gehandelt. Staatsanleihen mit einer 10jährigen Laufzeit werfen derzeit rund 4 Prozent Zinsen ab. Für 100 Euro bekomme ich 4 Euro Zinsen, das Anleihen-KGV beläuft sich damit auf 25. Das KGV von Aktien liegt zurzeit bei ungefähr der Hälfte (siehe Grafik). Dividendentitel kosten also nur halb so viel Anleihen. Der Bewertungsunterschied von Aktien und Anleihen war selten so groß wie heute. Doch nach meiner Erfahrung lösen die Finanzmärkte solche Differenzen mittelfristig auf. Aus Angst vor Risiken meiden die Anleger zurzeit europäische Aktien wie der Teufel das Weihwasser. Eine Übertreibung. Anleger sollten jetzt die Chancen eines langfristigen Aktieninvestments nicht außer Acht lassen.

Risiko ist nicht gleich Risiko - warum eigentlich?

Interessanterweise ist grundsätzlich die Bereitschaft ins Risiko zu gehen bei den Investoren vorhanden. Die Aktienmärkte der so genannten BRIC-Staaten, also Brasiliens, Russlands, Indiens und Chinas, sind bei den Anlegern sehr beliebt. Gleiches gilt für viele Märkte Osteuropas. Warum die Investoren aber bereit sind, dort KGVs von 30 zu zahlen, während in Europa KGVs von nicht einmal der Hälfte für angemessen gelten, ist schon erstaunlich. Am Standortnachteil kann es nicht liegen. Die großen europäischen Unternehmen agieren international. Produziert wird dort, wo die Kosten stimmen. Verkauft wird dort, wo Nachfrage besteht. Ob sich die Firmenzentrale in Europa oder in einem der BRIC-Staaten befindet, ist dabei eher unerheblich.

Mittelfristig sind Finanzmärkte effizient

Solche Über- bzw. Untertreibungen, wie wir sie derzeit beobachten, sind immer nur von begrenzter Dauer. Denn das Kapital fließt mittelfristig dorthin, wo die Rendite-Risiko-Verhältnisse am attraktivsten sind. Und derzeit findet sich kaum ein Markt, der günstiger ist als der europäische Aktienmarkt.



 
Angehängte Grafik:
Bewertung_Anleihen_vs_Aktien.jpg
Bewertung_Anleihen_vs_Aktien.jpg

436 Postings, 6690 Tage NRWTRADERErgänzung zu *713

 
  
    #714
27.09.06 22:15
Habe mit 50% meiner DAX Werte Gewinne realisiert, mit den anderen 50% bleibe ich investiert, wenn der Markt sich im Oktober Richtung Süden bewegt, werde ich ab November wieder neu investieren und zwar überwiegend in Öl-Werte (BP), weil ich davon überzeugt bin, das der Ölpreis um die 60$ sein Tief gesehen hat!
Short bin ich, Gott sei Dank, nur im Hedge 2006 Börsenspiel gegangen;-)

Soll heißen, hätte ich den "Doomsday Bären-Thread", ernst genommen und meine Kohle in Short Produkte investiert, wäre ich jetzt Pleite;-))
Siehe mein Hedge2006 !

 
Angehängte Grafik:
Euro_Stoxx_50.jpg
Euro_Stoxx_50.jpg

511 Postings, 8043 Tage Bowwarrior@NRWTRADER

 
  
    #715
27.09.06 22:36
Darf ich fragen wo ich diese schöne Graphik finden kann, evtl. in größerem Format - ich hab nämlich leider keine solch aktuelle?!
Danke!

Gruß
Bow

 

436 Postings, 6690 Tage NRWTRADER@Bowwarrior

 
  
    #716
27.09.06 22:44
Du kannst die Grafik aus *714 auf deinen Rechner speichern, größer gibt es die Grafik nicht.

Gruß NRWTRADER  

80400 Postings, 7510 Tage Anti LemmingNRWtrader

 
  
    #717
1
27.09.06 22:49
In Deinem Hedge-Spieldepot hattest Du Hundertausende Out-of-the-Money Puts auf Standardwerte mit relativ kurzer Laufzeit. Sowas geht fast immer in die Hose. Wenn Du Dir mein Hedge-Spieldepot bei Ariva ansiehst, in dem ich die Puts ebenfalls nicht verkauft habe (anders als in der Realität, VK hier gepostet), dann bemerkst Du, dass ich damit noch keinesfalls Pleite bin wie Du (267/508).

Es ist daher absurd, wenn Du Deine saumäßige Performance "falschen Empfehlungen" hier im Thread anlastest. Grund für Dein Fiasko ist vor allem Deine irrwitzige Schein-Auswahl. Ich erinnere mich noch gut, wie Du Dich nach kurzfristigen Anfangsgerfolgen damit gebrüstet hattest, bald auf Platz 1 vorzurücken. War wohl nix. Naja, Du sagt ja selber von Dir, Du seist jung und relativ unerfahren. Dann lern wenigstens was draus ;-))

 

80400 Postings, 7510 Tage Anti LemmingWarn-Signal: wachsende Credit-Spreads

 
  
    #718
27.09.06 22:53
Credit Spreads Indicate Some Worries
By Tony Crescenzi
Street.com Contributor
9/27/2006 3:12 PM EDT

Credit spreads for speculative-grade issues have widened sharply in recent days and are now at their widest since January. The weak relative performance of lower-quality bonds indicates concern about the economy, something that is quite apparent in the performance of the Treasury market. Nevertheless, spreads haven't widened either rapidly enough or deeply enough to suggest that worries over the economy are deep.

A key gauge of the junk bond market is the Standard & Poor's speculative-grade credit index. On Monday (the latest date for which data are available), the S&P spec-grade index closed at 385.1 basis points over Treasuries, an increase of 28 basis points over a week earlier and 69 basis points above the low for the year set in May. While up, the index is close to its two-year average of about 375.0 and still well below where it stood three years ago when it was over 800.0.

So the main message is that while the credit market clearly expects a slowdown, it does not yet see a deep, lasting retrenchment of economic activity. If it did, it would worry a bit more about future cash flows. Nevertheless, the pace of spread widening over the past week bears watching.
 

436 Postings, 6690 Tage NRWTRADER@Anti Lemming

 
  
    #719
27.09.06 23:11
"Es ist daher absurd, wenn Du Deine saumäßige Performance "falschen Empfehlungen" hier im Thread anlastest. Grund für Dein Fiasko ist vor allem Deine irrwitzige Schein-Auswahl. Ich erinnere mich noch gut, wie Du Dich nach kurzfristigen Anfangsgerfolgen damit gebrüstet hattest, bald auf Platz 1 vorzurücken. War wohl nix. Naja, Du sagt ja selber von Dir, Du seist jung und relativ unerfahren. Dann lern wenigstens was draus ;-))"

Anti; wenn der Markt mitgespielt hätte, dann würde ich jetzt den ersten Platz belegen, denn nur mit so einer Auswahl an Power Produkten, kann man gewinnen oder alles verlieren!
Von "falschen Empfehlungen", habe ich nichts geschrieben, lies bitte genau nach was ich geschrieben habe!
Und ich finde diesen Thread, sehr interessant und Dein Beiträge sehr sehr informativ!

Ich wollte nur damit ausdrücken, das nichts desto trotz, sich jeder nach seinen Verhältnissen, Risikobereitschaft und Anlagehorizont positionieren soll.
Es ist auch wichtig das es so einen Thread gibt, damit man nicht zu Bullig wird und dann ins offene Bärenmesser rennt;-)
Fazit; weiter so in diesem Thread
   

436 Postings, 6690 Tage NRWTRADERDie Billionen-Bombe

 
  
    #720
2
28.09.06 01:04
Finanzmärkte
Die Billionen-Bombe
Von Beat Balzli, Frank Hornig und Wolfgang Reuter

Hedgefonds sammeln immer mehr Geld und spekulieren mit allem, was Profit bringt: mit Aktien, Devisen, Rohstoffen, sogar mit den Schulden anderer. Niemand weiß, welche Risiken sie eingehen. Deshalb sind sie selbst zum Risiko geworden, Experten warnen vor einem Domino-Crash.

Nicholas Maounis lässt es sich einiges kosten, seinen gestressten Händlern die Arbeit zu erleichtern: Zum Dampfablassen gibt es ein schalldichtes Musikstudio mit Schlagzeug, Keyboard und E-Gitarren, im aufwendig eingerichteten Entspannungsraum stehen Videospiele bereit, die Muskeln lassen sich im firmeneigenen Fitnessstudio trainieren.

Hedgefonds: Die Billionen-Bombe
Maounis, 43, ist Gründer des Hedgefonds Amaranth Advisors. Er besitzt Villen in Florida und unweit der Firmenzentrale in Greenwich, Connecticut, sowie eine ganze Flotte von Luxuslimousinen, die Mitgliedschaft im Hudson National Golf Club war ihm 200.000 Dollar wert.

Noch im August war sein Fonds neun Milliarden Dollar schwer. Von 25 Prozent Rendite schwärmte ein Topmanager noch vorvergangene Woche vor potentiellen Investoren. Auf der Website ist von "erstklassigem Risikomanagement" und "hochdiszipliniertem" Anlageverhalten die Rede.

Wenige Tage später kam der Zusammenbruch. Amaranth hatte sich mit Erdgasoptionen verspekuliert - und innerhalb einer Woche fünf Milliarden Dollar verloren.

Verschuldet hat diesen GAU ausgerechnet Brian Hunter, 32, der Star unter den Amaranth-Händlern. Im vorigen Jahr, als Hurrikan "Katrina" die Energiemärkte erschütterte, nahm er für das Unternehmen mit gutplatzierten Wetten auf den Erdgaspreis rund eine Milliarde Dollar ein. Maounis war beeindruckt, er machte Hunter, der allein vergangenes Jahr 75 bis 100 Millionen Dollar verdiente, zum Co-Chef der Rohstoffabteilung.

"Jedes Mal, wenn du glaubst zu verstehen, was die Märkte bewegt, passiert etwas anderes", sagte Hunter erst im Juli in einem Interview über das höchst volatile Geschäft mit den Erdgasoptionen. Er hatte auf weitersteigende Gaspreise spekuliert - doch sie fielen. Am Ende, urteilt das "Wall Street Journal", habe Hunter schlicht den richtigen Zeitpunkt verpasst, "seine Spielchips vom Tisch zu nehmen".

Es wird viel gespielt im weltweiten Casino. Die waghalsigsten Spieler sind Hedgefonds wie Amaranth, sie verwalten die unvorstellbare Summe von 1,2 Billionen Dollar. Und das ist oft nur ein Bruchteil ihres Einsatzes, im Extremfall finanzieren sie bis zu 90 Prozent ihrer Geschäfte mit Fremdkapital. Das leihen ihnen die Banken, ohne dass diesen Darlehen entsprechende Sicherheiten gegenüberstehen.

Wo das viele Geld steckt, weiß niemand. Transparenz ist in der Welt der Hedgefonds ein Fremdwort. Es gibt weder Meldepflichten noch Regularien, die einzuhalten wären. Nichts ist verboten - und deshalb alles erlaubt.

Hedgefonds-Manager können das Geld anlegen, wo es am meisten Profit verspricht: Sie spekulieren mit Aktien, Devisen, Rohstoffen oder Anleihen, auf steigende oder fallende Kurse. Sie greifen Unternehmen an und setzen ganze Volkswirtschaften unter Druck.

Eine riesige Blackbox ist da entstanden, und niemand weiß, welche Risiken sich darin verbergen. Der Chef der beim Internationalen Währungsfonds neugeschaffenen Abteilung für Finanzmarktüberwachung, Jaime Caruana, warnt, dass die "heutigen, zunehmend komplexeren Finanzmärkte bisher noch nicht durch schwere Schocks geprüft wurden".

Ein deutscher Bankenvorstand formuliert es anders: "Das Ganze ist der Ritt auf dem Rücken eines Tigers." Selbst die Europäische Zentralbank (EZB), eher für zurückhaltende Wertungen bekannt, sieht die Stabilität des Weltfinanzsystems in Gefahr.

Im Fall Amaranth verspekulierte sich nur ein einzelner Fonds. Was aber passiert, wenn viele Fonds, finanziert von vielen Banken, schiefliegen?

Schon einmal, im September 1998, standen die Finanzmärkte kurz vor dem Kollaps. Damals verlor der Hedgefonds Long-Term Capital Management (LTCM) über vier Milliarden Dollar mit Investitionen in Staatsanleihen. Plötzlich waren seine Kredite nicht mehr gedeckt, etliche Banken kamen in Schwierigkeiten. Eine Kettenreaktion drohte - die US-Notenbank organisierte eine Stützungsaktion.

Seither, meint der Finanzmarktspezialist Andrew Lo, Direktor an der US-Eliteschmiede Massachusetts Institute of Technology (MIT), sei das potentielle Systemrisiko, das von Hedgefonds ausgeht, sogar noch gestiegen. Die Gründe für diese gefährliche Entwicklung sieht er in der zunehmenden Vernetzung von Banken und Fonds sowie in dem gestiegenen Einsatz von Fremdkapital.

Das Zerstörungspotential der Hedgefonds ist jedenfalls weit größer, als der Fall Amaranth erahnen lässt. Und die größte Gefahr geht nicht von Spekulationen mit Gas- und Ölkontrakten aus.

Im heißesten Spiel der Finanzjongleure wird mit sogenannten Derivaten, die Kreditrisiken absichern, gehandelt. Das Volumen dieser Geschäfte vervielfachte sich in den vergangenen Jahren auf über 17 Billionen Dollar.

Es gibt kaum gefährlichere Wetten als die auf Kreditpleiten. Die komplexen Instrumente - sogenannte Credit Default Swaps (CDS) - machen allerdings durchaus Sinn. Im großen Stil kommen sie seit den neunziger Jahren zum Einsatz, die Banken können sich damit gegen den Ausfall großer Kreditkunden absichern.

Vereinfacht funktioniert das Geschäft so: Will die Commerzbank beispielsweise einen 50-Millionen-Euro-Kredit an DaimlerChrysler absichern und damit ihren Spielraum für weitere Kreditvergaben erhöhen, so sucht sie sich auf dem Markt eine geeignete Gegenpartei, etwa die Deutsche Bank. Im Telefonhandel oder über digitale Handelsplattformen legen die Spezialisten die Modalitäten fest. Je länger die Laufzeit der Absicherung, umso höher die Prämie, die die Commerzbank der Deutschen Bank jährlich zahlen muss. Die Deutsche Bank wird aber das Risiko nicht auf sich sitzen lassen, sondern ebenfalls weiterreichen und damit neutralisieren. Auch sie kauft sich im Markt Schutz für die 50 Millionen und zahlt dafür zum Beispiel an die US-Investmentbank J. P. Morgan eine entsprechende Prämie. Hat sich auf dem Markt die Einschätzung des Daimler-Risikos inzwischen verbessert, liegt die Prämienzahlung an J. P. Morgan unter den Prämien der Commerzbank, und die Differenz bleibt bei der Deutschen Bank als Profit hängen.

Dieses Spiel wird täglich x-mal gespielt, was erklärt, wie aus dem handelbaren Kreditvolumen von mehreren Hundert Milliarden die gigantische Versicherungssumme von mehreren Billionen entsteht. Doch der Dschungel gegenseitiger Verpflichtungen scheint kaum noch durchschaubar, bizarrste Konstellationen sind denkbar. Verschiebt vielleicht eine Bank ihr Ausfallrisiko in die Bücher eines Fonds, dem sie gleichzeitig auch Kredit gibt?

Sogar Profis haben längst den Überblick verloren. Die Angst vor unkontrollierbaren Dominoeffekten geht um.

US-Börsenlegende Warren Buffett hält jedenfalls wenig von Derivaten. Für den - nach Bill Gates - zweitreichsten Mann der
USA sind sie "finanzielle Massenvernichtungswaffen". Szenekenner sind sich einig, dass Buffett mit diesem Ausspruch vor allem auf die Kreditderivate zielte.

Der Markt hat sich in den vergangenen drei Jahren dramatisch verändert. Die Suche nach Schutz gegen Kreditpleiten treibt nicht mehr allein das Geschäft, sondern auch die Gier nach Rendite. Es entsteht eine gefährliche Mischung aus neuen Produkten, explosionsartigem Wachstum, ähnlichen mathematischen Risikomodellen, wenigen potenten Spielern und vielen Spekulanten.

Rennen alle Banker wie Schafe in derselben Minute zum selben Ausgang, wenn es brenzlig wird? Und wissen die tonangebenden Clubmitglieder überhaupt tagesaktuell, welche frischen Risiken in ihren Büchern schlummern?

Dass das Risikomanagement der Spieler die Achillesferse des ganzen Systems ist, dämmert der Szene erst so richtig, seit die neuen Großverdiener der Wall Street den Markt der Kreditderivate für sich entdeckt haben. Um die Renditeeinbrüche in den klassischen Märkten zu kompensieren, nehmen die Manager der unregulierten Hedgefonds zunehmend Kreditrisiken in die Bücher - oft das Vielfache ihres Eigenkapitals.

Für diese Kontrakte müssen sie im Gegensatz etwa zum Kauf einer Unternehmensanleihe kaum Geld in die Hand nehmen. Stattdessen hinterlegen sie nur eine bescheidene Sicherheit und kassieren die Versicherungsprämie.

Was aber passiert, wenn die Risikomodelle versagen? Wenn große Schuldner pleitegehen und Fonds deshalb in Schieflage geraten?

Am 5. Mai 2005 war es - fast - so weit. Da stufte die Rating-Agentur Standard & Poor's die Kreditwürdigkeit des weltgrößten Autokonzerns, General Motors (GM), auf Ramschniveau herunter. Die Banken verlangten nun für die alten Versicherungsverträge automatisch eine Aufstockung der hinterlegten Sicherheiten, weil das schlechte GM-Rating die Ausfallwahrscheinlichkeit erhöht hatte.

Doch Hedgefonds investieren nicht nur in Kreditderivate. Manche kaufen auch echte Kredite auf. Die riskantesten Tranchen sind derzeit im Milliardenpoker der ungebremst boomenden Private-Equity- Branche zu haben.

Mit nur wenig Eigenkapital kapern deren Manager reihenweise Unternehmen. Den Rest des Kaufpreises finanzieren sie mit Schulden, deren stolze Zinsen wiederum das Übernahmeopfer zahlen darf. Als Lieferanten für die riskantesten Hochzinstranchen stehen immer öfter Hedgefonds zur Verfügung, die involvierten Banken halten meist nur kleine Kreditpositionen - und sie wissen wohl, warum.

Allein im ersten Halbjahr 2006 lag der Wert der weltweit getätigten Übernahmen der Private-Equity-Branche bei 300 Milliarden Dollar, wovon ein erheblicher Teil fremdfinanziert ist. Die übernommenen Firmen werden nicht selten ausgehöhlt, ihr finanzielles Rückgrat durch den enormen Schuldenberg bis an die Schmerzgrenze belastet.

Für den Fall eines Abschwungs in der Weltwirtschaft prophezeien Ökonomen bereits eine Pleitewelle - und damit eine Flut neuer, notleidender Kredite. Dann könnten auch die Hedgefonds in Schwierigkeiten kommen, sie müssten ihre Positionen liquidieren, Aktien und Anleihen auf den Markt werfen, die Krise wäre da.

An Warnungen vor solchen Szenarien mangelt es nicht, allerdings an der Entschlossenheit, etwas gegen die Gefahr eines finanziellen Flächenbrandes zu unternehmen.

Auch die deutsche Regierung schwankt. Zwar kritisiert der für Finanzmärkte zuständige Abteilungsleiter im Bundesfinanzministerium, Jörg Asmussen, dass etwa im Fall der Kreditabsicherung "der letztendliche Verbleib dieser Kredite von keiner Aufsicht überblickt, geschweige denn überwacht" werde.

Sein oberster Dienstherr, Finanzminister Peer Steinbrück, glaubt aber auch, dass Finanzinvestoren, also Private-Equity-Firmen wie auch Hedgefonds, oftmals geradezu ein Segen für die Volkswirtschaft eines Landes sind, da sie für Liquidität sorgen.

Steinbrück will die Finanzinvestoren nicht vertreiben - und deshalb nur moderat regulieren. Er will die Risiken, die mit ihren Geschäften verbunden sind, so weit wie möglich eindämmen, ohne gleichzeitig die Chancen einzuschränken.

Nationale Alleingänge, das wissen Steinbrücks Ministeriale, machen ohnehin kaum Sinn. Die Deutschen wollen deshalb die Regulierung von Hedgefonds und Private- Equity-Gesellschaften zu einem Schwerpunkt der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im kommenden Jahr machen.

Am Ende wird es darauf ankommen, ob auch die USA mitspielen. Schon seit längerem bemüht sich die amerikanische Börsenaufsicht SEC um eine effektive Regulierung der Hedgefonds. Doch ein US-Gericht hat die von der SEC entwickelten Regeln zurückgewiesen. Jetzt will SEC-Chef Christopher Cox zumindest die Anforderungen an Hedgefonds-Investoren verschärfen und die Mindestsumme für Investitionen deutlich anheben.

Die Widerstände sind enorm. Die amerikanische Finanzwirtschaft ist eine der mächtigsten Branchen des Landes - und ihre Lobby hat großen Einfluss in Washington.

Selbstverständlich gehörte auch Amaranth zu den Gegnern jeglicher Kontrolle. Noch 2004 wandte sich ein Firmenanwalt gegen vorherrschende "Medienklischees" über Hedgefonds-Manager.

Amaranth "operiert nicht im Schatten", sagte er, die SEC habe nur dürftig erklären können, worin das Problem überhaupt bestehe.


© DER SPIEGEL 39/2006



 

80400 Postings, 7510 Tage Anti LemmingNRWtrader

 
  
    #721
28.09.06 09:32
"Anti; wenn der Markt mitgespielt hätte, dann würde ich jetzt den ersten Platz belegen"

Nrwtrader, wenn der Markt mitgespielt hätte, dann wäre auch der Hedgefond Amaranth jetzt nicht pleite, und sein Trader-Chef Hunter wäre Multimillionär - und nicht ohne jegliche Abfindungen auf die Straße gesetzt worden.

Deine Aus-dem-Geld-Optionskäufe und Amaranths Gas-Spekulationen litten an demselben Problem: mangelndes Risikomanagement. In beiden Fällen wurden exorbitante Risiken eingegangen, ohne sich für den Fall, dass es anders kommt, abzusichern. Das wäre bei Amaranth und Dir ein Stopp-loss gewesen. Noch wirksamer wäre gewesen, von vornherein gar nicht erst so extreme Risiken einzugehen. Im Nachhinein zu sagen, Du wärst, wenn alles geklappt hätte, "auf dem ersten Platz", ist kein wirklicher Trost - obwohl Du Dich dann vermutlich jetzt als Trading-Genie "gefeiert" hättest.

Es gibt hier einen anderen Poster bei Ariva mit häufig wechselnden Nicks, der ständig neue Threads aufmacht, dass der "Dax explodiert" - und dann irrwitzige Turbo-Wetten eingeht. Das ist ein Paper-Trader, der damit offenbar Minderwertigkeitskomplexe kompensieren will, indem "allen hier mal zeigt, wie man wirklich Geld verdient". Ich glaube, Du hast sowas trotz Deiner Unerfahrenheit nicht nötig, da ich Dich für intelligenter halte. Ich bleibe also dabei: Lern was draus.
 

80400 Postings, 7510 Tage Anti Lemmingzu 720 - Spiegel-Artikel

 
  
    #722
28.09.06 09:48
Dort steht: "Am 5. Mai 2005 war es - fast - so weit. Da stufte die Rating-Agentur Standard & Poor's die Kreditwürdigkeit des weltgrößten Autokonzerns, General Motors (GM), auf Ramschniveau herunter. Die Banken verlangten nun für die alten Versicherungsverträge automatisch eine Aufstockung der hinterlegten Sicherheiten, weil das schlechte GM-Rating die Ausfallwahrscheinlichkeit erhöht hatte."

Nach meiner Kenntnis war das Problem etwas komplexer: Hedgefonds hatten GM-Anleihen gekauft bzw. Credit Default Swaps darauf als Stillhalter verkauft. Und da sie Hedgefonds sind, haben sie das Risiko zusätzlich "gehedgt", indem sie gegen diese Position
GM-Aktien short verkauft hatten. Die Überlegung schien logisch sauber: Wenn (a) die Kredite von GM baden gehen, geht (b) auch die Aktie baden. Die Verluste aus (a) werden dann durch die Short-Gewinne aus (b) ausgeglichen.

Es kam jedoch - wie schon 1998 bei LTCM - "anders als erwartet": Als das Kredit-Downgrade rauskam, stürzten zunächst die Bonds UND die Aktien ab, die GM-Aktie notierte um 20 Dollar nach zuvor 35. So weit, so gut. Dann trat aber "überraschend" GM-Großaktionär Kirk Kerkorian (der auch seinerzeit Daimler-Chrysler wegen der "Übernahme" von Chrysler auf Schadensersatz verklagt hatte, er war zuvor Großaktionär bei Chrysler) auf den Plan und verkündete, dass er seinen damaligen ca. 8-%-Anteil (Zahl jetzt von mir geschätzt/erinnert) drastisch aufstocken wolle und bereit sei, dafür 27 Dollar (geschätzt/erinnert) pro GM-Aktie auszugeben.

In der Folge schoss die GM-Aktie von 20 auf 27 Dollar hoch, während die Bonds durch die Rückstufung am Boden liegen blieben. Damit war die eigentlich logische Wette der Hedgefonds in die Hose gegangen. Sie waren jetzt doppelt "unter Wasser": Verluste bei den Bonds, die gefallen waren, UND bei den Aktien-Shorts, die gefallen waren, weil die Aktien stiegen.

Dumm gelaufen halt, TROTZ ausgeklügelten Hedgings.

Der Spiegel stellt das oben etwas simplistisch dar: Die Hedgefonds hätten Schulden gekauft und seien bei deren Abstufung in Schieflage geraten. Die eigentliche Schieflage kam durch den raffinierten Schachzug von Kirk Kirkorian - der vielleicht sogar den Short-Squeeze ins Kalkül gezogen hatte...


 

1545 Postings, 6673 Tage HobbypiratDie Ergebnisse aus den Shorts

 
  
    #723
28.09.06 09:53
müssten doch die Verluste aus den Verträgen kompensiert haben ?  

80400 Postings, 7510 Tage Anti LemmingNein

 
  
    #724
28.09.06 09:54
weil die Aktien wegen Kerkorians Erklärung, er wolle zu 27 Dollar aufstocken, STIEGEN.  

234262 Postings, 7497 Tage obgicouUS BIP zeigt Rolle des Housing Marktes

 
  
    #725
28.09.06 15:11

Economy grows at a 2.6 percent pace
28.09.06 14:54

WASHINGTON (AFX) - Economic growth clocked in at a 2.6 percent pace in the spring, even slower than previously thought. The latest reading on the gross domestic product, released Thursday by the Commerce Department, reinforced expectations that the economy is settling into a spell of somewhat sluggish activity. The growth rate was weaker than the 2.9 percent figure estimated for the April-to-June quarter a month ago. Many economists were predicting that this estimate would hold and thus there would be no revision to the overall GDP figure. Gross domestic product measures the value of all goods and services produced within the United States and is considered the best barometer of the country' economic standing.
The government said the downgraded reading for the second quarter was mostly related to less inventory building by businesses. Still, the weakness in the housing sector was vivid. Investment in home building plunged at an annualized rate of 11.1 percent in the spring, the most in 11 years. The second-quarter slowdown comes after the economy sprinted ahead in the first three months of this year, expanding at a 5.6 percent pace, the strongest spurt in 2 1/2 years. The economy has shifted into a slower gear due to a number of factors, including the cooling of the once sizzling housing market, the toll of once surging energy prices and the impact of the Federal Reserve's two-year string of interest rate increases. Economic growth is expected to stay somewhat subdued through the rest of this year. The National Association for Business Economics is forecasting the economy to expand at a pace of 2.6 percent in the current July-to-September quarter and in the final three months of the year. With the November elections looming, voters' perceptions of the economy's health may influence their choices at the polls. President Bush's approval rating on the economy is at 39 percent, according to an AP-Ipsos poll. That remains near his lowest ratings. Copyright 2006 Associated Press. All rights reserved. This material may not be published, broadcast, rewritten, or redistributed.

Im Frühjahr hatten wir noch steigende Preise und hohe Home-Sales-Zahlen.
Ds BIP in Q3 beim aktuellen Housingmarkt wird also wesentlich schwächer sein.  

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