Sollen die Sahara-Geiseln sich an den Kosten ihrer Befreiung beteiligen?
Ich meine, wer ein besonderes Risiko auf sich nimmt (Das Auswärtige Amt hatte ja gewarnt), sollte sich entweder dagegen versichern (dann weiß er ganz schnell, wie teuer so was sein kann), oder er sollte zumindest bereit sein, zu Zahlen. Oder testamentarisch verfügen, dass er dann eben bereit ist zu sterben - gibt ja auch Menschen, deren Prinzipien so gelagert sind.
Wieso sollte die Allgemeinheit für diesen Leichtsinn zahlen?
Ein weiteres Problem wird dabei nämlich übersehen: Wir stopfen Terroristen auf diesem Weg Millionen in die Tasche, ich bin mir sicher, dass wir das nicht wollen und tun sollten!
Good Day,
Glasnost
Die Welt ist erforscht. Das es da nicht zu sehen gibt, hätte ich ihnen auch sagen können.
Und das die Banden da rumwüten und Turis entführen, weiß man auch.
Hey, Biker Feeling, Risiko, Nervenkitzel auf einer Japanischen Enduro, wir sind Cool!
Arschlecken, selber alles zahlen.
Aber das werden sie wohl nicht können.
Und dann nach der "Rettung" zu Stern TV, und danach ein Buch schreiben.
Ich finde das alles zum Kotzen.

18. Aug 2003 13:31
Die Freilassung von 14 entführten europäischen Sahara-Touristen steht offenbar unmittelbar bevor. Es handelt sich um neun Deutsche, vier Schweizer und einen Niederländer.
Das Bundeskriminalamt hat die Namen der letzten 14 in der Sahara festgehaltenen europäischen Urlauber im Internet veröffentlicht. Die neun Deutschen, vier Schweizer und ein Niederländer verschwanden zwischen dem 22. Februar und dem 8. März bei Wüstentouren im Osten Algeriens.
Gruppe 1: Marc Hediger (42), Reto Walther (35), Sibylle Graf (19), Silja Stäheli (19). Die Schweizer werden seit dem 22. Februar vermisst, sie waren mit einem Toyota auf der so genannten Gräberpiste unterwegs.
Gruppe 2: Arjen Hilbers (35), Martin Hainz (38), Rainer Bracht (46), Christian Grüne (37). Die Touristen waren mit Motorrädern unterwegs. Sie stammen aus den Niederlanden, aus Detmold, Miesbach und Berlin und werden seit dem 22. Februar vermisst.
Gruppe 3: Jürgen Matheis (36), Frank Gottlöber (30), Sascha Notter (27). Die Motorradfahrer aus Pirmasens, dem Main-Taunus-Kreis und Ludwigsburg verschwanden ebenfalls am 22. Februar auf der Gräberpiste.
Gruppe 4: Witek Mitko (49), Kurt Schuster (64), Erna Schuster (62). Die 45-jährige Michaela Spitzer starb im Juli an einem Hitzschlag. Die beiden Paare aus Augsburg unternahmen ihre Reise in zwei Geländewagen, sie verschwanden am 8. März auf der Strecke zwischen Illizi und Djanet.
17 Sahara-Touristen waren bereits Mitte Mai vom algerischen Militär befreit worden. (nz)
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,261799,00.html
... Im Konsulargesetz sei geregelt, dass die Regierung verpflichtet sei, Deutschen in Not im Ausland zu helfen. Das Gesetz sehe auch vor, dass die Betroffenen eine finanzielle Eigenleistung erbringen.
Paragraf 5 lautet: "Der Empfänger ist zum Ersatz der Auslagen verpflichtet."
Eine Kostenbeteiligung nach der Befreiung aus Geiselhaft hatte es unter anderem vor drei Jahren gegeben, als der auf den Philippinen verschleppten Familie Wallert aus Göttingen 6500 Euro für den Rückflug und Versorgungskosten berechnet wurden.
Alles im Sinne der Tradition: wer in ferne Länder schweift, kriegt eine aufs Maul und sollte für diese Dummheit blechen. Lernen die hier nie aus der Geschichte? Im Schwarzwald isses auch schön.
Wen könnte man noch an was beteiligen?
Im Übrigen sollen die schon etwas zahlen die blöden Biker ist es nicht so das mit der
Bike PS-Zahl das Gehirn im Verhältnis schrumpft oder haben die auch alle einen zu kleinen wie die Porsche und BMW-Fahrer?
Opfer wurden zu Befreiten. Das ist für uns alle erst einmal ein Grund zur Freude. Danach geht es um Täter, die zur Rechenschaft gezogen und um Fragen, die beantwortet werden müssen.
UWE ZIMMER, Chefredakteur der Neuen Westfälischen
habe die Beiträge z.T. nur überflogen; hoffe, dass ich nix nachplappere ...
So weit ich weiss, wurden die Reisewarnungen erst ausgesprochen, nachdem die Leute entführt wurden. D.h. die machten zwar keinen Pauschalurlaub aber auch nichts dramatisches. Entführt werden kann man doch überall, siehe Fam. Wallert letztes Jahr (irgendwo in SO-Asien).
Ich bin dafür, dass die Geiseln sich an den Kosten beteiligen, da ihnen ja auch Leistungen zur Verfügung gestellt wurden. Da die Regierung(en) wohl auch nie zugeben werden, dass sie Lösegeld gezahlt haben, kann das auch nicht in Rechnung gestellt werden. Es gaht also darum, Medikamente, Lebensmittel, etc. umzulegen. Die Wallerts haben letztes Jahr auch eine Rechnung vom Auswärtigen Amt bekommen (und bezahlt). Ist doch besser als draufgehen, oder??
So long (oder doch besser short?)
Kalli
Kolumne
von Konrad Adam
Die Geiseln sind aus der Sahara zurückgekehrt nach Deutschland. Und immer noch erstaunlich schweigsam. Zu berichten gäbe es ja genug, nachdem ihr Urlaub tatsächlich zum Abenteuer geworden war; zum Abenteuer allerdings nicht nur für sie selbst, sondern auch für Staat und Regierung in Deutschland. Auch wenn die Umstände, unter denen sie freikamen, und der Preis, der dafür bezahlt worden ist, aus guten Gründen im Dunklen bleiben, gibt es für Mutmaßungen Anhaltspunkte genug. Schließlich war es das Verteidigungsministerium, eine amtliche Stelle also, die den Aufwand, der für die Freilassung betrieben werden musste, "enorm" genannt hat. Monatelang waren die Leute vom Auswärtigen Amt, der Bundeswehr, des BND im Einsatz, um die Voraussetzungen für ein Ende zu schaffen, das nur bei oberflächlicher Betrachtung glücklich genannt werden kann.
Denn selbstverständlich hat es Gegenleistungen gegeben; und die sind Leuten zugute gekommen, die der Westen ansonsten als seine geschworenen Feinde zu betrachten pflegt. Diesmal hat er sie freilich nicht bekämpft, sondern finanziert, und das nicht zu knapp. Die Folgen werden sich noch zeigen. Realistisch betrachtet, dürften die Kosten für die Aktion in dreistelliger Millionenhöhe gelegen haben; hoch genug jedenfalls, um eine nennenswerte Beteiligung durch die Befreiten selbst auszuschließen. Sie übersteigen die Möglichkeiten jedes Einzelnen bei weitem, und zwar auch dann, wenn die Entführten es diesmal ähnlich machen sollten wie die von Jolo und mit ihrer Geschichte hausieren gehen würden.
Zumindest einen Beitrag hätten die Geiseln aber sehr wohl leisten können, zumal er sie nichts gekostet hätte. Sie hätten sich öffentlich für das bedanken können, was die Regierung und das Land für sie getan haben; denn das war nicht wenig. Davon ist aber nichts bekannt geworden. Als gute Deutsche wussten die Entführten, dass sie als Bürger jede Menge Rechte haben, aber keine Pflichten; nicht einmal Pflichten des Anstands. Ein lückenloses System der öffentlichen Fürsorge hat sie daran gewöhnt, den Mund nur dann aufzumachen, wenn es etwas zu fordern gibt: die Wohnung in Florida, die Potenzpille auf Krankenschein, den Abenteuerurlaub in der Wüste. Der Solidarbetrieb ist längst zur Einbahnstraße geworden, auf der sich die einen amüsieren und die andern dafür bezahlen. Die Neigung, Leistungen ohne Gegenleistung in Empfang zu nehmen, steckt tief; eben deshalb sollte sie nicht auch noch gepäppelt werden. Doch eben das tut unser Wohlfahrtsstaat fast unablässig. Er hat den Menschen eine Vollkaskomentalität anerzogen, die nur noch zwei Worte kennt, den Anspruch und das Durchsetzen. Sie verlangt nicht nur den Stock, sondern auch die Gehhilfe; nicht nur die Gehhilfe, sondern auch den Rollstuhl; nicht nur den Rollstuhl, sondern auch die kassenfinanzierte Hebevorrichtung ins Auto. Das erste Gebot des Sozialstaatsgläubigen, nachzulesen in einer von der SPD-Bundestagsfraktion herausgegebenen Broschüre, lautet: Niemals selbst tätig werden! Das zweite: Immer einen Antrag stellen!
Wenn alles einklagbarer Anspruch wird, wozu dann auch noch Dankbarkeit? Diese überaus weiche Ressource erscheint den Advokaten der Staatsfürsorge, die es genießen, das viele Geld, das ihnen nicht gehört, an Leute zu verteilen, die sie nicht kennen, nicht bloß entbehrlich, sondern hinderlich zu sein. "Das Nonnenimage muss weg", zeterte eine grüne Ministerin, nachdem sie gehört hatte, dass es Menschen gibt, die unbezahlt Gutes tun, und andere, die ihnen dafür dankbar sind.
Die Ministerin kann sich beruhigen, das Nonnenimage ist schon längst perdu. Sein Gegenstück, die Dankbarkeit, auch. An beider Stelle ist die anonyme Sozialbeziehung getreten, die alles über ihre Rechte und nichts von ihren Pflichten weiß. Wie dieser Staat, der seine Bürger dazu angehalten hat, Leistungen zu erwarten, aber nicht zu bieten, ihnen verständlich machen will, dass die fetten Jahre vorüber sind, weiß er wohl selbst noch nicht. Eine der freigekauften Geiseln, der Augsburger Rainer Bracht, hat schon erklärt, dass er nicht daran denke, seinen Lebensstil zu ändern. Er will auch weiterhin mit seinem Motorrad durch Wüsten und ferne Länder rattern. Der Staat sollte sich beeilen, ihn auf die Folgen hinzuweisen und heute schon erklären, dass er sich weigert, ihn irgendwo zum zweiten Mal herauszuholen.
Konrad Adam, geb. 1942, schrieb viele Jahre lang für die "FAZ". Seit seinem Wechsel zur WELT lebt und arbeitet er in Berlin und Frankfurt/M. Er schreibt jeden Montag an dieser Stelle.
Artikel erschienen am 1. Sep 2003
ein paar Deutsche einzufangen, um mit Lösegeld die Kriegskasse aufzufüllen.
Das gab es schon in Asien und Lateinamerika und jetzt eben auf dem Schwarzen Kontinent, in Algerien. Dort, aber bitteschön, zum ersten Mal.
Und gleich tönen überall Stimmen, dass sich diese Leute leichtsinnig und unvernünftig verhalten hätten, und für ein "halbes Jahr Urlaub mit Vollpension" gefälligst zur Kasse gebeten werden sollten.
Sollen die im Juli bei Bombenanschlägen in Alicante und Benidorm verletzten Touristen für die Behandlungskosten auch selbst aufkommen?
Oder wollt Ihr denen ihre Reise zubilligen, weil in Spanien gemeinhin keine Touristen wegen Lösegeld entführt werden? Jedenfalls bis jetzt nicht.
Oder ist es die Art des Reisens, welche Anstoß erregt?
Gilt es unabhängig vom Reiseziel als statthaft, wenn die Tour bei TUI oder Neckermann gebucht ist?
Der Gipfel ist natürlich, nach der Befreiung zu sagen, man würde es weiterhin vorziehen, allein "durch Wüsten und ferne Länder zu rattern".
Wie undankbar..
Rheumax, erschienen am 2. September 2003