Mappus sagt im Untersuchungsausschuss zum 'Stuttgart 21'-Polizeieinsatz aus: Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) wird im parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Prüfung des umstrittenen Polizeieinsatzes am 30. September im Stuttgarter Schlossgarten aussagen.
Mappus sagt im Untersuchungsausschuss zum 'Stuttgart 21'-Polizeieinsatz aus

Stuttgart (dapd-bwb). Der Ausschussvorsitzende Winfried Scheuermann (CDU) sagte am Dienstag nach der ersten beratenden Sitzung des Gremiums, dass die Mehrheit des Ausschusses entschieden habe, Mappus gegen Ende der Beweisaufnahme zu hören, um mehrere Vorladungen des Ministerpräsidenten zu vermeiden.

Möglicherweise wird Mappus in der nach den derzeitigen Planungen letzten Sitzung am 22. Dezember als Zeuge gehört. SPD und Grüne hatten Mappus ursprünglich gleich zu Beginn der Beweisaufnahme hören wollen. Vier weitere Minister müssen sich zudem vor dem Gremium rechtfertigen. Die Oppositionsparteien scheiterten mit ihrem Vorhaben, die Sitzungen des Untersuchungsausschusses öffentlich zu übertragen.

Zwtl.: Polizeipräsident Stumpf am 29. November als Zeuge im Untersuchungsausschuss

Rund zwei Stunden berieten die zehn Mitglieder des Untersuchungsausschusses hinter verschlossenen Türen. Einigkeit bestand nach Angaben des CDU-Abgeordneten Ulrich Müller darin, die Beweisaufnahme bis Weihnachten abzuschließen. Am kommenden Dienstag (23. November) beginnt die Beweisaufnahme, dabei soll Videomaterial der Polizei und des SWR von dem Polizeieinsatz gezeigt und von Polizeibeamten kommentiert werden. Am 29. November sollen Polizeipräsident Siegfried Stumpf und weitere leitende Polizeibeamte als Zeugen gehört werden. Müller sagte, der Ausschuss gliedere die Beweisaufnahme 'vom Konkreten zum Abstrakten', deshalb stehe die Einvernahme der politischen Mandatsträger am Ende.

Mit dieser Rangfolge der Zeugenanhörung erlitten SPD und Grüne die Niederlage im Untersuchungsausschuss. 'Mit der Rangfolge der Zeugenvernahme sind wir nicht einverstanden', sagte der Obmann der Grünen-Fraktion, Uli Sckerl. Die Oppositionsparteien, die mit vier Mitgliedern vertreten sind, wollten eine möglichst frühe Anhörung von Mappus. SPD-Obmann Andreas Stoch mutmaßte, dass die CDU ihren Ministerpräsidenten zunächst einmal aus der Schusslinie nehmen wollte. Auf Antrag von SPD und Grünen werden zudem Verkehrsministerin Tanja Gönner, Innenminister Heribert Rech, Staatsminister Helmut Rau (alle CDU) und Justizminister Ulrich Goll (FDP) als Zeugen gehört.

Strittig war darüber hinaus die Frage, ob die Beweisaufnahme ähnlich wie die Schlichtungsgespräche zu 'Stuttgart 21' öffentlich übertragen werden solle. Am Ende lehnte der Ausschuss das Vorhaben mehrheitlich ab. CDU-Abgeordneter Müller erläuterte, dass man die Bedenken des Datenschutzbeauftragten geteilt habe. Zudem habe ein Stuttgarter Richter davon abgeraten, da eine Übertragung zur Verunsicherung bei den Zeugen führen könnte. SPD-Obmann Stoch sagte, dass man eine Übertragung der Zeugenbefragung nur mit Zustimmung der jeweiligen Person öffentlich gestaltet hätte. Grünen-Obmann Sckerl gab zu bedenken, dass angesichts der aufgeladenen Debatte rund um 'Stuttgart 21' ein 'überragendes öffentliches Interesse' an der Aufklärung der Verantwortung für den Polizeieinsatz bestehe. Er habe nicht den Eindruck, dass es der Regierungsmehrheit im Ausschuss ein Anliegen sei, wirkliche Aufklärung zu betreiben, sondern das Verfahren möglichst schnell abzuschließen.

Am 30. September war eine Baustelle für das umstrittene Bahnprojekt 'Stuttgart 21' unter großem Polizeiaufgebot eingerichtet worden. In der darauf folgenden Nacht wurden die ersten 25 Bäume für das Bauvorhaben gefällt. Zahlreiche Demonstranten hatten sich der Polizei in den Weg gestellt. Die Beamten setzten daraufhin Wasserwerfer und Pfefferspray gegen die Aktivisten ein, über hundert Menschen wurden verletzt. Der Untersuchungsausschuss soll unter anderem klären, welchen Einfluss die Landesregierung auf den umstrittenen Polizeieinsatz genommen hat. Bis zum 22. Dezember sind acht Termine festgesetzt. Das Ergebnis der Beweisaufnahme könnte laut dem Vorsitzenden Scheuermann dann im Januar im Landtagsplenum beraten werden.

dapd