NEL, der Wasserstoffplayer aus Norwegen
2. Wenn es nur darum gegangen wäre den Konflikt mit Iwatani loszuwerden, warum wurde Cavendish mit über 500 Millionen NOK liquide ausgestattet anstatt einfach einen Pleiteladen daraus zu machen, der vor die Hunde gehen soll? Man hätte einfach alle schlechten Mitarbeiter, Immobilien, Müllbestände und Probleme abgespalten. Dies ist so aber nicht der Fall.
3. Wenn Iwatani das Problem sein soll, warum kauft Nel ASA dann Aktien im Wert von etwa 15 Millionen NOK bei Cavendish ein, deren Handelswert 50% über dem aktuellen Kaufpreis liegen, welcher generell wiederum etwa 70% unter dem aktuellen Eigenkapital auf die Anteile umgerechnet liegt?
ERGO:
1. Ich denke nicht, dass es nur um Iwatani geht und der nicht zahlende Kunde ein anderer sein muss. Vor allem wenn die Umsätze mit Iwatani Corporation bereits verbucht worden sein sollen. Der absurde Vorwurf NEL / Cavendish würde mit betrügerischer Absicht kaputte Tankstellen verkaufen scheint ein Faksimile zu den Nikola Motors Vorwürfen zu sein. Statt nur passiv defensiv zu agieren sollte NEL / Cavendish darüber nachdenken Iwatani vorzuwerfen Kartellbildung zu unterstützen und Stimmungsmache mit Sushi-Fingern zu betreiben.
2. Cavendish sollte durch einen soliden Cashanteil bis zum Jahr 2030 überlebensfest gemacht werden. Der Zeitplan um den es damals ging war das Inkrafttreten der europäischen H2-Klimaziele gemäß AFIR bis zum Jahr 2030.
3. Zu untersuchen wäre auch, ob Nel überhaupt die Möglichkeit gehabt hätte sich anderweitig in dieser Menge in Cavendish einzukaufen. Der börsliche Handel hätte da vermutlich nicht so viel hergegeben. Es könnte einfach nur Opportunismus von Lavrans Grjotheim gewesen sein, der seine Optionen halt eingelöst hat und eine Nachfrage von NEL gewesen sein. Hinzu noch eine vergleichsweise niedrige Marktkapitalisierung gegenüber dem tatsächlichen Eigenkapital von Cavendish.
Auch ich hatte mir schon mehrmals Gedanken darüber gemacht, gegenüber welchem Einzelkunden Nel derart hohe überfällige Forderungen aus Lieferungen und Leistungen hat (siehe Beitrag 15.1. 9.13 Uhr).
Es muss ein Kunde mit ehemals hohem Auftragsvolumen sein, die Auftragserteilung muss schon ein paar Jahre zurückliegen und der Kunde ist vielleicht einer, der üblicherweise "mit Samthandschuhen angefasst wird".
Ich sah Nels Pressemitteilungen der letzten Jahre über Auftragseingänge durch und stieß auf die beiden folgenden:
31.3.2020: Nel ASA: Receives purchase order for U.K. Navy PEM electrolyser stacks | Nel Hydrogen
9.11.2020: Nel ASA: Receives purchase orders for U.S. Navy PEM electrolyser stacks | Nel Hydrogen
Finde es unwahrscheinlich, dass eine militärische Struktur wie die Navy nicht zahlt.
Pressemitteilung vom 18.07.2022 sticht mir noch ins Auge.
Unbekannter US-Kunde. 45 Millionen EUR Auftragsvolumen.
https://nelhydrogen.com/press-release/...line-electrolyser-equipment/
Anbei ein Vorabzug von der NEL Auftragsliste mit der Bitte um Prüfung auf Vollständigkeit / Fehler.
Habe ich einen übersehen? (Förderprogramme wurden mit aufgenommen.)
Iwatani beauftrage dann 2020. Ich merke gerade: Die Pressemitteilung vom 30.06.2020 ist ein Hinweis auf die Beauftragung durch Iwatani, was erst am 12.11.2020 konkret gemeldet wurde. Der Auftrag war also schon länger in Sicht, aber Iwatani wollte erst mal anonym bleiben und nicht genannt werden.
Am 24.03.2021 dann Auftragserweiterung durch Iwatani. Warum eigentlich so schnell? Hätten ja erst mal testen können... Schliesslich waren sie über Kjorbo im Bilde. Da gehe ich doch erst mal langsam an die Sache.
Davor das Förderprogramm California GFO-15-605, welches auch NEL, Shell und Toyota betraf. Inwiefern Shell und Iwatani Verträge diesbezüglich hatten könnte man untersuchen. Iwatani könnte auch ein H2-SUB an Shell Tankstellen sein, wodurch Shell damit verbundene Risiken ausgegliedert hat.
- würde Nel wohl nicht weiter aufstocken bei Cavendish (positiv für Nel, negativ für Cavendish)
- hiesse das, dass hier echter Umsatz in Sichtweite ist, Aufträge für Cavendish und Nel (gut für beide).
Ich bin mir inzischen zu 95% sicher, dass es der Nel-Kunde ist, welcher in der Pressemitteilung vom 18. Juli 2022 erwähnt wird, der nicht bezahlt. Dieser Kunde aus den USA wollte 200 MW Elektroyseurausrüstung erhalten. Hierzu meinte Volldal in der Mitteilung:
„Wir freuen uns sehr, Nels bisher größten Auftrag bekannt zu geben. Dieses Projekt wird Nels Liefer- und Ausführungsfähigkeiten im großen Maßstab unter Beweis stellen und eine wertvolle Referenz für zukünftige Großaufträge werden. Es wird erhebliche, positive Auswirkungen auf Nels Finanzen, die Produkt- und Produktionskosten der Elektrolyseure, die Technologieentwicklung und die Pläne zur Skalierung haben“
Der Kunde, der das Projekt über mehrere Jahre entwickelt habe, würde das Projekt vollständig durch private Investoren finanzieren und habe angesichts der Umweltvorteile des vorgeschlagenen Projekts auch erhebliche staatliche/lokale Anreize erhalten. Die Entwicklungsbemühungen des Kunden hätten auch zu einer 20-jährigen Abnahmeverpflichtung lokaler Partner sowie einem 20-jährigen Stromabnahmevertrag (PPA) geführt.
Der Vertrag ist ein Festauftrag mit einem Wert von über 45 Millionen Euro. Die Produktion und Lieferung war von Februar 2023 bis Mitte 2024 in Nels Großanlage zur Elektrolyseurproduktion in Herøya geplant. Vom Zeitrahmen passt das wunderbar hinein. Wir sprechen hier von einer Werksbelastung von etwa fünf Quartalen. Und einem Umsatzverlust von mindestens ein bis zwei Quartalen für das Werk. Hinzu der Verlust des verlorenen Materials und der Arbeitsstunden.
Die entscheidende Frage: Warum zahlt der Kunde seine Abschläge nicht?
Möglich ist, dass die privaten Investoren, welche das Projekt finanzieren sich zumindest anteilig rausgenommen haben und der Kunde zahlungsunfähig dasteht und NEL vertröstet. Was das für Investoren sind und welche Beweggründe und Hintergründe sie haben, weiss man nicht. Die Abnahmeverpflichtungen deuten auf Risiken hin, die der Nel-Kunde eingegangen ist, die er eventuell nicht ausgleichen kann. Der Druck wird jedenfalls momentan von oben nach unten durchgereicht und landet nun bei den Nel-Mitarbeitern. Das Werk dürfte demnach mindestens etwa zwei Quartale zurückgefahren werden.
Was nun das Q4 2024 Ergebnis betrifft, so wird dieser Umstand sich gewiss darin wiederspiegeln, da einer der größten Aufträge von NEL in Gefahr ist zum Totalverlust zu werden. Dennoch hatte NEL einen noch größeren Auftrag aus Australien durch Woodside Energy am 15.10.2022 zu vermelden. Des weiteren wurde in Q4 2024 bekanntgegeben, dass NEL vom European Innovation Fund wohl mit 135 Millionen Euro gefördert werden soll, was langfristig den Schaden komplett beheben könnte.
Das Cash von NEL ist hoch genug, um diesen Dämpfer zu verkraften. NEL hat 1.940.718.000 NOK liquide zur Verfügung und ist demnach nicht unmittelbar insolvenzgefährdet. Das Umlaufvermögen könnte jedoch um bis zu ~500.000.000 NOK sinken, da der Auftrag ausgeklammert werden könnte. Auf die 1.671.325.304 ausgegebenen NEL-Anteile umgerechnet sind das zunächst 0,3 NOK, was 2,5 Eurocent entspricht. Hinzu der Leerlauf im Heroya-Werk im Jahr 2025 bis über die Sommerpause hinweg.
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Die sind doch nicht vollkommen vernarrt und lassen sich keine Bürgschaft oder Versicherungsurkunde vor Auftragsvergabe und Produktion zukommen. Jeder kleine Möbeltischler macht soetwas. Der Schorsch bei mir um’s Eck hat sich neulich für 80.000 Euro eine Küche mit Bierzapfanlage für 50 Liter Fässer geleistet und da war auch die Frage nach der Versicherung des Materials, das geliefert wurde. Da wurden Bankbürgschaften vorgelegt und dergleichen. Insgesamt drei Stück! Für jedes Produktionsstadium der Küche.
Ohne den Vertrag zwischen Nel und dem Kunden im Detail zu kennen und ohne zu wissen, welche der beiden Parteien welche Vertragsverpflichtungen erfüllt oder nicht erfüllt hat, kann man nur Vermutungen anstellen und/oder mögliche Szenarien gedanklich durchspielen.
Es kann grundsätzlich auch sein, dass in der Bilanz andere Posten enthalten sind, die mit diesem Geschäft in Zusammenhang stehen. Man kann diese in der Bilanz aber nicht explizit orten, wenn einem die entsprechenden Details dazu nicht vorliegen.
Wer will, kann über dieses Thema im Geschäftsbericht 2023 (Nel-ASA-Annual_Report_2023-for-publication.pdf) unter „2.1 Revenue from contracts with customers“ (Seiten 88 bis 92) nachlesen und die Angelegenheit durchdenken.
Sehr interessanter Artikel dazu:
https://www.dn.no/marked/cavendish-hydrogen/...stnadskutt/2-1-1767154
Das Wasserstoffunternehmen Nel hat offensichtlich immer noch zu viel Geld, da es 18 Millionen NOK für Aktien von Cavendish Hydrogen verschwenden kann.
https://www.dn.no/borskommentar/...-har-sett-pa-oslo-bors/2-1-1766663
Hier ist die zugehörige Pressemitteilung von Cavendish: CAVENDISH HYDROGEN | NO0013219535 | Euronext exchange Live quotes
Heute veröffentlichte Cavendish auch einen neuen Finanzkalender: CAVENDISH HYDROGEN | NO0013219535 | Euronext exchange Live quotes
Darin ist ersichtlich, dass die Veröffentlichung der Zahlen für Q4/2024 auf 27.2.2025 verschoben wurde (vorher war sie für 20.2.2025 angesetzt - siehe CAVENDISH HYDROGEN | NO0013219535 | Euronext exchange Live quotes).
Laut Finanzkalender ist sowohl die Veröffentlichung des Geschäftsberichtes 2024 als auch die Jahreshauptversammlung für 11.4.2025 angesetzt. Dass eine Jahreshauptversammlung am Tag der Veröffentlichung des Geschäftsberichts des Vorjahres stattfindet, ist Unsinn und falsch.
Dieser ganze Downfall kam erst mit Biden und den dekadenten Ergebnissen seiner Politik, die alles in den Schmutz gezogen hat. Ein lächerlicher Prozess gegen Trevor Milton im Jahr 2022, nur weil er mal in einem Demo-Video einen LKW ohne Motor den Hang hat runterrollen lassen und von „Nikola in Motion“ sprach, war der Anfang. Das er vier Jahre in den Knast musste ist fragwürdig. In Deutschland wäre sowas nie passiert. Schauprozesse vor New Yorker Gerichten, die jetzt aufgearbeitet werden sollten. Auch Elon Musk war für Nikola kein Hindernis. Nikola hatte Tesla wunderbar flankiert und war für Tesla kein Nachteil sondern ein namentlicher Multiplikator.
Nikola hat nun eine neue Chance verdient. Und Nel ohnehin. Man fragt sich wie Plug Power in so einem heruntergewirtschafteten Zustand das alles in den USA in den Griff bekommen soll ohne einen Teil der Aufträge abzugeben. Und wenn Nikola sich stabilisiert ist das 2024 erneuerte Abkommen mit Nel / Cavendish schon etwas Wert. Auch die nicht gezahlten Beträge aus den USA könnten irgendwann noch eingehen und der Iwatani Prozess beigelegt werden, wenn sich dort was tut.