Verteilungsfragen - Börsen- und Politik-Aspekte

Man muss nur tief genug prognostizieren, und dann klappts auch mit der positiven Überraschung. :)


...Die Stimmung der US-Verbraucher hat sich zum Jahresauftakt nicht so stark wie erwartet eingetrübt. Das von der Universität Michigan erhobene Konsumklima fiel um 7,1 Punkte auf 91,2 Punkte, wie das Institut am Freitag in Michigan nach einer zweiten Schätzung mitteilte. In einer ersten Schätzung war ein stärkerer Rückgang auf 90,7 Punkte ermittelt worden und Analysten hatten eine Bestätigung der ersten Schätzung erwartet. ...

dass das US-Verbrauchervertrauen heute mit 91,2 auf den tiefsten Wert seit Trumps Amtsantritt gefallen ist. Der letzte Wert lag bei 98,3.

Allerdings war die Wall-Street-Konsenserwartung auf 90,7 ge-"low-ball"-t, so dass es mit 91,2 das erwünschte "besser als erwartet" gab.

Ähnlich erheiternd (für Zyniker) ist die heute zurechtgetürkte positive Überraschung bei den US-Jobzahlen. Sie basiert hauptsächlich auf einer starken Abwärtsrevision der Dezember-Jobzahlen um 90.000 Stellen (die damit ebenfalls viel zu hoch angegeben worden war). So stark wie heute wurden die Job-Zahlen zuletzt 2010 revidiert (oder treffender: manipuliert).

https://www.marketwatch.com/story/consumer-sentiment-in-january-falls-to-worst-level-since-trump-election-2019-02-01

The University of Michigan’s consumer-sentiment index plunged to a reading of 91.2 in January from 98.3 in December, the worst since Donald Trump was elected president...

 

New figures from the Institute of Directors show that nearly one in three (29%) members could be forced to shift operations abroad due to Brexit:

...a survey of over 1,200 company directors found that 16% had already pressed the button on relocation plans or were planning to in connection with Brexit, while a further 13% are actively considering doing so. The trend was not restricted to big business. While more large companies had already moved operations, small firms were almost twice as likely to be now actively considering the prospect. Two-thirds of exporters to the EU were looking to relocate overseas, and 4 in 10 IoD members who are engaged with contingency planning have explored moving operations. The EU was by far the most commonly-identified destination for firms looking to move or set up operations abroad to deal with Brexit....

https://www.iod.com/news-campaigns/news/articles/...eas-due-to-Brexit

wirklich stark, und der dürfte der wichtigste Indikator sein.

https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/...duro-auf-16020818.html

Kraftprobe in Venezuela
Amerikanischer Vize-Präsident ruft zum Sturz von Maduro auf

Mit Rückendeckung aus Washington kündigt der selbst ernannte Interimspräsident Guaidó die größte Demonstration in der Geschichte seines Landes an. Er wolle nicht mit Maduro verhandeln, außer es gehe um „die Machtübergabe“ und freie Wahlen.

Vor einer geplanten Großkundgebung der Opposition in Venezuela hat der amerikanische Vizepräsident Mike Pence zum Sturz von Präsident Nicolás Maduro aufgerufen. „Die Zeit ist gekommen, Maduros Tyrannei ein für allemal zu beenden“, sagte Pence am Freitag in einer Rede vor Exil-Venezolanern in Miami. „Es ist nicht die Zeit für Dialog, es ist die Zeit für Taten.“ Die Herrschaft des Linksnationalisten Maduro müsse „enden – und zwar jetzt“.

...Venezuelas selbsternannter Übergangspräsident hatte seine Anhänger für Samstag zum „größten Protestmarsch in der Geschichte Venezuelas und unseres Kontinents“ aufgerufen, um seiner Forderung nach einem Rückzug Maduros Nachdruck zu verleihen. Die Kundgebung soll am Vormittag (Ortszeit, 15.00 Uhr MEZ) vor der Vertretung der Europäischen Union in Caracas starten.  

Die Proteste der Gelbwesten in F. und anderer Oppositionsgruppen in Europa (und GB) haben handfeste ökonomische Gründe. Gemeinsamer Kern ist die Verelendung der Mittelschicht - eine Folge der allgegenwärtigen Umverteilung von unten nach oben.

Es geht - mit anderen Worten - um Klassenkampf, auch wenn dieser fatalerweise oft in rechtes Fahrwasser gerät.

www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/...ierungsverlierer-a-1251178.html

...[Der französische Ökonom Elie] Cohen unterrichtete früher an der staatlichen Verwaltungsschule ENA, von der auch Macron stammt, er prägte das Wirtschaftsdenken der heute regierenden Spitzen in Politik und Wirtschaft....

...[Die] einfachste Forderung der [Gelbwesten ist die] nach mehr Kaufkraft für die untere Mittelschicht. Viele [der Protestler] sagen: Wir kommen mit unseren Niedriggehältern von Supermärkten, Handwerksbetrieben und Krankenhäusern am Monatsende nicht mehr über die Runden. Cohen gibt ihnen Recht: Er verweist auf OECD-Studien, welche seit der Finanzkrise 2008 die Stagnation der mittleren Einkommen belegen. Die gleichen Studien belegen Einkommensverluste der ärmsten 20 Prozent der Bevölkerung bei großen Gewinnen des reichsten oberen Prozents.

"Ob Gelbwesten in Frankreich, Brexit-Befürworter in Großbritannien, Trump-Wähler in der USA oder AfD-Wähler in Deutschland - sie alle stehen für einen Aufstand der Mittelklasse gegen die Tyrannei des dominierenden, konformistischen ökonomischen Denkens", sagt Cohen. Er beruft sich dabei auf die neue Chefökonomin des Weltwährungsfonds (IWF), Gita Gopinath, derzufolge "die Ungleichheit in den Industrieländern unerträglich geworden ist", aber viele das immer noch nicht zugeben wollen. "Der Westen wartet auf einen neuen Roosevelt und einen neuen Keynes, aber man hat sie noch nicht auftauchen sehen", sagt Cohen...
 

homepage götz werner wieder onlinie

http://www.unternimm-die-zukunft.de/  

https://www.zeit.de/2019/06/...nungspolitik-mietendeckel-maximalmiete


Mietpreise
7 Euro/m2 Geht das?

Mit der radikalen Idee eines landesgesetzlichen Mietendeckels sollen die explodierenden Mieten in Großstädten gesenkt werden.

(A.L.: Eine sinnvolle ergänzende Maßnahme wäre, die Nullzinspolitik der EZB zu beenden, die vor allem die Vermögenspreis-Explosion - und in deren Gefolge den Mietwucher - verursacht hat.)

...Politiker der SPD, der Grünen und Linken leiten aus Webers Gedankenspiel eine radikale Forderung ab. Die Mieten per Landesgesetz zu begrenzen oder zu senken wäre eine Lösung vor allem für die Stadtstaaten Berlin und Hamburg, in denen die Wohnkosten besonders hoch sind. Statt auf die schwache Mietpreisbremse des Bundes zu vertrauen, könnten sie bezahlbaren Wohnraum mit einer starken Intervention selbst garantieren, so die Idee.

...Von einer "Notbremse" für den Berliner Wohnungsmarkt schrieben [Berliner Politiker]. Ziel solle es sein, die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter bei etwa sechs bis sieben Euro zu halten.  

www.spiegel.de/politik/ausland/...ende-auf-die-strasse-a-1251327.html

...Aber wenn die Chavisten feiern, werden die Mitarbeiter der Staatsunternehmen angekarrt, und die Menschen aus den Armenvierteln kommen auch. Die einen freiwillig, die anderen, weil sie sonst um ihre Gutscheine und Fresspakete fürchten....

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A.L.: Ich finde es unmöglich, die staatlichen Ernährungshilfen für die Armen (vergleichbar den deutschen "Tafeln") als FRESSPAKETE abzuqualifizieren!

 

Der folgende Artikel zeigt, wo die Grünen politisch wirklich stehen.

www.aktiencheck.de/news/...anzierbarkeit_von_Heils_Grundrente-9501394

Göring-Eckardt zweifelt an Finanzierbarkeit von Heils Grundrente

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt hat Zweifel an der Finanzierbarkeit der Pläne von Sozialminister Hubertus Heil (SPD) für eine Grundrente geäußert. "Heils Konzept ist nur dann mehr als ein Luftschloss, wenn es solide finanziert wird", sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagausgaben). "Die Koalition ist mit der Mütterrente II bereits eine teure Verpflichtung eingegangen - es ist nicht erkennbar, woher die Finanzierungsspielräume für Heils milliardenschwere Grundrente kommen sollen."

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Infos zur geplanten Grundrente von Hubertus Heil:

https://www.zeit.de/wirtschaft/2019-02/...lag-beduerftigkeitspruefung

Rentenpolitik:
Arbeitsminister plant bis zu 447 Euro mehr Rente für Geringverdiener

Hubertus Heil hat Details zur geplanten Grundrente genannt: Auch wer knapp über Mindestlohn verdiene, werde profitieren. Bedürftigkeit solle aber nicht geprüft werden.

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Details zur Berechnung:

https://www.bz-berlin.de/deutschland/...-wenig-hat-muss-zum-sozialamt  

Muss der es nötig haben...

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/...n-deutschland-16022157.html

Verkehrsminister warnt vor Gelbwesten-Protesten in Deutschland

Die Deutschen wollten, dass die Politik das Klima schütze, „allerdings nicht mit Fahrverboten, Geschwindigkeitsbeschränkungen oder Steuererhöhungen“, sagt Andreas Scheuer.

(A.L.: Was der alles weiß... )

Bayerns Ministerpräsident Söder lädt morgen zum Autogipfel.

 

https://www.zerohedge.com/news/2019-02-02/unrest-france-no-end-sight


- The third group is extremely large: it is the rest of the population. The upper class treat them as regrettable dead weight and expect nothing from them except silence and submission. Its members often have a hard time making ends meet. They pay taxes but can see that a growing portion is being used to subsidize the very people who drove them out of their suburban homes.

- For the moment, Macron does not seem to want to recognize that these people even exist.

- When Macron lowered the taxes of the wealthiest but increased the taxes of these "peripherals" by means of a fuel tax, it was seen as the last straw -- in addition to his arrogant condescension....

   "Today, most of those who protest do not attack the police. But instead of acting to bring down the violence, the police are receiving orders pushing them to be very violent. I do not blame the police. I blame those who give them orders". — Xavier Lemoine, the mayor of Montfermeil, a city in the Eastern suburbs of Paris where the 2005 riots were extremely destructive,
 

zu SPD-Minister Heils vorgeschlagener Grundrente (siehe # 285):

https://www.gmx.net/magazine/politik/...s-konzept-grundrente-33545892

...Der FDP-Politiker Johannes Vogel kritisierte, das Modell sei weder fair noch biete es eine zielgerichtete Hilfe gegen Altersarmut. Es sei außerdem zu teuer. Und die Finanzierungsfrage sei offenbar gänzlich ungeklärt. "Ein durchdachtes und verlässliches Modell sieht anders aus."

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A.L.: Göring-Eckardt moniert (aus # 285): "Es ist nicht erkennbar, woher die Finanzierungsspielräume für Heils milliardenschwere Grundrente kommen sollen."

Mein Gott, haben die Grünen abgebaut. Von ihren damaligen Idealen (Friedens- und Sozialpolitik) ist buchstäblich NICHTS mehr übrig geblieben.

 

https://www.faz.net/aktuell/...o-warnt-vor-buergerkrieg-16022259.html

...Das am Sonntag ablaufende Ultimatum Deutschlands und sechs weiterer EU-Staaten wies Maduro energisch zurück. „Wir akzeptieren von niemandem Ultimaten!“. Deutschland, Frankreich, Spanien, Portugal, Großbritannien, die Niederlande und Belgien wollen Guaidó als legitimen Übergangsstaatschef anerkennen, falls Maduro keine freie Präsidentenwahl ausruft. „Das ist so, als ob ich der EU sagen würde: 'Ich gebe Euch sieben Tage Zeit, um die Republik von Katalonien anzuerkennen, oder ich ergreife Maßnahmen'“. Die internationale Politik könne nicht auf Ultimaten basieren.

 

https://www.welt.de/wirtschaft/article188174601/...als-Einkommen.html

...Angesichts der Diskussion um strengere Mietendeckel in Deutschland oder der Forderung nach Enteignung von Wohnimmobilien ist eine Beobachtung der Experten besonders interessant: Erstmals nennen sie nicht nur die steigende Zuwanderung in die Ballungszentren als Ursache und damit das schlichte Missverhältnis aus Angebot und Nachfrage. Explizit wird auch das gewaltige Kapitalangebot von Investoren und damit die Nachfrage von Anlegern als preistreibender Faktor genannt.

„Wohnen gilt am Kapitalmarkt inzwischen als Rohstoff“, heißt es in dem Bericht. „Seit der Finanzkrise haben sich Wohnimmobilien zu einem komplexen Investitionsvehikel entwickelt, das große Summen aus Fonds und Unternehmen anzieht.“ Das Kapitalangebot lässt zwar zunächst nur die Kaufpreise steigen – was jeder Bürger in Deutschland, der mit einem Eigenheim fürs Alter vorsorgen will, bereits schmerzhaft zu spüren bekommen hat. ...  

?  

als ehemaliger Busfahrer ist er erfahren und lässt sich nicht erpressen.
Busfahrer ist immer noch besser als Steinewerfer, die bei uns mal Aussenmin. wurden.  

 

Erstaunlich empathisch schreibt der Spiegel (unten) über den von Trump und Co. geplanten Staatsstreich in Venezuela. Maduro kommt reichlich in Zitaten zu Wort, und es wird sogar erwähnt, dass Venezuela reiche Ölvorkommen besitzt. (Verschwiegen wird allerdings, dass USA bislang nur "Diktatoren" gestürzt hat, die auf reichen Ölvorkommen saßen).

Im Latino-Revoluzzer-Land Venezuela lässt sich die altlinke, "Venceremos"-verklärte SPON-Leserschaft offenbar nicht ohne Glaubwürdigkeitsverlust für eine mediale Lügenkampagne wie bei der SPON-Berichterstattung über den Ukraine-, Syrien- und Libyen-Konflikt gewinnen. Allesamt Länder, in denen die Amis als erfahrende Anwälte und Sachwalter des Guten mit Bombengewalt für "Recht und Ordnung" sorgten. Ach ja, und die Demokratie einführten. In Libyen gibt es jetzt sogar zwei demokratische Warlord-Regierungen ;-)

Das Problem ist allerdings, dass die geostrategischen Mechanismen und die zur Umsetzung der "Ziele" begangenen politischen (und militärischen) Abscheulichkeiten in allen genannten Ländern die Gleichen sind bzw. waren.

So obliegt es dem geschätzen Leser, jenem unbekannten (aber gleichwohl für blöd verkauften) Wesen, mit diesen ideologischen Widersprüchlichkeiten in der medialen Präsentation allein fertig zu werden.

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www.spiegel.de/politik/ausland/...krieg-in-seinem-land-a-1251359.html

Eskalation der Staatskrise
Maduro warnt vor Bürgerkrieg in Venezuela

Das Ultimatum von sieben EU-Staaten an Nicolás Maduro läuft ab - und der Ton wird schärfer. In einem Interview sinniert Venezuelas Präsident über das Risiko eines gewaltsamen Konflikts. Man werde das Land verteidigen.  

www.spiegel.de/politik/ausland/...aesidenten-auflaufen-a-1251415.html

Verlegung der US-Truppen in den Irak
Iraks Präsident weist Trump zurück

Präsident Donald Trump erwägt, US-Soldaten aus Syrien in den Irak zu verlegen, um von dort aus Iran auszuspähen. Der Irak aber wurde offenbar nicht gefragt, Präsident Barham Salih reagiert empört.
 

des Has`n Tod.  

"die sorgen fürs Alter mit Aktien vor!" - Stimmt das aber auch?

Zumindest für 50 % der Bürger stimmt das nicht. Die halten quasi 0 (Null) % der Aktien und Fonds. 90 % der Bürger kommen zusammen auf ungefähr 7 %, während das Top-Promille (0.1 %) 17 % hält, und das oberste Prozent sogar über 50 %.

Ganz nach dem Motto "Wer hat, dem wird gegeben" hat sich das Missverhältnis seit den 90iger Jahren immer stärker zu Gunsten der Reichen verschoben. Die Zentralbanken haben dazu mit ihrer Geldschwemme sicher das ihre beigetragen.  

https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/suspekte-lehre

Marktliberal, ganz auf die Karriere hin orientiert und schon in jungen Jahren der FDP nahestehend – wer ein solches Bild von Studierenden der Wirtschaftswissenschaften hat, sollte es wohl hinterfragen. Zumindest legt das eine jüngst publizierte Studie nahe. Demnach ist das typische Erstsemester der Volkswirtschaftslehre (VWL) gemäßigt links, idealistisch und altruistisch...

Ausgangspunkt [der] Studie [ist die] Pluralismusdebatte [in] der Ökonomik.
[VWL-]Studierende [kritisieren die auch] öffentlich rege diskutierte Legitimationskrise der Volkswirtschaftslehre: Zu mathematisch, zu weltfremd, zu wenig interdisziplinär sei der... vorherrschende neoklassische Ansatz. Das ist keineswegs nur ein akademisches Problem. Denn die Entscheidungen und Empfehlungen von neoklassisch ausgebildeten Ökonominnen und Ökonomen beeinflussen die Lebensumstände von Millionen Menschen – meist negativ, in Form eines Rückbaus des Sozialstaates oder Steuersenkungen zugunsten einer Umverteilung von unten nach oben und zulasten der arbeitenden Klassen.....  

Rund 40 Prozent der Befragten gaben an, ihr VWL-Studium aufgenommen zu haben, weil sie selbst einen aktiven Beitrag zu einer besseren Welt leisten wollen. Deutlich nachgeordnet sind strategische, also etwa rein karrieristische Motive, wie etwa die Verbesserung der eigenen Jobchancen. In jedem Fall steht dies im Widerspruch zum Menschenbild, das der heutigen Mainstream-Ökonomik zugrunde liegt – dem vom Homo oeconomicus, der stets nur seinen Eigennutz im Sinn hat....

(selbe Quelle)  

Interview mit Jonas Holldack, der als Mitgründer der Berliner "Brigade Camilo Cienfuegos" seit 2007 die meiste Zeit in Venezuela gelebt und landwirtschaftliche Kooperativen und andere Initiativen unterstützt hat.

https://www.freitag.de/autoren/sebastianpuschner/fahrt-alle-zur-hoelle

.....

Frage: Was ist schiefgelaufen in Venezuela?

Holldack: Erst einmal ist es ja unglaublich gut gelaufen. Die Bolivarische Revolution baute auf einem solch riesigen Ressourcenreichtum auf wie kaum je eine andere Revolution. Man konnte zehn Jahre lang mit vollen Händen Geld ausgeben und eine progressive Sozialpolitik betreiben. Aber das Erdöl ist, wie man in Venezuela selbst sagt, Segen und Fluch zugleich. Als Chávez an die Macht kam, die OPEC wieder zu einem starken Block der erdölproduzierenden Länder zusammenschweißte, der Ölpreis nach oben schnellte – da gab es schlicht nicht die Notwendigkeit, nach anderen Einnahmequellen zu suchen oder ausreichend Geld beiseitezulegen; man hat stattdessen angefangen, gewisse Importe zu subventionieren und damit zum Beispiel die eh sehr kleinteilige heimische Landwirtschaft runtergewirtschaftet. Außerdem gab es durch die immensen Öl-Einnahmen große Korruptionsanreize.

Frage: Ist es naiv, von einer linken Revolution zu erwarten, dass sie sich nicht korrumpieren lässt?

Holldack: Auf jeden Fall. Denn Korruption hat nichts damit zu tun, ob ein Mensch moralisch höher- oder minderwertig ist, sondern damit, wie weitreichend staatliche Strukturen in einem Land sind. Ohne die Angst davor, gefeuert zu werden, würde wohl auch ein deutscher Polizist eher mal 20 Euro nehmen, als einen Strafzettel zu schreiben. Die Reichweite des venezolanischen Staates ist seit Beginn der Demokratie 1958 sehr gering – in selbst angelegten Vierteln vielerorts gibt es keine Straßennamen und Hausnummern, und du weißt als Staat nicht, wo der oder die wohnt...