Lese-Splitter & Denk-Anregungen
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Eröffnet am: | 06.06.15 13:01 | von: boersalino | Anzahl Beiträge: | 66 |
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[Herfried Münkler, Die neuen Kriege (2002), S. 234]
Etwas weiter gedacht bedeutet dieses völlige Fehlen einer persönlichen Bedrohungssituation beim einzelnen Soldaten eben auch einen besonders hoch motivierten persönlichen Zynismus beim Knopfdruck-Schlachten.
Auch die Waffe, die nur biologisches Leben zerstört, Gebäude hingegen unversehrt lässt, ist nicht weniger pervers.
Aber alleine der Gedanke, eine solche Waffe zu entwickeln, ist doch komplett krank.
Wo ist dann noch der Unterschied zum Giftgas oder dem vergifteten Trinkwasser.
"Die schlechten Tage kamen wie Churchills schwarze Hunde; sie lauerten im Flur vor meinem Zimmer, krallten sich im Teppich fest und nagten an den Rändern. [Churchill bezeichnete seine Depressionsschübe als "schwarze Hunde". Anm. boers.] Wenn sie so sehr an mir genagt hatten, dass ich nicht mehr spazieren gehen konnte, fuhr ich mit dem Taxi zum Frick Museum, stellte mich vor Bellinis heiligen Franziskus und wartete, bis alles im Lot war. An diesem schlechten Dienstag starrte ich auf den heiligen Franziskus, und der heilige Franziskus starrte in den Himmel, die offenen Hände seitlich an den Körper gelegt, den Kopf zurückgeworfen, die Lippen leicht geöffnet, bereit, die ganze Gnade des Herrn zu empfangen. Bellini zeigt den Mann im Augenblick seiner Stigmatisierung, als die Wundmale auf seinen Handflächen zu bluten beginnen. Ich glaube nicht, dass ich vulgär und ungenau bin, wenn ich sage, dass der Gesichtsausdruck des Heiligen orgasmisch ist - die Verzückung angesichts der göttlichen Penetration. Die Tiere warteten auf ihn, der wilde Esel, das Kaninchen, der dünnbeinige Reiher - sie wollten ihn sprechen, sie sehen, dass Franziskus in Extase ist, und sind besorgt. Aus Sicht der Tiere, so glaube ich, kann etwas, das Blut austreten lässt, nichts Gutes bedeuten. Insbesondere das Kaninchen verfolgt die Geschehnisse äußerst skeptisch." [David Benioff: Das Zwinkern des Löwen. In: Alles auf Anfang, S. 95]
ANTIDEPRESSIVA "Die schlechten Tage kamen wie Churchills schwarze Hunde; sie lauerten im Flur vor meinem Zimmer, krallten sich im teppich fest und nagten an den Rändern. Wenn sie so sehr an mir genagt hatten, dass ich nicht mehr spazieren gehen konnte, fuhr ich mit dem Taxi zum XXXX Museum [ich vermute, die Freigabe hat was mit dem FICK-Problem zu tun), stellte mich vor Bellinis heiligen Franziskus und wartete, bis alles wieder im Lot war. An diesem schlechten Dienstag starrte ich auf den heiligen Franziskus, und der heilige Franziskus starrte in den Himmel, die offenen Hände seitlich an den Körper gelegt, den Kopf zurückgeworfen, die lippen leicht geöffnet, bereit, die ganze Gnade des Herrn zu empfangen. Bellini zeigt den Mann im Augenblick seiner Stigmatisierung, als die Wundmale in seinen Handflächen zu bluten beginnen. Ich glaube nicht, dass ich vulgät oder ungenau bin, wenn ich sage, dass der Gesichtsausdruck des Heiligen orgasmisch ist - die Verzückung im Augenblick der göttlichen Penetration. Die Tiere warten auf ihn, der wilde Esel, das Kaninchen, der dünnbeinige Reiher - sie wollen ihn sprechen, sie sehen, dass Franziskus in Extase ist, und sind besorgt. Aus Sicht der Tiere, so glaube ich, kann etwas, das Blut austreten lässt, nichts Gutes bedeuten. Insbesondere das Kaninchen verfolgt die Geschehnisse äußersz skeptisch." David Benioff, Das Zwinkern des Löwen. In: Alles auf Anfang, S. 95]
Ebenda, S. 147
[Anthony Grafton - Cardanos Kosmos (1999), S. 23 f.]
Vom selben Autor: Die tragischen Ursprünge der deutschen Fußnote !!!
[Ebenda, S. 24 f.]
Ich widme diese beiden postings dem großen Renaissance-Kopf hier auf ARIVA: wawidu !
[Ebenda, S. 103]