Lese-Splitter & Denk-Anregungen


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Neuester Beitrag: 19.10.22 20:43
Eröffnet am:06.06.15 13:01von: boersalinoAnzahl Beiträge:66
Neuester Beitrag:19.10.22 20:43von: boersalinoLeser gesamt:12.395
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58425 Postings, 4932 Tage boersalinoLese-Splitter & Denk-Anregungen

 
  
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06.06.15 13:01
"Dabei verändert die Verwendung von Präzisionslenkwaffen, auf die sich solche Einsätze stützen, das Wesen der Kriegführung selbst, insofern durch sie die Einheit von Töten und Sterben, wie sie im klassischen Typus des Soldaten verkörpert war, aufgehoben worden ist. Diese Waffen stellen eine Ungleichverteilung von Töten und Sterben her, die noch deutlich über die der Schlacht von Omdurman [Sudan, 1898] hinausgeht. Der Pilot eines Kampfbombers oder die Besatzung eines Kriegsschiffes, von dem aus Tomahawk-Raketen abgefeuert werden, befinden sich außerhalb der Reichweite gegnerischer Waffen. Der Krieg hat hier alle Charakteristika der klassischen Duellsituation verloren und sich, zynisch gesagt, gewissen Formen der Schädlingsbekämpfung angenähert."

[Herfried Münkler, Die neuen Kriege (2002), S. 234]

Etwas weiter gedacht bedeutet dieses völlige Fehlen einer persönlichen Bedrohungssituation beim einzelnen Soldaten eben auch einen besonders hoch motivierten persönlichen Zynismus beim Knopfdruck-Schlachten.  

42940 Postings, 8420 Tage Dr.UdoBroemmeFassen wir zusammen: Krieg an sich ist pervers

 
  
    #2
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06.06.15 13:29
Egal ,ob in klassischer Duellsituation oder als Bediener einer Lenkwaffe oder Drohne.
Auch die Waffe, die nur biologisches Leben zerstört, Gebäude hingegen unversehrt lässt, ist nicht weniger pervers.

58425 Postings, 4932 Tage boersalinoAch ja, die Neutronenbombe ...

 
  
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06.06.15 13:31
Genscher hatte sich damals heftig aufgeregt.  

21410 Postings, 3926 Tage potzzzblitzWie der "Zufall" es so will, finden diese

 
  
    #4
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06.06.15 13:32
Ereignisse in völliger Gesetzlosigkeit statt (zum Beispiel bei den Drohnenmorden). Es gibt keine Kriegserklärung an den Staat, dessen Bewohner man ermordet. Es gibt keinen Rechtsraum für die Hinterbliebenen, um Unrecht bestrafen zu lassen.  

58425 Postings, 4932 Tage boersalinoDie "Bedrohungen" sind denn auch fingiert:

 
  
    #5
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06.06.15 13:37
"Deutschland wird am Hindukusch verteidigt"  (Denkt an die Hunnenrede Wilhelms II.)  

42940 Postings, 8420 Tage Dr.UdoBroemmeDie Neutronenbombe ist ja schon länger eingemottet

 
  
    #6
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06.06.15 13:40
Anders als in der öffentlichen Wahrnehmung hatte sie ja kaum weniger Zerstörungskraft als herkömmliche A-Bomben. Die erhöhte Abgabe von Neutronen hatte wohl auch nicht unbedingt die erhoffte Wirkung.

Aber alleine der Gedanke, eine solche Waffe zu entwickeln, ist doch komplett krank.

Wo ist dann noch der Unterschied zum Giftgas oder dem vergifteten Trinkwasser.

58425 Postings, 4932 Tage boersalinoSeltsame Koinzidenzen bei Krieg und Medizin

 
  
    #7
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06.06.15 13:47
1. Amputation

2. Bestrahlung

3. Minimalinvasive Eingriffe  

5587 Postings, 5033 Tage Walkürchen2genauer bitte #7

 
  
    #8
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06.06.15 16:15

58425 Postings, 4932 Tage boersalinoAntidepressiva ...

 
  
    #9
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13.06.15 08:02

"Die schlechten Tage kamen wie Churchills schwarze Hunde; sie lauerten im Flur vor meinem Zimmer, krallten sich im Teppich fest und nagten an den Rändern. [Churchill bezeichnete seine Depressionsschübe als "schwarze Hunde". Anm. boers.] Wenn sie so sehr an mir genagt hatten, dass ich nicht mehr spazieren gehen konnte, fuhr ich mit dem Taxi zum Frick Museum, stellte mich vor Bellinis heiligen Franziskus und wartete, bis alles im Lot war. An diesem schlechten Dienstag starrte ich auf den heiligen Franziskus, und der heilige Franziskus starrte in den Himmel, die offenen Hände seitlich an den Körper gelegt, den Kopf zurückgeworfen, die Lippen leicht geöffnet, bereit, die ganze Gnade des Herrn zu empfangen. Bellini zeigt den Mann im Augenblick seiner Stigmatisierung, als die Wundmale auf seinen Handflächen zu bluten beginnen. Ich glaube nicht, dass ich vulgär und ungenau bin, wenn ich sage, dass der Gesichtsausdruck des Heiligen orgasmisch ist - die Verzückung angesichts der göttlichen Penetration. Die Tiere warteten auf ihn, der wilde Esel, das Kaninchen, der dünnbeinige Reiher - sie wollten ihn sprechen, sie sehen, dass Franziskus in Extase ist, und sind besorgt. Aus Sicht der Tiere, so glaube ich, kann etwas, das Blut austreten lässt, nichts Gutes bedeuten. Insbesondere das Kaninchen verfolgt die Geschehnisse äußerst skeptisch." [David Benioff: Das Zwinkern des Löwen. In: Alles auf Anfang, S. 95]

 
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58425 Postings, 4932 Tage boersalino... entfernen ??? Holla ......

 
  
    #10
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13.06.15 08:02

58425 Postings, 4932 Tage boersalinoUnd wann steht so'n Mod mal auf ................??

 
  
    #11
3
13.06.15 08:16
Ich habe bereits um 05:00 meine Frühexerzitien begonnen!  

58425 Postings, 4932 Tage boersalinoFreihandeln erforderlich

 
  
    #12
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13.06.15 09:58

58425 Postings, 4932 Tage boersalinoJetzt mal her mit der Freigabe

 
  
    #13
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13.06.15 14:27

58425 Postings, 4932 Tage boersalinoGut, dann eben mit Selbsthilfe

 
  
    #14
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13.06.15 15:12

ANTIDEPRESSIVA "Die schlechten Tage kamen wie Churchills schwarze Hunde; sie lauerten im Flur vor meinem Zimmer, krallten sich im teppich fest und nagten an den Rändern. Wenn sie so sehr an mir genagt hatten, dass ich nicht mehr spazieren gehen konnte, fuhr ich mit dem Taxi zum XXXX Museum [ich vermute, die Freigabe hat was mit dem FICK-Problem zu tun), stellte mich vor Bellinis heiligen Franziskus und wartete, bis alles wieder im Lot war. An diesem schlechten Dienstag starrte ich auf den heiligen Franziskus, und der heilige Franziskus starrte in den Himmel, die offenen Hände seitlich an den Körper gelegt, den Kopf zurückgeworfen, die lippen leicht geöffnet, bereit, die ganze Gnade des Herrn zu empfangen. Bellini zeigt den Mann im Augenblick seiner Stigmatisierung, als die Wundmale in seinen Handflächen zu bluten beginnen. Ich glaube nicht, dass ich vulgät oder ungenau bin, wenn ich sage, dass der Gesichtsausdruck des Heiligen orgasmisch ist - die Verzückung im Augenblick der göttlichen Penetration. Die Tiere warten auf ihn, der wilde Esel, das Kaninchen, der dünnbeinige Reiher - sie wollen ihn sprechen, sie sehen, dass Franziskus in Extase ist, und sind besorgt. Aus Sicht der Tiere, so glaube ich, kann etwas, das Blut austreten lässt, nichts Gutes bedeuten. Insbesondere das Kaninchen verfolgt die Geschehnisse äußersz skeptisch." David Benioff, Das Zwinkern des Löwen. In: Alles auf Anfang, S. 95]


 
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58425 Postings, 4932 Tage boersalinoWie kann man bloß so T ricke-hörig sein ???

 
  
    #15
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13.06.15 15:14

58425 Postings, 4932 Tage boersalinoErich Fromm - Die Revolution der Hoffnung (1974)

 
  
    #16
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10.07.15 07:14
Wir stehen mitten in einer entscheidenden Krise des Modernen Menschen. Wir haben nicht mehr viel Zeit zu verlieren. Wenn wir nicht sofort anfangen, wird es wahrscheinlich zu spät sein. Doch es gibt Hoffnung, weil eine reale Möglichkeit besteht, daß der Mensch wieder in sein Recht eintreten und die technische Gesellschaft humanisieren kann. "Es ist nicht an dir, das Werk zu vollenden, doch bist du auch nicht frei, dich ihm zu entziehen." (Mischna, Pirke Abot [Sprüche der Väter] II, 21).

Ebenda, S. 147  

58425 Postings, 4932 Tage boersalinoGrafton - Cardanos Kosmos

 
  
    #17
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19.09.15 07:37
Auf höchstem Niveau kam antiken wie frühmodernen Astrologen eine ganz ähnliche Funktion zu wie im 20. Jahrhundert den Volkswirtschaftlern. Wie diese versuchte der Astrologe, chaotische Phänomene des täglichen Lebens in eine Ordnung zu zwingen, indem es sie in streng definierte quantifizierende Modelle einband. Wie der moderne Ökonom wies der Astrologe in seiner Lehre und seinen Schriften für das Fachpublikum immer wieder mit Nachdruck darauf hin, daß die Möglichkeiten seiner Wissenschaft, die Zukunft vorherzusagen, eng begrenzt seien. Schließlich befasste sich die Astrologie mit dem komplexen Zusammenwirken von universalen Kräften und nicht eigentlich mit der Problematik, welches Ereignis diese oder jene einzelne Konfiguration zeitigte. [...] Wie der Volkswirtschaftler so erwies sich auch der Astrologe in der Praxis als durchaus willig, dem Drängen mächtiger Auftraggeber nachzugeben [ !!! ] und trotz allem konkrete Voraussagen zu machen. Und wie der Volkswirtschaftler so mußte auch der Astrologe in der Regel feststellen, daß die Ereignisse seine Prophezeiungen Lügen straften - und erhielt in Würdigung seiner wissenschaftlichen Leistungen, die sich so glänzend bewährt hatten, einen höheren und besser bezahlten Posten.

[Anthony Grafton - Cardanos Kosmos (1999), S. 23 f.]

Vom selben Autor: Die tragischen Ursprünge der deutschen Fußnote !!!  

58425 Postings, 4932 Tage boersalinoDie Fehlbarkeit des menschlichen Intellekts

 
  
    #18
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19.09.15 08:44
Der weltkluge Historiker Francesco Guicciardini machte sich sowohl über die Astrologen als auch über die Theorien seines Freundes Machiavelli lustig und vertrat die Ansicht, der menschliche Intellekt könne unmöglich den komplizierten Gang gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen voraussehen, gleichgültig, ob es sich in seinem Streben auf astrologische oder aber politische Analysen stütze. Wie schon Coluccio Salutati, der sich ebenfalls im wild bewegten politischen Leben von Florenz einen Namen gemacht hatte, behauptete er, die Astrologen verdankten ihren Erfolg einem Selbstbestätigungsautomatismus, der in ihrer wie auch in der Psyche ihrer Klienten wirksam sei: Beide neigten dazu, sich lediglich derjenigen Fälle zu erinnern, in denen die Prophezeiungen von Astrologen tatsächlich wahr geworden waren, während sie die weit häufigeren Fehlprognosen einfach vergäßen.

[Ebenda, S. 24 f.]

Ich widme diese beiden postings dem großen Renaissance-Kopf hier auf ARIVA: wawidu !  

58425 Postings, 4932 Tage boersalinoSloterdijk - Eurotaoismus

 
  
    #19
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20.09.15 13:43
Die Apokalypse macht heute von selber auf sich aufmerksam wie mit Leuchtinschriften am Broadway. Mit trockener Professionalität erstellt sie ihren eigenen Ankündigungstext. Apokalyptischer Alarm setzt keinen religiösen Seelensturm mehr voraus, Warnungen vor Untergängen implizieren nicht, daß prophetische Individuen sich zum Sprachrohr transzendenter Enthüllungen erklären. Das aktuelle Alternativbewußtsein zeichnet sich durch etwas aus, was man als pragmatisches Verhältnis zur Katastrophe bezeichnen könnte. Das Katastrophische ist eine Kategorie geworden, die nicht mehr zur Vision, sondern zur Wahrnehmung gehört. Heute kann jeder Prophet sein, der die Nerven hat, bis drei zu zählen. Ohnedies bedarf die Katastrophe weniger der Ankündigung als der Mitschrift, sie hat sprachlich nicht ihren Platz nicht in apokalyptischen Verheißungen, sondern in den Tagesnachrichten und Ausschußprotokollen.

[Ebenda, S. 103]

 

129861 Postings, 7476 Tage kiiwiiSloterdijk - mein Lieblings-Spinner...

 
  
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20.09.15 14:25

58425 Postings, 4932 Tage boersalinoDas fällt jetzt unter "Denk-Anregung",

 
  
    #21
20.09.15 14:52
ehrwürdiger kiiwii ???  

129861 Postings, 7476 Tage kiiwiija, hab das auch ganz positiv gemeint

 
  
    #22
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20.09.15 15:08

58425 Postings, 4932 Tage boersalinoAlso eher "Denk-Splitter" ...?!

 
  
    #23
20.09.15 15:11

129861 Postings, 7476 Tage kiiwiiHauptsache, es denkt sich einer was...

 
  
    #24
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20.09.15 15:13

129861 Postings, 7476 Tage kiiwii"-Scherben" ginge auch..

 
  
    #25
20.09.15 15:13

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