Ehrenbürger Adolf Hitler
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Eröffnet am: | 17.12.01 13:36 | von: DeathBull | Anzahl Beiträge: | 6 |
Neuester Beitrag: | 17.12.01 14:02 | von: peiper | Leser gesamt: | 1.950 |
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Würde Adolf Hitler noch leben, könnte er in Stettin die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos benutzen, und er hätte freien Eintritt bei städtischen Kultur- und Sportveranstaltungen. Auch stünde ihm ein Ehrenbegräbnis zu. Noch immer ist der schlimmste Gewaltherrscher des vergangenen Jahrhunderts Ehrenbürger der Stadt.
DPA
Hitler: Seit 1943 Ehrenbürger von Stettin
Stettin - Mit der kommunistischen Vergangenheit haben die Polen bereits abgerechnet. Gleich nach der Wende 1989 wurden Straßen und Plätze umbenannt. Leninalleen erhielten den Namen der Gewerkschaft Solidarität oder den von Papst Johannes Paul II.. Eines der größten Stahlwerke des Landes, die Leninhütte in Krakau, wurde nach dem polnischen Ingenieur Tadeusz Sendzimir benannt, die legendäre Leninwerft in Danzig (Gdansk) heißt heute nur noch Danziger Werft. Bei aller Vergangenheitsbewältigung - der Bruch mit dem Nationalsozialismus ist ausgerechnet in Polen noch nicht überall vollzogen.
In der polnischen Stadt Stettin (Szczecin) ist Adolf Hitler immer noch Ehrenbürger. Kaum einem der Einwohner der früher deutschen Hauptstadt Pommerns dürfte dies bekannt sein. Sechs Ratsabgeordnete wollen ihm diese nun postum aberkennen. Doch Ratsmitglied Janusz Modrzejewski machte die Entdeckung, als er im Stadtarchiv stöberte. Nach den Unterlagen gehört der nationalsozialistische Diktator seit 1943 zu den Ehrenbürgern Stettins - und dies bis heute.
Modrzejewski war über seine Entdeckung nicht gerade erfreut. Es sei "sträflich, dass so ein Verbrecher noch heute auf der Liste der Ehrenbürger steht", sagt er. Nicht nur sei es geschmacklos, dass Hitler - würde er noch leben - theoretisch weiterhin Privilegien genieße würde, etwa die kostenlose Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und freier Eintritt bei städtischen Sport- und Kulturveranstaltungen. Der Anspruch auf ein Ehrenbegräbnis sei höhnisch, angesichts der 6,5 Millionen Polen, darunter drei Millionen Juden, die während des Zweiten Weltkrieges ums Leben kamen.
Stettin ist kein Einzelfall - auch in den Archiven anderer ehemals deutscher Städte im Osten schlummern ideologische Altlasten. Die liberale polnische Zeitung "Gazeta Wyborcza" fand jüngst heraus, dass das in den dreißiger Jahren eröffnete Stadion der oberschlesischen Industriestadt Zabrze, einst Hindenburg, in den offiziellen, wenn auch eingestaubten Unterlagen noch immer "Adolf-Hitler-Stadion" heißt. Im öffentlichen Bewusstsein freilich wird nur vom Stadion gesprochen oder vom "Gornik-Stadion".
Auch in der niederschlesischen Großstadt Breslau (Wroclaw) ist Hitler, seinem Reichsmarschall Hermann Göring und lokalen Nazigrößen niemals die Ehrenbürgerschaft abgesprochen worden. "Unserer Meinung nach haben die faschistischen Verbrecher alle mit der Ehrenbürgerschaft verbundenen Rechte durch die Entscheidungen des Nürnberger Kriegsverbrechertribunals verloren", betont Zbigniew Magdziarz, stellvertretender Ratsvorsitzender. 1993 zog der Breslauer Rat einen dicken Strich unter die alten Ehrungen und führte "Civitate Donatus Wratislaviensis" als neuen Ehrentitel ein.
Der Ratsvorsitzende in Stettin, Dominik Gorski, scheint dies nicht für nötig zu halten. "Es scheint mir unangebracht, dass wir uns mit rechtlichen Dingen befassen, die nicht unsere Urheberschaft haben", sagt er. Ein deutscher und nicht ein polnischer Rat habe die Ehrenbürgerschaft damals ausgesprochen. Gleicher Meinung ist der Historiker Tadeusz Bialecki. "Welche Bedeutung hat das nach so vielen Jahren? Stettin gehört heute zu einem ganz anderen Staat."