Analysten empfehlen, Anleger verkaufen
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Hier nun der Artikel. Gruß dZdM
Senator Entertainment: Analysten empfehlen, Anleger verkaufen
08/12/2000 von Andreas Plecko, vwd Wirtschaftsredakteur
Frankfurt (GLBN) - Viele Aktionäre von Senator Entertainment müssen sich in den vergangenen zwölf Monaten wie die Besucher einer Horrorshow gefühlt haben. Allerdings mit dem Unterschied, dass letztere nur einen kleinen Obulus für das Erlebnis einer Gänsehaut zu entrichten haben, während erstere in der Regel wohl mehrere Tausend Euro verloren haben dürften.
Die Aktie hat im Laufe eines Jahres beinahe 60 Prozent verloren und fiel von ihrem Höchststand bei 35 Euro im Februar auf nunmehr 8,50 Euro. Dabei kann es gar kein Trost für Senator-Anteilseigner sein, dass es vielen Medientiteln am Neuen Markt noch schlimmer ergangen ist: Kinowelt büßten 70 Prozent ein, EM.TV gingen um 75 Prozent zurück und Intertainment gar um 86 Prozent.
Wenig geholfen hat der Senator-Aktie auch der konstante Strom an positiven Analystenkommentaren, die jeden weiteren Kursrückgang als günstige Einstiegsgelegenheit anpriesen. Auch anlässlich der Bekanntgabe der Neunmonatszahlen Ende November zeigten sich Analysten fast einhellig positiv gegenüber Senator. Nachdem das Betriebsergebnis auf 20,6 Millionen DM mehr als verdoppelt und der Umsatz um 62 Prozent auf auf 129,7 Millionen DM gesteigert worden war, empfahlen die Analysten von Sal. Oppenheim und BfG Bank den Titel weiterhin zum Kauf.
Vertiefte Kooperation mit Cinemaxx beflügelt Kurs nicht
Ebenso wenig kann die an diesem Donnerstag gemeldete vertiefte Kooperation mit Cinemaxx die Investoren aus ihrer Zurückhaltung und die Aktie aus ihrem Tief herausholen. Am Donnerstagabend lag der Wert über drei Prozent im Minus. Der Vereinbarung zufolge wird die Zusammenarbeit zwischen beiden Gesellschaften auf eine neue vertragliche Grundlage gestellt. Darüber hinaus wird Senator nun in noch stärkerem Maße als zuvor im operativen Bereich von Cinemaxx mitwirken, wobei sich Senator insbesondere um den Einkauf von Spielfilmen kümmern soll.
Im Mai hatte sich Senator mit einer 25-prozentigen Beteiligung an dem Kinobetreiber Cinemaxx ein zweites Standbein verschafft. Der Filmverleiher Senator hoffte so, seine Filme leichter in den Kinos platzieren zu können und ihnen eine größere Aufmerksamkeit zu verschaffen. Der Erwerb wurde damals von den Analysten von Kant! Vermögensmanagement als "echter Blockbuster-Deal im deutschen und europäischen Mediensektor" gefeiert. Zum ersten Mal in Europa seien ein Filmverleiher und ein Kinobetreiber eine strategische Partnerschaft eingegangen, die die Kostenseite von beiden Seiten entlasten könnte, hieß es. Das Anlageurteil von Kant! lautete damals auf "stark übergewichten" und die Aktie stand bei rund 20 Euro. Trotzdem hat sie sich seitdem mehr als halbiert.
Nachdem Cinemaxx am Mittwoch unerwartet schlechte Zahlen vorgelegt hat, sind nun andere Stimmen zu diesem Geschäft zu hören. "Es scheint, das Cinemaxx-Paket ist sehr teuer an Senator verkauft worden", erklärt Gerd Möderndorf, Analyst bei Performaxx. Die bisher kursierende Zahl von 170 Millionen Mark sei aber offenbar nicht richtig.
Analysten weiter unverdrossen
Unverdrossen halten dennoch die Analysten des Bankhauses Metzler an ihrer Kaufempfehlung fest. Im August, bei einem Kurs von 17 Euro, war von Metzler ein Kursziel von 29 Euro auf Sicht von zwölf Monaten ausgegeben worden. Doch die Anleger hörten nicht darauf und schickten den Titel hinunter auf 8,50 Euro. "Das Papier verspricht dem Anleger nach wie vor gute Kurschanchen", heißt es nun von Metzler. Auch für die Anleger, die bereits im August eingestiegen waren? Für sie müsste sich der Kurs glatt verdoppeln, um nur ihren Einstiegspreis wiederzusehen.
Die Probleme der Branche
Woher also kommt die große Diskrepanz zwischen den Empfehlungen der Analysten und dem Verhalten der Anleger? Angesichts der Kursverläufe von Senator, EM.TV, Kinowelt und Intertaniment scheint unter Investoren eine generelle Skepsis gegenüber Medientiteln am Neuen Markt vorzuherrschen. Ein Grund für die drastischen Korrekturen an der Börse sind die Veränderungen in der deutschen Fernsehlandschaft. Nach der Fusion von ProSieben und Sat.1 sowie der Eingliederung von Vox in die RTL-Familie gibt es zwei Wettbewerber weniger auf dem Markt, die nach Spielfilmen nachfragen. Außerdem sind die TV-Stationen zurzeit gut mit abendfüllenden Formaten versorgt und die Marktmacht hat sich somit von den Anbietern auf die Nachfrager verschoben.
Mit besonders kritischen Augen wird der scharfe Wettbewerb um erstklassige Streifen aus Hollywood gesehen, der die Preise auch für zweit- und drittklassige Filme in atemberaubende Höhen getrieben hat. Amerikanische Filmproduzenten sprachen von "silly money", vom dummen Geld aus Deutschland. Geld, das die Medienunternehmen von Klein- und Großanlegern aus den Börsengängen erzielt hatten und für fragwürdige Streifen aus der Traumfabrik ausgaben. Ob mit solch teuren Filmen aber je Geld verdient werden kann, steht in den Sternen.
Andreas Plecko, vwd Wirtschaftsredakteur
Eure Meinung ist gefragt!
Ich halte noch an Helkon fest bin aber mitlerweile wankelmütig geworden.
Gruß dZdM
Unterhaltung gewinnt gerade in diesem Zusammenhang immer mehr an Bedeutung.
Also abwarten und Tee trinken.