Erinnerung an den 19. Oktober 1987
Seite 1 von 3 Neuester Beitrag: 25.04.21 00:34 | ||||
Eröffnet am: | 11.10.99 21:21 | von: chf1 | Anzahl Beiträge: | 71 |
Neuester Beitrag: | 25.04.21 00:34 | von: Petracmsga | Leser gesamt: | 47.240 |
Forum: | Börse | Leser heute: | 6 | |
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Ich hoffe, dass dieser Beitrag auf reges Interesse stösst.
Die Staats- resp. Regierungschefs im Oktober 1987 waren:
USA: Ronald Reagan
UdSSR: Michail Gorbatschow
UK: Margaret Thatcher
D: Helmut Kohl
DDR: Erich Honecker
A: Franz Vranitzky
F: François Mitterrand
Allgemeine Lage
1987 war immer noch in der Zeit des kalten Kriegs. Im Gegensatz zu heute wo Hunderte von Millionen Asiaten und Osteuropäer auch am Wohlstand teilhaben wollen, herrschte auch weltwirtschaftlicher Frost.
Der erste Golfkrieg
Irak und Iran lieferten sich ein Gemetzel wie selten ein Krieg zuvor. Die Amerikaner, die mit dem Iran seit dem Sturz des Schahs und vor allem seit der Besetzung ihrer Botschaft in Teheran, mit von der Regierung geduldeten Geiselnahme des Botschaftspersonals, verfeindet waren, unterstützen den Irak mehr oder weniger offen in diesem Konflikt. Der Iran hat begonnen, den Persischen Golf zu verminen, damit die Erdölausfuhr vom Irak unterbunden werde. Dies hat generell den Handel mit den anderen Golfstaaten erschwert, was auch auf den Ölpreis seinen Einfluss hatte. Am 22. September kommt es zu einem Zwischenfall, als US-Hubschrauber ein iranisches Schiff beschiessen. Dieses war nach amerikanischer Darstellung beim Minenlegen erwischt worden. Am 8. Oktober kommt die Eskalation zu einem weiteren Höhepunkt, als amerikanische Kampfhubschrauber im persischen Golf drei iranische Schnellboote beschiessen, von denen eines untergeht.
Die Zinsen ***
Damals erhöhte sich die Inflationsrate ziemlich steil von einem Tiefstpunkt unter eins auf über vier Prozent. Diesem Inflationsanstieg konnte der frischgebackene US-Notenbankchef Alan Greenspan (seit August 1987) nicht tatenlos zusehen und erhöhte die kurzfristigen Zinssätze. Das katapultierte am Euromarkt die Sätze für 3-Monats-Dollargeld vom 17. Juli bis zum 16. Oktober 1987 von 6,8 auf 9,2 Prozent.
Der Dollar
Der amerikanische Finanzminister James Baker war auf Kriegsfuss mit den Deutschen. Er warf ihnen vor, sie seien Trittbrettfahrer der amerikanischen Wirtschaftslokomotive. Statt dessen sollten sie etwas unternehmen, um die eigene Binnennachfrage zu erhöhen. Aus diesem Grund hatten die Amerikaner auch nichts gegen den Dollarzerfall unternommen. Seit März 1985, als der Dollar fast 3 Schweizer Franken notierte und fast Parität mit dem englischen Pfund erreichte, liess Baker die US-Valuta in die Tiefe sausen. Im Oktober notierte der Dollar gegenüber den europäischen Hartwährungen dann etwa nur noch die Hälfte von seinen Höchstkursen vor etwa zweieinhalb Jahren.
Kennziffern
Bis zum 9. Oktober 1987 standen die Indices in den USA folgendermassen:
DJIA
- Ende 1986: 1895.95
- Jahreshoch 1987: 2729.10
- Jahrestief 1987: 1919.00
- 9. Oktober: 2482.21 (seit Jahreshoch -246.89 Punkte, resp. -9,05%)
S&P 500
- Ende 1986: 242.17
- Jahreshoch 1987: 337.89
- Jahrestief 1987: 242.17
- 9. Oktober: 311.07 (seit Jahreshoch -7,94%)
NASDAQ
- Ende 1986: 348.83
- Jahreshoch 1987: 456.07
- Jahrestief 1987: 351.66
- 9. Oktober: 438.43 (seit Jahreshoch -3,87%)
Frankfurt:
FAZ-Index
- Ende 1986: 676.37
- Jahreshoch 1987: 676.84
- Jahrestief 1987: 538.32
Schweiz:
Swissindex
- Ende 1986: 1093.79 (adj.)
- Jahreshoch 1987: 1206.23
- Jahrestief 1987: 978.40
Quellen
* Neue Zürcher Zeitung
** Finanz und Wirtschaft
*** Tages Anzeiger
**** Blick
Leider habe ich die historischen Daten nicht, um zu überprüfen, ob der S&P den Crash von 1987 vorweggenommen hat. Wie sollte sich das deiner Meinung nach manifestiert haben? Meines Wissens ist der "Value Line 5000" Index als Frühindikator viel interessanter als der S&P. Doch das ist etwas, das wir ausserhalb dieses Threads diskutieren sollten.
An ocjm:
Ob man 1999 durch geschickte Manipulation eine gröbere Korrektur verhindert, dazu kann ich nichts sagen. 1987 hat es das sicher nicht gegeben, sonst wäre es ja am 19. Oktober nicht so gekommen, wie es gekommen ist. Das ist eine interessante These, doch sollte auch dies ausserhalb dieses Threads diskutiert werden.
An BenNox, Dateraider und checkit:
Vielen dank für eure zustimmenden Worte!
An alle:
Es war mir ein Vergnügen, diesen Beitrag zu bringen. Ich wollte schon seit Jahren, eine Zusammenfassung jener denkwürdigen Ereignisse zusammenstellen. Das Ariva-Board und der Monat Oktober 1999 haben mir nun eine prima Gelegenheit gegeben, dies endlich in die Tat umzusetzen. Ich möchte mich bei allen Lesern dieses Beitrages herzlich bedanken.
An JP, MT und die Ariva-Crew:
Danke für die Gelegenheit, diese Arbeit hier veröffentlichen zu können. Es würde mich freuen, wenn ihr den Thread archivieren würdet (alte Postings können jetzt ja auch wieder mit der neuen Suchfunktion geholt werden).
Grüsse aus der Schweiz,
euer CHF
Hier noch ein paar Kennziffern einer anderen Art! (Ihr habt sicher festgestellt, dass ich ein Faible für Zahlen habe.)
Tag und wieviel Mal dieser Beitrag jeweils gelesen wurde (Zeitpunkt von meinem Posting)
13. Oktober: 344
14. Oktober: 698
15. Oktober: 892
16. Oktober: 1151
17. Oktober: 1354
18. Oktober: 1619
19. Oktober: 1935
20. Oktober: 2120
21. Oktober: 2282
22. Oktober: 2421
23. Oktober: kein Posting CHF
24. Oktober: 2870
25. Oktober: 3139
26. Oktober: 3327
27. Oktober: 3551
Vielen Dank für die Komplimente (Schtonk aus einem anderen Thread)!
An Kicky:
So schlimm, wie in den Beispielen, die du aufführst, ist es mir zu Glück nicht ergangen, wenn auch schlimm genug. Ich musste mit ansehen, wie mein Depotwert sich in wenigen Tagen um ein Drittel reduziert hat. Ich glaubte den Fachleuten und Medien, man solle nicht in Panik verfallen. Wenn ich am ersten Tag panikartik verkauft hätte, hätte ich viel weniger verloren. Obwohl ich bei meiner Bank Lombardkredit hatte (und heute noch habe), war ich zu jenem Zeitpunkt etwas liquid. Ich habe dann die Gelegenheit genutzt, und Nestlé und Novartis (damals noch Ciba-Geigy) zu Tiefstkursen zu kaufen. Titel, die ich übrigens heute, nach 12 Jahren, immer noch habe.
Noch ein Wort zu 1929. Ja diese Medienfritzen; schon 1987 haben sie Vergleiche mit dem "Schwarzen Freitag" vom 28. Oktober 1929 gezogen, der gar kein Freitag war. Wie ich in meinem Beitrag "Montag, 19. Oktober 1987 - CHF 21:37 18.10.99" unter "Anmerkung CHF" schon geschrieben habe, fand der Crash vom 28./29. Oktober 1929 nicht an einem Freitag, sondern Montag/Dienstag statt.
Einen besonderen Gruss nach Niedersachsen!
Grüsse aus der Schweiz, CHF
Deine Aussage bezüglich der Panikverkäufe ist hochinteressant. Obwohl meine Erfahrung nicht derart lange zurückreicht, bin ich mittlerweile zu genau der gleichen Erkenntnis gelangt und habe dies bereits auch schon mit Erfolg praktiziert. Entscheidend dabei (beim Panikverkauf) ist jedoch, daß man sich schnell genug überwinden kann, sich von seinen Papieren zu trennen, wenn nötig auch mit Verlust. Die Tatsache, daß Bankberater auch heute noch zum Gegenteil raten, ... naja, das soll jeder für sich selbst beurteilen.
Wie würdest Du heute reagieren, immer vorausgesetzt daß man natürlich nie vorher weiß wie tief es gehen wird?
Gruß, abc
chf1: An abc: Um Ralph Acampora zu zitieren: "If you panic, panic first!" (o.T.) Gruss,
31.10.99 16:42
Grüsse Kabler
PS: Dieser Beitrag von CHF erachte ich als einer der besten der hier in diesem Forum je geschrieben wurde. (Grüsse durch die Schweiz)
Gruss, CHF
Jahr: Indexschlussstand vom DJIA (% Veränderung zu Vortag)
1987: 1738.74 (-22.61%)
1988: 2137.27 (-1.05%)
1989: 2683.20 (+1.50%)
1990: 2520.79 (+2.78%)
1991: Samstag
1992: 3188.45 (+0,44%)
1993: 3601.79 (+0.16%)
1994: 3936.04 (+0.47%)
1995: 4802.45 (+0.52%)
1996: Samstag
1997: Sonntag
1998: Ich habe diese Zahlen leider nicht
1999: Ich habe diese Zahlen leider nicht
2000: Wir werden sehen
Deine Ausführungen sind in jedem Falle lesenswert. Ich werde mir diesen Thread ausdrucken und neben "Allenstein's Memoiren eines Börsenjahres" stellen. Hie und da werde ich hineinschauen und was mit dem Bleistift unterstreichen oder hinzufügen...
Heute passiert nach meiner Einschätzung nix besonderes, aber das ist auch eher zweitrangig. Es geht eher um Grundsätzliches.
Der CRASH als solcher, als Phänomen, ist sicherlich ein Thema fast jeden Traders oder Investors. Die große Ur-Angst sozusagen...
---***---
Ja - der 19. Oktober 1987 ist auch mir noch in guter Erinnerung. Wie war das damals...(Eigentlich ist es Dienstag, der 20. Oktober, der in meiner Erinnerung einen dauerhaften Platz einnimmt)
Also das Trueffel-Ferkel hatte selbst noch garkeine Ahnung von der Börse, und auch keine besondere Meinung und schon gar keine fundierte. Allenfalls, daß diese Leute, die mit Aktien handeln oder spekulieren jedenfalls "irgendwie reich sind" und dieses ganze Metier mir eher unsympathisch war.
Nun - ich übte an jenem Dienstag irgendwo Utpown Manhattan, in einer recht teuren Boutique eine recht niedere handwerkliche Tätigkeit aus (und wußte eigentlich auch noch garnichts so richtig von dem Crash des Vortages). Nun ja, da übte ich also so meine niedere handwerkliche Tätigkeit aus (und das in einem so teuren hochhackigen Laden Uptown Manhattan - < ich glaube es war in der 86ten Strasse, oder war es die 68te...??? > - und das ganze während des Tagesgeschäftes, während da Kunden ein und ausgingen..., eigentlich ein unerhörter Vorgang)...ich übte also aus.
Schließlich kam eine recht hochhackige, langbeinige, kleinschwarzbekleidete New Yorker Schönheit hereinstolziert. Sie unterhielt sich dann bei gedämpfter Stimme mit der Besitzerin, die sie offensichtlich kannte.
Nun ja - gädempfte Stimme hin oder her, bei so einer recht niederen handwerklichen Tätigkeit hat man ja immer ein ein Radar-Ohr frei (Kleine Faustregen: je gedämpfter eine Stimme - um so größer das Radar-Ohr).
"Oh Dear, John lost more than $50.000.- yesterday on Wallstreet...
...(und dann weiter bei sehr hoher Frequenz, eher schon etwas quitschend und auch lauter)...John and I, we wanted to merry next month, and we had looked already at a nice House up in Westchester..."
Tsk tsk tsk - nun ich fuhr fröhlich fort mit meiner niederen handwerklichen Tätigkeit...
---***---
Und was ist nun aus mir geworden...?
Gruß tf
P.S.: Ich weiß, auch diese Geschichte hilft nicht weiter, bei der Entscheidung: Alls jetzt in Cash, in Puts oder in Calls oder und überhaupt...
Nachdem dieser Beitrag auch dieses Jahr gut angekommen ist, werde ich ihn in ca. 11 Monaten wieder ausgraben.
Danke für das entgegengebrachte Interesse und Grüsse aus der Schweiz,
Euer CHF
Jahr: Indexschlussstand vom DJIA am 19. Oktober (% Veränderung zu Vortag)
1987: 1738.74 (-22.61%)
1988: 2137.27 (-1.05%)
1989: 2683.20 (+1.50%)
1990: 2520.79 (+2.78%)
1991: Samstag
1992: 3188.45 (+0,44%)
1993: 3601.79 (+0.16%)
1994: 3936.04 (+0.47%)
1995: 4802.45 (+0.52%)
1996: Samstag
1997: Sonntag
1998: 8466.50 (+0.59%)
1999: 10204.93 (+0.88%)
2000: 10142.98 (+1.68%)
weitere Indizes am 19.10.2000
NASDAQ Composite: 3418.6 (+7.79%)
NASDAQ 100: 3402.95 (+8.40%)
S&P 500: 1388.75 (+3.47%)