Ein Sandalen-Film reizt den Iran bis aufs Blut


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Eröffnet am:02.04.07 14:47von: MeierAnzahl Beiträge:1
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02.04.07 14:47
Die Verfilmung des Comics von Frank Miller über die Schlacht zwischen Persern und Spartanern bricht in den USA alle Rekorde. In Teheran spricht man von billiger Propaganda des Westens. Hollywood habe „eine neue Front im Krieg gegen den Iran" eröffnet.
„Ganz Teheran ist in Aufruhr“, meldet das Magazin Time. Raubkopien des Films „300“ hatten die iranische Hauptstadt erreicht. „300“, die Verfilmung eines Comics von Frank Miller über die Schlacht zwischen Persern und Spartanern 480 vor Christus an den Thermopylen, hat gleich am ersten Wochenende 70 Millionen Dollar eingespielt. Erst drei Mal in der Filmgeschichte hat ein Film mit der höchsten Altersbeschränkung (erst ab 17, in Begleitung der Eltern) so hohe Besucherzahlen verbuchen können.
Auf den ersten Blick ist das verwunderlich: Weil die Schauspieler außerhalb des Studios vor blauen Wänden spielten, auf die dann nachträglich computeranimierte Hintergründe eingefügt werden, wirkt der Film recht kalt, steril und grafisch. Die Farbpalette ist reduziert auf Gold, Dunkelrot, Grau, aus dem nur gelegentlich das Weiß der Augen blitzt. Das spritzende Blut, die abgesäbelten Köpfe, das glutäugige Wolfsmonster und die wilden Schreie vermögen keinen echten Schrecken zu verbreiten.
Aber der Film zeichnet zwei Welten: die der Spartaner, in der schon die Säuglinge abgehärtet werden und die Achtjährigen den Schwertkampf mit ihren Vätern führen, und die Welt der Perser, in denen Laszivität, Korruption, Verweichlichung und Grausamkeit herrschen. „Hollywood hat eine neue Front im Krieg gegen den Iran eröffnet“, hieß es in den Abendnachrichten der staatlichen Fernsehanstalt Irans, und die Tageszeitung „Ayende-No“ schrieb: „Der Film präsentiert die Iraner als Dämonen, ohne Kultur, Gefühl oder Menschlichkeit, die an nichts anderes denken als daran, andere Nationen anzugreifen und Leute umzubringen. Es ist ein weiterer Versuch, das iranische Volk und seine Zivilisation in den Augen der Weltöffentlichkeit anzuschwärzen, in einer Zeit zunehmender amerikanischer Drohungen gegen den Iran.“
Die größte iranische Tageszeitung „Hamshari“ erklärt, der Film „dient den Interessen der amerikanischen Führung. Er wird eine Welle des Protests in aller Welt auslösen. Iraner in Amerika oder in Europa werden eine solche Beleidigung nicht hinnehmen.“ Javad Shamgari, der kulturpolitische Berater des Präsidenten Ahmadinedschad, erklärte, die USA wollten „Iran demütigen und die historische Realität verdrehen, um ihre eigenen Fehler wieder gutzumachen, indem sie amerikanische Soldaten und Kriegstreiber anstacheln.“ Der Iran, der sich wenig empfindlich zeigte, als es um die Versammlung internationaler Holocaust-Leugner auf staatliche Einladung ging, hat bei der Uno in aller Form gegen die Darstellung der (vorislamischen) Perser in „300“ scharf protestiert.
Der Film des Regisseurs Zack Snyder („Sun City“) beginnt mit Episoden aus der Kindheit des späteren Königs Leonidas von Sparta. Dreißig Jahre später haben die Perser die bekannte Welt erobert und stehen an der Grenze Griechenlands. Ein Unterhändler im Taliban-Look bietet Leonides die kampflose Annexion des Staates an – was Leonides trotz der Übermacht der Perser von einer Million gegen 300 Spartaner ablehnt. Er wirft den Emissär und sein Gefolge in einen tiefen Brunnen.
Leonides und seine Mannen bestehen aus eindrucksvollen Waschbrettbäuchen, wilden Augenbrauen, Lederschurzen mit roten Capes, Helmen und Schwertern. Als ihr Trick verraten wird, die Griechen in eine Enge zu treiben, in der ihnen die zahlenmäßige Überlegenheit nichts genützt hätte, gehen sie in die Schlacht, um sie zumindest aufzuhalten, und werden getötet, alle 300. Sie kämpften, so rief Leonidas, „gegen Mystizismus und Tyrannei“. Hä? Tatsächlich, in der Antike, Schlachten gegen den Mystizismus?
Auf den Websites der iranischstämmigen Amerikaner wird die Darstellung des Perserkönigs Xerxes als weibischem, launischem und rachsüchtigem Despoten, der von lasziven Lesben umschwärmt wird, kritisiert. Tatsächlich ist nichts von Kajal-Augen und gespreiztem kleinen Finger bei Xerxes überliefert. Außerdem wird eingewandt, Sparta sei keineswegs so fortschrittlich gewesen wie der Film glauben machen wolle. „Jeder, der auch nur ein bisschen über die spartanische Gesellschaft weiß, kennt die Zahlen der Sklaven: auf jeden Bürger kamen mindestens sieben, und man misshandelte sie gewohnheitsmäßig.“
Tatsächlich hatten praktisch alle Gesellschaften in der Antike Sklaven. Aber einzig in der griechi-schen Polis gab es gewählte Regierungen, von der konstitutionellen Oligarchie in Sparta bis zu den ausgedehnteren Abstimmungsverfahren in Athen. „Noch wichtiger ist“, so schreibt der Kolumnist Victor Davis Hanson, „dass es nur in Griechenland eine konstante Tradition ungehinderten Ausdrucks von Selbstkritik gab. Aristophanes, Sophokles und Plato stellten die untergeordnete Rolle von Frauen in Frage. Alicidamas beklagte die Idee der Sklaverei. Solche Offenheit gab es sonst nirgends in der antiken mediterranen Welt. Diese Freiheit erklärt, warum wir die Griechen zu recht für die Gründer unserer heutigen westlichen Zivilisation halten – und, was Millionen Kinogänger zu spüren scheinen, uns sehr viel ähnlicher als die Feinde, die es letztlich nicht geschafft haben, sie zu besiegen.“
Aber auch unter den westlichen Filmkritikern sorgt „300“ für Unmut. Die Besprechung in „Filmstarts“ nennt ihn gar „faschistische Propaganda“. Auch der Kritiker des „New Yorker“ äußert Verständnis für die erbosten Iraner. „Vielleicht haben die Iraner Schwierigkeiten zu verstehen, dass bei uns nicht die Regierung einen Film bestellt, sondern die Studiobosse. Aber man kann den Iranern nicht vorwerfen, dass sie keinen rechten Humor für unsere Popkultur haben. Sie haben in gewisser Weise recht: ‚300’ ist eine politische Fabel, die der gegenwärtigen Lage unheimlich auf den Leib geschneidert scheint. Wie viele antike Armeen sind, wie es hier von den Spartanern heißt, für die „Vernunft“ in den Krieg gezogen? Ein Hauch von Verachtung für den Osten – was Edward Said Orientalismus nannte – entsteigt aus dem Schlachtgetümmel, und macht ‚300’ zu einem Epos über den Aufstieg der Demokratie.“ Entstanden in einer Zeit der Frustration, in der Amerikaner „einen Krieg führen, den sie weder gewinnen noch beenden können, wirkt ‚300’ wie das Produkt einer Kultur, die langsam und schmerzhaft durchdreht.“ Der Film startet am 5. April in Deutschland.

Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Es handelt sich doch lediglich um ein Remake des Klassikers "Der Löwe von Sparta". Ich denke jedoch nicht, dass das Remake mit dem Original mithalten kann.  

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