Erste Tote wegen Papst Worte zum Islam?
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Eröffnet am: | 17.09.06 23:17 | von: mainecoonies | Anzahl Beiträge: | 3 |
Neuester Beitrag: | 17.09.06 23:29 | von: ecki | Leser gesamt: | 3.797 |
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17. September 2006 19:37 Uhr
Castel Gandolfo/Kairo/Mogadischu (dpa) Vermutlich in Zusammenhang mit den Papst-Äußerungen zum Islam haben Bewaffnete in der somalischen Hauptstadt Mogadischu eine italienische Ordensschwester erschossen. Beim Freitagsgebet hatten fundamentalistische Kleriker in Mogadischu zur «Jagd auf den Papst» aufgerufen.
«Wir nehmen an, dass die Tat im Zusammenhang mit den Äußerungen des Papstes steht», sagte Yusuf Mohamed Siad, der Sicherheitsbeauftragte der Union der Islamischen Gerichte, die Mogadischu kontrolliert. Papst Benedikt VI. war wegen eines islamkritischen Zitates, das aus einem mittelalterlichen Text stammt, von Muslimen weltweit kritisiert worden. Die Union der Islamischen Gerichte nahm nach eigenen Angaben unterdessen zwei Verdächtige fest.
Die Täter waren am Sonntag auf das Gelände des SOS-Krankenhauses eingedrungen, in dem Schwester Leonella als Krankenschwester arbeitete. Sie schossen der etwa 65 Jahre alte Frau mehrfach in den Rücken und töteten außerdem ihren somalischen Leibwächter. Seit der Machtübernahme der Islamisten im Mai hatte sich die Sicherheitslage in Mogadischu deutlich verbessert. Für Ausländer blieb die somalische Hauptstadt dennoch gefährlich. In Mogadischu sind so gut wie keine internationalen Hilfsorganisationen tätig. UN-Personal darf die Stadt nur in Ausnahmefällen betreten. Im Juni hatten Unbekannte einen schwedischen Kameramann erschossen.
Papst Benedikt XVI. hatte zuvor in einer ersten persönlichen Reaktion bedauert, dass seine Islam-Äußerungen missverstanden worden seien und damit die Empörung in der islamischen Welt zumindest teilweise besänftigen können.
Nach einer ersten Reaktion des Vatikans vom Samstag distanzierte sich das Kirchenoberhaupt am Sonntag beim Angelusgebet in Castel Gandolfo von dem Zitat, der Prophet Mohammed habe nur Schlechtes wie die Ausbreitung des Glaubens durch Gewalt gepredigt. «Es handelte sich dabei um ein Zitat eines mittelalterlichen Textes, der in keiner Weise mein persönliches Denken widerspiegelt», sagte Benedikt. Er nahm aber keine Aussage zurück und entschuldigte sich auch nicht, wie es muslimische Geistliche verlangt hatten.
Die wirkliche Bedeutung seiner Ausführungen zum Thema Islam an der Universität Regensburg sei «eine Einladung zum aufrichtigen und ehrlichen Dialog» gewesen, sagte Benedikt. Zugleich verwies der Papst auf die Erklärung des Vatikans vom Vortag: «Ich hoffe, diese kann die Seelen beruhigen und die wirkliche Bedeutung meiner Rede erklären.» Nach Drohungen aus dem Irak und Somalia hatte das italienische Innenministerium zuvor verstärkte Sicherheitsmaßnahmen angeordnet.
Muslimische Organisationen in Deutschland begrüßten die Klarstellungen Benedikts sowie sein Bedauern. Der Zentralrat der Muslime erklärte am Sonntag in Köln, die Papst-Erklärung sei der «wichtigste Schritt» gewesen, um den Protesten in der islamischen Welt entgegen zu wirken. Am Vortag hatten auch der französische Muslim-Dachverband CFCM und der Muslimrat von Großbritannien die Klarstellung des Vatikans begrüßt. Ein Sprecher der ägyptischen Muslimbruderschaft sagte am Sonntag in Kairo: «Gleichgültig, ob er (der Papst) es in guter oder schlechter Absicht gesagt hat, wir akzeptieren seine Entschuldigung, denn wir wollen keine Krise zwischen Muslimen und Christen heraufbeschwören.»
In Teheran wurde der Botschafter des Vatikans ins iranische Außenministerium einbestellt. In verschiedenen Städten demonstrierten islamische Geistliche gegen die Papst-Worte. Auf einer Versammlung von rund 200 Klerikern und Studenten in der Heiligen Stadt Ghom wurde eine offizielle Entschuldigung Benedikts verlangt. Ahmad Chatami, Mitglied des höchsten islamisches Rates des Landes, warf dem Pontifex mangelnde Kenntnis der islamischen Lehren vor. Chatami kritisierte Bundeskanzlerin Angela Merkel, da sie die den Papst im Streit um seine Islam-Äußerungen unterstützt hatte. «Merkel sollte ihre bereits schon schlechte Bilanz nicht weiter schwärzen», sagte Chatami.
In Marokko protestierte König Mohammed VI. gegen die Äußerungen des Papstes. Der Monarch rief den marokkanischen Botschafter beim Vatikan zurück und übermittelte eine Protestnote. Der Mufti von Saudi-Arabien empfahl dem Papst am Sonntag, «sich eingehender mit dem Islam zu befassen». Dann werde Benedikt XVI. feststellen, dass der Islam nicht mit dem Schwert verbreitet worden sei, sondern durch «gute Worte» und überzeugende Argumente.
Die Türkei hält trotz der Kontroverse an der Einladung des Papstes für Ende November fest. Aus der Sicht Ankaras sei «von irgendwelchen Änderungen» am geplanten Papst-Besuch «keine Rede», sagte Außenminister Abdullah Gül. Der Vatikan gehe davon aus, «dass die Reise stattfindet», sagte Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone.
In seiner wissenschaftlichen Rede in Regensburg hatte der Papst ein Zitat eines christlichen Kaisers aus dem Mittelalter angeführt, das den Propheten Mohammed im Zusammenhang mit Gewaltanwendungen bei der Verbreitung des Glaubens scharf kritisiert. Dies hatte eine weltweite Welle der Empörung unter Muslimen ausgelöst.
Erstmals seit der Papstwahl im April 2005 wurde innerhalb der Kurie (den römischen Mitarbeitern des Papstes bei der Führung der Weltkirche) Kritik an Benedikt XVI. laut. Die Turiner Zeitung «La Stampa» sprach von «Missstimmung in der Kurie» wegen der umstrittenen Papstäußerungen. Das Blatt zitiert ein Kurienmitglied: «Mit Karol Wojtyla (Papst Johannes Paul II.) wäre das nicht passiert.»
© 2006 DPA
http://www.freitag.de/2006/37/06370801.php
Ein heftig spekulativer Artikel eines Oberstleutnants der Bundeswehr.
15.09.2003 | ||