Köstlich! Deutschland, deine Helden
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 29.07.04 21:09 | ||||
Eröffnet am: | 29.07.04 19:14 | von: Besenwagen | Anzahl Beiträge: | 13 |
Neuester Beitrag: | 29.07.04 21:09 | von: AbsoluterNe. | Leser gesamt: | 1.764 |
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Lieber tot als Zweiter, heißt ein Spruch aus dem Schatzkästlein der Sportweisheiten. Und jetzt ist Jan Ullrich nur Vierter der Tour de France geworden. Damit ist er für die öffentliche Meinung schon so gut wie vermodert. Hysterisch verkündet die deutsche Sportberichterstattung das Ergebnis der Autopsie: Kein Sieger-Gen! Faulpelz! Ein im Kollektiv sozialisierter Ossi, wie sein Mannschaftskamerad Klöden, immerhin Zweiter dieser Tour. Auch ihm wird nun vorgeworfen, dass er sich lieber im Windschatten desjenigen hält, den er eigentlich abgehängt hat. Ihnen fehle die Gier, der Beste zu sein, mit der allein man es im (kapitalistischen) Westen zu was bringt – behaupten die Experten.
Ja, sind die denn alle mit dem Hammer gepudert?! Schon vergessen, dass Ullrich mal gewonnen hat, die Tour, die Weltmeisterschaft, Gold bei den Olympischen Spielen? Nun immerhin Vierter beim härtesten Radrennen der Welt – ein Erfolg, hinter dem eine monatelange Quälerei steckt, von der die vielen miserabel vorbereiteten Kommentatoren kaum eine Vorstellung haben. Von den anderen zuvor hoch gehandelten Konkurrenten des Amerikaners Lance Armstrong erreichte keiner das Ziel in Paris. Auch Ullrich war krank – und fuhr weiter. Dafür muss er sich nun in der Neiddebatte der deutschen Boulevardpresse die Frage gefallen lassen, ob er auch sein Geld wert sei.
Deutschland liebt seine Sporthelden nicht, es stellt nur Ansprüche an sie. Mehr als anderswo sind sie Stellvertreter der Nation, die jene Kämpfe austragen und Siege erringen müssen, die sich das Land auf anderen Feldern aus guten historischen Gründen versagt. Ullrich wurde zum Erlöser einer sich verregnet fühlenden Nation hochgejubelt; zwischen Fußball-Elend, Rückfall in die 42-Stunden-Woche und den absehbaren Olympia-Pleiten sollten seine Sommersprossen das leuchtende Symbol dafür sein, dass dieses Land doch noch für etwas taugt. Dafür ist er nach über 83 Stunden im Sattel 8 Minuten und 51 Sekunden zu langsam gewesen; zur Strafe türmt sich der deutsche Selbsthass nun vor ihm höher auf als jeder Alpenpass.
Es mag gottgefällig sein, seine Talente nicht zu vergraben, sondern mit ihnen zu wuchern. Aber das tut Ullrich, seit Jahren, uns zum Vergnügen. Er ist nichts und niemandem etwas schuldig geblieben, nicht einmal seinem Teamchef Walter Godefroot, der ihn hoch bezahlt und mit harter öffentlicher Kritik zum Niedermachen freigegeben hat. Denn selbst mit der Form eines Armstrong hätte Ullrich diesmal die Tour nicht gewinnen können, weil das von Godefroot zusammengestellte Team zu schwach und zudem schlecht geführt war. Radrennen ist Mannschaftssport.
Armstrong siegt, weil er gnadenlos gegen sich selbst ist, seine Teamkollegen unterjocht, Konkurrenten demütigt und maßregelt. Wie würde uns so ein Nationalheld gefallen, der jeden Herzschlag misst, sein Müsli abwiegt und aussieht wie ein Vampir? Der nur noch mit Begriffen wie Topkiller, Tyrann, Despot zu fassen ist? Da bewundern wir doch lieber den netten Jungen mit den Gewichtsproblemen nach Weihnachten.
Christof Siemes
(c) DIE ZEIT 29.07.2004 Nr.32
Die Stadt Kreuzlingen kann das Volksfest mit dem Tour de France-Zweiten Andreas Klöden noch nicht terminieren, weil die definitive Zusage des Wahl-Kreuzlingers noch aussteht.
Martin Bänziger
Kreuzlingen - Auch wenn das Fest vermutlich erst im September über die Bühne gehen wird, gratuliert die Stadt auf allen fünf Ortseingangstafeln dem prominenten Star «zum tollen 2.Platz an der Tour de France 2004». Die erste Version der Gratulation war jedoch zu klein, weshalb sie am Dienstagnachmittag durch eine grössere Version ersetzt wurde.
Zuständig für die Einladung von Andreas Klöden mit Lebenspartnerin und Kind, für Jan Ullrich mit Lebenspartnerin und für Matthias Kessler mit Lebenspartnerin ist der Kreuzlinger Informationschef Andy Theler. Er bestätigt, dass er mit dem Manager des Spitzenradsportlers Kontakt aufgenommen habe. Zurzeit sei der Terminplan von Andreas Klöden randvoll: «Die Tour-Stars machen keine Ruhepause, es folgen nun verschiedene Rennen und Kriterien.»
Olympiade steht dazwischen
Und nach den verschiedenen Rennen finde vom 13. bis 29. August die Olympiade in Athen statt, an der Andreas Klöden ebenfalls teilnehme. So sei wohl damit zu rechnen, dass der offizielle Empfang - möglicherweise im Planetarium - und das Volksfest - als Platz werde das Hafenareal diskutiert - erst im September stattfänden. Auch hat Andy Theler mit dem Münsterlinger Gemeindeammann Fritz Zweifel abgesprochen, dass neben den zwei Kreuzlinger Radprofis Klöden und Kessler auch der Scherzinger Jan Ullrich am Volksfest teilnehmen soll.
Das Münsterlinger Gemeindeoberhaupt freut sich, «dass Kreuzlingen ein Fest für das Trio organisiert; wir haben das vor einem Jahr, am 19. August, mit Jan Ullrich genau so gemacht». Auch betont Fritz Zweifel, dass Andreas Klöden wegen der Rangierung nun im Zentrum des Interesses stehe, «doch wird der viertrangierte Jan Ullrich nächstes Jahr sicher wieder eine Spitzenposition herausfahren».
Einmalige Region
Und humorvoll meint Fritz Zweifel: «Die Region Kreuzlingen/Münsterlingen ist zurzeit weltweit die mit Tour-Spitzenfahrern am dichtesten besiedelte Gegend». Auch erhalte er fast tagtäglich Telefonanrufe von Fans, Velovereinen und Medien, die Jan Ullrich zu sprechen wünschten, wobei er immer die Telefonnummer von Ullrichs Manager bekannt gebe. Der Münsterlinger Radprofi sei sicher von sehr grossem öffentlichen Interesse, «doch lege ich Wert auf den Umstand, dass er als Privatperson bei uns seine Ruhe hat».
Angesprochen auf die Frage, weshalb gerade die Region Kreuzlingen/Scherzingen zum Eldorado der Radprofis geworden sei, meint das Münsterlinger Gemeindeoberhaupt, «dass Jan Ullrich seine Kameraden und Teamkollegen Klöden und Kessler nachgezogen hat». Und Jan Ullrich sei nach Scherzingen umgezogen, weil er ein «Traumobjekt zum Wohnen» gefunden habe und weil der Thurgau mit seiner Topografie ideale Trainingsmöglichkeiten zur Verfügung stelle. Doch sei auch ein weiteres Grund, «dass man hier den Medienrummel auf Distanz halten kann».
trotzdem schaffen es ein paar wenige sportler auch als ewige 2. unsterblich zu sein,allerdings die norm ist das nicht.
Da ist alles so hausbacken und lahmarschig. Kein Wunner daß man daraus keine Helden zimmern kann.
Soll er seine ganze Kohle nun auch noch einem Dummdämlack namens Eichel in die Hände geben. Einem süffisanten Geldverbrenner. Oder seinem Haarfärbe-Brion-Zigarren-Kanzler?
Ich mach' das schon lange nicht mehr. Für Deutschland lohnt es sich nicht.
Ich glaub in 10-12 Jahren ist der Ulrich an dem Punkt wo er sich selbst in den Arsch beißt, weil er da erst merkt was er für Siege haben hätte können.
das er nen paar kilo mehr auf den rippen hat wie andere ist körper personen spezifisch.
aber das kapiert eh kein laie! und der pöbel glaubt halt gerne was in der zeitung schlechte reporter texten.
in 20 jahren wiegt armstrong keine 5 kilo mehr als zu r tour das verspreche ich dir und das ganze logischer weise mit nur nem bruchtel seines momentanen trainings.
ulle sieht in 10 jahren aus wie ries (plus 20 kilo .. mindestens!
sind einfach unterschiedliche typen von der genetik her.
Von Markus Becker
Der Gentechnik-Pionier Francis Crick, Mitentdecker der DNS-Doppelhelix, ist tot. Wie SPIEGEL ONLINE aus Forscherkreisen erfuhr, erlag der Nobelpreisträger in der Nacht zum Donnerstag einem Krebsleiden. Er wurde 88 Jahre alt.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,310899,00.html