Grenke!!
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 27.11.03 20:57 | ||||
Eröffnet am: | 27.11.03 20:23 | von: Willi1 | Anzahl Beiträge: | 8 |
Neuester Beitrag: | 27.11.03 20:57 | von: Willi1 | Leser gesamt: | 7.015 |
Forum: | Börse | Leser heute: | 6 | |
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Dort sind grössere Reserven als die Mufties zusammen haben!
Ich finde absolut nichts, kann sein das es inzwischen auch schon alles gelaufen ist, anyway -hast Du irgendwelche Infos?
Du treibst Dich da doch immer virtuell rum.
Bis denn
Willi
Greetz f-h
Bist ja 'nen richtiger Zocker *g*...halte Dich lieber an die Empfehlungen von sbroker, was die shares betrifft (D)
Es ist eine schier unglaubliche Neuigkeit: Nicht mehr der Irak mit seinen 15 Milliarden Tonnen, sondern Kanada mit sogar 24 Milliarden Tonnen Ölreserven soll in der Rangfolge der Erdölländer auf Platz 2 liegen, nur Saudi-Arabien noch davor. Wie ist das möglich? Gab es eine große Entdeckung?
Die Entdeckung ist gar nicht so neu. Schon als vor mehr als 200 Jahren die ersten Pelztierjäger an den Athabasca-Fluß kamen, sahen sie aus dem Sandstein der Uferhänge eine zähe schwärzliche Masse austreten. Heute gilt als sicher, dass in drei Regionen der Provinz Alberta, nämlich Athabasca, Peace River und Cold Lake, unter einer Fläche von über 140 000 km² nicht viel weniger Öl vorhanden ist als in ganz Saudi-Arabien, wenn nicht sogar noch mehr.
Das Öl aus dem Ölsandstein, landläufig Ölsande, wird von den Fachleuten Bitumen genannt. Es ist ein Gemisch schwerer Kohlenwasserstoffe, das jedes Sandkorn, noch getrennt durch eine dünne Wasserhaut, als feiner Film umgibt. das Bitumen kann bis zu 18 Prozent der Gesamtmasse ausmachen. Das Problem besteht darin, das äußerst zähe Bitumen vom Sand zu trennen und für die weitere Verarbeitung aufzubereiten.
Der größte Teil der Ölsande in Alberta ist von bis zu 800 m mächtigen Sedimenten überlagert. Nur im Athabasca-Gebiet liegen rund 9 Prozent der Ölsande weniger als 75 m tief. Die technischen Probleme der Extraktion des Bitumens sind heute gelöst. Durch Bohrlöcher wird so lange Dampf in die Ölsande gepresst, bis die Wärme das Bitumen flüssig macht, so dass es an die Oberfläche gepumpt werden kann (sogenannte In-situ-Förderung - „am Ort"). Wo die Ölsande wie im Athabasca-Gebiet zum Teil nur in geringer Tiefe liegen, werden sie im Tagebau abgebaggert.
Im großindustriellen Maßstab begonnen hat die Bitumenproduktion aus den Ölsanden Albertas im Jahre 1967 durch Great Canadian Oil Sands Ltd., heute Suncor Energy Inc., im Jahre 1978 gefolgt von Syncrude Canada Ltd. Syncrude Canada Ltd., ist das zurzeit größte Unternehmen der kanadischen Ölsandindustrie: ein Konsortium, an dem 10 Gesellschaften beteiligt sind, unter ihnen Imperial Oil Resources (25 %), Canadian Oil Sands Trust (21,74 %), Petro-Canada Oil and Gas (12 %), Conoco Canada Ltd. (9, 03 %), Nexen Inc. (7,23 %) und andere. Sein Headquarter unterhält Syncrude direkt im Zentrum des Geschehens, in Fort McMurray. Rund 4000 Mitarbeiter sind fest eingestellt, hinzu kommen 1000 bis 1500 zeitweilig Beschäftigte. Syncrude förderte im Jahr 2000 aus zwei Tagebauen täglich rund 500 000 t Ölsande. Sie ergeben rund 76 500 t Bitumen. Am Ende stehen täglich 220 000 bis 250 000 Barrel synthetisches Rohöl.
Karte der Provinz Alberta - Ölfelder
© Alberta Energy and Utilities Board
Im Jahre 2001 wurden in Alberta 21,25 Millionen t Bitumen aus Tagebauen und 15,3 Millionen t In-situ gewonnen. Mit zusammen fast 37 Millionen t wurde die konventionelle Erdölförderung von 35,7 Millionen t zum ersten Male übertroffen. Nach einer Schätzung des Alberta Energy and Utilities Board wird sich bis 2011 die Gewinnung von Bitumen aus den Ölsanden Albertas gegenüber 2001 verdreifachen. Dann könnten mindestens 70 Prozent auf Bitumen und synthetisches Erdöl entfallen. Bis Ende der 1990er Jahre konnten die Kosten je Barrel synthetischen Rohöls von über 30 auf 15 $ und darunter gesenkt werden. Bis spätestens 2010 wird ein weiteres Absinken auf bis zu $ 10 angestrebt. Die noch Mitte der 1990er Jahre anzutreffende Feststellung, dass bei der Produktion von synthetischem Öl eine nennenswerte Steigerung wegen Aufbereitungskosten und Umweltbelastungen nicht in Sicht sei, ist durch die Entwicklung überholt.
Historisch gewachsene Erdöl-Metropole Kanadas ist Calgary im Süden der Provinz Alberta. In der mit über 950 000 Einwohnern fünftgrößten und damit nächsten Millionenstadt Kanadas haben die meisten der großen Öl- und Gas-Gesellschaften ihren Sitz. Wirklicher pulsierender Mittelpunkt der jungen Ölsandindustrie wurde jedoch das mehr als 800 km weiter nördlich von Wald und Mooren eingeschlossene Fort McMurray. Ursprünglich ein Pelzhandelsposten am Zusammenfluß von Athabasca und Clearwater River und bis in die 1960er Jahre mit knapp 1000 Bewohnern, zählt es heute 50 000. Im 100-km-Umkreis um die Stadt führen mindestens weitere 15 000 in Workcamps ihr Leben zwischen Schicht und Erholung, wenn auch nicht auf Dauer. Fort McMurray wurde in den letzten 10 Jahren zur Boomtown Kanadas, mit Zuziehenden aus allen Provinzen Kanadas - allein über 10 Prozent aller Zuzüge von Neufundland, wo die Fischerei zusammengebrochen ist, mit Mieten für Ein- und Zwei-Bett-Appartements höher als in Toronto, mit über 300 Bussen der verschiedenen Unternehmen, die ihre Beschäftigten täglich kostenlos zu ihren Arbeitsstellen im weiten Umfeld bringen, mit einer jungen Stadtbibliothek, vor deren Beständen die Augen des Besuchers übergehen, mit einem Theater und einem College, das auf dem Weg zur Hochschule ist. Tägliche Linienflüge von Air Canada verbinden mit Edmonton und Calgary. Noch ist der Highway 63 die einzige ganzjährig befahrbare Straßenverbindung nach Süden. Über sie rollen Schwerlasttransporte auf Fahrzeugen mit bis zu 320 Rädern ebenso wie die 10 000 und mehr PKW der Wochenpendler.
Caterpillar 797 mit 400 t Zuladung für den Abtransport der geförderten Ölsande zur Extraktionsanlage
Es sind nicht nur die technischen Fortschritte, die die Ölsandindustrie heute wettbewerbsfähig gemacht haben. Steigende Weltmarktpreise für Erdöl haben geholfen. Und das herkömmliche Erdöl wird immer knapper. Seine Reserven nehmen ab. Noch werden sie durch neue Erkundungen teilweise wieder aufgefüllt, aber das Ende ist abzusehen. Und das betrifft in besonderem Maße Nordamerika mit dem Großverbraucher USA. Nur Kohle und Uran sind in Nordamerika reichlich vorhanden und können noch für viele Jahrzehnte eine sichere eigene Versorgungsgrundlage bieten. Bei Erdöl (ohne die Ölsande) und Erdgas beträgt der Anteil an den Weltvorräten nur 5 bis 6 Prozent. Das gegenwärtige Förderniveau vorausgesetzt, liegt die Reichdauer der Erdölvorräte Nordamerikas bei 13 Jahren und von Erdgas bei 10 Jahren. Ganz anders sieht es im Nahen Osten aus. Die Ölvorräte Kuweits reichen noch 120 Jahre, Iraks 118, der Vereinigten Arabischen Emirate 112, Saudi-Arabiens 81 und Irans immerhin 71 Jahre. Russland steht mit 31 Jahren auch nicht mehr besonders gut da.
Tagebau North Mine von Syncrude Canada
Wie mühselig und teuer es in Kanadas Erdölprovinz Alberta geworden ist, herkömmliches Erdöl aus der Tiefe zu pumpen, bezeugt folgende Angabe: Von den über 32 000 Sonden, aus denen im Jahre 2001 gefördert wurde, lieferten 16 000 weniger als einen m³ pro Tag. Vor diesem Hintergrund wird der Ölsandboom so richtig klar. Kanada ist schon seit langem fester Bestandteil des nordamerikanischen Energiemarktes, exportiert Erdöl, Erdgas und Uran in den Nachbarn. Investitionen in die Ölsandindustrie haben einen Zeithorizont von 10 bis 15 Jahren. Viele kanadische Energiegesellschaften wurden in jüngster Zeit von US-amerikanischen Gesellschaften übernommen, zum Beispiel Gulf Canada Resources, Westcoast Energy, Canadian Hunter und andere. Die kanadische Energiewirtschaft ist heute etwa zur Hälfte in ausländischem Besitz.
Bei aller sich abzeichnenden Ölsand-Euphorie darf nicht übersehen werden, dass Albertas Ölsandindustrie bei ihrer stürmischen Entwicklung auch vor zahlreichen ernsten Problemen steht, die nicht kurzfristig lösbar sind. Zu ihnen gehören Kostenüberschreitungen in Milliardenhöhe bei der Verwirklichung geplanter Projekte. Zum Beispiel kostete Suncors kürzlich fertiggestelltes Millenium-Projekt (30 km nördlich Fort McMurray) zum Schluß 3,4 Milliarden kanadische Dollar gegenüber ursprünglich vorgesehenen 2,2 Milliarden. Das im Aufbau befindliche Athabasca-Oil-Sands-Projekt (bestehend aus einem Tagebau 65 km nördlich von Fort McMurray, einem Upgrader bei Edmonton und fast 800 km Rohrleitungen zwischen beiden) von Shell Canada, Chevron Canada Resources und Western Oil Sands wird statt der geplanten 3,8 Milliarden mindestens 5,2 Milliarden Dollar verschlingen. Die Ursachen werden vor allem im Mangel an qualifizierten Arbeitskräften gesehen, wiederum bedingt durch das hohe Tempo, mit dem mehrere Gesellschaften gleichzeitig große Projekte in Angriff genommen haben. Wenn dann an nur einem der Megaprojekte mehrere tausend Arbeitskräfte gleichzeitig gebraucht werden bzw. im Einsatz sind, bleiben Probleme in der Abstimmung und Abfolge von Arbeitsschritten nicht aus. Im Nachhinein müsse kritisch festgestellt werden, dass sich das Streben nach möglichst kurzen Bauzeiten nicht auszahlt, heißt es dazu in der lokalen Presse.
Es gibt noch andere Probleme, die den Boom bremsen könnten. So befürchten die meisten Gesellschaften Auswirkungen des Kyoto-Protokolls, das von der kanadischen Regierung im Dezember 2002 ratifiziert wurde. Es bedeutet für Kanada, seine Treibhausgasemissionen bis 2012 gegenüber 1990 um 6 Prozent senken zu müssen. Für die Ölsandindustrie ist das ein Schock. Sie ist Großemissionär von Kohlendioxid. Um Kosten zu sparen, wird von manchen Gesellschaften erwogen, ihren Upgrader nicht in Kanada, sondern in den USA zu bauen, da die USA-Administration das Kyoto-Protokoll ablehnt.
Als ein weiteres Problem beginnt sich schon herauszustellen, dass es in Kanada an Raffinerie-Kapazität mangelt, um das synthetische Rohöl aus den Ölsanden zu Benzin, Diesel und anderen Produkten weiter zu verarbeiten. Aber immer neue Tagebaue und In-situ-Förderanlagen entstehen. Und der Winter ist für die Caterpillar-797 in den Tagebauen die beste Zeit: Ohne befürchten zu müssen, dass die schon ohne Ladung über 500 t schweren Fahrzeuge im weichen Untergrund versinken, können sie immer voll beladen werden.