Sollte man nicht einsteigen?
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 08.01.04 16:09 | ||||
Eröffnet am: | 07.10.03 14:55 | von: Los_Andros | Anzahl Beiträge: | 5 |
Neuester Beitrag: | 08.01.04 16:09 | von: duffyduck | Leser gesamt: | 2.420 |
Forum: | Börse | Leser heute: | 1 | |
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Ist zwar Risikoreich, wollte aber gerne eure Meinung dazu hören
Frankfurt – Zweimal im Jahr ist Sonnenwende, die Tage mit der längsten bzw. kürzesten Sonnenscheindauer. Server- und Softwarehersteller Sun Microsystems hat derzeit beides zugleich: Geschäftlich steckt der Konzern in einer finsteren Nacht – technologisch könnte aber bald ein strahlend heller Tag anbrechen. Mitte September hat Sun eine neue Technologie präsentiert, die das Potenzial zu einer echten Revolution im Computersektor hat. Vorausgesetzt, die Forschungsergebnisse lassen sich in der Produktion umsetzen.
Seit Jahrzehnten knabbert die Computerindustrie an einem Problem, das sich auf jede Einsatzmöglichkeit auswirkt, vom Mobiltelefon über Laptops oder Server bis zu Großrechnern: Die theoretisch im Siliziumchip erreichbaren Geschwindigkeiten werden durch einen Flaschenhals namens Leiterbahn limitiert. Chips für verschiedene Anwendungen in einem Rechner – etwa CPU und Grafik – können nicht direkt miteinander kommunizieren, sondern mittels elektrischer Signale, die über Platinen geschickt werden. Materialbedingt kann die Übertragung der Signale nicht mit der Geschwindigkeit mithalten, die im Inneren eines Chips erreichbar ist. Die Forschungsabteilung von Sun hat nun eine Lösung dafür gefunden, Chips direkt miteinander zu verknüpfen und damit den Flaschenhals Platine auszuschalten. Sollte die Methode in der Praxis funktionieren, erwarten sich Experten Geschwindigkeitssteigerungen in der Rechenleistung um den Faktor 60 bis 100 gegenüber heutigen Hochleistungschips. Außerdem seien ein deutlich niedrigerer Stromverbrauch zu erwarten, neue Möglichkeiten beim Design, Kostensenkungen in der Produktion, weiter fortschreitende Miniaturisierung und somit eine erhöhte Einsatzfähigkeit.
Der großen Wurf? Ja, glaubt man Sun und externen Experten – allerdings ist es für Euphorie noch zu früh. Auch der Konzern selbst sagt, es sei noch viel Arbeit nötig bis zu einem Praxiseinsatz. Ungelöst ist etwa das Problem der Kühlung, wenn die Chips viel enger zusammen gepackt werden sollen als bislang. Ein anderes sind mögliche Interferenzen, Störungen zwischen den Chips. Und das sind nur zwei Schwierigkeiten; da Sun mit dieser Technologie Neuland betritt, könnten es deutlich mehr werden.
Daran sollte der Konzern gewöhnt sein, denn wirtschaftlich läuft es für das ehemalige Vorzeigeunternehmen seit zwei Jahren mau und die jüngsten Ergebnisse verstärkten diesen Trend. Kein Wunder, dass die Aktie sich von Februar bis Juni „nur“ um knapp 90 Prozent verteuerte – viele andere IT-Papiere legten deutlich mehr zu. Und halten diese Gewinne zumindest teilweise trotz der jüngsten Korrektur, während Sun wieder auf das Niveau von Frühjahr zurück gefallen ist. Aktuell notieren die Aktien nur wenig über dem Buchwert, der bei 2,30 USD je Aktie liegt, davon werden 1,29 USD je Aktie von Barmitteln und Wertpapieren in Höhe von 5,7 Mrd. USD gedeckt. Wenn Sun wieder zu Wachstum und Gewinnen zurück findet, könnte das ein gutes Einstiegsniveau sein – derzeit aber deutet nichts darauf hin.
Ende September verloren die Papiere intraday 15 Prozent, nachdem eine Gewinnwarnung für das gerade beendete erste Quartal 2004 ausgesprochen wurde. Man erwarte für die am 28. September abgeschlossene Periode nun einen Verlust von sieben bis zehn us-cts je Aktie. Analysten rechneten im Konsens mit einem Verlust pro Anteilsschein von nur 0,02 USD nach 0,04 USD im Vorjahr. Als Folge der deutlich nach unten revidierten Geschäftsaussichten musste Sun auch Änderungen in der Aktivierung von Steueransprüchen vornehmen und nachträglich das Ergebnis für das im Juni beendete vierte Quartal 2003 korrigieren. Eine nicht liquiditätswirksame Abschreibung auf diese Steueransprüche in Höhe von 1,05 Mrd. USD machte aus einem kleinen Gewinn von zwölf Mio. USD nun nachträglich ein Verlust von 1,04 Mrd. USD. Damit ist man beim Umsatz mit rund elf Mrd. für 2003 auf das Niveau von 1999, als jede aufstrebende Internetcompany Sun-Server kaufte, zurück gefallen. Damals wurde aber ein Gewinn von mehr als einer Mrd. USD gemacht – 2003 war es unter Berücksichtigung der revidierten Ergebnisse ein Verlust von mehr als drei Mrd. USD.
Wäre da nicht der Name und die Liquidität, müsste die Sun-Aktie wohl als Zocker-Papier gelten. Angesichts der vergangenen zwei Geschäftsjahre und der jüngsten Ergebnisse spricht fundamental nichts für einen baldigen Sonnenaufgang. Aber wenn die neue Technologie funktioniert, könnte der neue Tag strahlender denn je werden.
Ich würde allerdings erstmal abwarten bis die angekündigten schlechten Zahlen
kommen bzw. raus sind. Dieser Tag wird wohl entscheiden.
Möglicherweise ist es aber auch klug, kurz vorher dabei zu sein.