KREISCH! Stoiber Bundespräsident?
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 30.01.03 09:41 | ||||
Eröffnet am: | 30.01.03 09:11 | von: Happy End | Anzahl Beiträge: | 5 |
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(SZ vom 30.1.2003) - Anders als bei der SPD herrscht in der Union Ruhe, wenn es um den Posten des Bundespräsidenten geht, offiziell jedenfalls. Der eine oder die andere macht sich zwar schon länger Gedanken, wer der oder die Richtige für das Amt sein könnte. Und die eine oder der andere Konservative hat schon signalisiert, dass er oder sie sich für den oder die Richtige hält. Aber größere Debatten hat es nicht gegeben. Diese Ruhe könnte bald vorbei sein.
Denn wenn die CDU nicht nur in Hessen, sondern auch im SPD-regierten Niedersachsen am Sonntag die Wahl gewinnen sollte, rückt eine Unionsmehrheit in der Bundesversammlung näher, die im Mai 2004 den Bundespräsidenten wählt.
Die Chance, statt eines Zählkandidaten einen Bewerber mit Erfolgschancen zu stellen, weckt die Lust an Personalspekulationen. Frau oder Mann, Wessi oder Ossi, Alt oder Jung – auf die CDU/CSU kommt dann die Debatte zu, die in der SPD bereits begonnen hat.
Ein klarer Favorit ist noch nicht in Sicht. Dafür wird intern aber eine Liste von Namen jener gehandelt, die keine Favoriten sind. Dazu gehören die thüringische Wissenschaftsministerin Dagmar Schipanski, die 1999 gegen Johannes Rau verlor, ihre baden-württembergische Kollegin Annette Schavan, der landespolitische Ambitionen unterstellt werden dürfen, sowie die Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth (alle CDU). Letztere hat sich, wenn man dem Unionsgeraune glaubt, selbst ins Gespräch gebracht und gilt als chancenlos.
Auch der Senior der CDU-Ministerpräsidenten, der thüringische Regierungschef Bernhard Vogel, hat seinen Finger gehoben, stößt aber auch aus Altersgründen nicht auf große Begeisterung. Bleibt Wolfgang Schäuble, der im Bundestagswahlkampf von Parteikollegen als denkbarer Kandidat auch für dieses Amt gehandelt wurde, unter Abwägung der Vor- und Nachteile. Er ist ein sehr kluger Kopf (Vorteil) und lässt das andere Menschen auch spüren (Nachteil, jedenfalls intern). Er ist ein Mann (Vor- oder Nachteil, je nachdem), sitzt im Rollstuhl (dito) und wäre der FDP, so man deren Unterstützung bräuchte, schmackhaft zu machen.
Ob letzteres auch für Edmund Stoiber gilt, wird in Teilen der Union aus gutem Grund bezweifelt. Dennoch erschien der Name des bayerischen Ministerpräsidenten nach der knapp verlorenen Bundestagswahl auf der ungeschriebenen Kandidatenliste, zur echten oder vielleicht auch weniger echten Überraschung des CSU-Chefs selbst.
Als er am Jahresanfang nach dieser Perspektive gefragt wurde, lachte er und sagte: „So was habe ich ja noch nie gehört.“ Andere aber haben es sehr wohl gehört. In der CSU jedenfalls gibt es einige, die sich das durchaus vorstellen können, aus welchen Gründen auch immer und nur unter der Voraussetzung, breite Teile der Union würden darum betteln. In der CDU hört man, der Name Stoiber sei in den Hinterköpfen gespeichert.
Liest man die Zeichen aus München richtig, hat sich Stoiber diese Frage selbst noch nicht gestellt und hängt der Vorstellung an, dass als Nächstes vielleicht eine Frau in das Bundespräsidialamt einziehen sollte. Er erweckt, zumindest zurzeit, alles andere als den Eindruck, als wolle er die aktive Politik und die Staatskanzlei alsbald verlassen. Schnelle Entscheidungen über den Unionskandidaten sind zudem nicht gefragt. Wer es wird, dürfte erst nach der bayerischen Landtagswahl im Herbst entschieden werden.
Seid ihm dankbar !