Erfurter Amoklauf: Wo muß die gesellschaftl. Disku
Seite 1 von 2 Neuester Beitrag: 01.09.02 17:45 | ||||
Eröffnet am: | 01.05.02 19:41 | von: SchwarzerLo. | Anzahl Beiträge: | 28 |
Neuester Beitrag: | 01.09.02 17:45 | von: Zick-Zock | Leser gesamt: | 4.360 |
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Es gibt m. E. einen Unterschied zwischen dem theoretischen Durchspielen von Szenarien und deren Ausübung. Aber das weiß wann erst hinterher. Wenn man die "Grenze" überschritten hat. Die Grenze von der Unschuld zur Verantwortung. Die Grenze vom flapsigen Umgang mit einer Panzerfaust in der Grundausbildung zur vollgeschissenen Hose, wenns darauf ankommt.
Ich persönlich meine, daß jeder das sucht, was ihn zu seinem Schicksal führt: früher hat man sich mit Bierkrügen die Schädel eingeschlagen, heute hat man Pump-Guns: das Potential an Irren ist dasselbe geblieben, nur die Mittel haben sich geändert.
Im Westen nichts Neues, sach ich ma, aber die Verteufelung von Videospielen und allem anderem ist Flickschusterei: es gibt m. E. einen Bodensatz von Verantwortungslosigkeit, den es schon immer gab, nur die Mittel zur Durchführung haben sich geändert.
Ohne Anspruch auf Wahrheit, nur mal so zur Diskussion gestellt.
ist mir zu platt und zu pauschal.
keiner kommt verantwortungsbewußt auf die welt. es sollte und nicht nur anerzogen, sondern nach möglichkeit vor allem vorgelebt werden.
in einer gesellschaft jedoch, in der hilfe für andere und / oder 'nächstenliebe' keine 'konjunktur' haben, als 'dummheit' angesehen, bestenfalls mitleidig nachsichtig belächelt werden;
eine gesellschaft, in der konkurrenzdenken, der 1. sein zu wollen oder zu müssen (schon zweiter zu sein, ist versagen...), ellenbogen belohnt werden, sich selbst in szene zu setzen und andere auszubooten, erfolg haben.....
.... wo sollte da 'verantwortung' herkommen ?
grüße
st
Jede dritte Ehe geht in die Brüche,nicht das es ansich so schlimm wäre
Schlimm sind vielmehr die Scheidungsvorgeschichten
Monatelange Streitereien,Gewalt,das Fertigmachen des
ehemals geliebten Menschen
Die Kinder stehen ratlos und ängstlich in der Mitte
und müssen mitansehen wie ihre vermeintlich heile Welt zerbröselt
Was soll da rauskommen?
Vertrauen in Erwachsene wohl nicht
Aber wer soll sie dann ins Leben führen?
jo.
Das benutzte Handtuch auszutauschen und wegzuwerfen ist die scheinbar einfachere Lösung.
Ich glaube nach wie vor: Amoklauf ist die Konsequenz einer Weltanschauung von Menschen, denen nicht das Rüstzeug mitgegeben wurde, daß diese Welt aus Lüge, Betrug und geplantem Massenmord besteht.
Wenn man das für sich selbst internalisiert hat, bekommen Dinge, welcher Art auch immer, die leidenschaftslose Betrachtung des "wem nützt es" und damit des Erklärbaren.
Bin ich jetzt zu arrogant?
Prosecco
stiller teilhaber hat meine vollste Zustimmung: "..Nächstenliebe = Dummheit.."
Trauermärsche im ganzen Land, Gedenkgottesdienste, Schweigeminuten; Staatstrauer; ...
Das ist alles ein bißchen übertrieben, oder glaubt ihr nicht ? Wieviele Menschen sind gestern auf der Strasse gestorben ?
Das ist die typisch deutsche Scheinheiligkeit ...
@StillerTeilhaber: nach der Selbstwert-Theorie von Covington&Berry machen Schüler alles, um die Meinung der anderen über ihren Selbstwert (nach der Attribuierungstheorie von Weiner ist Selbstwert = internal personenbezogener Faktor = geistige Fähigkeit / Begabung) so hoch wie möglich zu halten. Dementsprechend zeigen Schüler nach Meier und Edelmann keinesfalls Leistung um der Leistung willen, sondern ausschließlich darum, ihren Selbstwert zu erhalten. Gelingt ihnen das aufgrund von ständig mangelhaften Leistungen nicht mehr, werden grundsätzlich jedwege Tricks ergriffen, um die Meinung über ihren Selbstwert irgendwie zu erhalten (Aussagen z.B.: ich hatte Pech, ich konnte mich nicht konzentrieren; ich war krank, ...) funktioniert das aber nicht mehr, trifften diese Individuen normalerweise in Apathie bzgl. Schule und in die totale Leistungsverweigerung ... der Steinhäuser (oder wie er auch immer heisst) was wohl über allen Stadien drüber ...
Das Ganze gilt aber für alle Menschen und nicht nur für Schüler ...
Es sollte zur Erziehung gehören Jugendlichen das Sterben aktiv vor Augen zu führen: mit spätestens 16 Jahren: ab ins Krankenhaus und einem Sterbenden die Hand gehalten ... ich schätze mal der Bezug zur Wirklichkeit trifft die meisten wie ein Hammerschlag ...
MaMoe ...
Und dann die lustigen Chaoten in Berlin ... es lebe die verordnete De-Eskalationstaktik von unserem Obertunten-RoteSocken-Gespann ... das muss doch ein Bild für die Götter sein, dort in Berlin ;-)
Das in Israel & Palästina jeden Tag dutzende Menschen sterben, in den Medien dagegen die Berichterstattung über Arafats Stubenarrest & Sharons geisteskrankes Programm zur Bekämpfung der Terroristen aber viel interessanter ist, darum wird viel zu wenig Theater gemacht.
Geh mal in Berlin über Potsdamerplatz & schrei ganz laut "Scheiss J...., -Scheiss I....", wirst nicht lange frei herumlaufen, jede Wette !
Wir sind auf dem Weg in eine "schöne neue Welt"
Aber sensationsheischend ist die westliche Welt eindeutig bereits seit dem spektakulären Tod von Lady Di.
Die Opfer des Straßenverkehrs in Deutschland am heutigen Tag, kann man morgen höchstens in der Lokalpresse finden.
Obwohl das jährlich 10tausende sind, kräht kein Hahn danach.
Deshalb hab auch ich schon vorher gefragt, wo endet das normale Schicksal und wo beginnt das öffentliche Interesse und wer entscheidet das?
New York, Djerba, Erfurt, warum soll der Amoklauf schlimmer sein?
Die Antwort ist klar, DIESE Zeitbombe lauert mitten unter uns bzw. unseren Kindern!
Keine Terroristen, nur die vernachlässigte, sich selbst überlassene eigene Brut.
ich empfehle hier jedem, denkt mal ein wenig über den Tellerrand!
smokin'
HB
Die Trauer über das Ereignis in Erfurt war und ist für mich nicht scheinheilig, sondern spontan und ehrlich. Wahrscheinlich noch nie gehörte Begriffe für Euch.
Mein ehrliches Mitgefühl haben die Hinterbliebenen, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit, sowie die Eltern des Massenmörders.
„Vielleicht bringe ich mich um“
Kollegen nennen ihn einen Lügner, ein mieses Schwein. Lehrer Heise, der „Held von Erfurt“, gibt sich verzweifelt. FOCUS zufolge hat auch die Polizei „größte Skepsis“ gegenüber Reiner Heises Version der Geschehnisse. Die Widersprüche zwischen dem tatsächlichen Geschehen und den Aussagen des Lehrers seien bis jetzt nicht geklärt. Ein Fahnder sagte FOCUS, die Abläufe „sind uns völlig unklar“.
Heise sagte FOCUS, er wolle auf keinen Fall das von Innenminister Otto Schily (SPD) ins Gespräch gebrachte Bundesverdienstkreuz annehmen. Heise: „Das wäre ein Totenorden.“ Heise berichtete, er werde von Kollegen inzwischen als „Lügner“ und „mieses Schwein“ beschimpft, das sich im Blut seiner Kollegen suhle. „Vielleicht hole ich als nächstes eine Knarre und bringe mich um. Das meine ich nicht pathetisch“, sagte Heise.
Wie FOCUS weiter berichtet, war Steinhäuser offenbar gezielt auf der Suche nach der Direktorin Christiane Alt. Noch bevor sich der Attentäter in der Schultoilette maskierte, habe er den Hausmeister der Schule, Uwe Pfotenhauer, gefragt: „Herr Pfotenhauer, wissen Sie, ob Frau Alt im Haus ist?“ Der Hausmeister habe die Frage bejaht, jedoch eingeschränkt: „Aber für dich wird die Direktorin heute nicht zu sprechen sein.“ Steinhäuser sagte daraufhin: „Das werden wir sehen“ und ging in die Toilette, Von dort wandte er sich in Richtung Direktorat.
Ein Lehrer und viele Fragen
Heise hatte sich nach eigenen Angaben dem 19-jährigen Täter in den Weg gestellt, ihn eingesperrt und soll so das Massaker, dem 16 Menschen zum Opfer fielen, beendet haben. Doch nun bestätigte auch Erfurts Oberbürgermeister Manfred Ruge am Sonntag: „Er wird angefeindet.“
„Manchmal denke ich, er hätte auch ein leiserer Held sein können“, sagte die Rektorin des Gymnasiums vor einigen Tagen der „Süddeutschen Zeitung“.
„Bei der Rekonstruktion des Tatverlaufs würden Widersprüche deutlich“, sagte der Erfurter Polizeichef Rainer Grube der „Welt am Sonntag“. Nach Angaben eines Erfurter Polizeisprechers steht jedoch fest, der tote Täter wurde in einem verschlossen Zimmer gefunden. Den Schlüssel hatte Heise.
„Drück ab!“
Der Kunst- und Geschichtslehrer hatte berichtet, er habe sich dem bewaffneten Robert Steinhäuser in den Weg gestellt und zu ihm gesagt: „Drück ab! Wenn Du mich jetzt erschießt, dann guck mir in die Augen.“ Da habe der ehemalige Schüler die Pistole heruntergenommen und geantwortet: „Für heute reicht es, Herr Heise!“ Danach habe er den jungen Mann in einem Zimmer eingesperrt, wo er sich erschoss. Elternvertreter Harald Dörig beschrieb den Lehrer am Sonntag als beherzten und sehr engagierten Pädagogen. „Ich glaube ihm.“ Er und alle andere Lehrer hätten sich „heldenhaft verhalten“.
Die „Welt am Sonntag“ warf unter anderem die Frage auf, warum sich Heise nicht sofort eingeschlossen habe, als er den Maskierten durch den Türspalt sah, und warum er nicht die von dem Täter abgelegte Pistole an sich genommen habe. Er habe eine „Aversion gegen Waffen“, wehrte sich Heise, außerdem hätten die Polizisten ihn für den Attentäter halten können. Er wisse nicht, warum er Steinhäuser aufgefordert habe, die Waffe wieder an sich zu nehmen. „Fragen Sie mich das noch mal, wenn ich im Jenseits bin und und das zweite Gesicht habe.“
„Weiß nicht, wie ich weiter leben soll“
Oberbürgermeister Ruge erklärte sich die Anfeindungen mit der sehr nach außen gekehrten Art des Lehrers. „Er ist halt so, wie er ist.“
Heise berichtete, nach dem Massaker vom 26. April sei für ihn der Alltag zur Hölle geworden. „Wie ich weiterleben soll, weiß ich nicht. Mir wird zu übel mitgespielt“, sagte Heise der Zeitung. Zeige er sich in der Öffentlichkeit, werde er bespuckt. Beim Gang zum Bäcker beschimpfe man ihn. Telefonisch sei ihm dreimal mit dem Tod gedroht worden. „Ich bin auf der Flucht“, sagte Heise.
04.05.02, 16:30 Uhr
Quelle:
http://www.focus.de/G/GN/gn.htm?snr=105169&streamsnr=9&q=1
Beide Parteien wollen Erziehungsarbeit in der Schule zur Vorbereitung auf Ehe und Partnerschaft verbessern. Familienexperten sehen Ursache für immer weniger Eheschließungen im Tempo der Arbeitswelt
Von Martina Fietz
Berlin - SPD und Union wollen Konsequenzen aus dem Scheidungsrekord in Deutschland ziehen, der diese Woche bekannt wurde.
Angesichts von 197.500 zerbrochenen Ehen im Jahr 2001 - das sind 1,6 Prozent mehr als im Vorjahr und mehr als je zuvor in einem Jahr - fordern Union und SPD gleichermaßen, frühzeitig Sensibilität für ein positives Miteinander zu wecken. Zuständig für diese Erziehungsarbeit, die verbessert werden müsse, sei der Staat ebenso wie die Familien.
"In unserer Gesellschaft gibt es eine hohe Glückserwartung", sagte die Vorsitzende der Frauen-Union, Maria Böhmer, WELT am SONNTAG. "In Ehe und Partnerschaft müssen aber viele schwierige Situationen gemeistert werden. Hier gilt es, bereits in der Erziehungsarbeit die Konfliktfähigkeit zu stärken."
Böhmer will zusätzliche Unterstützung anbieten für die Umstellungsphase, wenn Paare zu Eltern werden. 153.500 minderjährige Kinder waren 2001 von der Scheidung ihrer Eltern betroffen. "In jeder Kommune sollten Häuser für Familien mit Beratungs- und Bildungsmöglichkeiten eingerichtet werden", sagte die CDU-Politikerin. "Dort sollte jeder Rat und Hilfe für den Erziehungsalltag bekommen."
Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Renate Schmidt betonte in WELT am SONNTAG: "Wir müssen junge Menschen besser auf Familie und Partnerschaft vorbereiten." Dieser Erziehungsauftrag müsse Teil des Schulunterrichts sein, sagte die SPD-Politikerin. "Es muss darüber geredet werden, welche unterschiedlichen Erwartungen Frauen und Männer an Familie und Partnerschaft haben. Dazu gehört beispielsweise auch die Frage, wie die Hausarbeit verteilt wird." Zu einer stabilen Partnerschaft gehöre auch "eine gelungene Vereinbarkeit von Familie und Beruf", betonte Schmidt. "Frauen wollen heute beides. Wenn ihnen das nicht gelingt, belastet es die Beziehung." Zudem wirke sich Berufstätigkeit von Frauen auch materiell überwiegend positiv aus.
Wirtschaftliche Schwierigkeiten dürften nicht zur Zerreißprobe für Beziehungen werden, betonen beide Politikerinnen und sehen hierin auch eine wesentliche Verantwortung des Staates. Die Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Familienorganisationen, ein Zusammenschluss konfessioneller wie weltlicher Verbände, hat dazu in einem gemeinsamen Thesenpapier nochmals "Steuer- und Bedarfsgerechtigkeit" angemahnt. Familien dürften nicht schlechter gestellt werden als Kinderlose. Außerdem müssten Leistungen für Familien sich an einer "realitätsgerechten Festlegung des Existenzminimums" orientieren.
Mehr Beratung für Paare in den ersten zwei Jahren nach der Geburt eines Kindes nennt Familienforscher Wassilos Fthenakis, Direktor des Staatsinstituts für Familienpädagogik in München, als Voraussetzung für "ein relatives Glück in der Ehe". Darüber hinaus forderte er ein besseres Betreuungsangebot.
Zur hohen Scheidungsrate kommt ein zweiter Negativrekord. Nur 389.000 Eheschließungen gab es 2001 - so wenige wie nie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Böhmer und Schmidt sehen die Ursache für diese Entwicklung auch in der Arbeitswelt.
"Die von der Wirtschaft geforderte Mobilität macht es für junge Paare nicht einfacher", sagte Böhmer. "Schwierigkeiten entstehen häufig durch diese hohen Mobilitätsanforderungen und das hohe Tempo in der Arbeitswelt."
Die Weichen für die Karriere müssten heute bis zum Alter von 45 Jahren gestellt sein, betonte Schmidt. "Das ist ein Wahnsinn angesichts gestiegener Lebenserwartung. Wir müssen den jungen Menschen wieder mehr Zeit geben, um sich in Ruhe ihrer Familie widmen zu können."
Quelle: http://www.diewelt.de/daten/2002/09/01/0901de353940.htx