Warum die Corona-Seuche in 8 Wo. bewältigt ist
Coronavirus holiday misery for British tourists in Spain as quarantine returns
The country is back on a ‘red list’ following a Covid spike, leaving travellers facing 14 days’ isolation when they come home
Soweit ich Kiel nun kenne, ist man dort noch sehr rückständig und besteht darauf, dass man sich mit ausreichend Masken usw. versorgt.
Heute, 20:14 Uhr.
Bogotá: Ausgangssperre für bestimmte Risikogruppen.
17:48 Uhr.
Corona-Infektion könnte Herz beeinträchtigen.
17:40 Uhr.
Spahn kündigt Testpflicht für Rückkehrer aus Risikogebieten an.
17:08 Uhr.
Belgien verschärft Corona-Einschränkungen
17:02 Uhr.
1.000 € Bußgeld für Maskenverweigerinnen auf Flug Budapest-München.
14:45 Uhr.
Corona schlimmster globaler Gesundheitszustand für WHO seit ihrem Bestehen (1948 gegründet).
13:31 Uhr.
Corona-Bestimmungen in Hongkong verschärft.
12:26 Uhr.
Vietnam will 80.000 Leute aus Da Nang herausholen.
10:52 Uhr.
Australien: Neuer Höchstwert an Neuinfektionen (549).
10:27 Uhr.
China: stärkster Anstieg von Infektionen seit April.
08:15 Uhr.
Weitere 53 Neu-Infektionen in St. Wolfgang.
04:00 Uhr.
WHO: Infektions-Risiko steigt in kühlerer Jahreszeit.
03:00 Uhr.
Kanada: Über 60% der Neu-Infektionen bei Leuten unter 39 Jahren. Von ihnen musste etwa ein Drittel ins Krankenhaus.
00:20 Uhr.
Marokko riegelt mehrere Städte ab (u.a. Casablanca und Marrakesch).
00:10 Uhr.
https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/...4e61-a328-be5792cc5da1
https://www.focus.de/gesundheit/news/...egen-die-usa_id_12245309.html
Schade - auch wenn ich es menschlich verstehen kann - dass die ErntehelferInnen sich nicht zusammentun, um eine Änderung der unhaltbaren Zustände zu erreichen.
Sie haben Angst um ihren Lohn.
Und die Gesundheitsämter schweigen zu solchen Machenschaften.
Alles Lügen, schon klar.....
Jedem das Seine ??
Nein, danke !
Hier müssen Liberale argumentativ weiter dagegenhalten, freilich indem sie die Tatsachen des modernen Lebens anerkennen. Es gilt moralische Herausforderungen ernsthaft, niveauvoll und in einem Geist der Mitmenschlichkeit anzunehmen. Damit dies möglich wird, heisst es wieder einmal, wie so häufig in der Geschichte, die brandgefährlichen rechten Satelliten des Liberalismus niederzuringen. Denn sie schaden der Freiheit."
aus:
http://hayek.de/images/pdf/2015_Hayek-Tage/...Schweizer%2520Monat.pdf
Grandios. 404 - Artikel nicht gefunden.
Das ist peinlich. Wir können nicht finden, was du suchst.
Was du suchst, konnten wir nicht finden. Versuche es noch einmal oder benutze das Suchformular unten.
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/...-der-freiheit-13668202.html
Von Karen Horn
Es steht nicht gut um den Liberalismus. Überall in Europa verlieren die freiheitlichen Parteien an
Bedeutung. Für die Freiheit zu werben, war immer schwierig. Das öffentliche Bild, der Liberalismus
sei ein Ideengebäude für hartherzige Ökonomisten, ist nicht leicht abzuschütteln. Doch nun droht er
auch noch die letzten Sympathiewerte zu verspielen – durch reaktionäre Unterwanderung.
Gewöhnt, dass die Angriffe auf die Freiheit seit Ende des Zweiten Weltkriegs vor allem von der linken
Seite des politischen Spektrums kamen, haben viele die rechte Gefahr nicht erkannt. Das wichtige
Argumentarium gegen Umverteilung und Enteignung, gegen Bevormundung und Gleichmacherei,
gegen „soziale Gerechtigkeit“, Sozialstaat, Planwirtschaft und Zentralisierung, gegen die Trennung
von Freiheit und Verantwortung, gegen Bürokratie und Protektionismus, gegen Kapitalismus- und
Globalisierungskritik – das beherrschen die meisten freiheitlich Gesinnten in ebenjenem Schlaf, aus
dem sie jetzt jäh aufschrecken. Wo nur kommt der Brass auf Ausländer in den eigenen Reihen her?
Das Schönreden von Diskriminierung? Die Ausfälligkeiten gegenüber Gleichstellung, Inklusion und
Integration? Die Sticheleien gegen Homosexuelle? Das Gerede von der „natürlichen Bestimmung der
Frau“? Die schrillen Aufrufe zur „Re-Evangelisierung des Abendlandes“, von der das Überleben der
Zivilisation abhänge? Die Anbiederung an den starken Mann Russlands, obschon dieser sein Volk
knechtet, die Nachbarn überfällt und den Westen übertölpelt? Nein, all das haben die meisten nicht
kommen sehen, auch wenn es natürlich nicht über Nacht geschah. Man hielt es unter Liberalen für
unmöglich. Ist es auch: Was da am rechten Rand wächst, hat den Namen Liberalismus nicht verdient.
Der Journalist Michael Miersch war einer der ersten, die hörbar aufschrien. Der Mitbegründer und
Miteigentümer des Blogs „Die Achse des Guten“ zog sich Ende Januar mit einem Paukenschlag aus
seiner vielgelesenen Seite zurück. Die liberale, weltoffene, aufgeklärte Haltung des Blogs sei verloren
gegangen, schrieb er traurig; die apokalyptischen, antiwestlichen, nationalkonservativen und
ausländerfeindlichen Ergüsse mancher Autoren und vieler Lesern wolle er nicht mehr tragen. Die
Nähe zur AfD wie auch zur Pegida sei ihm zuwider. Er wolle sich nicht länger täglich ärgern, „wenn
Menschen verbal ausgegrenzt und herabgesetzt werden, weil sie als Moslems geboren wurden“, und
er finde es auch nicht lustig, wenn behauptet werde, die EU ähnele der UdSSR. Das „reflexhafte
Dreindreschen auf alles, was unter dem Verdacht steht, ,links‘ zu sein“, rege ihn genauso auf wie die
„verlogene Idealisierung der christlichen Familie als Keimzelle der Nation“. Danke, Michael Miersch!
Was er da geisselte, ist das, was die um deutliche Worte ebenfalls nicht verlegenen jungen Leute in
Diskussionsgruppen auf Facebook und in anderen Social Media längst unter „Rechtsversifftheit“
zusammenfassen. Der Begriff mag zu pauschal sein, zu salopp und überhaupt auch zu gehässig. „Wo
antifaschistisch gehobelt wird, fallen sehr grobe Späne“, wie Markus Günther kürzlich in der
Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung treffend schrieb. Doch das damit bezeichnete Problem ist
real, und die „Achse“ hat es nicht für sich allein gepachtet. Es ist dabei nicht verwunderlich, dass es
den Liberalismus trifft, denn dieser war schon immer ein Sammelbecken für rebellische, subversive
Geister, die mit dem Mainstream nichts am Hut haben. Und die gibt es eben auch am rechten Rand.
Diese Haltung von – auch jungen – Menschen, die sich selbst mitnichten als Reaktionäre bezeichnen,
sondern als „wertkonservative Liberale“, gelegentlich auch als „nationalkonservative Liberale“, muss
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allen Sorgen bereiten, die den Wert der Freiheit mit Zurückhaltung, Skepsis, Offenheit, Respekt und
Menschenfreundlichkeit verbinden, „um andere in ihrer eigenen Weise glücklich werden zu lassen
und an jener Toleranz konsequent festzuhalten, die ein wesentlicher Zug des Liberalismus ist“, wie
Friedrich A. von Hayek in seinem Nachwort zur „Verfassung der Freiheit“ (1960) schrieb.
Es gibt viele Zugänge zum Liberalismus und zahllose Interpretationen. Doch bei aller legitimen und
spannenden Vielfalt gibt es auch eine essentielle Substanz, die man nicht aufgeben kann, ohne den
Begriff zu verdrehen. Diese Substanz besteht darin, dass das Nachdenken über die Gestaltung des
Miteinanders in der Gesellschaft vom Individuum ausgeht statt vom Kollektiv; dass die Menschen als
gleich zu denken und folglich vom Staat auch gleich zu behandeln sind; dass niemand im Besitz der
endgültigen Wahrheit ist. Der Individualismus ergibt sich aus der menschlichen Würde, in christlicher
Tradition bedingt durch die Gottesebenbildlichkeit des Menschen – aller Menschen. Hier wurzelt das
christliche Liebesgebot ebenso die liberale Pflicht, anderen Menschen mit Respekt zu begegnen; ihre
Lebensweisen nicht nur zu dulden, sondern sie anzuerkennen und sein zu lassen; sie als individuelle
Persönlichkeiten wahrzunehmen, nicht als Teil eines identitären Kollektivs. Wie sagt Lessings Nathan
so unnachahmlich: „Wir haben beide / Uns unser Volk nicht auserlesen. Sind / Wir unser Volk? Was
heisst denn Volk? Sind Christ und Jude eher Christ und Jude / Als Mensch!“
Den anderen annehmen und sein zu lassen, wie und was er ist und sein wird, ihn nicht zu bedrängen,
ihm seine Überzeugung und seinen Lebensentwurf weder mittels staatlichen Zwangs zu verbieten
oder zu erschweren noch ihm diese höchstpersönlich „austreiben“ zu wollen, ihn zu verunglimpfen
und ihn für seinen Weg oder seine Meinung mit Häme und Spott zu versehen – all das macht eine
freiheitliche Haltung aus. Diese tiefe, umfassende, fundamentale Menschenfreundlichkeit ist das
eigentliche Wesen des Liberalismus; hierin liegt seine überzeitliche Attraktivität ebenso wie seine
Überlegenheit nicht nur als Ideologie, sondern auch als moralisches System. In dieser Hinsicht hatte
der Historiker Paul Nolte schon Recht, als er vor Jahren sinngemäss anmahnte, es sei Zeit, nicht
immer nur reflexhaft gegen den Staat zu ätzen; es gelte dem Liberalismus auch einen
lebensweltlichen Inhalt zu verleihen. Positive Freiheitsdefinitionen kommen dafür nicht in Frage –
sehr wohl aber eine Rückbesinnung darauf, was eine liberale Haltung, eine liberale Moral ausmacht.
An diesem Punkt kommen viele Liberale ins Straucheln. Ist Freiheit denn nicht nur die Abwesenheit
von willkürlichem Zwang, der Liberalismus mithin nur ein politisches Projekt, das dem Einzelnen sein
Verhalten nicht vorschreibt? Lässt der Liberalismus nicht eine Vielzahl von Werten zu? Beging nicht
John Stuart Mill einen schweren Kategorienfehler, als er seinerzeit in „On Liberty“ (1859) sozialen
Druck als Zwang bezeichnete? Ja, korrekt, aber all das hängt von der Frage ab, die man jeweils stellt.
In der ordnungstheoretischen Perspektive ist das Verhältnis der Bürger zum Staat zu klären; hier
fordert der Liberalismus schlicht Abwehrrechte des Individuums gegenüber dem Kollektiv. Der
staatliche Zwang ist zu minimieren, und dazu muss er gemäss Hayek „durch bekannte allgemeine
Regeln beschränkt“ sein. Spezifische individuelle Verhaltensregeln haben hier nichts zu suchen.
In der individualethischen Perspektive hingegen geht es darum, wie sich eine Person gegenüber
anderen Menschen verhalten soll. Der Liberalismus lässt hier alle möglichen Werte zu, solange sie
nicht die Freiheit gefährden, in Anlehnung an Voltaires schönen Ausspruch: „Je ne partage pas vos
idées, mais je suis prêt à mourir pour que vous puissiez les défendre“. Dass er sie zulässt, heisst aber
nicht, dass er selber normativ neutral ist. Im Gegenteil: Liberalität bedeutet nicht nur, dass man sein
Gegenüber zu nichts zwingt und auch die Mittel des Staats nicht dazu einsetzt. Es bedeutet auch,
dass man die Persönlichkeit seines Mitmenschen respektiert und ihr Raum gewährt.
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Genauso wenig wie in das materielle Eigentum eines anderen darf man ohne dessen Erlaubnis in
seine Persönlichkeitssphäre vordringen. Man darf dem anderen eine ihm fremde Sicht der Dinge
anbieten, sie ihm aber nicht aufdrängen. Wohlgemerkt geht es hier nicht um einen Anspruch auf die
Unverletzlichkeit der eigenen moralischen Sphäre, ein solcher liesse sich weder gut begründen noch
praktisch verteidigen. Doch die Ansprüche, die man an sein eigenes Verhalten stellt, sind davon völlig
unabhängig. Eine liberale Haltung bedeutet den Verzicht auf Übergriffigkeit, schlicht aus Respekt.
Dass Mills Zeitgenossen ihm mit Sticheleien und Ausgrenzung das Leben zur Hölle machten, bedeutet
keinesfalls, dass der Staat die zugrundeliegenden sozialen Konventionen hätte unterbinden sollen.
Der Liberalismus gebietet Respekt vor solchen gewachsenen Traditionen. Aber nichts führt an der
Feststellung vorbei, dass ihre offen zur Schau getragene, spiessig-konservative Missbilligung von Mills
Liaison mit Harriet Taylor den moralischen Ansprüchen des Liberalismus nicht entspricht. Ihnen
selber wird das nichts ausgemacht haben – nicht jeder will schliesslich unbedingt liberal sein.
In den siebziger Jahren hat Erhart Eppler den Begriff „Wertkonservatismus“ aufgebracht, mit Blick
auf die Grünen mit ihrem Einsatz für die natürliche Umwelt, die Schöpfung, im Unterschied zum
Strukturkonservatismus, in dem es um die Erhaltung alter Privilegien geht. Wertkonservatismus – das
klingt in der Tat nach guter alter Zeit und heiler Welt, nach Ordnung und Harmonie, nach
Gemütlichkeit, ein wenig auch nach den Schweizer Bergen. Unwillkürlich denkt man an Wilhelm
Röpke (1899-1966), jenen liebenswerten Ökonomen, der an der Moderne litt und darüber selbst zum
Reaktionär wurde, bitter, rückwärtsgewandt und fortschrittsfeindlich. Wo der Konservative stehen
bleiben will, drängt es den Reaktionär zurück, nur der Liberale schreitet munter voran. Dass dieser
Wertkonservatismus überhaupt je unter der Flagge des Liberalismus segeln konnte und es noch
immer will, beruht allein auf dessen inhaltlicher Schwäche – genauer gesagt darauf, dass vor lauter
Fixierung auf die negative Freiheit der eigene, positive Gehalt des Liberalismus in Vergessenheit
geraten ist. Der Liberalismus ist moralisch nicht leer und normativ mithin auch nicht neutral.
Dem „ängstlichen Misstrauen gegen das Neue“, mit dem übrigens auch „Feindseligkeit gegen den
Internationalismus und seine Neigung zum betonten Nationalismus“ zusammenhänge, setzte Hayek
„Mut und Zuversicht“ des liberalen Standpunkts entgegen, die „Bereitschaft, der Veränderung ihren
Lauf zu lassen, auch wenn wir nicht voraussagen können, wohin sie führen wird“. Ängstliche Naturen
mögen das als fahrlässig empfinden. Hayek indes war kein Hasardeur. Er zog die logische Konsequenz
aus der Fehlbarkeit des Menschen, aus dem Mangel an Wissen. „Weil jeder Einzelne so wenig weiss
(…), vertrauen wir darauf, dass die unabhängigen und wettbewerblichen Bemühungen vieler die
Dinge hervorbringen, die wir wünschen werden, wenn wir sie sehen“. Wer sich trotzdem ins Idyll
vergangener Tage zurückziehen will, mag das tun – aber bitte ohne die Mitmenschen zu behelligen.
Ganz offensichtlich widerspricht die reaktionäre Haltung dem liberalen Denken, wenn sie den Staat
zur Diskriminierung auffordert, beispielsweise auf dem Wege der immer noch üblichen steuerlichen
Privilegierung von ehelichen Bindungen, zumal – via Ehegattensplitting – von Alleinverdienerehen.
Man könnte sich die entwürdigende Debatte über die „Homo-Ehe“ sparen, wenn der Staat hier gar
nicht erst seine Finger im Spiel hätte, wenn die Ehe schlicht das wäre, was romantische Seelen zum
Glück noch immer in ihr sehen: ein privater Vertrag von Liebenden, die füreinander einstehen.
Wo der Staat nicht hilft, das konservative Ideal zu verwirklichen, da beginnt indes die Pöbelei. Die
Reaktionären von heute haben dramatisch schlechte Manieren. Wie am Stammtisch werden die
Vorurteile gepflegt, dogmatisch zugespitzt und hasserfüllt herausposaunt. An üble Nachrede und
Invektiven gegen Keynesianer und Sozialisten ist man gewöhnt, jetzt kommen noch Demokratie,
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Feminismus, Pluralität, Homosexualität und Atheismus als Feindbilder dazu. Mit der AfD, gefeiert als
„die bessere CDU“, wettert man gegen die „Multikulti-Umerziehung“. Man verbrüdert sich mit einem
Thilo Sarrazin, nicht obwohl, sondern gerade weil dieser jene unsägliche Passage über die inferiore
genetische Ausstattung von Türkenkindern in seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ stehen und
sie in der zweiten Auflage mitnichten entschärft hat, zumal er sich von der Kritik daran zu einem
weiteren Buch, „Der neue Tugendterror“ inspirieren liess. „Man wird ja wohl noch sagen dürfen“ ist
das Geschäftsmodell, als ob es noch echte Redeverbote gäbe, abgesehen vom Straftatbestand der
Volksverhetzung. Es muss herrlich sein, sich in dieser Weise gegenseitig hochzugeigen und sich in
Vereinfachung, Dogmatismus, Demagogie, Intoleranz und Sektierertum zu aalen.
Die Reaktionären fallen schon mit ihrer Sprache auf. Sie ist aggressiv, eifernd, anmassend, masslos
und apodiktisch. Da ist eben vom „Tugendterror“ die Rede, vom „Gender-Wahn“, von der „Religion
der Gleichheit“ und der „Lebensfeindlichkeit“ des Egalitarismus. Ihre Worte sind zündelnd, gehässig,
ätzend. Dazu passen Aufrufe, „Widerstand“ zu leisten und die Gesellschaft im Stile von Al Qaida zu
unterwandern. Diese Leute schreiben und sprechen mit Dauerschaum vor dem Maul, auch wenn sie
nicht mehr zu den jugendlichen Heissspornen gehören, denen die „Enclave deliberation“ (Cass
Sunstein) im Internet so manche Hemmungen abtrainiert. Auf begriffliche Schärfe, konzeptionelle
Präzision und kluge Abwägung kann man lange warten. Da kann es dann schon einmal geschehen,
dass das unschuldige Ideal der Chancengleichheit die „Sozialismuskeule“ übergebraten bekommt.
Einen freiheitlichen Geist muss schon der Grad an Selbstsicherheit stören, mit dem solche Tiraden
hervorgestossen werden. Viele komplexe Fragen der modernen Gesellschaft erlauben gar kein
schnelles Ja oder Nein, Richtig oder Falsch, Schwarz oder Weiss. Häufig erschliesst sich die Natur
eines Problems erst in der Nuance und gilt es auch zu seiner liberalen Lösung eine schwierige Balance
zu finden, bei der sich die Akzente durchaus unterschiedlich setzen lassen. Wer sorgsames Wägen als
memmenhaft abtun zu können glaubt, strebt nicht nach Erkenntnis, sondern masst sich an, schon
alles zu wissen. Weil aber alle Erkenntnis nur vorläufig ist, wie Karl Popper lehrte, gilt es sich vor
abschliessenden, gesprächsabschneidenden Urteilen zu hüten. Man tut gut daran, die eigene
Position immer wieder überprüfen und den Zweifel zu pflegen. So fällt es dann auch leicht, sich
gegenüber anderen Menschen und Meinungen tolerant zu zeigen – tolerant nicht etwa in jenem
sauertöpfischen Sinn, dass man zähneknirschend duldet und herablassend gewähren lässt, was man
im Grunde für irrelevant hält oder verurteilt. Sondern tolerant in jenem anerkennenden Sinn, dass
man abweichende Überlegungen als intellektuelle Konkurrenz ernst nimmt und sie nicht daraufhin
prüft, wie man sie am besten abschmettern kann, sondern daraufhin, was ihnen abzugewinnen ist.
Der Liberalismus kommt aktuell an einen Punkt, an dem sich sein Schicksal entscheiden wird. Wenn
es nicht gelingen sollte, sich von den Reaktionären zu befreien und zu intellektueller Ernsthaftigkeit,
Anstand und Demut zurückzukehren; wenn es nicht gelingen sollte, der liberalen Ethik von Offenheit
und Toleranz den ihr gebührenden Raum zu schaffen – dann verliert der Liberalismus seine Seele.
Karen Horn lehrt ökonomische Ideengeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin und ist
Vorsitzende der Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft
Quelle: http://karenhorn.de/Profil/Kontakt/Impressum
Dieser Artikel gibt im wesentlichen wieder, was unter dem (wegen Löschung) nicht mehr funktionierenden link in 1215 zu finden war...
danke für die ausführliche Fassung.
Tagsüber kann ich mich nicht drauf konzentrieren - die Lektüre also erst am Abend. Mit Ruhe.
Stört kein großen Geist wenn der sogenannte Liberalismus ausstirbt.
Trotz einer Infektionsrate von ca. 12.000 gibt es kaum noch Todesfälle, bei denen man Corona feststellen konnte: ungefähr 10 pro Tag.
Als die Infektionsrate noch bei ca. 100.000 lag, wurden z.B. 800 "Corona-Todesfälle" pro Tag gemeldet.
Ich stelle fest: wie bei den üblichen Grippewellen. Wer sehr, sehr krank ist, ist möglicherweise durch Corona gefährdet. Wer normal gesund ist, eher nicht.