Deutschland ist pleite? 180 Mio für Frauenkirche
Seite 4 von 4 Neuester Beitrag: 31.10.05 10:32 | ||||
Eröffnet am: | 28.10.05 17:59 | von: Dr.UdoBroem. | Anzahl Beiträge: | 86 |
Neuester Beitrag: | 31.10.05 10:32 | von: bammie | Leser gesamt: | 2.842 |
Forum: | Talk | Leser heute: | 3 | |
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Moderation
Zeitpunkt: 30.10.05 21:59
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Kommentar: proxicomi
Zeitpunkt: 30.10.05 21:59
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Kommentar: proxicomi
7 Wochen für eine neue Regierung... ich sag ja immer, in Gesprächen muss grundsätzlich erstmal alles detailliert diskutiert und jedes Wort analysiert werden.
Herr Schröder und viele andere Gäste wurden in der Abschlussrede zur Weihe der Frauenkirche erwähnt, nur die Merkel nicht, aber schäbig hingeschaut hat noch zu ihr.
greetz bammie
Das ist ein typisches Verhalten vieler Menschen. Sie können einfach nicht loslassen und müssen altes immer wieder hervorholen. Lasst die Vergangenheit vergangen sein und vergebt einander.
Wer vergibt und altes vergessen kann, wird auch ein Neuanfang erfahren können. Wenn man sich ständig an die Geschichte festklammert, kann das nie etwas werden. Dabei ist Versöhnung sicherlich kein Kitsch, sie finge gerade erst an.
greetz bammie
- nach dem Willen von Fischer und Schröder -
die Türkei die Musik bestellt,
aber Deutschland, Schweden usw. sie bezahlt.
das Sagen in Europa:
Kandidatenländer:
Türkei
Staatsform: Republik
Hauptstadt: Ankara
Fläche: 775 000 km²
Bevölkerung: 69,2 millions
Währung: Türkische Lira
da kann ich bammie nur recht geben.
soviel organisiertes chaos wie diese beiden anrichteten, sollte man sie aus der erinnerung tilgen.
oder anders, die leistungen die sie erbrachten hätte jeder sonderschüler besser gekonnt!
Du hängst Dich an die Geschichte bzw den Unsinn der Politiker und streust vielmehr Salz in die Wunde. Beim Bau der Kirche ging es primär um andere Dinge.
oder welche geschichte meinst du?
Leider werden emotionale mit den materiellen Dingen vermischt. Die Kirche soll ihre Symbolkraft wiedererlangen und gleichzeitig sollten alte Geschichten über Zerstörung und Krieg vergeben und vergessen werden. Das Geld wurde sinnvoll verwendet, auch wenns das doppelte gewesen wäre. Das Bild was hier abgegeben wird ist sehr pessimistisch, der symbolische Wert und ihr Nutzen ist bei weitem höher, als dass man es in irgendwelche Investionskanäle versickern läßt. Am Ende würden, statt der Gemeinschaft, sich nur irgendwelche Manager die Hände reiben.
Desweiteren wird das Thema gerne mit der Türkei verbunden, das ist m.M. Quatsch. Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen.
gn8
bammie
man kann sie nicht mehr wegreden, wegdenken oder übersehen
es gibt dinge die keinen pfennig wert sind es auf papier zu schreiben
so wie etwa fischers 5.hochzeit -
dredsen und die frauenkirche spielen in einer Liga , die nur wenige erkannten und erkennen. Ich bin stolz soetwas jeden tag sehen zu können.
gruss e8
von Johann Michael Möller
Wunden zu heilen sei doch nicht weniger christlich als Wunden offen zu halten. Der das heute sagt, der Dresdner Altbischof Johannes Hempel, war einmal ein Gegner des Wiederaufbaus der Frauenkirche gewesen; einer, der mit der Unmöglichkeit argumentierte, an eine solche Auferstehung zu glauben und der auf dringlichere Bauaufgaben verwies, auf die Krankenhäuser, die Altenheime, die maroden Straßen und kaputten Stadtkerne. Damals, gleich nach der Wende war auch Dresden eine graue, vernarbte Stadt, gezeichnet vom Krieg und den Jahrzehnten Mangelwirtschaft der DDR. Und die Idee, die schon 1990 mit dem Ruf aus Dresden kam, aus den verkohlten Stümpfen auf dem Dresdner Neumarkt das schönste barocke Gotteshaus des deutschen Protestantismus wieder erstehen zu lassen, hatte etwas Absurdes und war doch betörend zugleich.
Heute spricht auch Bischof Hempel von der "geheilten Wunde", erzählt von den Widerständen in der Synode und den Abstimmungen, mal dafür, mal dagegen. Heute kann man sich das gar nicht mehr vorstellen. Heute wirkt das Gegenteil geradezu absurd, daß diese Stadtkrone, diese in der herbstlichen Sonne wie warmer Kuchenteig schimmernde Kuppel der Frauenkirche je wieder fehlen könnte. Es gibt Wunden, bei denen auch die Erinnerung heilt. Selbst Sachsens PDS-Chef Porsch sagt es ganz unumwunden. "Der Canaletto-Blick" ist wieder da. Die Stadt sei wieder ganz, ja, sie sei heile geworden. Am Abend vor dem Tag der Weihe lag schon diese süße Milde über der Stadt, die es nur in Dresden gibt. Die Altstadt war wie ein riesiges Klassentreffen. Auch jener Dresdner, die ihre Heimat vor langer Zeit schon verlassen hatten. Sie wollten Besitz ergreifen, wenigstens den Vorabend des eigentlichen großen Tages ganz für sich selber haben. Es war wie verfrühter Advent, wie geschnitzt aus dem Erzgebirge. Drei Tage feiert Dresden, und der Höhepunkt war die Weihe. Die Weihe der Kanzel, die Weihe des Taufsteins, des Altars und der Orgel. Auch die sonst so spröde protestantische Kirche kennt das große Zeremoniell. Vor 81 Jahren wurde Ingeborg Höppner hier getauft. Sie betet. Colin Bennetts, der Bischof aus Coventry, liest aus dem Matthäusevangelium. Und die Gemeinde singt: "Kann und mag auch verlassen ein Mutter je ihr Kind."
Diese Dresdner haben von ihrer Frauenkirche nie lassen wollen, und es ist ein zutiefst bürgerlicher Akt, in dem sie diesen Neubau wieder in ihrer Stadt willkommen heißen. Geschichte wiederholt sich eben doch. Schon der ursprüngliche, in der Bombennacht des 13. Februar 1945 untergegangene Bau war ein bürgerlicher Bau, von Bürgern gewollt, entworfen und mühsam ertrotzt. Nichts anderes hat sich jetzt auch in den vergangenen 15 Jahren ereignet. Der Spendenwille, der unbeirrbare Baudirektor Burger, der Glaube, der Tonnen von gebrochenem Stein versetzen kann. Landesbischof Bohl predigt über Markus 4 und das Gleichnis vom Senfkorn, das stecknadelkopfklein ist, und aus dem die Kraft des Lebens doch Großes erwachsen läßt. Und er spricht von der geistigen Mitte des Lebens, davon, daß wir ohne eine Überzeugung, die uns trägt, nicht leben können. Im Kirchenschiff sitzen Gerhard Schröder, Angela Merkel und ein Teil der hauptstädtischen Prominenz. Eine Stadt lebe von der Tatkraft und der Haltung ihrer Bürger, nimmt Bundespräsident Köhler den Gedanken auf. Und wer einmal wie Gerhard Hauptmann beim Anblick des zerstörten Dresdens das Weinen wieder lernen mußte, der könne beim Anblick dieses Kirchenbaus auch die Zuversicht wieder lernen. Köhler spricht von den Dresdner Taxifahrern, den polnischen Steinmetzen und den englischen Silberschmieden; davon daß die Glocken in Baden-Württemberg gegossen und die Hölzer im Schwarzwald geschlagen wurden. "Jauchzet dem Herrn alle Welt", singt der Kreuzchor, und die Sonne an diesem wunderbar warmen Oktobertag strahlt durch die Obergaden hinein. Der Wiederaufbau der Frauenkirche sei eben ein Gottesgeschenk, sagt der Landesbischof Bohl, das Menschen einander gemacht haben. Trumpet Voluntary schmettert Ludwig Güttlers Bläserensemble, und es blitzt wie das frische Blattgold an den Kapitellen und den Rosetten. Es sind die vielen kleinen Zeichen, die dieser Festakt setzt und ihm seine freudige Würde verleihen. Die berühmten Chöre, die im Wechsel auf den Emporen singen und für Dresdens musikalische Tradition stehen. Und immer wieder erklingt Felix Mendelssohn Bartholdy. "Richte mich, Gott, und führe meine Sache wider das unheilige Volk", singt der Kreuzchor aus den "Drei Psalmen". Und jeder im Raum weiß, welcher Geschichte das gilt. Sie muß gar nicht mehr eigens genannt werden. Dieser Wiederaufbau ist viel mehr geworden, als ein Stück Stadtreparatur. Er ist ein Symbol der Selbstheilung fast unseres ganzen Kontinents. Er ist eben kein bloßes Zitat, keine zu neu und zu sauber geratene Kopie einer anderen Zeit. Jenem etwas verhärmten Purismus, der den Wiederaufbau der Frankfurter Paulskirche prägte; oder jener Ruinenästhetik, die sich lange gegen jede Rekonstruktion wehrte, haben die Dresdner ein völlig unbekümmertes Bekenntnis zur alten Form, zur traditionellen Bauweise entgegengesetzt.
Aber sie haben es dabei eben nicht belassen. Der Entwurf ist das Original, und den haben sie vom Ratszimmermeister George Bähr ebenso übernommen wie den Bürgersinn ihrer Vorfahren. Sie haben mehr als 8000 Trümmerteile bewegt und doch eine neue Kirche geschaffen. Das ist wie die große Parabel der Einheit. Der Entwurf einer bürgerlichen Gesellschaft ist historisch. Aber leben läßt er sich heute noch. Es gibt eben doch Wunden, die heilen, sagt Altbischof Hempel. In Dresden ist eine verheilt.
Artikel erschienen am Mo, 31. Oktober 2005