Eltern sollen mit Kindern beten
Seite 1 von 7 Neuester Beitrag: 04.06.06 00:05 | ||||
Eröffnet am: | 18.03.06 16:28 | von: Boersiator | Anzahl Beiträge: | 160 |
Neuester Beitrag: | 04.06.06 00:05 | von: Depothalbiere. | Leser gesamt: | 7.775 |
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Ein Rat von der Leyen
"Eltern sollen mit Kindern beten"
Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat Eltern dazu aufgerufen, ihre Kinder religiös zu erziehen. "So selbstverständlich, wie wir den Kindern die Muttersprache mitgeben, müssen wir ihnen Religion mitgeben", forderte sie in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Die Ministerin sprach sich dafür aus, dass Eltern mit ihren Kindern beten. Solche Rituale seien im Alltag hilfreich, festigten aber auch die eigene Identität.
"In einer Welt, die unsicherer und unbeherrschbarer wird, werden zwei Dinge wichtiger, die man persönlich beeinflussen kann: die Familie und die Religion." Für die Geburtenrate sei nicht die Religion zu allererst entscheidend, sondern die Einstellung der Gesellschaft zu Kindern. "Religion und Religiosität helfen aber, Vertrauen in die Zukunft zu haben", sagte von der Leyen.
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Jetzt drehen die völlig ab!
Als wenn es nicht wichtigere Dinge zu Lösen gabe *kopfschüttel*
Religinion und Glauben werden zu oft vermischt
Das ist ein Kernproblem aus dem heutzutage und auch früher die Meschheit ihre Kriege hergezaubert hat. Es gibt Leute, die können nicht mit anderen in Frieden leben (Beispiele nenne ich mal nicht). Da hilft zwar dann nichts mehr aber insgesamt ist es so, dass die Menschheit derzeit an einem Scheidepunkt ist. Wir haben in Europa inzwischen die Aufklärung so weit getrieben, dass ein junger Mensch eigentlich leider nur eines lernt: Tabus sind da um gebrochen zu werden.... Jeder kann sich entfalten wie er will.... Rücksichtnahme ja, aber nur durch andere und nicht durch mich... Ich kenne meine Rechte... Geld ist wichtig..... Gut aussehen ist wichtig.... Und jeder gegen jeden.. Eigentlich leben wir Menschen inzwischen asozialer als unsere Vorfahren aus dem Busch... Ein junger Mensch, der nun in dieser Welt eine Orientierung sucht, der braucht irgendetwas an das er glauben kann. Es muss nicht Religion sein, aber es muss etwas sein, was einen festen Anker im Leben bildet. Das ist auch mathematisch bzw. geometrisch zu erklären.. Ohne einen Fixpunkt schwebt man im Nichts der Unendlichkeit. Wo komme ich her?? Wo bin ich? Wer diese Fragen nicht beantworten kann, der kann auch nicht wissen wo seine Reise hin gehen soll. |
ich denke sogar auch im gegenteil. wenn ein kind schon recht früh gewisse grundsätze im leben vermittelt bekommt, lösen sich gewisse problem von allein.
ich führe hier z.b. mal den unterschied zwischen ländlichen gegenden und der großstadt an. wieso haben denn großstädte solche probleme mit jugendlichen drogenabhängien usw.?
in einer ländlichen struktur gibt es sowas seltener, hier wird kindern auch vermittelt das einen sinn hat zu leben. wenn ich diesen sinn erkenne, kann ich was aus meinem leben machen.
ergänzend möchte ich noch auf eines der vorangegangenen postigs eingehen, in dem den "uninteressierten" geraten wird sich über bohlen, superstars, titten und fußball zu unterhalten. es gibt unzählige sehr erfolgreiche menschen die sehr gläubig sind und ihren erfolg mit darauf zurückführen und grade bei den fußballern ist der glaube und gott sehr stark verteten. hier möchte ich nur mal soclhe spieler wie lucio oder giovanne elber nennen. auch ottmar hitzfeld ist ein streng gläubiger der sich auch sehr oft mit seinen spielern zu glaubensfragen ausgetauscht hat. er behauptet sogar steif und fest das gott ihm die stärke und die kraft verliehen hat um diese leistungen zu erbringen.
jetzt nochmal die frage, schadet es?
ich denke nein!
es ist sicher ein wichtiger baustein einem kind etwas zu zeigen an was es glauben kann. wie sagte xavier naido oder wie der bursch heißt, menschen können dich entäuschen, der einzige der dich nie entäuschen wird ist gott!
Diesen Spruch kann man auf alle Ausserirdische n(so es sie denn gibt) ausdehnen, zumindest solange wie sie nicht präsent sind.
Und die Frage warum es in Städten eine grössere Drogenproblematik als auf dem Land gibt, die kann man sich mit etwas gründlicherem Nachdenken auch selbst ganz schlüssig beantworten. Wenn nicht, dann frag den nächsten Ausserirdischen.
Vielleicht lag es ja daran, dasss Oppa immer nach dem Kirchenbesuch in der Kneipe versackte??
Das beruht alles auf dem Prinzip der Dualität.
ALLES was geschaffen wurde basiert auf der Dualtität und hat einen Gegenpol.
ALLES definiert sich über sein Gegenpol und bekommt dadurch erst einen Sinn.
Schwarz: weiß
links: rechts
Tag : Nacht
Mann : Frau
Leben : Tod
Such dir irgendwas aus. Es trifft immer zu.
WAs wäre Gesundheit wert, wenn es keine Krankheit gäbe
Was wäre der Frieden wert, wenn der Begriff Krieg nicht existiert
Was wäre der Himmel wert, wenn es keine Hölle gäbe
und der Gegensatz zur Gerechtigkeit ist die Ungerechtigkeit.
Ich frage mich manchmal nur, ob man dann
sagen kann, dass selbst Gott neben seiner guten Seite auch eine schlechte Seite hat
(manifetsiert im Teufel)
oder braucht Gott als Ursprung allen Lebens auch als einziger kein Gegenpol?
Scheinbar ist der Glaube für die Gläubigen nicht nur der Schlüssel zur Lösung aller Probleme, sondern zugleich macht er ihn auch noch überlegen gegenüber den Ungläubigen. So zumindest könnte man manche Aussage verstehen, wenn Gläubige bei diesen Themen in der Diskussion nicht mehr weiter wissen. Vielleicht braucht diese Art von Herrenmenschen ja auch keine innere Logik im Glauben an sich, sondern der Glaube ist die Rechtfertigung für alles. So gesehen wäre der Glauben in der Tat die einfachere Form des Daseins.
SOLANGE er MICH damit
in RUHE lässt,
und NICHT der MEINUNG ist,
er WÄRE durch seinen GLAUBEN
etwas BESSERES,
und MICH mit Feuer, Schwert,
oder Bibel, Koran und Tora,
ERScHLAGEN will.
Irgendwo heißt es doch: WER sich
SELBST ERHÖHT, der wird
ERNIEDRIGT werden, oder so ähnlich.
ALSO liebe GLÄUBIGE,
DENKT daran! :)
Viele Menschen lehnen Gott ab, obwohl sie ihn kaum kennen. Andere, weil sie "zuviel wissen", um an ihn glauben zu können. Manch einer muß ihn leugnen, weil sein düsteres Zerrbild ihn ängstigt. Einige verlachen ihn, weil sie seine Harmlosigkeit belustigt. Viele haben den Glauben an Gott auf Schlachtfeldern verloren, und kaum weniger Menschen verloren ihn mit den Märchen ihrer Kindheit. Andererseits gibt es zahllose Menschen, die bereit sind, für diesen Gott ihr Leben zu geben, die von ihm Halt, Glück und Erfüllung erwarten.
Wer ist Gott wirklich?
Wie hat sich Gott selbst in der Offenbarung den Menschen vorgestellt?
Gott der Geschichte
Seit es Menschen gibt, gibt es den Glauben an überirdische und göttliche Mächte, an Engel und Dämonen. Die Mächte der Natur, die gewaltige Größe des Himmels, die unberechenbaren Launen des menschlichen Schicksals und auch die dunklen Abgründe der menschlichen Seele waren von Anfang an Tore, hinter denen die Menschen überirdische Mächte und Gewalten erahnen konnten, Angst und Glückserfahrungen trieben die Menschen dazu, diese Gewalten zu fürchten und zu verehren. Aus diesem Hintergrund tritt etwa um 1200 vor Christi Geburt der Gott Jahwe heraus, der Gott des Alten Testamentes. Er unterscheidet sich grundlegend von den Göttervorstellungen und dem Dämonenglauben der damaligen religiösen Umwelt. Dieser Gott ist aufs engste verbunden mit der Person des Mose und der Gruppe der "Hebräer" in Ägypten (Hebräer = abwertendes Wort für gesellschaftliche Randgruppe).
Einzelne semitische Familien, Clans und Sippen waren in den Jahrhunderten zuvor bereits in Ägypten eingewandert. Hunger und Not hatte sie in das fruchtbare Niltal getrieben. Sie gewannen zeitweilig großen Einfluß und politische Macht (um 1500). Zur Zeit des Mose aller-dings (etwa 1300-1200 v.Chr.) waren sie zu Sklaven herabgedrückt worden und mußten harte Fronarbeit leisten.
Dieser historisch belegte Sachverhalt findet seinen Niederschlag in der alttestamentlichen Josefsgeschichte (Gen 37,1-50,26). Vielleicht können Sie sich diese Zeit besser vorstellen, wenn Sie sich daran erinnern, daß wenige Jahre zuvor die "schönste Frau der Antike", Nofretete, lebte (ihre Büste steht in Berlin). Tut Ench Amun, ihr Schwiegersohn (bekannt durch die überreichen Grabfunde), war Vorvorgänger Ramses II. in dessen Regierungszeit die Flucht der Israeliten fiel.
Mose selbst hatte zunächst guten Zugang zur ägyptischen Oberschicht. Er hatte deren Bildung genossen. Als er einen ägyptischen Wachbeamten erschlägt, der einen hebräischen Volksgenossen quält, muß er in die Wüste auf der Halbinsel Sinai fliehen. In dieser Wüstenzeit geschieht etwas, was die Welt verändern wird.
Bisher hatten die Menschen die göttlichen Mächte erahnt, erhofft, gefürchtet und verehrt. Aber diese Götter waren stumm geblieben. Die Menschen mußten versuchen, deren Willen aus der Natur und dem Zufall herauszulesen oder ihn durch Zauber und Magie zu beeinflussen. Aus diesem Zwielicht von Zweifel und Vertrauen tritt der Gott Jahwe heraus. Er offenbart sich dem Mose. Sie kennen vermutlich die Erzählung der Bibel, die diese Begegnung im Bild des brennenden Dornbusches schildert. Moses weidet die Schafe in der Steppe. Dort erschien ihm der Herr in einer Flamme, die aus einem Dornbusch emporschlug. Der Dornenbusch brannte und verbrannte doch nicht. Moses wollte nähertreten, um das genauer sehen zu können. Es wird ihm verwehrt: " Der Herr sagte: Komm nicht näher heran! Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden... Ich bin der 'Ich-bin-da'...Ich habe beschlossen, euch aus dem Elend Ägyptens herauszuführen..."(Ex 3,5-3,17).
Was damals "historisch" genau geschah, bleibt im Dunkeln. Daß aber etwas Entscheidendes geschah, zeigt sich im weiteren Verlauf der Geschichte. Im Namen und im ausdrücklichen Auftrag des Gottes Jahwe muß Mose nach Ägypten zurückkehren. Dort organisiert er die Flucht. Er versteht es, die hebräischen Sklaven davon zu überzeugen, daß auf diesen "Gott aus der Wüste" unbedingt Verlaß ist (vgl. dazu Ex 1-15).
Er muß eine gewaltige Persönlichkeit gewesen sein, daß ihm dies gelang. Den meisten fiel es sicherlich nicht leicht, die "vollen Fleischtöpfe" und die Annehmlichkeiten der ägyptischen Kultur einzutauschen gegen das bloße Versprechen einer Freiheit, die sie mit Bestimmtheit in die Wüste führen würde und darüber hinaus in eine äußerst ungewisse Zukunft. Dazu kommt: Eine Flucht angesichts der militärischen Überlegenheit des Pharao war so gut wie aussichtslos. Allein der Gedanke daran war verwegen. Und das alles im Vertrauen auf Gott Jahwe. Wer war überhaupt dieser Jahwe?
Der Name Gottes
Nach orientalischem Verständnis bezeichnet der Name zugleich auch die Eigenart, das Wesen des Benannten. Den Namen wissen heißt: die Person kennen. 6628mal wird der Name Jahwe in den Schriften erwähnt. Gedeutet wird er allerdings nur das eine Mal durch Mose: "Ich-bin-der-ich-immer-für-euch-da-sein-werde" "Ich-bin-für-euch-da". Das ist der Name Gottes, das kennzeichnet sein Wesen (Ex 3,14).
Aber war auf das, was dieser Name versprach, auch Verlaß?
Konnte man diesem "neuen" Gott trauen?
Am Beginn der Geschichte Gottes mit Israel konnte, ja mußten diese Fragen gestellt werden. Jahrhunderte nach der Flucht aus Ägypten werden diese Ereignisse schriftlich niedergelegt. Für die Autoren damals ist es jetzt keine Frage mehr: Das Vertrauen ist nicht enttäuscht worden, die Verheißung ist erfüllt. Die Hoffnung wurde Wirklichkeit: Gott ist wirklich und so, wie er heißt: "Der der immer bei uns ist". Hinter den Schriften stehen die Erfahrung und das Zeugnis vieler Generationen. Aus der Vielfalt der Ereignisse wird Wesentliches herausgefiltert; der Geschichtsverlauf wird gestrafft und vereinfacht. Übrig bleibt eine geradlinige Geschichte, eine Kette wunderbarer Beweise, daß der Name Gottes tatsächlich mehr als ein Versprechen ist. Gott ist so, wie er heißt.
Sicherlich kennen Sie in groben Zügen diese Ereignisse? Die Flucht, die wider alles Erwarten gelingt (um 1200); die Rettung vor dem Hungertod und dem Verdursten in der Wüste; die Volksgründung am Berg Sinai: der Bundesschluß (vgl. Ex 19).
Es folgen Jahre der Wüstenwanderung, Kämpfe, Auseinandersetzungen. Teils friedlich, teils kriegerisch wird das verheißene Land, das heutige Palästina, in Besitz genommen (etwa bis 1000 vor Christi Geburt). Israel ist zu dieser Zeit ein Volk ohne zentrale Regierung. Es ist ein loser Stämmeverband. Keine gemeinsame Regierung, keine gemeinsame Verteidigungspolitik, kein stehendes Heer. Und dennoch in Stunden der Not und der Gefahr sind sie da: die charismatischen Feldherren, die gerechten Richter, die klugen Führer, die tapferen Soldaten. Einfache Bauern und Hirten schlagen erfahrene Berufsheere in die Flucht. Sie brauchen keine Monarchie wie die Nachbarstaaten. Dafür haben sie nur Spott und Hohn übrig (Ri 9,7). Ihr König ist Jahwe (vgl. dazu die Bücher Jos und Ri).
Für die Israeliten war klar: All diese Ereignisse sind nicht allein zu erklären mit Glück oder Zufall, das geht nicht allein auf Konto ihrer Geschicklichkeit. Was sie haben, und was sie sind, verdanken sie Jahwe. Jahwe lebt! Gott ist mit ihnen. Sein Name hat sie nicht enttäuscht. Er ist wirklich immer für sie da! Ohne ihn gäbe es kein Israel, keine Befreiung aus der Sklaverei, keine Rettung und kein Heil.
Und vor allem: Das alles ist keine Einbildung. Ihr Wissen von Gott beruht auf Erfahrung. In der Geschichte ist sein Eingreifen nachprüfbar. Glaube ist kein phantastisches Hirngespinst, sondern handfestes Leben! Abzulesen im Leben und Leiden Israels: Aus einer "Handvoll" hergelaufener Flüchtlinge hat Gott einen der großen vorderasiatischen Großstaaten geschaffen (Großreich Davids und Salomons um 1000-900). Dies ist aber nur die eine Seite der Geschichte! Sie ist nicht frei von Umwegen und Enttäuschungen. Die Israeliten leugnen Jahwe und wenden sich heidnischem Götzenkult zu. Es gibt Blut und Tränen, auch im Namen Gottes. Dem religiös-moralischen Niedergang folgen Zeiten nationalen Unglücks: Krieg, Niederlagen, Staatenteilung, Deportation, erneute Verbannung. Die Bibel schildert diese Zeiten in den Bildern des Ehebruchs und der Hurerei (z.B. Ez 16). Aber aus der Dunkelheit solcher Erfahrungen bricht immer wieder eine reifere und vertiefte Einsicht hervor: Gott ist dennoch treu. Er versucht es immer wieder. Er gibt uns wieder eine Chance. Er schafft alles noch einmal neu. Diese Treue läßt sich nicht mit "normalen Maßstäben" messen; dahinter kann nur ein Motiv stehen: die Liebe (vgl. dazu vor allem 1 und 2 Kön; 1 und 2 Chr; Am; Hos).
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Wie offenbart sich Gott?
Vielleicht hatten Sie bisher den Eindruck, daß wir nur über die Geschichte und das Leben Israels geschrieben hätten und noch nicht so "richtig" von Gott. Aber: von Gott reden, heißt vom Leben reden. Gott selbst kann niemand sehen (Ex 33,20), und doch wird er mit unseren Sinnen erfahren. Was wir von Gott wissen, haben sich nicht gescheite Leute aus den Fingern gesogen. Es sind Erfahrungsberichte. Gottes Offenbarung zerreißt nicht die menschlichen Denkgesetze. Sie überrollt nicht unseren Verstand. Vielmehr sind menschliche Schicksale, Ereignisse und Vorkommnisse wie ein "Bilderbuch", in das Gott den gläubigen Menschen blicken läßt. Indem dieser darüber nachdenkt, versucht, das Erfahrene in Worte und Gedanken zu fassen, gewinnt er immer klarere Einsichten. So wächst aus dem Leben heraus das Glaubenswissen von Gott. Dennoch: Auch dann wissen wir nicht, wer "Gott in sich" oder "Gott an sich" ist. Wohl aber, wie er wirkt, und was er an uns tut. Dabei wird es sicher vorkommen, daß einzelne, ja ganze Gruppen sich auch täuschen oder nur Teilwahrheiten erkennen. Aber diese "Fehlerquellen" können nicht das Gesamtergebnis verfälschen. Aus vielen Einzelerfahrungen, die einander ergänzen, deuten und auch korrigieren, aus den Erfahrungen von Familien, Sippen und ganzen Generationen kristallisieren sich Erkenntnisse heraus, die "Wahrheit" sind. Entscheidend ist der Glaube "Gesamtisraels". Denn Gott handelt nicht nur in der Geschichte, sondern er sorgt auch durch seinen Geist dafür, daß immer wieder Menschen ihn und seinen Willen richtig verstehen und interpretieren: Aus Spuren, Wirkungen schließen sie auf die Ursachen. Erkenntnisse über Gott und seinen Willen gewinnen sie, indem sie Menschen betrachten, die er verändert hat, die er führt, liebt und auch "schlägt".
So entstehen die biblischen Bücher des Alten Testamentes, von denen wir überzeugt sind, daß sich in ihnen Gottes Geist niedergeschlagen hat.
Wie von Gott reden?
Es liegt eigentlich auf der Hand, daß solches Erfahrungswissen, solche "Lebensweisheiten" sich nicht wie mathematische Formeln ausdrücken lassen. Wer immer Gott in seinem Leben erfährt, kann nur von ihm berichten, indem er zugleich auch ein Stück weit sein eigenes Leben und Erleben preisgibt.
Religiöse Erfahrungen sind sehr persönliche Erfahrungen. Sie verändern einen Menschen in einer Tiefe, in die vielleicht sonst nur eine große Liebe und schmerzhafte Erschütterung reichen. Wie schwer fällt es uns da schon, darüber zu sprechen. Das Schweigen erscheint uns angemessener. Und wenn wir reden wollen oder müssen: Wie wollen wir es sagen?
So erstaunt es nicht, daß die biblischen Schriftsteller auf die verschiedenste Weise versuchen, das an sich Unsagbare dennoch auszudrücken. Immer wieder greifen sie dabei auf Bilder und Vergleiche zurück. Wenn es ihnen hilft, bedienen sie sich auch unbefangen den Mythen, Legenden und Göttersagen ihrer heidnischen Umwelt, die sie allerdings vertiefen und aus der Sicht ihres Glaubens korrigieren. Sie riskieren Einseitigkeiten und lassen Widersprüche stehen. Sie sprechen in Gegensätzen, um anzudeuten, daß kein Begriff Gott wirklich entspricht.
Daß rund 3000 Jahre später die Christen die größten Schwierigkeiten haben würden, konnten die Schriftsteller damals nicht ahnen. Die Menschen damals wußten: Was immer wir sagen, wir fassen damit nicht Gott. An der Wirklichkeit Gott gemessen sind alle Aussagen mangelhaft und ungenügend. Nur so ist zu verstehen, daß einerseits Israel an einem strikten Bilderverbot festhält. Denn der Versuch, Gott darzustellen, muß zu Mißverständnissen und Mißdeutungen führen. Allein schon der Versuch entkleidet Gott seines grundsätzlichen Andersseins und seiner Würde. Daher weigern sich später die Juden, den Namen Gottes überhaupt auszusprechen. Und dennoch kann Israel andererseits in einer Unbefangenheit von Jahwe reden, die uns heute oft erschreckt. Was wie ein Widerspruch aussieht, ist tatsächlich in beiden Fällen das Eingeständnis: Wir können von Gott nicht angemessen reden. Aber schweigen können wir noch weniger.
Der ferne Gott
Gott im Himmel
Kinder fragen: "Wo wohnt der liebe Gott?" Und die Eltern sagen: "Im Himmel". Und unwillkürlich setzen wir voraus, daß dieser Himmel über uns ist. Wir wissen zwar: Damit ist nicht das blaue Firmament gemeint. Aber es fällt sehr schwer, uns nicht doch irgendwie einen bestimmten Ort vorzustellen, wenn wir beten: Vater unser im Himmel. Immer wieder muß der Verstand diesen Eindruck korrigieren.
Himmel meint nicht einen bestimmten Ort außerhalb der Erde. In der Sprache der Bibel meint er das Unfaßbare, das Unendliche, die Transzendenz. Zur Zeit Jesu dient "Himmel" sogar dazu, Gott selbst zu umschreiben. Gott läßt sich eben nicht an einem bestimmten Ort im Raum-Zeit-System lokalisieren. D a s meint die Bibel, wenn sie sagt: Gott in den Himmeln. Und als ob sie fürchtete, selbst das könne noch mißverstanden werden, sagt sie: "Selbst der Himmel und die Himmel der Himmel fassen Dich nicht" (1 Kön 8,27). Gott sprengt alle irdischen Dimensionen und menschlichen Vorstellungen von Raum und Zeit.
Das Bild der Wolke
Damit ist er dem Zugriff des Menschen entzogen. Gott ist nicht zu erfahren, wenn er sich nicht erfahren lassen will. Er schenkt sich dem Menschen. Er gibt sich. Aber niemals läßt er sich einholen. Das verdeutlicht eines der biblischen Bilder: die Wolke (Ex 13,21).
Bleibt man der Wolke fern, ist sie deutlich umgrenzt und scharf umrissen. Man kann sie beschreiben, "definieren" (abgrenzen!). Man kann auch träumend im Gras liegen und dem Weg der Wolke folgen, ihre Veränderungen und Wandlungen aufnehmen; sie weckt Erinnerungen, regt Vergleiche an, läßt phantastische Bilder entstehen. Je näher man aber der Wolke kommt (etwa bei einer Bergwanderung), wird sie zu einer bedrohlichen Wand, zu einem undurchdringlichen grauen Nebel, der uns von allen Seiten umschließt und doch nicht zu fassen ist. Was aus der Ferne "massiv" aussieht und angreifbar (oder auch griffig), zerrinnt in der Nähe zwischen den Fingern. Die Wolke löst sich auf in Millionen und Abermillionen Perlen und Wassertröpfchen.
Das Bild des Feuers
Gott entzieht sich nicht aus Boshaftigkeit oder Überheblichkeit, sondern um des Menschen willen. Allzugroße Nähe erträgt der Mensch nicht. Das verdeutlicht auch das andere Bild der Bibel: das Feuer.
Wer weit entfernt ist, sieht nur einen Lichtpunkt im Dunkeln. Für den, der sich verirrt hat, ein lebensrettender Orientierungspunkt. Kommt er näher, wird das Licht leuchtender, lebendiger. Es flackert. Es wird "Feuer". Das gibt Hoffnung. Kommt man noch näher, kann es wärmen, schützen und mit der Dunkelheit auch die Angst vertreiben. Wer aber zu nah ans Feuer kommt, der verbrennt.
Die Distanz, in der die Ehrfurcht den Menschen hält, ist lebenswichtig. So wie eine Pflanze zwar vom Licht lebt, in der prallen Sonne aber verwelkt.
So sehr die Israeliten in ihrer Geschichte immer wieder erfahren hatten: die Nähe Gottes bringt Heil und Rettung, so sehr wußten sie auch: allzugroße Nähe kann zur unerträglichen Last werden. Nur wer sich Gott handlich und klein vorstellt, kann sich die Nähe Gottes herbei-wünschen, ohne zugleich auch vor Furcht zu vergehen. Gott angemessener ist die schmerzliche Klage (1 Sam 6,20): "Wer kann vor dem Herrn bestehen, vor diesem heiligen Gott?
Dabei ist diese große "Gottesfurcht" nicht "Angst". Sie ist kein "Schrecken", vor dem man davonläuft. Sie ist zutiefst Ehrfurcht, die sich in Bewunderung, Gehorsam, Hingabe und Begeisterung umsetzt.
Aus all dem wird nun auch überdeutlich: "die Ferne" Gottes ist keine kühle, abstrakte Ferne. Gott ist kein blutleerer Gedanke, keine in sich ruhende, sich selbst genügende Macht. Er ist nicht "gefühllos" und unempfindsam gegenüber dem Leiden der Menschen. Er ist kein "a-pathischer" (nicht-leidender) Gott wie bei den Griechen, sondern ein "sympathischer" (mit-leidender) Gott. Der biblisch "ferne" Gott ist daher richtiger der "grundlegend andere" Gott. Diese "Anders-heit" wird gerade dort erfahren, wo er uns nahe ist.
Der nahe Gott
Der ganz andere Gott: die Philosophie bezeichnet das mit "Transzendenz" Gottes. Dasselbe nennt die Bibel und die Theologie "Heiligkeit Gottes". Dieser heilig-andere Gott ist ein lebendiger und leidenschaftlicher Gott. Er ist unerschöpfliche Lebensfreude und Schaffenskraft. Er durchpulst jede Faser der Schöpfung. Seine Wirklichkeit spiegelt sich in der strengen Logik der Naturgesetze ebenso wie in der bunten Vielfalt des Lebendigen. Die Struktur der Kristalle trägt seine Züge. Gottes schöpferische Lebenskraft nennt die Schrift den "Geist Gottes". Er vermag auf Menschen überzuspringen, sie zu packen, zu "begeistern" und zu verändern.
Diese Nähe Gottes ist der zweite Hauptstrang israelitischer Erfahrung mit dem Gott Jahwe. Gott ist eben nicht nur der "ganz andere", sondern zugleich auch der "ganz unsere". In keiner anderen Religion werden so erschütternde und bewegende Aussagen über die Nähe Gottes zum Menschen gemacht wie im Alten Testament.
Gottes Nähe zum Menschen ist die Nähe leidenschaftlicher Liebe. Sie entzieht sich letztlich dem Versuch rationaler Erklärung. Diese Liebe zu uns ist so "unmenschlich menschlich", leidenschaftlich und eifersüchtig, daß es für unser Glaubensempfinden bereits unerträglich wird. Aber kann man andererseits Gottes Liebe dramatischer deutlich machen? Welche philosophische Überlegung führte je zu einem Gott, der aus enttäuschter und verletzter Liebe heraus sagen kann: "Wie ein Raubtier, das seine Beute reißt, will ich mein untreues Volk schlagen. Wie ein Panther lauere ich meiner untreuen Braut auf. Ich brülle und rase wild wie eine Bärin, der man ihr Junges geraubt hat" (Hosea 13,7 ff.).
Dieser Gott kann aus Liebe zürnen und strafen. Israel hat dies erfahren und auch die Feinde Israels, die sich Gott in den Weg stellten. Gott ist die Liebe, das heißt nicht: Jahwe ist ein lieber Gott. Israel hat dies unter Schmerzen, oft widerwillig, nach Irrtümern, Mißverständnissen und Ausflüchten mühsam lernen müssen.
In vielen Variationen haben die Gläubigen versucht, diese Liebe Gottes in vielfältigen Bildern zu beschreiben und von Generation zu Generation zu bezeugen. Gott als Hirt, König und Richter, als unermüdlicher Brautbewerber, als leidenschaftlicher Liebhaber, als treuer Ehemann, als liebender Vater und liebende Mutter ... Und dennoch: Haben sie diesen Gott verstanden? Als er selbst "in sein Eigentum kam, haben sie ihn nicht erkannt" (Joh 1,11).
Wir haben sehr ausführlich die Gotteserfahrung Israels im Alten Testament beschrieben. Manches kam Ihnen vielleicht fremd und ungewohnt vor. Aber die Erfahrungen und Erkenntnisse Israels sind für uns "Testament". Wir haben sie ererbt. Sie gehören zu unserem Glauben. Christus ist Jude. Sein Gottesglaube, sein Leben und seine Botschaft sind ohne das Alte Testament nicht zu verstehen. Wir sprechen nun davon, daß Gott Mensch geworden ist, vom Heiligen Geist, von Gnade und Dreieinigkeit. Für viele Menschen - und auch für Christen - sind dies unverständliche Aussagen und Behauptungen. Aber auf dem Hintergrund des alttestamentlichen Gottesbildes können Sie diese Dogmen vielleicht besser verstehen.
Gott mit uns: Jesus Christus
So intensiv die Erfahrungen der Nähe Gottes in Israel auch waren, so kühn die Bilder, in denen sie ihre Erfahrungen deuteten: Gott selbst überbietet die kühnsten Erwartungen und Hoffnungen: er wird Mensch. Jesus ("Gott-ist-Heil") ist der Immanuel ("Gott-ist-mit-uns"). In ihm erfüllt sich in besonderer Weise der alt-testamentliche Gottesname (Ex 3,14). In ihm ist Gott selbst sichtbar, hörbar und greifbar geworden. An ihm wird deutlich, wie Gott zu uns ist. So können seine Jünger sagen: "Wir bezeugen und verkünden euch das ewige Leben, das beim Vater (bei Gott) war und uns erschienen ist. Was wir gesehen und gehört haben, das verkünden wir euch"(1 Joh 1,3). Gott "Jahwe" ist uns Menschen in Christus so nahe gekommen, daß wir ihn schlagen und töten konnten. In dem Menschen Jesus Christus, in seinem Tun und Reden überwindet Gott selbst alle Ferne zum Menschen. "Er ist nicht fern einem jeden von uns" (Apg 17,28). Selbst dem Sünder ist die Nähe Gottes sicher.
Aber ist durch die "greifbare Nähe" Gott für uns Menschen begreiflicher? Mag sie noch so "menschlich" sein: sie ist deswegen nicht leichter zu glauben. Hätte es diesen Jesus von Nazaret nicht gegeben, wäre es absurd, diesen Gedanken überhaupt zu denken: Gott wird Mensch!
Jesus Christus ist die "Selbstdarstellung Gottes" in der Geschichte. Johannes erlebt diesen Jesus und kommt zu der Einsicht: "Gott ist Liebe" (1 Joh 4,8). Das Wesen dieser Liebe ist es, die Nähe des Menschen zu suchen, ihm nachzugehen, ihn aufzuheben und aufzurichten, ihn zu trösten und zu heilen; Hoffnung und Zuversicht zu geben. Wie ein guter Hirte sucht Gott das verlorene Schaf und trägt das schwache Lamm auf seinen Schultern. Wie ein Pelikan seine Jungen mit dem eigenen Herzblut nährt, so gibt er sein Leben. Er stirbt wie ein Weizenkorn, damit daraus neues Leben entsteht. Er wird zu Brot, läßt sich brechen und verteilen, keltern wie Trauben ... Erfahrungen, Bilder, Symbole: sie alle sind Zeichen einer Wirklichkeit: Gott liebt die Menschen.
Gott der Vater
Jesus faßt diese Liebe, diese Nähe Gottes zusammen in dem einen Wort "Vater". Diese Anrede gab es zwar auch in anderen Religionen, aber sie wurde entweder im Sinne der Allerweltsweisheit gebraucht, daß Gott der Schöpfer aller Dinge ist; oder sie wurde gar mit der Vorstellung der physischen Verwandtschaft zwischen Göttern und Menschen verbunden.
Kein Mensch ist "Kind Gottes" in dem Sinn, wie Christus "Sohn Gottes" ist; aber Gott behandelt uns wie ein Vater, der uns an Kindes Statt angenommen hat.
Jesus fragt: "Ist einer unter euch, der seinem Sohn einen Stein gibt, wenn er um Brot bittet? Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wieviel mehr wird euer Vater im Himmel denen geben, die ihn bitten ..." (Mt 7,7-11). Und selbst das Bitten ist nicht einmal unbedingt notwendig, denn "Euer Vater im Himmel weiß, was ihr alles braucht ... Sorgt euch nicht darum, was ihr essen und trinken und anziehen sollt ... Sorgt euch zuerst um sein Reich und seine Gerechtigkeit. Sorgt für Frieden und Freiheit, für Barmherzigkeit und Gleichheit. Dann wird euch alles andere dazugegeben (vgl. Mt 6). Gott ist der "Vater", der uns liebt. Jesus bekräftigt, was Gott von sich selbst gesagt hatte: "Ich war es, der mein Volk gehen gelernt hatte; ich nahm es auf die Arme ... mit menschlichen Fesseln zog ich es an mich, mit Ketten der Liebe ... Ich war zu ihm wie Eltern, die den Säugling an die Wangen heben ... ich machte mich klein, neigte mich zu ihm und gab ihm zu essen ..." (vgl. Hos 11). "Wenn ihr zu diesem Gott betet", sagt Jesus, "dann sprecht: Abba, papa ...".
Mit dem Begriff und der Vorstellung "Gott-Vater" ist allerdings auch eine Gefahr für das Gottesverständnis verbunden. Ist die Versuchung nicht groß, sich Gott doch wieder als begrenzte Gestalt nach Art der Menschen vorzustellen? Gott als "riesenhafte Vaterfigur"?
Für manche kann das Wort "Vater" geradezu eine Glaubensschwierigkeit bedeuten. Sie verbinden mit der Vorstellung Vater keinen Wert und keine guten Erfahrungen. Vielleicht kennen sie ihren Vater gar nicht? Vielleicht haben sie ihn als tyrannischen, ungerechten Despoten kennengelernt? Vielleicht hat er die Mutter geschlagen und die Kinder vernachlässigt? Diesen Menschen mag es helfen, daß die Aussage "Gott ist Vater" zwar durch die Verkündigung Jesu besonders hervorgehoben ist, daß Gott aber in Jesus Christus ebenso Freund und Bruder ist.
Darüber darf aber nicht vergessen werden, wie irreführend solche Bezeichnungen letztlich sein können. Gott ist kein Mann. Er ist auch nicht Frau. Er ist Gott.
Dieser Gott der Bibel trägt keineswegs nur männlich-väterliche Züge! Im Alten und im Neuen Testament offenbart Gott Eigenschaften und Verhaltensweisen, die nach unserem heutigen (kultur- und zeitbedingten) Verständnis "typisch weiblich" sind: er tröstet, schützt, er kost und nährt, ist zärtlich. "Gott ist unser Vater und unsere Mutter" (Johannes Paul I.; vgl. auch Is 49,15).
Wenn wir Gott Vater, Mutter oder Bruder nennen, dann machen wir im Grunde weniger eine Aussage über das "Wesen" Gottes als vielmehr eine Aussage über uns selbst und unsere Beziehung zu Gott. Gott ist nicht Mann oder Frau; wir aber erfahren seine Hand, die er auf uns legt, als die eines Vaters oder die einer Mutter.
Gott in uns: der Heilige Geist
Gottes Nähe beschränkt sich nicht auf die Menschwerdung in Jesus Christus vor 2000 Jahren. Daß er, der unsichtbare Gott, uns Menschen sichtbar und greifbar von Angesicht zu Angesicht gegenüber getreten ist, ist immer noch nicht die "nächste Nähe". Jesus war nicht nur ein einmaliger Berührungspunkt Gottes mit dem Menschen. Er b l e i b t auch nahe. Gott teilt sich dem Menschen selbst als Gabe mit. Gott wird im Menschen gegenwärtig! Er wirkt im Menschen und durch den Menschen. Die Bibel sagt: Er schenkt uns seinen Geist".
Schon im Alten Testament hatten die Israeliten erfahren, daß Jahwe nicht nur ein "Gott gegenüber" ist, der angebetet und verehrt werden will, sondern auch "in allem ist", als Lebensprinzip, als Kraft. Für diesen "Geist" wählten sie ein Wort, das zugleich auch Hauch, Atem heißt. Atem heißt Leben. Im Atem berühren sich Körperliches und Seelisches. Wenn wir erschrecken, halten wir die Luft an. Bei Aufregungen atmen wir schnell; wenn wir entspannen, atmen wir langsam und tief. Wenn die Bibel sagt: Der Geist Gottes ruht auf dem Menschen, dann meint sie: Dieser Mensch ist innerlich ganz durchdrungen von Gott. Gott ist gleichsam sein Lebensprinzip, das, wovon und woraus er lebt. Diesen "Geist" - sich selbst also - verheißt Jahwe allen Menschen.
"Ich schenke euch ein neues Herz und gebe euch einen neuen Geist. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch. Ich lege meinen Geist in euch hinein ..." (Ez 36,26). Durch diese göttliche "Herzverpflanzung" erhält der Mensch eine neue Lebensmitte, ein neues "Kraftzentrum". Sein Herz schlägt nun im "Rhythmus Gottes". Denn dieses Herz-für-uns ist Gottes Geist. Als Jesus sterben soll, verspricht er die Erfüllung dieser alten Verheißung: "Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, damit er i m m e r bei euch bleibt ..." (Joh 14,16). Dieser Geist Gottes - Gott selbst -soll bis ans Ende bei uns bleiben. So bleibt uns mehr als die Erinnerung an den Menschen Jesus Christus, in dem Gott Mensch geworden ist. Gottes Nähe kennt keine Grenzen mehr. Nicht die des Raumes und der Zeit, nicht der Rassen und Konfessionen. Er ist überall und allen Menschen nah. Er lebt und wirkt in uns. Er belebt und bessert uns. Er prägt und formt unsere Persönlichkeit, sofern der Mensch das will. Das heißt, daß Gottes Geist alles Gute im Menschen wirkt; nur durch ihn können wir glauben; nur wenn der Geist Gottes in uns wohnt, können wir zu Christus gehören (vgl. Röm 9,8), können wir beten (Eph 6,18), er führt uns in die Wahrheit ein (Joh 16,13). Heiliger Geist: das heißt: Gott selbst wird in unserem Leben aktiv. Die Schrift versucht, dies in Bildern auszudrücken. Er wirkt wie "Feuer" (Apg 2,3) oder "erquickendes Wasser" (Joh 37,37). Er ist wie ein Motor, ein "Schrittmacher", der alle, die mit Christus verbunden sind, mit seiner belebenden Kraft durchpulst. Diese Begeisterung und mitreißende Dynamik wird anschaulich im Bericht über das erste "Pfingstfest":
Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da erhob sich plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie weilten. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; und der Heilige Geist ließ sich auf jeden von ihnen nieder. Alle wurden mit Heiligem Geist erfüllt und begannen in fremden Zungen zu reden, wie der Geist ihnen zu verkünden eingab". Die herbeigeeilte Menge war bestürzt und erstaunt. Die Jünger kamen ihnen vor wie Berauschte (Apg 2,1-7).
Hier wird bereits etwas von der Wirkung des Gottesgeistes deutlich. Er überwindet die Sprachbarrieren unter den Menschen und schafft eine neue Einheit. Später heißt es in dem gleichen Bericht: Die Gläubigen "waren ein Herz und eine Seele" (Apg 4,32).
Vielleicht sind Ihnen beim Lesen dieser Zeilen Zweifel gekommen: der Heilige Geist - Gott selbst - im Menschen, in den Christen, gar in mir selbst? Auch unter uns ist Gottes Geist wirksam. Nur wenige erleben ihn allerdings in so dramatischer Weise wie die Jünger und Juden beim ersten Pfingstfest. Aber es geschieht noch. Auch heute reden Menschen, unter dem Einfluß des Heiligen Geistes, können weissagen und heilen, Frieden stiften und versöhnen. Die meisten Menschen erfahren ihn aber, ohne zu wissen, daß Gottes Geist wirksam ist. So gehört zur Wirkung des Geistes "Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung" (vgl. Gal 5,22). Er wirkt in uns, wo wir uns zu Jesus bekennen, beten, hoffen, Mut machen, trösten. Er ist da, wenn Menschen Augenblicke einer inneren Klarheit und Durchsicht haben, in denen sie eine innere Gewißheit über den Sinn ihres Lebens finden, die jenseits aller Zweifel ist. Auch durch den Tod wird diese Sinnerfahrung nicht mehr in Frage gestellt. Er ist da, wo Friede einkehrt trotz äußerer Unruhe; wo Menschen ein schweres Unrecht schweigend ertragen und verzeihen können; wo sie gut zu einem Menschen sind, ohne ein Echo der Dankbarkeit zu erwarten; wo sie Kraft aufbringen, in einer schwierigen Ehe durchzuhalten, einer Versuchung nicht zu erliegen: überall Gottes Geist.
Sie werden sagen: Mitmenschlichkeit, Liebe, Treue: das alles gibt es doch auch außerhalb des Christentums. Dann müßte also auch dort der Geist Gottes wirksam sein? So ist es auch. Alles Gute, das irgendwo Menschen tun, geschieht mit Gottes Hilfe. In ganz besonderer Weise ist er aber in der Kirche wirksam. Immer wieder berichtet die Bibel, daß sich die junge Kirche vom Geist Christi geleitet wußte (vgl. Apg 15,28). Und dieser Geist ist der Gemeinschaft der Gläubigen bis zum Ende der Zeit zugesagt. Deshalb erfahren wir etwas von der Wirksamkeit des Geistes Gottes auch heute am ehesten in der Gemeinschaft gläubiger Menschen. Ausführlicher werden wir darauf in Brief 24 eingehen (vgl. Sie auch Brief 10).
Gnade: neues Leben
Haben Sie schon einmal eine der oben genannten Erfahrungen gemacht? Vielleicht können Sie dann auch die Erkenntnis bestätigen: Das Wirken Gottes macht uns heil. Es tut uns gut. Es bringt Freude und Selbstbewußtsein. Auf der anderen Seite spüren wir aber auch: Diese Wirkung kommt nicht durch meine Anstrengung zustande. Sie ist unabhängig von meinem Willen. Ich kann sie nicht beliebig wiederholen. Es gibt kein Rezept für solche Erfahrungen. Sie sind "Geschenk".
Dieses Geschenk aber nennen Christen "Gnade"; Gott schenkt sich selbst. Er lebt in uns. Darauf haben wir kein "Anrecht". Dazu ist er nicht "verpflichtet". Das bedeutet für uns ein völlig neues Leben, eine neue Lebensqualität, ein neues Lebensbewußtsein. Das ist für uns das gleiche wie für die Pflanze das Licht. Wir leben ganz daraus. Wir sind wie neu geboren. Darum nennt die Schrift das, was Jesus Christus uns gebracht hat, eine "neue Geburt", eine "neue Schöpfung". Gnade ist also nicht irgendein "Ding" in uns, ein teures Zubehör. Gnade ist im Grunde nichts anderes als die Liebe Gottes zu uns und Gottes Geist selbst in uns.
Immer neue Bilder und Gleichnisse verwendet die Heilige Schrift, um anzudeuten, daß Gott auf diese Weise in uns wirkt: Wir sind "Kinder Gottes" (1 Joh 3,1); Gott "wohnt" in uns wie in einem Tempel (1 Kor 3,16; 2 Tim 1,14). Kann man da ernsthaft behaupten, der Glaube an diesen Gott "entfremde" den Menschen sich selbst? Nach christlicher Überzeugung ist der Mensch nach "Gottes Ebenbild und Gleichnis" geschaffen. Er findet sich also überhaupt erst, wenn er auch Gott gefunden hat.
Freilich ist diese intensive und unüberbietbare Nähe Gottes nur ein Angebot. Wir können Gott "kündigen". Gott ist weder ein Dämon noch ein Hausbesetzer. Die Anwesenheit Gottes im Menschen ist nichts Unveränderliches, Statisches. An uns liegt es, sie zu intensivieren oder verkümmern zu lassen.
Der dreieinige Gott
Wir sind nun so weit, daß wir von dem größten Geheimnis des christlichen Glaubens sprechen müssen: dem dreieinigen Gott. Juden und Mohammedaner nehmen an dieser Lehre Anstoß. Sie fürchten, daß damit der Glaube an den einen und einzigen Gott preisgegeben wird. An der Felsenmoschee in Jerusalem steht der Satz: "Allah ist einer. Es gibt keinen Sohn".
Niemals haben Christen auch nur einen Moment den Eingottglauben fallen gelassen. Gott ist ein einziger Gott. Immer galt das grundlegende Gebot des Alten Testamentes: "Ich bin der Herr, dein Gott; du sollst keine fremden Götter neben mir haben" (Ex 20,1). Aber daß dieser Gott nicht "einfach" ist, das mußten die Gläubigen im Laufe der Geschichte mehr und mehr erfahren.
Vielleicht haben Sie aufgrund des bisher Gelesenen eine Ahnung davon bekommen, wie "vielfältig" Gottes Wirklichkeit ist. Daß Gott dreieinig ist, ist keine Spekulation des Menschen: wer käme auf diese Idee, Gott so zu denken! Aber so hat sich Gott gerade offenbart. Christen glauben, daß Gott Jesus nicht nur wie eine Maske benutzt hat, sich gleichsam mit dessen menschlicher Gestalt verkleidet hat. Kernpunkt des Glaubens ist: Jesus i s t dieser Gott. Der Heilige Geist ist nach christlicher Überzeugung eben nicht nur "eine Kraft, die von Gott ausgeht", sondern er i s t Gott selbst.
Gott hat den Menschen gezeigt: So bin ich! Wie ihr das aber mit den Gesetzen eurer Vernunft und Logik in Einklang bringt, das ist nicht mein Problem; darüber dürft ihr euch schon selbst den Kopf zerbrechen. Das tun die Theologen schon seit 2000 Jahren, und ein Ende ist nicht abzusehen.
Wenn auch in der Schrift selbst nirgends der Begriff "Dreifaltigkeit" oder "dreieiniger Gott" erwähnt ist: die Sache finden wir mehrfach in der Bibel angesprochen. Jesus, obwohl er wirklich und ganz Mensch war, weiß sich zugleich mit "seinem Vater" in einer einzigartigen Weise eins (Joh 5,20.26; 8,58; 10,30; 14,7.9; 17,5; Mt 11,27; 26,63 ff.). Deshalb machten die Zeitgenossen - aus ihrer Sicht zu Recht - ihm den Vorwurf: Er hat sich an Gottes Stelle gesetzt!
Und Gottes Geist? Schon im alttestamentlichen Verständnis deutet sich an, daß der Geist Gottes nichts anderes als Gottes Geist ist und dennoch nicht einfachhin identisch mit ihm. Daran knüpft Jesus an. Der Geist, den Jesus seinen Anhängern verheißt, ist keine unpersönliche Macht: er handelt am und für die Menschen. Er heiligt, führt in die Wahrheit ein, ist Beistand und Tröster. Er ist der Geist Gottes und auch der Geist Christi. Nirgends in der Schrift und im kirchlichen Glauben wird der Heilige Geist einfach identifiziert mit dem Vater oder dem auferstandenen Herrn. Aber er ist auch nicht von ihnen zu trennen.
Schon bei der Menschwerdung Jesu werden deshalb Vater, Sohn und Heiliger Geist nebeneinander genannt. Später dann bei der Taufe im Jordan (Mt 3,13-17 par.). Nach der Auferstehung faßt Jesus noch einmal alle drei Gottesnamen zusammen: "Macht alle Menschen zu meinen Jüngern ... tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" (Mt 28,18). Vor allem auch in den Apostelbriefen werden der Vater, der Sohn und der Heilige Geist in gleicher Ehrfurcht und Liebe nebeneinander genannt.
Die Kirche hat sich durch die Jahrhunderte an diese biblische Vorgabe gehalten und schließt ihre offiziellen Gebete mit den Worten: "Durch Jesus Christus, deinen Sohn, unserem Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt in Ewigkeit.
Vielleicht möchten Sie am liebsten das Heft aus der Hand legen und sagen: Begreife das doch, wer will! Ich komme da nicht mehr mit. Eins und gleich und doch anders, nicht identisch, nicht einfach austauschbar ... Die Hilflosigkeit vor diesem Problem ist keine Schande. Im Gegenteil: Lohnt es sich, für einen Gott zu leben, der mit der menschlichen Vernunft vollends begriffen werden könnte?
Die ersten Christen und die Jünger Jesu jedenfalls haben das theologisch-philosophische Problem nicht gekannt. Sie waren der festen Überzeugung: Es gibt nur einen Gott. Er ist der Gott der Väter: Abrahams, Isaaks und Jakobs. Dieser Gott ist in Jesus von Nazaret gegenwärtig. Sein Wort ist Gottes Wort. Sein Wille ist der Wille meines Schöpfers. Sie glaubten daran, selbst im Zweifel: "Herr, hilf meinem Unglauben!" (Mk 9,24).
Und der, der sie an Pfingsten im verschlossenen Saal überrascht, der von ihren Herzen Besitz ergreift, sie verändert, sie entzündet, hinaustreibt, ermutigt und zur Verkündigung befähigt: wer anders soll das sein als eben der gleiche Gott: Jahwe. Und dieser Geist, der nun aus ihnen neue Menschen schafft, der die "Neuschöpfung der ganzen Welt" anfängt: es ist der gleiche Geist Gottes, der vor aller Schöpfung schon über den Wassern, dem Chaos des Nichts schwebte.
Von jeher hat es zu der vornehmsten Aufgabe der Theologie gehört, dieses Geheimnis "aufzuschlüsseln". Viele versuchten es in Bildern und Vergleichen. Athanasius versucht, das Geheimnis am Beispiel der Sonne und ihrem Licht zu verdeutlichen: Der Sohn geht aus dem Vater hervor wie der Glanz aus der Sonne. Ähnlich nennt die Bibel selbst Jesus auch "Abglanz seiner Herrlichkeit und Abbild seines Wesens (Hebr 1,3; Weish 7,27). Und der Heilige Geist ist für Athanasius die Wirksamkeit und Tätigkeit, die aus der göttlichen Sonne hervorgeht.
Die spätere Theologie spricht dann von drei göttlichen Personen, die aber nur ein einziges göttliches Wesen sind. Alle diese Begriffe können freilich nur analog von Gott ausgesagt werden, d.h. sie enthalten mehr Unähnlichkeit als Ähnlichkeit, sie sind nur "Chiffren", Bilder, tastende Versuche, das Unsagbare doch zu sagen.
Wir nähern uns dem "Lebenswert" dieses Geheimnisses, wenn wir davon ausgehen, daß Gott ein liebender Gott ist, ja die Liebe selbst (1 Joh 4,8.10). Er ist nicht der einsame Allah; nicht ein oberster Monarch. Er steht jenseits von Einzahl und Mehrzahl. Obwohl einer, gibt es in ihm Gemeinschaft. Gott zeigt sich uns als ein lebendiger, ein schöpferischer Gott, in dem es Beziehung und Begegnung gibt, Kennen und Lieben, Zuwendung und Empfang.
Von daher wird es uns auch leichter zu glauben, daß diese Zuwendung und Liebe sich auch dem Menschen gegenüber "äußert"; daß Gott aus sich "heraustritt" (aus Liebe "außer sich gerät"), nur um dem Menschen nahe zu sein und ihm zu begegnen. Erst im Blick auf Gott wird uns deutlich, was der Mensch ist. Der Mensch - nach Gottes Bild und Gleichnis geschaffen - ist in seinem innersten Wesen auf Gemeinschaft hingeordnet und muß darum - ohne Begegnung mit dem Mitmenschen und Gott - unerfüllt und leer bleiben. Dem gläubigen Menschen geht nun auf, warum es auf dieser Erde und unter uns Menschen Liebe, Zuneigung, Zärtlichkeit, Beziehung und Gemeinschaft gibt: Gott selbst hat sein Wesen über diese Welt ausgegossen, die ganze Schöpfung atmet seinen Geist.
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