ist das Arbeitsamt überflüssig?
Seite 1 von 2 Neuester Beitrag: 09.12.03 11:43 | ||||
Eröffnet am: | 08.12.03 09:32 | von: mikelandau | Anzahl Beiträge: | 35 |
Neuester Beitrag: | 09.12.03 11:43 | von: kunibert | Leser gesamt: | 3.163 |
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Von Christoph Keese
Die Arbeitsverwaltung lässt sich nicht sanieren. Es ist Zeit, über die Auflösung nachzudenken.
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Vorwürfe wie diese müssen kritisch hinterfragt werden. Auch für Gerster gilt die Unschuldsvermutung. Jedes nicht eindeutig von mehreren unabhängigen Quellen belegte Faktum ist zweifelhaft. Nach einer Veranstaltung ist Gerster kürzlich aus freien Stücken zu mir in den Aufzug gestiegen; so groß kann seine Abneigung gegen andere Menschen also nicht sein.
Gerster ist angetreten, die riesige Bundesanstalt zu sanieren. Gegen seine Pläne gibt es massiven Widerstand von Mitarbeitern, Personalräten, Gewerkschaften und sonstigen Verwaltern des Besitzstandes. Sie alle haben ein lebhaftes Interesse daran, Gerster in schlechtes Licht zu rücken. Hässliche Gerüchte könnten von diesen Kreisen bewusst gestreut sein.
Zwischen Rufmord und Skandal
Prüft man die Vorwürfe sachlich, fallen sie in drei Gruppen: erstens kleine Anekdoten, für die es keine Beweise gibt, die aber auch keinen Rücktrittsgrund darstellen würden, wenn sie wahr wären. Die Aufzugsgerüchte gehören in diese Kategorie. Zweitens: Skandale, die beim näheren Hinsehen keine sind. Darunter fällt die Beschaffung der Dienstwagen aus Bayern. Die Bundesanstalt rechtfertigt sie als normale Umstellung des Fuhrparks auf Leasing. BMW habe eine gewöhnliche Ausschreibung gewonnen, und die Kosten für den neuen Fuhrpark lägen unter denen des alten. Das klingt plausibel. Hunderte von Unternehmen stellen ihre Flotte auf Leasing um und legen sich dabei auf eine einzige Automarke fest, weil das die Komplexität der Betreuung erheblich senkt.
Zur dritten Gruppe gehören handfeste Skandale wie die Beschäftigung von WMP. Gerster hätte den Auftrag nicht ohne Ausschreibung vergeben dürfen. PR-Berater der Spitzenklasse verdienen zwar viel Geld, aber auch nicht mehr als 5000 Euro am Tag. WMP lag um die Hälfte darüber, wenn man von zwei Manntagen pro Woche ausgeht. Wie viel die Beratung de facto kostet und wie lange der Berater tatsächlich da war, weiß niemand außer Gerster und WMP genau, weil der Vertrag die Gegenleistung nicht definiert.
In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit und drückender Finanznot einen solchen Vertrag zu unterschreiben war ein unverzeihlicher Fehler Gersters. Auch das schnelle Auflösen der Verbindlichkeit nach Veröffentlichung des Skandals entschuldigt ihn nicht. Vorstandsvorsitzende haben vor allem eine Pflicht: unreifen Verträgen die Unterschrift zu verweigern. Ihre Zeichnungsvollmacht ist ein wertvolles Privileg, das sie nur mit Bedacht verwenden sollten. Die Eigentümer vor Vermögensschäden zu bewahren ist ihre wichtigste Aufgabe. Mit dem Abnicken des WMP-Vertrags hat Gerster gezeigt, dass er das in ihn gesetzte Vertrauen nicht erfüllt.
Unlösbare Aufgabe
Trotzdem ist Gerster nur ein Teil des Problems. Man kann mit gutem Recht seinen Rücktritt fordern, aber saniert wäre die Bundesanstalt damit noch lange nicht. Jeder denkbare Nachfolger würde am Beharrungsvermögen der sturen Arbeitsverwalter scheitern - und deswegen wird sich eine Spitzenkraft auf dieses Abenteuer gar nicht erst einlassen. Undenkbar, einen Sanierer wie Wendelin Wiedeking von Porsche oder Dieter Zetsche von Chrysler für diesen Job zu gewinnen. Die Bundesanstalt für Arbeit ist nicht sanierbar. Angesichts der jüngsten Debatte bietet sich daher eine andere, radikalere Möglichkeit an: die Schließung.
Als Versicherung ist die Anstalt ein Witz. Das zeigt das Beispiel eines ledigen, kinderlosen 40-jährigen Mannes, der brutto 5100 Euro im Monat verdient. Gemeinsam mit seinem Arbeitgeber zahlt er 3978 Euro Beiträge pro Jahr. Dafür bekommt er im Fall der Arbeitslosigkeit maximal 12 Monate lang 60 Prozent des pauschalierten Nettoentgelts. Die höchstmögliche Versicherungsleistung beträgt also etwa viereinhalb Jahresbeiträge. Sprich: Für fast jeden Bürger würde es sich lohnen, das Geld nicht nach Nürnberg zu überweisen, sondern auf die hohe Kante zu legen. In weniger als fünf Jahren wäre die Gewinnschwelle erreicht.
Auch bei ihrer zweiten Aufgabe, der Arbeitsvermittlung, ist die Bundesanstalt hoffnungslos überfordert. Mit ihrem Milliardenbudget gelingt es ihr nicht, die Massenarbeitslosigkeit zu verhindern oder auch nur nennenswert zu lindern. Sie versagt bei allen Aufgaben, verschlingt gewaltige Summen und erweist sich als komplett reformunfähig. Keine andere Behörde ist so überflüssig und bedarf so dringend der Zerschlagung wie diese. Dass jetzt der Chef im Rampenlicht steht, lenkt die Kritiker ab und verschafft dem Nürnberger Moloch eine kurze Schonfrist. Doch diese Frist darf nicht zu lange dauern.
Ob das alles effektiv ist, ist eine andere Frage. Aber das eingezahlte Geld nur mit dem Alo-Anspruch zu vergleichen ist zu sehr verkürzt.
Grüße
ecki
- soll jetzt das arbeitsamt oder die arbeitslosenversicherung eingestellt werden? wenn das amt eingestellt wird, schaffen wir dann das amt II? werden die politiker, die das uneffektive amtI geschaffen haben nun ein effektives amtII schaffen?
- dem arbeitsamt hat man die vergangenen jahrzehnte massiv aufgaben aufgebürdet, die mit der ursächlichen aufgabe überhaupt nichts gemein hatten. werden diese aufgaben (kindergeld, wirtschaftsraumförderung, Um- und Weiterbildung ...) ersatzlos gestrichen?
- wer sorgt dafür, dass endlich beim spiegel wieder ein niveau einkehrt, das dem eines kindergartens weit überlegen ist? schröder, stoiber oder gar gerster?
">www.baer45.de.vu">
Wer in der Region verdient, besitzt hoffentlich genug
Eigeninitiative und -Motivation um selbst einen Job
zu suchen, als dass er sich von einem Sachbearbeiter
zu einem Termin schicken lässt.
Sollte ich jemals jobsuchend sein, vom AA erwarte ich
aber auch rein garnichts.
ähnlichen Ergebnissen.
Einige hier können anscheinend nicht ihre
Gehaltsabrechnung nachvollziehen? *gg*
korrigert mich, wenn ich mich irre:
- die reinen zahlen sind bei einer 50%tigen abgabenlast richtig.
- da ich als bürger ja den arbeitgeberteil nicht bekommen würde, würde ich nicht 5, sondern 10 jahre lang mein geld sparen müssen.
- die leistungen des arbeitsamtes beeinhalteten die _krankenversicherung_, beim selbersparen müsste ich auch die krankenversicherung selbst löhnen. ich bin mal nett und veranschlage hierfür nur 300 euro pro monat. also kann ich schon bald 20 jahre sparen.
- arbeitslos wird man häufiger in jungen jahren, da bei kündigungen im regelfall zuerst die neuen mitarbeiter gehen. als kandidat für eine arbeitslosigkeit werde ich als erst leitung brauchen, und dann ansparen können.
- hinzukommen die punkte von ecki
- also schrott - und hetzeartikel, mit substanziellen denkfehlern.
in diesem sinne
bei Bedürftigkeit Arbeitslosenhilfe.
Die zahlt der Bund und ist demnächst Sozialhilfeniveau.
Früher max. 50 % des Nettoverdienstes.
Und der Spiegel hat natürlich genau denjenigen Fall rausgegriffen, bei dem das Verhältnis von Einzahlungen in die Kasse und späterer Unterstützungsleistung am ungünstigten ist.
Schon übler Journalismus.
wer jedoch mal mit denen zu tun hatte, wird aus eigener erfahrung bestätigen, daß es nicht viel ineffizienter geht (aber die BA gibt sich immer wieder mühe...). und falsche aufgabenverteilung in der vergangenheit als existenzrechtfertigung zu benutzen ist natürlich auch ne perfide logik. laßt mal alles beim alten. wir werden schon sehen, was wir davon haben.
mfg
gf
Milchkanne mitnimmt, sondern abstrahiert.
Stampft die BA ein, spart die Personalkosten
und z.B. die 1 Mio € Abfindung für Gerster,
privatisiert das alles und
alles läuft bedeutend kostengünstiger und
effizienter.
1. Hoher Steuersatz - entsprechend geringes Netto.
2. Und es wird gerade die Grenze genommen, wo der Szozialversicherungshöchstgrenze anfängt.
Und dann stimmt das mit den viereinhalb Jahren noch nicht mal (s. o.).
Das ist kein seriöser Journalismus mehr, sondern billige Stimmungsmache.
">www.baer45.de.vu">
Laut Splittingtabelle:
Auf 66.3000 € zahlste 15.056 € ESt,
das ergibt einen individuellen Durchschnittssteuersatz
von 22,71 %.
Wahrlich eine sehr, sehr hohe ESt-Belastung.
.... und nun kommst Du, Karlchen.
liegt, erhält er vom Arbeitsamt immer noch,
sagen wir mal von Brutto 8.000 €, die Stütze?
Denkste, in jedem Fall ist in 2003 bei 5.100 € brutto
Schluß mit lustig.
Beispiel:
6.000 brutto
Berechnung des Arbeitslosengeldes auf der Basis von
5.100 €.
Also wird dann das angeblich 60%ige Arbeitslosengeld
bezogen auf das letzte Nettogehalt noch niedriger.
argumentieren.
Aber neo hat teilweise Recht.
Die vom Arbeitsamt gezahlten RV- und KV-Beiträge müßte man
mit berücksichtigen.
Grüße
kuni
kassiert. Bei 61.200 fallen im Jahr 2003 genau 20.907.99 Euro Einkommensteuer an = Steuersatz von 34,2%. Nehmen wir 66.300, dann sind es 23505,40 Euro = Steuersatz von 35,5%.
2. Man muss schon genau lesen, denn der Spiegel hat natürlich keinen verheirateten Mann genommen, sondern einen alleinstehenden.
3. Natürlich bemisst sich das Arbeitslosengeld nach dem letzten Gehalt - egal wieviel man ein gezahlt hat (SGB III, § 129, Abs 2).
Wie gehabt: Der Spiegel hat genau das Beispiel genommen, wo Beitragszahlung und Arbeitslosengeld im ungünstigsten Verhältnis zu einander liegen.