Thread für Lieblingsgedichte


Seite 1 von 10
Neuester Beitrag: 19.08.09 12:58
Eröffnet am:17.04.07 19:09von: roundaboutsAnzahl Beiträge:247
Neuester Beitrag:19.08.09 12:58von: _welle_Leser gesamt:26.725
Forum:Talk Leser heute:6
Bewertet mit:
25


 
Seite: < 1 | 2 | 3 | 4 |
7 | 8 | 9 | 10 10  >  

3903 Postings, 6582 Tage roundaboutsThread für Lieblingsgedichte

 
  
    #1
25
17.04.07 19:09

Erich Kästner ist köstlich. Eines meiner Lieblingsgedichte von ihm ist

Die Entwicklung der Menschheit


Einst haben die Kerls auf den Bäumen gehockt,
behaart und mit böser Visage.
Dann hat man sie aus dem Urwald gelockt
und die Welt asphaltiert und aufgestockt,
bis zur dreißigsten Etage.


Da saßen sie nun, den Flöhen entflohn,
in zentralgeheizten Räumen.
Da sitzen sie nun am Telefon.
Und es herrscht noch genau derselbe Ton
wie seinerzeit auf den Bäumen.

Sie hören weit. Sie sehen fern.
Sie sind mit dem Weltall in Fühlung.
Sie putzen die Zähne. Sie atmen modern.
Die Erde ist ein gebildeter Stern
mit sehr viel Wasserspülung.

Sie schießen die Briefschaften durch ein Rohr.
Sie jagen und züchten Mikroben.
Sie versehn die Natur mit allem Komfort.
Sie fliegen steil in den Himmel empor
und bleiben zwei Wochen oben.

Was ihre Verdauung übrigläßt,
das verarbeiten sie zu Watte.
Sie spalten Atome. Sie heilen Inzest.
Und sie stellen durch Stiluntersuchungen fest,
daß Cäsar Plattfüße hatte.

So haben sie mit dem Kopf und dem Mund
Den Fortschritt der Menschheit geschaffen.
Doch davon mal abgesehen und
bei Lichte betrachtet sind sie im Grund
noch immer die alten Affen.



________________________________________________
You win on the roundabouts and you lose on the swings

 
221 Postings ausgeblendet.
Seite: < 1 | 2 | 3 | 4 |
7 | 8 | 9 | 10 10  >  

956 Postings, 8104 Tage tigerlillyIch denke dein

 
  
    #223
2
06.03.08 23:05
Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer
      Vom Meer erstrahlt;
Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer
      In Quellen malt.

Ich sehe dich, wenn auf dem fernen Wege
      Der Staub sich hebt;
In tiefer Nacht, wenn auf dem schmalen Stege
      Der Wandrer bebt.

Ich höre dich, wenn dort mit dumpfem Rauschen
      Die Welle steigt;
Im stillen Haine geh ich oft zu lauschen,
      Wenn alles schweigt.

Ich bin bei dir, du seist auch noch so ferne,
      Du bist mir nah!
Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne.
      O wärst du da!

(J.W.G.)  

129861 Postings, 7657 Tage kiiwiiWie soll ich meine Seele halten

 
  
    #224
1
06.03.08 23:17
Wie soll ich meine Seele halten, daß
sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie
hinheben über dich zu andern Dingen?
Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
Verlorenem im Dunkel unterbringen
an einer fremden stillen Stelle, die
nicht weiterschwingt,wenn deineTiefen schwingen.
Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Spieler hat uns in der Hand?
O süßes Lied.

R.M.R

956 Postings, 8104 Tage tigerlillyDas ist

 
  
    #225
1
06.03.08 23:52
mein Fenster. Eben
bin ich so sanft erwacht.
Ich dachte, ich würde schweben.
Bis wohin reicht mein Leben,
und wo beginnt die Nacht?

Ich könnte meinen, alles
wäre noch Ich ringsum;
durchsichtig wie eines Kristalles
Tiefe, verdunkelt, stumm.

Ich könnte auch noch die Sterne
fassen in mir, so groß
scheint mir mein Herz; so gerne
ließ es ihn wieder los

den ich vielleicht zu lieben,
vielleicht zu halten begann.
Fremd, wie niebeschrieben
sieht mich mein Schicksal an.

Was bin ich unter diese
Unendlichkeit gelegt,
duftend wie eine Wiese,
hin und her bewegt,

rufend zugleich und bange,
daß einer den Ruf vernimmt,
und zum Untergange
in einem Andern bestimmt.

RMR  

129861 Postings, 7657 Tage kiiwiiDas war der Tag

 
  
    #226
07.03.08 00:29
der weißen Chrysanthemem,
Mir bangte fast vor seiner Pracht...
Und dann, dann kamst du mir die Seele nehmen
Tief in der Nacht.
Mir war so bang, und du kamst lieb und leise,
Ich hatte grad im Traum an dich gedacht.
Du kamst, und leis' wie eine Märchenweise
Erklang die Nacht.

RMR

956 Postings, 8104 Tage tigerlillyWeißt du, ich will mich schleichen

 
  
    #227
1
07.03.08 00:47
leise aus lautem Kreis,
wenn ich erst die bleichen
Sterne über den Eichen
blühen weiß.

Wege will ich erkiesen,
die selten wer betritt
in blassen Abendwiesen?
und keinen Traum, als diesen:
Du gehst mit.

RMR  

129861 Postings, 7657 Tage kiiwiiUn de ses bras

 
  
    #228
07.03.08 00:53
...fléchit sous son cou qui le presse,
L'autre sur son beau front retombe avec mollesse,
Et le couvre à demi :
Telle, pour sommeiller, la blanche tourterelle
Courbe son cou d'albâtre et ramène son aile
Sur son oeil endormi !

Le doux gémissement de son sein qui respire
Se mêle au bruit plaintif de l'onde qui soupire
À flots harmonieux ;
Et l'ombre de ses cils, que le zéphyr soulève,
Flotte légèrement comme l'ombre d'un rêve
Qui passe sur ses yeux !


Que ton sommeil est doux, ô vierge ! ô ma colombe !
Comme d'un cours égal ton sein monte et retombe
Avec un long soupir !
Deux vagues que blanchit le rayon de la lune,
D'un mouvement moins doux viennent l'une après l'une
Murmurer et mourir !

Laisse-moi respirer sur ces lèvres vermeilles
Ce souffle parfumé !...Qu'ai-je fait ? Tu t'éveilles :
L'azur voilé des cieux
Vient chercher doucement ta timide paupière ;
Mais toi, ton doux regard, en voyant la lumière,
N'a cherché que mes yeux !

Ah ! que nos longs regards se suivent, se prolongent,
Comme deux purs rayons l'un dans l'autre se plongent,
Et portent tour à tour
Dans le coeur l'un de l'autre une tremblante flamme,
Ce jour intérieur que donne seul à l'âme
Le regard de l'amour !

Jusqu'à ce qu'une larme aux bords de ta paupière,
De son nuage errant te cachant la lumière,
Vienne baigner tes yeux,
Comme on voit, au réveil d'une charmante aurore,
Les larmes du matin, qu'elle attire et colore,
L'ombrager dans les cieux.


Parle-moi ! Que ta voix me touche !
Chaque parole sur ta bouche
Est un écho mélodieux !
Quand ta voix meurt dans mon oreille,
Mon âme résonne et s'éveille,
Comme un temple à la voix des dieux !

Un souffle, un mot, puis un silence,
C'est assez : mon âme devance
Le sens interrompu des mots,
Et comprend ta voix fugitive,
Comme le gazon de la rive
Comprend le murmure des flots.

Un son qui sur ta bouche expire,
Une plainte, un demi-sourire,
Mon coeur entend tout sans effort :
Tel, en passant par une lyre,
Le souffle même du zéphyre
Devient un ravissant accord !  

129861 Postings, 7657 Tage kiiwiisry

 
  
    #229
07.03.08 00:54
A.de Lamartine

129861 Postings, 7657 Tage kiiwiiWill dir den Frühling zeigen,

 
  
    #230
2
07.03.08 00:57
der hundert Wunder hat.
Der Frühling ist waldeigen
und kommt nicht in die Stadt.

Nur die weit aus den kalten
Gassen zu zweien gehn
und sich bei den Händen halten -
dürfen ihn einmal sehn.

RMR

129861 Postings, 7657 Tage kiiwiiBei dir ist es traut:

 
  
    #231
2
07.03.08 01:04
Zage Uhren schlagen
wie aus weiten Tagen.
Komm mir ein Liebes sagen -
aber nur nicht laut.

Ein Tor geht irgendwo
draußen im Blütentreiben.
Der Abend horcht an den Scheiben.
Laß uns leise bleiben:
Keiner weiß uns so.

RMR

129861 Postings, 7657 Tage kiiwiiHoch dort am Berge saß ich

 
  
    #232
1
08.03.08 00:01
im letzten Abendstrahl,
und doch zu schaun vergaß ich
das ausgespannte Tal.

Sah nicht die schattgen Wälder
im rötlich hellen Glanz,
sah nicht der reichen Felder
so farbenreichen Kranz

und Haine, frischbelaubte,
nicht sah ich Flur und Au -
sah nicht ob meinem Haupte
den Himmel duftig blau,

denn aus zwei Augen winkte
ein Himmel mir - so süß .....
aus diesem Himmel blinkte
das wahre Paradies.

RMR

2790 Postings, 6102 Tage Zombi 0815Wärst du mal hoch auf

 
  
    #233
1
08.03.08 00:07
dem Berg geblieben, dann wäre uns allen eine Menge erspart geblieben!  

956 Postings, 8104 Tage tigerlillyIch zeige dir den Mond

 
  
    #234
1
08.03.08 00:14
durch einen Frühlingsbaum.

Jede Blüte, jedes Blättchen
hebt sich aus seinem Glanz.

Jede Blüte, jedes
Blättchen
schimmert.

Beide Arme
schlingst du mir um den Hals!  

121 Postings, 6229 Tage sohnvonlarissa80er Style *

 
  
    #235
1
08.03.08 00:20
Advent Advent ein Popper brennt
erst einer dann zwei dann drei dann vier
dann steht der Punker vor der Tür
und schlägt dem Popper die Fresse ein
so schön müsst jede Weihnacht sein.

* ich distanziere mich von jedem Inhalt des Gedichts mit
der Ausnahme der Tatsache daß auch Punker Weihnachten feiern
wollen

956 Postings, 8104 Tage tigerlillyLebensregeln

 
  
    #236
1
08.03.08 00:31
Das Leben gern zu leben,
musst du darüber stehn!
Drum lerne dich erheben!
Drum lerne - abwärts sehn!

Den edelsten der Triebe
veredle mit Bedachtung:
zu jedem Kilo Liebe
nimm ein Gran Selbstverachtung!

Friedrich Nietzsche  

129861 Postings, 7657 Tage kiiwiiHörst du, Geliebte, ich hebe die Hände -

 
  
    #237
1
08.03.08 00:47
hörst du: es rauscht...
Welche Gebärde der Einsamen fände
sich nicht von vielen Dingen belauscht?
Hörst du, Geliebte, ich schließe die Lider,
und auch das ist Geräusch bis zu dir.
Hörst du, Geliebte, ich hebe sie wieder ...
... aber warum bist du nicht hier.

Der Abdruck meiner kleinsten Bewegung
bleibt in der seidenen Stille sichtbar;
unvernichtbar drückt die geringste Erregung
in den gespannten Vorhang der Ferne sich ein.
Auf meinen Atemzügen heben und senken
die Sterne sich.
Zu meinen Lippen kommen die Düfte zur Tränke,
und ich erkenne die Handgelenke
entfernter Engel.
Nur die ich denke: Dich
seh ich nicht.

RMR

956 Postings, 8104 Tage tigerlillyDer graue Tag

 
  
    #238
2
08.03.08 00:47
Legt seine Wolken an meine Brust,
Mein Herz steht leer.
Mein Herz ist dunkel und wolkenschwer,
Ich habe so lange nicht mehr geküsst,
Ich küsse so gerne.
Lippen und Seele warten auf dich,
Du Herz der Ferne.  

129861 Postings, 7657 Tage kiiwiiAus goldenem Odem

 
  
    #239
1
08.03.08 00:51
Aus goldenem Odem
Erschufen uns Himmel.
O, wie wir uns lieben...

Vögel werden Knospen an den Ästen,
Und Rosen flattern auf.

Immer suche ich nach deinen Lippen
Hinter tausend Küssen.

Eine Nacht aus Gold,
Sterne aus Nacht...
Niemand sieht uns.

Kommt das Licht mit dem Grün,
Schlummern wir;
Nur unsere Schultern spielen noch wie Falter.

129861 Postings, 7657 Tage kiiwiiWenn man ans Meer kommt

 
  
    #240
1
08.03.08 01:07
soll man zu schweigen beginnen
bei den letzten Grashalmen
soll man den Faden verlieren

und den Salzschaum
und das scharfe Zischen des Windes
einatmen
und ausatmen
und wieder einatmen

Wenn man den Sand sägen hört
und das Schlurfen der kleinen Steine
in langen Wellen
soll man aufhören zu sollen
und nicht mehr wollen wollen
nur Meer

Nur Meer

E.F.

956 Postings, 8104 Tage tigerlillywer reimte das doch gleich?

 
  
    #241
08.03.08 01:07

129861 Postings, 7657 Tage kiiwiiElse Lasker-Schüler

 
  
    #242
08.03.08 01:09

956 Postings, 8104 Tage tigerlillydies kannt ich nicht,

 
  
    #243
08.03.08 01:16
wohl mag ich sie  

956 Postings, 8104 Tage tigerlilly..

 
  
    #244
1
08.03.08 01:39
ihn kenn ich besser


Nur zwei Dinge

Durch so viele Formen geschritten,
durch Ich und Wir und Du,
doch alles blieb erlitten
durch die ewige Frage: wozu?

Das ist eine Kinderfrage.
Dir wurde erst spät bewußt,
es gibt nur eines: ertrage
- ob Sinn, ob Sucht, ob Sage-
dein fernbestimmtes: Du mußt.

Ob Rosen, ob Schnee, ob Meere,
was alles erblühte, verblich,
es gibt nur zwei Dinge: die Leere
und das gezeichnete Ich.

G. B.  

129861 Postings, 7657 Tage kiiwiiGiselher dem König

 
  
    #245
1
08.03.08 02:11
Ich bin so allein
Fänd ich den Schatten
Eines süßen Herzens.

- Oder mir jemand
Einen Stern schenkte -

Immer fingen ihn
Die Engel auf
So hin und her.

Ich fürchte mich
Vor der schwarzen Erde.
Wie soll ich fort?

Möchte in den Wolken
Begraben sein,
Überall wo Sonne wächst,

Liebe dich so!
Du mich auch?
Sag es doch - - -


E.L.-S.

924 Postings, 5598 Tage wirbelwind...

 
  
    #246
3
31.07.09 18:09
Man wollte meine Klugheit testen,
ich hoffte, ich wär bei den Besten.
Allein war ich im dunklen Raum
und konnte es erwarten kaum.

Sie warn zu zweit, ich dacht: “Na gut,
vielleicht hat einer nicht den Mut,
bei mir und meinem großen Wissen,
wär einer sicher aufgeschmissen.“

Man ließ mich setzen und sodann,
fing`s mit der Fragerei schon an.
“Wo waren sie am zwölften Mai,
am Nachmittag so um halb drei?“

Und: “Was sind denn das für Flecken,
die wir hier an dir entdecken?
Haben sie da was zu sagen?“
Ja, so hörte man sie fragen.

Die nächsten Fragen mehr als doof:
“Was trieben sie am Waldfriedhof,
es hat geregnet in der Nacht.
Ham sie die Putzfrau umgebracht?

Das leugnen, hat doch keinen Zweck.“
Erst da bekam ich einen Schreck.
Die testen gar nicht den IQ,
die machen dir die Zelle zu.  

126 Postings, 5560 Tage _welle_Das Lied

 
  
    #247
2
19.08.09 12:58
O schwöre nicht und küsse nur,
Ich glaube keinem Weiberschwur!
Dein Wort ist süß, doch süßer ist
Der Kuß, den ich dir abgeküßt;

Den hab’ ich, und dran glaub’ ich auch,
Das Wort ist eitel Dunst und Hauch.
O schwöre, Liebchen, immerfort,
Ich glaube dir auf’s bloße Wort!
An deinen Busen sink’ ich hin,
Und glaube, daß ich selig bin;
Ich glaube, Liebchen, ewiglich,
Und noch viel länger, liebst du mich.


Von „http://de.wikisource.org/wiki/O_schw%C3%B6re_nicht_und_k%C3%BCsse_nur“  

Seite: < 1 | 2 | 3 | 4 |
7 | 8 | 9 | 10 10  >  
   Antwort einfügen - nach oben