Pfizer - zu Unrecht im Keller
es nicht um die Frage: fundamental oder charttechnisch. Ich habe mehr als
ein Mal zum Ausdruck gebracht, daß man die PRINZIPIELLE Auswahl für ein
Papier nach FUNDAMENTALEN Aspekten treffen sollte. Wenn es aber um die
Frage des günstigen Zeitpunkts geht sollte man die Charttechnik hinzuziehen.
Damit ist noch lange nicht gewährleistet, daß man tatsächlich zum günstig-
sten Zeitpunkt einsteigt, aber man kann damit immerhin die Wahrscheinlichkeit
dafür erhöhen und somit seinen Einkaufspreis optimieren.
Im Falle PFIZER geht es im Moment aber nicht um Charttechnik alleine; es
geht auch um Markttechnik. Und da muß man eben feststellen, daß der Aktie
noch das Momentum fehlt, d.h. sie wird (noch) nicht "gespielt". Ich bin voll
investiert und müßte daher einen Wechsel vornehmen. Den überlegt man sich
natürlich zweimal, wenn es drum geht, in ein Papier zu wechseln, in dem zur
Zeit "keine Musik" drin ist.
Aber ich habe ja ausdrücklich konzediert, daß sich das schnell ändern kann.
Ich erwarte, daß ab Januar Bewegung ins Spiel kommt. Sollte das der Fall sein
(nach oben natürlich), werde ich einsteigen. Ob dann zu 17...18 oder 19 EURO
ist mir wurscht. Weglaufen wird mir die Aktie nicht.
Insofern herrscht darüber wohl kein Streit. Wir dreschen auch nicht mit dem
Morgenstern aufeinander ein. Allenfalls mit dem Florett...
Wäre es nicht eben genau dann clever zu investieren, wenn die Aktie noch nicht gespielt wird (wenn vorgängig Charttechnik und Fundamentaldaten i.O. sind ?
Natürlich weiss man nie wann genau der Kurs anspringt. Aber zum Einstieg wird ja auch nicht geklingelt.
klaglos in Kauf nehmen, daß die Aktie weiter fällt, oder -was genauso
ätzend ist- längere Zeit wie Blei im Depot liegt. Das würde ich u.U.
sogar riskieren, wenn es zu irgend einem beliebigen Zeitpunkt wäre.
Aber wir marschieren aufs Jahresende zu; da kann man nochmal richtig
powern - wenn man die richtigen Aktien hat.
seiner AB (Actienbörse) vom 03.12. wie folgt auf den Punkt gebracht:
""...Diese Fonds bestimmen mithin die Kurs-Tendenz bis Silvester. In einigen
Fällen wurden deshalb meine bisherigen Zielkurse schon eindeutig überschrit-
ten. Dafür gilt als Strategie-Muster:
Die Fonds-Manager kaufen die Aktien, die bis zum 31.12. die Spitzenwerte
des Marktes sind.
Dann können Sie sagen, sie waren bis zum letzten Tag dabei. Umgekehrt:
Sie meiden diejenigenTitel, die an sich das größere Potential aufweisen,
aber per 31.12. keine Spitzenkurse erreichen können. Dieses Verhalten mu-
tet auf den ersten Blick etwas seltsam an, erklärt sich aber aus der Berich-
terstattung der Fonds gegenüber ihren Aufsichtsgremien/Kunden.""
Stück von Zager & Evans in den Sinn...
Also im Jahr 1997...hatten wir schon Kurse von 11,- bis 22,- EURO! Wenn
wir 2005 nun schon Kurse von unter 18,-EURO haben, unlogischer als 1997
wäre es nicht, wenn der Kurs weiter erodieren würde. Wenn man den Lang-
fristchart seit 1997 anschaut, wird einen nichts mehr wundern...
Naja...ganz ernst gemeint war das nicht. - Aber zurück zum Year twenty five...
If man is still alive, if woman can survive, they can find...(Ich schweife ab)
Und wer hätte im Frühjahr 2000, als die Philip-Morris-Aktie auf 19 Dollar gefallen war (der Chart sah zum Heulen aus, und der Grund für den Fall waren ebenfalls rechtliche Probleme), gedacht, dass sie sich wieder auf heute 75 Dollar (= +395 %) erholen würde?
Charttechniker jedenfalls hätten bei MO im Frühjahr 2000 sicher NICHT zugegriffen - und damit einen der besten Big-Cap-Turnarounds des jungen Jahrtausends verpasst. Einer, der es besser wusste, war die mexikanische Milliardär Carlos Slim: Er hatte im Februar 2000 bei einem Kurs von 23,50 Dollar ins fallende Messer gegriffen und vier Millionen (!) MO-Aktien (nach-)gekauft - ein Blocktrade von knapp 100 Millionen Dollar. Ob er sich gegrämt hat, dass MO dann noch auf 19 fiel, bis sie auf 75 stieg?
Bei Pfizer hat sich fundamental weniger verändert, als der Chart nahelegt (der Chart widerspiegelt nur den Herdentrieb der Lemminge). Kapital und Cash-Flow haben sich seit 1997 verzehnfacht, und die Dividende ist ohne Pause seit nunmehr 38 Jahren gestiegen. Demnächst gibt es 4 % - etwas weniger als auf 10-jährige Staatsanleihen. Und da Pfizer nach wie vor AAA-Rating hat (wie deutsche und US-Staatsanleihen), kann man sich getrost zurücklehnen und abwarten, bis sämtliche Lemminge die Klippe hinabgestürzt sind.
Dieses Anlegerverhalten (das sich auch in der "Grünen"-Vergabe widerspiegelt) ist typisch: Die meisten Leute interessieren sich nur in Hoch-/Euphorie-Zeiten für die Börse und verkaufen anschließend im nächsten Tief. Danach wollen sie zeitlebens nichts mehr von der Börse wissen. Inzwischen wachsen aber Neue nach, die ihnen - nach dem gleichen Muster - auf dem Fuße folgen.
Große Investment-Häuser machen sie diesen Irrsinn systematisch zunutze: Sie legen neue Fonds grundsätzlich dann auf, wenn die darin enthaltenen Werte bereits "gelaufen" sind, weil die rückwärtige Performance die Gier der Kleinanleger schürt. Nicht zufällig schossen im Winter 1999/2000, kurz vor dem Platzen der Tech-Blase, zahllose Tech- und Internet-Fonds aus dem Boden. Indien- und China-Fonds kamen auch erst, als die Sache bereits heißgelaufen war. Im geradezu zynischen Kleingedruckten der Fonds (Disclaimer) wird dann scheinheilig darauf hingewiesen, dass "vergangene Kursentwicklungen keine Garantie für zukünftige Kursanstiege" darstellen.
Deshalb kaufe ich am liebsten, wenn es billig ist, und Sachen, die dann keiner haben will. So wie jetzt Pfizer.
Was schließen wir daraus? ;-))
Anlage: 10-Jahres Chart von MO, der rote Strich zeigt das Erscheinungsdatum von Cramers Artikel, der genau das Tief traf. Die Aktie stieg seitdem um 395 %!
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Wrong! Tactics and Strategies: A Krafty Way to Remake Philip Morris
By James J. Cramer
1/24/00 8:37 AM ET
Does Philip Morris (MO:NYSE) think we are all idiots? Does it really think we can't figure out its game? Oh, you know what I am talking about: the rehabilitation and resurrection of the Kraft name.
It started subtly, with a bunch of soft ads about how much Kraft does in charity, food banks and the like. Great, we keep 'em healthy enough to kill 'em with butts! Very smart. Very cynical. I figured everybody would see through this one.
Then we started reading about how a whole new Kraft was getting energized. Kraft was making acquisitions. Kraft was getting active in Europe. Kraft? This is Philip Morris, not Kraft. [Kraft wurde kurz darauf als IPO ausgelagert und eine separate Aktie, A. L.] Kraft is just a division. Will anybody really buy into this ruse? If it succeeds, are we going to have to start hearing about General Foods again? Or will that be too confusing?
But sure enough, there in this weekend's Financial Times was the sign that once again, the press, which prides itself on its cynicism which, of course, it calls skepticism, has bought the new Philip Morris act hook, line and sinker: "Kraft stocks up its pantry with health foods." On the front page. What a headline.
It gets worse: We didn't discover that Philip Morris owned Kraft until the fourth paragraph. The fourth paragraph. Almost on the jump page!!!
The Lean Mean Killing Machine with the big cash flow has pulled it off. It has made the press its unwitting buddy in the obvious attempt to make Kraft the focus here for an eventual spinoff or separation from Philip Morris. Or maybe the Buttsters will now deep-six the name Philip Morris and switch it to Kraft. Very smart.
Soon you will be reading about how Kraft is worth twice the 22 stock price of Morris. All the reporters will buy it. They haven't had anything interesting to write about from this beat anyway except litigation. It is a nice change of pace.
Forgive me for being revolted. I think they should have to put a skull and crossbones next to the symbol MO. Or Kraft. Or whatever. Then maybe the press won't be fooled.
James J. Cramer is manager of a hedge fund and co-founder of TheStreet.com. At time of publication, his fund had no positions in any stocks mentioned.
759/760 aufgefallen:
1)
"Charttechniker jedenfalls hätten bei MO im Frühjahr 2000 sicher NICHT
zugegriffen -"
Das glaube ich nicht. Ich glaube vielmehr daß Charttechniker sehr wohl
zugegriffen hätten. Ohne daß ich den Chart gesehen habe, nehme ich
an, daß es einen Trendbruch gab als die Aktie durchstartete. Und gerade
das Auspüren von Trendbrüchen soll ja Sinn der Charttechnik sein.
Wenngleich -das sollte nicht verschwiegen werden- diese Technik zuwei-
len versagt. Das hat sie mit anderen Techniken gemeinsam. Wer würde
aber Technik per se ablehnen, nur weil sie zuweilen versagt?
2)
"Bei Pfizer hat sich fundamental weniger verändert, als der Chart nahe-
legt (der Chart widerspiegelt nur den Herdentrieb der Lemminge)."
Das würde aber eher für meine -an sich satyrisch gedachte- These in
meinem Beitrag 758 (Antwort auf 757.) stützen, daß selbst ein Kurs wie
im Jahr 1997 (8,78 EUR) nicht verwundern würde. Denn im Grunde sagst
Du damit nichts anderes, als daß der Kurs und seine fundamentale Grund-
lage wenig miteinander zu tun haben.
3)
"Mir ist in den Foren hier aufgefallen, dass Threads (als Gesamtheit,
d. h. die jeweiligen Eingangs-Postings) immer erst dann positiv bewertet
werden, wenn die darin besprochenen Werte deutlich gestiegen ist."
Dies Annahme trügt, lieber Anti. Ich wollte Dir -bzw. Deinem Thread-
einen Grünen geben (daß er bis jetzt keinen hat, zeigt nur, wie wenig
Ahnung die meisten hier von Qualität haben), aber ES GING NICHT. Die
entsprechende Eingabe bewirkt nichts. Warum, weiß ich nicht. (Vielleicht
ist Dein Thread sooo schlecht, daß Grüne automatisch geblockt werden;-))
Im Ernst: ich habe mich bei ARIVA beschwert, bis jetzt aber keine Ant-
wort erhalten.
Manche Dinge sind zuweilen doch etwas anders, als es auf den ersten Blick
erscheint...
Zu 1: Charttechniker hätten bei MO zugegriffen, aber wohl erst Ende 2001 bei 30 bis 40 Dollar. Damit hätten sie die erste Hälfte des Anstiegs glatt verpasst (den MO-Chart hab ich übrigens in 762 gezeigt). Wer beispielsweise bei 30 USD einstieg, hat gegenüber dem "verfrühten" Einstieg von Milliardär Carlos Slim zu 23,50 USD im Februar 2000 (Posting 759) bereits von Vornherein 6,50 Dollar verschenkt. Soll Slim sich ärgern, dass der MO-Kurs zwischenzeitlich auf 19 USD fiel, oder soll er sich über die 6,50 USD freuen, die er gegenüber Charttechnikern am Ende zusätzlich in der Tasche hatte? Prozentual liegt der Zuwachs ab 35 Dollar (Mittelwert aus 30 und 40) bis heute "nur" bei knapp über 100 Prozent, während es ab dem Tief bei 19 USD immerhin knapp das Vierfache - 395 % - zu gewinnen gab. Wer im vermuteten Tief kauft, hat zumindest die CHANCE, es zu erwischen, während Charttechniker - letztlich aus Angst - von Vornherein auf diese Möglichkeit verzichten.
Im Extremfall hätten Charttechniker erst Ende 2004 bei 58 Dollar gekauft, weil dann das Hoch von 1998 überschritten wurde. Jim Cramer wurde bei MO übrigens 2004 wieder bullisch, nachdem er 2000 noch geschrieben hatte, man solle das Symbol MO am besten "nur noch mit Totenkopf und gekreuzten Knochen" zeigen (siehe rote Passage in 762 unten).
Zu 2: Chart und Fundamentaldaten laufen bei Pfizer bereits seit geraumer Zeit auseinander. Es ist in der Tat nicht absehbar, wann die Fundamentals keinen weiteren Fall mehr rechtfertigen. Die hohe - und bislang sehr sichere - Dividende schützt allerdings. Fiele Pfizer auf 8,78 Euro = 10,27 Dollar, läge die Dividendenrendite bei 8,18 Prozent.
Bei anderen Werten, die solche Div-Rendite haben, ist die Ausschüttung oder gar das Überleben der Firma oft ungewiss. MO hatte bei 19 Dollar eine Div-Rendite von 9 %. Es drohte aber die Pleite, weil die 2. Instanz im Florida-Rauchersammelklagen-Prozess angeblich nur anberaumt werden konnte, wenn MO den Streitwert - der das eineinhalbfache der Börsenkapitalisierung betrug (!) - hinterlegen würde. (Ich habe damals MO gekauft. Denn im "Kleingedruckten" der Florida-Gesetze stand, dass die Hinterlegungspflicht hinfällig wird, falls dies zum Konkurs einer Firma führt.)
Zu 3: Danke für den Versuch. Mir ist das jetzt auch aufgefallen: Da fehlt "ein Knopf".
Ich hab ihn ja selbst gedrückt (sogar 4 mal). Vermutlich haben sie ihn
rausgenommen, als ich mich beschwert habe...;-)
Noch ein Nachtrag zum Morris-Chart: ich kann Dir leider nicht erwidern,
da ich nicht an den Chart rankomme. Ich bezweifle aber, daß die Chart-
technik so tumb ist, daß man erst bei 40 Dollar gekauft hätte. Ich habe
aber extra noch ein Zusatz-Tool, das ich in solchen Fällen einschalte:
meinen Kopf...
http://bigcharts.marketwatch.com/quickchart/...symb=mo&freq=2&time=13
Pfizer (10 Jahre):
http://bigcharts.marketwatch.com/quickchart/...ymb=PFE&freq=2&time=13
"Bearbeitungsvermerk":
So wie es aussieht, hätte ich -rein chartorientiert- bei ca. 24,- USD
gekauft. An dieser Marke war der seit Ende 1998 etablierte Abwärtstrend
deutlich und nachhaltig gebrochen. Jeder andere charttechnisch Orientierte
hätte das wohl genauso gemacht.
Es lebe die Charttechnik!
Ob man für 75 oder 74,50 USD verkauft, ist letztlich ebenso wurscht wie ob man für 23 oder 23,50 einkauft - der Gewinn ist und bleibt die absolute Differenz aus Ein- und Verkaufspreis. Charttechnische Orientierung führt dazu, dass man zwangsläufig zu teuer einsteigt - und bei etwaigen Rücksetzern Stopp-Loss-Verluste macht.
Das Problem ist: Letztlich läuft alles irgendwann/irgendwie auf Kaufen und Halten hinaus (bwz. Stopp-Loss und Verluste) - was letztlich ein fundamentales "Ja" erfordert. Kann man dieses "Ja" für sich aussprechen, ist der Einstiegszeitpunkt und -Kurs wiederum nicht mehr allzu kritisch. Dann kann ich die Charttechnik getrost abhaken und - wie Kostolany - "zehn Jahre nicht mehr hingucken".
Kauf CZ2576 zu 0,27 (PFE knapp unter 21 $)
vielleicht wirds ja was mit Doppelboden; SL bei neuem Tief auf EOD-Baisis
gruss
füx
(@Fuzzi: Das ist doch wieder hübsch sibyllinisch ausgedrückt, oder...? ;-)) )