Lebenstraum Weltumradlung


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Neuester Beitrag: 21.09.16 23:03
Eröffnet am:07.04.13 21:19von: weltumradlerAnzahl Beiträge:2.406
Neuester Beitrag:21.09.16 23:03von: CatalinaLeser gesamt:374.838
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6713 Postings, 5420 Tage weltumradler650. Tag 111km (40.140km) Sa. 05.01.2002

 
  
    #901
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30.12.14 08:04
Dass ich heute so weit radeln würde hätte ich gestern bzw. heute morgen auch nicht gedacht. Das für mich verwunderliche am heutigen Tag war vielmehr die Tatsache, dass das Streckenprofil abermals recht anspruchsvoll war. Zum Glück war die Bedingungen recht gut, dies trifft so wohl für die Straßen- wie Windverhältnisse zu.

Der Schlafplatz auf dem Spielplatz war wohl keine so gute Idee denn bis 24.00 waren halbstarke Jugendliche zu hören, die Mädels gröhlten am meisten. So hatte ich zu wenig schlaf und dementsprechend gerädert war ich dann auch am Morgen. Ziel waren so um die 80km und gegen 7.00 ging es los. Seit längerer Zeit war es mal wieder richtig bewölkt und ich befürchtete Regen doch das Wetter hielt.

Auf den ersten 40km ging es fast ständig leicht bergauf wobei der steilste Teil zuletzt kam. Ich folgte größtenteils dem Rio Murta und die Landschaft ähnelte doch sehr dem Dschungel bzw. Regenwald.
http://media-cache-ec0.pinimg.com/736x/3d/08/68/...f710d0b6f7520f.jpg
https://c2.staticflickr.com/6/5143/5549442352_3218f9aa48_z.jpg
Es war ein herrliches Gefühl hier durchzuradeln und die nebel- und wolkenverhangenen Hängen hatten gar etwas gespenstisches an sich. Ich kam eigentlich recht gut voran, leicht einsetzender Nieselregen machte den Belag jedoch schmierig, sodass an den steilsten Anstiegen wieder geschoben werden musste, da das Hinterrad einfach durchdrehte.

Kurz vor der Passhöhe traf ich ein Schweizer Bikerpärchen, welche es von Equador bis hierher geschafft hatten. Sie sind mit 28" Rädern unterwegs und waren gerade dabei einen Platten zu flicken. Wir tauschten einige Info`s aus und so wusste ich, dass bald ein einfacheres ca. 35km gut präpariertes Teilstück anstehen würde. Die Passhöhe lag auf geschätzten 600Hm und es folgte eine längere Abfahrt auf gutem Belag, später hatte ich sogar starken Rückenwind. Es war ein herrliches Fahrgefühl ohne ständig durchgerüttelt zu werden.

Zuletzt befand ich mich im Manso Valley und im Flussbett standen tausende von Bäumen, ähnliches hatte
https://c2.staticflickr.com/6/5015/5534156122_f287c44426_m.jpg
ich in diesem Ausmaß zuvor noch nicht gesehen. Ich vermute fast, dass der Fluss irgendwann sich ein neues Bett gesucht hatte und dadurch die Bäume abgestorben sind.

Dieser Abschnitt war abermals vom Feinsten doch danach ging der Punk ab. Beim folgenden 6-8km langen Anstieg hatte ich nichts mehr zu lachen, ich fuhr praktisch auf lose Steinen. Meine Kräfte schwanden nun rasch und ich hatte größte Mühe das Rad unter Kontrolle zu halten. Nicht nur meine Beine waren platt, auch meine Arme bzw. der ganze Oberkörper war gezeichnet von der Rüttelei. Auf den letzten 10km nach Cerro Castillo ging es wieder bergab doch konnte diese Abfahrt aufgrund des schlechten Belages nicht genossen werden.

Meine Augen begannen richtig zu glänzen als ich den Ort, vor allem aber den asphaltierten Belag ausmachen konnte. Für mich sah es wie die Landebahn eines Flughafens aus, nach 102km hatte ich sie endlich erreicht. Auch dieses Tal liegt idyllisch doch leider waren die Berge wolkenverhangen. Nachdem ich im Ort keinen Campingplatz ausfindig machen konnte und mir die gestrige Nacht noch zu sehr in den Ohren lag zog ich es vor weiterzufahren. Ich deckte mich noch mit ein wenig Proviant sowie einem Bier ein und fuhr weiter.

Bisher bin ich noch weitere 9km steil bergauf geradelt und da zuletzt immer mehr Zäune zu sehen sind fällt es zunehmend schwerer geeignete Zeltplätze zu finden.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler651. Tag 89km (40.229km) So. 06.01.2002

 
  
    #902
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30.12.14 08:42
Wieder einmal habe ich mit Coyhaique ein Etappenziel erreicht, wieder einmal bin ich glücklich und seit langer Zeit (Pto. Natales) gönne ich mir ein Bier in einem western gestylten Pub - es ist einfach nur geil... Die Ankunft hier genieße ich besonders, da ich zuletzt doch 5 äußerst anstrengende, allerdings auch besonders schöne Radeltage hinter mir habe. Nachdem mich heute wieder der verkehr ein wenig genervt hatte fragte ich mich des Öfteren, ob ich zuletzt nicht zu schnell unterwegs war. Das Areal war mehr als fantastisch, überall gab es ideale Zeltplätze doch bin ich meistens einfach weitergefahren - genießen sieht anders aus.

Weshalb?, vielleicht sind die Tage hier für mich zu lang, vielleicht fürchte ich mich ja auch vor der Einsamkeit denn nach wie vor fühle ich mich eigentlich auf Black Beauty am Wohlsten. Es kann auch sein, dass wenn ich raste dass ich das Gefühl habe etwas zu verpassen.... Das immer weiter ist vielleicht zur Sucht geworden, einer ganz besonders schönen....

Heute Morgen z.B. war ich abermals recht müde und trotz leichtem Nieselregen bin ich gegen 5.40 aufgestanden. Weshalb ich mich nicht noch einmal auf`s Ohr gelegt habe ist nur schwer zu erklären, der Drang weiterfahren zu "müssen" war einfach zu groß, hoffe nur, dass dies nicht krankhaft wird.

Punkt 7.00 war ich abfahrbereit und auf den ersten 8km kam ich mächtig ins Schwitzen. Unterwegs sah ich dann den Anfang eines Regenbogen und hatte zudem eine tolle Aussicht ins Cerro Castillo Tal. Leider waren die Berge heute abermals in Wolken verhüllt, teilweise konnte ich die Wolken aufgrund der Sonne "glühen" sehen.... Äußerst überrascht war ich dann doch, dass ich auf der Passhöhe ein Hinweisschild mit der Höhe von 1.120Hm vorfand, für südamerikanische Verhältnisse bedeutete dies Höhenrekord. Auf bestem Asphalt folgte eine ca. 15km lange Abfahrt und abermals beeindruckten mich die verschiedenen Farbtöne des Gesteins, es handelt sich hier vermutlich ebenfalls um ursprüngliche Vulkanlandschaft.

im Tal gab es einen Richtungswechsel und von nun an hatte ich starken Gegenwind. Ich musste nun "wahrhaftig" arbeiten befand mich jedoch noch in luftiger Höhe. Von Km zu Km wurde der Verkehr stärker und heute überholten mich wohl mehr Fahrzeuge als die Wochen zuvor, zum Glück war ich auf Asphalt unterwegs.

Nach genau 33h46`Fahrzeit habe ich nun die 397km lange Strecke von Chile Chico nach Coyhaique bewältigt, dies verdeutlich wohl wie anstrengend das ganze war. das ganze fand bei gutem wetter und befriedigenden Fahrbedingungen statt.
http://walkinghungry.files.wordpress.com/2008/09/coyhaique10.jpg

Hier in Coyhaique habe ich mich gleich für 3 Nächte einquartiert, der "Zeltplatz" auf einem privaten Grundstück kostet mich allerdings 3 Pesos/Nacht.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler652. Tag 0km (40.229km) Mo. 07.01.2002

 
  
    #903
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31.12.14 07:58
Jetzt um 16.00 sitze ich abermals in einem Pub / Caferteria, trinke ein Bier und draußen schüttet es was der Himmel hergibt. Irgendwann heute Nacht hat es zu regnen begonnen und seither regnet es eigentlich ununterbrochen. Auch nach über einem Jahr kann ich bei meinem "neuen" Zelt noch keine "Tropfhöhle" erkennen und bin foh, dass ich eine solch trockene Hütte habe, auch scheint die Muffe, mit welcher die gebrochene Zeltstange repariert wurde zu halten.

Trotz guten und tiefen Schlafes war ich heute morgen abermals gerädert, ich fühle mich einfach nicht 100% fit. Ich vermute fast, dass es die Überanstrengungen der letzten Tage waren, sind. So ist es eigentlich verständlich, dass ich bis auf ein ausführliches E-Mail an die Eltern heute bisher überhaupt nichts unternommen habe. Ganze 11KB betrug der Inhalt und ich erzählte Ihnen von der Treterei um den Lago General Carrera sowie meinen geänderten Zukunftspläne. bin mal auf ihre Reaktionen gespannt wenn ich sie das nächste mal anrufen werde.

Morgen werde ich den Tag wohl hauptsächlich ebenfalls mit Schreiben verbringen. Post erhielt ich von Jürgen und Dietrich, Tini möchte ich die Sachen für das nächste Päckchen mitteilen. Ich denke, dass sie es nach Salta versenden sollte.

Das war es bereits von einem äußerst regnerischen Tag und ich bin froh jetzt nicht irgendwo in der Wildnis zu sein.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler653. Tag 0km (40.229km) Di. 08.01.2002

 
  
    #904
2
31.12.14 08:18
Es ist jetzt 16.30, ich habe soeben Teewasser aufgesetzt und schreibe Tagebuch. Nachdem es mir gestern Abend nicht sonderlich gut ging, vermutlich hatte ich sogar leichtes Fieber, habe ich mich heute entschlossen einen weiteren Ruhe- Erholungstag hier in Coyhaique zu verbringen. Da mir der Ort relativ gut gefällt, das Wetter zudem mehr als bescheiden ist, ist mir dieser Entschluss nicht sonderlich schwer gefallen. Ich weiß wirklich nicht, was mich so müde macht. Ist es das Alter?!, wohl kaum eher wohl die Randbedingungen der letzten Wochen die mich psychisch als auch physisch wohl an den Rand des machbaren gebracht haben. Der Wind war ein "unsichtbares" Phänomen, welches ich als solches in dieser Heftigkeit nicht kannte. Vielleicht ist es aber nun doch schon eine gewisse Reisemüdigkeit, ich hoffe nicht.

Seit New Delhi hab ich mit gestern Abend das erste mal wieder eine Tablette in Form von Paracetamol zu mir genommen und siehe da, es ging mir anschließend gleich besser. Wie vermutet habe ich auch heute den Großteil des Tages mit Schreiben verbracht, so gab es bisher eine Karte an Hannah sowohl jeweils eine E-Mail an Dietrich und Jürgen. Da ich jeden immer persönlich anschreiben möchte und ich zu jeder Person ja auch einen anderen Bezug habe verzichte ich auf die sog. mehrfach E-Mails. Nachher werde ich im Pub wohl noch weitere Karten schreiben.

Danach ging ich zurück in mein Domizil, wo ich als erstes meine Radlerklamotten gewaschen haben. Sollte es morgen ein wenig wärmer sein, so werde ich abermals die Kette von Black Beauty reinigen.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler654. Tag 0km (40.229km) Mi. 09.01.2002

 
  
    #905
31.12.14 08:53
Jetzt um 14.00 sitze ich in Chile bei einem Italiener... und trinke Kaffee. Am dritten Tag des Nichtstun war ich dann doch schon ein wenig aktiver als in den letzten zuvor.

Nachdem ich gegen 8.00 ausgeschlafen hatte, zwischen 2.00-5.00 war ich allerdings häufig wach, habe ich erst einmal einen Kaffee getrunken und wollte dann lediglich Kette reinigen. Zu meiner Überraschung musste ich dann allerdings feststellen, dass das Hinterrad platt war, welch Zufall! Zum Glück hatte ich mich nochmals vor meinem Aufbruch Black Beauty gewidmet, denn hätte ich den Platten erst beim Losradeln entdeckt, ich hätte wohl mächtig geflucht. So reinigte ich zuerst die Kette und flickte später den defekten Schlauch. Ich vermute fast, dass der Platten durch das relativ kantige Felgenband verursacht wurde denn einen Fremdkörper bzw. Beschädigung des Mantels konnte ich nicht feststellen, vermutlich hatte das ständige Rütteln der letzten Wochen den Schlauch beschädigt.

Mittlerweile kam sogar die Sonne mal wieder zum Vorschein und im Moment dieses "Glückes" holte ich Faden und Zwirn um meine lädierte Radlerhose zu flicken. Danach ging ich in die City und schrieb Tini ein E-Mail bzgl. des Päckchens, welches demnächst aufgegeben werden sollte.

Obwohl ich immer noch nicht 100% fit bin, es heute Nachmittag vermutlich wieder regnen wird, hoffe ich doch stark morgen losfahren zu können. So wie es derzeit ausschaut hatte ich mit dem Wetter während meiner bisherigen SA Reisezeit verdammt viel Glück. ich konnte alles Sehenswerte bei besten Bedingungen sehen und glaube nicht, dass diese "Schönwetterperiode" normal war/ist. Bis zu meinem nächsten größerem Ziel, dem ca. 700km entfernten Pto. Montt sind es ca. 700km mit dem Zwischenziel in Chaiten, rechne ich jedenfalls mit wesentlich häufigerem Niederschlag, es geht ja schließlich durch eine Art Regenwald..., danach müsste es wieder trockener werden.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler655. Tag 95km (40.324km) Do. 10.01.2002

 
  
    #906
3
01.01.15 10:36
Jetzt gegen 11.15 gönne ich mir bereits ein Mittagspäuschen denn seit kurzem regnet es doch stärker als zuvor. Ich habe mal wieder in einer Bushaltestelle Unterschupf gefunden und bin mir eigentlich fast sicher, dass es bald weiter geht. Bereits heute morgen sah es nach regen aus sodass ich mein Zelt in Windeseile zusammenpackte, es blieb jedoch trocken.

Bisher habe ich 42km hinter mich gebracht und bis auf den 7km langen Anstieg war es ein easy ride auf asphaltiertem Untergrund. Bis zu Abzweig nach Pzo. Aisen sind es noch einige Km, danach müsste es wohl wieder bergauf gehen doch der leichte Westwind müsste mich ein wenig unterstützen.

Gestern Abend hatte ich noch mit einem holländischen Biker 2 Bierchen getrunken, und er wartet seit 10 Tagen auf Ersatz für seinen gebrochenen Gepäckträger. Wenn ich überlege mit was für einem Gewicht ich unterwegs bin und unter welchen Straßenbedingungen in all den Monaten geradelt wurde dann muss ich schon feststellen, dass der Tubus Gepäckträger mehr als top ist. Bis auf die gebrochene Schraube, und hierfür kann ja der Gepäckträger nichts..., ist bisher alles heil geblieben, toi, toi, toi.

Fast alle Radler die ich bisher traf mussten irgendetwas flicken. In einem Schraubengeschäft habe ich evtl. Ersatz gefunden, allerdings ist die Schraube aus Messing. Der Inhaber des Geschäftes dreht jede einzelne Schraube einzeln, da war natürlich fachsimpeln angesagt.

Im Moment hat es aufgehört zu regnen, ja die Sonne kommt sogar zum Vorschein und so werde ich wohl gleich weiterradeln.

Jetzt um 16.30 tröpfelt es abermals doch kann mir dies egal sein, da ich im trockenen Zelt sitze. So wie es ausschaut wird dieser ebenfalls nicht lange anhalten, da es sich bereits wieder aufklart.

Gefahren bin ich dann doch noch einige Kilometer und befinde mich derzeit kurz hinter Manihuales, einem Dorf mit schätzungsweise 1.000 Einwohner. Während der letzten Km bin ich dann mit 2 Schweizern zusammen gefahren, die heute ebenfalls in Coyhaique gestartet sind. ich denke, dass sie schneller als ich unterwegs sind obwohl ich sie ja bereits in Chile Chico gesehen habe. Sie hatten für die Strecke nach Coyhaique ebenfalls 8 Tage benötigt. Nachher werden wir uns wohl noch ein wenig zusammensetzen, doch ob wir zusammen weiterradeln wird sich zeigen.

Die heutige Landschaft ähnelt doch sehr der der Alpen und die Wegstrecke folgte meistens irgendwelchen Bach- / Flussläufen. Die Berge sind größtenteils mit Nadelbäume bewaldet und waren heute ständig in Wolken verhangen. Einen Condor konnte ich unter der Wolkendecke ausmachen, außerdem sah ich eine andere Geierart, welche sich an einem toten Hund sättigte.

Nachdem mich der Asphalt in den letzten beiden Tage doch ein wenig verwöhnt hat ist ab morgen wieder Schotter angesagt.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5420 Tage weltumradlerStreckenverlauf von Coihayque

 
  
    #907
5
01.01.15 10:46
nach Chaiten. danach wird geschummelt und es geht mit der Fähre auf die Insel Chiloe nach Quellon.

Einfach mal wieder ein Karte für alle interessierten die wissen wollen wo denn genau Weltumradler sich rumgetrieben hat. der jetzige Tourabschnitt hat mit der Pampa, Patagonien bzw. Feuerland nichts mehr zu tun, es grünt so grün.........

http://www.vi.cl/ima/mapasregionales/undecima_region_de_aysen.jpg

Gruß Weltumradler
 

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler656. Tag 76km (40.400km) Fr. 11.01.2002

 
  
    #908
3
01.01.15 11:29
Kurz vor 20.00 sitze ich am Flussufer des Rio Cisnes und schreibe Tagebuch.
https://c2.staticflickr.com/6/5071/6918831376_b3a3486432_z.jpg
Ich bin kurz vor dem Eingang zum Queulat NP und die gegend hier hat es ganz "schön" in sich. Leider hat es soeben mal wieder angefangen zu regnen, und somit bin ich ins Zelt geflüchtet um weiter zuschreiben.

Neben dem reißenden Fluss gefallen mir vor allem die steil bewaldeten Berghänge. Es sind etliche verschiedene Baumarten zu sehen und man könnte meinen in einem Urwald, Regenwald zu sein. Die einzelnen Nebelschwaden darin verstärken noch diesen Eindruck, welch Kontrast zur stürmischen Pampa. landschaftlich war der heutige Tagesabschnitt absolut super, das Wetter hat auch gehalten.
http://media-cache-ak0.pinimg.com/736x/01/63/1d/...cac37b873a7f80.jpg
http://www.gochile.cl/en/images/stories/Fotos_web/...ulat-chile-3.jpg
http://wwwdelivery.superstock.com/WI/223/1848/...ock_1848R-391849.jpg

Um 7.20 war ich startklar und da die Schweizer ca. 1 Std. später losradeln wollten, sie zudem schneller als ich unterwegs sind, bin ich alleine losgefahren. Auf den ersten 10km wechselte des Öfteren der Fahrbelag und so wie es derzeit ausschaut wird zumindest der mittlere Teil der Camino Austral, also von Chaiten nach Coyhaique "eingeteert". Angeblich soll die komplette Strecke in 10 Jahren ausgebaut sein, schade wie ich finde, trotz der Rüttlerei. Für mich ist das radeln entlang einer Naturpiste immer eine Herausforderung für sich. Der heutige Schotterabschnitt befand sich jedoch in einem guten Zustand, sodass das Radeln mich vor keinerlei Probleme stellte. Abermals ging es ständig bergauf, bergab, ab und zu gab es auch ebene Teilabschnitte und ständig folgte ich irgendwelchen Bach-, Flussläufen. Die Gegend hier ist wahrhaftig ein Anlger- / Forellenparadies.

Anhand der rasch vorbeiziehenden Wolken konnte man gut erkennen, dass es auch heute ordentlich gepustet haben muss. Auf der Camino Austral fährt man jedoch windgeschützt und bekommt somit kaum etwas von diesem Naturphänomen mit.

Nach 42km erreicht ich einen herrlich kleinen eingebetteten See wo ein englisches Rentner- / Radlerpärchen pausierte. ich gesellte mich zu ihnen, trank einen Kaffee und fuhr nach 1 Stunde weiter. Kurz danach überholten mich das Schweizer Pärchen und in Villa Amengual nach 50km trafen wir uns wieder. Ich gönnte mir eine Coke und füllte meine Lebensmittelvorräte mit Karotten auf.

Zuletzt folgte eine weitere Großbaustelle, hier wird die einspurige Camino Austral auf 2 Spuren ausgebaut, und hierzu muss wohl einiges an Fels weggesprengt werden. Mit Sicherheit wird wohl dann auch dieses Teilstück asphaltiert.

Bei dem ersten geeigneten Campingplatz waren auch die Schweizer und somit zelten wir heute abermals gemeinsam. Es sind nette Leute doch werden sich unsere Wege morgen wieder trennen. Sie wollen ein Bad in den Termas de Puyuguapie, 18km südwestlich von Puyuhuapi nehmen und dort campen, ich jedoch werde mir vermutlich den Ventisquero Hängegletscher ansehen.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler657. Tag 65km (40.465km) Sa. 12.01.2002

 
  
    #909
4
01.01.15 12:18
Es ist 11.30 und im wahrsten Sinne des Wortes schaue ich nicht in, sondern aus der Röhre. Unter einer Brücke sitze ich seit gut 1 Stunde in einer solchen und hoffe, dass es jetzt doch bald zu regnen aufhört. So wie es derzeit ausschaut wird es jedoch nicht so schnell der Fall sein. Als Nächtigungsort wäre die Brücke bzw. Röhre nicht geeignet, da es doch relativ eng ist, es herrscht nicht mal Sitzhöhe, und der aufgeschüttete Boden aus großen Steinen besteht. Das Wasser dürfte auch noch max. 30-40cm steigen da ich sonst Land unter vermelden müsste.

Bereits die ganze Nacht über hat es immer mal wieder geregnet und heute morgen konnte ich gegen 7.30 losfahren. Bereits heute früh war das Wetter unsicher und so packte ich meine 7 Sachen bei leichtem Nieselregen zusammen, allerdings war auch des Öfteren blauer Himmel zu sehen.

Nach genau 5,3km erreichte ich den Abzweig Pto. Cisnes sowie Chaiten und es folgte ein 7km langer Anstieg bei dem es die ersten vier ganz schön in sich hatten. Ich befand mich nun im Queulat NP und da das Wetter zu diesem Zeitpunkt gut war hatte ich eine tolle Aussicht auf die schnee- / gletscherbedeckten Berge. Die Steilhänge sind bewaldet und zahlreiche Wasserfälle waren in den Wäldern auszumachen.
http://www.geo.de/reisen/community/bild/regular/...aus-den-Wolken.jpg
http://www.suedamerika-reiseportal.de/images/big/...tagonien-7916.jpg

Vorgestern bin ich ja noch Abzweig nach Pto. Aisen vorbeigefahren und Einheimischen hatten mir gesagt, dass es dort an 370!!!! Tagen in Jahr regnen soll. Dieser Regen sorgt für eine solch üppige Vegetation wie ich sie schon lange nicht mehr gesehen habe. Immer wieder muss ich auch an die steppenartige Landschaft Patagoniens denken, welch Kontrast.....

Die 9km lange Abfahrt war natürlich ein Genuss allerdings musste ich des Öfteren anhalten um gesehenes einfach nur zu genießen bzw. fotografieren.

Bisher konnte ich erst 26,7km zurücklegen und bis Puyuguapie sind es wohl noch knappe 40km welche ich heute wohl nicht mehr zurücklegen werde. Dies ist ein wenig schade da ich mir dort heute ein wenig Proviant einkaufen und mir zum zweimonatigen SA Aufenthalte gleichzeitig ein Bier gönnen wollte. Derzeit regnet es jedoch Bindfäden......

Heute habe ich es mir doch noch gut gehen lassen. Jetzt um 19.30 liege ich in meinem Zelt, welches ich trocken!!!!! im Fischereihafen von Puyuguapie habe aufbauen können. Vor lauter Freude ließ ich es mir richtig gut gehen und gönnte mir u.a. eine Coke, ein Magnum, Pasta, Kekse und natürlich noch 2 Bierchen. Es war wohl die Freude nicht untergegangen zu sein. 4.500 Pesos wollte man für ein Bett in einer Hosteria doch war ich hierzu zu knausrig.
http://2.bp.blogspot.com/-hekWjPejAH4/T2u98uRqiNI/...600/IMG_2460.JPG irgendein Radler

Das Wasser in dem Bach stieg dann doch relativ schnell an und gerade noch rechtzeitig hörte es auf zu regnen. Kurz nach 13.00 fuhr ich dann los und bereits 2,5h später erreichte ich den Ort. Die Piste war in einem guten Zustand und das Radeln somit ein easy ride. Zuletzt radelte ich entlang des Ventisquero Fjordes an dessen nördlichen Ende der Ort liegt. Auf halber Strecke passierte ich den Hängegletscher verzichtete jedoch auf einen Besuch, da das Wetter so bescheiden war und ich zudem die 3$ Eintritt scheute.
http://schwelliott.files.wordpress.com/2012/01/img_1998.jpg
http://www.patagonia-road.com/photos/...-argentina-south-america1.jpg

Der Ort selbst wurde 1935 von 4 deutschen Sudetenfamilien gegründet und dies erklärt auch, weshalb die Hotels deutsche Namen tragen.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler658. Tag 68km (40.533km) So. 13.01.2002

 
  
    #910
2
01.01.15 15:00
Uuuuuu, war das kalt, Ooooo ist das schön warm. Es ist jetzt 16.30 und nach einem äußerst kurzen Bad im eiskalten Rio Aura sitze ich vor meinem Zelt und lasse mich von der Sonne verwöhnen. Ja, sie gibt es tatsächlich noch, und hin und wieder ist sie heute durch die dichte Wolkendecke durchgekommen. Vielleicht hätte ich bei diesen fast schon idealen Bedingungen doch noch ein Stückchen weiterradeln sollen, doch die Stelle hier am Fluß hat mir so gut gefallen, dass ich mich kurzerhand entschloss mein Lager hier aufzuschlagen.
http://home.online.no/~jfuruly/salmon/g_rioaura.jpg

Heute morgen bin ich eigentlich wie gewohnt gegen 6.00 aufgestanden, habe irgendwo in einer nahegelegenen Hecke meine Morgentoilette verrichtet, um mich danach nochmals auf`s Ohr zu legen. Es fing abermals an mit regnen und im Nassen wollte ich auf keinen Fall losfahren. Das Wetter wurde besser, ich stand letztendlich gegen 8.00 auf um eine Stunde später loszufahren, so spät wie nie zuvor.

Mit Puyuguapie lag ich ja auf Meereshöhe und somit war es klar, dass zu Beginn des Tages erst einmal ein Anstieg anstand. Nieselregen sowie trockene Abschnitte wechselten ständig sodass meine Klamotten eigentlich nie trocken waren. Den Hauch meines Atems konnte ich auch sehen, doch gefroren habe ich nicht.

Bereits nach wenigen Km erreichte den wunderbar ins steile Tal gebettete Lago Risopatron, abermals ein wahres Anglerparadies, und folgte dessen Westufer für ca. 10km. Es ging zwar ständig bergauf, bergab doch dank guter Straßenverhältnisse kam ich gut voran.
https://c1.staticflickr.com/9/8373/8516365805_7d9889c44b_z.jpg
http://sp8.fotolog.com/photo/8/25/19/cristianlopez/1208095329_f.jpg
Immer noch sind die Berghänge bewaldet aber ganz so spektakulär wie zuletzt kam mir die Vegetation nicht mehr vor. Ich vermute fast, dass ich bereits den schönsten vermutlich aber auch anstrengendsten Teil der Camino Austral hinter mir habe.

Nach 45km erreichte ich den 750 Einwohner zählenden Ort Junta und stärkte mich dort mit einer Coke, frischen Käse sowie 4 Pfirsichen.

Noch ca. 60km trennen mich vom 650m hohen Moraga Pass und falls wettermäßig möglich möchte ich diesen morgen schon noch passieren. So, das war es für heute und jetzt mache ich mich ans kochen, Es gibt den Rest der Kartoffeln von gestern, Reis, Karotten, Muscheln und natürlich ein Bier.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler659. Tag 78km (40.611km) Mo. 14.01.2002

 
  
    #911
3
01.01.15 15:37
Kurz nach 19.00 liege ich bereits in meinem Zelt, würde gerne noch ein wenig die Landschaft genießen, doch seit langer Zeit bin ich mal wieder vor Ungeziefer geflohen. Gemeint sind riesige Fliegen, die es auf mein German Blood abgesehen haben. Vereinzelt habe ich diese Tiere in der Vergangenheit ja schon gesehen, doch hier greifen sie einen gleich zu Dutzenden an. Es sind äußerst hartnäckige Viecher und sie geben erst auf, wenn man sie erschlagen hat. Es ist wohl eine Art Pferdefliege und die Tiere sind deutlich größer als unsere Bienen. Der Grund für ihr immenses Auftreten ist wohl das herrliche Wetter, sonst hätte ich sie wohl schon früher angetroffen. In gut 3 Wochen ist der Spuk vorbei, angeblich sollen sie nur im Dezember und Januar so aggressiv sein.

Nachdem es heute Nacht wolkenlos war, war es heute morgen bitterkalt und ich musste das Zelt klatschnass zusammenrollen. In der Sonne wäre es wohl innerhalb weniger Minuten trocken gewesen, doch wollte ich im steilen Tal nicht so lange auf sie warten. Gegen 7.30 war ich abfahrbereit und auf den ersten 48km folgte ich den Rio Frio bis Villa Sta. Lucia aufwärts. Es war ein ständiges Auf und Ab auf
http://mw2.google.com/mw-panoramio/photos/medium/86462785.jpg
gutem Schotter mit herrlichen Blicken auf die schnee- und gletscherverhangenen Berge. Die Berge haben nun mittlerweile eine Höhe von ca. 2.500m und der Baumwuchs reicht oftmals bis zu den Gletschern.

In Villa Sta. Lucia sah ich ebenfalls zahlreiche Biker und mit einem Bauigelpärchen unterhielt ich mich recht lange. Mit einer Coke sowie 4 Bananen stärkte ich mich für den 8km langen Anstieg auf den 650m hohen Moraya? Pass. Das Erreichen der Passhöhe stellte mich vor keinerlei Probleme, irgendwie war ich heute aber auch gut drauf. Es folgte eine 10km lange Abfahrt und von einer Brücke aus sah ich abermals einen beeindruckenden Hängegletscher. Kurz darauf befand ich mich am Lago Yelcho, abermals ein Anglerparadies.
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http://yelcho.cl/wp-content/uploads/dsc-56031.jpg
http://yelcho.cl/wp-content/uploads/...atches-2012-2013-season-91.jpg

Ich selbst übernachte hier unter einer Brücke am Auslauf des See und vorhin zeigte mir ein Junge seine heutige Ausbeute von 6 Prachtexemplaren als Regenbogenforellen. Ich schätzte diese Fische auf 4-5 Pfd., vielleicht packt mich ja doch einmal die Fliegenfischerei und hier wäre mit Sicherheit ein ideales Gewässer.

Morgen hoffe ich nun das 46km entfernte Chaiten erreichen zu können und vielleicht habe ich ja Glück, dass ich noch eine Fähre nach Quellon erwische, diese soll 4mal die Woche fahren.

Gruß Weltumradler
 

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler660. Tag 46km (40.657km) Di. 15.01.2002

 
  
    #912
3
01.01.15 16:20
Nach gut 2 Std.!!!! Siesta bin ich immer noch müde, ob dies wohl am wolkenlosen Himmel liegt?!... Nein. Ich bin noch nicht in Quellon sondern werde den heutigen Tag bzw. Nacht hier in Chaiten verbringen. Im Ort selbst bin ich in einer Hospedaje untergebracht, schlafe dort jedoch aus Kostengründen nicht in einem Zimmer für 5 Pesos, sondern habe mein Zelt in einem größeren Raum für 2 Pesos aufbauen können.
http://bligoo.com/media/users/1/81871/images/ciudad_chaiten1.jpg
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/61/Chaiten.jpg

Nachdem sich der Morgennebel aufgelöst hatte erwärmte die Sonne den Boden recht schnell, und dies war wohl auch der Grund dafür, dass meine Freunde die Pferdefliegen recht schnell aktiv waren. Ich bin mir fast sicher, dass ich ihnen schon früher begegnet wäre wenn das Wetter nicht so regnerisch gewesen wäre, der Regen lies sie wohl schlafen. Ich bin echt gespannt wie schlimm es nun im Lake District werden wird und hoffe, dass ich die Landschaft dennoch genießen kann.

In den Ortschaften scheinen sie nicht ganz so aktiv so sein, auch fliegen sie in kein offenes Zelt und so denke ich, dass ich in der Zukunft wohl wieder öfters in einem Bett schlafen werde, das letzte mal war dies am 02.12. der Fall.

Auf gut präparierter Straße kam ich flott voran und freute mich, dass nach 33km der Schotter endete. Im Ort selbst besorgte ich mir als erstes die Karte für die Fähre und werde morgen gegen 9.00 in See stechen. Für die 5stündige Überfahrt zahlte ich 20`Pesos, 13`waren für mich und der Rest für Black Beauty. Vermutlich werde ich in Quellon übernachten, vielleicht ja sogar für 2 Nächte buchen.

Mit dem Verlassen des Festlandes, Quellon liegt ja uf der 250km langen Insel Chiloe, verlasse ich nun endgültig den Süden des Kontinentes und bewege mich nun fortan in anderen Gefilden. Feststellen muss, nein will ich dass die letzten 900km von Perito Moreno nach Chaiton unheimlich schöne, wenn auch größtenteils recht anstrengende km waren.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler107. Wissenswertes - Chiloe

 
  
    #913
5
01.01.15 16:27

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler661. Tag 0km (40.657km) Mi. 16.01.2002

 
  
    #914
3
02.01.15 07:51
Jetzt um 9.15 wird der Maschinenlärm der Pincoya hörbar und dies ist ein sicheres Zeichen, dass die Überfahrt von Chaiten nach Quellon unmittelbar bevorsteht. Die Fähre ist so schätzungsweise zu 80-85% ausgelastet, ca. 25 PKW`s befinden sich an Bord, LKW`s habe ich keine gesehen. Draußen ist es nach wie vor nebelig trüb, sodass ich von der Küstenlandschaft leider nicht viel mitbekommen werden. Die See ist derzeit ruhig und ich hoffe, dass dies so bleibt.

Diese Fähre ist die erste, bei der ich etwas für Black Beauty habe bezahlen müssen. Ob ich bei meinem Start bei der Überfahrt von Brindisi nach Igoumenitsa etwas habe bezahlen müssen weiß ich nicht, vermutlich schon. Was mich ein wenig verwundert, dass fast ausschließlich chil. Touristen an Bord sind, wo ist der Rest der Welt? Ich vermute mal, dass die europäischen den Weg über Argentinien nach Bariloche wählen. In ca. 5 Stunden hoffe ich Quellon erreicht zu haben und werde mir im Ort wohl eine Bleibe suchen.

Nachdem ich gegen 14.30 das Fischerstädtchen Quellon erreicht habe, mir der Ort sofort zugesagt hat habe ich mich entschlossen einen weiteren Tag hier zu bleiben. Einen Campingplatz konnte ich auf die Schnelle nicht ausmachen, sodass ich mir recht schnell ein Zimmer in einer Hospedaje für 3`Peses genommen habe. Es ist ein kleines Zimmer in einer familiären Atmosphäre.

Auf den ersten Blick ist hier in Quellon mal wieder vieles anders als zuvor. In einem Pub, vielleicht ist es ja auch ein Bordell oder Pornopub, läuft derzeit ein Video, wo sich zwei Frauen liebkosen.... Es ist wohl ein Fischerdorf, wo nach meinem ersten Eindruck viele abgesoffene Typen herumlaufen, auch bin ich des Öfteren um ein paar Pesos angebaggert worden, das kannte ich in SA bisher überhaupt noch nicht. manche Leute sehen richtig fertig aus, Drogen?!, zuletzt sah ich dies in Australien. Ist dies der Anfang von einem anderen Südamerika wie ich es bisher gesehen habe?, dem wahren Südamerika?, sind halt Fragen, die mich derzeit beschäftigen.
http://1.bp.blogspot.com/-IhRp2lBzdK0/T3XksHZZEnI/...e+de+quellon.jpg
http://mw2.google.com/mw-panoramio/photos/medium/4316731.jpg

Was auch auffällt ist die Tatsache, dass ich für das gleiche Geld wesentlich mehr erhalte, sprich die Kosten scheinen auf der Insel so um die 20% günstiger zu sein als zuvor. Das verwundert mich dann doch ein wenig, da ja alles mit dem Schiff hierher transportiert werden muss, wie sieht es dann erst später auf dem Festland aus?

Der deutsche Einfluss hier auf Chiloe ist unverkennbar, so sind z.B viele mit Schindeln bedeckte Häuser zu sehen, der Schwarzwald lässt grüßen.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler662. Tag 0km (40.657km) Do. 17.01.2002

 
  
    #915
2
02.01.15 08:14
An einem herrlichen Donnerstag Nachmittag sitze ich auf einer Steintreppe am Strand, lausche dem Getuckere der Dieselmotoren der Fischerboote sowie dem Wellenschlag des Meeres. Das Bier darf jetzt um 15.00!!! natürlich nicht fehlen und die Briese des Meeres empfinde ich schon als extrem salzhaltig. Es ist schon verrückt wie wenige Tage ich am Meer verbringe und wenn ich mal dort bin, ja dann gefällt es mir eigentlich immer.

Den heutigen Vormittag habe ich mit einem Stadtbummel verbracht. Es ist schon ein komischen Gefühl mit anzusehen, wie wenige Straßen geteert sind und der Rest aus Schotter besteht. Dies war ja bereits schon in Chaiten der Fall, während sie in Coyhaique asphaltiert waren. Trotz angenehmer Temperaturen sind die Pferdefliegen vom Festland so gut wie nicht anzutreffen. Gerade einmal eines dieser Biester habe ich heute erschlagen, gestern war es keines.

Die Fähre der Navimag wird gerade beladen und in wenigen Minuten wird sie sich auf den Weg nach Chaiten machen.

Heute Vormittag habe ich den Daheimgebliebenen eine E-Mail geschrieben sowie einige Handcraft Shops besichtigt. Auch hier gibt es herrliche Pullover zu kaufen doch möchte ich mir dies für Peru aufbewahren. Einen Postkartenstand konnte ich auch ausfindig machen, und die Bilder welche ich sehen konnte stimmten mich optimistisch für die Insel. Die einzelnen Orte mit ihren Kirchen sehen doch sehr idyllisch aus.

Ein wenig Frisches in Form von Kartoffeln, Zwiebeln und Karotten habe ich auch noch eingekauft um danach die kette abermals zu reinigen. Mit dieser Kette möchte ich nun die schätzungsweise 4.500km bis nach Santiago de Chile fahren, um danach ständig mit meiner anderen zu wechseln. So hoffe ich mit meinem Satz bis Kolumbien zu kommen und dort müsste Ersatz zu bekommen sein.

So, jetzt werde ich erst einmal noch ein wenig in der Footprintausgabe schmökern.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler663. Tag 96km (40.753km) Fr. 18.01.2002

 
  
    #916
2
02.01.15 16:25
Das Leben eines Radnomaden ist schon ein komisches!?..., wie ich das meine? Na, ist doch ganz einfach. Da bist Du 6,5h am Treten, erreichst dabei trotz guter Bedingungen nicht einmal einen Schnitt von 15km/h und spreche dennoch von einem easy ride heute. Warum ich so "langsam" war ist schnell erklärt, es ging fast ausschließlich bergauf, bergab, ebene Streckenabschnitte gab es so gut wie keine. Ein guter Rückenwind ließ mich die Anstiege problemlos meistern, und sollte seine Richtung in Zukunft die gleiche bleiben, er blas ständig aus südlicher Richtung, ja dann werde ich in den nächsten Wochen rosige äh windige Zeiten vor mir haben.

In den letzten Wochen musste ich ja öfters klagenden Biker zuhören, die aus dem Norden kamen, dass sie fast ausschließlich Gegenwind gehabt hätten. Ich hatte doch aber auch fast ständig Gegenwind...., wie kann das denn sein?, vielleicht ist es ja alles nur Einbildung und wenn die Kräfte nachlassen ist es halt Gegenwind!!!!! - spaß beiseite. Auf alle Fälle denke ich, dass ich den schwierigsten Teil bezüglich Wind bereits hinter mir habe es sei denn, das offene Hochland von Bolivien und Peru lässt ähnliches zu wie der Süden des Kontinentes. Nur so ist es zu erklären, dass ich den heutigen Abschnitt als easy ride bezeichnet habe.

Bereits gegen 7.00 bin ich heute morgen losgeradelt, sah ebfalls zwei biker aufbrechen doch grüßten wir uns nur. Für mich ist es schon bemerkenswert wie viele Biker ich hier in Südamerika antreffe, mit Abstand die meisten während meiner Weltumradlung. Was auch auffällt, dass diese Art des Reisens wohl auch den Chilenen gefällt denn einige Einheimische sind auch darunter.

Trotz wolkenlosem Himmel war es heute morgen recht feucht, oder gerade deshalb?!, ein Zeichen wohl dafür, dass mit steigenden Temperaturen die Luftfeuchtigkeit zunimmt. Die Zeiten, an denen ich am Morgen mein Zelt trocken zusammenpacken konnte dürften vorerst wohl vorbei sein. Ebenso scheint die fast verkehrslose Zeit vorbei zu sein denn auf der Ruta 5 ist doch mächtig was los.

Ach ja, fast hätte ich es vergessen. Mit dem heutigen Tag bin ich eventuell das erste mal auf die "legendäre" Panamerikana gestoßen, so sicher bin ich mir hierbei jedoch nicht. Jene Straße also, die so viele in ihren Bann gezogen haben soll, eine der berühmtesten ist sie mit Sicherheit.

Mich selbst hat die heutige Landschaft nicht so sehr begeistern können, da bin ich seit Chile Chico jedoch wohl auch zu sehr verwöhnt worden. Überall sind Häuser zu sehen, kleinere Waldabschnitte wechseln mit Farmland ab. Laut meinem Footprint ist hauptsächlich der Ostteil erschlossen, der Westen soll wilder und bewaldet sein. Dort soll es auch mehr regnen, während ich heute den ganzen Tag über in der Sonne fuhr konnte ich im Westen der Insel Wolken erkennen.

Nach knapp 50km gönnte ich mir in Chonchi meine Mittagspause, und zwar an einem schattigen Plätzchen
http://static.panoramio.com/photos/large/41599132.jpg
auf der Plaza. Neben 5 Pfirsichen gab es Käse mit Brot sowie einer Coke. In dem äußerst touristischen Castro wollte ich ursprünglich auf einem Campingplatz übernachten, doch waren mir in dieser 20`Einwohner zählenden Stadt einfach zu viele Leute und ich zog es vor weiter zu fahren. In Castro selbst gibt es eine schöne Kirche, einige Häuser am Meer stehen auf Pfählen und zwei Werften, mit halbfertigen, recht großen Holzschiffe waren auch zu sehen.
http://www.pitohui.net/images/reisen/patagonien/...tro_Kirche_550.JPG
https://www.welt-atlas.de/datenbank/fotos/9-380/big/9-380-31.jpg
http://images.fotocommunity.de/bilder/...7-4cbc-8cf8-c38078434df6.jpg
Hätte ich zuletzt nicht bereits 2,5 tage relaxed, so wäre ich vielleicht doch für zwei Nächte in der Stadt geblieben zog es dann jedoch vor weiter zu fahren. Ich campe irgendwo auf einer Anhöhe oben ohne..., während unter mir auf der Ruta 5 die Autos vorbeidonnern. An einem Tag überholen mich hier vermutlich mehr Autos als die Monate zuvor......

In etwa 10km komme ich an den Abzweig nach Dalcahue, und spätestens dort muss ich mich entschieden wie mein weiterer Tourenverlauf ausschaut. Entweder entscheide ich mich für den easy way, also weiterhin die Ruta 5 nach Chacao oder die Schotterpiste entlang der Ostküste, letztgenannte soll landschaftlich wesentlich reizvoller sein. Ich befürchte fasst, dass ich mich für den Weg des geringsten Widerstandes entscheide.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler108. Wissenswertes - Panamericana

 
  
    #917
3
02.01.15 19:12
Vermutlich bin ich tatsächlich erst hier auf Chiloe auf ein der berühmtesten Straßen unseres Globus gestoßen. Es ist übrigens nicht nur eine Straße, mehrere Routen zählen zur Panam.

http://de.wikipedia.org/wiki/Panamericana

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler664. Tag 109km (40.862km) Sa. 19.01.2002

 
  
    #918
2
02.01.15 19:34
Der gestrige Tag muss es doch ganz schön in sich gehabt haben, denn nachdem ich das Zelt aufgesucht hatte wurde mir ganz "schwummrig". Ich hatte leichtes Kopfweh, ja vielleicht hatte ich ja sogar einen leichten Sonnenstich, so wie damals im Iran. Im Zelt selbst bekam ich dann sogar noch leichte Schweißausbrüche, zum Glück war die Nacht kühl sodass ich mich gut erholen konnte.

So war ich sichtlich erleichtert, als ich heute morgen recht fit gegen 6.30 aufstehen konnte. Da ich nichts zu beißen hatte setzte ich mir nur einen Kaffee auf und dank leichten Rückenwindes kam ich gut voran. Bereits nach wenigen Kilometern erreichte ich den Abzweig nach Dalcahue, doch wie bereits gestern schon vermutet entschied ich mich für den vermutlich "hässlicheren" Weg und blieb auf der Panamerica. Entlang der Küste wäre es vermutlich schöner gewesen, mit Sicherheit jedoch auch staubiger.

Nach 33km gab`s die Vesperpause, doch leider war kein Brot aufzutreiben. So kaufte ich mal wieder meine geliebte Dulce de Lecce und aß diese mit einigen Keksen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Dulce_de_leche
In der weiterhin hügeligen Landschaft radelte ich dann über Ancud nach Chacao und setzte bereits von dort aus mit der Fähre wieder auf`s Festland. Ich war nun gerade einmal 2 Fahrtage auf der Insel und ob sich das zweimalige Übersetzen gelohnt kann ich nicht bejahen. Die Fortsetzung der Camino Austral oder gar das Radeln auf argentinischer Seite wäre vielleicht interessanter gewesen.

Bei der Überfahrt kam ich dann in den Kontakt mit einem äußerst netten chilenischen Pärchen welche mich liebend gerne zu sich nach Hause eingeladen hätten. Sie leben in Valdivia doch werde ich diesen Ort ca. 200km nördlich von Pto. Montt nicht erreichen, da ich ja entlang des Lake District radeln möchte.

Bis Pto. Montt sind es jetzt noch 60km und vielleicht fahre ich ja auch noch bis Pto. Varas, welches am Lago Lanquihue liegt. Falls möglich, möchte ich morgen auf alle Fälle mal wieder bei den Eltern anrufen.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler665. Tag 63km (40.925km) So. 20.01.2002

 
  
    #919
2
02.01.15 20:17
So langsam aber sicher habe ich mich der "bikernormalität" genähert. Gemeint ist ein Radeln unter normalen bis guten Bedingungen, sodass ich wieder mit einem Schnitt von 18-20km/h rechnen kann. in Patagonien waren es ja dank des Windes meistens lediglich 12 km/h und weniger. Am heutigen Tag habe ich die 20er Schallmauer geknackt, das erste mal hier in SA.

Man, habe ich heute Nacht vielleicht gut geschlafen. Gerade einmal bin ich aufgewacht und musste natürlich austreten gehen. Gegen 6.30 bin ich dann aufgestanden und draußen war es noch bitterkalt. gestern, bei leichter Bewölkung war das Außenzelt trocken, heute morgen hingegen klitschenass.

ich war richtig froh auf der Straße zu sein, denn diese wurde bereits von der Sonne erwärmt. Ich ließ es ziemlich flott angehen und gegen 10.00 war ich bereits am Stadtrand von Puerto Montt. Kurz zuvor wurde die Ruta 5 zur Autobahn und ich hatte einen Standstreifen von 2,5m breite alleine für mich. Bei der ersten Mautstelle erkundigte ich mich ob ich denn überhaupt auf dieser Straße fahren dürfte, natürlich konnte ich mautfrei passieren. Das einzige, auf das ich achten müsse wären die angebrachten Lichtschranken, welche ich umgehen müsste.....

Puerto Varas hat mir auf Anhieb dann gleich so gut gefallen, dass ich für 2 Nächte gebucht habe. die Sicht auf den Lago Lanquihue und dem 2.680m hohen Vulkan Osorno sind fantastisch, auch gefällt mir
http://www.motorhome.wiki.br/mtrs/imgs/...nas%20Vejar(panoramio)1.jpg
http://www.launchphotography.com/Puerto_Montt_Osorno_Volcano_2.jpg
die touristische Umgebung. Bei meiner Ankunft war der Vulkan noch wolkenverhangen, nach dem Aufbau meines Zeltes sah ich ihn dann in seiner vollen Pracht. Die Sonne ist recht intensiv, immer noch habe ich leichtes Kopfweh bzw. fühle mich nicht 100% fit.
http://www.chilereisen.at/FotosHTM/Osorno_1_Feb_06.jpg

Im Ort selbst gibt es ein Hospitale Aleman, die Kopie der Marienkirche habe ich auch schon gesehen.

Danach wollte ich bei den Eltern anrufen doch hat am heutigen Sonntag lediglich eine Telefongesellschaft geöffnet. Die 595 Pesos pro Minute waren mir dann doch zu viel, in Chaiten waren es lediglich 440 Pesos. Ich hoffe nur, dass ich morgen einen günstigeren Tarif aushandeln kann.

Die Lage in Argentinien scheint aufgrund des Pesosverfalls immer dramatischer zu werden. 3 argent. Biker bestätigten mir einen Kurs von 1:1,4, ein gut spanisch sprechender Italiener meinte, dass ein Kurs von 1:2 realistischer wäre. Schon verrückt, als ich in Ushuaia startet bekam ich für einen US$ 1 Pesos. Ob ich überhaupt noch einmal nach Argentinien gehen werde wird sich zeigen.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler666. Tag 0km (40.925km) Mo. 21.01.2002

 
  
    #920
2
03.01.15 07:35
Jetzt um 15.00, also während der Siesta Zeit sitze ich auf einem Rentnerbänkle und schreibe Tagebuch.

Nachdem sich der Morgennebel abermals aufgelöst herrscht nun wieder Bilderbuchwetter am Bilderbuchvulkan Osorno. Die Sonneneinstrahlung ist wieder recht intensiv sodass ich gerne den Schatten aufsuche. bis kurz nach 8.00 habe ich es nach schlafreicher Nacht im Zelt ausgehalten, danach musste ich aufstehen.

Beim Morgenkaffee habe ich mich mit einem Argentinier über die wirtschaftliche Situation über dessen Land unterhalten und er bestätigte mir, dass derzeit für einen US$ 2 Pesos zu bekommen sind. Der Pesos hatte gegenüber dem US$ also seit meiner Ankunft tatsächlich die Hälfte an Wert verloren. vermutlich wird die Abwertung weiterhin anhalten, ich bin mal gespannt wohin das ganze noch führt.

Gegen 11.00 habe ich dann mit den Eltern telefoniert, für das Gespräch von 24 Minuten zahlte ich 11`Pesos, chilenische versteht sich. Mutti war bereits schon wieder auf den Sprung zu Tante Heidi. Die halbjährigen Nachuntersuchen haben kein weiteres ausbrechen des Krebses ergeben, sodass sie frohen Mutes ist wohlwissend, dass immer ein gewisses Restrisiko bestehe. Mit jeder erfolgreichen Untersuchung schwindet jedoch die Gefahr eines weiteren Ausbruches. papa habe ich dann von den letzten Wochen sowie meinen weiteren Zukunftsplänen erzählt.

Danach habe ich der Stadie Family noch eine karte geschrieben sowie mich auf die Suche nach einer weiteren Sonnenbrille gemacht, ich hatte neulich ja bereits schon meine 2.!!!! grrrrr verloren.

Erst jetzt habe ich auch meinen ersten offiziellen Wechselkurs für einen Euro erfragt und würde für einen 540 chil. Pesos erhalten, füe einen US $ sind es immerhin 650 Pesos. Dies bedeutet, dass ich hier für einen € / 0,88 US $ erhalten würde, der offizielle Kurs liegt bei 1:0,88.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler667. Tag 96km (41.021km) Di. 22.01.2002

 
  
    #921
1
03.01.15 09:59
Knapp vorbei ist auch daneben..., wie ich das meine?!, natürlich die 100km Marke. Was soll`s denke ich mir, denn ich stehe ja nicht unter Leistungsdruck. An dieser Stelle hier habe ich wenigstens halbwegs einen brauchbaren Zeltplatz gefunden und mit Anbruch der Dunkelheit wird hier wohl kaum noch jemand durchfahren. Ja, ja, die Zeiten des einfach mal wo das Zelt aufschlagen scheinen vorerst vorbei zu sein. Im Moment bin ich doch recht müde und freue mich auf`s Schlafen.

Gestern Abend wurde mal wieder bis 24.00 "getratscht" und da die Touris sich auf spanisch unterhielten verkroch ich mich recht bald in mein Domizil. Heute morgen allerdings war ich dann auch wieder der erste, der aufstand und fuhr gegen 8.00 los. Hier im Seengebiet brauche ich mich mit dem Aufbruch eigentlich nicht so beeilen, denn falls es Morgennebel hat löst sich dieser erst gegen 10.00 auf. Heute war es allerdings nicht so, denn bis auf den Gipfel des Osorno war der Himmel frei. In südlicher Richtung ging es im leicht hügeligen Gelände um den Lago Llanquihue und immer wieder fesselte bzw. faszinierte mich der Anblick des Vulkans. Je mehr ich mich ihm näherte, desto spaltenreicher wurde der Gletscher um die Gipfelformation.
http://www.chileventura.de/typo3temp/pics/40c1871804.jpg
http://images.fotocommunity.de/bilder/...3-45b5-b378-cab42930b7ab.jpg


Nach 45km erreichte ich das Örtchen Ensenada und war somit am Fuße des Berges. Gemäß meiner Footprintausgabe ist die Besteigung des Osorno lediglich mit Führer erlaubt. Von oben gesehen muss man wohl einen herrlichen Ausblick auf die Seenlandschaft haben. Weiter östlich konnte man den 2.278m hohen Cerro Puntiagudo sehen, eine äußerst steil ausschauende Felspyramide.
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/...can_Puntiagudo.jpg
In Ensenada gab es erst einmal eine Coke sowie drei Bananen und danach ging es erst einmal für ca. 20km auf Schotter weiter. Dieses Radeln war recht anstrengend, da der Untergrund oftmals "gemahlene" Lava war. Der letzte Ausbruch muss jedoch schon eine ganze Weile her sein, denn die Lava war größtenteils bereits mit Wäldern, Dickicht überwuchert.

In den kleinen Buchten sah man oftmals Fischzuchtanstalten, fast jedes Haus bot Camping oder Betten an. Das Radeln im kühlen Schatten machte besonders viel spaß.

Mit der Zeit nahm die Wolkendecke zu und der Osorno verhüllte sein Haupt. Kurz vor Puerto Octay gab es einen Richtungswechsel und nach 15km Asphalt folgte abermals Schotter. Die Gegend hier wird vermutlich für die Rinderzucht, Milchwirtschaft genutzt.

Von Ensanada aus hätte ich nach 16km Richtung Osten Petrohue erreicht, und dieser Ort soll am schönsten See, den Lago Todos Los Santos, im Lake District liegen. Da es um de See keine Straße gibt habe ich von einem Besuch des Touristenortes Abstand genommen. Mit der Fähre hätte man von dort aus nach Peulla schippern können, um von dort aus nach Argentinien zu fahren. Die whren Schönheiten des Sees bekommt man wohl nur vom Boot aus mit.
http://tuscupones.com.mx/revista/wp-content/...-todos-los-santos.jpeg
(schönes Bild, auch wenn ich nicht dort war, vielleicht das nächste mal)

Der Hauptgrund für das nicht Hinradeln war eventuell der Hinweis meines Footprints, dass es ein beliebtes Gebiet für meine geliebten Pferdefliegen (Tavanos) ist. Diese haben mich heute auch einige male verfolgt doch bin ich bißfrei geblieben.

Ach ja eines noch nebenbei, meinen 41. Tausender habe ich nun auch hinter mich gebracht.....

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5420 Tage weltumradlerAnbei mal eine Karte

 
  
    #922
1
03.01.15 10:22
im Lake District in Chile. Bei all den Seen ist für Wasserratten, o.k. zum Baden dürften die Seen vielleicht zu kalt sein, bestimmt was dabei.

http://blog.osornochile.net/wp-content/uploads/...a_region_grande.jpg

Hier im Groben meine Route.

Von Puerto Varas ging es entlang des See Llanquihue nach Ensenada, irgendwie erreichte ich dann auf Schleichwegen den Lago Rupanco um über Entre Lagos den Lago Puyheue zu erreichen. Danach hatte ich genug Seenlandschaft geschnuppert und radelte nach Osorno.

Weiter ging es dann nach Los Lagos um Richtung Lago Rinihue abzubiegen. Über Panguipulli ging es nach Villarica.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler668. Tag 87km (41.108km) Mi. 23.01.2002

 
  
    #923
03.01.15 11:06
Um 15.00 sitze ich "halb geduscht" in einer Esso Raststätte bei Osorno, trinke einen Pfirsichsaft und werde hier wohl auch übernachten. Irgendwie werden jetzt doch wieder Thailand Erinnerungen wach, denn dort hatte ich ja oft im Bereich von Raststätten übernachtet - der kühlen Getränke wegen... Von Tag zu Tag kommt es mir jetzt wärmer vor und so tut ein Aufenthalt in klimatisierten Räumen sichtlich gut.

Obwohl ich heute nur 5,5h in die Pedale getreten habe fühle ich mich sichtlich müde. Der Grund hierfür liegt wohl in der Tatsache, dass ich während der Nacht recht schlecht geschlafen habe. Ich hatte mein Zelt in einer Schräglage aufgebaut, sodass ich im Liegen immer leicht ins Rutschen gerat.

Um 8.00 ging es los und auf den ersten beiden km fuhr ich in die falsche Richtung. Diese hatte mir gestern ein chil. Touris mitgeteilt, zum Glück kam der falsche Abzweig so früh, sonst hätte ich sicherlich geflucht. Über Rupanco ging es nach Entre Lagos und von der durchfahrenen Landschaft war ich dann letztendlich doch ein wenig enttäuscht. Zudem war die Straße in einem schlechten Zustand und zahlreiche Autos nebelten mich ein. Aufgrund einer dichten Wolkendecke war die Sicht zu den Bergen versperrt und ich war sichtlich froh, als ich nach 38km wieder Asphalt, bei Entre Lagos, unter den Pneus hatte. Vom Lago Rupanco sah ich letztendlich lediglich den Bereich des Auslaufes wo sich einige Angler vergeblich bemühten. Ich musste mal wieder an mein Rentendasein denken und vielleicht verbringe ich ja auch in dieser Gegen mal nen Urlaub, als Fliegenfischer versteht sich......

Für die ersten 38km benötigte ich 5h50`was einem Schnitt von lediglich 13,2km/h entsprach. zum Vesper zog ich mir heute 1L Schoki sowie ein Magnum rein. Danach fuhr ich praktisch ohne Pause bis nach Osorno durch ohne die Stadt jedoch zu betreten.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler669. Tag 91km (41.199km) Do. 24.01.2002

 
  
    #924
2
03.01.15 11:40
Kurz vor 19.00 liege ich bereits in meinem Zelt und erhole mich von einem Tag, den ich leichter erwartet hatte. Bis auf die letzten 5km, also an Los Lagos, folgte ich ja wieder der Panam und hatte somit autobahnähnliche Verhältnisse. Zwar ging es heute fast ständig, jedoch jeweils moderat, leicht bergauf/bergab doch der Grund für mein "Bummeln" war seit längerer Zeit mal wieder der Wind. Wäre ich gestern die Strecke gefahren, so hätte ich den ganzen Tag über Rückenwind gehabt, heute war er nicht mein Verbündeter. Natürlich hatte der Wind keine patagonischen Verhältnisse, dennoch wirkte er ermüdend.

Was ich mir auch nicht ganz erklären kann ist die Tatsache, dass ich mich seit Beginn in Ushuaia recht häufig müde fühle. Es gibt kaum Fahrtage, bei denen ich mich auf das abendliche Zelten freue. Das Auf- und Abbauen erscheint mir dann schon ermüdend. Vielleicht liegt der Hauptgrund ja tatsächlich in der Tatsache, dass es hier einfach wesentlich länger hell ist als zuletzt. Auch jetzt ist es noch ca. 16h hell, und zwar von 22.00 - 6.00 doch langsam aber sicher nähere ich mich ja dem Äquator.

Das interessanteste am heutigen Tag war mit Sicherheit das Gespräch mit einem Priester, der mit 4 Jungs im Urlaub war. zwei der Jungs stammen aus der Nähe der Iguazu Fälle, die beiden anderen aus Mendoza. Er gab mir seine Adresse und vermutlich werde ich bei ihm in Mendoza vorbeischauen, er selbst stammte übrigens aus Kuba. Die Pause machte ich an einer Tankstelle nach 48km.

Bis zu diesem Zeitpunkt dominierte eindeutig Farmland das Landschaftsbild, zuletzt sah ich dann wieder Nadelwälder soweit das Auge reichte. Hier in Chile werden Flächen komplett abgeholzt, danach jedoch wieder aufgeforstet.

In Los Lagos deckte ich mich erst einmal wieder mit ein wenig Proviant ein. Von hier aus wird vielleicht der schönste Teil, zumindest für meine gewählte Route, beginnen. Auf den schätzungsweise 400km wird mir streckenmäßig wohl einiges abverlangt werden, größtenteils ist wieder Schotter angesagt. Ich hoffe nur, dass die Wolkendecke aufreißt, denn was nützen einem die schönsten Berge wenn sie ihr Haupt im Nebel verhüllen.

Gestern Nachmittag kam wohl noch der Chef von der Tankstelle zu mir und meinet "no Camping". Ich erzählte ihm von meiner Tour, dass ich oft an Tankstellen übernachten durfte und siehe da, ich durfte...

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler670. Tag 64km (41.263km) Fr. 25.01.2002

 
  
    #925
1
03.01.15 15:48
Wieder einmal neigt sich ein Tag dem Ende entgegen und heute muss ich mir eingestehen, dass ich ein wenig frustriert bin. Frustriert deshalb, weil ich mein Zelt habe im Regen habe aufbauen müssen, jetzt ist es leicht feucht, meine Klamotten auch und um 18.00 habe ich immer noch nichts gegessen. "Nur" ein wenig frustriert deshalb, weil vor einigen Minuten zwei Chilenen vorbeikamen und mir den Weg nach Choshuanco erklärt haben. Es rächt sich halt immer wieder, dass ich teilweise keine gescheiten Karten habe, denn sonst hätte ich mich vielleicht nicht verfahren. Ich bin dennoch glücklich, denn sonst wäre ich die letzten 59km wieder retour gefahren, Autos scheint hier ein Fremdwort zu sein denn in den letzten 3 Stunden ist mir keines mehr begegnet. Bis Choshuanco sind es noch 12km und wäre ich nicht dem "unübersehbaren" Weg gefolgt, so hätte ich den Ort wohl noch heute erreicht. Von Straße kann allerdings nicht die Rede sein, denn von dem ca. 4,5km langen Anstieg mussten etwa 80%!!! geschoben werden. Die Straße führte weg vom See doch gemäß der Footprint Skizze sowie einer local Aussage hätte ich dem See folgen müssen. Ich bin wirklich froh, dass ich mich nach ca. 2 Stunden schieben zur Umkehr entschlossen hatte.

Nach einer bombastisch schlafreichen Nacht bin ich erneut gegen 6.30 aufgestanden um kurz vor 8.00 abfahrbereit zu sein.

Auf den ersten 30km genoss ich noch den Asphalt, doch mit dem Erreichen des Ort Rinihue war es mit dieser Glückseligkeit vorbei. Im Supermarkt erklärte mir eine äußerst nette Chilenin, ich bekam seit langem mal wieder Herzflattern...., dass der Weg nach Choshuanco aufgrund einer kaputten Brücke nicht befahrbar sei. Ich erklärte ihr nur, dass ich den Fluss ja auch durchwaten könne und sie meinte nur, dass das dann in Ordnung gehen würde. Nach einer Vesperpause am See ging es weiter und einige Kilometer später hielt ein Autofahrer an und meinte zu mir, dass der Weg nach 20km aufhören würde. Diese Information stimmte mich natürlich nachdenklich und so fuhr ich mit einem etwas mulmigen Gefühl weiter.

Der See selbst liegt in einem sehr engen Tal, das Radeln wurde zunehmend anstrengender, auch musste ich mich sehr auf die "Straße?" konzentrieren. So konnte ich die Landschaft eigentlich gar nicht richtig genießen, das ist eben ein Problem beim Offroad fahren.

Das gute an der heutigen Bewölkung war die Tatsache, dass es nicht ganz so heiß wie zuletzt war, dennoch war mein T-Shirt triefend nass. So viel wie heute habe ich in SA wohl noch nicht geschwitzt. Aufgrund der Wolken habe ich den 2.415m hohen Choshuanco leider nicht zu Gesicht bekommen, vielleicht klappt es ja morgen. Nachdem es nun aufgehört hat zu regnen werde ich mir noch ein paar Spaghetti abkochen.

Gruß Weltumradler  

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