Lebenstraum Weltumradlung


Seite 14 von 57
Neuester Beitrag: 21.09.16 23:03
Eröffnet am:07.04.13 21:19von: weltumradlerAnzahl Beiträge:2.406
Neuester Beitrag:21.09.16 23:03von: CatalinaLeser gesamt:371.742
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6713 Postings, 5316 Tage weltumradler201. Tag, 63km (13.405km) Fr. 22.09.2000

 
  
    #326
5
23.06.13 20:18
Mittlerweile haben wir 9.00, sitze auf heißen Kohlen und bin immer noch keinen km gefahren. Ich warte im schönen, kalten Glacier Hights Hotel auf Wetterbesserung, und das seit gut 2 Stunden.

Gegen 7.00 hat es angefangen zu regnen, doch Richtung Paß scheint derzeit Besserung in Sicht. Spätester Aufbruchtermin wäre heute 11.00, und falls bis dorthin keine Wetterbesserung eintreten sollte, würde ich halt einen weiteren Ruhetag einlegen. Der Winter naht, und die Reservetage werden weniger, eine Tatsache, die mich doch ein wenig unruhig werden läßt. Ich hoffe nur, daß es in Ladakh nicht so viel geregnet hat wie zuletzt hier, und die Straßen nach wie vor passierbar sind. Wenn nicht, dann könnte ich wohl meinen Kaschmir Laddakh circle ad acta legen. Abwarten und Tee trinken, und vom letztgenannten habe ich schon 1,5 pots getrunken.

Von Sonamarg aus ist die Straße auf den 3.529m hohen Zogi Lar Paß einspurig, und derzeit kommt mir ein riesiger LKW Konvoi entgegen. Von hier aus darf man die Paßstraße erst ab 14.00 befahren, zu spät für mich als biker. Gestern war die Straße aufgrund von Reinigungsarbeiten gesperrt - deshalb vielleicht auch der schwache Autoverkehr.

Losgeradelt bin ich dann doch noch, und zwar gegen 9.45. Obwohl das Wetter nicht vielversprechend war hatte ich mich hierzu entschlossen, da ich keinen weiteren Ruhetag verbringen wollte. Von Ruhe konnte keineswegs die Rede sein, denn was folgte war Schwerstarbeit par exellance. Kurz hinter Sonamark mußte ich mich mal wieder registrieren lassen, und nach Rücksprache mit einem Oberen des Militärs oder Straßenbauamtes lies man mich passieren. Normalerweise hätte ich diese Stelle erst ab 14.00 passieren dürfen, doch versicherte ich den Verantwortlichen entsprechend aufzupassen. Wenn ich nicht hätte weiterfahren dürfen, wäre ein Erreichen von Dras heute wohl unmöglich geworden.

Mittlerweile fing es mal wieder an zu regnen, doch störte mich dies beim Radeln recht wenig. Vielmehr störte mich hingegen der wolkenverhangene Himmel, sodaß ich die Schönheiten der Natur gar nicht wahrnehmen konnte. Außerdem das Militär, welches mehrfach meinen Ausweis sehen wollte.... Viele der Soldaten sind so gut getarnt, daß man sie kaum ausfindig machen kann. Dies war dann auch der Grund dafür, daß ich so gut wie keine Fotos geschossen habe, hatte einfach zu viel schiß meine Filme zu verlieren.

Anstrengender als gedacht, war dann der ca. 15km lange Schotteranstieg auf den 3.529m hohen Zoji La Paß. Ich kam mächtig ins schwitzen, und aufgrund der starken Regenfälle der letzten Tage drehte das Hinterrad von Black Beauty mehrfach durch. So ca. 5km vor Erreichen der Paßhöhe waren Sprengarbeiten entlang der Straße angesagt, sodaß ich für gut 1h Zwangspause hatte. Die Soldaten ließen mich die Stelle nicht passieren, zum Glück hatte der Nieselregen aufgehört. Ich begann ein wenig zu frieren, und irgendwann hatte einer der Uniformierten ein wenig Mitleid mit mir, und lies mich durch. Immer wieder prasselten Steine von oben herunter, diese wurden per Bulldozer gen Tal befördert, doch wirklich gefährlich war es nicht.

Das letzte Stück zum Paß war dann doch ebener als gedacht, sodaß ich mit einem Schnitt von 7 km/h den Gipfel erreichte. Aufgrund des starken Windes sowie zahlreicher Soldaten machte ich on the top keinen Stop und fuhr weiter Richtung Dras. Zum Glück war der Wind von nun an mein verbündeter und schob mich entsprechend voran. Ich weiß nicht ob, und vor allem in welchem Zustand ich sonst die 2. kälteste Stadt der Welt erreicht hätte.

Aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse konnte die Abfahrt dann auch nicht genossen werden. Nicht nur meinem Körper, sondern auch der Kette haben die Fahrbedingungen mächtig zugesetzt, sodaß eine Reinigung dieser bald nötig sein wird. Vielleicht lege ich in Kargil ja meinen nächsten Ruhetag ein...

Hier in Dras bin ich für 80 Rupie im Dreamland untergekommen. Kurz vor dem Erreichen des Ortes machte mich ein Hinweisschild darauf aufmerksam, daß ich mich nun in der 2. kältesten Stadt der Welt befinden würde. Im Winter soll es hier bis zu minus 50 Grad warm werden.....

Gruss Weltumradler

http://en.wikipedia.org/wiki/Dras  

6713 Postings, 5316 Tage weltumradler202. Tag, 58km (13.463km) Sa. 23.09.2000

 
  
    #327
6
23.06.13 20:48
Nachdem ich gestern einen doch recht anstrengenden Tag hatte war es heute doch relaxter. Zwar gab es einige ups and downs zu meistern, doch Kargil lag mit 2.650hm doch einige Meter tiefer als Dras. Dies wußte ich ja bereits im Vorfeld, und so lies ich es heute morgen doch recht locker angehen.

Um 7.00 hatte ich mir erst einmal einen Pott black tea bestellt und wartete erst einmal ab, bis die Sonne die frische Morgenluft erwärmte. Das Wetter sah endlich mal wieder gut aus, und so fuhr ich eine Stunde später bestens gelaunt los. Ich folgte dem azurblauen Fluß Dras, dessen Ufern seit den Zoji La Paß meine Wegweiser waren.

Die Straße verlief heute äußerst nahe der pakistanischen Grenze, oftmals waren es nur wenige km Luftlinie zu den pakistanischen Stellungen, und so war es nicht verwunderlich, daß ich zahlreiche Militärcamps passierte. Die zelte sowie Waffen auf indischer Seite waren dermaßen gut getarnt, sodaß sie von der Straße aus kaum auszumachen waren. Interessanterweise wurde ich heute jedoch kein einziges mal kontrolliert.

Das einzige, was heute wirklich nervte waren die zahlreichen LKW`s, die mich auf der nach wie vor einspurigen Fahrbahn überholten. Die Landschaft selbst wird immer karger und Bäume sieht man nur noch bei den wenigen Siedlungen.

Kargil selbst hat mir dann doch so gut gefallen, daß ich mich kurzfristig für einen weiteren Ruhetag entschlossen habe. Die Gesichtszüge der Menschen hier sind recht eindrucksvoll und erinnern an die Bilder aus Tibet. Es sind von der Sonne gezeichnete Gesichter, welche tief gegerbt sind, die Frauen und Mädchen tragen farbenfrohe Kleider. Mittlerweile befinde ich mich ja in Ladakh und nähere mich "unaufhaltsam" Leh, dem Herzen der Provinz.

Gruß weltumradler

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/...ir_region_2004.jpg  

6713 Postings, 5316 Tage weltumradler203. Tag, 0km (13.463km) So. 24.09.2000

 
  
    #328
6
24.06.13 18:27
Nachdem ich heute morgen den blauen Himmel sah hatte es mich dann doch ein wenig geärgert, diese Bedingungen nicht genutzt zu haben. heute, am Sonntag waren die meisten Geschäfte geschlossen, doch es fand ein Markt entlang der Hauptstraße statt. verkauft bzw. angeboten wurden fast ausschließlich Kleidungsstücke.

Ich selbst verbrachte fast den ganzen Tag über mit Beginn der Indienzusammenfassung bzw. schmökerte in der Indienlektüre. Eigentlich wollte ich Black Beauty ja auf Vordermann bringen, hatte hierzu dann jedoch einfach keine Lust.

Am Mittag traf ich dann ein italienisches Traveller Pärchen. Sie hatten genau den Weg hinter sich, von Manali nach Leh, welcher noch vor mir lag. Wir unterhielten uns ca. 3h über erlebtes, doch waren ihre Fortbewegungsmittel diverse Busse oder Trucks.

Morgen habe ich nun einen anstrengenden Tag vor mir, denn auf den ca. 100km gilt es 2 Pässe zu meistern, wobei ca. 1.600 Hm zu bewältigen sind.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5316 Tage weltumradler204. Tag, 107km (13.570km) Mo. 25.09.2000

 
  
    #329
6
24.06.13 19:13
Es ist 19.30 und nach knappen 9h Fahrzeit mit einem Schnitt von ca. 12 km/h liege ich hundemüde auf meinem Bett, möchte das Tagesgeschehen dennoch zusammenfassen.

Um 6.45 ging es nach erneut schlafreicher Nacht los, und bereits kurz nach Kargil wurde meine Bergtauglichkeit getestet. Heute morgen war es recht frisch, und so kam mir der ca. 6 km lange Anstieg gerade recht, um meinen Körper auf "Betriebstemperatur" zu bringen. Von der Straße aus sah ich einige Yaks, und diese Tiere sehen für mich aus, wie welche aus einer anderen Welt, anderen Zeit. Auch ist es ein Vergnügen für mich, diese zotteligen Tiere beim "Grasen" zuzusehen. Grasen ist jedoch mehr als übertrieben, denn Grünzeug kann ich vom Rad aus keines ausmachen. Es scheint fast so, als könne sie nichts aus der Ruhe bringen.

Nach 41km erreichte ich das 3.240m hoch gelegene Mulbekh, und hier konnte ich die ersten Anzeichen buddhistischer Kultur erkennen. Die Häuser bestehen fast ausschließlich aus Steinen und sehen äußerst gepflegt aus. Am Ortseingang konnte ich 2 Gebetsmühlen sehen, und wenig später einen 7m hohen Buddha, der in Felsen geschlagen war. Ein paar in rote Gewänder gekleidete Mönche konnte ich ebenfalls sehen.

Ein ansässiges Hotel hatte mir dann so gut gefallen, daß ich mir ernsthaft überlegte bereits hier zu übernachten. Es blieb beim überlegen, und so gönnte ich mir nur vegetable mit panata. Dies sollte meine einzige Pause während des ganzen Tages bleiben. Eigentlich gab es nur einen einzigen Grund nicht zu bleiben, denn heute schreiben wir bereits den 25. September....

Auf den nächsten 15km ging es dann auf den 3.780m hohen Namika La Paß und während des Anstiegs, gab mein linkes Pedal den Geist auf. Zum Glück, kann man damit noch einigermaßen treten doch muß man aufpassen, daß es nicht verloren geht. Bis Leh müßte es noch gehen, und dann hoffe ich Ersatz besorgen zu können. Den Anstieg selbst bin ich dann ohne jeglichen Stop hinaufgefahren, fühlte mich oben jedoch entsprechend müde, trotz gestrigen Ruhetag in Kargil. Vermutlich liegt es ja auch an der Höhe, denn außer in Dras habe ich nie oberhalb 3.000 m geschlafen.

Für einige km ging es nun hinunter auf 3.500hm um dann den 4.094m hohen Photu La Paß zu erklimmen. Obwohl der Anstieg doch flacher war als der erste hatte ich ganz schön mit mir selbst bzw. der dünnen Luft zu kämpfen. Die Folgen waren einige notgedrungenen Pausen, um wieder einigermaßen zu Kräften zu kommen. Das Wetter war aufgrund des starken Windes unangenehm, zuletzt mußte ich trotz Anstieg die Windjacke anziehen.

Nach exakt 8h Fahrzeit und 91,6 zurückgelegten km war ich auf der Paßhöhe angekommen, den bisher höchsten mit Gepäck. Das obligatorische Paßfoto durfte natürlich nicht fehlen.

Danach ging es zum Glück nur noch bergab und erreichte recht entkräftet Lamayuru. Hier nächtige ich für 50 Rupie und eigentlich hätte man auch hier locker einen Ruhetag verbringen können. Hauptattraktion des Ortes ist ein auf/in Felsen gebautes Kloster welches fantastisch ausschaut.

Gruß Weltumradler

http://www.indiatravelblog.net/wp-content/uploads/...llage-Ladakh.jpg
http://www.bcmtouring.com/forum/attachments/....jpg-348706d1359024400
http://www.team-bhp.com/forum/attachments/...desh-ladakh-trip-146.jpg
http://www.hpgrumpe.de/ladakh/bilder/kashmir_ladakh1989_348.jpg  Kloster Lamayuru
http://www.geo.de/reisen/community/bild/regular/...elsen-LAMAYURU.jpg  

6713 Postings, 5316 Tage weltumradler38. Wissenswertes - G e b e t s m ü h l e n

 
  
    #330
4
24.06.13 19:27
und G e b e t s f a h n e n

sind bestandteile des buddhismus, welche ich bisher nicht kannte. für mich war es einfach nur beeindruckend, wie die einheimischen diese reliquien zum täglichen leben nutzen.

nach dem islam schien ich nun in eine weitere, andersdenkende welt einzutauchen - herrlich, daß ich dies zusammen mit black beauty erleben durfte.

http://de.wikipedia.org/wiki/Gebetsm%C3%BChle

http://de.wikipedia.org/wiki/Gebetsfahne

gruss weltumradler  

6713 Postings, 5316 Tage weltumradler205. Tag, 72km (13.642km) Di. 26.09.2000

 
  
    #331
5
24.06.13 20:07
Nach äußerst schlafreicher Nacht war ich heute morgen mehr als überrascht, daß ich mich fit fühlte. Ob es an dem feinen Essen mit Reis & Vegetables, an der frischen Höhenluft oder gar an meinen Brausetabletten lag kann ich nicht sagen, auf alle Fälle geht`s mir gut.

Obwohl es heute morgen relativ klar war, war es bei weitem nicht mehr so kalt, wie in den letzten Tagen zuvor, der (Rücken)wind blieb. Die ersten km waren noch relativ eben, doch dann folgte eine ca. 20km lange Abfahrt. Da diese größtenteils in Serpentinen verlief, hatte man von oben eine schöne Aussicht auf den Zick Zack Kurs. Das Abfahren selbst war dann mal wieder gar nicht so einfach, da doch jede Menge Rollsplit auf der Straße lag.

"Unten" auf schätzungsweise 2.900 Hm angekommen mußte ich mich erst einmal aufwärmen. Zum Frühstück gab es mal wieder ein Omlett mit 4 Eiern. Bei Kahltse traf ich ihn dann mal wieder, gemeint ist der Löwenfluß auch Indus genannt. Ihm werde ich nun für die nächsten 150km folgen, um dann wohl für immer adieu zu sagen.

Von nun an ging es wieder leicht bergauf und zahlreiche ups and downs sorgten für abwechslungsreiches Radeln. Bis Saspol folgte ich dem Beacon Highway und als ich dort vergeblich nach einem Hotel ausschau hielt, ging es wieder die 3km retour zum Indus, um diesen zu queren. Ich fuhr nun weiter nach Alchi, wo es laut meinem Reiseführer ein Kloster mit einmaligen Wandmalereien geben soll. Das Kloster selbst habe ich jedoch nicht besichtigt, da mir die 1 1/2h Fußmarsch zu viel waren.

Für 80 Rupie bin ich in einem tollen Zimmer untergekommen, im Garten der jungen Frau gedeihen farbenfrohe Blumen. Ein Mönch war ebenfalls zu Gast, vermutlich hat er das Essen umsonst bekommen. Gegen fotografieren hatte er nichts, und so ließ ich mich nicht zwei mal bitten. Als Dankeschön versprach ich der jungen Frau, ihr ein Bild mit sich und dem Mönchen zukommen zu lassen.

Zu Mittag gab`s dann 2 Riesenportionen Reis und Gemüse und heute Abend zur Abwechslung dann Nudeln mit Gemüse. Das Essen schmeckt einfach so gut, daß ich hier in Indien wohl zum Vegetarier werden könnte.

Gruß Weltumradler

Kloster Alchi, gedoch nicht besucht
http://www.hpgrumpe.de/ladakh/bilder/kashmir_ladakh1989_381.jpg
http://www.hpgrumpe.de/ladakh/bilder/kashmir_ladakh1989_384.jpg
http://www.hpgrumpe.de/ladakh/bilder/kashmir_ladakh1989_394.jpg
http://www.hpgrumpe.de/ladakh/bilder/kashmir_ladakh1989_389.jpg
http://www.hpgrumpe.de/ladakh/bilder/kashmir_ladakh1989_385.jpg  

6713 Postings, 5316 Tage weltumradler206. Tag, 68km (13.710km) Mi. 27.09.2000

 
  
    #332
4
25.06.13 17:36
Nach gut 1.ooo Indienkilometern, etlichen Höhenmetern habe ich heut mit Leh, die Hauptstadt Ladakhs erreicht.

Obwohl es heute bei immerhin 3 Anstiegen ca. 1200 Hm zu bewältigen gab, hatte ich so gut wie keine Probleme damit. Vermutlich lag dies mal wieder an der einmaligen Landschaft. Trotz einer Art "Mondlandschaft" liebe ich Land und Leute, vielleicht ist es aber auch nur die Einfachheit wie hier gelebt wird, die größtenteils glücklichen Gesichter in die ich schaue, oder die Gelassenheit, mit der mir die Menschen begegnen. Was ich in all der letzten Wochen habe sehen bzw. erleben dürfen ist wie im Traum, einen den ich erleben durfte.

Bevor ich mich heute auf Black Beauty schwang, hatte ich mich erst einmal mit pancake und einigen Tassen Tee gestärkt. Dadurch, daß es heute Nacht sternenklar war, war es heute entsprechend kalt, und ich wartete bis die ersten Sonnenstrahlen Alchi und mich erwärmten.

Gegen 7.30 ging es los, und als erstes fuhr ich nach Saspal, welches ich ja bereits gestern passiert hatte. Danach gab es den ersten, ca. 15km langen Anstieg auf den 3.550 m hohen Ronge La Paß. Zu Beginn des Anstieges war es ein recht enges, noch schattiges Tal, doch die Strecke meisterte ich ohne Pause. Zuletzt wurde es immer großflächiger und am Schluß befand ich mich gar auf einer Hochebene. Die Sicht heute war wohl einer der klarsten die ich je hatte, und die Berge waren zum Greifen nah. Immer noch sah ich keine gletscherverhangenen Gipfel, wobei etliche doch zwischen 5000 - 6000 m hoch gewesen sein müßten.

Die nächsten 400 Hm ging es talwärts nach Nimu, und dort stärkte ich mich erst einmal mit einem Fruchtsaft, 2 kleinen Tafeln Schokolade sowohl Dahl und 4 Chapattis. Auf den Nimu la Paß mußte ich die zuvor hinabgefahrenen 400m wieder hoch - Ortschaften liegen halt in den geschützten Tälern, und hatte von dort aus eine herrliche Aussicht auf die zurückgelegte Strecke, Leh sowie etlichen schneebedeckten 6.000er. Der Paß selbst entsprach einer kilometerlangen Hochebene. Die Abfahrt ging es fast nur geradeaus, und so habe ich es entsprechend laufen lassen können. Mit dem Erreichen des Indus begab ich mich für kurze Zeit in eine äußerst schöne, grüne Oase um wenig später wieder bergauf nach Leh zu fahren.

Auf der Fahrt dorthin durchfuhr ich kilometerlange Militärcamps, welche es in Laddakh gibt.

Leh selbst liegt recht steil am Berg, sodaß es der Schlußanstieg nochmals in sich hatte. Für 80 Rupie bin ich dann im Old Guest House untergekommen.

Wie mein weiterer Tourverlauf ausschauen wird, wird sich morgen entscheiden. Das Dumme ist, daß ich nach wie vor kein Zelt habe, und die Nomaden auf der Strecke von Manali nach Leh anscheinend damit beginnen, ihre Zelte abzubauen. Diese Zelte dienen den Touristen oftmals als willkommene Unterkunft. So ca. 4-5 Nächte werde ich zwischen einer Höhe von 3.500 und 4.500m übernachten müssen, und das ohne Dach über dem Kopf?! Sollte eine Schlechtwetterperiode eintreffen, dann würde die Strecke auch für Autos nicht mehr passierbar sein. Dieses Problem hätte ich so oder so, ob ich den 5.602 m hohen Khardung La Paß nun fahre oder nicht. Sollte ich den Paß nicht fahren wollen, so würde ich Leh einen oder zwei Tage früher verlassen. Die Entscheidung werde ich morgen treffen, muß nochmals darüber schlafen.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5316 Tage weltumradler207. Tag, 0km (13.710km) Do. 28.09.2000

 
  
    #333
4
25.06.13 18:09
Daß man auch ohne biken einiges erleben kann, hat der heutige Tag mal wieder eindrucksvoll gezeigt.

Es ist jetzt 14.30, ich sitze in einem Restaurant und warte auf meine vegetables with Rice. Seit gut 1 1/2h bin ich auf der Suche nach etwas Eßbarem, bisher jedoch vergeblich. Alle Geschäfte sowie eigentlich alle Restaurant sind geschlossen - weshalb, kann ich eigentlich nicht genau sagen. Vermutlich gab es heute ein Handgemenge zwischen einem Polizisten und einem Lama (buddhistischer Mönch) am Busbahnhof. Kurz darauf gab es eine lautstarke Demonstration, zu der ich zufällig hinzukam. Vereinzelt flogen Steine, vereinzelte Scheiben gingen auch zu Bruch. Dies hatte zur Folge, daß in kürzester Zeit sämtliche Geschäfte geschlossen wurden.

Zuvor war ich auf dem Deput Comission Leh, da ich mich nun doch entschlossen hatte, den Kardung La Paß zu fahren, und ich dort mein Permit hierfür abholen wollte. Der hilfsbereite Mann teilte mir mit, daß dies nur in Verbindung mit einer 4 köpfigen Reisegruppe genehmigt werden könne. Er nannte mir eine Reiseagentur, die morgen mit dem Jeep ins Nubra Tal fahren wolle. Diese Agentur sollte mich doch einfach mit auf die Liste draufsetzen. Als ich dort ankam war die Tür zwar offen, jedoch niemand anwesend. Eine Belgierin wartete ebenfalls auf den zuständigen Mann und teilte mir mit, daß nur eine Person (ihr Freund) tatsächlich dorthin wolle, und der Rest der Gruppe durch Phantome erfunden wurde, um die Mindestanzahl von 4 Personen zu erreichen.

Daraufhin ging ich wieder zur Comission und der Mann meinte, daß ich mein Permit heute Mittag gegen 16.00 holen könne. Ich hoffe nur, daß dieses Amt nicht durch den Ausnahmezustand geschlossen ist.

Wie solidarisch die Laddakhis sind, hat mir heute Vormittag der Vorfall eindrucksvoll gezeigt. Es wird nicht weggesehen, nein die Gesellschaft hält zusammen. Angeblich hat die LBA (Ladakh Buddhismus Assosiation) zu diesem Generalstreik aufgerufen. Dieser soll sich angeblich nur auf das Zentrum von Leh beziehen und kann bis zu 3 Tagen dauern. Die Ladakhis brauchen anscheinend keine Gewerkschaften.... Im Sommer soll dies bereits öfters vorgekommen sein, und die Leute scheeinen sich daran gewöhnt zu haben.

Heute Mittag sind dann Polizisten mit Schlagstöcken bewaffnet Patrouliert, und in der Stadt herrschte eine Art Ausnahmezustand, vielleicht war es gar eine Ausgangssperre, denn die Straßen waren wie leer gefegt. Vereinzelt rannten junge Ladakhis umher, welche von den Polizisten aufgefordert wurden zu gehen. Ich persönlich hatte Glück und konnte gehen wohin ich wollte.

Gegen 16.00 habe ich dann mein Permit abgeholt, und da der Gruppenpreis 200 Rupie betrug zahlte ich insgesamt 100. Ich fuhr nun runter Richtung Flughafen fand jedoch keinen offenen Laden. Mein Problem war ja nun, daß ich morgen 2.100 Hm zu bewältigen hatte und unterwegs nichts einkaufen konnte. Hinter verschlossenen Türen kam ich dann doch noch zu ein paar Keksen, Schokolade und einigen Erdnüssen. Ich bin nun echt gespannt auf morgen, wie sich mein Körper in dieser Höhe verhalten wird. immerhin geht es ca. 800 Höhenmeter höher als der Mont Blanc......

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5316 Tage weltumradler39. Wissenswertes - L e h

 
  
    #334
3
25.06.13 18:21
die hauptstadt ladakhs
http://de.wikipedia.org/wiki/Leh

war ausgangspunkt für den anscheinend doch "nur" 5.359m hohen kardung la paß.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kardung_La

genießt ruhig mal den panoramablick (rundumblick)........

gruss weltumradler  

6713 Postings, 5316 Tage weltumradler208. Tag, 0km (13.710km) Fr. 29.09.2000

 
  
    #335
5
25.06.13 19:43
Um 12.45 habe ich soeben mit dem 18.380ft. bzw. 5.602m hohen Kardung La Paß das Dach der Welt, den angeblich mit dem Auto höchst befahrbaren Paß der Welt bezwungen. Es ist ein Gefühl, welches sich nur schwer in Worten fassen läßt. Nach dem Kilimanjaro 1989 bin ich nun also am zweithöchsten Punkt in meinem leben angekommen, zusammen mit Black Beauty. Die Fahrt auf den Khunjerab Paß fand ich wesentlich anstrengender als hier, allerdingst hatte ich auch dort die doppelte Strecke zu absolvieren.

Für die 39km von Leh hier hinauf habe ich exakt 5h, 16min. und 36 sec. benötigt, was einem Schnitt von 7,4 km/h entsprach. Bis auf die letzten 3km ging es mir außerordentlich gut, dann jedoch erschwerten teilweise faustgroße Steine das radeln. Ich mußte an die Steinklopfer in Pakistan entlang der Straße denken. Die Höhe selbst vertrage ich außerordentlich gut, anscheinend bin ich jetzt gut akklimatisiert. Interessiert hätte es mich schon, wie hoch ich heute noch hätte radeln können. So, jetzt werde ich jedoch bereits wieder ins Tal fahren, denn kühl ist es alle male hier oben.

Es ist jetzt 18.30, ich sitze auf meinem Bett und schlürfe seit längerer Zeit mal wieder ein Bier. Ich bin glücklich und gleichzeitig auch stolz, daß alles so gut geklappt hat. Wahrscheinlich werde ich vieles meiner Reise vielleicht erst viel später realisieren können, wenn ich wieder im Alltag sprich zu Hause bin. Das ständig neue kann gar nicht alles verarbeitet werden, realisiert hingegen schon. In diesen Phasen fehlt mir doch schon ab und zu eine Partnerin mit der ich Erlebtes austauschen könnte. Hätte mir vor Jahren einmal jemand gesagt, ich würde mit dem Fahrrad über 5.600m Höhe fahren, ich hätte ihn wohl für verrückt erklärt.

Heute morgen bin ich wie geplant gegen 6.30 losgefahren, und hatte das 2. mal während meiner Tour die Handschuhe an. Die 2.100m Steigung war größtenteils konstant, sodaß ich die meisten km im 3. Gang fahren konnte und keinen Rhythmuswechsel hatte. Die Strecke war fast die ganze Zeit über asphaltiert, zuletzt ging es jedoch ähnlich wie auf großem Kopfsteinpflaster.

Die ersten 10km vergingen im Nu und ständig richtete sich mein Blick bzw. jene Paßhöhe, welche ich erklimmen wollte. Die einzigen Pausen benötigte ich zum Fotografieren. Aufgrund der Morgenfrische kam ich eigentlich gar nicht so richtig ins Schwitzen. Von der Straße aus konnte ich dann im letzten Dorf des Tales die Leute beim Dreschen Reises beobachten. Dies geschah, indem meine zotteligen Yakse im Kreis umherliefen, und die Leute ein Lied anstimmten. Vielleicht freuten sie sich ja auch nur über eine gute Ernte.

Die Erwärmung durch die Sonne bekam ich aufgrund der Höhe nicht zu spüren. Heute hatte ich einen wolkenlosen, superschönen Herbsttag, und das Licht war vermutlich besonders intensiv. Nach 25km kam dann der Checkpoint, wo ich mein Permit vorzeigen mußte. Es gab keinerlei Probleme, daß ich als Alleinreisender unterwegs war - wo war denn nur die 4er Gruppe?! Der Checkpoint selbst lag auf 5.000 m und hier machte ich meine einzige Rast auf dem Weg zum Paß. Am Straßenrand stand ein Rotkreuzfahrzeug, wohl für Touris, die evtl Hilfe benötigten... - Sauerstoff?!

Auf den letzten 14km zur Paßhöhe wurde die Straße schlechter, sodaß ich nicht mehr so flott vorankam. Auf der Paßhöhe selbst wurde die Straße neu asphaltiert indem man lose Steine auf die Fahrbahn warf. Am Straßenrand standen Tonnen, welche mit Teer gefüllt waren. Dieser wurde angezündet, um diesen flüssig zu machen. Die "Teerer" hatten große Kellen, und schütteten das flüssige Schwarze auf die Steine um ihnen besseren halt zu geben. Diese Art des Asphaltierens hat sich in solcher Höhe wohl und Witterungsbedingungen wohl bewährt.

Ich war nun also auf dem mit dem Auto höchst befahrbaren Paß der Welt, und wesentlich höhere Berge waren von hier aus auch nicht zu sehen. Auf dem Paß selbst lag kein Schnee, und dies machte mir dann doch ein wenig Mut für den Weg nach Manali. Bvor ich abwärts fuhr zog ich mir noch die Jacke sowie Goretex Hose an. Bis zum Checkpoint mußte ich 2 Pausen einlegen, um meine Armmuskulatur auszuschütteln.

In Leh waren dann die Geschäfte wieder geöffnet, sodaß ich mich kurzfristig entschloß, einen weiteren Tag hier zu relaxen.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5316 Tage weltumradlersorry lesende, war gestern

 
  
    #336
3
26.06.13 17:33
wohl ein wenig unkonzentriert.... hatte mich wohl zu sehr mit der faszination kardung la paß beschäftigt.

geradelt bin ich natürlich auch und zwar insgesamt 77km = total : 13.787 km

der vollständigkeit halber

gruss weltumradler, die bergziege......  

6713 Postings, 5316 Tage weltumradler209. Tag, 0km (13.787km) Sa. 30.09.2000

 
  
    #337
4
26.06.13 17:54
Der heutige Tag stand eigentlich ganz im Zeichen der Manali Vorbereitung. Die Informationen bzgl. der Entfernung bzw. des aktuellen Ist Zustandes sind recht rar, und so werde ich wohl mit einem lauen Gefühl in der Magengegend morgen losradeln. Bis Runtse sind es ca. 80km und der Ort liegt immerhin auf 4.000 m Höhe. Von Leh bis nach Manali sind es laut meinem Reiseführer 530km, lt. Einheimischen hingegen nur 470km. Diese 60km stellen für einen Radreisenden in dieser Höhe dann schon einen Unterschied dar.

In Keylong soll es auf alle Fälle eine Übernachtungsmöglichkeit geben. Lt. Frederics Aufzeichnungen sollen es von dort bis nach Manali 112km sein, d.h., daß so ca. 290km in einer Höhe zwischen 3.500 - 5.400m nicht abgedeckt sind. Ich rechne mit 3 bis 4 Übernachtungen während dieser Streckenphase.

Für diese Tage der Ungewißheit habe ich mich heute mit Proviant für 800 Rupie eingedeckt. Neben diversen Trockenfrüchte, Nudeln, reis, Honig, Marmelade, Kekse, Glucose, Kaffee habe ich mir außerdem einem DIA Film gegönnt, denn die Strecke soll "atemberaubend" sein.

Zuvor habe ich bei den Eltern angerufen und sie haben mir zu meinem Geburtstag sowie Weihnachten erneut Geld in Höhe von 1000!!!! DM auf mein Konto überwiesen. Eigentlich wollte ich dies nicht, aber so werde ich halt doch wieder öfters anrufen, wenn sie es denn glücklich macht. Beide haben sich über meinen Anruf mehr als gefreut, ich ebenfalls. Außerdem liegen meine Ausgaben derzeit auch ein wenig höher als geplant, seit Tourbeginn sind es 26 DM pro Tag. Das Geld kann ich somit gut gebrauchen, denn sollte ich tatsächlich mehrere Jahre unterwegs sein, derzeit gehe ich fest davon aus, werde ich ihnen evtl. mal einen Überraschungsbesuch abstatten.

Mutti hat mir gesagt, daß die Bilder mit meiner neuen Kamera ebenfalls gut geworden sind, dies hat mich dann doch ein wenig beruhigt. Meine Managerin werde ich auch noch anrufen, denn ich muß ihr sagen wohin sie das nächste Päckchen schicken soll. Derzeit tendiere ich als Zielort eher zu Kathmandu als Hanoi. Mal sehen wie ich mich entscheiden werde.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5316 Tage weltumradler210. Tag, 79km (13.866km) So. 01.10.2000

 
  
    #338
4
26.06.13 18:58
Mit dem heutigen Tag habe ich den Endspurt meines Kaschmir/Ladakh circles eingeleitet. Das Wetter war abermals vom Feinsten, und so habe ich mir heute morgen ein wenig Zeit gelassen. Bevor ich startete hatte ich in meinem tea stall 3 Eier sowie 5 Blätterteigstückchen verdrückt. gegen 8.00 fuhr ich los, und um diese Zeit hat die Sonne dann doch schon genügend Kraft, um die Erde zu erwärmen.

Auf den ersten 6-8km ging es ausschließlich bergab, bis ich die Ufer des Indus erreicht hatte. Ich werde ihm nun auf den naächsten 39km bis Upshi (3.200 Hm) folgen, um ihm dann abermals adieau zu sagen. Das Wasser war immer noch azurblau gefärbt, ansonsten dominierten die Farben braun bzw. grau. Entlang des Indus sah ich dann einige wunderbar am Hang gelegene Klöster. Ich fragte mich dann immer wieder, wie das Leben hier im Winter ausschauen mag, oder zieht es die Mönche evtl. doch auch ins Tal?

In Upshi selbst traf ich dann 3 Inder, die ebenfalls mit dem Rad unterwegs waren. Räder konnte ich jedoch keine sehen, diese waren in einem Militärfahrzeug verstaut.

Nach Upshi gab es einen Richtungswechsel um ca. 90 Grad und von nun an ging es Richtung Süden nach Dehli. Das Tal wurde enger und von nun an auch steiler. Was mich am meisten fasziniert hat war der Indus sowie die farbenfrohe Steilwände. Ein Maler schien seine Farbpalette liegen gelassen zu haben und von rot über blau bis türkisgrün war alles vorhanden.

Obwohl ich heute eigentlich hätte ausgeruht sein müssen war ich nicht so fit, wie ich eigentlich gedacht hatte. Auf den letzten km nach Rumtse fühlte ich mich recht schlapp, vielleicht lag es ja am zusätzlichen Gewicht von ca. 6kg, der Höhe von mittlerweilen stolzen 4.250Hm oder dem doch nicht verdauten Kardung La Paß Tour?. Ich selbst vermute, daß es doch an der Höhe lag, denn jetzt fuhr ich ja mit Ballast.

In Rumtse selbst war ich dann doch überrascht, daß es insgesamt 3 Hotels gab. Die Hotels ähneln kleinen, weißen "Zirkuszelte" und ich selbst schlafe für 50 Rupie in einem von denen auf einer Britsche. Für heute Abend habe ich mir dann mit meinem Köcherlein Spaghetti gemacht, und diese Kohlehydratbombe war der reinste Festschmaus. Hätte ich gewußt, daß ich Einheimische antreffen würde, hätte ich wohl local Food gegessen, so jedoch wollte ich mitgebrachtes reduzieren.

Was mir besonders gut gefallen hat, war der Kontakt zu dem "Hotelbesitzer" und seiner Familie. Die Kinder waren total von meinem Indien Reiseführer beeindruckt auch von der Tatsache, daß ich mich lediglich mit meinem alten Salewa Daunenschlafsack für die Nacht zudeckte. 2 von den Kids übernachteten im Zelt beim Vater, der Rest anderweitig.

Gruß Weltumradler

ist zwar kein richtiges Hotel, aber so in etwas sahen sie aus, in denen ich nächtigte.
http://4-seasons.de/sites/default/files/bilder/...hlen-ladakh-019.jpg

einsame kloster
http://www.toddasblandning.se/...bum/slides/Gompa%20Leh%20valley1.jpg  

6713 Postings, 5316 Tage weltumradler14. Einwurf - Psychologie

 
  
    #339
3
26.06.13 19:23
ich hatte ja in meinem post 269 etwas über die mentalen stärken bzw. schwächen geschrieben, und wie wichtig ein psychische stärke bei einer solchen tour ist, mögen die nächsten bilder verdeutlichen.
ich wußte, daß ich relativ spät dran war und hatte mir zuvor auch einige horrorszenarien ausgemalt.

http://www.60kph.com/interact/images/mlehtips.jpg
http://www.ashtvinayaktravels.com/wp-content/...htvinayak-Travels.jpg
http://www.indiamike.com/files/images/07/23/08/...m-manali-to-leh.jpg
http://2.bp.blogspot.com/-7ZQ8ikPiwMU/UAgmXEG_2II/...600/IMGP0364.JPG
http://www.bcmtouring.com/forum/attachments/....jpg-175995d1310788409
http://4.bp.blogspot.com/-wcm6WBkXvV4/Tg843T2akFI/...r+Rahla+fall.jpg
http://img.over-blog.com/600x450/3/59/14/32/Inde/...h-Manali-boue.jpg

wie ihr wißt, war ich ja ohne zelt unterwegs, und wußte, daß ich in diesem gebiet eigentlich täglich mit einem wetterumsturz hatte rechnen müssen. in einem solchen hätte ich wohl nicht mit fremder hilfe rechnen können, und wäre auf mich alleine angewiesen gewesen. mit diesem wissen bin ich losgeradelt und hatte einfach gehofft, dass alles gut gehen würde.

ich kam WUNDERBAR durch und hatte einfach glück......, doch das weißt du nicht im voraus.

gruss weltumradler  

6713 Postings, 5316 Tage weltumradler211. Tag, 98km (13.964km) Mo. 02.10.2000

 
  
    #340
3
26.06.13 20:12
Man, was war das mal wieder für ein Tag, absolute Schwerstarbeit war angesagt. Nachdem wir heute Nacht abermals eine sternenklare Nacht hatte, selten war ich diesen so nah (beim Pinkeln mußte ich natürlich mal vors Zelt), wartete ich heute morgen auf die ersten Sonnenstrahlen, um die Luft zu erwärmen.

Nach 4 Chapattis und 4 gekochten Eiern startete ich gegen 7.45, vielleicht doch ein wenig zu spät für einen solchen Husarenritt. das was ich mir in den letzten Tagen zugemutet habe, bzw. in den nächsten 3 noch zumuten werde sprengt alles bisherige, bzw. stellt vorheriges in den Schatten.

heute morgen hatte ich keine Zeit zum Einrollen und auf den ersten 6-7km ging es gleich mächtig zur Sache. Der Bachlauf dem ich zu Beginn folgte war noch gefroren, und Eiskristalle klitzerten in der Sonne. Bis zum Paß waren es immerhin 31km und so wußte ich, daß es nicht so steil weitergehen konnte, dies beruhigte mich dann doch ein wenig. Danach wurde es ein wenig flacher, und ein 24km Hinweisschild machte deutlich, daß nun der eigentliche Anstieg auf den 5.360m hohen Taglang La Paß anstehen würde. Wir war nun klar weshalb der Paß so hieß, der Tag würde lang werden...... außerdem erfuhr ich, daß dies det 2. höchste motorable pass sei.

Abermals ging es mächtig zur Sache, und das Radeln war doch wesentlich anstrengender als 33 Tage zuvor auf den Kardung La Paß. Da sieht bzw. spürt halt man doch den Unterschied, ob man mit Gepäck oder ohne unterwegs ist. Ich schätzte, daß ich 2 Gänge höher treten könnte, wenn ich ohne fahren würde. Obwohl es mir eigentlich gar nicht so steil vor kam mußte ich währenddessen 3 oder 4 Verschnaufpausen einlegen. Das Areal wird nun aufgrund von Wind und Kälte zunehmend ungemütlicher, sodaß Pausen nicht mehr genossen werden können. Sie dienen einfach nur zur Regeneration, die Landschaft bleibt auf der Strecke....

"Oben" angekommen hatte ich dann für die 31,68km insgesamt 4h30min. benötigt, wohlgemerkt reine Fahrzeit, was einem Schnitt von 7,0km/h entsprach. So langsam war ich wohl noch nie unterwegs, zeigt aber auch wie anstrengend das ganze war. Die Luft wurde dünner, auch für mich, erreicht hatte ich den Paß um 12.45 und aufgrund der Tatsache, daß ich ja noch 65km vor mir hatte hielt ich mich nur wenige Minuten on the top auf.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/87/TaglangLa06.JPG
http://moreindia.in/wp-content/uploads/2011/04/...-on-Taglang-La1.jpg

Auf den nächsten 20km ging es erst einmal bergab, und unten angekommen befand ich mich auf einer riesigen Hochebene. in der ferne war wieder einmal eine Yak herde zu sehen, sonst keine Anzeichen von leben. die berge sind nach wie vor nur selten mit Schnee bedeckt, Gletscher habe ich überhaupt noch nicht gesehen.

Auf den nächsten 30km hatte ich dann teilweise starken Gegenwind, sodaß auch auf der Hocheben teilweise Pausen eingelegt werden mußten. Selbst bei geringster Steigung mußte im 3. bzw. 4. Gang getreten werden. Zum Glück ging es dann auf den letzten 5km steil bergab, sodaß ich das 4.630m!!! hohe Pang gegen 17.30 erreichte. Ich werde hier abermals in einem der "Zirkuszelte" übernachten, in einer Höhe die über der des Matterhorns ist, und bin wirklich gespannt, wie ich mich morgen fühlen werde.

Meinem Patenkind Hannah möchte ich jedoch noch eine Karte schreiben.

Gruß Weltumradler

mein Hotel, jedoch mit black Beauty und ohne Motorrad........
http://kunzum.com/wp-content/uploads/2009/02/sarchu-leh-100708-063.jpg
damals natürlich noch ohne Solarzellen
http://www.indiamike.com/files/images/36/69/11/...ala-pang-ladakh.jpg
zotti Overall
http://www.oktatabyebye.com/travelogues-images/okgiantyak.jpg  

6713 Postings, 5316 Tage weltumradler212. Tag, 77km (14.041km) Di. 03.10.2000

 
  
    #341
2
27.06.13 19:12
Es ist jetzt 17.30, die Sonne ist gerade untergegangen und ich muß mich mit dem Schreiben beeilen, da es bald bitterkalt sein wird.

Die Fahrt heute von Pang nach Surchu war mal wieder vom Allerfeinsten. Ich hätte nie gedacht, das Sand, Steine und Geröll so schön sein können.

Nach der mit Abstand kältesten Nacht, geschätzte -5 bis -7 Grad, das Wasser in meinen Trinkflaschen im Zelt war gefroren, bin ich heute morgen gegen 8.00 losgefahren. Zum Glück fuhr ich auf offener Strecke, sodaß die Sonnenstrahlen mich erwärmen konnten.

Der Anstieg zum Lachungla Paß (5.065Hm) war gerade einmal 21,6 km lang, und nach 2h46min, 7,8km/h, erreichte ich das Top. Zum Glück waren nur gute 400 Hm zu bewältigen, sodaß sich die Anstrengungen in Grenzen hielten. Die Fahrt hinauf zum Gipfel führte teilweise durch eine enge Schlucht, und die einzelnen Granitformationen waren einfach beeindruckend. Der blaue Himmel im Hintergrund sorgte für das entsprechende Ambiente.

Auf dem Paß war dann mal wieder die Psyche gefragt, denn ich sah, daß es erst einmal für ca. 500 Hm wieder talwärts gehen würde um später wieder ca. 200 Hm zu erklimmen. Von diesem Paß, den Nakeela hatte mir keiner etwas gesagt. Obwohl der Anstieg recht steil war, konnte ich diese Hürde ohne einen Stop bewältigen. Lohn der Mühen war dann eine ca. 20km lange Abfahrt, welche zuletzt aus 21 Serpentinen bestand.
http://www.team-bhp.com/forum/attachments/...e-guide-dsc_6091_lrl.jpg
Am Ende des "Rollen lassens" erreichte ich dann einen wunderschönen, abermals azurblauen Fluß, sowie sein Flußbett bzw. breites Tal. Die Herbstsonne sorgte wieder einmal für ein prächtiges Farbenspiel am Horizont und zuletzt war es gar so warm, daß ich in kurzen Hosen radeln konnte - wieder mal ein Tag der Superlative.

Nach Sarchu hatte ich dann zwar wieder Gegenwind, doch störte mich dies aufgrund des grandiosen Panorama keineswegs. Sarchu selbst besteht nur aus einem kleinen Militärcamp sowie einem "Zirkuszelt". Ich selbst war jedoch mehr als froh daß es noch stand, auch wenn hier recht viek Rummel ist.

Gruß Weltumradler

azurblaue flüsse, wohin du schaust....
http://www.yogeshsarkar.com/photos/albums/...-sarchu-leh/16-river.jpg  

6713 Postings, 5316 Tage weltumradler213. Tag, 79km (14.120km) Mi. 04.10.2000

 
  
    #342
1
03.07.13 17:21
Mit dem 4.890m hohen Baralacha La habe ich heute, am 4. Folgetag, die letzte richtig hohe Hürde auf dem Weg nach Manali gemeistert. Es folgt zwar noch der 3.955m hohe Rothang La, den ich voraussichtlich übermorgen "überfahren" werde.

Die heutige Nacht war alles andere wie schlafreich, denn so ca. ein dutzend Mitbewohner hatte ich heute Nacht im Zirkuszelt. Erneut war es bitterkalt, in Pang soll es gestern -15 Grad gehabt haben, sodaß ich mit dem Aufbruch erneut wartete, bis die Sonnenstrahlen die Umgebung erwärmten. Für mich grenzt es schon an ein kleines Wunder wieviel Kraft die Sonne hier in solch einer Höhe hat. Sobald sie den Bergkamm überwunden hat, kann man sich ohne Probleme draußen aufhalten.

Erneut ging es gegen 8.00 los und trotz der Anstrengungen der letzten Tage fühlte ich mich richtig fit.

Seit gestern befinde ich mich übrigens im Bundesstaat Himachal Pradesh, was so viel wie Land der schneebedeckten Berge bedeutet. War bisher fast alles steinig oder gar wüstenartig, so sind die Gipfel der Berge hier oft schneebedeckt, auch habe ich auch schon einige Gletscher sichten können. Die Gipfel sind hier auch höher als im trockenen Ladakh.

Beim Anstieg auf den Baralacha La mußte eine ca. 150m hohe Muräne erklommen werden. Die letzten 4km auf den Paß hatten es dann doch in sich, zumal das Fahren im Schotter doch einiges an Kraft kostete. Um 12.00 erreichte ich dann nach einer Fahrzeit von 3h34min den Paß, was einem Schnitt von 9,1 km/h entsprach. Oben angekommen hatte ich eine wunderbare Sicht Richtung Himalaya und sah neben etlichen 6.000er auch ein schönes, breites Flußtal. Das Wasser war teilweise noch gefrohren, und Eiskristalle glitzerten in der Sonne.

Unterwegs machten mich dann einige Herren darauf aufmerksam, daß heute eine Rally von Manali nach Pang gestartet wird. Sie meinten, daß ich vorsichtig sein sollte.

Die Abfahrt selbst konnte mal wieder nicht genossen werden, da zum einen die Straßenverhältnisse äußerst schlecht waren und ich abermals Gegenwind hatte. nach dem Paß war der Staub oftmals einige cm dick, Schlaglöcher gab es ebenfalls etliche genauso wie faustdicke Steine. Aufgrund der Verhältnisse mußte ich mich leider zu sehr auf die Straße konzentrieren, sodaß ich die Schönheit der Landschaft gar nicht wahrnehmen konnte.

Nachdem irgendwann mal das erste Auto der Rally an mir vorbeigedüst war wußte ich, wie vorsichtig ich wirklich sein mußte. Ich hätte nie gedacht, daß man auf einer solchen Piste so schnell fahren kann. Für mich war es einfach nur beeindruckend wie die Fahrer, auf einer solch schwierigen Strecke ihr Auto unter Kontrolle hielten. Ein kleiner Fehler der Piloten hätte durchaus deren Ende bedeuten können, da es teilweise an den Hängen noch steil bergab ging. Zuletzt kamen dann noch einige Motorräder, die allesamt ihr Hobby/Beruf beherrschten.

Morgen werde ich nun aller Voraussicht nach lediglich 30km radeln, um mal wieder einen Relaxtag in Keylong einzulegen. Den evtl. Wintereinbruch brauche ich ja jetzt nicht mehr zu befürchten, da das gröbste gemeistert ist.

Gruß Weltumradler

http://www.quaeldich.de/img/2567/Flussteil_beim_Baralacha_La_orig.jpg

bin nicht ich, sondern Radler ohne Gepäck
http://www.quaeldich.de/img/6761/IMG_3312_orig.jpg

http://www.quaeldich.de/img/6756/IMG_3283_orig.jpg  

6713 Postings, 5316 Tage weltumradler214. Tag, 59km (14.179km) D0. 05.10.2000

 
  
    #343
1
03.07.13 17:53
Es ist kurz vor 16.00, draußen stürmt es, und von einem sicheren "zu Hause" aus läßt sich dieses Naturschauspiel gut beobachten. Aus dem Relaxtag ist zwar nichts geworden, überanstrengt habe ich mich jedoch auch nicht.

Von Darcha aus folgte ich zuerst dem Fluß Chenab. Kurz danach passierte ich eine Stelle, wo ein gewaltiger Erdrutsch vor ca. 40 Jahren mindestens 100 Häuser unter sich begrub. Wieder einmal wurde mir bewußt, wie winzig die Kreatur Mensch doch gegenüber der Natur ist. Wir meinen sie beherrschen zu können, Gott sei Dank geht dies nicht.....

Danach ging es immer mal wieder für kurze Teilstücke bergauf, jedoch größtenteils halt bergab. Je tiefer ich kam, desto mehr Bäume passierten den Weg. Nach Wochen der Einöde war das Farbenspiel der Blätter eine wohlkommende Abwechslung. Der Niederschlag muß in dieser Region doch wesentlich höher sein als in Ladakh, denn solch schneebedeckte Berge konnte ich dort nicht ausmachen.

In Keylong selbst suchte ich erst einmal ein Hotel, doch war ich nicht bereit stolze 150 Rupie hierfür zu bezahlen. Ich mußte an die "Zeltbesitzer" denken, die ein wesentlich entbehrungsreicheres Leben führen und teilweise nur ein drittel verlangten. In dem Ort war jede Menge los, und nach der Einsamkeit der letzten Tage kam ich mir vor, wie in einer Großstadt. da es mit 10.30 ja noch relativ früh wwar, ich mich außerdem noch fit fühlte zog ich es vor weiter zu radeln. In Tandi selbst, erreichte ich mit 2.950m den tiefsten Punkt, und danach ging es teilweise wieder steil bergauf.

Bin mal gespannt, wie weit ich morgen fahren werde. Draußen stürmt es gewaltig, doch sind am Horizont nur vereinzelt Wolken zu sehen. Bis zum 3.150m hoch gelegenen Gramphu sind es gerade einmal 20km, vielleicht radle ich ja auch bis ins ca. 90km entfernte Manali.

Gruß Weltumradler  

2577 Postings, 8346 Tage komatsuüber den Rothong-Paß nach Manali

 
  
    #344
1
03.07.13 18:35
lese mit Begeisterung Deine Berichte..
ich habe die Strecke vor 2 Jahren mit dem Bus gemacht, war auch vorher schon mehrmals in der Gegend..

Ein Hinweis, nachdem Du nach Manali willst: die Strecke über den Rothang ist nicht ganz sicher, auf keinen Fall allein dort nächtigen, es gab dort in der Vergangenheit schon mehrmals Überfälle mit Touristen, die teils ermordet wurden!
Möchte Dir keine Angst machen, aber besser mehr Infos als weniger, weiterhin viel Glück!  

6713 Postings, 5316 Tage weltumradler@komatsu

 
  
    #345
03.07.13 18:57
salut ladakhianer.....

meine weltumradlung begann am 06.03.2000 und endete am 06.03.2003 in nairobi. du siehst, ich bin seit über 10 jahren wieder in good old germany......

gruss weltumradler  

6713 Postings, 5316 Tage weltumradler215. Tag, 88km (14.267km) Fr. 06.10.2000

 
  
    #346
2
03.07.13 19:42
Nach insgesamt 23 Tagen, davon immerhin 17 Fahrtagen, habe ich heute nach 1.301km meinen Kaschmir/Ladakh Circle beendet. Im Nachhinein ist alles reibungslos verlaufen, das Wetter hat mitgespielt, und ich bin auch ohne Zelt gut durchgekommen - danke lieber Gott.......

Wer weiß wie es ausgegangen wäre, wenn es zu einem Wintereinbruch gekommen wäre...... Mit dem heutigen Tag habe ich wohl bereits einer meiner schwierigsten Abschnitte meines Vorhabens der Weltumradlung gemeistert.

Heute wollte ich es wirklich ganz locker angehen lassen, und bin erst gegen 8.30 losgeradelt. Auf den ersten 13km ab Sissu ging es fast ständig bergauf, bergab und eigentlich wollte ich im 10.100ft hoch gelegenen Ort Khoksar übernachten. Der Ort selbst bestand nur aus Straßencafés, und sagte mir überhaupt nicht zu.

Ich fuhr weiter ins 5km entfernte Örtchen Gramphu, bei welchem es nach Frederics Aufzeichnungen Hotels geben sollte. Die Hotels waren ebenfalls Straßencafés, bei denen man bestimmt hätte günstig übernachten können. Da ich mich aber nun nur noch ca. 15km von der Rothang Paßhöhe entfernt befand zog ich es vor weiter zu kraxeln.

Nach 4h35min. erreichte ich gegen 13.15 das Top, und die 35,5km legte ich in einem Schnitt von 8,6km/h zurück. Auf der Paßhöhe selbst fand irgendeine Veranstaltung statt, und es herrschte großes Gedränge. Zu sehen gab es jede Menge Zuschauer, Reiter und entsprechende Pferde. Für mich selbst war der Rummel zu groß und so fuhr ich weiter ohne groß anzuhalten.

Was dann folgte waren ca. 50km Abfahrt nach Manali, auf akzeptablen Straßen. Ich folgte dem Fluß Beas und nach ca. 800Hm "Gefälle" begann es richtig zu grünen. Teilweise fühlte ich mich wie auf unseren "heimischen" Alpen hier in Europa.

Für 75 Rupie bin ich dann in diesem Touristenort untergekommen und habe mich gleich für 2 Nächte einquartiert. Ich möchte den Bergen nun vorerst adieau sagen und es greut mich schon ein wenig vor der Hitze im Tiefland Indiens. Owohl ich nur noch 900 Rupie habe, habe ich heute mal wieder seit langem kräftig zugeschlagen. So gönnte ich mir einige Colas, Eis sowie 2 Biere...... Es ist schon verrückt, mit wie wenig man nach Tagen der Entbehrung befriedigt werden kann. Meine Hoffnung ist, daß ich im 400km entfernten Chandigarh, spätestens jedoch in Delhi mit einer meinen Karten Geld abheben kann. Bis es soweit ist, müssen halt die "black Dollars" herhalten.

Gruss Weltumradler  

6713 Postings, 5316 Tage weltumradler216. Tag, 0km (14.267km) Sa. 07.10.2000

 
  
    #347
2
05.07.13 16:24
Der heutige Tag stand ganz im Zeichen von Regeneration, sprich dem Nichtstun. Nach all den schönen Strapazen der letzten Tage möchte ich meinem Körper einfach mal ne Pause gönnen.

Nach äußerst schlafreicher Nacht bin ich gegen 7.30!!!!! aufgewacht, und habe mich bereits am Morgen dazu entschlossen, noch einen weiteren Tag hier in Manali zu verbringen.

Zum "Frühstück" gab es dann seit langem mal wieder 4! Tassen selbstgebrühten Kaffee, man gönnt sich ja sonst nichts. Danach suchte ich eine Bank, doch mußte ich feststellen, daß diese heute geschlossen waren. Ich konnte jedoch in Erfahrung bringen, daß im 110km entfernten Mandi meine Kreditkarten genutzt werden können.

Als nächstes schrieb ich ein E-Mail an meine Eltern und danach habe ich nur noch gegessen... - alles mögliche. Mein Körper hatte einfach ein Verlangen, welches befriedigt werden mußte.

Zuletzt hatte ich dann noch ein Cricket Spiel im Fernsehen verfolgt... - mehr habe ich heute nicht gemacht.

Gruß Weltumradler

http://de.wikipedia.org/wiki/Cricket  

6713 Postings, 5316 Tage weltumradler217. Tag, 0km (14.267km) So. 08.10.2000

 
  
    #348
1
06.07.13 07:25
Es ist jetzt 21.00 und soeben habe ich einen kurzen Sportbericht über den FC Bayern in einem der vielen Sportkanälen gesehen, ein anderes Thema war natürlich das Oktoberfest in München. Generell wird hier in Indien sehr viel über den europäischen Fußball gezeigt, Marktführer scheint wohl die englische Prmier Leage zu sein, auch in den Zeitungen kann man sich entsprechend informieren.

Der heutige Tag ähnelte dann doch stark dem gestrigen und ich verbrachte viel Zeit mit dem Schreiben, um die Erlebnisse der letzten Tage anderen mitzuteilen. Waren es gestern noch E-Mails die ich schrieb ist es heute ein langer Brief an meine Tante in Kanada gewesen. Wer weiß, vielleicht radle ich ja auch nach Alaska und besuche sie dann...., wäre allerdings ein kleiner Umweg von ca. 10.000 km.

Eigentlich waren es zwei langweilige Tage, und nach den Tagen des Faulenzens freue ich mich schon wieder darauf, morgen weiter fahren zu können. Heute Abend hatte ich noch einen Belgier getroffen, der von hier aus nach Leh radeln möchte. Wir verstanden uns natürlich gleich auf anhieb und unterhielten uns gute 2 h. Hoffe nur, daß er genauso viel Glück mit dem Wetter hat wie ich es hatte.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5316 Tage weltumradler218. Tag, 119km (14.386km) Mo. 09.10.2000

 
  
    #349
1
06.07.13 08:16
Nach den 2 langweiligen Manalitagen waren Black Beauty und Welti wieder froh on the road zu sein. Auf dem ganzen Tagesabschnitt ging es ca. weitere 1.000 Hm bergab, sodaß der heutige Tag trotz vieler gefahrenen km ein easy ride war. Der verkehr wird nun auch wieder stärker und an das ständige Hupen der Fahrer muß ich mich erst einmal gewöhnen.

Bevor ich heute morgen startete mußte ich erst einmal feststellen, daß eine Niet an der Querbefestigung der linken, vorderen Satteltasche gerissen ist. Diese müßten eigentlich einfach zu reparieren sein, und somit kommen die mitgenommenen Ersatzschrauben endlich mal zum Einsatz. Die drei restlichen Nieten haben gehalten, und somit werde ich mich wohl erst morgen diesen "Problem" widmen.

Fast dem ganzen Tag über folgte ich dem Fluß Beas, und das Einzugsgebiet wurde äußerst intensiv für den Reis- und Maisanbau genutzt. Was auffällt war die Tatsache, daß die Reisfelder hier unten noch nicht geerntet wurden, so wie im Kaschmirtal z.B.. Vermutlich kann hier mehrmals geerntet werden doch weiß ich dies nicht.

Die ständigen kurzen ups and downs sorgten für reichlich Abwechlung beim Radeln durch die grüne Landschaft. Zu sehen gab es zudem Bananstauden und riesige Farne, irgendwie konnte mich diese grüne Landschaft jedoch nicht so richtig begeistern.

Nach den vielen, wunderschönen Fahrtagen der letzten Wochen zwischen 2.000 bis 5.000 m bedarf es wohl einige Zeit, bis ich mich für das Flachland begeistern kann. Das saftige Grün sorgte zwar kurzfristig für einen Motivationsschub, der zunehmende Verkehr machte dies jedoch schnell zunichte.

In Kullu selbst war dann mächtig viel los, vermutlich findet derzeit das jährlich stattfindende Dussehra Fest statt. Bei diesem Fest werden die Masken aller Gottheiten des Tales nach Kullu gebracht. Die Hauptgottheit des Tales, Ragunathji, soll hierbei auf einem Wagen zum Festplatz gezogen werden. Das Fest selbst dauert ca. 1 Woche doch wollte ich mir den Rummel nicht antun.

Kurze Zeit später wurde das Tal richtig "eng", und auf einer Strecke von ca. 30km hatte man das Gefühl im Dschungel zu sein. Dieser Abschnitt war mit Sicherheit der schönste des heutigen Tages.

In Mandi selbst begab ich mich dann erst einmal auf die Suche nach einer Bank, bei der ich eine meiner Kreditkarten nutzen konnte. Beim 4. Versuch, der Bank of Baroda wurde ich fündig, mußte jedoch feststellen, daß Abhebungen mit der Kreditkarte lediglich zwischen 10.00-14.00 möglich sind. Die Prozedur soll dann angeblich ca. 1 Stunde Zeit in Anspruch nehmen, sodaß ich mich kurzerhand entschloß einen weiteren Ruhetag einzulegen. Die Kosten für das Abheben liegen bei 1% bzw. mindestens 100 Rupie, die mit Abstand günstigsten Konditionen seit langem.

Danach begab ich mich auf die Suche nach einem Zimmer, und erstmals seit Tourbeginn gab man mir deutlich zu verstehen, daß Ausländer nicht erwünscht seien. Für 75 Rupie habe ich dann etwas entsprechendes gefunden.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5316 Tage weltumradler219. Tag, 0km (14.386km) Di. 10.10.2000

 
  
    #350
1
06.07.13 08:40
Der heutige Tag begann alles andere als vielversprechend. Es begann damit, daß ich beim Kaffee kochen, das zum Glück noch kalte Wasser über dem Bett ausschüttete.

Danach ging es zur Bank of Baroda, bei der ich insgesamt stolze 15.000 Rupie, immerhin 750 DM, abhob. Die Gebühr betrug mit 250 Rupie dann doch deutlich mehr als die gedachten 1%. Bei der Bank selbst traf ich 4 Touristen, die einzigen im ganzen Ort.

Mandi selbst hat mich dann nicht so recht begeistern können, doch vermutlich befinde ich mich derzeit einfach in einem Motivationstief, nach all den Erlebnissen der letzten Wochen. Bin echt gespannt, wie ich aus diesem wieder herauskommen werde. Sobald ich Freizeit sprich einen Relaxtag habe, hänge ich eigentlich nur rum, schreibe Karten und langweile mich. In diesen Situationen fällt mir das Alleinsein dann doch schwer, weil ich kaum Möglichkeit habe mich mit einem über Erlebtes auszutauschen. Das Verarbeiten der ganzen Eindrücke scheint mehr Zeit in Anspruch zu nehmen als das Durchradeln der verschiedenen Landschaftsformen.

So freue ich mich jetzt trotz der Hitze, dem Gestank, dem hohen Verkehrsaufkommen, dem Gewusel der Menschen und dem zunehmenden Lärmpegel auf die Millionenmetropole Dehli. Weshalb ist einfach zu erklären - dort werden die Weichen für meine weitere Weiterfahrt gestellt. So ca. 460km trennen mich von der Hauptstadt des Landes, und hoffe diese nach 5 Fahrtagen erreichen zu können.

Gruß Weltumradler  

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