Starke Zukunft für P7Sat1
In der Vergangenheit haben Chartlinien wie die SMA200 die Charttrader immer wieder magisch angezogen und die Shorties verlassen sich voll und ganz darauf, dass ProSieben seiner Linie treu bleibt und keine Vorabmeldung für die mutmaßlich sehr erfreulichen Q2-Zahlen abgibt, so dass man den Kurs bis zum 8.8.24 - ohne Störfeuer durch Fundamentals - nach Belieben manipulieren kann.
Auf die Analysten scheint ohnehin Verlass zu sein, da augenscheinlich kein ernst zu nehmendes Analysehaus aktuell Interesse daran hat, die Aktie lautstark zu verteidigen bzw. den Kurs endlich einmal in Richtung der Kursziele zu bewegen. Man spekuliert halt gern in beide Richtungen, um Vola und Tradingvolumen zu erzeugen. Gerade letzteres ist in den letzten Tagen quasi ins Bodenlose gefallen. Dass man den Kurs heute mit 100000 gehandelten Aktien auf Xetra um beinahe 5% drücken kann, zeigt die ganze Lethargie in diesem Sommertheater. Wäre schön, wenn das auch einmal in die andere Richtung funktionieren würde, aber die allgemein miese Stimmung, die sich seit Monaten wie Mehltau über Deutschlands Wirtschaft legt, scheint uns emotional einfach näher zu sein als Optimismus. Ob das im Fall von ProSieben tatsächlich ein Spiegel der operativen Geschäftsentwicklung ist, wage ich angesichts der bei Nielsen nachzulesenden hoch positiven Entwicklung der TV-Werbeerlöse und vor allem auch der zuletzt bei deutlich höheren Kursen gesehenen Insiderkäufe arg zu bezweifeln.
Wenn Kurse um 7,50 € aus Sicht des Managements Kaufkurse waren, sollten Kurse unter 6,50 € das wohl erst recht sein. Wenn JP Morgans Analyse zutrifft, liegt der Markt schlicht falsch... wieder einmal...
Zwar hat v. a. die UMG kaum Überschneidungen zum Geschäft von Pro7, aber oftmals werden dann viele Werte (völlig unberechtigt) nach unten mitgezogen. Eben Sippenhaft.
Wenn jetzt eine auch nur halbwegs positive Nachricht käme, könnte der heutige Kursverlust rein charttechnisch betrachtet sofort komplett ausradiert werden.
Als Longie empfinde ich das Charttrading der Kurzfristzocker als extrem nervig, aber man muss einfach konstatieren, dass die beiden Großaktionäre das Sentiment mit wiederholten Shortattacken derart zerstört haben, dass bei einem wesentlichen Teil potenzieller ProSieben-Investoren keinerlei Vertrauensbasis da ist, um den Kurs ohne stetigen Nachschub an frischen News mal wenigstens in eine stabile Seitenlage verfrachten zu können. Das Management hat zuletzt mit wiederholten Insiderkäufen alles versucht, um dem Markt Vertrauen in eine positive operative Geschäftsentwicklung zu vermitteln. Allein die Charttrader pfeifen drauf und ziehen weiterhin gnadenlos ihr Stakkato-mäßiges Long- und Shorttrading in der Range 6 EUR bis 8 EUR durch, solange sich kein nachhaltiges Kaufinteresse langfristig orientierter Aktionäre ergibt.
Für viele Marktteilnehmer ist ProSieben wahlweise eine Hassaktie oder eine heißgeliebte Zockaktie.
Echte Fans des Unternehmens, die sich hier tatsächlich langfristig engagieren wollen und nicht etwa nur auf schnelle 10 bis 20% bzw. ein zeitnahes Übernahmeangebot spekulieren, sind rar gesät.
Mit zahlreichen Managementwechseln, verfehlten Prognosen und Zweifeln an der Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells hat das Unternehmen in der Vergangenheit den massiven Vertrauensverlust selbst verschuldet. Bert Habets muss nun einfach Quartal für Quartal positive Zahlen abliefern, um das Vertrauen langfristiger Aktionäre zurückzugewinnen. Fußball EM und Olympia sollten ihm dabei in Q2 und Q3 sowohl mit signifikant steigenden Werbeerlösen als auch mit mutmaßlich weiter stark steigenden Nutzerzahlen der Joyn-Streamingplattform in die Karten spielen.
Wenn ein europäisches Medienunternehmen im Umfeld zweier kurz nacheinander stattfindender Mega-Sportereignisse keine Sonderkonjunktur für Umsatz- und Gewinnentwicklung erreicht, dann wäre es definitiv selbst schuld!
Ein beliebiges Beispiel wären die Zahlen zum 3.Q. 2023. Ein Tag vor den Zahlen ist der Kurs um 4,5 % gefallen. Am Tag der Ergebnisse ist er dann um 12,7 % gestiegen. Da hatte sich der Markt gewaltig getäuscht.