Ist da was dran?
Entscheidend für die Christen in der damaligen Zeit war aber, daß vorher von Christen besiedelte Gebiete und viele heilige Stätten von den "ungläubigen Mohammedanern" erobert worden waren. Die wollte man zurückerobern. Das ist durchaus der Versuch eines "roll back". Und bei der Reconquista zeigt sich das ja schon in der Bezeichnung ("Wiedereroberung").
Die gemeinsame Geschichte von Islam und Christentum ist geprägt durch Eroberungsversuche. Da sind beide Seiten durchaus grob mit der jeweils anderen umgegangen. Es ist aber kein guter Diskussionsstil, dabei aber immer der christlichen Seite die Kreuzzüge vorzuwerfen ohne die vorangegangenen Eroberungen des Islam zu erwähnen, ohne die es die Kreuzzüge gegen den Islam gar nicht hätte geben können.
Mit dem Begriff "Kreuzzugsideologie" sollte man vorsichtig umgehen. Er ist zu verschwommen und deshalb nur als argumentativer Baseballschläger geeignet. Sowas hilft nicht weiter.
Ich befürchte, lieber Rigomax, daß deine "roll back"-These islamistischen Fundamentalisten, die ja bekanntlich die Kreuzzüge als Alibi für beinahe jedes ihrer schmutzigen Geschäfte herauskramen, sehr gefallen würde. Sie reduziert die Handlung auf "die Christen", "die Muslime" und den "gerechten", womöglich sogar "heiligen" Krieg und läßt die politischen Interessen des Bischofs von Rom etc. völlig außer Acht.
Neben dem Kampf gegen die islamische Eroberungen wurden in den Kreuzzügen auch noch andere machtpolitische Süppchen gekocht. Der Kampf gegen die orthodoxe Kirche gehört dabei zu den ganz besonders unrühmlichen Beispielen. Das bestreitet kaum jemand und ich schon gar nicht.
Aber wir sprachen hier über das Verhältnis Christentum - Islam. Und mir ist nicht bekannt, daß das orthodoxe Christentum Teil des Islam wäre. Mir ist auch nicht bekannt, daß der Islam in der Geschichte (oder jetzt) als Hüter der Rechte der griechisch-orthodoxen Kirche gegenüber Rom aufgetreten wäre.