Dixie Chicks

 mhhhhhhhh  jauuu  noch 13 Wochen !!

Praxistest BMW Alpina B3 S
Genussmittelklasse

Von Bernhard Santer

Wieso einen Alpina kaufen? Wenn man diese Frage hört, weiß man sofort: Der hat noch nie einen gefahren. Freilich sieht der B3 S nahezu aus wie ein Dreier-BMW. Und BMW selbst bietet hauseigene Sportableger an, mit dem M3 sogar einen echten Straßensportler. Der Alpina ist beides, und doch anders: Motor, Getriebe, Fahrwerk, Hinterachse – essentielle Bauteile stammen von der Buchloer Manufaktur. Das Ergebnis: Der B3 S ist komfortable Mittelklasselimousine und Sportwagen zugleich – definiert alleine über den Gasfuß des Fahrers.

„Wow“ lautet dann auch die erste Reaktion des Alpina-Neulings nach dem jungfräulichen Tritt aufs Gaspedal, und „Nein“ die Antwort auf die Bitte, den Schlüssel wieder herauszurücken. Muss aber sein, denn selbst zu Fahren ist das größte Vergnügen. Die Art und Weise, wie die 305 PS den B3 S nach vorne katapultieren und Fahrwerk und Reifen den Boliden an den Asphalt krallen, mag vielleicht den Beifahrer an seinem physikalischen Grundverständnis zweifeln lassen. Doch als Fahrer spürt man, dass man im B3 S selbst am Grenzbereich äußerst sicher unterwegs ist.

Voll alltagstauglich

Im Alltagsbetrieb merkt man fast nichts von der unglaublichen Kraft, die unter der Haube schlummert. Lediglich wenn der Motor kalt ist, lässt die unruhige Leerlaufdrehzahl und ein latenter Vorwärtsdrang die Potenz des langhubigen Sechszylinders vermuten. Ist die Beriebstemperatur erreicht, der Wählhebel auf Automatik-Betrieb und der Gasfuß nicht gerade bis zum Wagenboden durchgedrückt, hält das handgefertigte Sixpack den B3 S mit BMW-typischer Laufruhe in Fahrt. Das Drehmoment von maximal 362 Newtonmeter (bei 4.800 U/min) vermittelt auch bei zügiger Fahrt auf Landstraßen das Gefühl von gelassenem Gleiten. Wenn andere Verkehrsteilnehmer bereits hektisch die Gänge wechseln müssen, hält sich die butterweich und früh hochschaltende ZF-Automatik vornehm zurück.

Entspannt und schnell Reisen

Nun auf die Autobahn: Die Kolonne auf der linken Spur schiebt sich gemächlich dahin, meint man. Erst der Blick auf den Tacho zeigt, dass auch die anderen mit Tempo 180 unterwegs sind. Im Alpina spürt man nichts von der Geschwindigkeit: der Motor dreht leise vor sich hin, der Wagen liegt ruhig und unaufgeregt in der Spur. Ähnlich ist das Empfinden bei Tempo 200. Zu hören ist nur der Beifahrer, der sich der zügigen Reisegeschwindigkeit offenbar ebenfalls nicht bewusst ist und provokant fragt: „Na, was kann der Alpina jetzt besser?“

Selbstbeschränkung obliegt dem Fahrer

OK. Nächste Ausfahrt also runter von der A8 und in der entgegen gesetzten Richtung wieder hinauf. Nun sind die drei Fahrspuren nahezu leer. Kickdown, zweiter Gang: Zornig faucht der Reihensechser, dreht hoch bis über 7.000 U/min, reißt den Wagen nach vorne und presst die Passagiere in die Sitze. Die Tachonadel schraubt sich kontinuierlich weiter, auch noch in der fünften Fahrstufe – die erst nach Tempo 210 angewählt wird. Schon ist die Geschwindigkeit erreicht, bei der andere Hersteller die elektronische Notbremse ziehen. Der Alpina unterliegt keiner Beschränkung, stürmt weiter bis fast 270 km/h. Erst ab 230 wird der Motor latent laut, die breite Autobahn beängstigend eng, das Lederlenkrad feucht von den schwitzigen Händen. Keine Frage, der Wagen hat mit der Situation kein Problem. Alleine die hohe Geschwindigkeit verlangt vom Fahrer enorme Konzentration – die Selbstbeschränkung legt Alpina in die Verantwortung des Steuermanns. Also wieder runter vom Gas. Der Beifahrer bereut seine Frage sichtlich.

Extreme Kurvengeschwindigkeiten

Extremsituationen lassen sich mit dem B3 S auch auf kurvigen Landstraßen erleben. Aus dem Stand dauert es nur 6,3 Sekunden bis Tempo 100. Schnell ist die erlaubte Überland-Höchstgeschwindigkeit auch beim Herausbeschleunigen aus engsten Kehren überschritten. Phänomenal hängt der Motor am Gas, reagiert selbst auf kleinste Fußzuckungen. Die sportliche, nie unkomfortable Fahrwerksabstimmung und die Michelin-Mischbereifung (speziell für Alpina entwickelte „Pilot Sport“-Pneus; vorne 225/40 ZR 18, hinten 255/35 ZR 18) erlauben Kurvengeschwindigkeiten jenseits von Gut und Böse. Und man kann es nur wiederholen: Selbst am Limit fühlt man sich stets sicher.

Die perfekte Lenkung ermöglicht äußerst präzise Richtungswechsel, und wenn man es wirklich einmal übertreiben sollte, fängt die dynamische Stabilitäts-Kontrolle DSC III den Wagen sachte ab. Natürliche Fahrmanöver, in denen der B3 S ins Rutschen kommt, gibt es nicht. Tut er es – grob provoziert – doch, spürt man den speziell für Alpina umprogrammierten elektronischen Eingriff kaum: so kurz dauern die Bremseingriffe, so schnell ist der Wagen wieder in der Spur. Allerdings sollte man derlei Fahrversuche der Freundschaft halber ohne Nebenmann durchführen.

Für Genießer

Um keinen falschen Eindruck zu vermitteln: Der Alpina B3 S ist alles andere als ein Appetithappen für Fast-„Foot“-Freaks. Er ist eher für den Genießer, der am guten Wein nur nippt statt ihn zu saufen. Weil mit dem B3 S schnelles Fahren möglich ist, haben die Buchloer Entwickler alles daran gesetzt, den Grenzbereich so hoch wie möglich anzusetzen.

Spaß bereitet das Auto aber auch im ganz gewöhnlichen Alltagsbetrieb. Großen Anteil daran hat die schnell zu erlernende Switch-Tronic-Schaltung. Zwei Knöpfe, ergonomisch perfekt an der Hinterseite des Lenkradkranzes angebracht, ersetzen den Schaltknüppel. Mit dem linken Mittelfinger wird herunter-, mit dem rechten hochgeschaltet; die Gangwechsel erfolgen prompt und ruckfrei. Weiterer Vorteil: Man hat automatisch beide Hände am Lenker. Der Automatikmodus ist dagegen auf langen Autobahnetappen und im Stop-and-go-Verkehr die bessere Wahl.

Passabler Spritverbrauch

Die in Handarbeit gefertigten Triebwerke bringen nicht nur mehr Motorleistung. Die optimierten Brennräume sowie Ein- und Auslasstrakte wirken sich nebenbei auch positiv auf den Spritverbrauch aus. Im Testalltag – die Prioritäten lagen nicht unbedingt beim Benzinsparen – genehmigte sich der B3 S im Schnitt 12,2 Liter Super Plus. Für einen auf Höchstleistung getrimmten, 3,4-Liter-Sechszylinder mit über 300 PS kann das als ein durchaus passabler Wert gelten. In Sachen Schadstoffausstoß hält der Motor die Euro-3-Norm ein.

Schmuckstück mit Seltenheitswert

Trotz moderater optischer Retuschen innen wie außen lässt sich der B3 S eindeutig als BMW identifizieren – obwohl Alpina seit 1982 als eigener Hersteller geführt wird. Zu den wenigen Veränderungen gehören unter anderem ein Frontspoiler mit Schriftzug, eine Hecklippe und die typischen Alpina-18-Zoll-Felgen. Die hervorragenden und zigfach verstellbaren BMW-Sportsitze werden von den hauseigenen Sattlern mit neuen Bezügen versehen, spezielle Edelhölzer und eigene Instrumente verwendet: Bis 300 km/h reicht die Tacho-Uhr. Und dann blitzt da noch die Alpina-Plakette mit der Seriennummer vom Dachhimmel. Schließlich soll sich der Fahrer stets bewusst sein, dass er ein ganz seltenes Schmuckstück bewegt: Nur etwa 900 Alpina verlassen jährlich die Buchloer Manufaktur, ein Großteil davon geht ins Ausland.

Alles hat seinen Preis

Die Exklusivität hat seinen Preis. 52.000 Euro kostet der B3 S Switch-Tronic als Limousine ab Werk, auf 57.340 Euro kam unser Testwagen. Und da waren weder CD-Spieler noch Lederausstattung inbegriffen. Die Sicherheitsausstattung in Alpina-Fahrzeugen lässt dagegen keine Wünsche offen: ABS, DSC III, Airbags und Kopfairbags, alles ist an Bord.

Fazit

Der Alpina B3 S ist nicht nur ein Fahr-Zeug im eigentlichen Sinne des Wortes. Er ist ein automobiles Genussmittel. Genussmittel sind zwar nicht lebensnotwendig, aber sie versüßen einem den Alltag. Auf den B3 S kann man sich bedenkenlos jeden Tag fürs neue freuen, denn unerwünschte Nebenwirkungen sind bei diesem Automobil nicht zu befürchten. Er bietet den Komfort, Spritverbrauch und praktischen Nutzwert einer gehobenen Mittelklasselimousine, und wenn gewünscht die Fahrdynamik und Leistung eines Sportwagens. Den Charakter des Wagens bestimmt alleine der Charakter des Fahrers.

Zylinderin Reihe6 Hubraumcm³3346  Bohrungmm87,0  Hubmm93,8  Verdichtungsverhältnis:110,2  NennleistungkW/PS224/305  Nenndrehzahl1/min6300  DrehmomentNm362  bei Drehzahl1/min4800  Motorsteuerung  Siemens DME MS 43  Kraftstoff  Super plus  Schadstoffreinigung  Euro 3 

Gruß

leo / der es nicht erwarten kann !