Borussia Dortmund: Größenwahn AG
Wie ein Fußballverein New Economy spielt, dabei die Vernunft vergisst und seine Zukunft riskiert
Ein trainiertes Lächeln aus einem sonnengebräunten Gesicht. Eine lässig baumelnde Hermès-Krawatte. Alles wie immer? Kein Grund zur Sorge, sagt der Präsident, alles wie immer, „Geduld, Geduld“. Am Wochenende beginnt die Rückrunde der Fußballbundesliga. Dortmund gegen Schalke, Schwarz-Gelb gegen Blau-Weiß, ausverkauftes Haus, ein Riesenspektakel. Was gibt es da zu nörgeln? Wo liegt das Problem? BVB, Ballsportverein Borussia 09 e.V. Dortmund, eine der vornehmsten Adressen im europäischen Fußball, die Böden in der Geschäftsstelle sind mit dunklem Eichenparkett ausgelegt. Heraufziehende Pleite? Tiefe Krise? „Ach, nichts Neues passiert.“ So spricht Gerd Niebaum, der Präsident des Vereins, Doktor Gerd Niebaum, der Chef einer Anwaltskanzlei. Die doppelt verglasten Fenster in der fünften Etage des BVB-Hauses, in der Etage des Chefs, schlucken den Lärm der Autos, die unten auf der Bundesstraße 1 pausenlos von West nach Ost, von Ost nach West fahren. Dahinter, unter einem aschgrauen Himmel, die grellgelb bemalten Stahlträger des Westfalenstadions, das die Fans demütig „Tempel“ nennen. Der Tempelvorsteher heißt inzwischen Vorsitzender der Geschäftsführung der Borussia Dortmund GmbH & Co. Kommanditgesellschaft auf Aktien, und er trägt schwarze Lacklederschuhe.
Seit 18 Jahren regiert Gerd Niebaum den BVB, hat aus einem Provinzklub eine Kapitalgesellschaft gemacht, die erste und einzige deutsche Fußballfirma, die an die Börse ging. Die Schale des Deutschen Meisters hat Niebaum in den Händen gehalten, den Siegerpokal der Champions League, der Königsklasse im europäischen Fußball, den Weltpokal außerdem. Mit viel Geld kann man viel Erfolg kaufen, dachte Gerd Niebaum, und wenn man sich dafür heute hoch verschulden muss, dann wird der Profit von morgen die Schulden tilgen. Gerd Niebaum hat eine Wette auf die Zukunft abgeschlossen, und diese Wette droht er gerade zu verlieren. Rund 44 Millionen Euro Verlust, ermittelte Anfang Januar die Bayerische Hypo- und Vereinsbank, werde der BVB am Ende dieser Bundesligasaison angehäuft haben, wenn nichts passiert.
In Dortmund fragt man sich: Was kommt noch ans Licht?
Was schon passiert ist: Der Schutzwall, mit dem sich Niebaum umgibt, ist brüchig geworden. In Dortmund sagt es jeder, dass diejenigen, die Gerüchte streuen und immer neue, dunkle Zahlen lancieren, zu den engen Mitarbeitern des Präsidenten gehören müssen. Was kommt noch ans Licht? Selbst jene, die Niebaums Lebensleistung bewundern, sagen mittlerweile, dass ihnen der Mann unheimlich geworden ist. „Irgendwann hat er die Bodenhaftung verloren, hat er angefangen, Geld auszugeben ohne Sinn und Verstand“, urteilt ein langjähriger Mitstreiter. Der Präsident sei „hoch intelligent, aber irgendwann fehlgewickelt worden“. Liegt es daran, dass er entgegen dem Rat vieler Freunde nicht vom BVB lassen wollte oder konnte?
Von bedrohlichen Schwierigkeiten will Gerd Niebaum nichts wissen. „Wir schnallen den Gürtel insgesamt enger“, sagt er in diesen Tagen lächelnd, ein „Kostensenkungsprogramm“ habe er für alle Angestellten in der Geschäftsstelle durchgesetzt. „Ich verdiene schon seit geraumer Zeit sehr viel weniger.“ Die Hybris des deutschen Fußballs ist in Dortmund zu besichtigen, mehr noch, der tiefe Fall nach dem Höhenflug.
Die Qualifikation zur Champions League hat sein Verein verspielt, aus dem Uefa-Cup ist die Mannschaft schnell ausgeschieden, auch aus dem DFB-Pokalwettbewerb, und in der Bundesliga steht Dortmund im Moment auf Platz 6 – weit entfernt von den Rängen, die in die Champions League und damit zu den entscheidenden Geldquellen der Fernsehsender führen.
Diese Abhängigkeit von perfekten Flanken und Torschüssen!
Der Meister der Kalkulationen hat sich verrechnet. Er dachte, dass man sportliche Höchstleistungen abonnieren könne, wenn man in der ganzen Welt berühmte Spieler zusammenkauft. Rosick∞, Amoroso, Koller, Dede, Evanilson. Insgesamt 55 Millionen Euro zahlt der BVB seinen 27 Spielern im Jahr, mehr als jeder andere deutsche Fußballverein. Große Gehälter, dachte Gerd Niebaum, verschaffen große Pokale, und große Pokale verschaffen große Fernseheinnahmen. Und aus großen Einnahmen kann man wiederum große Gehälter bezahlen. Ein wundervoller Kreislauf. Jetzt aber beginnt Niebaum zu begreifen, dass man ohne sportliche Höhepunkte nur geringe Einnahmen hat, die gewaltigen Ausgaben aber bleiben. Wenn man jedoch notgedrungen teure Spieler jetzt verkauft, sinken die Chancen auf Pokale. Ein Teufelskreis.
Deswegen ist der Dortmunder Tempel ein höchst wackeliges Gebilde. Das kostspielige Fußballimperium verkraftet sportliche Rückschläge nur eine kurze Zeit. Gerd Niebaum hat den Wirtschaftsbetrieb Borussia von perfekten Flanken und Torschüssen abhängig gemacht. Jetzt muss er selbst einem unsichtbaren Gegner hinterherlaufen und drohende Verluste eindämmen.
Schon vor Monaten wurden die Spieler dazu gedrängt, „freiwillig“ auf 20 Prozent ihrer Gehälter zu verzichten. Der Tempel, Deutschlands größtes Stadion, lässt sich nicht mehr verkaufen, er ist längst verkauft, an einen Immobilienfonds. Der tschechische Mittelfeldstar Tomá∆ Rosick∞, um den der BVB ursprünglich eine europäische Spitzentruppe aufbauen wollte, ist jetzt abzugeben. Mit Rosick∞ verlören die Dortmunder den Kapitän der Mannschaft. Das wäre so, als sei der FC Bayern bereit, Oliver Kahn zu verscherbeln. Aber nicht einmal ein Verkauf des BVB-Kapitäns Rosick∞ würde reichen, um die Finanzlöcher zu stopfen. Bei einem Londoner Finanzier hat sich Niebaum längst nach einer Anleihe über rund 100 Millionen Euro erkundigt.
Niebaums Lebenswerk steht auf dem Spiel, aber niemand soll davon etwas merken. Er sitzt in einem teuer möblierten Besprechungszimmer in der BVB-Zentrale, seine Finger rutschen pausenlos auf der Tischkante hin und her, mit seinen Schuhspitzen schabt er nervös an den verschromten Stuhlbeinen. Er sagt mit fester Stimme: „Ich bin ganz ruhig. Mein Herz ist gesund.“
Im Flur neben seiner Zimmertür hängt ein gerahmtes Bild mit vielen kleinen Erinnerungsfotos, die alle nur ein Thema haben – den erfolgsverwöhnten Boss. Niebaum mit Kanzler Schröder. Niebaum mit Weizsäcker. Niebaum mit dem Chef des Deutschen Fußball-Bundes. Wenn der BVB-Präsident nicht aufpasst, könnte demnächst ein weiteres Foto hinzukommen: Niebaum mit Insolvenzverwalter.
Auf der anderen Seite der Bundesstraße 1, auf der Tribüne des Tempels, wo graue und gelbe Schalensitze als spielfeldbreites Mosaik ein BORUSSIA ergeben, arbeitet sich ein Handwerker gebeugt durch leere Reihen. An diesem Freitag, zum Spiel gegen Schalke, wird sich das Westfalenstadion wieder mit Erwartungen, Nervosität und Schreien füllen –, nach den Stadien in Madrid, Barcelona und Mailand ist es die viertgrößte Arena in Europa. Allein 25000 Zuschauer drängeln sich auf der Südtribüne, der größten Stehplatztribüne der Welt. Alle zwei Wochen trifft sich hier eine ganze Stadt zur Vollversammlung, und wenn nun das Spiel gegen Schalke angepfiffen wird, am Abend, im Dunkel, steht da neben der Bundesstraße 1 ein lichtgleißender, menschendampfender Kessel, an dem sich Wohl und Wehe der Borussia bestens erzählen lassen.
Jede neue Stufe, die der Klub im Laufe der Zeit erklomm, jeder Anspruch, den er erhob, wurde hier in Beton gegossen. Es ist, als habe der Präsident Niebaum jede Meisterschaft eingraviert, stufenweise hat er die Tribünen vergrößern lassen, steil gestaffelt. Im vergangenen Herbst wurden dann auch noch die bis dahin offenen Ecken geschlossen. Mehr geht nicht. Die Heimstatt des Ballspielvereins Borussia ist inzwischen fast doppelt so groß wie vor zehn Jahren, und es gibt nur noch einen Menschen, der sich darin zurechtfindet. Horst Lücke.
Der erste Weg, den er jeden Morgen geht, wenn er seinen Arbeitsplatz betritt, führt den „Betriebsleiter Westfalenstadion“ auf den Rasen.
„Ich riech dann, ob’s nach Fäulnis riecht.“ Und meistens riecht es nach Fäulnis. Denn der Rasen, der einmal das Wesentliche im Fußballsport gewesen sein soll, bekommt kein Licht und keine Luft mehr. Das Stadion ist ihm über den Kopf gewachsen. Der Trainer sagt, auf diesem „Acker“ könne seine teure Mannschaft niemals Deutscher Meister werden. Im vorigen Jahr hat der Klub zweimal das komplette Spielfeld austauschen müssen, „für 100000 Euro jedes Mal“, sagt Lücke. Besonders problematisch sind die zertrampelten Strafräume, „die haben wir auch schon künstlich bestrahlen lassen, mit diesem blauen Licht aus den Gewächshäusern. Hat gut angeschlagen, aber wie soll’n wir das auf dem ganzen Platz machen?“ Jetzt stehen vier Ventilatoren mit zwei Meter Durchmesser an der Außenlinie und fecheln etwas Luft über die Wiese. Der BVB hat seine Wurzeln vernachlässigt. Jetzt muss er alle paar Monate Ersatz kaufen.
Aber Lücke wollte ja vom Wunderwerk Westfalenstadion erzählen. Es gibt da zum Beispiel einen Kinderhort, eine Polizeistation und ein Gefängnis mit zwei Zellen für je 80 Mann – eine für die BVB-Fans und eine für die Gäste, mit Wasserschläuchen an den Wänden, um den Urin und das Erbrochene der betrunkenen Randalierer wegspülen zu können. Am Spieltag springen im Stadion 400 Fernsehgeräte an, werden 700 Zapfhähne aufgedreht, 600 Kellnerinnen und Kellner beziehen Position. Während eines einzigen Spieles verbraucht der BVB 15000 Kilowatt Strom, so viel wie eine Kleinstadt pro Tag. „Und Sie müssten mal das Rauschen unten im Keller hören, wenn in der Halbzeitpause so 60000 Menschen pinkeln gehen“, sagt Lücke.
Das letzte Konzert im Stadion: Simon and Garfunkel, 1976
Eines hat hier das andere nach sich gezogen. Jedes Mehr, das sich der BVB erschließen wollte, brachte auch ein Mehr an Problemen. 1995 hatte der Verein das Stadion von der Stadt gekauft. Damals war er Vorbild und Vorreiter, denn warum sollte die Kommune dem Klub ein Stadion zum Geldscheffeln bereitstellen? Es war das Jahr, in dem Borussia Dortmund zum ersten Mal nach 32 Jahren wieder Deutscher Meister wurde. Mit dem Titel wuchs die Begeisterung, wuchs das Selbstwertgefühl, wuchs das Stadion. Der Verein investierte über 100 Millionen Euro in seine Arena, von Saison zu Saison wurde die Mannschaft teurer; jetzt plant der Klub auch noch ein neues Trainingszentrum, das doppelt so groß wie das des FC Bayern München werden soll – alles im Champions-League-Format. Stets schien er dafür mehr Geld zu brauchen, als er gerade hatte.
Am 1. Januar 2002 und 2003 verkaufte die Borussia, jeweils ziemlich unbeachtet über die Feiertage, ihre Anteile am Stadion an zwei Immobilientöchter der Commerzbank und erhielt dafür 75,4 Millionen Euro, unter anderem, um den nächsten, letzten Ausbau zu finanzieren: das Schließen der Stadionecken. Bis 2017, wenn der Verein das Stadion, das schon einmal seines war, zurückkaufen will, muss er Miete, Zinsen und Tilgung zahlen. Die derzeitige Rate liegt, so Manager Michael Meier, bei 15 Millionen jährlich und wird sich zusammen mit den folgenden Raten auf mindestens 160 Millionen Euro summieren. Dagegen stellt Meier derzeit 6 Millionen Euro Mehreinnahmen pro Jahr durch den letzten Ausbau zum Superstadion.
Das Superstadion, eine Illusion. Die Borussia werde eine „bessere Auslastung“ erreichen, „auch verstärkt durch Nicht-Fußball-Events“, schrieb 2001 die Düsseldorfer WGZ-Bank, die mithalf, den BVB an die Börse zu bringen. Das Stadion sei eigentlich gar kein Stadion mehr, so der Tenor, sondern eine Multifunktionsarena, in der sich durch Pop- und Rockkonzerte zusätzliche Gewinne erwirtschaften ließen. Aber das letzte große Konzert hat 1976 stattgefunden. Damals traten Simon and Garfunkel auf. Konzerte zahlten sich nicht aus, hat Manager Meier in der Geschäftsstelle vorgerechnet, zumal die Fans den Rasen vollends zerstören würden. Dann hat er noch leise von „Schwingungsproblematiken“ gesprochen.
Die Statik des Westfalenstadions ist nicht auf den Rhythmus von 83000 Konzertbesuchern ausgelegt, die stundenlang hüpfen, klatschen, stampfen. Die neuen Aufbauten gründen auf den 30 Jahre alten Tribünen des Urstadions, deren Betonstelen dünner und mit weniger Stahl durchzogen sind als jene in der Arena auf Schalke beispielsweise. Ein Gutachten stellt klar, einstürzen kann das Stadion nicht, aber Haarrisse sind zu befürchten. Die Leute sollen bitte sitzen bleiben, beim Fußball tun sie das zum Glück, seit Stadionsprecher Norbert Dickel nicht mehr das Lied Hey, Pippi Langstrumpf spielt, zu dem die Zuschauer gerne auf und ab sprangen.
Ebenso schnell wie das Stadion scheinen beim BVB auch die Risiken gewachsen zu sein. Die Aktie des BVB kollabierte schon viele Male, und dennoch wird Detlef Thiemann, der Controller des BVB, den Morgen des 2. Januar 2004 so schnell nicht vergessen. Das war der Tag, als der Analyst Peter Thilo Hasler von der Hypo- und Vereinsbank in München nach langem Zögern eine Drohung wahr machte und die Aktie der Borussia auf „underperform“ herabstufte. „Underperform“ ist ein vornehmes Wort für „verkaufen“, und „verkaufen“ bedeutet: An diese Aktie glauben wir nicht mehr, bloß weg damit! Der Kurs der Aktie sinkt in den folgenden Tagen ein weiteres Mal, von 3,60 auf 3,30 Euro. Im Oktober des Jahres 2000, als der BVB an die Börse ging, zahlten Anleger noch 11Euro für diese Aktie. Und der Verein holte auf einen Schlag fast 140 Millionen Euro in seine Kasse – genug, um damit den sportlichen Erfolg zu kaufen, dachte man. Auch die Banken jubelten. „Ein hochattraktives Unternehmen“, schrieb damals die Düsseldorfer WestLB.
Im vergangenen Dezember allerdings beginnt der Analyst Peter Thilo Hasler zu zweifeln. Der Mann von der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank, der die Borussia-Aktie unter die Lupe nimmt, sieht sich die dürftige sportliche Bilanz der laufenden Saison an. Dem BVB fehlen noch immer zehn Punkte, um sich demnächst für die Champions League zu qualifizieren, und nur dort lassen sich zweistellige Millionenbeträge einnehmen. Sogar der Hauptsponsor, der Energiekonzern E.on, macht seine Unterstützung vom sportlichen Erfolg der Borussen abhängig. Einem BVB, dessen Mannschaft in die erste Spielrunde der Spitzenklasse Champions League gelangt, zahlt E.on dafür zehnmal mehr als für dieselbe Leistung im Uefa-Cup. Aber selbst ein Stammplatz im Uefa-Cup ist dem BVB nicht mehr sicher.
In den Tagen nach Weihnachten ruft der Analyst Hasler bei Detlef Thiemann an, dem Controller und Finanzexperten des BVB. Eine neue Studie über den BVB, sagt der Banker, werde er bald herausbringen, und diesmal stehe nicht viel Erfreuliches darin. Hasler rechnet mit einem Verlust von 44 Millionen Euro am Ende der Spielsaison. Eine Rekordsumme. Von „deutlichen Liquiditätsabflüssen“ wird der Banker in seiner Studie schreiben. Auch davon, dass der BVB am Ende des vergangenen Geschäftsjahres gut 70 Millionen Euro als verfügbare Mittel in seine Bilanz schrieb, der Großteil aber, 48 Millionen, auf einem Sperrkonto liegt – als Sicherheit für die Rückzahlungen beim Stadion-Deal. Sollte die Bundesliga jetzt auch noch das Angebot der Schweizer Agentur Infront ausschlagen, die „nur noch“ 272 Millionen Euro für die Fernsehübertragungsrechte sämtlicher Spiele zahlen will, laufe das Fass über, sagt der Banker. Denn dass die Bundesliga je ein besseres Angebot kriegen werde, hält er für ausgeschlossen, und die ohnehin angeschlagene Borussia träfen schlechte Geschäfte besonders hart. „Die Dortmunder Spielergehälter“, sagt Hasler, „sind beunruhigend hoch.“
„Vom Material her sind wir top“, sagt Fanbetreuer Aki Schmidt
Das alles hört sich der BVB-Finanzexperte Thiemann geduldig an. Viel zu entgegnen hat er nicht. Was soll er auch sagen? Als sich schließlich die Bundesliga mit der Schweizer Agentur nicht einigen kann, tippt der Banker Hasler das vernichtende Urteil in den Computer: BVB, „underperform“. Zu diesem Zeitpunkt ahnt er nicht, dass die Dortmunder Stadtwerke schon seit Wochen auf Geld warten, das der BVB ihnen schuldig bleibt. Aus dem Erlös von rund 50000 Dauerkarten, die der Verein jedes Jahr verkauft, erhalten die Stadtwerke einen Anteil dafür, dass in den Tickets die Fahrt mit Bus und Bahn zum Stadion schon enthalten ist. Der Verein hätte dieses Geld, eine halbe Million Euro, bis spätestens Ende September an die Stadtwerke überweisen müssen, eine Mahnung wurde abgeschickt, inzwischen nahm sich sogar die BVB-Geschäftsführung der Sache an. 500000 Euro. Sie verhandeln heute über eine Summe, die sie vor wenigen Jahren noch einem minderbegabten Abwehrspieler hinterhergeworfen hätten.
Nachdem der BVB an die Börse gegangen war, galt Thiemann als gefragter Spezialist. Geldanleger, Investoren riefen ihn laufend an, und Fußballfans, so viele, dass die Durchwahlnummer seines Telefons bald von der Internet-Seite des BVB gestrichen wurde. Um „Aktienpflege“ kümmert er sich zusammen mit einem Kollegen, und das bedeutet in diesem Fall: einen Fußballklub aus den Augen eines Geschäftstreibenden betrachten. „Die deutsche Meisterschaft im Jahr 2002 musste man kapitalisieren“, sagt er, und er meint: Kapital schlagen aus sportlichen Erfolgen, den Kurs der Aktie hochreden. „Fantasie aufbauen“ nennt er das. Auf dem Rücken eines jeden Fußballprofis, der auf dem Platz herumläuft, sieht Thiemann nicht allein die Spielernummer, sondern auch den aktuellen „Buchwert“. Buchwert gleich gezahlte Transfersumme geteilt durch Vertragslaufzeit. Dass der Fußball kaum noch Sportinvaliden hervorbringt, schlägt sich auch in Thiemanns Buchwerten nieder. „Den Stefan Reuter hatten wir nach seinem Kreuzbandriss schon abgeschrieben“, sagt er, „wir dachten, der kommt nie zurück. Aber dann, als er plötzlich wieder spielte, mussten wir seinen Wert wieder zuschreiben.“ Thiemann spricht die gewandelte Sprache des Ballsportkonzerns akzentfrei, und wenn er über Fußball philosophiert, bleibt seine Miene unbewegt. Wertpapierkennnummer 549309, Borussia Dortmund.
Der BVB sei ein „harter und weicher Standortfaktor“, meint Thiemann. Über 200 Millionen Euro müsste die Stadt Dortmund jährlich für Werbung ausgeben, wenn sie – ohne den Fußballklub – so bekannt werden wollte wie heute. 15 Milliarden Mal werde der Name Dortmund weltweit jedes Jahr in Medien erwähnt. Zahlen rauschen durch den Raum, Euro-Beträge, die Chiffre eines Fußballbuchhalters, der ein Produkt verkaufen will, das im Augenblick auf den Grabbeltischen mit den Ladenhütern landet. „Spiele haben wirtschaftliche Aussagen“, sagt Thiemann. Und fragt man ihn, wie viele interessierte Aktionäre ihn heutzutage anrufen, überlegt er kurz und antwortet zögernd: „Heute, äh, keiner.“
Keine Frage, Aki Schmidt ist nicht gut drauf an diesem Tag. „Mensch, ich glaub, hab ’ne Grippe inne Haut.“ Deshalb hustet Schmidt und zögert, zur Begrüßung auch die Hand zu geben. Wenn er etwas weitergeben will, dann sind das nicht Viren und Bakterien, dann ist es die tiefe Begeisterung für Schwarz-Gelb, von der er noch ein bisschen mehr in sich trägt als all die anderen um ihn herum.
Aki, der eigentlich Alfred heißt, aber auf diesen Namen nicht hören will, wirkt seit 1997 als offizieller Fanbeauftragter für die Fanklubs des Vereins. Davon gibt es rund 550, sie tragen Namen wie Magic Borussen, Ruhrpott Rambos oder nennen sich schlicht Schwarz-Gelber Wahnsinn. Aki hält den Kontakt: „Auch die weitesten fahre ich an.“ Also steigt er in seinen roten Opel Vectra und reist über Land, 50000 Kilometer im Jahr.
Schmidt, mittlerweile 68 Jahre alt, trug die gelb-schwarzen Farben von 1956 bis 1967, in 500 Spielen hielt er für den BVB die Stollen hin, war Kapitän in Dortmund und auch in der Nationalmannschaft. Deutscher Meister ist er geworden, Pokalsieger – vor allem aber lebt er das Prinzip „Einmal ein Borusse, immer ein Borusse“. Schalke, Köln, Bayern München und Sevilla, sie alle wollten ihn, aber Aki wollte nicht weg.
Deshalb sitzt der Fanbeauftragte jetzt hinter seinem Schreibtisch im dritten Stock der BVB-Geschäftsstelle, greift nach dem Taschentuch und versucht zu verstehen, warum die große Krise nach Dortmund gekommen ist. „Früher war doch alles richtig, was der Niebaum gemacht, wieso sollte das über Nacht alles falsch sein?“ Aki Schmidt beginnt mit den Armen zu rudern, erst wenig, dann immer mehr, so als wolle er seine Zuversicht gleichmäßig im Raum verteilen. „Vom Material her sind wir doch top.“ Ob es, wie so mancher meint, am Torwart liegt? „Ach!“ Schmidt lässt seine Hand mit dem goldenen Siegelring des BVB krachend auf den Schreibtisch fallen. Aki braucht jetzt erst mal ein Glas Wasser.
Wenn Schmidt in diesen Tagen Besuchergruppen durch das Westfalenstadion führt, beginnt er den Rundgang meist mit einem Ausflug in die Antike. Ein Abstecher in die Arena Rote Erde, deren alte Holztribüne fast nahtlos an die entfesselte Osttribünenarchitektur des neuen Westfalenstadions heranreicht. Steinzeit und Neuzeit auf engstem Raum, was Aki Schmidt unversehens an jene Jahre erinnert, als im Fußball von Rasenheizung, Catering und klimatisierten VIP-Lounges noch nicht so viel die Rede war. Die Zuschauer kamen trotzdem in Scharen, saßen einfach auf dem Boden von Roter Erde, auf Bänken dicht hinter den Toren, und ja, selbst „in den Bäumen hingen sie damals drin, übrigens der Gerd Niebaum auch“.
Schmidt redet nicht drum herum, natürlich war früher alles besser, hat der Fußball mehr Spaß gemacht, damals, als ein Sieg einfach mehr „im Herzen ausgekostet wurde“. 1963 zum Beispiel, „beim Jahrhundertspiel gegen Benfica Lissabon“, Aki mit seinem Kumpel Konietzka gegen Eusebio und Co., 5:0 für Dortmund hieß es am Ende.
Als Mann fürs Mittelfeld verdiente Schmidt in jener Zeit 400 Mark im Monat, pro Sieg wurde ein Hunderter draufgelegt. Gelegentlich fallen Schmidt diese Summen wieder ein, wenn er, seine Besuchergruppe im Rücken, die alarmgesicherten Türen zu den Lounges des Westfalenstadions aufschließt. Sogar die Namensrechte an seinem Stadion hat der Klub inzwischen zu Geld gemacht, verkauft vor einem halben Jahr an den Hauptsponsor E.on. Der zögert zwar noch mit der Umbenennung, doch die Internet-Seiten „eon-arena.de“, „eon-stadion.de“ und „eon-westfalenstadion.de“ sind schon geschützt – wenn es ganz schlimm käme, fürchtet mancher Fan, könnte die Arena bald auch „Westfalenstade.on“ heißen. So sind sie, die modernen Zeiten. Klar, natürlich fragen ihn die Leute, ob es ihn da reizen würde, auch heute noch für Borussia zu spielen. Schmidt antwortet dann, ehrlich, wie er ist: „Klar Mann, schon der Kohle wegen.“
Auch wenn die Verantwortlichen der Borussia das Wort „VIP“ einvernehmlich nicht in den Mund nehmen, Klassenunterschiede sind ihnen nicht fremd. Deshalb haben sie im Westfalenstadion kulinarische Verwöhnzonen geschaffen, die in Werbebroschüren als „einzigartig“ beschrieben werden. Carsten Cramer von der Agentur Sportsfive, vom Verein mit der Vermarktung der Namens- und Marketingrechte beauftragt, nennt sie schlicht „die größten Gastronomiebereiche in deutschen Fußballstadien“.
Pokale im VIP-Bereich und ein Hauch von Disney World
Zur Wahl steht der Rote Erde Club mit „einem eigenen Küchenkomplex“ und „separatem Eingang für Ihre Gäste“ oder der so genannte Stammtischbereich, der nach den Worten von Cramer „landestypisch“ gehalten ist und 1700 Menschen Platz bietet. Man sitzt an klobigen Holztischen mit Wimpeln, die das Terrain von E.on, der Sparkasse und das der Dortmunder Stadtwerke sichtbar markieren. Eintrittspreis für jeweils vier Personen 21600 Euro, Tribünenkarten für Heimspiele inklusive.
Doch wer wirklich mittendrin sein will, wählt den Borussia Park, den inneren Tempelbezirk der Arena. Hier kostet die Viererkarte 13200 Euro, hier spricht nicht nur Aki Schmidt zu den knapp 1800 Gästen, hier ist Dortmunds Borsigplatz in Kulissen getreulich nachgebaut, was die einen schon mal an Disney World erinnert. Andere reagieren gerührt angesichts der Pokale in den Vitrinen, der alten Fotos an den Wänden und der Waggons der elektrischen Eisenbahn, die auf Schienen über die Köpfe der Zecher hinweg die Theke entlangfährt.
Aki Schmidt hat Mühe, das Tempo der Begeisterung über die Vielzahler mitzugehen. Ihm missfällt, dass Gäste im Borussia Park immer wieder Fotos von den Wänden klauen. Auch sein eigenes Trikot, getragen von einer Wachsfigur, wurde schon entwendet. Jetzt trägt sein Ebenbild ein gelbes Leibchen, „das so nicht stimmt“, brummt Aki. „So wat is doch Scheiße.“
New York! Er liebt diese Stadt, deshalb hängen acht Schwarzweißfotos schlanker Wolkenkratzer in seinem Büro. Dazu mitten im Raum ein sehr großer Schreibtisch mit einem sehr großen Taschenrechner darauf, wie man das aus öligen Seifenopern kennt, und in einem ledernen Bürosessel: er, Willi Kühne, 56, der gleich zwei Visitenkarten herüberschiebt – „Willi Kühne, Leiter Merchandising Borussia Dortmund“ und „Willi Kühne, Geschäftsführer goool.de sportswear GmbH“.
Kühne, akkurat im dunklen Anzug, residiert in einem Gewerbegebiet in Dortmund-Hörde, umstellt nicht von Hochhäusern, von Hochöfen des stillgelegten Hoesch-Stahlwerkes. Hier, inmitten von 3500 Quadratmeter Lagerfläche voll schwarz-gelber Trikots, Schals und Schlüsselanhänger, organisiert Kühne den Verkauf von BVB-Devotionalien. Geschäftsführer von goool.de ist er aber eigentlich nur, weil BVB-Präsident Niebaum und sein Manager Meier im Jahr 2000 ein wenig beleidigt waren.
Damals ließen die beiden nach zehnjähriger Zusammenarbeit den Vertrag mit Nike auslaufen. Der amerikanische Sportausrüster mochte Niebaum und Meier nicht so viel zahlen, wie die beiden für den Unterhalt ihrer Mannschaft benötigten und es in ihrem Selbstbild für angemessen hielten – Nike setzte lieber auf den FC Barcelona, Inter Mailand und Arsenal London, Großklubs, die seit Jahrzehnten national und international konstanter spielten und nicht so neureich und schwankend daherkamen wie die Borussia. So beschlossen Niebaum und Meier, die BVB-Trikots künftig selbst nähen zu lassen, sich rar und teuer zu machen für Firmen wie Nike, zumindest für einige Jahre. „Wir haben uns gesagt: Das Geld, was uns da angeboten wurde, können wir auch selber verdienen“, erzählt Kühne. Als erster und bislang einziger deutscher Bundesligaverein gründete der BVB eine eigene Sportartikelfirma, goool.de. Kühne sollte das Gelb des Klubs zu Geld machen.
Er flog nach China und ließ dort ein Trikot entwerfen, wie es der Präsident höchstselbst gewünscht hatte. „Herr Dr. Niebaum wollte was Klassisches, wie Juventus Turin“, er wollte Weltformat, so sah er ja den BVB: als XXL-Klub. Deshalb glich das erste Trikot der Marke goool.de mit seinen schlichten Längsstreifen exakt den traditionsreichen Leibchen von Juventus Turin – nur dass es statt schwarz-weiß schwarz-gelb war. Zurück in Deutschland, reiste Kühne mit einer Kleiderstange über der Schulter von Karstadt zu Kaufhof und so weiter. Naiv, wer damals dachte, der BVB könne auf die Schnelle ein Vertriebsnetz aufbauen, wie adidas, Puma oder Nike es haben. Kühne versuchte fortan, seine Trikots übers Internet zu verkaufen.
Im Rückblick ist goool.de ein Sinnbild des Fußballhypes in Zeiten der New Economy, als die Chefs der Borussia dachten, sich Märkte erschließen zu können, auf denen sie unabhängiger wären von der Leistungs- und Laufbereitschaft ihrer launischen Mannschaft. An die Börse ging der Verein deshalb mit einer Reihe von Nebengeschäften: eigene Textilmarke, eigenes Reisebüro, eigenes Mannschaftshotel, Beteiligung am Reha-Zentrum neben dem Trainingsgelände. Denn auch die Verletzten durften kein brachliegendes Kapital mehr sein.
Bis heute ist Kühnes Firma nahezu chancenlos geblieben. Im Wettkampf der Sportartikler ordnet die Branche goool.de nur als Drittligisten ein. Der Gewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr: 4100 Euro. Der BVB ist nie die internationale Marke geworden, für die er sich bis heute hält. Er hat es noch nicht einmal zur gleichen nationalen Präsenz gebracht wie der FC Bayern München. Nicht bloß, dass er nur noch halb so viele Fanartikel verkauft wie die Münchner – der BVB wird die meisten schwarz-gelben Devotionalien auch nur in der näheren Umgebung los.
Frisches Geld aus London – 100 Millionen Euro stehen bereit
Der Mann, der zum rettenden Engel der Borussia werden könnte, residiert im vornehmen Londoner Stadtteil Mayfair. Gleich um die Ecke von Sotheby’s und der neuesten Rolls-Royce-Vertretung. Hinter einer geputzten Fassade ein kleines Büro, 50 Quadratmeter. Darin schwere Schreibtische aus dunklem Holz für die vier Mitarbeiter der Firma Schechter & Co. Ltd. Eine mögliche Geldquelle der Borussen. Eine „Finanzierungsboutique“ nennt Stephen Schechter seine Firma. Termine nur nach Absprache. Nicht einmal ein Messingschild hängt an der Haustür.
In Fußballkreisen wird der 58 Jahre alte Amerikaner auch der „Pate der Anleihenfinanzierung“ genannt. Ein halbes Dutzend englischer Klubs hat sich mit seiner Hilfe saniert. Die Geschäftsführer des BVB fühlten bei ihm schon vor einem Jahr vor und ließen sich sein Konzept erklären, blieben anfangs sehr skeptisch, vor ein paar Monaten kam es erneut zu einem Kontakt mit Schechter. Sein Prinzip ist einfach: Schechter, seit 40 Jahren an der Wall Street und in der Londoner City im Geschäft, geht zu Versicherungen oder Pensionsfonds, sammelt dort das Geld ein, und der Fußballklub verpfändet – als Sicherheit für die Geldgeber – einen Teil seiner Einnahmen über einen Zeitraum von zwanzig oder dreißig Jahren. Auf diese Weise erhielt der FC Schalke 85 Millionen Euro; wohlgemerkt, um damit alte Kredite abzulösen. Und so soll nun auch Borussia Dortmund mehr als 100 Millionen Euro bekommen, wohl auch, um damit drohende Löcher am Ende der laufenden Saison zu stopfen.
„Die Finanzierung ist gesichert“, erklärt Schechter gegenüber der ZEIT. Die Borussen hätten also, wenn sie denn zugriffen, einen Notausgang. Der Deal sei zwar noch nicht unterschrieben, aber die Geldgeber hätten sich schon dazu verpflichtet mitzuspielen. Die Geldgeber? „Ich habe beste Verbindungen zu rund 120 Finanzinstituten in New York und London“, sagt Schechter nur.
Um an Schechters Geld zu kommen, müssen Fußballvereine vor allem eines beachten: Geschäftsbereiche wie Kartenverkauf, Fanshop, Gastronomie, Sponsorenverträge und Fernsehrechte dienen Schechter und seinen Anlegern als Sicherheiten. „Wer einen Fußballklub führt, als ginge es nur um das Spiel, der kommt nicht weit“, meint er.
Auf Platz 62, Reihe 3 der Osttribüne des Westfalenstadions sitzt Lars Ricken, erst 27 Jahre alt und doch – nach Stefan Reuter – der dienstälteste Spieler im Kader. Und der letzte Dortmunder. Wer in der Geschäftsstelle durch die Flure läuft, kann auf den gerahmten Mannschaftsfotos sehen, wie seit elf Jahren um diesen Ricken herum eine ganze Mannschaft rotiert, wie Spieler kamen und gingen, große Namen wie Möller, Kohler, Riedle, Chapuisat. Auch die Trainer wechselten, auf Hitzfeld folgten Scala, Skibbe, Krauss, Lattek, Sammer. Nur Ricken saß bei jedem neuen Fototermin wieder vorne in der ersten Reihe. Das macht ihn zum Kronzeugen für die Entwicklung der Marke BVB, der Ware Fußball.
Deshalb sitzt er hier im Stadion und soll erzählen, mit welchem Gefühl er heute in ein Spiel geht.
„Verantwortung“, sagt er.
Verantwortung. Spielfreude entwickelt sich. Vielleicht. Wenn’s läuft. Ricken erzählt, man höre in der Kabine, tief in der Tribüne versteckt, nichts von den 83000 Menschen draußen, keinen Ton, nur das Räuspern und Klospülen der Mitspieler und das Klacken ihrer Stollen auf den Fliesen. Wenn sie dann rausgehen, knallen ihnen die Farben und Gesänge entgegen, die Erwartungen, der Druck, und über allem wacht hoch oben der Präsident, den die Spieler noch immer artig Dr. Niebaum nennen. Man geht nicht da raus, um Spaß zu haben. Man geht nicht mehr ins Stadion wie auf eine Wiese. Erst recht nicht in dieses.
Vor dem Trainingsgelände parkt ein Ordner die Wagen der Spieler
Rickens Karriere verlief parallel zu der des ganzen Clubs, Mitte der Neunziger der steile Aufstieg, dann die Stagnation. Sein letztes Länderspiel bestritt er im Frühjahr 2002, bei der Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea wurde er nicht mehr eingesetzt. Heute, hier im Stadion, in dem er sonst nur Heimspiele hat, ist er defensiv bemüht, Balance zu halten zwischen der Loyalität zum Klub und seinem Selbstbild als Profi mit gewissem Abstand zu diesem ganzen Fußballbrimborium. Ein Interview in diesen Zeiten ist gefährlich. Der Pressesprecher sitzt neben ihm. Dennoch wird aus allem, was Ricken sagt und was er nicht sagt, deutlich, wie tief das Unternehmen Fußball in seinen Sport eingedrungen ist. Manchmal überlegt er schon auf dem Spielfeld, wie er nach dem Abpfiff einen Fehler erklären soll. Auch sage heute kaum noch jemand: Wir wollen in die Champions League, weil es toll ist, bei uns im Stadion gegen Real Madrid zu spielen, sondern weil das Millionen in die Kasse bringt.
Ricken war schon einmal allein im Westfalenstadion unterwegs, 1997, in einem Werbespot für die Firma Nike. Damals trat er als einsamer Kritiker des Profifußballs auf, tadelte „Männer in Nadelstreifen-Anzügen“ und „Geschäftemacherei ohne Ende“. Ricken war damals 20. Drei Jahre zuvor hatte er als jüngster Spieler aller Zeiten in der Bundesliga sein erstes Tor erzielt, war dann zweimal Deutscher Meister geworden, ein paar Monate später sollte er die Borussia zum Champions-League-Sieg schießen, kurz darauf würde ihn der Autor Benjamin von Stuckrad-Barre zur literarischen Figur erheben. Ricken war öffentliches Gut geworden, Nachwuchshoffnung des deutschen Fußballs. Damals wollte sogar die Firma Wella mit ihm werben, obwohl Ricken eine Glatze trug.
„Geschäftemacherei ohne Ende.“ Ricken wurde damals als scheinheilig gescholten – heute muss man zugeben, dass er ein Prophet war: In einer Ecke des Stadions wird an jedem Spieltag ein Blackjack-Tisch der Spielbank Hohensyburg aufgeklappt, in einer anderen ist eine Golfplatz-Simulation in Planung. Geschäftemacherei ohne Ende ist das jetzt hier also auch, oder?
Ricken sagt, er meine mehr „so Spielerberater, nicht Leute, die den Fußball performen. Und 1997 war das ja auch noch gar nicht alles abzusehen, Börsengang und was dann alles kam.“
Was dann alles kam, waren immer höhere Gagen für ihn und seine Mannschaftskameraden; die Höhe der Bezahlung entsprach dabei nicht immer der Identifikation mit dem Verein. Einen seltsamen Menschenschlag hat diese Entlohnung hervorgebracht, das ist an jedem Morgen zu besichtigen, wenn die Spieler in schweren Limousinen auf dem Trainingsgelände vorfahren: Christian Wörns, Mercedes. Stefan Reuter, Porsche. Flavio Conceicao, BMW. Jan Koller, Mercedes. Torsten Frings, Porsche. Henrique Ewerthon, BMW. Tomá∆ Rosick∞, Mercedes. Christoph Metzelder, VW Phaeton. Sebastian Kehl, Mercedes. Leonardo Dede, BMW. Lars Ricken, Porsche. Den Wagen entsteigen junge Männer in Lederjacken mit Pelzbesatz, einige mit Häkelmützchen. Kleine Bohlens, für deren große Autos der Parkplatz am Trainingsgelände etwas knapp geworden ist. Wenn es zu eng wird, parkt ein Ordner ihre Wagen ein.
Kann man das alles wieder zurückschrauben? Lars Ricken schaut die Tribünen hinauf. Oben in den Dächern rauscht der Wind wie in einem Wald. 83000 Plätze, Werbebanden, VIP-Bereiche und unsichtbare Verpflichtungen, Verträge, Kredite.
Kann man das alles wieder zurückschrauben? „Das hier nicht.“
Das Geschäftsjahr 2002/03 habe Borussia Dortmund mit Umsätzen in Höhe von 129,1 Mio. Euro beendet. Die sonstigen betrieblichen Erträge hätten bei 33,1 Mio. Euro gelegen. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit habe hierbei 3,5 Mio. Euro (+ 219% gg. Vorjahr), der Jahresüberschuss 3,3 Mio. Euro (+ 473% gg. Vorjahr) erreicht. In diesen Zahlen seien die Erfolge von Borussia in der Champions-League-Saison 2002/03 enthalten, in der es das Unternehmen bis in die Zwischenrunde geschafft und hierdurch allein ca. 33 Mio. Euro eingenommen habe.
Nach der misslungenen Champions-League-Qualifikation und dem frühen Scheitern im UEFA-Pokal dürften Borussia Dortmund in diesem Jahr ca. 20-25 Mio. Euro aus dem internationalen Wettbewerb entgehen. Präsident Niebaum schließe mittlerweile Spielerverkäufe nicht mehr aus, falls die Borussia auch nächste Saison nicht in der Champions League spielen werde. Des weiteren habe Niebaum bestätigt, dass ein Angebot zur Begebung einer Anleihe vorliege, welches derzeit geprüft werde. Kritisch anzumerken sei weiterhin, dass die IR-Politik des Unternehmens nicht gerade aktionärsfreundlich sei.
Die Marktkapitalisierung liege derzeit bei 63,5 Mio. Euro. Das Eigenkapital habe zum 30.06.03 noch 149,4 Mio. Euro betragen, was einem Buchwert von 7,67 Euro pro Aktie entspreche. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis betrage somit nur 0,43. Die liquiden Mittel hätten sich zum gleichen Zeitpunkt auf 70,0 Mio. Euro belaufen.
Aufgrund der bestehenden Unsicherheiten empfehlen die Experten vom "Falkenbrief" konservativen Anlegern sich mit Neuengagements zurückzuhalten und stufen die Aktie von Borussia Dortmund von "kaufen" auf "neutral" zurück. Zudem setze man im Falkenbriefdepot einen Stoppkurs von 3,00 Euro, bei dessen Unterschreitung man die Aktie verkaufen werde.
Über die Höhe der Ablöse wurde nichts bekannt. Beim Wechsel von Reina im Juli 1999 hatte der BVB fünf Millionen Mark an Arminia Bielefeld überwiesen. «Wir freuen uns, dass es uns noch gelungen ist, ihn zu verpflichten, und hoffen, dass er dazu beitragen wird, die Klasse zu halten», sagte Hertha-Manager Dieter Hoeneß.
Damit reagierte der Tabellenletzte aus Berlin auf die Verletztenmisere im Angriff. Auch den Dortmundern kam der Wechsel des Edeljokers gelegen: Angesichts der Finanzmisere des Revierclubs hatte Präsident Gerd Niebaum bereits in der vorigen Woche den Verkauf von Profis in Aussicht gestellt. Der in Unna geborene Italiener mit deutschem Pass musste sich beim BVB in dieser Saison ohnehin zumeist mit einem Platz auf der Reservebank begnügen. Trainer Matthais Sammer beorderte ihn lediglich bei den Spielen gegen Freiburg und Frankfurt in die Anfangsformation. Reinas einziger Saisontreffer in Frankfurt bescherte seinem Club aber immerhin den einzigen Auswärtssieg des Jahres 2003.
«Für mich ist es eine große Herausforderung. Ich bin fest davon, überzeugt, dass die Hertha genug Potenzial hat, um in der Bundesliga zu bleiben», meine Reina. Sein Name war überraschend auf der Transferliste aufgetaucht. Mit der Verpflichtung des Brasilianers Anderson Thiago de Souza, den die Borussia am Wochenbeginn unter Vertrag genommen hatten, war die Chance von Reina auf einen Stammplatz im BVB-Team weiter gesunken.
Thiago erhielt beim BVB einen Vertrag bis zum 30. Juni 2005. Der 19 Jahre alte Angreifer hatte als Gastspieler in mehreren Testspielen einen überzeugenden Eindruck hinterlassen. Thiago spielte zuletzt beim Club Uniao Sao Joao Esporte und wechselt ablösefrei zur Borussia.
03.02.2004
Nach Insiderberichten habe Borussia Dortmund in der vergangenen Saison durch die Qualifikation für die Champions League gut zwölf Millionen Euro von E.On erhalten, so FOCUS-MONEY weiter. Dies sei das Doppelte der vertraglich festgeschriebenen Grundvergütung. E.On wollte die Zahl auf Nachfrage nicht bestätigen. Allerdings räumte der Trikotsponsor ein, dass bei ?größtmöglichem Erfolg ein Aufschlag von 200 Prozent fällig wird?. Verpasst der BVB in der laufenden Saison die Qualifikation für die Königsklasse, dürften dem Club rund sechs Millionen Euro fehlen.
Tja, das kommt davon, wenn man "atmungsaktive Verträge" abschließt...hihi.
04.02.04
http://pagead2.googlesyndication.com/pagead/...9379%26streamsnr%3D274
SPIEGEL ONLINE: Herr Meier, Ihnen und Ihrem Präsidenten Gerd Niebaum ist der "Pannekopp 2004" verliehen worden, ein karnevalistischer Orden für Ihre "wirtschaftlichen Verdienste" um den BVB. Wie sehr schmerzt dieser Sarkasmus?
Michael Meier: Wenn es sich dabei tatsächlich um eine karnevalistische Angelegenheit handelt, dann hat das für mich weniger mit Sarkasmus zu tun. Ich bin grundsätzlich ein sehr humorvoller Mensch und habe deshalb damit auch keine Schwierigkeiten.
SPIEGEL ONLINE: Immerhin aber war das Maß an Humor nicht so groß, dass Sie diese zweifelhafte Auszeichnung auch angenommen hätten. Haben Sie gekniffen?
Meier: Ich muss gestehen, dass ich bis heute gar nichts von der Existenz dieses Ordens wusste und auch keine Einladung zur Verleihung bekommen habe. Ich kann aber begreifen, dass so der falsche Eindruck entstehen musste, dass wir nicht auch einmal über uns selbst lachen können, wenn andere sich die Münder über uns zerreißen.
SPIEGEL ONLINE: Den Mund zerrissen über den BVB haben sich zuletzt vor allem die "Süddeutsche Zeitung" und der "Kicker", gegen deren Berichterstattung Sie auch gerichtlich vorgegangen sind. Beide Blätter haben Ihnen und Club-Chef Gerd Niebaum vorgeworfen, dass Sie die Borussia an den Rand des Ruins geführt hätten.
Meier: Ich möchte diesbezüglich zunächst auf einen Leserbrief eines Journalisten an den "Kicker" verweisen, der uns vorliegt. Dieser Brief ist überschrieben mit dem Titel "Die Abrechnung". Besagter Journalist führt dezidiert auf, dass man beim "Kicker" offensichtlich tatsächlich mit der BVB-Führung abrechnen wollte.
SPIEGEL ONLINE: Das sind harte Vorwürfe. Wieso sollte man bei "SZ" und "Kicker" ein Interesse daran haben, Sie und Niebaum zu diskreditieren?
Meier: Aus Sorge um Borussia Dortmund, das sagen zumindest die Beteiligten, mit denen wir uns zu einem Gespräch getroffen haben.
SPIEGEL ONLINE: Der Informant für "SZ" und "Kicker" gehört offensichtlich dem innersten Zirkel Ihres Clubs an.
Meier: Es sieht in der Tat so aus, dass es innerhalb des Unternehmens eine Person gibt, die tatsächlich Informationen an die Presse lanciert, ob nun aus Leichtsinn, Unüberlegtheit oder auch ganz gezielt.
SPIEGEL ONLINE: Haben Sie sich nicht selbst auch durch eine mangelhafte Informationspolitik geschadet? Lange haben Sie den drohenden Verlust von 50 Millionen Euro für das laufende Geschäftsjahr verschwiegen.
Meier: Wir haben tatsächlich den Fehler gemacht, nicht unmittelbar zu reagieren, als "Focus" noch vor "SZ" und "Kicker" über die Finanzkrise der Borussia berichtete. Uns aber vorzuwerfen, wir hätten versucht, die Verluste zu verschweigen, ist schlichtweg falsch.
SPIEGEL ONLINE: Warum?
Meier: Weil wir vor etwa zwei Wochen ein Halbjahresergebnis für das laufende Geschäftsjahr veröffentlicht haben.
SPIEGEL ONLINE: War das nicht eher die Flucht nach vorn, weil Ihnen nach den besagten Veröffentlichungen nichts mehr anderes übrig blieb?
Meier: Nein. Nennen Sie mir einen anderen Bundesligisten, der ebenfalls so verfährt wie wir und eine Halbjahres-Bilanz veröffentlicht. Sie werden keinen finden.
SPIEGEL ONLINE: Dortmund ist als einziger deutscher Club an der Börse notiert. Da gelten andere Veröffentlichungspflichten.
Meier: Wir machen unsere Arbeit grundsätzlich transparent. Mich ärgert kolossal, dass sich offensichtlich einige Medien, die über den BVB schreiben, nicht auch intensiv mit den Aussagen beschäftigt haben, die Borussia Dortmund veröffentlicht hat.
SPIEGEL ONLINE: Welche meinen Sie?
Meier: Schon im Geschäftsbericht für die Saison 2002/2003 stand, dass das Verpassen der Champions League in unser Gewinn- und Verlustrechnung deutliche Spuren hinterlassen wird. Unserem Börsenprospekt war zu entnehmen, dass gezielte Transfers zu unser Geschäftpolitik gehören. Wenn wir aber nun ankündigen, dass am Saisonende Spieler abgegeben werden sollen, dann ist sogleich die Rede von einem Ausverkauf beim BVB. Durch diese Art der Berichterstattung ist dem Verein in den vergangenen Wochen ein immenser Schaden entstanden.
SPIEGEL ONLINE: Wie wollen Sie der Misere begegnen, unabhängig davon, wer auch immer für diese verantwortlich ist?
Meier: Es wird immer vergessen, dass längst reagiert wurde. Wir haben im Management gespart. Dann ist es uns gelungen, einvernehmlich mit unseren Spielern einen 20-prozentigen Gehaltsverzicht durchzusetzen. Weiter haben wir Jens Lehmann und andere Spieler verkauft. Addiert man diese Posten, kommt man auf einen zweistelligen Millionen-Betrag, den wir schon einsparen konnten.
SPIEGEL ONLINE: Das reicht aber bei weitem nicht.
Meier: Ja, aber wir können darauf vertrauen, dass wir eine werthaltige Mannschaft haben, wie das Interesse großer europäischer Vereine an vielen unserer Spieler zeigt.
SPIEGEL ONLINE: Der Markt hat sich jedoch abgekühlt, die großen Ablösesummen werden nicht mehr gezahlt. Selbst wenn Sie Spieler wie Dede oder Tomas Rosicky verkaufen können, bleibt die Frage nach der sportlichen Perspektive. Nimmt der BVB künftig Mittelmaß in Kauf?
Meier: Nein, mich stört, dass alles immer negativ gesehen wird und wir daher stets in der Defensive sind. Nehmen wir den Fall Billy Reina (der Spieler wurde an Hertha BSC abgegeben; die Red.). Statt festzustellen, dass wir tatsächlich genau das in die Tat umsetzen, was wir vorher gesagt haben, heißt es dann: "Die haben kein Geld mehr".
SPIEGEL ONLINE: Ist diese Behauptung so falsch?
Meier: Natürlich gibt es eine finanzielle Schieflage, aber wir werden die Herausforderung meistern.
SPIEGEL ONLINE: Haben Sie angesichts der Erfolge in den neunziger Jahren das Maß verloren, was Spielergehälter angeht?
Meier: Unsere Ambition war immer, eine führende Rolle zu spielen, auch in Europa. Und dieser Spagat zwischen Zielen und Wirtschaftlichkeit ist ist nicht immer leicht.
SPIEGEL ONLINE: Ihre Zahlen und die Medienberichte lassen eher den Schluss zu, dass dies ein überaus schweres Unterfangen ist, vielleicht sogar ein zu schweres.
Meier: Alles, was wir unternehmen, wird grundsätzlich schlecht geredet. Beispiel: Wenn wir uns mit einer möglichen Anleihe befassen, wird bei uns verteufelt, was bei anderen Vereinen durchaus als normal angesehen wird.
SPIEGEL ONLINE: Wird es die Millionen-Anleihe des Londoner Investmentbankers Stephen Schechter geben?
Meier: Das ist durchaus möglich. Wir sind mit den Investoren im Gespräch.
SPIEGEL ONLINE: Haben Sie angesichts der vergifteten Atmosphäre schon einmal daran gedacht zurückzutreten?
Meier: Nein, für mich ist ganz klar, dass ich den Weg mit Gerd Niebaum weiter und zu Ende gehen werde. Und ich glaube, dass wir dem Verein in unser Zeit eine vernünftige Struktur gegeben haben (Niebaum ist seit 18 Jahren im Club, Meier drei Jahre weniger; die Red.).
SPIEGEL ONLINE: Würden Sie Ihre Kritiker mit ins Boot holen?
Meier: Warum nicht? Nur dazu müssen wir diese Leute erst einmal kennen. Es gibt bei Borussia Dortmund niemanden, der diese Ambitionen hat, wie sie nun Wolfgang Overath in Köln zeigt. Gerd Niebaum und ich sind sicher nicht die allein Seligmachenden auf der Welt, aber ich frage noch einmal: Wo sind denn diese Leute?
Die Enttäuschung über die Pleite war ihm anzusehen. Der Rückstand auf die Schwaben ist nun auf neun Punkte angewachsen, der Albtraum vom UI-Cup droht Realität zu werden. "Das ist doch alles nur dummes Gequatsche, wenn erzählt wird, wir robben uns ran, und dann machen wir die Big Points nicht", wetterte Sportdirektor Michael Zorc. Die Pfiffe im ausverkauften Westfalenstadion hatten ihm offenbar noch in den Ohren geklungen, als er feststellte: "Wer so spielt wie in der ersten Hälfte, braucht von der Champions League nicht zu reden."
Bei allen faden Vorstellungen des BVBs in dieser Saison war die am Samstag wohl die bitterste. Ohne Herz, ohne Laufbereitschaft, mannschaftliche Geschlossenheit und Organisation hatte der VfB leichtes Spiel. Das 1:0 durch Alexander Hleb, dem ersten Stuttgarter Pflichtspieltor nach 360 Minuten, brachte die Gastgeber aus dem Rhythmus, bevor sie ihn so richtig gefunden hatten. Was bis zum Halbzeitpfiff folgte, war Grusel-Fußball.
"Es war wie ein Finale um die Champions League. Es ist mir unverständlich, wie die Mannschaft in den ersten zehn Minuten so passiv agieren konnte. Wir haben eine große Chance verpasst, das ärgert mich maßlos", schimpfte Trainer Matthias Sammer.
www.eklein.de
Und heute? Ich würde keine einzige Aktie kaufen von Borussia.
Stehen kurz vor Pleite und dann Turnaround?
siehe Chelsea London
und eine gute sportliche Leitung die auch zusammen passende Spieler holt
BlaBla reden hörst, bwz. besser kennst, wirst Du feststellen
die interessiert eigentlich nur die Kohle, und das kann ich sogar
nachvollziehen und der ganze andere Quatsch von wegen mein Verein
oder so .... VERGIß es !!
Borussia Dortmund und Marcio Amoroso lösen Arbeitsverhältnis
Ad-hoc-Mitteilung übermittelt durch die DGAP. Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent verantwortlich.
Borussia Dortmund und Marcio Amoroso lösen Arbeitsverhältnis
Die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA und Stürmer Marcio Amoroso haben mit sofortiger Wirkung einvernehmlich ihren Arbeitsvertrag aufgelöst.
Der Vertrag mit Marcio Amoroso, der dem BVB nach einer Knieverletzung seit September nicht mehr zur Verfügung stand, wäre im Sommer nächsten Jahres ausgelaufen. Borussia Dortmund hatte den Brasilianer 2001 vom AC Parma verpflichtet.
Im Falle eines Wechsels von Amoroso zu einem Bundesligaclub hat Borussia Dortmund Anspruch auf eine Kompensationszahlung in Höhe von 5 Millionen Euro.
Ende der Ad-hoc-Mitteilung (c)DGAP 01.04.2004
Die Umgebung, in der Florian Homm arbeitet, ist ein Hort des Friedens. Von seiner Villa aus hat der Großneffe des verstorbenen Versandhauskönigs Josef Neckermann einen prächtigen Blick auf die Bucht von Palma de Mallorca, im Garten grasen Schafe, und das herrschaftliche Anwesen ist umgeben von einer Orangenplantage, einem Tennisplatz und einem Swimmingpool.
Doch das Idyll trügt. Homm, 44, gehört zu den gefürchtetsten Hedge-Fonds-Managern Europas, die unter anderem mit so genannten Leerverkäufen Millionen machen. Die Transaktionen, die der Börsenhai von seinem Domizil aus einfädelt, lösen bisweilen ein Beben an den Aktienmärkten und Panik bei den Unternehmen aus, die Homm ins Visier genommen hat.
So attackierte der frühere Basketball-Juniorennationalspieler in den letzten zwei Jahren mit seinen brachialen Methoden die Kurse des Finanzdienstleisters MLP, der Immobilien- und Beteiligungsgesellschaft WCM und des Autoverleihers Sixt - was ihm zuletzt nicht nur eine Geldbuße, sondern auch ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Wertpapierhandelsgesetz bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt eingebracht hat.
Spitzname "Zerstörer"
Nun will der "Zerstörer" ("Wirtschaftswoche") auch im Fußball-Business kräftig verdienen. Ende vorvergangener Woche kam heraus, dass der berüchtigte Spekulant über seine auf den Cayman-Inseln ansässige FM Fund Management Limited 11,22 Prozent an der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA erworben hat.
Homm konnte einsteigen, weil ein bisheriger BVB-Großaktionär, der bibelfeste Godesberger Verleger Norman Rentrop, seine Borussia-Aktien abgestoßen hatte. In den nächsten Wochen kann sich Homms Anteil sogar noch erhöhen - wenn der Harvard-Absolvent seine Bezugsrechte bei der eingeleiteten Kapitalerhöhung wahrnimmt. Offen lässt der passionierte Zigarrenraucher bislang, ob er darüber hinaus noch weitere BVB-Anteile erwerben will.
Schon laufen im Pott die ersten Wetten, ob der Aktien-Junkie von Palma zum Retter oder zum Totengräber des finanziell arg gebeutelten Traditionsclubs wird. Der Verein ist mit 150 Millionen Euro verschuldet und hat allein die vergangene Saison mit einem Defizit von 67 Millionen abgeschlossen. Der Wert des einzigen börsennotierten Bundesligisten rauschte vom Ausgabekurs von 11 Euro im Oktober 2000 zuletzt auf ein historisches Tief von 2,26 Euro.
Formal kein Durchgriff aufs operative Geschäft
Beim BVB ist man bislang völlig arglos. Nein, mit dem neuen Großaktionär habe man noch keinen Kontakt aufgenommen. Nein, man wisse auch nicht, was Herr Homm mit seinem Aktienpaket vorhabe. Weder von dessen legendär schlechtem Ruf noch von dessen aggressivem Geschäftsgebaren lässt sich die Club-Führung irritieren. "Wieso soll Homm diesmal nicht eine langfristige Strategie fahren?", sagt Borussen-Manager Michael Meier. "Ich kann doch nicht bei jedem neuen Investor einen Charaktertest machen." Ohnehin könne der frisch eingestiegene Shareholder bei einer Kommanditgesellschaft auf Aktien, die der BVB nun mal sei, "keinen Einfluss auf die Geschäftsführung ausüben".
Wenn sich Meier da nicht täuscht. Homm, der seit Juli intensiv seinen Scoop vorbereitete, will sich keinesfalls mit der Rolle eines passiven Salonaktionärs zufrieden geben: "Ich bin ein Straight Shooter." Er sei eingestiegen, um das aus seiner Sicht unterbewertete Unternehmen "mittelfristig" nach vorn zu bringen - um jeden Preis. Da schert ihn auch wenig, dass er mit seinen Anteilen formal keinen Durchgriff auf das operative Geschäft beim BVB hat. Homm hat schon oft genug bewiesen, dass er weiß, wie man ein Management unter Druck setzt. "Wenn die Sanierung des Clubs sich nicht schon in den nächsten Halbjahreszahlen niederschlägt, können wir sehr unbequem werden."
Spekulant Homm: "Wir können sehr unbequem werden
Ein auf Englisch verfasstes internes Strategiepapier seiner FM Fund liest sich wie eine Kampfansage an die BVB-Führung. Gnadenlos watscht Homm die Vereinspolitik ab: "schwacher finanzieller Auftritt, schwacher Management-Auftritt, zuletzt schwache sportliche Leistungen". Den Vorstand werde er nur "unter drei Bedingungen aktiv unterstützen: Die Fehler der Vergangenheit dürfen nicht wiederholt werden; die Finanzstruktur wird gestärkt; die sportliche Entwicklung verbessert sich".
"Phantastischer Markenname"
Schließlich hält der Börsenjongleur die BVB-Aktie für unterbewertet. Die Marktkapitalisierung betrage gerade einmal 5 Prozent des derzeitigen Werts von Manchester United; Borussia sei ein "phantastischer Markenname, den mehr als 90 Prozent aller Deutschen kennen".
Sein Fazit: "Jeglicher Fortschritt beim Abbau der Schulden, jegliche Stärkung der Glaubwürdigkeit des Managements und jegliche Verbesserung der sportlichen Entwicklung" würden den Aktienkurs nach oben treiben. "Als aktiver Anteilseigner sehen wir es als unsere Pflicht an, den Shareholder-Value der Aktie zu maximieren."
Für den Fall, dass die Club-Bosse Gerd Niebaum und Meier seine Vorgaben nicht umsetzen, kündigt Homm in dem zweiseitigen Papier deren Demission an. "Um es klar zu sagen: Sollte das Management den BVB nicht erfolgreich auf eine solidere finanzielle Basis stellen, wird es durch fähigere Personen ersetzt werden müssen."
http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,319649,00.html
Bis heute sprach BVB-Präsident Gerd Niebaum von Fälschungen und Falschinformationen, wenn über ein von ihm unterzeichnetes Drei-Punkte-Papier berichtet wurde, in dem er Großaktionär Homm seine Demission 2006 zusichert. Jetzt wurde dieses Schreiben veröffentlicht - Niebaum schließt einen vorzeitigen Rücktritt nicht mehr aus.
Dortmund - In einer heute Morgen veröffentlichen offiziellen Erklärung des börsennotierten Bundesliga-Clubs Borussia Dortmund nahm Niebaum Stellung zu aktuellen Berichten der "Süddeutschen Zeitung" und des "Kicker" und gab zu, den in dem Blatt veröffentlichten Brief des Großaktionärs Florian Homm "unter Zeitdruck vor der Bilanzpressekonferenz" unterzeichnet zu haben. Darin verpflichtet sich Niebaum, spätestens zum Jahre 2006 sein Amt zur Verfügung zu stellen. Außerdem soll die von Homm geleitete "FM Fund Management Limited" drei Positionen im Beirat der geschäftsführenden GmbH und zwei Entsendungsrechte in den Aufsichtsrat der KGaA erhalten.
Unterzeichner waren Niebaum und BVB-Manager Michael Meier. "Ich habe diesen Brief als Goodwill-Erklärung verstanden, um die Kapitalerhöhung nicht zu gefährden und um Schaden von Borussia Dortmund abzuwenden", heißt es in der Erklärung Niebaums weiter. Nach Gesprächen mit Homm habe dieser bestätigt, "dass die Zeichnung neuer Aktien im Rahmen der Kapitalerhöhung ohne Bedingungen erfolgt sei. Mit dieser Erklärung war für Michael Meier und mich klar, dass über den Inhalt neu verhandelt werden konnte".
Zuvor hatte Niebaum die Existenz eines solchen Papiers dementiert und sogar als Fälschung bezeichnet. Laut Niebaum soll sich dieses Dementi auf ein zweites dubioses Papier vom 7. Oktober beziehen. Dieser Brief habe dem Club nie vorgelegen, so Niebaum.
Die Posse um das Schriftstück und die Irreführung der Öffentlichkeit stößt auf große Kritik bei Anlegern, Fans und Mitgliedern. "Niebaum kann doch nicht mit einem Anleger Sondervereinbarungen treffen und mit anderen nicht. Das ist moralisch absolut anstößig. Wir werden eine Sonderprüfung beantragen und prüfen, ob es juristisch angreifbar ist", sagte Stefan ten Doornkaat von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Ten Doornkaat spricht von einer "Besitzstandswahrung in winkeladvokatischer Art und Weise".
In einem Gespräch mit der "Westfälischen Rundschau" schloss der seit 18 Jahren amtierende Vereinsboss Niebaum seinen Rücktritt vor der Jahreshauptversammlung am 14. November nicht mehr aus. Als möglicher Nachfolger von Niebaum wird der frühere BVB-Präsident und kurzzeitige NRW-Justizminister Reinhard Rauball gehandelt.
Dortmund - Der neue BVB-Präsident Reinhard Rauball will dafür eine Stadiongesellschaft gründen, an der sich neben dem Verein lokale Firmen beteiligen sollen – allerdings hat mit dem Versicherer Signal Iduna nach Informationen des SPIEGEL bereits ein Kandidat abgesagt. Der WestLB würde die Aufgabe zufallen, den Restbetrag der geschätzten 100 Millionen Euro für den Rückkauf von der Commerzbanktochter Molsiris bereitzustellen.
Um die Bank dafür zu gewinnen, hat Rauball offenbar seine exzellenten Kontakte zur nordrhein-westfälischen Landesregierung bemüht. Dass der neue WestLB-Chef Thomas Fischer den Retter für den Traditionsclub spielen wird, halten Insider dennoch für eher unwahrscheinlich.
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Friedel Neuber, für den die Bank immer auch ein strukturpolitisches Instrument war, will Fischer das Haus von politischer Einflussnahme möglichst freihalten. Zu einem Vier-Augen-Gespräch zwischen Rauball und Fischer wird es frühestens im Januar kommen. Der Banker verschwand Ende vergangener Woche erst einmal für einen längeren Aufenthalt ins Ausland.
Vielleicht wäre für den BVB ein Präsident besser gewesen, der gute Kontakte zu Lüdenscheid, Hamm und Wattenscheid hat. Die könnten jetzt mit Benefizspielen helfen, bevor es später dann mal richtig um Punkte geht.
Homm bewegt Milliarden. Noch mehr als seine fetten Havannas genießt der durchtrainierte Zwei-Meter-Riese, der in vier Jahren von 125 Kilo auf 100 Kilo abspeckte, seinen Ruf als umstrittener Hedge- Fonds-Manager. „Schon okay,“ sagt er, „wenn man mich Plattmacher, Kurskiller oder Aasgeier nennt. Viel Feind, viel Ehr’. Man darf sich nicht immer so ernst nehmen.“
Dann strafft der ehemalige Basketball-Nationalspieler seinen ansehnlichen Brustkorb: „Ich habe Dutzende Firmen an die Börse begleitet, viele Arbeitsplätze geschaffen und etliche Investment-Auszeichnungen bekommen, darunter ,bester US-Manager’.“
Homm sieht sich als Krieger. Sein neues Schlachtfeld ist das Westfalenstadion. Etwa 20 Millionen Euro hat er bereits in den krisengeschüttelten Traditionsverein Borussia Dortmund gebuttert. Etwa 25 Prozent der Aktien hält er.
Das Management, den Trainer und vor allem die Spieler sieht er als Gegner. Die ihn auch. Also provoziert er die Borussen-Profis: „Blei aus den Füßen! Matsch aus der Birne! Kämpfen, kämpfen, kämpfen!“ Homm genießt es, dass die Leute ihn als harten Hund sehen. Da ist er wie sein Großonkel, der legendäre Versandhauskönig Josef Neckermann. Homm nennt ihn Necko. Wenn der Dressur-Olympiasieger Homm anherrschte, weil er nicht korrekt im Sattel saß, fühlte sich der wie im Straflager. Heute spricht er voller Hochachtung von Necko, dem Lehr- und Zuchtmeister: „Der Drill hatte was. Das war teilweise paramilitärisch.“
Homm, dessen Vater ein mittelständischer Handwerksunternehmer war, sieht sich als Rocky. Kleiner Unterschied: Statt der Fäuste benutzt er seinen Kopf. Von früher erzählt er gern. Immer im Stakkatostil: Mit elf auf dem Bau, Schulferien finanziert. Mit 16 weg von zu Hause. Mit 17 Detroit, Begabten-Stipendium. Mit 18 Harvard. Mit knapp 19 die erste Firma.
Sofort Millionär? „Keine Zahlen.“ Attacke auf Warren Buffet? „Das ist, als wollte man mich mit Dirk Nowitzki vergleichen, gegen den ich Basketball gespielt habe. Ich war ein Talent. Er ein Jahrhunderttalent. Der Vergleich mit Warren Buffet ist ein bisschen peinlich.“
Gleichwohl zeigte er extremen Ehrgeiz. Er legte los wie Getty. Milliardär wollte er werden. Fuhr Ellenbogen aus. Bückte sich auf der Straße nach jedem Cent. Und ging, wenn es sein musste, über Leichen.
Doch dann schaute er sich den Club der Milliardäre an. Und fand den zum Kotzen: „Die haben sich nur über ihre Spielzeuge unterhalten: Wer hat das größte Flugzeug, die meisten Frauen? Fast wie früher im Sandkasten oder ein pubertärer Penisvergleich. Wenn sie nicht geschieden waren, lebten viele in miserablen Ehen. Die Kinder waren oft im Wohlstand verwahrlost. Sie waren nicht nur unhöflich, sie waren meistens auch unglücklich.“
Wollte er das seiner Familie nicht zumuten? „Bevor meine Kinder Conrad und Isabell laufen konnten und Papa sagten, war ich kein guter Vater. Dann kam eine entscheidende Phase. Bis dato hatte ich nur gearbeitet. Plötzlich saß ich da und dachte: Wenn ich jetzt einen Unfall hätte und sterben würde, hätte ich was verpasst. Mit diesen kleinen Lebewesen und meiner Frau mehr Zeit verbringen war mein Wunsch. Auch mal einen Freund anzurufen, einen Ausflug machen – das hatte ich damals verpasst. Nun nicht mehr. Dafür nehme ich mir jetzt die Zeit.“
Seine Frau Susan Devine, 43, ist in Rio geboren und in Amerika aufgewachsen. Homm sagt: „Es ist ein Weltwunder. Jede andere Frau hätte dieses Leben nicht durchgestanden. Im siebten Ehejahr hatte ich meine absolute Kontrollphase. Ich fing plötzlich an, meine Frau als Angestellte zu behandeln. Sie sagte: ,Ändere dich, oder ich packe unseren Sohn ein und ziehe aus.’ Da musste ich überlegen, wo ich stehe. Andererseits bin ich einer, der wie ein Pitbull rangeht.“
Kürzlich am Wochenende ließ sich Florian Homm von Palma nach Granada (London: GAA.L - Nachrichten) fliegen. Sein Flugzeug nennt er Flugvehikel. Sein Pilot heißt Schnell. Dass die Borussia-Aktie in diesen Tagen auf unter zwei Euro stürzte, interessierte den Abenteurer weniger. Abfahrten in der Sierra Nevada waren angesagt. Stets das Letzte aus sich rausholen.
Im Sommer springt er von Klippen ins Meer, fährt Wasserski: „Man kann sich auch zu Tode analysieren. Verhält man sich nur kopfgesteuert, verpasst man die Hälfte im Leben. Schalte ich mein Hirn aus, fühle ich mich gut. Das geht auch bei einer phantastischen Liebesnacht.“
Der Morgen danach. Das Wochenende ist vorbei. Wie ein Feldherr steht er auf der Terrasse seines Herrenhauses in Palma, blickt auf die Kathedrale. Höchste Zeit für ein paar Fragen.
Statt an der Bundesliga-Spitze mitzumischen, kämpft Dortmund gegen den Abstieg. Bereut er sein Engagement? „Dafür ist es zu früh. Trainer van Marwijk und die Spieler haben enormes Potenzial. Fünf Millionen Borussen-Fans fiebern und leiden mit dem Verein. Kein Verein in Europa hat mehr Zuschauer. Ein weiterer Großaktionär scheint dieses Potenzial auch erkannt zu haben. Trotzdem ist die Gesellschaft gefährdet.“
Was heißt das? „Die Sünden der Vergangenheit waren eklatant. Jetzt gibt es nur eine Marschrichtung: runter mit den Kosten, Besinnung auf essenzielle Werte wie Fleiß, Strebsamkeit, Sparsamkeit. Jeder muss sein Bestes geben: Management, die Vereinsbosse und die Spieler. Auch mit den Kreditoren, den Banken und den Aktionären muss gearbeitet werden, um die angeschlagene Bilanz und Gewinnrechnung nachhaltig zu stärken. Dies ist die oberste Management-Aufgabe.“
Schmeißt er hin beim Abstieg? „Diese Frage müssen Sie mir in sechs Monaten stellen. Als Investor sehe ich mittelfristig schwarz. Und zwar eine schwarze Null. Der Leistungsdruck liegt aber auf dem Verein und dem Management. Als Großaktionär ist unser Einfluss auf starke Impulse beschränkt.“
Und doch zieht Homm die Schrauben an: „Bei einem überzeugenden Finanzierungskonzept beabsichtigen wir, weitere Mittel zur Verfügung zu stellen. Aber die klar definierten Vorgaben des Restrukturierungsplans müssen auch gewissenhaft und zeitgemäß vom Management umgesetzt werden.“
So spricht ein Mann, der Sieger schätzt und Menschen verachtet, die sich nicht mit aller Kraft gegen die Niederlage stemmen. Auch das hat er von Onkel Necko.
Dessen Credo war: Was du machst, mach es richtig! Sei unbequem, wenn es sein muss! Geh deinen Weg! Lass dich nicht beirren!
Vita
Florian Homm gilt als eine schillernde und umstrittene Figur in der internationalen Finanzwelt. Der Spross aus der Necker- mann-Dynastie wuchs in der hessischen Kurstadt Bad Homburg auf und gründete bereits mit 18 Jahren seine erste Aktiengesellschaft. Noch bevor er sein Examen an der Harvard Business School absolvierte, gehörte er zu den jüngsten Aktienanalysten von Merrill Lynch (NYSE: MER - Nachrichten) , einer der größten Investmentbanken der Welt. Einige Zeit später folgte dann der Wechsel zur Fondsgesellschaft Fidelity. Homm kaufte 1993 die „Krösus“ Vermögensverwaltungsgesellschaft. Weitere Investmentgesellschaften gründete er auf den Cayman-Inseln. Dem früheren Basketball-Nationalspieler werfen Gegner vor, durch gezielte Spekulationen, wie zum Beispiel beim Software-Haus Trius, Unternehmen in Bedrängnis zu bringen oder zu zerschlagen.