Berlin ist pleite
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Eröffnet am: | 19.10.06 09:17 | von: ostseebrise. | Anzahl Beiträge: | 143 |
Neuester Beitrag: | 24.03.07 23:42 | von: Scontovaluta | Leser gesamt: | 10.780 |
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Kostenlose Kita soll in Berlin bis 2011 Realität werden
Berlin (dpa) - Trotz massiver Kritik der anderen Bundesländer will Berlin bis zum Jahr 2011 allen Drei- bis Fünfjährigen den kostenlosen Kita-Besuch gewährleisten. Darauf einigten sich die SPD und die Linkspartei am späten Mittwochabend in der 6. Runde ihrer Koalitionsgespräche.
Das letzte Kita-Jahr vor der Schule sei von 2007 an gebührenfrei, sagte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Das erste und zweite kostenlose Jahr folgen 2010 und 2011. Außerdem sollen in der Hauptstadt bis 2011 Gemeinschaftsschulen auf den Weg gebracht werden.
Die Pläne zum kostenlosen Kita-Besuch waren in den vergangenen Wochen scharf von den Ministerpräsidenten anderer Bundesländer insbesondere im Zusammenhang mit der Berliner Haushaltsklage vor dem Bundesverfassungsgericht kritisiert worden. Wowereit wies die Kritik erneut zurück. Berlin setze bewusst trotz seiner knappen Mittel den Schwerpunkt auf Bildung, betonte er. "In Karlsruhe hat man uns vorgeworfen, dass wir überproportional in Schule und Kitas investieren. Wir stehen dazu und dabei bleibt es gerade angesichts der schwierigen sozialen Situation der Stadt", sagte Wowereit nach zwölfstündigen Verhandlungen der Koalitionäre.
Deutschland habe nur eine Chance auf dem Weltmarkt mit gut ausgebildeten jungen Leuten, sagte Wowereit. Karlsruhe habe enge finanzielle Grenzen gesetzt. "Deshalb können wir nicht alles finanzieren, was wünschenswert wäre." Die Verständigung auf die Schwerpunkte habe lange gedauert.
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Die Koalitionsverhandlungen hatten sich am Mittwoch offenbar an Finanzierungsfragen verhakt. Der Linkspartei-Vorsitzende Klaus Lederer begründete die Dauer der Verhandlungen mit der extrem schlechten Finanzlage Berlins. Nach der abgewiesenen Klage des Landes auf zusätzliche Bundesmittel zur Entschuldung müsse Berlin genau überlegen, was es sich noch leisten könne. "Das dauert dann, dann rechnet man drei Mal nach."
Gleichwol war das Urteil der Bundesverfassungsgerichts nicht weise. Man hätte Berlin etwas Kohle geben sollen - dass aber dann mit sehr strikten Auslagen verknüpfen sollen. Ist nicht geschehen - und nun wird in Berlin die Kohle verbrannt. Wir versaufen unser Oma ihr Klein-Häuschen. Trifft allerdings nur Teile der Bevölkerung - der politische Klüngel bedient sich weiter.
Die schadenfrohe Fratze wird noch lange in Erinnerung bleiben, mit der die westdeutsche Provinz auf die Niederlage Berlins vor dem Verfassungsgericht reagierte. Kein Geld für die parasitäre Hauptstadt! Das war eine gute Nachricht. Kein Geld für den Hochstapler, der Bonn die Regierung weggenommen hat. Kein Geld für den Bruder Leichtfuß, der sich im Glanze von Opern, von Museen, Theatern, Debattenzirkeln sonnt, die er nicht bezahlen kann. Kein Geld für den Kuppler, der Ost und West zusammenführt, die nicht zusammengehören. Kein Geld für den schillernden Verführer der Jugend, der die Töchter in die Boheme der glücklichen Arbeitslosen lockt. Arm, aber sexy hat der Bursche sich genannt. Das war ein Fehler. Es sind immer die größten Fehler, die der Wahrheit am nächsten kommen. Arm, aber sexy ist genau die Charakterisierung eines Schwiegersohns, der ehrbare Bürger in ihren Albträumen heimsucht.Lange wird in Erinnerung bleiben, wie im Jahre 16 der Wiedervereinigung noch einmal das neiderfüllte Grundgefühl der alten Bundesrepublik sich gegen Berlin machtvoll entlud, als sei nichts geschehen, nichts gelernt worden, als habe keine Ernüchterung der Globalisierung einen Funken von sozialer Solidarität entzünden können. Denn Berlin ist in diesem Zusammenhang nur eine Metapher. Es geht nicht um Berlin, es geht um die Verlierer der Gesellschaft. Es geht um die Hand der eben noch Bessergestellten, die sich um die Brieftasche krampft. Deutschland hat, das ist wahr, in Zeiten des Wohlstands das Teilen gelernt. Es schickt sich aber an, in den anbrechenden Zeiten der Knappheit augenblicks wieder das Teilen zu verlernen.
Das geht freilich nicht von heute auf morgen. Noch ist der Anspruch der Armen auf staatliche Hilfe nicht bestritten (sie muss nur kleiner werden). Noch wollen die reichen Bundesländer die ärmeren unterstützen (es muss sich aber eingrenzen lassen). Entsolidarisierung ist etwas, das genauso gelernt werden will wie Solidarisierung. Dazu gehört als Erstes, den Gedanken der unverschuldeten Not aus den Köpfen zu kriegen. Deswegen ist es so wichtig, von Arbeitslosen recht oft zu sagen, dass sie gar keine Arbeit wollten. Deswegen müssen die Sparanstrengungen Berlins als kaum gemäßigte Verschwendung betrachtet werden. Vor allem aber müssen Armut und Not als Formen des Versagens, als natürliche Früchte mangelnden Ehrgeizes und Fleißes ausgegeben werdenBerlin ist der Florida-Rolf unter den deutschen Bundesländern. Erinnern wir uns noch an die Gestalt, mit der die Bild-Zeitung seinerzeit die Hartz-Reform propagierte? Frech und faul und braun gebrannt: Das war Florida-Rolf, wie er sich mit deutscher Sozialhilfe ein schönes Leben unter Palmen machte. Die wirkliche Geschichte der wirklichen Person ist längst vergessen. Aber das Muster des arbeitslosen Anspruchsdenkens hat sich eingeprägt. Genau nach diesem Muster schien der westdeutschen Provinz Berlins Auftritt vor dem Verfassungsgericht zu geschehen. Die Stadt, die von unserem über den Länderfinanzausgleich perfide umverteilten Steuergeld lebt. Die nicht arbeitet, aber klagt und heimlich prasst. Die den Wohlstand anderer will und selbst keinen Ehrgeiz entwickelt. Faul und unerziehbar wie die Unterschicht, deren empörende Existenz wir gerade entdecken.Und in der Tat musste man nicht einmal genau hinhören, um in dem hasserfüllten Geifern gegen Berlin die gleichen Stichworte zu finden, mit denen die Debatte um die neue Unterschicht geführt wird. Der Stadt geht es noch viel zu gut! Allein für Kultur gibt sie mehr aus als Hamburg. Wie kann es angehen, dass ein Armer sich mehr gönnt als ein Reicher? Selbst das florierende Baden-Württemberg muss, um den Staatshaushalt zu sanieren, kostbare Handschriften verkaufen. Und Berlin will drei Opernhäuser behalten? Hält sich die Stadt am Ende für was Besseres?
Nichts könnte für den neiderfüllten Egalitarismus, der die Raison d’être der alten Bundesrepublik war, anstößiger sein als dieser Verdacht. Deshalb war die bloße Idee einer Hauptstadt schon anstößig und konnte nur kompensiert werden durch die Erbärmlichkeit Bonns als Regierungssitz. Wer seinerzeit aus den Residenzen München oder Stuttgart nach Bonn fuhr, konnte eigentlich nur lachen; und dieses Lachen tat sehr gut. Dagegen Berlin, das schon durch schiere Größe und die Erinnerung an Preußen ein Gefühl von Demütigung erzeugte – das tat nicht gut. Und nun will dieses Berlin, anstatt sich mit dem Hauptstadtstatus zu bescheiden, ausgerechnet dafür noch einen Ausgleich? Auf die Frechheit noch eine Prämie für Faulheit obendrauf? In der Haltung der Stadt steckt für die südwestdeutsche Perspektive etwas empörend Enthemmtes; nicht unähnlich der Lebensweise der Langzeitarbeitslosen, die es sich mit einer Flasche Bier vor dem Fernseher bequem machen.
Lange wird in Erinnerung bleiben, wie im Jahre 16 der Wiedervereinigung noch einmal das neiderfüllte Grundgefühl der alten Bundesrepublik sich gegen Berlin machtvoll entlud, als sei nichts geschehen, nichts gelernt worden, als habe keine Ernüchterung der Globalisierung einen Funken von sozialer Solidarität entzünden können. Denn Berlin ist in diesem Zusammenhang nur eine Metapher. Es geht nicht um Berlin, es geht um die Verlierer der Gesellschaft. Es geht um die Hand der eben noch Bessergestellten, die sich um die Brieftasche krampft. Deutschland hat, das ist wahr, in Zeiten des Wohlstands das Teilen gelernt. Es schickt sich aber an, in den anbrechenden Zeiten der Knappheit augenblicks wieder das Teilen zu verlernen.
Das geht freilich nicht von heute auf morgen. Noch ist der Anspruch der Armen auf staatliche Hilfe nicht bestritten (sie muss nur kleiner werden). Noch wollen die reichen Bundesländer die ärmeren unterstützen (es muss sich aber eingrenzen lassen). Entsolidarisierung ist etwas, das genauso gelernt werden will wie Solidarisierung. Dazu gehört als Erstes, den Gedanken der unverschuldeten Not aus den Köpfen zu kriegen. Deswegen ist es so wichtig, von Arbeitslosen recht oft zu sagen, dass sie gar keine Arbeit wollten. Deswegen müssen die Sparanstrengungen Berlins als kaum gemäßigte Verschwendung betrachtet werden. Vor allem aber müssen Armut und Not als Formen des Versagens, als natürliche Früchte mangelnden Ehrgeizes und Fleißes ausgegeben werden.Die Individualisierung von Erfolg und Niederlage ist der wichtigste Baustein zur neuen Mitleidlosigkeit. Der Gedanke an Ungerechtigkeiten, die außerhalb persönlicher Verantwortung liegen, wenn nicht gar im System des Kapitalismus, gilt bestenfalls als antiquiert. Lieber spricht man von mangelnden Leistungsanreizen. Übrigens soll auch der globalisierte Wettbewerb nur zur äußeren Rechtfertigung von Massenentlassungen dienen. Der gekündigte Einzelne muss lernen, die Verantwortung für seine Überflüssigkeit bei sich selbst zu suchen.
Es ist überaus erhellend, die Unterschichtendebatte mit der Rede von der neuen Bürgerlichkeit zusammenzubringen. Wer die Wortführer näher betrachtet, wird unweigerlich auf die hässliche Figur des Aufsteigers stoßen, der die Tür hinter sich zuschlagen will. Nichts ist irreführender als die Bemerkung, den Unterschichten fehle es an Ehrgeiz. Vielmehr ist es dieser Ehrgeiz, der den Verteilungskampf in einer bedrohten Mittelschicht anheizen könnte und deshalb absichtsvoll entmutigt oder wenigstens beschwörend hinweggeredet werden muss.http://www.zeit.de/2006/44/Berlin
Der Berliner SPD-Landes- und Fraktionschef Michael Müller reagierte auf Wulffs Kritik kurz und knapp. „Das ist Niveau aus der untersten Schublade. Wer Berlin und die Berliner derartig beleidigt, disqualifiziert sich als Ministerpräsident eines Landes selbst“, sagte Müller. Für Senatssprecher Michael Donnermeyer ist es unverständlich, dass Wulff die Kraftanstrengungen Berlins in den letzten Jahren nicht berücksichtigt habe. So seien in den letzten Jahren allein 60 000 Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst abgebaut worden. Zurzeit gibt es noch 115 000 Stellen in den Berliner Haupt- und Nebenverwaltungen. „Die Rede hat sich entwertet, da sie einseitig war und parteipolitisch gefärbt. Das ist billiges Berlin-Bashing“, sagte Donnermeyer.
Tagesspiegel
Ein schickes Regierungsviertel, sowie einige bessere Wohngegenden auf der einen Seite und eine hohe Arbeitslosenquote, eine hohe Kriminalitätsrate und regelrechte Elendsviertel auf der anderen Seite.
Washington DC als Regierungsviertel steht da in der US-Amerikanischen Hauptstadt irgendwie ähnlich isoliert in der "Reststadt" wie das Regierungsviertel rund um den Reichstag in Berlin.
sogar die Engländer finden ihn interessanter als Blair oder Merkel täglich zwischen 11 und 1 kann die neue Berliner Attraktion besichtigt werden,was den Finanzen des Zoos sicher zugute kommt
Ich sehe es schon förmlich auf mich zukommen: Flagge auf Halbmast ist das mindenste, der grosse Paparazzie wird für die angedachte Trauerfeier eingeflogen, Jürgen Köhler wendet sich ans Volk, Angie spricht zu jedem persönlich. Im Bundestag und im Bundesrat werden 5 Schweigestunden abgehalten. Ist die deutsche Bevölkerung eigentlich mittlerweile komplett verblödet?
Nun stellt euch einmal vor, was unsere Medienlandschaft bewegen könnte wenn sie wirklich etwas bewegen wollte?
und in Berlin war ich auch schon ein paar mal, aber Washington ist eine Weltstadt. Wobei Berlin schon deutlich besser ist als Bonn.
Taos
Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden, sich zu äußern.
Gibt es noch irgendetwas in Deutschland oder Amerika, sprich, Berlin oder Washington, wo du dahinterstehst und sagst: Das ist eine tolle Sache, das möchte ich genauso haben?
Wenn du nur mitteilen wolltest, dass du ein Globetrotter bist und schon in zwei verdreckten Hauptstädten warst, hättest du auch anders machen könmnen.
In Taos zu Beispiel gefällt es mir sehr gut.
Taos
Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden, sich zu äußern.
Ich habe schon viele Hauptstädte gesehen, sie hatten alle eines gemeinsam, in keiner würde ich tod übern Zaun hängen wollen. Ich finde Deutschland toll, aber nicht in Ballungsräumen. Ich werde auch niemals Menschen verstehen, die sich eng zusammengefügt wohlfühlen. Gilt für alle Grossstädte wo ich jemals war. Mag ja durchaus darin begründet liegen, dass ich mir absolut nichts aus Kulturleben oder Massenveranstaltungen mache. Ich habe nichts davon, wenn ich einen 100 000 Jahre alten Knochen sehe oder ein Gemälde für 20 Mio.
Ich habe mir da schon sooft drüber Gedanken gemacht wofür soll es gut sein? Meine Antwort darauf würde euch ernüchtern. Entweder bin ich so einfach gestrickt oder ich möchte wirklich niemanden beeindrucken.