Der Volksentscheid "Pro Reli", der in Berlin Religion als Wahlpflichtfach und Alternative zum gemeinsamen Ethik-Unterricht einführen wollte, ist gescheitert — aber an mangelndem Engagement der "Bild"-Zeitung kann es nicht gelegen haben. Konsequent führte sie ihre wundersame Werbestrategie der vorangegangenen Tage fort — diesmal ergänzt um einen ebenso schlichten wie unmissverständlichen Hinweis unter dem "Bild"-Logo auf Seite 1:
Nun ist das für "Bild" nicht die erste Niederlage. Vor fast genau einem Jahr scheiterte der von "Bild" mit ähnlich zweifelhafter Propaganda unterstützte Volksentscheid, Berlin-Tempelhof als Flughafen zu erhalten. Entsprechend routiniert löst die "Bild"-Zeitung heute die Aufgabe, aus der eigenen Niederlage eine für sie positive Schlagzeile zu machen (siehe Ausrisse rechts).
Und wie schon vor einem Jahr gelingt es "Bild" nicht richtig gut, ein fairer Verlierer zu sein. Unter der Überschrift "So hat Berlin gewählt" dokumentiert die Zeitung das Ergebnis der "großen BILD-Umfrage in den Wahllokalen der Stadt" — von 13 Befragten haben erstaunlicherweise nur zwei gegen "Pro Reli" gestimmt.
In einem weiteren Artikel behauptet "Bild":
Auch der zweite berlinweite Volksentscheid ist an der hohen Hürde der Mindestzahl der erforderlichen Ja-Stimmen gescheitert.
Das stimmt bestenfalls halb: Es haben nämlich mehr Menschen gegen "Pro Reli" gestimmt als dafür. Mit dem gestrigen Wahlergebnis wäre "Pro Reli" gescheitert, ganz egal wie hoch das Quorum (die erforderliche Zahl der Ja-Stimmen) gewesen wäre.