Anleihenkauf der EZB


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Neuester Beitrag: 30.10.12 18:36
Eröffnet am:29.10.12 10:56von: conradoAnzahl Beiträge:9
Neuester Beitrag:30.10.12 18:36von: BarCodeLeser gesamt:961
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12 Postings, 4978 Tage conradoAnleihenkauf der EZB

 
  
    #1
2
29.10.12 10:56

 Es heißt so schön, die EZB kauft Staatsanleihen der Schuldenländer am Sekundärmarkt. Es wäre einmal interessant zu erfahren, wie das konkret aussieht. Ich gehe davon aus, dass die EZB nur neu ausgegebene  Anleihen dieser Länder erwirbt. Wenn z.B. eine Bank eine Anleihe von Spanien erwirbt, wird sie doch überlegen, ob sie die Anleihe bei  der EZB ein paar Tage später mit Gewinn wieder los wird, andernfalls wird sie wohl kaum Interesse an der Anleihe haben bzw. wegen des Risikos einen hohen Zinssatz verlangen. Der Anleihezins wird deshalb nicht allzu hoch ausfallen. Setzt sich deshalb die EZB schon vor der Anleihezeichnung mit dieser Bank in Verbindung und versichert ihr, dass sie die neue Anleihe ihr abkaufen wird? Genau genommen wäre dann die Bank nur ein Strohmann der EZB. Wie hoch wird die Gewinnspanne der Ersterwerber der Anleihen sein?

 

69033 Postings, 7559 Tage BarCodeBevor man seine Fantasie bemüht:

 
  
    #2
29.10.12 11:05
Es gibt da eine noch relativ unbekannte, aber sehr nützliche Einrichtung, genannt Internet. Ein bisschen Recherche, und man findet auf alle diese Fragen eine Antwort. Z.B. wie Anleiheauktionen funktionieren, wie sich der Zinssatz ergibt, nach welchen Kriterien die EZB Anleihen kauft, zu welchen Preisen und mit welchen Laufzeiten sie diese kauft usw.

Viel Spaß beim suchen...

12 Postings, 4978 Tage conradoSchön wäre es

 
  
    #3
2
29.10.12 18:58

Ich habe ca. 30 Minuten bei Google unter den Stichworten „Anleiheauktionen, EZB, Anleihen“zum Thema recherchiert. Ergebnis: Die bekannten Meldungen aus den Medien. Antworten zu den von mir gestellten Fragen habe ich in keinem einzigen Bericht gefunden. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich kein Investmentbanker bin. 

 

40576 Postings, 7887 Tage rotgrünGanz einfach

 
  
    #4
29.10.12 19:03
Die EZB kauft den ganz Müll auf mit gedrucktem Geld.
Super was?

25196 Postings, 8666 Tage modEinstieg

 
  
    #5
3
29.10.12 19:03

69033 Postings, 7559 Tage BarCodePaar infos

 
  
    #6
1
29.10.12 19:40
wie Anleiheauktionen funktionieren hier:
http://www.bundesbank.de/Navigation/DE/Service/...piere.html?nsc=true

oder hier:
http://finance.wiwi.tu-dresden.de/Wiki-fi/index.php/Staatsanleihe

Zu deinen Vermutungen:

"Ich gehe davon aus, dass die EZB nur neu ausgegebene  Anleihen dieser Länder erwirbt."
Falsch. Gemäß den Beschlüssen der EZB werden nur Anleihen mit maximaler Restlaufzeit von 3 Jahren zu Marktpreisen gekauft.
Die Marktpreise ergeben sich aus den Tageskursen der Anleihebörsen.


"Wenn z.B. eine Bank eine Anleihe von Spanien erwirbt, wird sie doch überlegen, ob sie die Anleihe bei  der EZB ein paar Tage später mit Gewinn wieder los wird, andernfalls wird sie wohl kaum Interesse an der Anleihe haben bzw. wegen des Risikos einen hohen Zinssatz verlangen."

Die Banken gehören - neben weiteren großen Finanzmarktteilnehmern wie etwa Versicherungen oder Fonds - zu den zugelassenen Bietergruppen bei Emissionen. Sie erhalten einen minimalen Abschlag auf den Nominalwert. Die Banken bieten diese dann ihren Kunden an oder nehmen sie in ihre eigenen Assetbestände auf. Sie verdienen an den Provisionen oder Kursgewinnen. Auf den Zinssatz haben sie keinen direkten Einfluss, da der Kupon fest ist und die Umlauf-Rendite vom Tageskurs abhängfig ist. "Verlangen" können sie allenfalls etwas während der Auktion. Da die aber meistens überzeichnet sind, ergibt sich da keine große Range.

Wenn die EZB zu Marktpreisen kauft, dann in solchen Mengen, dass da sicher vor allem Banken oder Fonds oder Versicherungen als Verkäufer in Frage kommen, die das Volumen auch bedienen können.

Es kursierte mal eine Liste von den Preisen, zu denen die EZB eingekauft hat. Bei GR-Anleihen lagen die damals bei 60-70% vom Nominal. Wenn die Banken usw. ihre Teile, die sie zu 99,9% bei Emmissionen erworben haben, verkauft haben, dann haben sie keinen Gewinn, sondern einen Verlust gemacht. Einige der gekauften Anleihen hat die EZB schon per Fälligkeit zu 100% ausbezahlt bekommen und damit Gewinne verbucht. (Kann man in den EZB-Berichten nachlesen.)
Banken und Versicherungen haben mit Verlust verkauft, weil sie Angst vor höheren Abschreibungen hatten. Was dann ja auch eintrat.

An dem Schuldenschnitt hat die EZB nicht teilgenommen. Wenn die Altanleihen übergerollt werden, dann wird im Falle Griechenlands die EZB mit Geldern aus den Hilfsprogrammen bedient. Ist quasi rechte Tasche - linke Tasche. Bei den Ländern, die sich noch am Markt refinanzieren, wie Spanien oder Italien, werden sie aus den Neuemmissionseinnahmen bedient.

Mit ein bisschen Recherche an den richtigen Stellen kann man das alles erfahren. Bundesbankberichte, EZB-Berichte und weitere Infos sucht man nicht in der Presse, sondern auf deren Websites...
Da ist alles öffentlich zugänglich.






12 Postings, 4978 Tage conradoWeitere Fragen

 
  
    #7
30.10.12 18:01

 Vielen Dank an BarCode! Ihr Beitrag ist sehr informativ. Mich würde noch interessieren, ob die EZB am Sekundärmarkt als EZB auftritt oder über Mittelsmänner (Banken etc.). Kann der beabsichtigte Kauf einer Anleihe so geheim gehalten werden, dass Marktteilnehmer davon nichts vor dem Kauf erfahren? Es wird doch bestimmt  ein Gremium der EZB die Kaufentscheidung treffen. Dass die EZB auch ältere Anleihen erwirbt, kann ich nicht verstehen. Sie belohnt doch dadurch die Gläubiger, die eine falsche Anlagenentscheidung getroffen haben. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass jetzt noch Privatleute Anleihen der Schuldenländer zeichnen, da doch die Bonität sehr niedrig ist. Es wäre  viel sinnvoller, die EZB würde den Schuldenländern Kredite unter strengsten Kriterien mit einem moderaten Zinssatz für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung stellen. Die Mittel würden dann zu 100 % dem Land zur Verfügung stehen. Das EZB-Statut müßte natürlich vorher geändert werden.

 

234232 Postings, 7363 Tage obgicoudie EZB tritt als

 
  
    #8
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30.10.12 18:12
EZB auf. Und natürlich kann man einen Kauf nicht zu 100% geheimhalten.
Die EZB kündigt ja einen Laufzeitkorridor an und in dem gibt es nur bestimmte ISINs.
Also wird Frontrunning betrieben. Was aber nicht nur negativ ist, denn dadurch werden auch laufende Auktionen am Primämarkt im Laufzeitband günstiger.  

69033 Postings, 7559 Tage BarCodeNa

 
  
    #9
1
30.10.12 18:36
"Dass die EZB auch ältere Anleihen erwirbt, kann ich nicht verstehen." Es entspricht gerade dem Zweck der Anleihekäufe, auf dem laufenden Markt aktiv zu werden. Es sollen damit ja Panikspitzen abgeschwächt werden. Indem die EZB als Nachfrager auftritt, werden die Kurse gestützt und die Umlaufrenditen steigen nicht so dramatisch an, an denen sich ja die Neuemmissionen orientieren, werden gedämpft. Außerdem beruhigt es den Markt, weil die Tendenz zu Panikverkäufen gemildert wird, weil die Halter darauf hoffen können: jetzt fällt zwar der Kurs, aber die EZB wirds schon wieder einrenken. Also muss ich nicht zu jedem Preis verkaufen. Allein die Ankündigung der EZB, evtl. einzugreifen, hat zu einer enormen Beruhigung am Markt geführt.

Der Sinn ist nicht die direkte Staatsfinanzierung, sondern der, die Zinsbedingungen zu beeinflussen bzw. in einem rationaklen Maß zu halten. Das ist ja auch ihre Aufgabe.

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