was vom Jens von 'drüben'
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Eröffnet am: | 19.10.03 14:33 | von: tinti | Anzahl Beiträge: | 1 |
Neuester Beitrag: | 19.10.03 14:33 | von: tinti | Leser gesamt: | 1.574 |
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Halbzeit bei Quartalsberichten
Am Dienstag wurde Steve Bartman zur Baseball-Legende. Der 26-Jährige fing im entscheidenden Spiel der Chicago Cubs gegen die Florida Marlins dem Cubs-Spieler Louis Castillo den Ball aus dem Fängerhandschuh weg. Der Ball war damit ungültig, und die Cubs verloren 8:3. Nicht ungewöhnlich - wenn Bartman nicht nur Zuschauer und ausgerechnet Cub-Fan gewesen wäre.
Zu seinem unverhofften Ruhm verhalf dem unglücklichen Fan auch der börsennotierte Fernsehsender Fox, der zur News Corp. des Medienmoguls Rupert Murdoch gehört. Mit der Übertragung der Baseball-Finalspiele landete Fox einen Treffer. Allein die ersten drei Spiele der Play-offs zogen 50% mehr Zuschauer vor die Bildschirme als im Jahr davor. Fox konnte alle Werbefenster verkaufen - 30 Sekunden 325 000 $. Zeit ist Geld: Der sportliche Einsatz könnte bei News Corp. 1 Cent mehr Gewinn pro Aktie bedeuten.
Disziplinarstrafen
Als Spielverderber betätigt sich derzeit die New York Stock Exchange. Die Börsenaufsicht prangert nach dem Image-ruinierenden Grasso-Skandal ein Foul der eigenen Eigentümer an. Sie will Disziplinarstrafen gegen fünf Handelshäuser verhängen. Der Vorwurf lautet auf unzulässige Handelspraktiken. Die Makler sollen unter anderem ihren Wissensvorsprung genutzt haben und ihre eigenen Orders vor denen ihrer Kunden ausgeführt haben. Dadurch sicherten sie sich bessere Kurse - und machten schnelle Dollar nebenher. Nach Schätzungen der NYSE sind es mehr als 100 Mio. $, die den Investoren so entgangen sind. Unter den Beschuldigten sind so renommierte Häuser wie Goldman Sachs, die Handelstochter von Bear Stearns und die grösste Spezialistenfirma, LaBranche, deren Vertreter aus ihrer Kritik am NYSE-Management in den letzten Monaten kein Hehl gemacht hatten.
Doch eingefleischte Aktienfans sind nicht so leicht zu erschüttern. Die US-Anleger - schon immer risikofreudiger als ihre europäischen Pendants - leihen sich Geld und pumpen dieses dann in Aktien. Wertpapiergeschäfte auf Kredit sind im Zeitraum von Januar bis Juli auf stolze 174 Mrd. $ gestiegen. Ein satter Zuwachs von 25% gegenüber dem Vorjahr. Das war selbst den Profis zu viel: Die Wertpapieraufsicht NASD warnte Anfang der Woche.
Neue Nahrung für die Optimisten gab der jüngste Bericht der US-Notenbanken. Im «Beige Book» geben die Zentralbanken der US-Bundesstaaten regelmässig Auskunft über die Lage der Wirtschaft vor Ort. Von den 12 Federal-Reserve-Banken berichteten 10 von steigenden Aktivitäten. Nur die Vertreter von Boston und Cleveland, Ohio, mussten Stagnation gestehen.
Doch die Marktteilnehmer liessen sich trotz dem Heimvorteil den Enthusiasmus vermiesen. Zur Halbzeit der Ertrags-Saison grübeln sie, ob die Gewinnerwartungen nicht zu hoch gespannt waren. Coca-Cola hat die Gewinnprognosen um 2 Cent verpasst. Vor allem zu Hause fehlte der rechte Durst, zudem bekam Vanilla Coke ebenfalls klebrig-süsse Konkurrenz von Vanilla Pepsi. Da wirkte selbst die Hitzewelle in Europa aus Gewinnsicht wie ein Tropfen auf den heissen Stein.
Genussmittel-Hersteller Altria - die einstige Philip Morris - schaffte es zwar mit Hilfe des schwachen Dollars, die Analysten-Erwartungen zu übertreffen. Das tröstete die Aktionäre aber wenig angesichts eines Gewinneinbruchs von 43% im 3. Quartal. Auch bei der Lebensmittel-Tochter Kraft bröckelt es: Der Gewinn tauchte um fast 7%. Den Rückwärtsgang hat auch der Baumaschinenhersteller Caterpillar eingelegt: Um 1 Cent kroch er pro Aktie an den Ertragsprognosen vorbei.
Übernahmegerüchte
Was aus den Ebay-Zahlen zu lesen sei, darüber rätselt die Branche noch. Meg Whitman, die Chefin des Online-Auktionshauses, hob für 2004 die Umsatzerwartungen um 800 Mio. $ auf 2,9 Mrd. an. Gleichzeitig werde man allerdings die bisherigen Ertragsschätzungen verfehlen. Das hat wilde Gerüchte über mögliche Übernahmen ausgelöst.
In der kommenden Woche treten die Pharmafirmen Pfizer und Eli Lilly sowie Biotech-Schwergewicht Amgen an. Bei den Finanzinstituten melden die beiden Grössten, Citigroup und J. P. Morgan, ihre Zahlen. Dann wird sich zeigen, ob die Unternehmen in Form sind. Jens Korte, New York