Hamburg (aktiencheck.de AG) - Jochen Reichert, Analyst von Warburg Research, stuft die Aktie von Balda nach wie vor mit dem Rating "halten" ein.
Während den Börsenturbulenzen der letzten Wochen sei der TPK-Kurs von Taiwan Dollar (TWD) 800 auf TWD 520 gefallen. Der Wert des von Balda gehaltenen TPK-Pakets (39 Mio. Aktien bzw. 16% der Anteile) habe sich damit um EUR 277 Mio. reduziert (bzw. einen negativen Werteffekt von EUR 5,10 pro Balda-Aktie). Damit habe Balda vermutlich ein günstiges Zeitfenster verpasst, um das TPK-Paket zu veräußern. Viele kurzfristig orientierte Investoren, die als Folge einer TPK-Transaktion in 2012e auf eine hohe Dividendenausschüttung spekuliert hätten, könnten damit enttäuscht werden.
Aus Sicht der Analysten könnten mögliche strategische, langfristig orientierte Interessen eines Balda-Großinvestors dabei eine Rolle spielen:
Der Vorstand von Balda habe mehrmals dargelegt, so viel wie möglich an TPK-Aktien in 2011 veräußern zu wollen. Da bisher kein Verkauf erfolgt sei, könnte der Balda-Aufsichtsrat, der vom Großaktionär Yield Return Management (WRe: "Michael Chiang") dominiert werde, eine entsprechende Entscheidung für einen Komplett-Verkauf der TPK-Aktien noch nicht getroffen haben. Damit könnte auf einen möglichen Konflikt zwischen Aufsichtsrat und Vorstand geschlossen werden.
Im Frühjahr habe TPK eine Wandelanleihe platziert. Im Zuge der Platzierung habe Balda einer weiteren Lock-up Frist für die gehaltenen TPK-Aktien zugestimmt, obwohl es hierfür rechtlich und gesetzlich keine Notwendigkeit gegeben habe. Es sei üblich, dass Großaktionäre Kapitalmaßnahmen mit bindenden Verpflichtungen unterstützen würden. Aber bei Balda repräsentiere die TPK-Beteiligung nahezu 100% des fair value der AG. Zudem werde die Flexibilität für eine mögliche Platzierung erheblich eingeschränkt. Somit war die lock-up aus Warburg-Research-Sicht wahrscheinlich !!!nicht im Sinne der Mehrheit der Balda-Investoren.!!!
Auf der letzten Hauptversammlung sei der Aufsichtsrat der Balda AG von sechs Personen auf drei Personen reduziert worden.
Ende September habe Balda bekannt gegeben, mit einer gemeinschaftlichen Kapitalmaßnahme mit TPK bis zu 9,5 Mio. TPK-Aktien in Q4/11 zu veräußern. Gleichzeitig plane TPK, bis 20 Mio. neue Aktien im Rahmen einer Kapitalerhöhung auszugeben. Damit würden die Balda-Aktionäre erneut verwässert. Darüber hinaus bestehe das Risiko, dass Balda ohne rechtliche Notwendigkeit erneut einer Lock-up für die TPK-Aktien zustimme, um die Durchführung der Kapitalmaßnahme zu unterstützen. Ein Verkauf der restlichen TPK-Aktien würde sich voraussichtlich mindestens in das zweite Halbjahr 2012 verschieben. TPK sollte insbesondere von dem neuen iPhone 4S profitieren und muss entsprechend Kapazitäten und Lager aufbauen. Dafür würden erhebliche Kapitalressourcen benötigt. Somit sei eine Kapitalerhöhung aus TPK-Sicht zu begrüßen – jedoch gelte dies nicht notwendigerweise für Balda-Aktionäre.
Auf dem gegenwärtigen Kursniveau ergebe sich ein rechnerischer Wert für den TPK-Anteil von EUR 480 Mio. bzw. EUR 8,10 pro Aktie. Bei einem Komplettverkauf der TPK-Aktien dürften Transaktionskosten zwischen EUR 32 Mio. und EUR 64 Mio. anfallen. Darüber hinaus dürfte ein Teil des Verkaufserlöses in Balda’s Investment Gesellschaft in Singapur verbleiben. Das neue Kursziel errechne sich aus: TPK-Aktien auf aktuellem Kursniveau, Transaktionskosten und dem Kerngeschäft Balda. Auf Basis dieser drei Komponenten ergebe sich ein neues Kursziel von EUR 7,90 (alt: 11,00).
Auf Grund der Unsicherheiten über den Zeitpunkt und der Höhe des TPK-Verkaufs, des möglichen Dissens zwischen Vorstand und Aufsichtsrat sowie der möglichen Corporate Governance-Thematik lautet das Rating der Analysten von Warburg Research für die Aktie von Balda weiter "halten". (Analyse vom 11.10.2011) (11.10.2011/ac/a/nw)