Israel plant massiven Militärschlag
Seite 57 von 147 Neuester Beitrag: 26.12.06 23:48 | ||||
Eröffnet am: | 27.06.06 08:58 | von: börsenfüxlein | Anzahl Beiträge: | 4.66 |
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oder einfach "egal"?
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Israel angeklagt
Menschenrechtsorganisationen und Waffenexperten beschuldigen den Nahoststaat, zivile Ziele im Libanon mit geächteten Waffen anzugreifen
Rainer RuppEntsorgung israelischer Geschoßhülsen an der Grenze zum Libanon Foto: AP
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Die in den USA beheimatete Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch beschuldigte am Montag die israelischen Streitkräfte, bei ihren Angriffen auf zivile Ziele im Libanon die geächteten »Streubomben« einzusetzen. Bei ihnen handelt es sich um Behälter, die mit bis zu mehreren hundert Minibomben gefüllt sind. Über dem Ziel öffnen sich Container und setzen Granaten mit einer enormen Sprengkraft frei. Diese sind mit rasiermesserscharfen Metallsplittern bestückt, die fast jede Deckung durchdringen. Ein Teil der Granaten bleibt scharfgemacht im Zielgebiet liegen, bis sie durch kleine Erschütterungen zur Explosion gebracht werden. Da sie Getränkedosen ähneln, greifen häufig Kinder nach ihnen. Sie waren in bisherigen Einsatzgebieten wie Afghanistan oder dem Kosovo meistens die Opfer.
Laut Human Rights Watch wurden in dem libanesischen Dorf Blida am Mittwoch vergangener Woche zwölf Zivilisten, darunter sieben Kinder, von Streubomben getötet. Sie werden Israel von den USA geliefert. Als Beweis für den Einsatz der Waffe präsentierte die Menschenrechtsorganisation Fotos aus israelischen Artilleriestellungen an der libanesischen Grenze mit »Streugranaten« vom Typ M483A1 mit je 88 Minigeschossen. »Niemals dürften sie in bewohnten Gebieten eingesetzt werden«, erklärte dazu der Direktor von »Human Rights Watch« Kenneth Roth.
Die Cluster-Munition dient dem erklärten Zweck Israels, die schiitische Bevölkerung aus dem 30 Kilometer breiten Grenzstreifen im Südlibanon zu vertreiben. Dazu ist dem israelischen Staatsterrorismus offensichtlich jedes Mittel recht, auch der Einsatz von international geächteten Waffen wie Phosphorbomben. Am Montag berichtete der Nachrichtensender CNN, daß israelische Kampfflugzeuge ohne Rücksicht auf die Bevölkerung Phosphorbomben auf zivile Ziele abgeworfen haben. Der CNN-Korrespondent Karl Penhaul zeigte Bilder von schwer verbrannten Kindern in libanesischen Krankenhäusern, in deren Brandwunden Phosphorrückstände gefunden wurden. Am Dienstag verlangte die Organisation Internationale Ärzte für die Verhütung eines Atomkriegs (IPPNW) gestützt auf eigene Informationen über den Phosphoreinsatz vom israelischen Botschafter in der Bundesrepublik Shimon Stein Aufklärung.
Das hochgefährliche und ebenfalls geächtete »abgereicherte Uran« (DU) bringen die Israelis in sogenannten »Bunkerbrechern« zum Einsatz – auch in dichtbevölkerten Regionen des Libanon. Im Irak hat der Einsatz von DU-Munition durch die USA zu langsamem Siechtum und Tod nicht nur bei Teilen der betroffenen irakischen Bevölkerung, sondern auch bei US-Soldaten geführt, die sich in den betroffenen Gebieten aufhielten.
Besonders makaber jedoch sind vor dem Hintergrund der Shoah Berichte aus den USA, daß Israel in Südlibanon auch Giftgas einsetzt. Der renommierte »Wayne Madsen Report«, zeigte am Wochenende im Internet ein Foto, das israelische Soldaten bei der Verladung von Bomben zeigt. Ein Mitarbeiter des militärischen Nachrichtendienstes der USA hatte die Waffen als chemische Bomben identifiziert. Die Granate wird von einem israelischen Soldaten getragen, die hebräische Beschriftung auf dem Panzerfahrzeug ist deutlich sichtbar. Dies würde Berichte aus dem Südlibanon erklären, wonach die betroffene Bevölkerung nach israelischen Angriffen über Übelkeit und Erbrechen klagte.
(jw)
wenn sogar mal israelische Ministerpräsident sagt, dass es ein humanitäres Problem gibt, dann ist dieses wohl schon seeehr weit fortgeschritten...
füx
Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wurde am 19. Juli im Südlibanon eine Familie Opfer eines israelischen Angriffs mit Streubomben. Ein Mann starb, zwölf weitere Familienmitglieder wurden verletzt. Die israelische Regierung will den Vorfall prüfen. Über den Einsatz solcher Bomben sagte gestern ein Armeesprecher: "Die Verwendung von Streumunition ist nach internationalem Recht legal, und die israelische Armee verwendet solche Munition in Übereinstimmung mit internationalen Standards." Weltweit stößt der Einsatz von Streubomben auf scharfe Kritik, sie kamen dennoch in den Kriegen der letzten 30 Jahre immer wieder zum Einsatz.
(taz)
Gleichzeitig habe Olmert sein Befremden über Annans Vorwürfe gegen Israel zum Ausdruck gebracht, teilte die israelische Regierung am Mittwoch mit. Bei dem Vorfall habe es sich um einen tragischen Unfall gehandelt und nicht um eine vorsätzliche Attacke. Der Zwischenfall solle untersucht werden.
Annan hatte wegen des israelischen Luftangriffs auf einen Beobachtungsposten der Vereinten Nationen (UN) schwere Anschuldigungen gegen Israel erhoben. Er sprach von einem "offensichtlich vorsätzlichen Angriff" der israelischen Armee und forderte eine umfassende Untersuchung "dieses äußerst beunruhigenden Vorfalls".
Bei den vier Getöteten handelt es sich offenbar um Staatsbürger Österreichs, Finnlands, Kanadas und Chinas. Sie waren Mitglieder der UN-Friedenstruppe Unifil, die seit 1978 die libanesisch-israelische Grenze überwacht.
füx
wenn man bedenkt, dass es unter den Politikern eine Art "Diplomatensprache" gibt, dann sind seine Kommentare zieeemlich heftig und auch überraschend...
füx
Streubomben
von Ulrich W. Sahm
"Streubomben sind gemäß dem internationalen Recht erlaubt. Die israelische Armee setzt sie entsprechend dem internationalen Standard ein." So lautete die offizielle Reaktion des Militärsprechers auf unsere Anfrage, nachdem die amerikanische Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch Israel vorgeworfen hatte, die "völkerrechtlich geächteten Waffen" im Libanon eingesetzt zu haben.
Die Streubomben, auf Englisch "Clusterbombs" genannt, fallen bei den Amerikanern in die Kategorie "dummer" Bomben. Sie werden aus der Luft abgeworfen, mit Raketen oder sogar mit Artillerie verschossen. In einer vorgegebenen Höhe öffnet sich der bis zu drei Meter lange Bombenkanister und verstreut seinen Inhalt: Bömbchen, Minen oder Granaten. Sie sind mit Sprengstoff oder Chemikalien gefüllt und sollen ein möglichst großes Gelände "sättigen" - wie das in der Militärsprache genannt wird. Die Munition, knapp ein Zentimeter große Kugeln oder größere Granaten nennen sich APERS, wenn sie gegen Menschen gerichtet sind oder AMAT, gegen Material. Ein Kanister kann bis zu 650 Einheiten solcher "Sub-Munition" enthalten. Nach Angaben der amerikanischen Armee explodieren nur etwa 93 Prozent der Minigranaten nach dem Aufschlag, sodass diese Waffe auch noch lange nach dem Ende eines Krieges Gefahr für Menschen bedeutet.
Eingesetzt werden die Streubomben auf dem Schlachtfeld, um vorrückende feindliche Soldaten zu treffen. Wegen der Unzuverlässigkeit dieser Munition, wird das getroffene Geländer zu einem tödlichen Minenfeld, das kaum oder gar nicht mit herkömmlichen Methoden geräumt werden kann. Diese Waffen wurden von der NATO in Jugoslawien und von den Amerikanern in Laos, Afghanistan und anderswo eingesetzt. Die Türkei benutzte sie gegen kurdische Dörfer und auch die Russen haben sie verschiedentlich gebraucht.
Eine eher primitive Form von Streubomben setzt die Hisbollah zurzeit bei Angriffen auf israelische Städte und Ortschaften ein. Vor allem aus Syrien gelieferten Sprengköpfe der Raed 2 und Raed 3 Raketen sind mit bis zu 4.000 winzigen Metallkugeln bestückt. Bei Aufprall und Explosion der Gefechtsköpfe schießen diese Kugeln durch die Gegend. Menschen sterben, als wären sie erschossen worden. An Häuserwänden entstehen Pockennarben im Putz. Die Bevölkerung im Norden Israels, etwa eine Million Menschen, hat nur deshalb relativ geringe Verluste erlitten, etwa 20 Tote und hunderte Verletzte, weil die Menschen "sehr diszipliniert" in ihren Häusern bleiben, und in Treppenhäusern oder Bunkern Schutz suchen.
Der israelische Militärsprecher konnte auf Anhieb nicht erklären, gemäß welchem internationalen Recht diese Bomben erlaubt seien und welches die von ihm zitierten "Standards" seien, an die sich die israelische Armee halte, wenn sie in den ländlichen Gegenden des Südlibanon diese Bomben einsetzt. Eine Prüfung der Rechtsabteilung des Militärsprechers könnte "mehrere Tage dauern".
Umgekehrt konnte eine Sprecherin von Human Right Watch auf Anfrage nicht das Internationale Recht angeben, wonach diese Waffen "verboten" seien, so wie Giftgas seit dem Ersten Weltkrieg international verboten ist.
Human Rights Watch hat am 18. Juli schon öffentlich erklärt. "Zivile Gebiete willkürlich anzugreifen ist ein ernster Verstoß gegen Menschenrechte und kann ein Kriegsverbrechen sein. Von der Hisbollah verwendete Gefechtsköpfe (mit hunderten Metallkugeln) haben nur einen geringen militärischen Wert, verursachen bei den Opfern schweres Leiden und machen das Verbrechen umso schlimmer." Wohl weil die Metallkugeln nicht explodieren, wie die Munition in den "Cluster Bombs", verzichtete die Menschenrechtsorganisation darauf, die Hisbollah der Verwendung von "Streubomben" zu bezichtigen, obgleich die syrischen Raketen lediglich eine primitivere Version einer tödlichen, allein gegen Menschen gerichteten Waffe sind.
«Rom» soll nun Waffenstillstand bringen
Top-Themen an der heutigen Libanon-Konferenz unter Beteiligung der Uno sind ein Waffenstillstand und die Errichtung einer Pufferzone mit Friedenstruppen.
Tel Aviv/Beirut/Rom Seit zwei Wochen bekämpfen sich Israel und die radikal-islamische Hisbollah. Eine Waffenruhe ist nicht in Sicht. Heute soll die Libanon-Konferenz in Rom zumindest Lösungsmöglichkeiten aufzeigen. Mindestens 13 Aussenminister werden in der italienischen Hauptstadt erwartet. Die Konferenz müsse «eine konkrete Strategie» aufzeigen, um den Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah zu beenden, fordert Uno-Generalsekretär Kofi Annan. «Wir dürfen auf keinen Fall mit leeren Händen auseinander gehen.» Top-Themen seien eine Waffenruhe, die Organisation einer multinationalen Truppe sowie Hilfen für die Zivilbevölkerung, sagte Italiens Ministerpräsident Romano Prodi. Zu dem Treffen wurde im Wesentlichen die im September 2005 gegründete so genannte Libanon-Kerngruppe zusammengerufen, die auf Initiative der USA nach der Ermordung des ehemaligen libanesischen Ministerpräsidenten Rafik Hariri gegründet worden war. Zur Kontaktgruppe gehören neben den USA Grossbritannien, Frankreich, Italien, Russland, Ägypten, Saudi-Arabien, Vertreter der Uno und der EU sowie der Weltbank. Erweitert wird der Kreis um Deutschland, Spanien, die Türkei, Jordanien und Kanada. Libanon ist durch Regierungschef Siniora vertreten.
Annan für Pufferzone
Für Annan gehört zu den Friedensmassnahmen eine Uno-Truppe, die den angestrebten Waffenstillstand in einer Pufferzone zwischen Israel und Libanon überwachen soll. Geht es nach ihm, sollen sich auch Iran und Syrien an einer Lösung beteiligen. Die sind freilich bei dem Treffen nicht dabei, ebenso wenig wie Israel.
Jordanien, Saudi-Arabien und Ägypten wollen in Rom eine Initiative vorstellen. Nach Angaben aus Amman geht es um drei Punkte: «unverzüglicher Waffenstillstand» in Libanon, die Ausdehnung der libanesischen Regierungskontrolle über das gesamte Staatsgebiet sowie die Linderung des Leidens der Bevölkerung.
Rice im Gespräch mit Abbas
US-Aussenministerin Condoleezza Rice hat nach palästinensischen Angaben in Ramallah bereits Gespräche mit Präsident Mahmud Abbas aufgenommen. Rice war zuvor in Israel mit Premier Ehud Olmert und Verteidigungsminister Amir Perez zusammengetroffen. Führer radikaler Palästinenserorganisationen teilten gestern mit, sie lehnten den Besuch der US-Aussenministerin ab. In einem Flugblatt der führenden Fraktionen hiess es, Rice wolle «Druck auf die Palästinenser ausüben, damit diese ihren Kampf gegen die israelische Besatzung aufgeben».
Nach Angaben eines Hamas-Politbüro-Mitglieds dient die Verschleppung dreier israelischer Soldaten durch die Hisbollah und die Hamas allein dem Ziel eines Gefangenenaustausches.
Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas setzte sich für Verhandlungen zwischen Israel und der libanesischen Regierung ein. Bei einem Treffen mit Rice in Jerusalem hatte der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert erklärt, Israel sei entschlossen weiterzukämpfen. Der Kampf gegen die Hisbollah werde mit «härtesten Mitteln» geführt.
Israel ist aber offenbar doch bereit, Flugzeuge mit Hilfsgütern für die libanesischen Kriegsopfer auf dem internationalen Flughafen von Beirut landen zu lassen. Nötig sei eine vorherige Absprache solcher Flüge, erklärte das Amt von Ministerpräsident Olmert. Nach Beginn der Militäroffensive in Libanon vor zwei Wochen hatte Israel eine See- und Luftblockade über das Land verhängt. Diese Blockade hat die Lage für die Opfer des Krieges zusätzlich erschwert.
Aufbauhilfe aus Saudi-Arabien
Saudi-Arabien stellt der Zentralbank Libanons eine Milliarde US-Dollar zur Stützung der libanesischen Währung zur Verfügung. Zudem gebe es 500 Millionen Dollar zum Wiederaufbau des Landes, teilte der saudi-arabische König Abdullah ben Abdel Asis in einer Erklärung mit. Riad hatte bereits eine Soforthilfe von 50 Millionen Dollar für Libanon bereitgestellt. Den Palästinensern sicherte König Abdullah 250 Millionen Dollar zu. (sda/dpa)
Der französische Präsident Jacques Chirac hat sich gegen Überlegungen ausgesprochen, eine Friedenstruppe der NATO in den Nahen Osten zu entsenden. Die nordatlantische Allianz werde in der Region als 'bewaffneter Arm des Westens' gesehen, wurde Chirac am Mittwoch von der Tageszeitung 'Le Monde' zitiert. Dieses Image wäre für eine Befriedung des Nahostkonflikts nicht sehr hilfreich. Aus französischer Sicht könne es deshalb keine Mission der NATO sein, eine Friedenstruppe für den Libanon zusammenzustellen, sagte Chirac. Israel hat signalisiert, dass es eine solche Truppe akzeptieren könnte.
(N24.de, AP)
Betende Soldaten nahe der Front |
Bei der Bodenoffensive der israelischen Armee im Südlibanon sind nach Angaben des arabischen Fernsehsenders El Dschasira am Mittwoch mindestens neun Soldaten getötet worden.
Die Soldaten seien bei Gefechten mit der Hisbollah-Miliz im Dorf Bint Dschbeil ums Leben gekommen, hieß es in dem Bericht. Nach Angaben des Fernsehsenders El Arabija liegt die Zahl der toten Soldaten bei mindestens zwölf. Israel liefert sich seit etwa zwei Wochen Gefechte mit der radikalen Hisbollah-Miliz im Südlibanon.
Die Hisbollah feuerte ihrerseits erneut Raketen auf den Norden Israels. Nach Angaben von Polizei und Ärzten wurden mehrere Menschen verletzt. In der Küstenstadt Haifa sei eine Rakete neben einem Auto eingeschlagen und habe den Fahrer schwer verwundet. Den Angaben zufolge hat die Hisbollah auch die israelischen Städte Acre, Carmiel und Safed mit Raketen beschossen.
Vieles spricht dafür, dass die Hizbollah sich verkalkuliert hat. Mit dem harten Vorgehen Israels hat sie offenbar nicht gerechnet. von jörn schulz
Nicht alle Islamisten streben nach dem Märtyrertum. »Es kann kein Ende des Jihad geben«, hatte der in Syrien geborene Prediger Omar Bakri in Großbritannien verkündet. Vor einem Jahr reiste er in den Libanon, und weil er mehrfach zur Gewalt aufgerufen hat, verweigert ihm das britische Innenministerium die Rückkehr. Da ihm Beirut derzeit zu unsicher erscheint, wollte er sich am vergangenen Freitag zu von einem vor der Küste liegenden britischen Kriegsschiff evakuieren lassen. Da sein Pass abgelaufen ist, war er nicht willkommen an Bord.
Sheikh Hassan Nasrallah, der Generalsekretär der Hizbollah, würde eine solche Verweichlichung vielleicht auf den zu langen Aufenthalt im Westen zurückführen. In einer von al-Manar, dem Fernsehsender der »Partei Gottes«, Ende Mai ausgestrahlten Rede pries er »die Bereitwilligkeit unseres Volkes und unserer Nation, ihr Blut, ihre Seelen, Kinder, Väter und Familien zu opfern«. Anders die Juden: »Ihr starkes Festhalten an dieser Welt mit all ihren Eitelkeiten und Vergnügungen stellt eine Schwäche dar.«
Nasrallah glaubte, es derzeit auch noch mit einer »schwachen Regierung« in Israel zu tun zu haben. Ein Anwalt als Ministerpräsident und ein ehemaliger Gewerkschaftschef als Verteidigungsminister – da erschien es unwahrscheinlich, dass die Regierung härter auf Provokationen reagieren würde, als der General a.D. Ariel Sharon es tat. Nasrallah war auch der Ansicht, dass die »mehr als 12 000 Raketen« der Hizbollah, die »den gesamten Norden des besetzten Palästina (gemeint ist Nordisrael, d. Red.) erreichen« können, eine »Balance« herstellen würden.
Möglicherweise handelte er auch unter dem Druck seiner syrischen und iranischen Unterstützer. Doch um die vom syrischen Präsidenten Bashar al-Assad gefürchtete Wiederaufnahme von palästinensisch-israelischen Friedensverhandlungen zu verhindern, hätten die Kämpfe in Gaza genügt. Und es ist zwar nicht ausgeschlossen, dass das iranische Regime glaubt, die Eskalation im Libanon würde die Aufmerksamkeit von seinem Atomprogramm ablenken. Wer jedoch darüber nachdenkt, wie die Lage aussehen würde, wenn dem Iran bereits ein einsatzfähiges Atomwaffenarsenal zur Verfügung stünde, kann schwerlich zu dem Schluss kommen, dass man die Ayatollahs getrost weiter Uran anreichern lassen sollte.
Viel spricht dafür, dass die Hizbollah sich verkalkuliert hat. Gegenüber der ägyptischen Tageszeitung al-Ahram gab der libanesische Innenminister Ahmed Fetfet an, ein Beauftragter der Hizbollah habe ihn nach der Entführung der Soldaten ausgesucht und »vorhergesagt, dass die israelischen Militäroperationen begrenzt sein und sich auf die Bombardierung von ein paar Brücken im Süden beschränken werden«.
Dass ihr Ziel die Vernichtung Israels ist, hat die Hizbollah nie verborgen. Andererseits achtete die islamistische Partei bislang immer darauf, ihre innenpolitische Macht nicht zu gefährden. Denn nur diese Verankerung erlaubt es der Hizbollah, die von ihr angestrebte Rolle als Vorbild für den islamistischen »Widerstand« zu spielen und regionalen Einfluss zu gewinnen. Ein Gefangenenaustausch wäre ein Propagandaerfolg für die Hizbollah gewesen, und schließlich hatte Israel sich noch vor zweieinhalb Jahren auf ein solches Geschäft eingelassen.
Im Austausch gegen 401 palästinensische und 23 libanesische Gefangene erhielt Israel damals die Leichen dreier von der Hizbollah getöteter Soldaten, zudem ließen die Islamisten Ehanan Tennenbaum frei. Doch Tennenbaum war, anders als die Mitte Juli gekidnappten Soldaten, im Libanon entführt worden. Wohl gerade weil die von Ehud Olmert geführte israelische Regierung beabsichtigt, den größten Teil der Westbank auch ohne ein Abkommen mit den Palästinensern zu räumen, entschied sie sich für eine militärische Reaktion, die weit über das im Rahmen der Konfrontationslogik übliche Maß hinausgeht. Nur wenn die Israelis erwarten, nach dem Rückzug sicherer zu leben, kann die Regierung ihre Pläne durchsetzen.
Mit einer »Shock and Awe«-Kampagne soll eine abschreckende Wirkung erzielt werden. »Die Zurückhaltung, die wir in den vergangenen Jahren gezeigt haben, wurde von den Terroristen als Schwäche interpretiert«, stellte Generalstabschef Dan Halutz fest. Nun werden auch Ziele bombardiert, die der Hizbollah in diesem Konflikt schwerlich von Nutzen sein können. Andererseits aber könnte das israelische Militär noch weit größere Zerstörungen anrichten. Ein Offizier, der namentlich nicht genannt werden wollte, sagte bei einem Briefing im Verteidigungsministerium der Jerusalem Post, das Militär sei »sehr vorsichtig, damit wir genug Druck auf die libanesische Regierung ausüben, um die Situation zu ändern, aber nicht so viel, dass sie stürzt«.
»Wir wissen, dass es keinen militärischen Weg gibt, die Hizbollah zu neutralisieren«, sagte Mark Regev, der Sprecher des israelischen Außenministeriums. »Der einzige Weg, das zu tun, ist, die internationale Gemeinschaft und ihre Entschlossenheit zu mobilisieren.« Die israelische Regierung hofft, die Hizbollah militärisch hinreichend schwächen zu können. Wenn das geschehen ist, sollen die internationalen Vermittler und eine Friedenstruppe im Südlibanon dafür sorgen, dass die Jihadisten nicht zurückkehren. »Wir werden keine Fahnen der Hizbollah mehr nahe der israelischen Grenze wehen sehen«, erklärte Regev kategorisch.
Doch die Verhältnisse im Irak und in Afghanistan zeigen, wie schwer es konventionellen Armeen fällt, islamistische Terrorgruppen zu besiegen. Zudem sind die Kämpfer der Hizbollah gewissermaßen die Special Forces des Jihadismus, nicht nur zum »Märtyrertum« bereit, sondern auch militärisch gut ausgebildet. Bei den ersten Bodenkämpfen wurden bereits fünf israelische Soldaten getötet.
Wie eine diplomatische Lösung aussehen könnte, ist noch unklar. Eine Friedenstruppe müsse »robust genug« sein, um eine Rückkehr der Hizbollah in den Südlibanon zu verhindern, sagte US-Außenministerin Condoleezza Rice. Allein die Aussicht, möglicherweise in Kämpfe mit den Jihadisten verwickelt zu werden, dürfte dafür sorgen, dass der Andrang sich in Grenzen hält, wenn eine solche Truppe zusammengestellt werden sollte. Zudem muss auch die Regierung des Libanon der Stationierung zustimmen.
Gänzlich aussichtslos ist das Unterfangen jedoch nicht. Auch die meisten arabischen Regierungen fürchten einen Machtzuwachs der Hamas, der Hizbollah und des Iran. Und im Libanon ist nicht nur Fetfet der Ansicht, die Hizbollah habe »uns dahin gebracht, wo wir jetzt sind«, auch wenn dies »die israelische Aggression nicht rechtfertigt«. Man muss die Israelis nicht lieben, um die Hizbollah zu hassen. Die Konfrontation mit Israel behindert die wirtschaftliche Entwicklung des Landes, dessen an sich sehr geschäftstüchtiger Oligarchie es nach dem Abzug der syrischen Truppen leichter fallen könnte, mit Israel über einen Friedensvertrag zu verhandeln. Allerdings dürften nur die wenigsten Libanesen bereit sein, einen neuen Bürgerkrieg zu riskieren, um die Hizbollah zu entwaffnen. Vor einem solchen Schritt warnte Nasrallah bereits im vergangenen Jahr: »Wenn irgendjemand, egal wer, auch nur darüber nachdenkt, uns zu entwaffnen, werden wir ihn bekämpfen.«
http://www.jungle-world.com/seiten/2006/30/8192.php
Die Entscheidung für diesen Krieg war in vielfacher Hinsicht ein großer Fehler.
"Shock und Awe" hat noch nie funktioniert - je größer die Vernichtungen sind. umso solidarischer versammelt sich die Bevölkerung hinter den Machthabern - ein Blick in die Geschichtsbücher hätte da gereicht.
Es gibt kein Ausstiegsszenario - genau der gleiche Fehler, den die USA im Irak gemacht haben.
Jeder Tag länger, den dieser Krieg dauert und je mehr Opfer es auf israelischer Seite gibt, umso mehr wird der Nimbus der israelischen Armee als unbesiegbar zu gelten zerstort, mit allen unangenehmen Folgen.
Eine hochgerüstete 800.000 Mann-Armee kann nichtmal verhindern, dass weiterhin Raketen auf Israels Boden einschlagen, obwohl ihr nur wenige tausend Kämpfer entgegen stehen.
Was bleibt, um das Gesicht zu wahren? Immer brutalere Bombenangriffe auf zivile Ziele mit entsprechenden Bildern, die um die Welt gehen und Israels Image sicherlich nicht positiv verändern?
Die Generäle haben Israel in eine Sackgasse geführt, aus der es nur sehr schwer ohne Gesichtsverlust wieder herauskommen kann.
Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
60 bis 70 Tausend Guerillakämpfer,
die jederzeit in der Zivilbevölkerung
untertauchen können.
Mfg
Verboten sind illegale waffen nur, wenn sie der gegner oder "die bösen" einsetzen.
Und wenn man von keinem land bestraft werden kann, ist alles erlaubt.
mfg
ath
PS. seien wir ehrlich, USA=Römer=Bush=Hitlers grösssenwahn
Wenn sich Israel einfach zurückzieht, ist in einem Jahr wieder alles wie gehabt.
Bleibt Israel im Libanon, werden sie auch nicht glücklich - der Rückzug aus dem Libanon hatte damals handfeste Gründe(starke Verluste bei der Armee).
Internationale Schuizzone - hätte man unter dem Eindruck der Entführung eventuell auch so erreichen können.
Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
Meiner Meinung nach - und das habe ich an anderer Stelle gepostet - wird es ohne glaubwürdige Sicherheitsgarantien vür Israel keinen Frieden in der Region geben. Und damit meine ich nicht, dass alle Beteiligten in die Hand versprechen, dass sie sich nicht mehr angreifen, sondern dass strukturelle Voraussetzungen geschaffen werden, die Konflikte verhindern oder zumindest verringern.
Schutzzone klingt schonmal gut.
Es gibt aber bereits Schutzzonen, zum Teil von Israel (Golanhöhen, Palästinensergebiete) und zum Teil von der UNO (Streifen an der syrischen Grenze zu Israel) geschaffen. Wenn die Uno nichts ähnliches im Südlibanon schafft, wird Israel es dort einrichten. Weil es für sie keine andere Möglichkeit des Ueberlebens gibt.
Die Hisbollah hat nämlich nicht nur die reichweitenbegrenzten Katjuschas, sondern auch weiterreichende Fadschr-Raketen, die irgendwo unter der libanesischen Zivilbevölkerung verbuddelt sind. Nicht so viele, aber damit kommen sie von der Grenze locker bis Haifa und weiter bis in die Mitte Israels.
So "geschlossen" wie sich die Welt/UNO derzeit präsentiert, sehe ich allerdings keine grossen Chancen auf eine Pufferzone in der nächsten Zukunft, sagen wir, Wochen.
Als nächstes müssen die nicht-staatlichen Militärverbände im Libanon und den Palästinensergebieten entwaffnet werden. Syrien und Iran müssen gezwungen werden, diese nicht mehr mit Waffen und Geld zu unterstützen. Dann verliert die Hisbollah auch den Rückhalt in der Bevölkerung, denn im Moment ist sie nur zum Teil aufgrund der Angriffe gegen Israel beliebt, bezieht viel mehr Unterstützung durch ihre Versorgung von Familien von Kämpfern etc.
Allerdings: auch bei der Entwaffnung sehe ich wenig Chancen durch die UNO.
Daher fürchte ich, dass es noch länger so weitergeht, bis beide Seiten erschöpft innehalten, den jetzigen Status quo für eine Zeit mehr oder weniger friedlich erhalten und es dann in einigen Monaten oder Jahren neu anfängt.
Was die Entführung angeht: bevor Israel die Hisbollah angegriffen hat, war das ja wohl lediglich eine Randnotiz in den Medien wert - ich glaube kaum, dass das Schicksal von zwei Soldaten die Durchsetzung der bestehenden UNO-Resolution forciert hätte oder gar eine neue...
Erst in dem so entstandenen Machtvakuum konnte sich die Hisbollah völlig ungeniert gebärden, da die libanesische Regierung als Ordnungsmacht nicht die Rolle ausfüllen konnte und kann, die ihr eigentlich zusteht.
An der israelisch/syrischen Grenze ist es nämlich ruhig, da die Syrer wohl etwas vernünftiger und berechenbarer sind, als die Hisbollahkämpfer.
Avnery hätte es gerne gesehen, wenn Syrien auch die Südgrenze Libanons kontrollieren würde.
Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
Die Hizbullah wurde von und unter den Syriern hochgerüstet. Unter den Syriern hat die Hizbullah laufend Nordisrael beschossen.