Lebenstraum Weltumradlung


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Neuester Beitrag: 21.09.16 23:03
Eröffnet am:07.04.13 21:19von: weltumradlerAnzahl Beiträge:2.406
Neuester Beitrag:21.09.16 23:03von: CatalinaLeser gesamt:370.998
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6713 Postings, 5287 Tage weltumradler880. Tag 121km (52.399km) Fr. 23.08.2002

 
  
    #1176
3
13.12.15 07:22
Erstmals bin ich mit dem Platz meiner Hängematte hier in Brasilien nicht zufrieden. Obwohl ich mit Caracarai in einer 13`Einwohner zählenden Stadt "gelandet" bin habe ich keine geeignete Unterkunft gefunden. In dem Ort gibt es zwar einige Hotels, doch wollte ich mir dieses Geld sparen und mir später in Boa Vista mal wieder Aircondition leisten.

Unter meiner Matte lauern die Beißer in Form von roten Ameisen, und ob das Dach dicht ist darf bezweifelt werden. Aufgebaut habe ich mein Domizil unter einem offenen Dach wo Kohle gelagert wird. Moskitos scheint es hier auch wieder mehr zu geben, beim Duschen habe ich etliche gesichtet und hier hat mich eine auch schon gestochen. Wesentlich mehr Bisse habe ich allerdings schon von den aggressiven "Roten" erhalten, ich hoffe nur, dass sie nicht den Weg hinauf zur Matte finden. Übernachtet wird übrigens in der unmittelbaren Nähe einer Tankstelle.

Heute Morgen bin ich bereits kurz nach 6.00 losgefahren, nachdem ich eine Stunde früher durch zwei LKW Fahrer geweckt wurde und aufstand. Ich war wach, entschied mich für das Weiterradeln und nicht für die Fishingtour. Weshalb kann ich nicht genau sagen und diese Frage beschäftigte mich den ganzen Tag über, vielleicht ist es ja doch an der Zeit in Cacracas heimzufliegen. Derzeit weiß ich wirklich nicht, in welche Richtung mein Flieger abheben wird.

Aus Sicht eines Weltenbummlers war der heutige Tag ein easy ride, landschaftlich gesehen wird es immer trostloser. Der Grund hierfür wird in der immer offener werdenden Landschaft, der Dschungel musste für das Weideland weichen. Das schlimme daran ist nicht der eigentliche Kahlschlag, immer noch sieht diese ja recht grün aus, sondern vielmehr die vielen "verlassenen" Landstriche. Man erkennt gut welche Landstriche noch benutzt bzw. betrieben werden und welche verwahrlosen. Je mehr ich mich dem Rio Branco näherte, desto mehr überschwemmte Landstriche konnte ich sehen. Der derzeitige Wasserstand scheint nicht normal zu sein, denn viele Weidezäune stehen im Wasser.

13km vor Caracai überspannte eine 700m lange Brücke den Fluss, und kurz danach fuhr ich im Regen. Ich denke, dass mir das Radeln im Feuchten noch nie so viel Freude bereitet hat wie heute, es war eine herrliche Abkühlung. Überhaupt herrschten heute fast ideale "Amazonas" Radelbedingungen. Es war fast immer bewölkt und zuletzt hatte ich neben der wohltuenden Abkühlung noch Rückenwind.

http://2.bp.blogspot.com/-W4AWwYBxP1I/TdevzBmcfvI/...s1600/carac3.jpg

Pausen habe ich natürlich heute auch gemacht, und zwar bei km 50 und 82. Bei der letzten wollte ich eigentlich bereits übernachten doch hatte ich dort keine Essensmöglichkeit.

Noch 140 km trennen mich von Boa Vista und sollte ich morgen ähnlich gute Bedingungen vorfinden werde ich versuchen durchzufahren. Dies wäre eigentlich keine so gute Idee denn Sonntags scheinen in Brasilien die Bordsteine "hochgeklappt" zu sein.

Gruß Welti  

6713 Postings, 5287 Tage weltumradler881. Tag 138km (52.537km) Sa. 24.08.2002

 
  
    #1177
1
13.12.15 07:49
Eigentlich hätte ich es ja wissen müssen..., was?, na dass ich heute Boa Vista erreichen würde. Die Bedingungen waren gut (Wolken und leichter Gegenwind) sodass mir schnell klar war den Ort zu erreichen. Immerhin bin ich jetzt in 6 Fahrtagen "stolze" 637km gefahren wobei ich beim "Schummeltag" durch das Indio Reservat ja nur einen halben Tag geradelt bin.

Auf den ersten Blick betrachtet ist Boa Vista eher ein trostloser Ort und vielleicht war es ein Fehler, dass ich bereits für 3 Nächte gebucht habe. Mir scheint es so, dass die Stadt überhaupt kein richtiges Zentrum hat, recht großflächig angelegt ist, auch scheint ihr der gewisse Flair zu fehlen. Ähnlich empfand ich es auch schon in Manaus und vielleicht sind die brasilianischen Städte nichts für mich.

http://www.dicadanet.net/img/fotos/boa%20vista%204.jpg
http://3.bp.blogspot.com/_wTAJqtB7cDA/THRw4cx7yQI/...STA+-+CIDADE.JPG

Wie schon fast befürchtet war die Nacht dank zahlreich Moskitos schlaflos. Da zudem noch Vollmond war stand ich bereits gegen 5.00 auf und war 40 Minuten später abfahrbereit. Wie immer in den letzten Tagen kam ich in den frühen Morgenstunden gut voran, bis 10.00 lässt es sich eigentlich gut radeln. Hier im hohen Norden Südamerikas scheinen die Temperaturen dank der Bewölkung wesentlich angenehmer u sein als z.B. in Manaus.

Die Schwüle und die damit verbundenen Anstrengungen zeichnen mal wieder meinen Körper. Ich habe mal wieder einige Herpesbläschen unterhalb der Lippe, mein Hintern sowie mein bauch haben wieder rote "Hitze?"bläschen, allerdings jucken sie bei weitem nicht so wie in Pakistan/Indien bzw. Südostasien.

Auch heute hatte ich zwei pausen und zwar bei km 40 und 80, danach bin ich durchgefahren. Heute während des Radelns musste ich wieder an Afrika denken, meine Gefühlswelt scheint täglich zu schwanken und ich bin wirklich gespannt wohin es mich verschlägt.

Je mehr ich mich Boa Vista näherte desto erschlossener wurde das Gebiet. Heute sah ich jedoch keine verwilderten Weideflächen, alles sah herrlich grün aus. Am Horizont sah ich einige Berge und der Weg nach Venezuela soll ein wenig hügeliger werden.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5287 Tage weltumradler882. Tag 0km (52.537km) So. 25.08.2002

 
  
    #1178
2
13.12.15 08:17
Ach, was war das nur für eine herrlich schlafreiche Nacht. Mich störten weder das Geräusch des Ventilators noch eventuell vorhandene Moskitos. Vielleicht wirken die Räuchstäbchen ja wirklich und die Mosis flüchteten durch einen Fensterspalt, hier in Boa Vista schein es aber auch nicht sonderlich viele von ihnen zu geben. Bei so viel Ruhe schlief ich von 21.00 bis kurz vor 7.00 so gut wie durch.

Was mich dann wirklich überrascht hat war die Tatsache, dass etliche Geschäfte am Sonntagmorgen geöffnet hatten, dies war in Manaus anders. So sitze ich jetzt z.B. in einem Supermarkt und habe soeben das Frühstück zu mir genommen. Es gab 3 mit Schinken und Käse aufgewärmte Teilchen, einem Erfrischungsgetränk sowie einen Kaffee.

Das Kaffee trinken hier in Brasilien ist eine Philosophie für sich. Beim Milchkaffee wird die Tasse bzw. der Becher bis zum Rand gefüllt während es beim cafe negro nur die Hälfte davon gibt. In Zukunft werde ich den Kaffee somit wohl wieder mit Milch trinken.

Jetzt gegen 16.00 habe ich den Feierabend mit einem Antarctica Bier eingeleitet. Hierzu sitze ich im Schatten außerhalb eines Restaurants, lausche brasilianischer Musik, es handelt sich hierbei nicht um Sambaklänge sondern vielmehr wohl Liebeslieder, und habe gleichzeitig Blick auf den Rio Blanco. Ich bin hier wohl wieder in einem ärmeren Viertel gelandet und die Häuser am Fluss sind einfache Holzbauten und stehen auf hohen Stelzen. Gerade ist eine der brasilianischen Schönheiten mit einem blauen Auge vorbeigelaufen......

Das was ich bisher von der Bevölkerung mitbekommen habe scheint jedoch friedfertig zu sein. Bisher sah ich noch keine Betrunkenen, laute bzw. hitzige Debatten konnte ich auch noch nicht hören - dies war in Peru bzw. Bolivien anders.

Am heutigen Tage habe ich lediglich gefaulenzt, nicht besonderes unternommen. "Froh" war ich jedoch, als ich ein Internet Cafe habe ausfindig machen können und dort werde ich mich morgen wohl ein wenig aufhalten.

Im Venezuela Kapitel habe ich noch ein wenig geschmökert und mir meine Weltkarte angesehen, der Blick war auf Afrika gerichtet......

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5287 Tage weltumradler883. Tag 0km (52.537km) Mo. 26.08.2002

 
  
    #1179
4
13.12.15 08:44
Nachdem ich nun ca. 2,5h eine wirklich gute Unterhaltung mit einer hübschen Brasilianerin hatte bin ich der nächste, der einen freien Platz am Computer ergattern konnte. Es ist wirklich verrückt, dass es in dem großen Boa Vista so gut wie kein Internet Cafe gibt. jenes, welches ich nach langem Suchen gefunden hatte ist eigentlich keines sondern vielmehr ein Buchgeschäft mit zwei aufgestellten Computer. Der Hauptumsatz wird wohl mit den wartenden Gästen gemacht, ist auch eine Art Cafeteria, sowie mit den Computern (5 Reales pro Stunde). Was soll`s, ich habe ja Zeit und hatte eine wirklich gute Unterhaltung mit der englisch sprechenden Brasilianerin, welche bereits in den Staaten, Mexico sowie Österreich gelebt hatte.

Den frühen Vormittag hatte ich dann hauptsächlich mit dem Aufsuchen eines Radgeschäftes verbracht, auch dies gestaltete sich schwieriger als gedacht. Nach ca. 1 Stunde fand ich eines welches jedoch keinen guten Mantel hatte. Die vorhandenen konnten lediglich bis 2,5 bar aufgepumpt werden und dies erschien mir eindeutig zu soft. Zurück ging es zum Hotel um anschließend gemeinsam mit Black Beauty auf die Suche zu gehen, ich wollte flexibler und schneller unterwegs sein. Beim 2. Stopp wurde ich fündig und zahlte für den besten "Thai" gerade einmal 13 reales (4,5 US$), sodass ich mit dem letzten somit lediglich ?km gefahren bin.

Auf stolze 5 Stunden habe ich es dann in der Bücherei gebracht wobei ich zwei davon mit Schreiben von E-Mails (Eltern) und lesen verbracht habe. Von Tini und Thomas lagen jeweils eines vor und sie haben mir zum Geburtstag gratuliert, hierrüber hatte ich mich natürlich sehr gefreut. Ebenso über die Tatsache, dass mein Päckchen aus la Paz wohlerhalten angekommen ist.

Gefühlsmäßig bin ich im Moment wieder einmal nicht unbedingt oben auf. Wieder einmal bin ich mir nicht im Klaren für welche Flugrichtung ich mich entscheiden werde. Fliege ich nach Deutschland werde ich vermutlich nach einiger Zeit beginnen von Afrika zu träumen. Fliege ich nach Afrika wird mich wohl das Heimweh plagen..... Einerseits sehne ich mich nach ein wenig Luxus, einem zu Hause, meinen Hobbies wie Eishockes, Fischen sowie dem Post Jahn andererseits aber auch nach dem Abenteuer AFRIKA. Wenn ich nicht jetzt Afrika beradel werde ich es wohl nie tun. Meine Hobbies, den Wohlstand sowie die Familie werde ich noch lange genug genießen können, letztendlich würde sich alles nur um ca. 10 Monate verschieben.

Wenn man dies alles berücksichtigt MUSS mein Flug wohl Richtung schwarzen Kontinent gehen. Ich hoffe nur, dass mir Gott den richtigen Weg weist.

Morgen möchte ich nun auf alle Fälle Richtung Venezuela aufbrechen.

Gruß Welti  

6713 Postings, 5287 Tage weltumradler884. Tag 105km (52.642km) Di. 27.08.2002

 
  
    #1180
4
20.12.15 07:59
Bereits gegen 13.20 habe ich mein tagesziel erreicht und wäre eigentlich gerne noch 1 1/2 h länger gefahren. Das nächste Straßencafe soll jedoch erst nach ca. 50km kommen und so habe ich mich entschlossen hier, ca. 20km nach der Überfahrt des Rio Uraricuera, meine Hängematte aufzubauen. Ein etwas "besseres" Restaurant passierte ich ca. 3km zuvor, doch hätte ich dort wohl nicht schlafen dürfen, in den vorhandenen Hotelbetten sicher schon...

Wie in den letzten Fahrtagen auch startete ich heute früh gegen 6.00 und hatte ein wenig Mühe die richtige Straße nach Venezuela zu finden. Ich fuhr ein wenig kreuz und quer und hatte mit Sicherheit nicht den kürzesten Weg sprich die "Ideallinie" gefunden. An einer Tankstelle stärkte ich mich dann mit zwei hot Dogs sowie zwei Fruchtsäften und hatte danach einen einfachen Fahrtag.

Ea war größtenteils und vorbei ging es an große Weideflächen? ohne jedoch kaum Huftiere zu sehen. Die Landschaft erinnerte mich ein wenig an das paraguayische Chaco, hierbei vor allem an die Palmsavanne, wobei wenig Palmen zu sehen waren. Vom ursprünglichen Dschungel ist so gut wie nichts übrig geblieben, so weit das Auge reicht sieht man Graslandschaft, auch hier sind noch einige Flächen überflutet.

Meine zwei Pausen hatte ich bei km 43 sowie 85. Die zweite genoss ich am Rio Uraricuera, einem mindestens 500m breiten Fluss. Es wäre dort mit Sicherheit ein idealer Zeltplatz gewesen doch einige Kilometer hätten es heute doch noch werden sollen. "Dank" der offenen Fläche sah ich dort einen ca. 1,80m großen Ameisenbär. Es war ein äußerst beeindruckender Anblick, vielleicht der Spektakulärste hie in SA. Besonders beeindruckend war der überdimensional, äußerst buschige Schwanz. Für mich sah die Gangart des Tieres doch recht unbeholfen aus.

http://www.gute-foto.de/Ameisenbaer-1/images/Ameisenbaer-1.JPG
http://4everstatic.com/bilder/674xX/tiere/...ier,-schlafen-240108.jpg

Bei dem kurzen Stopp bei dem Hotel hatte ich ein Gespräch mit einer in den Staaten lebenden Venezuelanerin. Sie warnte mich vor diesem Land, vor allem aber vor Caracas. Außerdem erfuhr ich von ihr folgende Wechselkurse: 1 US$ entsprechen ca. 1.400 Bolivares und für 100 reales müssten 49.500 Bolivar Fuerta zu bekommen sein. Der Weg nach Santa Elena müssten ca. 130km sein, während es hiervon 25 in sich haben sollen. Es wird sicherlich ein harter Fahrtag werden und ich hoffe, dass der Planet morgen weniger sticht als heute.

Jetzt hänge ich erst einmal meine Matte auf und gehe danach duschen, heute Mittag werde ich dann wohl noch ein wenig im Footprint über Venezuela schmökern.  

6713 Postings, 5287 Tage weltumradler885. Tag 128km (52.770km) Mi. 28.08.2002

 
  
    #1181
4
20.12.15 08:41
Wie bereits befürchtet hatte es der heutige Tag ganz schön in sich, saß insgesamt 8h8`im Sattel, fuhr dabei einen Schnitt von 15,75km/h, und dies hatte mal wieder mehrere Gründe.

Einer war wohl die recht unruhige Nacht in der Hängematte. Es lag jedoch nicht an einer evtl. vorhandenen Lautstärke, auch störten die Mosis nicht. Ich hatte meine Domizil einfach nicht genügend gestreckt und so hing ich durch wie ein Sack... Schlafen konnte ich dennoch einigermaßen, sodass ich heute morgen nicht unbedingt schlapp war. Vielleicht habe ich mich ja auch nur über das Personal im Restaurant aufgeregt. Erstmals seit ich hier in Brasilien bin empfand ich die Leute unhöflich gegenüber meiner Person.

Es begann damit, dass ich mich am Mittag nicht öffentlich mit einem Gartenschlauch duschen durfte. Im Duschraum selbst gab es kein Wasser und so wollte ich mich eben auf die "indische" Art waschen. Ich tat es dennoch, für die Katzenwäsche benötigte ich ca. 1 Minute, und legt mich somit mit der Chefin an. Hätte ich meine Hängematte noch nicht aufgebaut gehabt so wäre ich sicherlich weitergefahren.

Dieses frühe Aufhängen der Matte war wohl ein weiterer Fehler. Irgendwann fand eine Ameise entlang der Schnüre den Weg und hieraus wurde eine ganze Armada. Die Tiere störten mich beim Einschlafen kaum, doch allein der Gedanke lies mich ins Schwitzen kommen.

Der nächste war dann der, dass ich mich auf die Aussage eines Einheimischen verließ. 50km sollten es bis zum nächsten Restaurant sein und bisher hatten die Aussagen der Einheimischen immer gestimmt. Gegen 6.00 trank ich vor dem Start noch ordentlich Wasser und nahm lediglich 0,5l des edlen Nasses mit. Ich fuhr, und fuhr, fuhr.... und natürlich kam nach 50km kein Restaurant. Nach 30 km passierte ich eines und das 50er kam 19 km später. Kurz zuvor wurde es dann auch noch hügelig und so erreichte ich die "Tankstelle" recht platt. Ich stärkte mich mit 3l Flüssigkeit sowie 150gr. Kekse. Abermals war das Land recht offen und viel Weideland stand "Land unter". Heute hat mir die Gegend recht gut gefallen und ich empfand es als Neuland. Das Gras erschien mir besonders grün und die Berge sorgten für eine angenehme Abwechslung.

Nach der gut 30 Minütigen Pause ging es wirklich zur Sache und des Öfteren musste im ersten Gang getreten werden. Zu dieser Phase des Tages kurz vor Mittag kannte der Planet kein erbarmen und ich saftete aus allen Poren.

Nach 112 km erreichte ich dann die Grenze und war wirklich ausgepowert und habe den vorletzten Anstieg mal wieder per pedes zurückgelegt. Zum Glück war es zuletzt bewölkt und ich begann gar ein wenig zu frösteln, vielleicht auch vor Müdigkeit. Vor dem Grenzübergang stärkte ich mich dann mit einem süßem Stückchen, einer Coke und fühlte mich danach sichtlich besser.

Die Aus- (Brasilien) und Einreise (Venezuela) verlief problemlos. Ein gewisser Nervenkitzel war dennoch dabei, denn laut dem Footprint sollte man speziell für diesen Grenzübergang ein spezielles Visa beantragt haben. Natürlich wusste ich gegenüber dem Beamten von nichts und sparte somit 30 US$........ Im Footprint stand allerdings auch, dass Westeuropäer jedoch keines bräuchten. In meinem fertigen Zustand hätte man mich wohl auch nicht zurück nach Boa Vista zum Konsulat geschickt.

http://www.culturetravel.de/images/Venezuela-Grenze-Brailien-074.jpg

Auf den restlichen 16km nach Santa Elena war es ein easy ride und die Hotelsuche gestaltete sich gar nicht so einfach. Derzeit herrscht Hauptsaison und es war schwierig ein Einzelzimmer zu bekommen. Die Hotels scheinen in Venezuela recht teuer zu sein und so war ich sichtlich froh ein Zimmer für 6.000 Bolivars, entspricht ca. 4 US$ ergattern zu können.

Morgen werde ich mich nun ein wenig mit der Gran Sabana beschäftigen, sie soll einzigartig auf der Welt sein.

Gruß Welti  

6713 Postings, 5287 Tage weltumradler886. Tag 0km (52.770km) Do. 29.08.2002

 
  
    #1182
2
01.01.16 08:58
Venezuela ein fortschrittliches Land?!, dem ersten Anschein nach dachte ich dies auch. Die Straße von der brasilianischen Grenze nach Santa Elena war bestens präpariert, das offene Land sah äußerst gepflegt aus und die Geschäfte scheinen den Vergleich zu Europa nicht zu scheuen.

Nach einer herrlich schlafreichen Nacht ging es heute erstmals auf die Bank und am Schalter hob ich 300`Bolivar ab, was in etwa 215 US$ entspricht. Der Service war Gebührenfrei doch wird der US$ mit 1.400 Bolivar bewertet, beim cash tauschen erhält man hingegen 80 Bolivar mehr. Der außen angebrachte Automat war außer Betrieb. Ich war nun happy denn laut eines der zahlreichen Geldwechsler auf der Straße wäre es schwer geworden mit der Kreditkarte Geld zu bekommen, vielleicht gehört diese Aussage ja zu seinem Geschäft.

Danach wollte ich ein wenig "internetten" doch ist derzeit keine Verbindung in der Stadt möglich. Erfreut war ich über die gute Auswahl an Postkarten doch gab es auf der Post keine Briefmarken mehr..., in drei Tagen hätte man doch wieder welche. Danach wollte ich mir noch ein Repellent gegen die Beißer kaufen doch waren diese vergriffen. Derzeit herrscht eben Hochbetrieb im Bereich Tourismus und vieles ist vergriffen in Santa Elena de Uairen.

https://c2.staticflickr.com/4/3675/10318245465_70244896d2_z.jpg
http://www.seumochilao.com.br/wp-content/uploads/...ena-uairen-04.jpg

Nachdem ich heute Mittag abermals weitere 2,5h geschlafen habe wundere ich mich schon ein wenig über meine Müdigkeit, vielleicht hilft mir ja ein Polar weiter.

Die Leute hier im heißen Norden Südamerikas träumen wohl von der kälteren Gegend den Kontinents. Nach dem Antartica mit den Pinguinen in Brasilien zeigt das Polar Bier einen Eisbären. Lustig sind die großen Flaschen mit einer Füllmenge von 0,222l und so bestelle ich mir meistens zwei Baby Serveza und ernte hierbei ein Grinsen.

So, jetzt werde ich mich mit der Gran Sabana beschäftigen, einer wohl wirklich großartigen Naturlandschaft. Touristische Hauptattraktionen sind neben zahlreichen Wasserfällen, die mit den 979m hohen Angel Fällen die höchsten der Welt sind sowie das Bergmassiv des Mt. Roraima. Beides werde ich mir jedoch wohl nicht ansehen können da mein Budget dies nicht zulässt. Eine geführte 6 Tages Tour auf den Mt. Roraima kostet 250 US$, der Flug zu den Angel Falls immerhin noch derer 80, vielleicht werde ich mir den Flug ja doch gönnen.

Gruß Welti  

6713 Postings, 5287 Tage weltumradler139. Wissenswertes - Gran Sabana

 
  
    #1183
2
01.01.16 09:15
Auf dem Weg von der brasilianischen Grenze Richtung Caracas ging es durch die Gran Sabana, einer recht unbekannten Hochebene welche mir persönlich recht gut gefiel.

https://de.wikipedia.org/wiki/Gran_Sabana

Und hier einige Bilder mit deren Schönheit, als Radler ein wahrer Genuss.

http://elexcursionista.com/wp-content/uploads/...ran-Sabana-image.jpg
http://www.cacaotravel-venezuela.com/uploads/...o_Pictures_018_01.jpg
http://www.hotelwakupata.com/wp/wp-content/...orno/paisajes_03776.jpg

Zuletzt noch in etwa meine Route von Santa Elena nach Caracas.

https://www.franbrasil.com/photos/Gran%20Sabana.jpg

Gruß Welti  

6713 Postings, 5287 Tage weltumradler887. Tag 75km (52.845km) Fr. 30.08.2002

 
  
    #1184
5
01.01.16 09:44
Kurz vor 16.00 sitze ich in einem Restaurant eines Campingplatzes und genieße den Blick auf den ca. 2.800m hohen Mt. Roraima.

http://gloriousphu.com/uploads/places/images/full/..._Venezuela42.jpg
http://4.bp.blogspot.com/-X8iXiHOdrA0/U9kJq8oHbkI/.../mt-roraima1.jpg
https://c1.staticflickr.com/1/2/1353950_0ac0efa40d.jpg

Seit langer Zeit nächtige ich heute mal wieder auf einem Campingplatz und zwar 6km vor/hinter San Franzisco. Im Gegensatz zu den Hotels scheint das Nächtigen im Zelt recht günstig zu sein. hier zahle ich gerade einmal 1.000 Bolivar während das essen mit 3.500 recht teuer war. Das Bad in einem Fluss war herrlich wobei es hier in ca. 1.000m Höhe wesentlich angenehmer ist als z.B. auf dem Weg von Manaus nach Boa Vista.

Nun bin ich also den ersten Tag in der "Gran Sabana" unterwegs und das Gebiet ist schon eine herrliche Gras-/Savannenlandschaft. Soweit das Auge reicht sieht man grüne "Weidelandschaft" wobei das Land nicht für die Viehzucht genutzt wird. Absoluter Blickfang sind die verschiedenen Tafelberge welche über der Hochebene zu thronen scheinen. Dem Mt. Roraima bin ich schätzungsweise bis auf 20km Luftlinie nahegekommen und selbst aus dieser Entfernung beeindruckten mich die senkrecht abfallenden Felswände. Die Felswand selbst dürfte gute 1.000 m hoch sein.

Von den Wasserfällen war ich hingegen nicht so begeistert doch liegt dies wohl daran, dass ich die Berge nun einmal mehr liebe als z.B. das Meer bzw. Wasser. Ähnlich wie in Australien auch tummelten sich an den "Wasserlöchern" etliche Badegäste, eine willkommene Abkühlung scheinen diese allemal zu sein.

Die Quebrada de Jaspe hatte leider recht wenig Wasser sodass es nicht ganz so beeindruckend war wie auf dem Foto. Da ich bereits gegen 10.00 an der Stelle war waren die Farben nicht so intensiv wie zur Mittagszeit. gemäß meinem Footprint Führer soll sich die Farbe gegen 15.00 in ein Orange verändern.

http://gwegner.de/wp-content/myfotos/...a/20060319133416_DSC_3112.jpg
http://www.geo.de/reisen/community/bild/gallery/...aspa-Venezuela.jpg

Heute Morgen habe ich es dann doch recht locker angehen lassen und bin erst gegen 7.00 losgefahren. Das Radeln in dieser hügeligen Landschaft machte enorm viel spaß und ich denke, dass sich dies in den nächsten drei Fahrtagen nicht ändern wird. Morgen möchte ich nun ins ca. 70km entfernte Kamoiran fahren.

Gruß Welti  

6713 Postings, 5287 Tage weltumradler888. Tag 42km (52.887km) Sa. 31.08.2002

 
  
    #1185
5
01.01.16 10:35
Bevor ich nun zu den beeindruckenden Kawi Falls hinabsteige möchte ich noch kurz den Tagesbericht niederschreiben.

Es ist zwar erst 14.30 doch aufgrund einiger Regeneinlagen bin ich heute nicht so weit gefahren wie ursprünglich geplant. Gestern Abend hatte ich mein Zelt, optimistisch wie ich nun mal bin, oben ohne aufgebaut um kurz nach Mitternacht meinen Regenschutz anzubringen. Es regnete zwar nicht heftig, dafür aber recht konstant und zwar bis heute Morgen gegen 8.00. Nach diesem Test weiß ich nun, dass mein Zelt immer noch wasserdicht ist und dies zu wissen ist ein schönes Gefühl.

Losgefahren bin ich dann kurz nach 9.00 und während der ersten Stunde ging es fast ständig bergauf und auf den ersten 15km betrug mein Schnitt lediglich 11,10 km/h. Aufgrund der Niederschläge hatte ich eine klare Sicht auf die Hochebene, die Tafelberge hüllten ihr Haupt jedoch in Wolken.

Das für mich interessanteste der hügeligen Savannenlandschaft waren die kleinen, plötzlich auftretenden "Urwaldabschnitte". Meistens waren sie in den Einzugsgebieten der Wasserläufe zu sehen. Vielleicht hat man ja bereits während des Abholzens an Bodenerosion gedacht....., wohl kaum. Zuletzt wurden die Waldabschnitte immer mehr wobei die Gras-/Savannenlandschaft immer noch eindeutig dominiert. Fährt man dann mal wieder an Bäumen vorbei hört man das vertraute Zirpsen der Grillen.

Wenn man bedenkt dass die komplette Gran Sabana ursprünglich mal ein Urwald war dann ist der jetzige Anblick doch ein trostloser, trotz der Tafelberge. Für das Auge sieht sie zwar auch jetzt noch recht schön aus, vor allem die Wasserfälle bei den Tafelbergen doch für welchen Preis?

Highlight des Tages war mit Sicherheit die soeben abgeschlossene Besichtigung des Kawi Wasserfalles. Eigentlich sind es ja zwei parallel verlaufende welche sich 82m tief hinabstürzen.

https://www.aventoura.de/fileadmin/user_upload/.../tn_Vezactive06.jpg
http://3.bp.blogspot.com/-j_RyxwtAAbE/USmXny0KaWI/...-43+IMG_6261.JPG und wieder ist planschen angesagt......

Der Campingplatz liegt oberhalb des Sturzes und ist mit 3.000 Bolivar doch wesentlich teurer als der gestrige.
http://www.gerhardgreti.at/unserereisen/weltreise/...ges/041i_179.jpg

Gruß Welti  

6713 Postings, 5287 Tage weltumradler889. Tag 114km (53.001km) So. 01.09.2002

 
  
    #1186
3
02.01.16 07:14
Nachdem ich nun zwei Nächte im Zelt geschlafen hatte, habe ich mich für heute Nacht mal wieder für ein Hotelzimmer entschieden. Da ich mich nun mit San Isidro wieder im Flachland befinde fiel mir diese Entscheidung trotz der 4.000 Bolivar nicht sonderlich schwer. Die angenehm kühlen Nachttemperaturen sind nun vorbei und so wollte ich zumindest einen Ventilator haben. Dass ein kühles Abendbier für 300 Bolivar den "Lebenskomfort" steigert muss wohl nicht betont werden....

Heute Nacht hatte ich wider erwarten eine äußerst schlafreiche hatte damit konnte ich am Abend wirklich nicht rechnen. Direkt neben meinem Zelt hatte eine 4 köpfige Familie ihr Domizil aufgeschlagen, andere Campingplatzbesucher waren bei anbrechen der Dunkelheit noch recht laut. Während der Nacht war es dann "mucksmäuschenstill" sodass ich völlig ausgeruht gegen 6.30 losfuhr.

Recht schnell veränderte sich das Landschaftsbild. Aus einer grünen Graslandschaft wurde mehr und mehr eine niedrige Buschlandschaft, die hügelige Landschaft blieb mir jedoch treu.

Nach 30 Km erreichte ich ein weiteres Camp bei dem ich eigentlich essen wollte. Obwohl es bereits 9.00 war war das Restaurant sowie ein vorhandener Kiosk noch geschlossen. Mit zwei wartenden Bussen herrschte bereits reger Verkehr auf dem Gelände, doch haben es die Betreiber anscheinend nicht nötig Geld zu verdienen. Die beiden Restaurant bei den Kawi Wasserfall hatten bereits bei meinem Start geöffnet.

Ich fuhr also weiter und hatte auf der gesamten Wegstrecke nach San Isidro keine Essensmöglichkeit mehr. Da es heute bewölkt und ich somit auch nicht groß ins Schwitzen kam war dies nicht so schlimm.

Kurz bevor ich den Gran Sabana NP wieder verlassen hatte sah ich ein Hinweisschild, welches mir eine Höhe von 1.440 Hm mitteilte, bei dieser Angabe musste ich an den heimischen Feldberg denken...... Kurz danach passiere ich einen zweiten Militärcheckpoint, wo ich meinen Ausweis vorlegen musste, danach folgte ein herrliche Abfahrt von 20 km.

Kurz vor San Isidro absolvierte ich meinen 53.000 Kilometer - wieder einmal gibt es einen kleinen Grund zum Feiern, auch wenn es kein Jubiläum ist. Nach erfolgreicher Suche eines Hotels habe ich mir im Fernsehen das Ende von Jurassic Parc angesehen und somit den Feierabend eingeleitet.

Es ist jetzt 16.30 und ich werde nun etwas beißen gehen.

Gruß Welti  

6713 Postings, 5287 Tage weltumradler890. Tag 84km (53.085km) Mo. 02.09.2002

 
  
    #1187
3
02.01.16 07:59
Um 16.15 möchte ich festhalten, dass sich ein äußerst schöner Radeltag langsam aber sicher dem Ende entgegenneigt. Der Grund hierfür liegt vielleicht in dem wirklich idyllisch gelegenen Campingplatz von Bruno, welcher am Rio Yuruan kurz vor El Dorado liegt.

Bruno ist Schweizer und war früher als Maschinenbauingenieur für die Amerikaner im Vietnamkrieg tätig. Nachdem die Vietnamesen das Schiff auf dem er arbeitete getroffen und er seine Verletzungen ausgeheilt hatte, ging er für etliche Jahre auf Reise und ist nun seit 6 Jahren sesshaft geworden.

Nach Aussagen von Bruno hat man hier vor kurzer Zeit ganz in der Nähe einen Goldklumpen von 37 Gramm gefunden und dieser Fund hatte einen wahren Goldrausch ausgelöst. Bruno hat nun das Problem, dass bis auf einen "Neger" (seine Redensart) sämtliches Personal dem Goldrausch verfallen und er somit alleine ist. Seine Frau soll eine Schauspielerin sein und sich bis Ende des Monats in Caracas aufhalten. Ob man ihm all seine Erzählungen glauben kann weiß ich nicht.....

Die größte Anaconda, welche auf seinem Areal erlegt wurde maß stolze 9m und hatte in seinem Hühnerstall aufgeräumt. Sein 60kg schwerer Jaguar, den er von klein aufgezogen hatte wurde vor kurzem erschossen. Sein größter, allerdings mit Netz gefangener Fisch wog stolze 130 Kg und, und, und.... Wie auch immer, es war interessant seinen Erzählungen zu lauschen.

Nicht nur der Campingplatz (2.000 Bolivar) und die Erzählungen von Bruno waren gut, auch das heutige Gelände war vom Feinsten. Es war schon ein wenig komisch, denn kaum hatte ich gestern den Caimara NP verlassen wurde es immer grüner sprich ich radelte im Urwald.

So auch am heutigen Tag. Fast die ganze Zeit über hörte ich das Zirpen der Grillen, auch konnte ich heute erstmals Affen sehen. Ähnlich wie in Asien auch spielt sich das Leben entlang der Straße ab wobei die Leute nur kleine Flächen für den Ackerbau abgeholzt haben. Es scheint eine äußerst arme Gegen zu sein und die Menschen leben in Natur- oder Blechhütten.

Nachdem ich von der Brücke über den Rio Yuruan aus die Schweizer Flagge und andere sehen konnte musste ich an Rauls Worte denken der mir sagte, dass ich unbedingt bei Bruno vorbeischauen müsste. Ich tat es und beschloss um 12.00 mein Zelt hier aufzuschlagen.

http://www.culturetravel.de/images/...la-El-Dorado-Goldsucher-114.jpg (Campingplatz Bruno)
http://2.bp.blogspot.com/-VGxQKH_rDsg/T94uaYKrzjI/...600/DSCI2120.JPG

Kurz nach meiner Ankunft kamen auch Gaby und Hauke vorbei, die derzeit eine Posada eines deutschen Freundes in Carupano betreiben. Dieses "Kaff" liegt im Norden des Landes und sollte ich es passieren. liegt nicht unbedingt auf meiner geplanten Route nach Caracas, würde ich bei ihnen wohl vorbeischauen.

Heute Mittag bin ich dann noch ins 5km entfernte El Dorado gefahren und der Ort selbst erinnerte mich schon ein wenig an eine Goldgräberstadt, überhaupt wird in der gesamten Gegend hier recht viel gebuddelt.......

Gruß Welti  

6713 Postings, 5287 Tage weltumradler891. Tag 106km (53.191km) Di. 03.09.2002

 
  
    #1188
3
02.01.16 08:35
Jetzt gegen 16.20 muss ich feststellen dass es gut war heute recht früh loszufahren. Bereits gegen 13.00 erreicht ich El Callao und auch noch 3 Stunden später sticht der Planet gewaltig. Derzeit ist es wolkenlos, seit längerer Zeit mal wieder.

Gestern Abend bin ich dann doch noch recht lange draußen gesessen, und habe mit Bruno so manches Bierchen getrunken. Es war einfach eine herrlich Atmosphäre am Fluss wo ich mein Zelt aufschlagen konnte. Ich träumte vom Fischen auf Karpfen oder anderen Schuppenfische und lauschte den Erzählungen eines wahren Haudegen. Auch wenn nur die Hälfte seiner Erzählungen stimmt so muss sein Leben doch äußerst abwechslungsreich gewesen sein.

Nicht mit all seinen Taten konnte ich mich anfreunden, so soll er z.B. einen Mann auf seinem Gelände erschossen haben..... Stolz meinte er jedoch, dass er seit dieser Tat Ruhe auf dem Gelände hätte. Er erzählte vom Vietnamkrieg, seiner Tätigkeit in einem der berüchtigsten Gefängnisse des Landes, seiner Frau (sie soll ein TV Star sein), den venezuelanischen Frauen (sie sollen die besten sein) u.v.m.. Auch erfuhr ich von ihm, dass bis zum Yuruan River Indianergebiet ist und dies erklärt auch, weshalb es südlich davon noch richtigen Urwald gibt.

Nach einem Gratiskaffee ging es dann heute Morgen gegen 6.40 los. Die Landschaft wurde wieder hügeliger und war auch mehr erschlossen. Aufgrund des nun stärker werdenden Autoverkehrs musste ich mich wieder mehr auf die Straße konzentrieren und bekam weniger von der Landschaft mit. Gedanklich war ich mal wieder zu Hause, bei meinen Hobbies sowie in Afrika unterwegs. Nach wie vor bin ich mir nicht sicher welche Entscheidung die richtige sein wird, derzeit favorisiere Südafrika.

Hier in El Callao gibt es sogar ein Internetcafe und beim Check der E-Mails konnte ich zwei neue ausmachen. Tini bestätigte mir das o.K. der letzten 14 Dia Filme und gab mir die Adresse der Currans aus Kanada mit. Außerdem lag mir eine Mail von den Aussis Daryl und Belinda vor welche in 14 Tagen nun ihre Weltreise fortsetzen möchten. Nach ca. 3 Monaten Südostasien wird ihr Flug nach Südamerika gehen und dies ist vielleicht ein Zeichen für mich den schwarzen Kontinent aufzusuchen. Sie "bereuen" ein wenig mich nicht dort antreffen zu können aber vielleicht holen wir dies ja 2004 in Freiburg nach. Sollte es tatsächlich mal zu einem Treffen kommen würde ich mich darüber sehr freuen. Mit Heike und Udo sowie den Australiern sind es wohl die Personen mit denen ich auch zukünftig Im Kontakt bleiben werde.

Nachdem es auf den letzten 20km nun doch wesentlich hügeliger geworden ist wird es morgen auf dem Weg ins ca. 120km entfernte Upata wohl anstrengend werden.

Gruß Welti  

6713 Postings, 5287 Tage weltumradler892. Tag 118km (53.309km) Mi. 04.09.2002

 
  
    #1189
3
02.01.16 09:24
Um 16.00 sitze ich in einer Spielunke (Billard), trinke ein Polar light (4%) und bin (fast) zufrieden. Das einzige was mich stört sind die mit 8-10 DM recht teuren Hotelpreise, ansonsten wäre Venezuela ein wirklich preiswertes Reiseland. Das Essen, Trinken ist so günstig wie schon lange nicht mehr und ohne den Übernachtungen käme ich locker unter 10 US$ pro Tag aus. Aufgrund der Schwüle, wohl auch aus Sicherheitsgründen möchte ich jedoch nicht im Zelt übernachten. Mit Sicherheit hätte ich keine Probleme bei einem der Straßenkiosks gratis unterzukommen doch suche ich derzeit die Nähe der Städte auf.

Zufrieden vor allen auch deshalb weil ich mir nun "fast" sicher bin nach Afrika zu fliegen, und habe somit einen wichtigen Entschluss für mich gefasst. Bis ich den Flug gebucht habe wird es wohl immer ein Hin und Her bleiben, doch neige ich dazu nochmals 10 Monate dranzuhängen. Ich glaube einfach, dass ich auf dem Schwarzen Kontinent mehr Kontakt zur Bevölkerung haben werde, hier in SA war dies aufgrund meiner Sprachprobleme oftmals nicht möglich. Von der Landschaft her wird es wohl nicht so spektakulär wie SA werden, der Süden sowie die Anden mit dem Altiplano und dem Titicacasee werden wohl immer in meinem Gedächtnis bleiben.

Zufrieden auch deshalb, weil ich auf dem Rad wieder Tritt gefasst habe. Seit meinem Geburtstag habe ich mittlerweile wieder gute 1.300 km (17 Tage) zurückgelegt, allein in den letzten 6 waren es 540km. Auch am 6. Radeltag in Folge habe ich mich heute recht gut/stark gefühlt. Obwohl das Streckenprofil abermals recht hügelig war brachte ich es auf einen Schnitt von 19km/h. "Schuld" daran war der Rückenwind, der seit Tagen mein Freund zu sein scheint.

Landschaftlich hat sich nicht viel geändert bis dass es heute mehr "durchs" Gebirge ging. Es ist eine offene Graslandschaft, dieses steht recht hoch und hat einen reichlichen Baumbestand. Das kurvenreiche Fahren machte recht viel spaß und bereits kurz nach 13.00 erreichte ich Upata.

Bis auf meine Trinkpausen, insgesamt trank ich unterwegs 6l, fuhr ich praktisch durch. Das einzige was störte war der immer stärker werdende Verkehr. Manchmal war es auf der engen Straße gefährlich und ich überlegte mir nach langer Zeit ernsthaft mal wieder den Helm aufzuziehen. Seit Bolivien fahre ich ja oben ohne und seit meinem "Sonnenstich" jedoch mit Mütze. Das Capy hat den Vorteil, dass meine Nase immer im Schatten mitfährt.... Kurz vor Upata wurde die Straße dann in eine Autobahn ähnliche ausgebaut.

Bis Ciduad Guayana sind es gerade noch einmal 60km und mindestens 2 Nächte möchte ich dort verbringen und versuchen den Flug zu buchen.

Gruß Welti  

6713 Postings, 5287 Tage weltumradler893. Tag 56km (53.365km) Do. 05.09.2002

 
  
    #1190
4
02.01.16 10:15
Man, was war das nur für ein ereignisreicher Tag heute. Ein Tag, an dem ich meine Zukunft für die nächsten 10 Monate geplant habe. Nach schlafreicher Nacht ging es heute morgen gegen 6.30 los und noch in Upata gönnte ich mir 3 süße Stückchen sowie einem Muntermacher in Form eines großen Kaffees.

Danach ging es los und recht problemlos fand ich die Autopista nach Ciduad Guayana. Dank bestem Belag, einem insgesamt leicht abfälligem Gelände sowie eines starken Rückenwindes fuhr ich fast von alleine. Vermutlich bin ich heute den schnellsten Schnitt hier in SA gefahren, bis kurz vor der Stadteinfahrt nach San Felix hatte ich einen Schnitt von fast 25km/h drauf.

Bei der Suche nach einem billigen Hotel wurde ich beim 5. Versuch fündig. Ganze 8.000 Bolivar zahle ich pro Nacht für einen muffig riechenden Raum, der zumindest eine Klimaanlage besitzt. Ich hoffe nur, dass diese auch funktioniert denn beim Betreten des Raumes dürfte dieser wohl so um die 40 Grad gehabt haben. Vermutlich bin ich hier in einem Puff gelandet, denn jetzt gegen 21.00 stehen unten am Eingang recht viele leicht bekleidete Frauen herum, manche von ihnen sind ein wahrer Augenschmaus.... - vielleicht bin ich ja auch zu anständig für dieses Leben.......

Nach meiner Ankunft im Centro von San Felix habe ich mich dann auf die Suche nach einer Travel Agency gemacht. Ich war wirklich überrascht, dass ich keine in der durchaus geschäftstüchtigen, großen Stadt ausfindig machen konnte. Ein gut Englisch sprechender Venezuelaner meinte, dass ich hierzu nach Puerto Ordaz fahren müsste. Wie ich später erfuhr sind San Felix und Puerto Ordaz eigentlich eine Stadt, die neuerdings auch Ciduad (Stadt) Guayana genannt wird. Ich nahm also den Bus um auf die günstigste Art für 250 Bolivar ins 6-8km entfernte Zentrum zu gelangen.

Gegen 12.00 erreichte ich das Zentrum und natürlich machte das mir genannte Reisebüro gerade Mittagspause. Diese Zeit nutzte ich um die Badische Zeitung zu lesen. Da vom Internetcafe auch Anrufe ins Ausland möglich waren nutzte ich diese Gelegenheit und rief unplanmäßig für 750B/Minute zu Hause an. Ich war wirklich froh Mutti und Papa gut gelaunt am Telefon erreicht zu haben und informierte sie auch über meine "Gewissensbisse" in der Vergangenheit. Überrascht und gleichzeitig auch gefreut habe ich mich dann darüber, dass beide nächstes Jahr nach Südafrika fliegen möchten....., noch vor einem Jahr hätte ich dies für unmöglich gehalten. Vielleicht habe ich in ihnen durch meine Reise ja das Reisefieber geweckt, in Papa vermutlich schon. Er meinte dann auch am Telefon, dass ich meine Reise fortsetzen solle nachdem ich ihm kurz zuvor von meinem möglichen Abbruch erzählt hatte.

Danach klapperte ich wohlgelaunt drei Reisebüros ab und die Flugpreise lagen alle bei 1.500 US$. Die letzte Beraterin erschien mir am sympatischsten und so buchte ich auch dort den Flug.

JJJJAAAA, am 25. September geht mein Flug von Caracas über London!!!! nach Johannesburg. Geflogen wird mit der British Airways und Venezuela ist wohl das erste Land in SA, wo die günstigsten Flüge nach Südafrika über Europa stattfinden.

Danach ging es ans Geldbeschaffen für den Flug und in 120.000er Schritten hob ich insgesamt 2,2 Mio. Bolivar mit der Visa-, Master- sowie EC Karte ab. Zuletzt wusste ich nicht genau wie viel ich denn insgesamt abgehoben hatte und war letztendlich froh als ich das Ticket bezahlen konnte.

Bei meiner "Abhebeaktion" hatte mich ein Deutscher (Andy) beobachtet und er meinte lapidar, dass ich noch etwas im Kasten lassen solle. Nachdem ich aufgrund meines Tageslimit kein Geld mehr ausbezahlt bekam unterhielten wir uns und das Resultat dieses Gesprächs war die Tatsache, dass ich in den nächsten 2-3 Tagen wohl bei ihm und seiner Family nächtigen werde.
Fortsetzung folgt.......

Gruß Welti  

6713 Postings, 5287 Tage weltumradler894. Tag 19km (53.384km) Fr. 06.09.2002

 
  
    #1191
2
03.01.16 08:01
Jetzt gegen 10.40 gönne ich mir eine Cola und warte darauf dass es 12.00 wird um danach Andreas und seine Familie (2 Kids) aufzusuchen. Sie wohnen in einem recht noblen Stadtteil von Ciduad Guayana (Rio Negro) der schon einer Festung gleicht, zumindest aus Sicht eines Deutschen. Der gesamte Stadtteil ist eingezäunt und über ein bewachtes Eingangstor betritt man den "Sicherheitstrakt".

Viele Häuser, ja fast alle Neubauten sind so vergittert, dass man eigentlich keine freie Sicht hat. In den meisten Ländern zuvor in SA waren die Fenster und Türen vergittert, hier wird zumeist das komplette Grundstück so abgesichert.

Gestern Abend habe ich dann doch etliche 0,22 Biere getrunken und bin dann das erste mal in ein Nachtlokal (Puff?) gegangen. Dort war mit 3-5 Männern eigentlich überhaupt nichts los und somit war der reiche Gringo natürlich Blickfang der Mädels. Sie fragten mich ob ich denn überhaupt keinen Sex wolle, angeblich sollte der "Spaß" lediglich 6 US$ kosten, und wunderten sich über meine Ablehnung. Ich beließ es auf das Spendieren einiger Drinks und hatte auch so meine Unterhaltung.

Gestern war ich einfach nur gut drauf und wohl auch erleichtert darüber endlich eine Entscheidung bezüglich meiner Flugrichtung getroffen zu haben. Froh auch deshalb weil ich mir (fast) sicher bin die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Kurz nach 12.00 bin ich dann im Ortsteil Rio Negro eingetroffen und hatte doch einige Schwierigkeiten das Haus von Andreas zu finden, nachts sieht halt doch vieles anders aus als tagsüber. Gestern Abend hatte mich Andreas ja noch nach San Felix gefahren nachdem wir zuvor seine Kinder zu Hause abgeliefert hatten.

Da die Kids derzeit Schulferien haben, seine Frau einen Sexshop mit Dessous, Vibratoren etc. leitet sind wir vier am späten Nachmittag in einen wirklich noblen Club gegangen, bei dem die komplette Familie Mitglied ist. Das Gelände liegt direkt am Fluss, beherbergt ein großes Schwimmbecken mit 50m Bahnen, einen Golfplatz sowie weitere Sportmöglichkeiten wie Fußball, Basketball, Handball u.v.m.. Es ist eine äußerst noble Anlage in der wohl die oberen 2.000 von Puerto Ordaz verkehren. Ich selbst habe mich ewig lange im pisswarmen Wasser aufgehalten, am schönsten war es nach Sonnenuntergang. Natürlich unterhielten wir Männer? uns viel über Frauen und auf diesem Gebiet scheint Andreas ein besonderer Spezialist zu sein. Es selbst hat eine bildhübsche Venezuelanerin als Frau und ist mit ihr seit 11 Jahren verheiratet.

Später holten wir sie dann vom Geschäft ab wo keine Pornos erhältlich sind, man achtet hier sichtlich auf Qualität, und gingen danach alle noch ein Eis essen. Der Abend dauerte bis 1.00.......

Gruß Welti

einige Bilder von Ciduad Guayana
http://media-cache-ak0.pinimg.com/736x/92/89/4a/...032022bc34cb29.jpg
http://encontrarte.aporrea.org/imagenes/Efemerides/ciudad-guayana.jpg (hier wohnen die Reichen)
http://megaconstrucciones.net/images/urbanismo/...ayana-ciudad-54.jpg  

6713 Postings, 5287 Tage weltumradler895. Tag 0km (53.384km) Sa. 07.09.2002

 
  
    #1192
03.01.16 08:14
Uff, was war das nur für eine herrlich schlafreiche Nacht. Nachdem das Haus voll war, die Schwägerin eine strenggläubige Christin schlief auch noch hier, hatte ich mein Zelt draußen im Garten aufgebaut. In der Hängematte wollte ich aufgrund meiner geliebten Mossis nicht schlafen - sie finden mich einfach überall.....

Heute Morgen bin ich dann gegen 7.00 aufgestanden und habe das E-Mail an die Eltern zu Ende geschrieben. Den ganzen Tag über waren wir im Hause, es ist jetzt 15.00, hier hält es sich tagsüber einfach am angenehmsten auf und das war es eigentlich auch schon.

Andreas sitzt derzeit am Computer und arbeitet, die Kids spielen am Computer oder sehen TV, und für mich ist es auch mal gut überhaupt nichts zu machen. Es gibt halt schon unterschiedliche Auffassungen von Kindererziehung doch glaube ich, dass beide recht viel mit ihnen unternehmen. Gestern z.B. waren sie ja den ganzen Nachmittag mit ihnen im Club unterwegs.

Gruß Welti  

6713 Postings, 5287 Tage weltumradler140. Wissenswertes - Ciduad Guayana

 
  
    #1193
2
03.01.16 08:24
welches ursprünglich aus Puerto Ordaz und San Felix bestand und am Orinoco liegt. Alles ein wenig verwirrend doch dank Wikepedia ist es jetzt besser für Außenstehende nachvollziehbar. Es ist schon verrückt welche Möglichkeiten man heutzutage im Gegensatz zu 2000 - 2003 hat sich zu informieren.

https://de.wikipedia.org/wiki/Ciudad_Guayana

https://de.wikipedia.org/wiki/Orinoco

Gruß Welti  

6713 Postings, 5287 Tage weltumradler896. Tag 0km (53.384km) So. 08.09.2002

 
  
    #1194
2
03.01.16 08:57
Jetzt gegen 18.30 sitze ich im Hinterhof des Hauses und warte darauf bis die Frau mit den Kindern erscheint. Am späten Nachmittag waren wir gemeinsam bei den Schwiegereltern und es gab Malzbier! sowie Kokosnussmilch zu trinken, welche zuvor mit einem langen Stock erst noch gepflückt werden musste. Mit 10!!!! Kindern ist es wahrlich eine Großfamilie, doch leider habe ich recht wenig verstanden was sie sich zu sagen hatten.

Gestern Abend waren Andreas und ich dann noch in der Stadt unterwegs um ein Bier zu trinken. Dies taten wir dann auch doch war die Flasche mit 1.500 Bolivar doch recht teuer. "Natürlich" wurde ich auch hierzu eingeladen, auch wenn dies mir eigentlich nicht gefällt. Er wollte mir wohl auch ein wenig das Nachtleben von Puerto Ordaz zeigen und verstand nicht, weshalb so gut wie nichts los war. Bevor wir gegen Mitternacht heim fuhren schlemmerten wir noch eine Empanada mit reichlich Schinken und Käse, hmm war das fein.

Die Nacht im Zelt war kühler als die vorherige und so konnte ich abermals gut schlafen.

Gegen 7.00 bin ich dann heute morgen aufgestanden um es am Computer gemütlich angehen zu lassen. Vermutlich planen die Amis (Bush) einen Angriff gegen den Irak, Grund hierzu sollen mögliche Atombomben bzw. Massenvernichtungswaffen des Landes sein. Die Bundesregierung (Rot/Grün) weigert sich anscheinend "mitzuspielen" und scheint sich mit dieser Haltung innerhalb Europas zu isolieren. Vermutlich ist dieses Verhalten ein rein wahltaktisches denn in zwei Wochen finden ja die Bundestagswahlen statt.

Nach zwei Kaffees sind Andreas und ich dann zur Burg Castillos de Guayana gefahren und haben zuvor am Orinoco Fisch mit einer gesüßten Maispampe (Bollo, frisch gemahlener Mais) gegessen. Von den zwei Burgen aus hatten wir eine gute Sicht auf den Fluss sowie seiner Umgebung.

http://www.venezuelatuya.com/guayana/castillos/...illo_sanfco_gde.jpg
http://photos.wikimapia.org/p/00/00/18/11/74_big.jpg
http://navasweb.tripod.com/coman/loscastillos.jpg

Gruß Welti  

6713 Postings, 5287 Tage weltumradler897. Tag 94km (53.478km) Mo. 09.09.2002

 
  
    #1195
4
06.01.16 08:06
Jetzt gegen 10.45 habe ich bereits 68km zurückgelegt und befinde mich am Abzweig nach Temblador (Rtg. Osten) und El Tigre (Rtg. Westen). Richtung Norden regnet es noch doch ist dies nicht der Grund meines Stopps, in der Vergangenheit war ein Radeln während der Regenergüsse jedoch eine Wohltat. In wenigen Km werde ich El Rosario und kurz danach El Silencio. Sollte ich in einem der beiden Orte ein Hotel finden so werde ich dort wohl übernachten.

Ich will, muss mich ein wenig bremsen denn mein Flug geht ja erst am 25. September. Beim Buchen des Tickets ging ich von weiteren 1.000km bis Caracas aus doch vermutlich sind es nur noch 800km. Bei insgesamt noch 16 Aufenthaltstagen hier in SA habe ich also nicht mehr so viele Radel Km pro Tag zurückzulegen, vielleicht mache ich ja doch noch einen Besuch auf die Isla de Margarita.

heute Morgen weckte mich Andreas gegen 5.00 und 45 Minuten später fuhr er mich mit dem Auto zur Fähre nach Pto. Ordaz. Auch wenn ich seinen Lebensstil aufgrund des illegalen Handels mit perversen Pornos, Prostituierten welchen er den Zugang nach Deutschland ermöglichte sowie dem kleinen Sexshop seiner Frau nicht gutheiße war er stets um mein Wohl bemüht und ich hatte eine schöne Zeit bei ihm und seiner Familie. Ihm werde ich auf alle Fälle von meiner Fahrt durch Afrika berichten. "Billig" waren die drei Tage bei ihm auf alle Fälle denn er lehnte es kategorisch ab, wenn ich mal was zahlen wollte. wer mich kennt weiß jedoch, dass ich mich ab und zu durchsetzen konnte.

Es ist kurz nach 15.00 und nachdem ich mein Zelt unter dem Dach eines Restaurants hier in El Silencio aufbauen durfte ist es an der Zeit ein Bierchen zu stülpen. Um Morgen wieder kräftig in die Pedale treten zu können habe ich mir hierzu Carne mit Nudeln bestellt. Obwohl ich heute immerhin fast 100km zurückgelegt habe fühle ich mich überhaupt nicht müde, anscheinend habe ich mich bei Andreas blendend erholt.

Glanzstück des heutigen Tages war mit Sicherheit die Querung des Rio Morichal Largo. Für kurze Zeit fühlte ich mich auf der max. 70-80m langen Brück in eine andere welte sprich der des Dschungels zurückversetzt. Zu sehen gab es entlang des Flusses richtige Indiohütten und die Kinder spielten nackt am Wasser. Die Leute dort hatten in dem zivilisierten Venezuela ihre heile Welt, so erschien es mir. Zuvor fuhr ich größtenteils "durch" Pinienwälder und sah für kurze Zeit, kurz nach der Fähre, eine Kakteenart wie ich sie schon lange nicht mehr gesehen hatte.

https://media.holidaycheck.com/data/urlaubsbilder/...3/1156034511.jpg
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/78/Morichal.jpg
http://tullegada.com/noticias/uploads/Morichal%20Largo%20(2).JPG

Aus Radlersicht war es heute mal wieder ein easy ride, landschaftlich hingegen eher langweilig auch nervte der Autoverkehr, den ich nicht so stark erwartet hatte. Morgen geht es nun ins ca. 80km entfernte Maturin, ca. 300`Einwohner, und sollte ich dort ein bezahlbares Zimmer finden werde ich wohl für zwei tage buchen. Wie bereits geschrieben habe ich ja genügend Zeit....

Gruß Welti  

6713 Postings, 5287 Tage weltumradler898. Tag 79km (53.557km) Di. 10.09.2002

 
  
    #1196
3
06.01.16 08:24
Um kurz nach 13.00 ist der heutige Tag so gut wie gelaufen, zumindest der aktive Teil. Bereits seit ca. 2 Stunden befinde ich mich in der Stadt und das Auffinden eines bezahlbaren Hotels war gar nicht so schwierig. Im Footprint selbst wird von einer teuren Stadt berichtet, gestern im Restaurant berichtete man mir dass unter 15`Bolivar wohl nichts zu bekommen wäre. Das erste Hotel nahe der Plaza wollte 26`und ich verabschiedete mich ein wenig grinsend. Die freundliche Frau an der Rezeption zeigt mir dann eine "günstige" Unterkunft welche als solche, schwarz?, nicht erkennbar ist. Ich musste lediglich 10`bezahlen incl. TV sowie Aircondition. Ich war mit dem Preis einverstanden obwohl es seit Sydney meine teuerste Unterkunft war.

dank der milden Temperaturen konnte ich heute Nacht im Zelt optimal schlafen. Ein weiterer Grund hierfür war wohl die Tatsache, dass das Restaurant bereits gegen 19.00 geschlossen hatte und ich somit nicht durch weitere Gäste gestört wurde.

Das Radeln heute war nicht besonders ereignisreich, ich fuhr entlang flachem Gelände Weidelandschaft. Dies wird sich nun jedoch ändern, denn ich möchte über San Franzisco nach Caripe radeln um von dort aus eine Grotte zu besichtigen.

Das einzige was mich derzeit ein wenig nervt ist die Tatsache, dass ich trotz geringer Belastungen in den letzten Tagen meine Leisten ein wenig wund gescheuert habe. Dies ist wohl auf die Schwüle zurückzuführen und somit werde ich mir heute wohl noch ein Gleitmittel kaufen.

Gruß Welti  

6713 Postings, 5287 Tage weltumradler899. Tag 106km (53.663km) Mi. 11.09.2002

 
  
    #1197
4
06.01.16 09:10
Jetzt gegen 17.30 habe ich mir mal wieder Hähnchen mit Reis bestellt und bin sichtlich froh Caripe erreicht zu haben. Gestern Abend konnte mir keiner genauere Angaben über die Entfernung machen und somit kalkulierte ich vorsichtigerweise mal mit zwei Fahrtagen. Nachdem ich heute Morgen dann jedoch ein Hinweisschild mit 120km ausmachen konnte spekulierte ich auf den "Durchmarsch".

Gestern Abend war ich noch "ein" Bier trinken und der Besitzer der Kneipe klagte mir sein Leid. Er schimpfte über die kommunistische Regierung und erzählte etwas über üble Steigungen hinauf nach Caripe. Wie hoch der Ort liegt (ca. 850 Hm) konnte er mir jedoch nicht mitteilen. Er hat das Geschäft erst seit drei Monaten und meinte dass am Wochenende recht viel los sei. gegen 21.00 trudelte ich dann im Hotel ein und konnte trotz lauter Aircondition gut schlafen.

Meine heutigen Tage waren u.a. La Toscana, Aragua de Maturin, San Francisco sowie das Etappenziel Caripe. Ich machte mehrere kleine Trinkpausen und stärkte mich in Maturin mit 4 Schneckennudeln. Leider enthielten die süßen Stückchen viele Quitten sodass ich die Mahlzeit nicht genießen konnte. Genauso erging es mir während des Radelns denn der Autoverkehr war enorm stark.

Nachdem ich La Toscana, 25 km, passiert hatte fehlte der Standstreifen und somit wurde das radeln für südamerikanische Verhältnisse auch gefährlicher. Gesagt werden muss jedoch auch, dass die Autofahrer hier in Venezuela gegenüber einem radelnden Gringo recht rücksichtsvoll fahren. kein einziges Auto hatte mich geschnitten bzw. gefährlich überholt.

Nach ständigen Auf und Ab hatte ich die zwei längsten Anstiege jeweils vor San Francisco bzw. Caripe zu meistern. Hierbei kam ich doch mächtig ins Schwitzen und musste des Öfteren im kleinsten Gang treten.
https://masperiodismo.files.wordpress.com/2013/01/3.jpg

Landschaftlich fuhr ich zumeist entlang offener Weideflächen, zuletzt gab es jedoch auch einige Waldpassagen. Die von den Bäumen herunterhängenden Flechten bzw. Moose deuten darauf hin, dass es hier wohl recht feucht ist. Auf alle Fälle sieht dieser "Weihnachtsschmuck" recht schön aus. Das schönste Landschaftsbild zeigte sich kurz nach San Franzisco bei einem kleinen See, der von zahlreichen Hügeln umgeben war.

Danach folgte ein ca. 10km langer Anstieg und hier in Caripe habe ich nun für 7`Bolivar für drei Nächte gebucht. Es ist eine Touristenstadt die fest in einheimischer Hand zu sein scheint. Ein Mann teilte mir heute mit, dass der US$ im Verhältnis zum Bolivar innerhalb der letzten 5 Monate ums doppelte gestiegen ist, und zwar von 750 auf 1.450.... Die Preise sind ebenfalls gestiegen und dies erklärt auch den Unmut der Leute.

http://farm2.staticflickr.com/1428/1415876786_827b83944d_z.jpg?zz=1
http://www.culturetravel.de/images/Venezuela-Caripe-160.jpg

Heute vor einem Jahr waren übrigens die Anschläge auf das World Trade Center sowie dem Pentagon in den Staaten, makabererweise sah ich dann heute auch einen Mann mit einer Maske von Osman Bin Laden......

Der EHC hat sein erstes Saisonspiel mit 2:3 in Wolfsburg verloren, dennoch denke ich dass sie dieses Jahr eine schlagkräftige Truppe haben und unter den ersten 4 nach der Doppelrunde sein werden. Kalkuliert wird übrigens lediglich mit einem Schnitt von 1.400 Zuschauern, vermutlich sind die Sponsoreneinnahmen gestiegen.

Gruß Welti  

6713 Postings, 5287 Tage weltumradler900. Tag 0km (53.663km) Do. 11.09.2002

 
  
    #1198
2
09.01.16 07:34
Jetzt, kurz nach 14.00 kann ich feststellen, dass das Tageswerk so gut wie beendet ist, ein Tag der äußerst spät begann.

Um sage und schreibe 9.00 bin ich aufgestanden obwohl ich wie gewohnt gegen 6.00 aufwachte. Geschlafen habe ich äußerst gut, weder das Gebläse der Aircondition noch der Lärm eines zusätzlichen Ventilators störten. Außerdem war es förderlich wie "frisch" die Temperaturen in 800 Hm sein können.

Als erstes machte ich mich heute morgen auf den Weg zur Post um die seit längerem schon geschriebenen Karten an Hannah, T&T und Regina einzuwerfen. Auch hier im Ort gibt es keine Karten, vielleicht werde ich ja bei der Grotte fündig. Bezahlen musste ich übrigens 700 Bolivar + 16% Teurungszuschlag. Für was ich diesen Zuschlag habe bezahlen müssen habe ich bis heute nicht verstanden.

Danach widmete ich mich mal wieder Black Beauty und wechselte vorne die Bremsklötze sowie die Kette. In Manaus hatte ich dies ja zuletzt getan und bin immerhin 1.793km mit der jetzigen gefahren.

Danach habe ich noch einmal 250`Bolivar abgehoben, dieses Geld müsste mir jetzt bis Caracas reichen.

Jetzt gehe ich erst einmal ins Internetcafe und will sehen ob einer der drei vorhandenen Plätze frei ist.

Gruß Welti  

6713 Postings, 5287 Tage weltumradler901. Tag 18km (53.681km) Fr. 12.09.2002

 
  
    #1199
4
09.01.16 08:06
Kurz vor 12.00 habe ich bereits meinen Besuch bei der Cueva Guacharo beendet und muss feststellen, dass ich von der Höhle schon beeindruckt bin. Selbstverständlich war die Führung auf spanisch, sodass ich recht wenig mitbekommen habe. Die Höhle ist insgesamt 10km lang wobei bei der Führung ein ca. 1km langer Teil besichtigt werden konnte. Zu sehen gab es allerlei Kalksteinformationen u.a. der schiefe Turm von Pisa, the cathedral, la familia u.v.m., die im Laufe von Jahrtausenden vom Wasser geformt wurden.

https://c2.staticflickr.com/8/7211/7000145525_2724b60888_z.jpg
http://www.venezuelatuya.com/902/img/0459635309.JPG
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/...aro_-1600x1200-.jpg
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/...ro_in_2014_05.jpg

Entdeckt wurde die Höhle am 18. September 1799 durch Alexander von Humboldt, das interessanteste an ihr waren für mich jedoch deren Bewohner. So ca. 15.000 Guacharos sollen dort leben und mit ihrem Echolot erzeugen sie einen gespenstischen Lärm der die Besucher erschaudern lässt. Aufgrund der Tiere bleibt die Höhle auch im Dunkeln und so folgten wir dem Lichtstrahl einer einzigen Lampe. Einmal versagte diese ihren Dienst und es war stockfinster, zum Glück war ich nicht alleine......

Die Gaucharos verlassen gegen 19.00 die Höhle und dieser Moment muss ein tolles Naturschauspiel sein. Nachdem wir bei der Besichtigung eine kleine Felsnische passiert hatten wirkte diese wie eine Schallmauer und es war plötzlich totenstill. Die Vögel können vermutlich nicht durch diesen Spalt fliegen.

Einige kleinere Vögel sahen wir auf dem Boden, sie sind vielleicht aus ihren Nestern geflogen, und diese werden wohl nicht mehr lange leben. Was auch überrascht ist die Tatsache, dass trotz totaler Finsternis eine Pflanzenart in dieser Höhle existiert, weitere Bewohner sind blinde Mäuse.

Hingefahren bin ich heute morgen mit dem Rad, es waren gerade einmal 9,3km. Dummerweise hatte ich gestern die Kette noch nicht geölt und das Knirschen schmerzte sehr in meinen Ohren. Zum Glück geht es nachher größtenteils bergab sodass ich kaum treten muss.

Gestern Abend habe ich mich noch eine Weile mit einer Augsburgerin unterhalten, die für zwei Wochen mit ihrer Familie nach Venezuela geflogen ist. Es war ein netter Abend und vielleicht unternehmen wir heute ja noch etwas gemeinsames.

Was soll ich denn nun noch in meinen letzten 12 vorhandenen Venezuela bzw. SA Tagen machen?, ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Den Flug hätte ich besser für den 20. gebucht um weniger langweile zu haben. vermutlich werde ich nun versuchen doch noch nach Cumana zu gelangen um mir dort für 2/3 Tage die Zeit totzuschlagen.

Gruß Welti  

6713 Postings, 5287 Tage weltumradler141. Wissenswertes - F e t t s c h w a l m

 
  
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09.01.16 08:26
Was um Himmels Willen sind Fettschwalme?, wusste dies bis vor einer Stunde auch nicht.... DANKE Wikipedia.

Als Fettschwalb bezeichnet man jene geheimnisvollen Vögel, welche ich in der Höhle bewundern konnte.

interessant vor allem dies "....Der Fettschwalm ist der einzige nachtaktive früchtefressende Vogel der Welt....."

https://de.wikipedia.org/wiki/Fettschwalm

und zuletzt noch einige Bilder

http://tierradegracia.net/wp-content/uploads/2014/...l-guacharo-2.jpg
http://followtheroad.com/photos/2007/...la/cave_guacharo/IMG_4702.JPG
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/.../300px-Oilbirds.jpg


Gruß Welti  

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