Wien. Als Thomas Cook im Vorjahr erste Reisen für Reiche anbot, galt dies in der Branche als verzweifelter Versuch, Boden gut zu machen. Mittlerweile peilt der krisengebeutelte britische Reiseriese, zu dem auch Neckermann und Öger-Tours zählen, jährlich an die 50.000 „Selection"-Buchungen in Österreich an. „Die Leute sehen einen James-Bond-Film und beauftragen uns am nächsten Tag, genau jenes Luxushotel auf den Seychellen zu buchen, wo sich 007 mit seiner Begleitung im Pool aalt", erzählt Thomas-Cook-Austria-Vorstand Ioannis Afukatudis.
Weit mehr als 10.000 solcher Traumreisen wie im Film habe Thomas Cook 2012 auf Anhieb verkauft. In längstens drei Jahren will er die Marke von 50.000 im Jahr knacken. „Die Lust, im Urlaub was ganz Individuelles, Unvergessliches zu erleben, steigt rasant. Das Hotel muss berühmt und auch sonst alles eine Marke sein", meint Afukatudis. Der Preis sei kaum ein Thema. Bis zu 2000 € am Tag lasse die neue Klientel locker springen. Die Umsatzrenditen lägen beim Dreifachen von Pauschaltouren.
Angebot verdoppelt
Die Thomas Cook Group, die sich laut Analysten allmählich aus der Pleitegefahr befreit, hat das Luxus-Angebot heuer verdoppelt. Statt einem gibt es zwei „Selection"-Prospekte. Für 2014 ist ein dritter fix.
Im Gegensatz zum Luxussegment haben die 100 Mitarbeiter des zweitgrößten Reiseveranstalters (nach TUI) in Österreich bei Pauschalreisen weniger zu lachen. Die Krisenherde ums Mittelmeer würden Buchungen bremsen, gesteht Afukatudis. „Zypern ist innerhalb einer Woche abgestürzt", sagt der Thomas-Cook-Chef. Karibik-Ziele würden dafür boomen. Neckermann sei es dabei weitgehend gelungen, die Vorjahrespreise zu halten. Afukatudis: „Dass Urlauber irgendwo als Krisen-Melkkühe herhalten müssen, stelle ich in Abrede."
Thomas Cook plc meldete vor zwei Wochen den Verkauf der Nordamerikatochter. Laut Analysehaus Nomura fehlen noch 480 Millionen €, um nach Verlustjahren wieder ausgeglichen zu bilanzieren