Lebenstraum Weltumradlung


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Neuester Beitrag: 21.09.16 23:03
Eröffnet am:07.04.13 21:19von: weltumradlerAnzahl Beiträge:2.406
Neuester Beitrag:21.09.16 23:03von: CatalinaLeser gesamt:370.503
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6713 Postings, 5268 Tage weltumradler543. Tag 0 km (34.967km) Do. 30.08.2001

 
  
    #776
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25.08.14 19:12
Jetzt um 14.45 sitze ich frisch geduscht auf einer Bank, habe mir soeben eine Dose VB Bier aufgemacht, verdünne den Saft der Begierde mit Pepsi, lasse mich hierbei von der Sonne verwöhnen und kann dabei auf einen Tag zurückblicken, der äußerst ereignisreich war/ist.

Aufgestanden bin ich zur gewohnten Zeit und die frische Morgenluft von ca. 3 Grad ließen mich doch langsamer in Fahrt kommen als sonst. Während des Frühstück wollte ich dann in aller Ruhe mein Peanutbrot essen als ich von einer Rabenart, welche ähnlich wie unsere Elster schwarz weiß gefiedert ist, attackiert wurde. Im Sturzflug wollte der diebische Rabe mein Brot aus der Hand stehlen, welches ich dann vor lauter Schreck auch habe fallen lassen. Ich gönnte dem Tier natürlich nichts und entsorgte das versandete Brot in der Mülltonne. Dies sind dann eben diese unangenehmen Randerscheinungen, wenn wild lebende Tiere von Touristen gefüttert werden. Etwas ähnliches hatte ich ja schon bei meiner Kilimanjaro Besteigung erlebt, als mir Hähnchen von Greifvögeln aus der Hand gestohlen wurden. Aus diesem Grunde ist dieses Jahr wohl auch ein kleiner Junge auf den Frazer Island von einem Rudel Dingos auf einem Campingplatz zerfleischt worden.

Für stolze 10,40$ musste ich mir dann 4 Batterien für meinen Foto kaufen und wenig später versperrte mir ein Kängurumännchen den Weg. Er stellte sich auf die Hinterbeine, fauchte dabei recht furchteinflößend und war mindestens genauso groß wie ich. Uns trennten so 4-5m und ich hatte riesen Respekt vor diesem rötlich ausschauenden Riesen. Nicht weit davon entfernt hielt sich das Weibchen mit den Jungen auf, ich hoffe nur dass die Bilder etwas geworden sind.

Kurz nach 8.00 begann ich mit der Wanderung und zuvor hatte ich mich in einem Visitorbook eingetragen. Für die insgesamt 17km langen Rundwanderung incl. Besteigung des St. Mary Gipfels waren 7h veranschlagt. Wegen Wegarbeiten fiel die Gipfelbesteigung jedoch leider ins Wasser, sodass ich mich mit der Umrundung begnügen musste. Es war zwar eine schöne Wanderung, begeistern konnte sie mich jedoch nicht. Wahrscheinlich habe ich im Red Center zu viel spektakuläres gesehen und jetzt fällt es mir schwerer mich für etwas zu begeistern.

Die wahre Schönheit des Wilpena Pounds ist wohl nur von der Luft aus zu sehen, denn dann sieht sie aus
http://saforeveryone.com.au/wp-content/uploads/WilpenaPound_aerial.jpg
wie eine längliche, riesige Schüssel deren Rand gebogen ist. Irgendwie erinnerte sie mich auch an die Amphitheater im Süden Europas, an ein natürliches allerdings. Als ich dann auf dem Kraterrand stand konnte ich die Komturen nur erahnen. Auf dem Weg dorthin, nach ca. 1,5h, hatte ich herrliche Ausblicke auf die Flinders Range sowie dem Gebiet, aus dem ich gekommen war. Das Absteigen in das Innere des Pound war easy und das Innere wäre ein ideales Jogginggebiet gewesen. Zu beginn der Wanderung sowie im inneren des Pounds gab es herrliche Waldabschnitte. Die Vegetation hat mir dann auch am besten gefallen.

Auf dem Weg zum Camp musste ich dann auch wieder an Südamerika denken bzw. an die Tatsache, wie ich am meisten Gewicht einsparen könnte. Die größte Einsparung wäre wohl das zu Hause lassen meiner Wanderutensilien die da wären Bergschuhe, Rucksack sowie meine Goretex Hose. Meine bisherigen Wanderaktivitäten wie am Olymp, am Nanga Parbat oder hier in Australien waren zwar schön und abwechslungsreich doch ist meine derzeitig wahre Welt wohl die des Radelns.

Die Wetterprognose für die nächsten drei Tage ist nicht sonderlich gut, dennoch möchte ich voraussichtlich morgen weiterfahren. Übermorgen soll es heftige Regenfälle geben, sodass ich morgen wohl einen Caravanpark aufsuchen werde.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler544. Tag 0 km (34.967km) Fr. 31.08.2001

 
  
    #777
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29.08.14 18:16
Jetzt gegen 7.30 schlürfe ich meinen Kaffee, und wenn ich um diese Tageszeit bereits Tagebuch schreibe kann dies eigentlich nichts gutes bedeuten. Vor gut 1 1/2h hat es ein wenig geregnet, und nachdem es kurzfristig aufhellte schmücken jetzt recht düster ausschauende Wolken den Himmel und just in diesem Moment beginnt es wieder leicht zu tröpfeln. Ich glaube nicht, dass ich heute noch aufbrechen werde auch wenn ich dies in der Vergangenheit schon des Öfteren praktiziert habe. Für morgen hören sich die Prognosen auch nicht gut an, es soll regnerisch und zudem noch stürmisch werden, danach soll eine Wetterbesserung eintreten.

Da ich derzeit nicht so radeln kann wie ich es eigentlich wollte werden die Känguru Island wohl ins Wasser fallen sprich ich werde sie nicht besuchen. Für die Städte Adelaide, Melbourne uns Sydney möchte ich schon so ca. 10 tage einplanen, den Rest bis zum Abflug werde ich wohl mit Radeln benötigen.

Nach wie vor kann und will ich aufgrund des Wetters nicht klagen, diese erzwungene Regenpause ist die erste seit Perth...., also seit dem 06. Mai!!! In den fast 1 1/2 Jahre on the road sein hatte ich vielleicht 10, max. 15 tage an denen ich aufgrund des schlechten Wetters nicht das machen konnte was ich wollte.

Das was ich heute morgen eigentlich befürchtet habe ist nun eingetreten sprich ich bin nicht losgefahren. diese wäre wirklich kein guter Entschluss gewesen, denn es hat immer mal wieder geregnet uns zudem war es recht kalt. Auch jetzt gegen 16.40 ist es stark bewölkt, der Wind wird langsam aber sicher stärker, die trockenen Abschnitte zwischen 2 Regenperioden länger und dies lässt mich hoffen, dass es morgen weitergehen wird.

Heike und Udo habe ich heute Mittag ein E-Mail geschrieben und meine Ankunft für Adelaide gemeldet, ich freue mich schon auf die beiden.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler545. Tag 0 km (34.967km) Sa. 01.09.2001

 
  
    #778
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29.08.14 18:50
Um 12.15 muss ich ein wiederholtes male feststellen, dass meine Tour eigentlich nicht planbar ist, auch habe ich abermals die Macht der Natur zu spüren bekommen. Ja, ich sitze bzw. hänge immer noch auf dem Campingplatz fest, und so wie es derzeit ausschaut wird sich dies für morgen auch nicht ändern. Selbst wenn es aufhören sollte zu regnen wird das weiterfahren noch eine Zeit lang dauern.

Seit gestern Nachmittag regnet es nun fast ununterbrochen und wie damals in Neuseeland ist ein unbedeutender Bachlauf innerhalb von wenigen Stunden zum reißenden Fluss geworden. Ich vermute fast, dass dieser "Fluss" sämtliche Wassermassen des 63km2 großen Wilpena Pound mit sich führt. Ich finde es mal wieder fantastisch am eigen Leib zu spüren was bedeutet den Naturgewalten machtlos gegenüberzustehen, auch wenn ich heute natürlich gerne weiter geradelt wäre. viele ist palnbar, eine Weltumradlung nicht.....

Außer mir sitzen hier auch noch andere Camper fest, ich bin echt gespannt ab wann die Straße wieder gequert werden kann, und wird sind quasi von der Außenwelt abgeschnitten. Gerade einmal ca. 200m Luftlinie entfernt ist ein Restaurant, wo ich jetzt gerne meinen Kaffee schlürfen würde, außerdem vielleicht eine Zeitung lesen und von der wenigen Meter entfernten Bar ganz zu schweigen. So sitze ich hier nun einmal fest, während abermals Wassermassen auf mein Zelt prasseln.

Auch wenn der Reißverschluss so langsam aber sicher seinen Geist aufgibt bin ich vom in Katmandu gekauften Salewa Zelt doch überzeugt. Es ist absolut dicht und von oben drang bisher kein einziger Tropfen ins Zeltinnere. Allerdings hat sich zwischen dem Zeltboden und der Plane als Bodenschutz Wasser gebildet, sodass dieses nun minimal ins Zeltinnere dringt, aufgrund der Isomatte bekomme ich jedoch keine nassen Füße........ Alle Sachen sind nach wie vor trocken, vielleicht minimal feucht.

Im Laufe des Vormittages hatten sich die Heringe im aufgeweichten Boden gelöst, sodass sich das Zelt dank einer heftigen Sturmböe selbständig gemacht hatte. Zum Glück bemerkte ich diese Malheur, ich war gerade beim Essen unter einem Shelter, und baute es danach wieder auf.

Ein solches festsitzen wie ich es erleben durfte kommt übrigens nicht alle Jahre vor, der Rekord besteht bisher allerdings bei einer Woche.......

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler546. Tag 56 km (35.023km) So. 02.09.2001

 
  
    #779
3
30.08.14 06:46
Dass ich heute Wilpena noch habe verlassen können hätte ich gestern Nachmittag auch nicht gedacht, ja selbst heute morgen war ich noch sehr unentschlossen.

Die Prognosen für heute Nacht waren nicht gerade aufmunternd und der Ranger meinte, dass wir abermals mit starken Regenfällen und heftigen Windböen zu rechnen hätten. Inzwischen hatte die Parkverwaltung 2 Caravan herrichten lassen um entmutigte Camper ein sicheres zu Hause zu gewähren. Für mich kam dieser Luxus natürlich nicht in Frage und übernachtete in meinem Zelt, auch wollte ich Black Beauty nicht alleine lassen. Kurz vor dem Schlafen gehen prüfte ich abermals die Haltbarkeit der Heringe denn ich wollte über Nacht keine Überraschung erleben. Zwar gab es noch einige Böen doch da der Regen bald aufhörte hatte ich eine schlafreiche Nacht.

Heute Morgen staunte ich dann nicht schlecht, dass der Bach schon fast wieder in seinem normalen Bett zurückgekehrt war. Die Straße war teilweise weggespült, sodass man auf den 2. Übergang hatte ausweichen müssen. Eigentlich wollte ich erst einmal in aller Ruhe meine Sachen trocknen lassen doch als alle eingeschlossenen Camper gegen 10.00 aufbrachen gab es auch für mich kein halten mehr. Sicherlich waren einige froh den "Ort des Schreckens" verlassen zu haben, ich war sichtlich erleichtert weiterfahren zu können.

Beim gemütlichen Tausch während des Morgenkaffees gaben mir Rahel und Karl noch ihre Handynummern und meinten, dass wenn ich in Sydney wäre sie doch besuchen solle. Ich nahm dankend an und war dann letztendlich gegen 11.00!!!! abfahrbereit, zuvor gab es noch 2 Mars als Stärkung.

Auf den ersten Km war der Wind mein Verbündeter und lies mich rasch vorankommen, später Richtung Hawker lief es dann nicht mehr ganz so flott. Obwohl für den heutigen Tag ebenfalls Schauer angesagt waren blieb es trocken, jetzt gegen 17.00 ist es sogar wolkenlos.

Eigentlich wollte ich heute mal wieder wild campen, doch nachdem es gegen 15.00 recht duster ausschaute entschloss ich mich in Hawker zu bleiben. Der erste Caravanpark hier im Ort war mir mit 10$ dann doch zu teuer, 1km außerhalb kostet er noch 7$ und ich denke, dass ich in Zukunft wohl sehr häufig auf Campingplätzen übernachten werde. Das Outback habe ich nun hinter mir gelassen, die Zivilisation hat mich wieder.

Gemäß meinem Reiseführer habe ich mit Hawker den Mittelpunkt der Flinders Range erreicht. Vor mir liegt nun offene Graslandschaften, welche größtenteils für die Schafszucht genutzt wird, Rinder habe ich schon seit längerem nicht mehr gesehen.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler547. Tag 132 km (35.155km) Mo. 03.09.2001

 
  
    #780
3
30.08.14 09:06
Jetzt um 19.00 hat es wieder heftigst angefangen zu regnen, doch sitze ich in einem Pub in Melrose und trinke ein West End Bier. Der heutige Tag hat mal wieder einiges zu bieten gehabt, es war ein schöner und ich bin mit einem Schnitt von 20,2 km/h äußerst gut vorangekommen.

Die Nacht war anfangs sternenklar, recht kühl und Vollmond hatten wir außerdem. So nass wie heute Morgen habe ich mein Zelt schon lange nicht mehr zusammengepackt. Eigentlich kann ich gar nicht verstehen weshalb das Zelt so nass war, doch vermutlich liegt es an der Luftfeuchtigkeit aufgrund der starken Regenfälle der letzten Tage.

Richtig erfreut und gleichzeitig überrascht war ich über die Tatsache, dass ich heute leichten Rückenwind hatte. So machte das Radeln natürlich spaß und außerdem ist die Landschaft äußerst sehenswert. Vielleicht ist es das grünste Grün was ich hier in Australien bisher gesehen habe, die Schafe jedenfalls fühlen sich sichtlich wohl auf den Weiden. Es kam mir vor, als ob ich entlang einer Hochebene fahren würde wobei die umliegenden Berge nicht hoch sind. Die riesigen Eukalyptusbäume entlang der Bachläufe begeistern mich noch immer. Das erste mal habe ich sie bei der Fahrt von Parachilna nach Bliman gesehen.

Wieder einmal hat mich heute die Natur begeistert. So abrupt wie bei der Fahrt nach Quorn sieht man den Übergang von verhangenem Himmel zu blauen wohl selten. "Von einem Meter auf den anderen" war der Übergang vollzogen, ja ich konnte sogar die Dicke der Wolkendecke sehen.....

Nach knapp 70km erreichte ich Quorn und dank vieler restaurierter Häuser fühlte ich mich in die Vergangenheit versetzt. Auch dieser Ort wurde 1898 als Eisenbahnstadt gegründet und gönnte mir zwei Hamburger sowie eine Coke. Wäre dieser Ort 30km später gekommen, so hätte ich dort wohl übernachtet. Da ich in letzter Zeit jedoch nicht so fahren konnte wie ich wollte entschloss ich mich für die Weiterfahrt.

Genau 40km später war ich in Wilmington doch waren mir die 9$ zu viel und wenig später fand Ich für 6$ einen Campingplatz in Melrose. Der Ort gefällt mir ebenfalls sehr gut, und sollte das Wetter morgen schlecht sein so lässt es sich hier sicherlich gut aushalten.

Bevor ich nun die Kneipe aufgesucht habe, habe ich zuvor noch bei den Eltern angerufen. Wettermäßig war der Urlaub recht gut doch Mutti hatte sichtlich Probleme aufgrund der Chemo Therapien. Neben der Chemo musste noch ein vereideter Zahn mit zwei Wurzeln gezogen.. - Urlaub sieht anders aus. Bis auf die letzten drei Tage hatte sie immer Schmerzen. Lieber Gott, lass sie den Krebs doch bitte für Allezeiten besiegt haben.

Der Flug von Frankfurt aus nach Ushuaia ist nun auch gebucht, die Eltern haben ihn mir bezahlt. Am 13. November geht es nach Buenos Aires, habe dort wohl zwei Tage Aufenthalt und werde danach nach Patagonien fliegen, mit 1.300Dm ist der Flug noch recht günstig.

Dass ich nun auf mein Erbe verzichten möchte habe ich auch anklingen lassen, doch wollte ich hierüber natürlich nicht am Telefon diskutieren. Bis auf meine Person hat nun jeder seinen "Anteil" erhalten, wenn ich eine eigene Family hätte oder mir eine Wohnung kaufen würde, hätte ich es ja auch angenommen, jetzt bin ich jedoch Welten bummeln.....

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler548. Tag 56 km (35.211km) Di. 04.09.2001

 
  
    #781
3
31.08.14 11:18
Wie man anhand der gefahrenen Kilometer leicht erkennen kann konnte ich heute abermals nicht so fahren, wie ich es eigentlich vor hatte. Nachts gegen 1.00 blinzelte noch der Mond in mein Zelt, heute morgen fing es dann gegen 7.30 an pünktlich zu regnen. geschlafen habe ich sehr schlecht, vermutlich hat mich mein letztes Telefonat mit Mutti und Papa zu sehr beschäftigt.

Die Regenpause bis 10.30 nutzte ich dann zu einem gemütlichen Plausch mit Rahel und Eric, bei denen ich vermutlich während meine Melbourne Aufenthaltes wohnen werde.

Das Radeln bzw. die Landschaft konnte ich dann aufgrund der ständig dunkel ausschauenden Wolken nicht so richtig genießen. Wenn die die grünen Hänge nicht als Weideflächen genutzt werden wird Weizen angebaut. das ganze erinnert mich doch sehr an die Heimat.

Bereits nach 4,5km musste ich einen kurzen Regenstopp einlegen, danach konnte ich fast trocken durchfahren.

Nach 45km erreichte ich das Örtchen Laura, wollte dort bereits auf einen äußerst verlassen ausschauenden Caravanpark mein Zelt aufschlagen, doch hätte ich hierzu den Schlüssel für Toilette und Showers im Ort holen müssen. So entschloss ich mich weiterzufahren und erreicht kurze Zeit später das 600 Einwohner zählende Gladstone. Auch dieser ort gefällt mir sichtlich gut, so wie eigentlich fast alle hier in den Flinders. Zur Zeit passiere ich täglich zwischen 2-5 kleinere Ortschaften, mein geliebtes Outback habe ich nun endgültig hinter mir gelassen.

Die Zäune entlang der Straße stören das idyllische Landschaftsbild, in Western Australia bzw. Northern Terretorium waren sie zumindest, falls überhaupt vorhanden, 50-100m von der Straße entfernt. Unter diesen Umstände ist das wild campen auch gar nicht mehr so einfach.

Im Moment scheint sich das Wetter zu bessern, und sollte ich morgen einigermaßen fahren können möchte ich schon so ca. 120km zurücklegen. Bis Adelaide sind es noch 210km, und diese möchte ich in den nächsten 2 Fahrtagen zurücklegen. Heute habe ich versucht Heike oder Udo telefonisch zu erreichen, leider vergebens.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler549. Tag 129 km (35.340km) Mi. 05.09.2001

 
  
    #782
3
31.08.14 11:53
Mit dem heutigen Tag bin ich nun 1,5 Jahre auf Achse!!!!! und passend zu diesem kleinen Jubiläum gab es ideale Radlerbedingungen. Hier im Süden Australiens ist es um diese Zeit doch recht kalt, so auch heute morgen.

Beim Aufstehen dürfte es so ca. 5 Grad Celsius gehabt haben und mein Zelt war abermals klitsche nass. Sobald die Sonne aufgeht wird es angenehm warm, doch das Trocknen des Zeltes würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen, sodass ich es derzeit als nass zusammen packe. Ich hoffe dann, wenn ich es am Mittag aufbaue, dass noch genügend Zeit da ist um es zu trocknen, bisher hat dies immer geklappt.

Mein heutiges Ziel in "Schlagdistanz" zu Adelaide zu kommen habe ich erreicht, obwohl der tagesabschnitt wohl einer der Anspruchvollsten hier in Australien war. Den ganzen Tag über ging es bergauf, bergab und hätte ich nicht einen solchen Rückenwind gehabt wäre ich mit Sicherheit nicht so weit gekommen.

Jetzt gegen 17.30 verschwindet die Sonne am Horizont und das Wissen in 80km Adelaide zu erreichen ist schon ein tolles Gefühl.

Landschaftlicher Höhepunkt des heutigen Tages war mit Sicherheit das Durchfahren des Claire Valleys,
http://d1.stern.de/bilder/stern_5/reise/2011/KW03/...size_823_549.jpg
http://4.bp.blogspot.com/_17IKL14YnIY/TO9mo8VZs-I/.../wein24_1024.jpg
http://www.h-e-eisenring.ch/Australien/...lare%20Valley%20Weingut.jpg
das 1842 besiedelt wurde. 1851 wurden von Jesuiten die ersten Weinstöcke gepflanzt um Altarwein herzustellen. Heutzutage gibt es knapp 30 Weingüter, die meisten davon sind erst 20-30 Jahre alt. Einige Leute waren damit beschäftigt Triebe zu binden bzw. abzuschneiden.

Nach gut 70km erreichte ich mit dem 4.000 Einwohner zählenden Städtchen Clare die "Haupstadt" des Valleys. Dort ließ ich es mir richtig gut gehen und gönnte mir zu den Fish and Ships eine Coke, danach noch 2 süße Stückchen sowie einen Kaffee. Hier im Süden wird alles nun auch zunehmend billiger, ich denke, dass die Preise im Norden bzw. Westen des Landes so ca. 20-30% teurer sind.

Von der Stadt aus habe ich dann nochmals bei Heike und Udo angerufen und meine Ankunft für morgen angekündigt. Udo meinte, dass sie bis ca. 17.00 unterwegs wären, ich bei den Nachbarn vorbeischauen solle um mir den Schlüssel für die Wohnung aushändigen zu lassen um duschen zu können... - auf diese Familie bin ich jetzt wirklich gespannt.

Clare selbst liegt immer noch ca. 400m hoch und fürs erste ging es erst einmal einige km bergab. Seit 4km befinde ich mich nun auf dem Highway 32 und der Verkehr ist für australische Verhältnisse enorm. Ich selbst werde mich wohl erst einmal wieder an den ständigen Autolärm gewöhnen müssen.

Hier in Tarlee campe ich auf einem Rastplatz und neben zahlreichen Autos höre ich auch das mit gewohnte gekreische der Galahs. Zuletzt bin ich des Öfteren von einer schwarz weißen Rabenart attackiert worden, so auch hier beim Aufbauen des Zeltes. Ein Jogger musste des Öfteren in Deckung gehen, Alfred Hitchcock lässt grüßen.

Wie gestern auch, so habe ich heute einen Sport-Kunstflieger gesehen, so dachte ich es zumindest. Auf diese Art und Weise wird keinem Hobby nachgegangen sondern vielmehr die Felder bespritzt.....

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler550. Tag 78 km (35.418km) Do. 06.09.2001

 
  
    #783
3
05.09.14 18:12
Kurz vor 13.30 sitze ich auf einer Bank in "the Mall" in Adelaide und schreibe Tagebuch. Bisher hatte ich einen stolzen Schnitt von 22,3 km/h, und dies zeigt doch welch idealen Radlerbedingungen ich heute hatte. Ein guter Rückenwind und blauer Himmel, jetzt verfinstert sich dieser allerdings und es sieht nach Regen aus, ließen mich gut vorankommen.

Geschlafen hatte ich heute Nacht gut, und nachdem ich am Morgen diese Bedingungen wahr genommen hatte, und gleichzeitig auch noch wusste dass es nur 80km werden würden, ließ ich es entsprechend locker angehen. Erst gegen 8.00 fuhr ich los, ich wollte ja auch nicht zu früh ankommen, und bald danach begann mich der starke Autoverkehr zu nerven.

Bis Gawler nach ca. 40km ging es ja noch, doch dann "traf" ich auf einen anderen Highway und hatte danach wohl den stärksten Autoverkehr seit ich in Australien angekommen war. Je näher ich nach Adelaide kam desto schlimmer wurde es und empfand manche Situation gar gefährlich. Die Autos drängten sich oftmals nur auf zwei Fahrbahnen Richtung Center, nur für kurze Abschnitte gab es eine dritte Lane oder gar einen Fahrradstreifen. Obwohl Perth vielleicht ähnlich groß war wie Adelaide erschien mir der Verkehrsfluss wesentlich geregelter als hier. Vielleicht empfand ich es ja auch nur deshalb geregelter das ich zuvor in Südostasien unterwegs war.

Nach fast 4 Monaten Outback hat mich die Hektik einer Großstadt wieder. Eigentlich ist es überall das gleiche. Auf der einen Seite die Schickimickimädels, deren Parfüm vom Winde verweht scheint. auf der anderen Seite die Krawattenmenschen, die schnell noch ein Geschäft machen wollen oder die Hibbies und Studenten sowie die Bettler, welche in den Mülltonnen noch nach Essensresten suchen.

bis Südamerika wird mir diese Businesswelt noch treu bleiben, da ich mich von nun an in Gegenden aufhalten werde, wo der Großteil der australischen Bevölkerung lebt. Etliche asiatische Gesichter sieht man hier in der Stadt, eine Zustand der im Outback nicht zu sehen war.

Bis zu Heike und Udo sind es jetzt noch ca. 4km und ich beabsichtige 3 oder 4 Nächte zu bleiben. Mit den Aufenthalten in Sydney sowie Melbourne verbleiben mir noch 1 Monat zum Radeln.

Kurz vor 16.00 befinde ich mich nun auf dem Grundstück von Heike und Udo und gemäß gestrigem Telefonat werden sie so zwischen 17-18.00 hier eintreffen. Ein Schlüssel soll bei den Nachbarn deponiert sein, doch will ich nicht in fremden Häusern spazieren gehen. Auf dem Weg hierher habe ich mir viel Zeit gelassen und so schon einen gewissen Eindruck von der Stadt bekommen. Die Art und Weise wie die Millionenstadt ihre Einwohner beheimatet hat doch einen Eindruck hinterlassen, ich finde es richtig schön bzw. gemütlich. Der Traum vom eigenen Heim mit großem Grundstück scheinen sich hier viele haben erfüllen können. Es wird sichtlich mehr in die Breite als in die Höhe gebaut, Platz scheint genügend vorhanden zu sein.

Bereits so ca. 2km entfernt von der Stadtmitte hatte man nicht mehr unbedingt das Gefühl in einer Großstadt zu sein. Hier in der Cedar Avenue, gerade einmal ca. 4km vom Zentrum entfernt ist es bereits idyllisch ruhig, man hört die Vögel zwitschern..... - es ist halt Frühjahr in Adelaide.

Für Heike und Udo habe ich noch für 15$ eine Flasche Rotwein gekauft, natürlich aus dem Clare Valley stammend. Ich hoffe nur, dass die beiden auch Rotwein trinken.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler93. Wissenswertes - A d e l a i d e

 
  
    #784
2
05.09.14 18:19
nach 4 Monaten Outback endlich? mal wieder in einer Großstadt.....

http://de.wikipedia.org/wiki/Adelaide

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler551. Tag 0 km (35.418km) Fr. 07.09.2001

 
  
    #785
3
06.09.14 11:57
Abermals ist es heute mit 23.00 recht spät geworden, gestern saßen Heike, Udo und ich sogar bis Mitternacht beisammen, und kann heute auf einen untypischen Radnomadentag zurückblicken.

Angefangen hat es damit, dass ich nach 4 Monaten Radnomadensein das erste mal wieder in einem Bett geschlafen habe. Ich selbst habe bombastisch geschlafen, obwohl mir das Bett eigentlich zu weich ist - vielleicht ist das auch ein ganz normales Empfinden nach all den sandigen, steinigen oder "grasigen" Untergrunde der letzten Monate. Ich selbst habe ein kleines eigenes Heim und konnte sogar ein Bad nehmen......

Gegen 8.00 bin ich dann aufgestanden und Udo war mit den Kindern Sebastian und Jonathan ebenfalls schon wach. Das gemeinsame Frühstück in dieser außergewöhnlichen Familie hat richtig spaß gemacht. Udo selbst ist im Erziehungsurlaub, er hat Landschaftsbau studiert, während Heike, sie ist Ärztin, für den Unterhalt sorgen muss.

Mit 3 Arbeitstagen haben sie genügend Zeit für ihre beiden Adoptivsöhne, welche sogar die gleiche leibliche Mutter haben. Sie wollen jetzt ein weiteres Jahr hier in Australien bleiben, eventuell nach Alice Springs ziehen oder gar nach Neuseeland gehen. Ich jedenfalls habe nur so von Neuseeland geschwärmt und ihnen somit die Entscheidung bestimmt nicht einfacher gemacht.

Nach dem Mittagessen, es gab Nudeln!!!! mit einer herrlichen Soße, fuhren Heike und ich mit den Kindern in die Stadt um Sebastian in den Kindergarten zu bringen. In Australien ist der Kindergartenplatz relativ teuer, man bezahlt praktisch die Stunden, bei denen die Kinder betreut werden. Die Eltern rufen zuvor an ob ein Platz frei ist, dies ist eigentlich immer der Fall, und bezahlt bei Abholen des Spößlings in cash. für Heike mit ihren unterschiedlichen Arbeitszeiten und Udo ist dies allerdings ideal.

Danach gingen wir kurz in den botanischen Garten, eine auftretender Hagelschauer ließ uns jedoch schnell in die Markthalle flüchten. Dort begannen abermals meine Augen zu glänzen, auch wenn der Markt mit asiatischen nicht schritthalten kann. Der asiatische Einfluss ist jedoch unübersehbar. Gegen 18.00 holten wir wieder Sebastian vom Kindergarten ab und zum Abendessen, es gab Brot mit Käse, Tomaten und Wurst schauten die Nachbarn vorbei.

Anhand meiner Weltkarte erläuterte ich im Schnelldurchgang meine bisherige Reiseroute und musste feststellen, dass alle recht beeindruckt waren. Für mich ist es ein besonders schönes Gefühl wenn Weitgereiste wie Heike und Udo sichtlich interessiert zuhören.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler552. Tag 0 km (35.418km) Sa. 08.09.2001

 
  
    #786
3
06.09.14 18:34
Um kurz nach 12.00 gönne ich mir einen Kaffee und schreibe Tagebuch. Heute habe ich meinen "freien" Tag, d.h. ich möchte ein wenig Bummeln gehen und mir die City ansehen. Da es derzeit regnet habe ich mich bisher nur gestärkt. So wie es ausschaut ist mein Adelaide Aufenthalt gut gewählt das radeln, Zelten unter diesen Bedingungen bestimmt keinen spaß machen würde.

Ab Montag soll das Wetter wieder besser werden, und dann hoffe ich Richtung Melbourne aufbrechen zu können. Eines weiß ich jedoch jetzt schon, was?!, na dass mir der Abschied nicht leicht fallen wird. Es ist wirklich toll Heike und Udo kennengelernt zu haben und ich denke schon, dass wir zukünftig in Kontakt bleiben werden.

Heute Morgen bin ich abermals gegen 8.00 aufgestanden und habe mich als erstes im Bad zurecht gemacht. Hier bei Heike und Udo habe ich wohl das komfortabelste leben seit ich aufgebrochen bin. Als kleine Gegenleistung, die mit Sicherheit nicht erwartet wird, habe ich den beiden angeboten heute Abend auf ihre beiden Sprößlinge aufzupassen, damit sie endlich auch mal Zeit für sich haben. Sollte auch ich dann ein wenig Ruhe haben, werde ich mich an den Computer setzen und ein paar E-Mails schreiben.

Da hier in Australien in den Städten recht viel gestohlen wird habe ich mir für den Stadtausflug ein altes Rad geliehen, ich hoffe Black Beauty verzeiht mir mein Fremdgehen.

Ach ja, fast hätte ich es vergessen.... Happy Birthday Opa. Falls Du noch unter uns verweilen würdest, könnten wir heute deinen 91. Geburtstag feiern, in meinem Herzen bist du jedenfalls unter uns.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler552. Tag 0 km (35.418km) Sa. 08.09.2001

 
  
    #787
1
06.09.14 18:50
Bevor es morgen nun "normal" wieder weitergeht habe ich mir soeben einen Mittagschlaf gegönnt. Dieser war mehr als nötig, da ich doch recht müde war trotz der Tatsache, dass ich hier doch gut schlafen kann. Kinder sind anstrengend, eine Tatsache die ich mit Sebastian und Jonathan gestern habe feststellen können, wenn auch eine schöne.

Gestern habe ich die beiden ja gehütet damit Heike und Udo mal einen freien Abend hatten. Es war ein einfaches Hüten und so konnte ich seit längerer Zeit mal wieder Dietrich und Jürgen ein E-Mail schreiben. es war das erste mal, dass ich an einen Laptop geschrieben habe. Mit 23.00 wurde es für meine Verhältnisse wieder spät und dieser schlaf fehlt mir eben und lässt mich recht müde ausschauen.

Um 7.30 bin ich aufgestanden und musste feststellen, dass meine mandeln leicht entzündet sind. Bei den Kindern läuft die Nase und vielleicht habe ich von den beiden etwas abbekommen.

Heike verließ das Haus gegen 8.00 um zur Arbeit zu gehen, während Udo mit mir und den Kids in die Adeleide Hills zum Mount Lufty fuhr. Von dort aus hatten wir eine schöne Sicht auf die Stadt und seit langer Zeit konnte ich auch wieder mal das Meer sehen. Nach einer kurzen Wanderung stärkten wir uns mit Brötchen und fuhren danach ins "deutsche Hahndorf", welches gar nicht so deutsch aussah. Gegen 14.00waren wir wieder zu Hause und ich legte mich abermals für eine Stunde auf`s Ohr.

Heute Abend werden dann nochmals die Nachbarn vorbeischauen, sodass ich bestimmt nicht zur gewohnten Zeit schlafen werden können.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler553. Tag 97 km (35.515km) So. 09.09.2001

 
  
    #788
2
06.09.14 19:27
Jetzt um 17.00 sitze ich im Hotel von Wellington, blicke dabei auf den Murray River und gönne mir ein VB vom Fass.

Der heute Tag stand ganz im Zeichen vom Abschied nehmen von Heike, Udo, Sebastian und Jonathan und wie vermutet fiel er mir äußerst schwer. Erstmals seit Tourbeginn nächtigte ich mehr als eine Nacht bei einer Familie, und der Aufenthalt bei den Vieren wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.

Gestern waren wir noch kurz bei den Nachbarn und ich musste, sollte noch unbedingt die Tochter von Graham und Ponti kennenlernen. Zuvor aßen wir noch ein von Udo zubereitetes Kängurusteak welches vorzüglich schmeckte, und machten uns dann auf dem Weg zu den Nachbarn und wieder einmal war fast ausschließlich ich am erzählen.

Heute Morgen um 8.00 war es dann wieder soweit, Ponti machte noch schnell ein Foto von uns allen, ich sagte schwerfällig good bye und danach hatte mich die Straße wieder.

Erstes Ziel war das ca. 25km entfernte Hahndorf und die Fahrt dorthin war doch recht anspruchsvoll. Auf fast 700 Hm ging es hinauf und dies auf dem stark befahrenen Princess Highway. Aus Adelaide war ich recht schnell draußen, befuhr dann für einige Kilometer gar auf einem Radweg um dann auf den Hwy. zu müssen. Später sah ich dann ein Verbotsschild für Radler, und obwohl mich mehrere Polizeiautos überholten hielt keines an.

In Hahndorf angekommen stärkte ich mich erst einmal mit 2 Schokoriegeln sowie mit einem iced coffee. Das angeblich deutsch geprägte Hahndorf sah für mich gar nicht so deutsch aus, später bei Beerenberg konnte man Erdbeeren pflücken. Weiter ging es nun zum Mount Barker und bis zu diesem Zeitpunkt war es ein ständiges Auf und Ab doch dank eines starken Rückenwindes kam ich gut voran. Das Anstrengendste hatte ich nun hinter mir und für einige Km ging es hinab zum Lake Alexandrina. Dieser See wird vom Murray River gespeist, dem größten Fluss Australiens. In dieser Gegend wird ebenfalls Wein angebaut und manche "Felder" standen unter Wasser.

Gegen 15.30 erreichte ich Wellington und Morgen geht es nun per Fähre über den ca. 100m breiten Murray River. Es ist ein staatlicher Übergang und ist somit kostenneutral.

Nachdem das Wetter heute absolut top war beginn es sich nun zu bewölken und für morgen werden Wind und starke Windböen vorhergesagt. Eines muss man schon anerkennen, die Wettervorhersagen für den Süden Australiens haben fast immer gestimmt. Sollte der Wind aus der gleichen Richtung kommen wie heute, so hätte ich abermals einen Verbündeten.

Am heutigen Tag habe ich mich trotzt der Ruhetage immer noch nicht zu 100% fit gefühlt. Ich habe wohl definitiv eine leichte Erkältung, entzündete Mandeln und fühle mich immer noch müde.

Kurz vor Wellington bin ich übrigens meinen 9.000ten Aussi-km gefahren, scull.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler555. Tag 113 km (35.628km) Di. 10.09.2001

 
  
    #789
06.09.14 20:11
Dass ich heute habe durchfahren können hätte ich heute Morgen auch nicht für möglich gehalten, denn um 5.00 hatte es für kurze Zeit angefangen zu regnen. Den ganzen Tag über war es stark bewölkt, doch bis auf ein paar Tropfen kam nichts runter.

Gegen 7.30 war ich abfahrbereit und das Queren des Murray Rivers dauerte keine 10 Minuten und dies obwohl die Fähre noch am anderen Ufer war. Die staatlich geförderte, kostenlose Fähre pendelt 24h am Tage, wartet nicht bis die Fähre voll ist sondern setzt sich in Bewegung sobald ein Fahrzeug gesichtet wird. Bei der Überfahrt sah ich wieder einige Pelikane welche recht majestätisch auf mich wirken. ich schätzte die Spannweite der Flügel auf ca. 2m und weder im Wasser noch in der Luft wirkt der Vogel hektisch. Zu gerne hätte ich ihn mal bei Jagen beobachtet doch kann man halt nicht alles haben.

Nach 45km erreichte ich Meningie und bis dorthin war ich dank eines guten Rücken-/Seitenwindes recht flott unterwegs, später blies mir der Wind jedoch entgegen. Im Ort selbst gönnte ich mir Milch, einen Joghurt, Äpfel und kaufte zudem noch einige Lebensmittel ein.

Nachdem es angefangen hatte leicht zu regnen dauerte die Pause eine gute Stunde. Mein hinterer Mantel ist nun abgefahren und eine Stelle habe ich bereits "tapen" müssen. Ich habe ja noch einen fast neuen, schmalen und zwar den vom Oodnadatta Track, werde diesen nun vorne und den vorderen hinten aufziehen. Normalerweise müssten die Mäntel nun bis Sydney reichen, obwohl der Vordere bereit 9.000km auf dem "Buckel" hat.

Kurz nach Meningie kam ich in das Einzugsgebiet des Coorong Nt. Park und wieder einmal entdeckte ich eine neue Landschaftsform. Der Coorong Nt. Park besteht aus einer 145km langen, bis zu 3km breiten salzhaltigen Lagune, welche durch einen ca. 1km breiten Landstreifen, den sogenannten Younghusband Peninsula von der Southern Ocean getrennt ist.
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/11/Coorong.jpg
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/46/Younghusband.png
So ca. 200 verschiedene Vogelarten fühlen sich hier sichtlich wohl. Ein längerer Aufenthalt wäre bestimmt nicht schlecht gewesen, doch möchte ich bis Robe (125km) durchfahren, um dort einen Relaxtag zu verbringen. Robe selbst soll ein äußerst schönes Hafenstädtchen sein mit einer herrlichen beach.

Von nun an war mein Blick ständig Richtung Nt. Park gerichtet und neben einer farbenprächtigen Vegetation entlang der Straße gefielen mir besonders die großen Sanddünen der Younghusband Peninsula.

Beim Policeman Point wollte ich auf einem Caravanpark mein Zelt aufschlagen, doch war ich nicht bereit hierfür 10$ zu zaheln, kurz vor Salt Creek wollte man den gleichen Preis....... 12$ habe ich dennoch ausgegeben, und zwar gönnte ich mir hierfür ein Rumpsteak mit Pommes und Salat, meinem 2. Essen hier in Australien!!!!, sowie einen Schoki, dafür campe ich halt wild.

Gerne würde ich morgen bis Robe fahren, doch dies wird wohl vom Wetter abhängig sein. Größtenteils war die Strecke heute eben und dies wird vermutlich auch morgen der Fall sein. Regen und Wind können einem jedoch auch einen Strich durch die Rechnung machen......

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler556. Tag 85 km (35.713km) Mi. 12.09.2001

 
  
    #790
2
06.09.14 20:42
Heute Morgen checkte ich erst einmal die Windrichtung und musste bereits vor dem Start feststellen, dass ich heute das ca. 125km entfernte Robe wohl nicht erreichen könne. Außerdem war ich nicht sonderlich fit, da ich nicht gut geschlafen habe. Heute Nacht hatte es für kurze Zeit zweimal geregnet und so war ich schon frohen Mutes, dass das Wetter heute halten würde.

Mein Glück am heutigen Tag war die Tatsache, dass ich dank dichtem Buschwerk noch einigermaßen geschützt habe radeln können, denn sonst hätte ich wohl wie Don Quijote gegen einen unsichtbaren Gegner "antreten" müssen.

Landschaftlich gesehen durchfuhr ich heute zwei verschiedene Terrains. Solange ich mich im Coorong Nt. Park aufgehalten hatte dominierte zumindest Richtung Seeseite dieses dichte Buschwerk, ab und zu waren Weidelandschaften (Schafe) zu sehen. Ich befand mich fast ausschließlich auf Meereshöhe und sah so viele kleine "Binnenseen", das Biken entlang des Nationalparkes hat doch viel spaß gemacht.

Nach 60km gab es dann die wohlverdiente Vesperpause und auf dem Parkplatz sah ich einen dänischen Biker. Er selbst ist erst 4 Tage unterwegs, schläft gerne lang, fährt bis 17.00...., so unterschiedlich sind wir Radnomaden nun mal. Unterschiedlichere Fahrtypen gibt es wohl kaum und so fuhren wir auch nur wenige Km zusammen. Er selbst ist mit ca. 15Kg unterwegs, trägt seine Habseligkeiten in einem Rucksack auf dem Rücken, und sein Hintern musste in dieser kurzen Zeit doch schon arg leiden.... In Adelaide hat man ihm sein Bike, Foto und Geld gestohlen - er schlief in einem Backpacker......

Hier in Kingston kostet der Caravanpark ebenfalls 10$, das scheint wohl der Einheitspreis für diese Region zu sein. Für die Zukunft wäre es gut wieder öfters im Busch zu übernachten. Den Ort selbst erreichte ich bereits gegen 13.30 und als erstes tauschte ich die Mäntel, der Vordere wanderte nach hinten und der schmale wurde vorne montiert. Mit dem 20$ Schlappen fuhr ich immerhin 3.425km, der Vordere hat jetzt schon 9.206km auf dem Buckel und ich bin echt gespannt ob er noch bis Sydney hält.

Heute Abend habe ich mal wieder Spaghetti gekocht, auf dieses Mal freue ich mich jetzt schon.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler557. Tag 47 km (35.760km) Do. 13.09.2001

 
  
    #791
2
07.09.14 08:50
Um 15.30 bin ich bereits wieder zurück auf dem wunderschön angelegten "Bushcamp Caravanpark" und möchte nun Tagebuch schreiben. Obwohl ich heute geradelt bin war es ein Relaxtag, ein schöner zudem.

Die schon fast obligatorischen Regentropfen während der Nacht waren bestimmt nicht schuld an meinem abermals unruhigen schlaf. Nach wie vor fühle ich mich nicht 100% fit, richtig krank bin ich aber auch nicht. Es ist einfach nur ein leichter Schnupfen, der mich minimal hindert.

Heute Morgen sah es abermals recht duster aus doch da mein Zelt fast trocken war packte ich in Windeseile alles zusammen. Bei dem Frühstück ließ ich mir hingegen wesentlich mehr Zeit, sodass ich erst gegen 7.40 losfuhr. Der Wind war kaum zu spüren, außerdem hat Black Beauty dank des schmäleren Vorderrades wesentlich weniger Reibung, sodass ich gut vorankam.

Bereits wenige Kilometer nach dem Start sah ich den Dänen am Wegesrand zelten und kurzer small talk war angesagt. Wenig später sah ich ihn dann nochmals in Robe doch aufgrund seines schmalen Budget, ich wüsste nicht was ich gemacht hätte wenn ich bestohlen worden wäre, fuhr er weiter.

Ich selbst erreicht den Ort bereits kurz vor 10.00 und sah mir mehrere Caravanparks an. Die Preispalette reichte von 8-12$. Die teuerste war eine pikefeine Anlage auf einem Hügel, "mein" auserwähltes Bushcamp lag leicht außerhalb der Stadt, für mich war es jedoch die schönste Anlage. Derzeit bin ich echt am Überlegen ob ich nicht noch eine weitere Nacht hier bleiben soll.

Robe selbst ist ein äußerst attraktives Fischerdorf und im Sommer muss hier wohl Hochbetrieb herrschen. Laut meinem Reiseführer weilen dann bis zu 10.000 Leute im Ort, bei einer normalen Einwohnerzahl von schätzungsweise 2.000 - 3.000 Leuten. So wie es derzeit ausschaut, o.k. es ist noch früh am Tag, bin ich der einzige Camper auf der Anlage.
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/26/RobeSAaerial2.jpg
http://en.wikipedia.org/wiki/Robe,_South_Australia

Für mich das Schönste im Ort ist der Fischerhafen und die Farbspielungen des türkisblauen Meeres mit den Booten. ich war richtig überrascht als ich dort zwei Delfine sich tummeln sah, allerdings bin ich bei den ersten Sprüngen auch erschrocken. Robe selbst liegt an einer Steilküste und da es heute Mittag wieder heftig wehte war die weiße Gischt der Wellen entsprechend stark.

Jetzt werde ich wohl noch eine Sonderausgabe des "The Advertiser" lesen, denn in den USA ist wohl ein terroristischer Anschlag verübt worden. Innerhalb von kürzester Zeit sollen drei Passagierflugzeuge in New York in Hochhäuser hineingeflogen sein - man spricht von über 1.000 Toten.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradlerhier mal in groben Zügen mein

 
  
    #792
1
07.09.14 09:00
Wegverlauf von Adelaide nach Melbourne. Über die Murray Bridge ging es entlang der Küste nach Robe, von dort aus Richtung Mt. Gambier und wieder entlang der Küste zur berühmten Great Ocean Road sowie Melbourne.

http://www.council.robe.sa.gov.au/webdata/resources/images/map.jpg

Gruß Weltumradler



 

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler558. Tag 103 km (35.863km) Fr. 14.09.2001

 
  
    #793
1
07.09.14 09:52
Wieder hatte ich heute einen Tag, der es ganz schön in sich hatte. Gestern habe ich noch die Zeitung gelesen und der terroristische Anschlag war wohl mit das Schlimmste, was die Menschheit bisher gesehen hat. Zwei Passagierflugzeuge sind innerhalb 30 Minuten in den Nord- bzw. Südtower des World Trade Centers geflogen. Aufgrund des mitgeführten Treibstoffes entstand beim Brand eine solche Hitze, dass der Baustahl schmolz und das 4. höchste Gebäude der Welt einstürzte. Wieviel Menschen hierbei ums Leben kamen wird man wohl nie genau erfahren können, man spricht von zigtausenden. Ein drittes Passagierflugzeug wurde von den Entführern ins Pentagon gesteuert, alleine hier spricht man von 800 Toten. Ein viertes Flugzeug was auf dem Weg nach Washington war wurde von den Amis abgeschossen......

Mit einem solch fürchterlichen terroristischen Anschlag hat wohl niemand rechnen können, ich denke dass es Krieg geben wird. Die Amerikaner haben jedenfalls Flugzeugträger und Zerstörer Richtung Mittleren Osten entsendet. Mit Paul Harbour war es wohl der größte Anschlag gegenüber den Amerikanern.

Man vermutet, dass hinter dem Anschlag ein Saudi Arabischer Milliardärssohn steckt, der in Afghanistan Unterschlupf hatte, es wird wohl weiteres Blutvergießen geben. Dass ich nach diesen Neuigkeiten abermals schlecht geschlafen habe ist wohl mehr als verständlich, außerdem lief die Nase. geregnet hat es nur einmal, jedoch war es ein heftiger Schauer.

Den ganzen Tag über hatte ich fast ideale Radlerbedingungen, es schien die Sonne und ein kräftiger Rückenwind ließ mich gut vorankommen. Die 103km legte ich in 4h25Min. zurück, was einen Schnitt von sage und schreibe 23,2km/h entsprach.... Mein Kopf war jedoch nicht frei, denn immer wieder musste ich über die Anschläge nachdenken, sah irgendwelche Flugzeuge in Hochhäuser fliegen und konnte mich somit überhaupt nicht auf die Landschaft konzentrieren.

Was werde ich nun jenen Leuten erzählen, welche Vorurteile gegenüber Pakistani bzw. Iranern oder allgemein Muslimen haben? In diesen Ländern wurde ich ja fast ausschließlich mit offenen Armen empfangen und als kleine Gegenleistung hierzu wollte ich ja versuchen eventuell bestehende Vorurteile abzubauen. Dies hatte ich mir ja persönlich auch als Ziel gesetzt. Wenn eine solche Reise einen Sinn für andere haben soll, dann muss ich von erlebten auch berichten. Ich persönlich denke, dass auch die Afghanen größtenteils herzliche und hilfsbereite Muslime sind. Fanatiker wird es wohl in jedem dieser Länder geben und dank ihres "krankhaften" Glaubens sind leute wohl auch leicht für solche Greueltaten zu überzeugen.

Kurz vor Millicent wurde ich dann Zeuge einer weiteren "Tiertragödie". Ein Pferd lag auf der Weide auf dem Boden und streckte alle Viere von sich. Ich hielt an da ich dachte, dass das Tier bereits tot sei. Nun erst sah ich, dass es sich um eine trächtige Stute handelte, welches ihr Fohlen zur Welt bringen wollte. Ein Bein schaute bereits heraus doch nichts bewegte sich. Die Stute war sichtlich in Schwierigkeiten doch was sollte ich der Städter denn nur machen? Ein Auto hielt an und die Fahrerin sah sich die Stute an. nach wenigen Minuten sagte sie, dass dies nicht normal sei, denn die Geburt eines Fohlens würde so ca. 20 Minuten dauern. Sie fuhr in den Ort und benachrichtigte eine Tierärztin.

Bis es soweit war dauerte es abermals 20-30 Minuten und während dieser Zeit drehte sich die Stute des Öfteren. Manchmal stand die Stute auf und lies sich auf den Bauch fallen, einmal spritzte das Fruchtwasser heraus. die Stute schien mit den Kräften am Ende zu sein. Irgendwie gelang es ihr dann doch das Fohlen herauszupressen und plötzlich lagen beide regungslos da. Abermals vergingen Minuten und nichts rührte sich, auch war kein Herzschlag mehr zu sehen. Inzwischen war eine Frau eingetroffen, evtl. die Farmerin, lief zu den beiden hin und da bewegte sich die Stute, mir fielen mehrere Steine vom Herzen. Kurze Zeit später kam die Tierärztin herbeigeeilt und mit dem Fohlen schien etwas nicht zu stimmen. es lebte zwar, doch konnte es sich nicht bewegen. Die beiden Frauen waren recht fassungslos und immer wieder umarmten sie die Stute. Da ich mir dieses Drama habe nicht weiter ansehen wollen verabschiedete ich mich von den beiden Frauen und fuhr weiter.

In Millicent, einer richtig kleinen Stadt, gönnte ich mir 2 Mars sowie 1,25l Lift und fuhr weiter Richtung Mt. Gambier.

Auf offener Fläche wurde ich abermals mehrfach von einer Elsternart angegriffen, einen Vogel traf ich dabei mit einem Stein welche ich als Wurfgeschosse mit auf meiner Lenkertasche führte. Für mich ist es unerklärlich, weshalb diese Vogelart so aggressiv gegenüber Eindringlinge ist.

Locker hätte ich heute Mt. Gambier erreichen können doch wollte ich aus Kostengründen mal wieder in der Pampa übernachten. Pampa heißt hier forstwirtschaftlich genutztes Land, und hier wird eine Tannenart bewirtschaftet. bestimmte Abschnitte werden zu 100% gerodet und danach wieder aufgeforstet.

In einem solchen Waldstück habe ich mein Zelt aufgebaut, und habe bereits gegen 14.00 aufgehört zu radeln.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler559. Tag 135 km (35.998km) Sa. 15.09.2001

 
  
    #794
3
12.09.14 19:23
Kurz vor 18.00 sitze ich in Portland in einer Kneipe und schaue mir die Nachrichten an. Natürlich wurde auch hier hauptsächlich vom Terroranschlag berichtet, doch Neuigkeiten konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Ich selbst fühle mich äußerst platt, da ich immer noch nicht 100% fit bin. So habe ich mich nun entschlossen hier morgen einen Relaxtag einzulegen, immerhin bin ich in den letzten 6 Fahrtagen 580km geradelt. Von hier aus liegt noch ein Fahrtag vor mir, dann müsste ich die Great Ocean Road erreicht haben.

Heute Nacht hatte ich ausgesprochen gut geschlafen und dennoch fühlte ich mich heute morgen nicht fit. Zum Glück war der Wind heute abermals mein Verbündeter, und mit 22,3 km/h kam ich außerordentlich flott voran. Abermals führte der Weg durch eine Art Monokultur der Waldwirtschaft, so wie damals in Neuseeland, alles wird gerodet und danach wieder aufgeforstet. Die ältesten Waldabschnitte wurde in den 40er Jahre angelegt.

Nach knapp 30 km erreicht ich Mt. Gambier und legte dort meine erste Rast ein. ich erkundete mich dort nach dem Weg nach Portland, da ich ja nicht dem Highway sondern der Küstenstraße folgen wollte. Der einzige Ort auf dem über 100km langen Weg dorthin sollte Nelson sein, welches ich nach 35km erreichen müsste. Die Frau sprach auch noch etwas von einem Berg, den ich zuvor erklimmen müsste - ich sah nur einen Hügel.

Der ersten erklomm ich noch gleich im Ort, und kurze Zeit später war ich am 197m "tiefen" Blue Lake. Dieser See ist eines der vielen Naturphänomene hier in Australien. Ich selbst sah den See in einem normalen Farbton, zwischen November und März soll er hingegen seine Farbe in ein leuchtendes Kobolt blau wechseln.
http://media-cdn.tripadvisor.com/media/photo-s/01/...lake-to-look.jpg
http://www.geo.de/reisen/community/bild/regular/...ake-Mt-Gambier.jpg
Ich sah Bilder von den unterschiedlichen Farbtönen und selbst Wissenschaftler sollen hierzu noch keine Erklärung gefunden haben.

Auf dem Weg zur Küste durchradelte ich herrliche Farmlandschaften und sah neben vielen Schafen auch wieder Kühe. ich glaube nicht, dass ich die normale Straße Richtung Nelson gefahren bin, nach 65km befand ich mich jedoch im Ort. Dort gönnte ich mir erst einmal eine Coke und seit längerer Zeit mal wieder fish and ships. Ich benötigte die Pause schon, da ich ja recht flott unterwegs war, auch wollte ich mich erholen um heute noch Portland erreichen zu können. Bis zum Ziel waren es immerhin noch stolze 70km.

So ca. 30 Minuten später sah ich dann den dänischen Biker Eric wieder, er machte einen Mittagsschlaf doch selbstverständlich weckte ich ihn. Ich erzählte ihm von den Anschlägen auf Amerika und da er er ständig im "Busch" schlief wusste er von nichts.

Da er heute ebenfalls auf einen Campingplatz übernachten wollte, sich in Portland auch einen Ruhetag gönnen möchte entschlossen wir gemeinsam weiterzufahren. wir radelten dann gemeinsam los und schnell musste ich erkennen, dass er wesentlich fitter war als ich. Ich glaube nicht, dass es an meinem zusätzlichen Gepäck lag, wohl eher am Altersunterschied von 22 zu 38 Jahren. Am Berg war er wesentlich schneller als ich, trotz Rucksack am Körper.....

Hier in Portland zahlen wir 15$ für eine Campsite, also lediglich 7,50 pro Nase. Heute Abend bin ich dann dennoch alleine losgezogen, da ich zum einen Tagebuch schreiben wollte, und mir das Sprechen aufgrund einer leichten Erkältung doch ein wenig zu schaffen macht.  

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler95. Wissenswertes - G r e a t O c e a n R o a d

 
  
    #795
2
12.09.14 19:35
Für alle Küstenfanatiker sicher ein Schmuckstück, die Great Ocean Road in Australien. Für mich war es das letzte naturelle Highlight hier in down under.

http://de.wikipedia.org/wiki/Great_Ocean_Road

und einige bilder

http://3.bp.blogspot.com/-Pd0itJsl90w/UGtD0Tt_OFI/...+paradisiaco.jpg
http://www.greatoceanroad.info/wp-content/uploads/2013/03/img4.jpg, die gibt es leider nicht mehr
http://franks-travelbox.com/images/uploads/1/1/8/...6581950470264.jpg

Gruß Weltumradler

 

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler560. Tag 0 km (35.998km) So. 16.09.2001

 
  
    #796
2
21.09.14 08:45
Vom heutigen Tag gibt es eigentlich nichts besonderes zu berichten. Das wohl erfreulichste ist die Tatsache, dass es mir sichtlich besser geht als gestern. Ich bin zwar immer noch nicht 100% fit und dies wird sicherlich noch einige Tage dauern.

Nach äußerst schlafreicher Nacht bin ich gegen 7.00 aufgestanden, länger konnte ich mich im Zelt nicht aufhalten.

Ich befinde mich ja jetzt im Staate Victoria und bin einer weiteren halben Stunde Zeitverschiebung im Gegensatz zu South Australia voraus, gegenüber Deutschland sind es jetzt 9 Stunden. In der Nacht hatte es kein einziges mal geregnet, das erste mal seit Adelaide. Der fällige Schauer fand dann etwas später statt als ich in der Stadt war.

Als erstes suchte ich einen Backpacker auf um deren Internet zu nutzen. Das was ich dort über die Anschläge lesen konnte wusste ich jedoch bereits. In einem Cafe schrieb ich dann noch eine Karte an Katie und Regina um danach bei den Eltern anzurufen. Papa erzählte mir dass alle Sendungen im Fernsehen nach dem ersten Anschlag unterbrochen wurde um live aus New York zu berichten. Das zweite Attentat hatten dann Millionen von Deutschen live miterlebt..... - noch nie in der Vergangenheit waren die Leute so betroffen wie nach den Anschlägen aus das World Trade Center.

Die Amerikaner werden sich das nicht bieten lassen und wohl gegen jene Länder Krieg führen, welche die Terrorgruppen unterstützt hatten. Mindestens zwei der vier Piloten haben übrigens in Deutschland ganz legal gelebt und an der Technischen Hochschule Elektronik studiert.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler561. Tag 126 km (36.124km) Mo. 17.09.2001

 
  
    #797
1
21.09.14 09:07
Jetzt gegen 16.00 habe ich bereits mein Zuhause recht nahe an der Great Ocean Road (GOR) aufgebaut und höre noch jede Menge Autos. Bereits nach wenigen Tagen zivilisierter Welt vermisse ich das von mir geliebte Outback doch sehr,  vermutlich werden mich die letzten 5 Australienwochen nicht mehr begeistern können trotz einiger noch anstehender Highlights. Mit der GOR, Melbourne, den Snowy sowie Blue Mountains, Canberra und zuletzt noch Sydney steht zwar noch einiges auf dem Programm, doch wird das Interessanteste wohl hinter mir liegen.

Heute morgen ließ ich mir beim Aufbrechen ein wenig mehr Zeit als sonst, da ich eventuell doch mit Eric zusammenfahren wollte. Er war jedoch nicht in der Lage gegen 8.30 aufzustehen und so entschlossen wir abermals getrennte Wege zu fahren, wobei wir ja die gleiche Richtung hatten. Mein Zelt war fast trocken, keine Wolke am Himmel zu sehen, auch stimmte die Windrichtung - Radlerherz was willst du mehr dachte ich mir...

Ja vielleicht doch weniger Verkehr, denn hier in Victoria besteht das dichteteste Bevölkerungsaufkommen Australiens. Auf einer Fläche, welche immerhin der Größe Großbritanniens entspricht leben 4,5 Mio. Leute, 3 Millionen davon alleine im Großraum Melbourne, dem ich mich ja langsam aber sich nähere.

Bis es soweit ist dauert es noch ein wenig und als erstes werde ich jetzt die ca. 250km lange GOR bis nach Geelong fahren. Noch trennen mich ca. 40km von Port Campell und ab dort soll das Naturspektakel beginnen.

Vom heutigen Tag gibt es eigentlich nichts besonderes zu berichten, mein Australienakku scheint sich zu entleeren.... Nach ca. 70km erreichte ich Port Fairy, nach 100km das recht große Städtchen Warrnambool. Dort habe ich seit langer Zeit mal wieder einen Mc. Donald aufgesucht und für knappe 10$ "gespeist". Für dieses Menue habe ich das Nächtigen auf den Caravanpark verzichtet, die Preise schwankten zwischen 8-16$.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler562. Tag 48 km (36.172km) Di. 18.09.2001

 
  
    #798
2
21.09.14 09:42
Es ist jetzt gerade einmal 14.30, ich bin bereits frisch geduscht, lausche den Wellen und genieße das Nichtstun sowie den Blick auf die weiße Gischt sowie das azurblaue Meer.

Obwohl Ich gerade einmal erst ca. 30km entlang der GOR zurückgelegt habe, hat mir das was ich auf diesem Teilstück sehen konnte doch sehr beeindruckt. Es ist schon sehenswert was die Natur sprich das Meer in laufe von Jahrtausenden geschaffen hat.

Obwohl es heute fast windstill war gab es erstaunlich hohe Wellen zu sehen. Je nach Beschaffenheit des Limestones raubt das Meer so ca. 1-10cm pro Jahr vom Land. Die einzelnen Felsen dürften so 20-80m hoch sein und manche sehen wie von Künstlerhand erschaffenen Skulpturen aus. So stehen z.B. einzelne Felsen in der Brandung, an anderen sind gar "Felsfamilien" zu sehen, manche stehen auf recht schmalen Fundamenten und werden nach oben hin breiter, andere wiederum sind durchlöchert und die Gischt nützt diese "Schwächung". Am heutigen Tag besuchte ich insgesamt 5 Lookouts und dachte mir dann, dass dies genug sei. Eigentlich ist man mit dem Fahrrad zu schnell unterwegs, zu Fuß wäre wohl besser.

Als nächstes kommen nun die "12 Apostel", und da ich dort auf keinen Fall "vorbeihetzen" wollte entschloss ich mich bereits hier in Port Campbell zu übernachten. Dieser Ort ist fest in "touristischer" Hand, für eine Postkarte wollte man stolze 2$!!!!, doch störte mich dies kaum - zu schön ist die Umgebung. Ich denke, dass ich den Strand heute Abend nochmals aufsuchen werde, um einige Bierchen dort zu schlürfen und Postkarten zu schreiben.

Bei wolkenlosem Himmel war es heute morgen übrigens bitterkalt, mein Zelt klitschenaß und so wartete ich bis es fast trocken war und fuhr somit erste gegen 8.20 los.

Morgen möchte ich nun bis zur Apollo Bay fahren, und diese 90km sollen es aufgrund ständiger ups and downs ganz schön in sich haben. jetzt schreibe ich erst einmal noch Hannah eine Postkarte, werde mir danach etwas mit Reis kochen um heute Abend nochmals die Beach aufzusuchen.

Gruß Weltumradler
http://www.topz10s.com/wp-content/uploads/GreatOceanRoad.jpg
http://wildlife-media.at/bild/24279/australien-great-ocean-road.jpg
http://www.in-australien.com/wp-content/gallery/...eat-Ocean-Road.jpg  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler563. Tag 86 km (36.258km) Mi. 19.09.2001

 
  
    #799
1
21.09.14 17:55
Jetzt gegen 18.00 sitze ich vor meinem Zelt und kann auf einen schönen, abwechslungsreichen Radlertag zurückblicken obwohl dieser eigentlich nicht so gut begonnen hat. Es dauerte eine ganze Weile bis ich das Kaffeewasser zum Kochen brachte, musste den Kaffee ohne Zucker trinken und einige aktive Moskitos vermiesten mir das gemütliche "warm up". So war es nicht verwunderlich, dass ich einige Minuten früher aufbrach als sonst, doch "versüßten" mir einige Lifestoneformationen zu beginn des Tages meinen Start. leider war der Himmel leicht bewölkt, sodass es keine solche tollen Kontraste wie gestern zu sehen gab.

Heute sah ich u.a. einen "Wassertunnel", der sich schätzungsweise gute 100m durch das Gestein gefressen hatte, den Durchmesser schätzte ich so auf 15-20m. Bei einer anderen Aussichtsplattform konnte ich bis zur schäumenden Gischt hinunterlaufen, allein das Getöse der Wellen war mehr als berauschend. Die 12 Apostel mit ihren einzelnen Türmen war jedoch mit Sicherheit das Beeindruckenste des heutigen Tages.
http://www.victoria.visitorsbureau.com.au/regions/...an-road-1561.jpg
http://d1vmp8zzttzftq.cloudfront.net/wp-content/...-road-1600x922.jpg

Danach verließ ich die Küste und es folgten zahlreiche ups and downs, welche mich durch unterschiedlichste Landschaftsformen führten. Neben Weideland passierte ich Eukalyptus- bzw. Tannenwälder. Erstgenanntes sah ich recht selten, und früher war wohl der gesamte Landstrich des Südens mit ihnen bedeckt gewesen.

Mit dem über 500m hoch gelegenen Lavel Hill erreichte ich wohl den höchsten Punkt der GOR und ursprünglich wollte ich gar dort übernachten. Für das Zelten wollte man dort stolze 12$, und so gönnte ich mir lieber eine Portion Fish and Chips sowie einigen Bierchen für den Abend.

Es folgte eine "berauschende" Abfahrt und mit 65km/h in der Spitze erreichte ich einen recht flotten Speed. Man nannte mir einen Campingplatz am Lake Craven, wo das Nächtigen derzeit nichts kosten sollte.

Ich bin jetzt im Otway Nt. Park und abermals von Eukalyptusbäumen umgeben. Bis ich jedoch am Campground angelangt war gab es noch zwei giftige Anstiege zu meistern. Bei der Abfahrt dazwischen sah ich meinen ersten Koala hier in Australien..... Er saß auf dem Schotterweg und war über mich sichtlich erschrocken, ich hingegen entzückt.
http://www.martinwillisphotographs.com.au/files/...koala-mrw-2946.jpg

Im Sommer werden hier für das Zelten 10$ verlangt, bis zu 6 Personen, jetzt scheint es tatsächlich für umme zu sein. Außer mir sind hier derzeit lediglich zwei Aussi Frauen aus Lorne, meinem morgigen Etappenziel.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler564. Tag 65 km (36.323km) Do. 20.09.2001

 
  
    #800
21.09.14 18:38
Kurz vor 11.00 sitze ich in einem Cafe bei der Apollo Bay, habe bereits eine Karte an Wolfi geschrieben, zwei stressige Radlerstunden hinter mir und gönne mir den zweiten Cappuccino. Heute ist es stark bewölkt und es hat auch schon einige male angefangen zu tröpfeln. Gemäß dem Wetterbericht vom Montag soll heute der schlechteste Tag der Woche sein.

Dank der Bewölkung war es heute morgen äußerst warm, und ich konnte das Zelt trocken zusammen packen. Trotz schlafreicher Nacht war ich bei Aufbruch gegen 7.50 recht müde. Auf den ersten 6 km gab es gleich 2 ordentliche Anstiege zu meistern, wobei ich ordentlich ins Schwitzen kam. Trotz dieser Mühen suchte ich in den Baumkronen der Eukalyptusbäumen immer wieder nach "ruhenden" Koalas, leider vergebens. An das Tier von gestern habe ich heute des Öfteren denken müssen, zu drollig erschien mir sein/ihr Anwesen mir gegenüber zu sein.

Den längsten Teil bis zur Apollo Bay ging es durch den Otway Nt. Park und die gigantischen Eukalyptusbäume imponierten mir abermals. Ich finde es mehr als beeindruckend, mit welch dünnen Stämme diese Bäume mehr als 100m hinaus wachsen. der höchste Punkt des heutigen Tagesabschnitt müsste wohl 3-400 m hoch gewesen sein, jetzt müsste es bis Geelong wieder eben verlaufen. Sollte alles planmäßig verlaufen müsste ich übermorgen Melbourne erreichen, heute jedenfalls möchte ich bis Lorne biken.

Kurz nach 17.00 liege ich bereits im Zelt, und freue mich auf`s Schlafen, nicht weil ich müde bin sondern mir das Träumen einfach gefällt. Bis Lorne bin ich nun nicht mehr geradelt, und schuld daran sind wohl die hohen Campinggebühren hier an der GOR. Stolze 17 bzw. 15$ wollte man von mir hier auf Campgrounds, und so zog ich es vor in der Pampa zu übernachten. Lohn des Suchens ist ein außerordentlich schöner, am Rande eines 4 WD Tracks gelegener Platz, der jedoch nur im Sommer befahren wird. So lausche ich jetzt den Wellen des Meeres, dem Vogelgezwitscher und fühle mich inmitten eines Eukalyptuswaldes sichtlich wohl. Vorhin habe ich noch ein komische Grunzen wahrgenommen, vermutlich das von einem Schwein.

Weitergeradelt bin ich dann erst so gegen 14.00, da es doch immer mal wieder leicht geregnet hat. Die Strecke verlief dann ausschließlich entlang des Meers, so wie man sich eben eine Küstenstraße vorstellt. Zwar geht es jetzt auch noch ständig bergauf, bergab - jedoch halten sich die Steigungen in Grenzen und sind auch nicht mehr ganz so steil.

Nachdem sich das Wetter morgen nun zu bessern scheint möchte ich bis Greelong radeln. Noch einen Monat werde ich mich nun in Australien aufhalten, danach werde ich meinen "Heimaturlaub" antreten.

Gruß Weltumradler  

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