Soll die Rechtschreibreform wieder rückgängig gemacht werden?
Nun haben wir ein Kunterbunt und das ist gut so, man kann schreiben was man will.
Da wir Schweizer sowieso manchmal Mühe haben mit der deutschen Rechtsschreibung wird uns das entgegen kommen.
Gruss nach FF
bilanz
Schönes Wochenende
ecki
Denk nicht an die 12 Mio Schüler, denk mal an die 60 Mio, die die alte Schreibung gelernt haben !
Ich dachte, ich hätte Dich überzeugt!?
Stefan Aust sagt gerade: "Das geht auf Knopfdruck. Alle Software ist noch da."
Also lasse mr mol dr Dom en Kölle.
Und Häbbi, siehste, sogar Du kennst noch diese st-Eselsbrücke!
paar
alte
starrsinnige
Säcke
das sind ja gleich 4 Fehleinschätzungen auf einmal!
ziviler Ungehorsam mündiger Bürger wider dem Unsinn trifft die Sache wohl eher.
Und "Investition in die Zukunft" ist auch nicht schlecht.
Außerdem: Du kannst doch die neue Schreibung weiter anwenden; verbietet Dir doch niemand.
Nur die Lektüre von BILD wird erstmal gewöhnungsbedürftig sein.
@kiiwii: Was an der neuen besser, einfacher und logischer war, ist in diesem Thread bereits mehrfach ausgeführt worden. Das sie sicherlich nicht ohne Fehler war und dass der Großteil der Bevölkerung in mancher Hinsicht etwas Neues lernen musste, ist doch kein Argument, die Reform wieder ganz zu kippen. Dann wäre es wohl sinnvoller, punktuell nachzubessern.
Was ich vor allem als Vorteil empfinde: Man ist eigentlich freier. Es gibt nicht mehr das Diktat des Dudens.
Was bin ich all die Jahre froh gewesen, dass ich beim Radio arbeite. Da hat niemand gemerkt, dass ich die Rechtschreib-Reform einfach nicht mitgemacht habe. Jetzt gar nicht aus einer grundlegenden Protest-Haltung heraus. Vielmehr hatte ich mit der alten Rechtschreibung schon genug zu tun. Da hat mich die neue nur noch mehr verwirrt, als ich es ohnehin schon war.
Denn seien wir mal ehrlich, es ist ja nicht so, dass die alte Rechtschreibung komplett logisch, in sich geschlossen und allgemein verständlich war. Da haben wir alle schon genug Fehler gemacht. Nicht zuletzt deswegen haben wir ja dann auch die neue gekriegt. Unausgesprochen war das hier ein zentraler Grund dafür: Wenn die Leute schon derart viel falsch schreiben, warum erklären wir dann die Fehler nicht einfach für richtig und nennen die Sache eine Reform? Klingt doch prima.
Dummerweise hat sich der gemeine deutsche Rechtschreiber in der Folge aber eher undankbar gezeigt. Und die kleine, radikale Minderheit derjenigen, die zumindest die alte Rechtschreibung halbwegs verstanden hatte, war darauf natürlich so stolz, dass sie sich ganz besonders bockig gezeigt hat. Nur hat das all die Jahre wenig genutzt.
Und dann ist etwas ganz Merkwürdiges passiert. Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff ist in einer Rechtschreib-Show des Privatfernsehens aufgetreten, hat sich bei der Gelegenheit nicht gerade mit Ruhm bekleckert und als Ausrede für das eigene Versagen die Rechtschreib-Reform gefunden, die er jetzt - prompt, bevor die Übergangsfrist in einem Jahr endgültig abläuft - ganz dringend kippen will.
Vielleicht hätte man die zuständigen Politiker einfach viel früher zum Diktat bitten müssen, um die verunglückte Reform tatsächlich ins Wanken zu bringen.
Heute dann der Spiegel- und der Springer-Verlag mit ihrer Entscheidung, die alte Rechtschreibung zu retten. Wohlgemerkt, da hat mich wieder keiner gefragt. Da entscheidet wieder jemand für mich. Und natürlich ist das Vorgehen der Verlage populistisch. Aber deswegen muss es noch nicht falsch sein. Denn dass die Rechtschreib-Reform heillose Verwirrung gestiftet hat, das ist ja wohl inzwischen unstrittig. Da macht es am Ende auch keinen großen Unterschied, dass diese Verwirrung sicher nicht kleiner wird, wenn künftig die eine Zeitung so und die andere anders schreibt.
Ich weiß, an dieser Stelle bin ich eigentlich verpflichtet, die üblichen abschreckenden Beispiele von "Delfin" bis "Känguru" zu nennen. Aber außer den beiden ist bei mir nix haften geblieben. Und eben deswegen bin ich, wie die meisten, für eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung.
Nicht, weil ich die neue für komplett falsch halten würde. Nicht, weil ich den Politikern übermäßig böse wäre. Nicht, weil ich in der Reform den Untergang des Abendlandes sehe. Sondern nur aus einem Grund: Ich bin zu blöd. Deutsche Sprache - schwere Sprache.
http://www.wdr.de/radio/wdr2/tagheute/standpunkt_040806.html
Aber, um Dich nicht ganz ohne Antwort zu lassen, (will aber jetzt nicht mehr so viel in die Tasten hauen) stelle ich hier mal rein, was Marcel Reich-Ranicki im SPIEGEL dazu meinte: (War ein paar Tage vor der Entscheidung des SPIEGEL; und zeugt noch von einer gewissen Skepsis, daß eine vollständige Rückkehr zur "alten" möglich sein könnte)
"Unzweifelhaft eine Katastrophe"
Marcel Reich-Ranicki zur Debatte über die Rechtschreibreform
Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki: "Unvernünftig, ja töricht"
Wir, die Schriftsteller und Journalisten in den vier deutschsprachigen Ländern, haben gewarnt und gebeten und erregt gefordert. Wir haben uns empört. Aber alles war vergeblich. Wahrscheinlich haben wir die Gefahr unterschätzt. Ich bekenne mich schuldig. Denn ich habe vor genau vier Jahren öffentlich erklärt, dass ich die neue Rechtschreibung "für ein großes Unheil, beinahe für eine nationale Katastrophe" halte. Warum "beinahe"? Es war schon damals unzweifelhaft eine Katastrophe und ist es heute erst recht.
Ein Chaos ist entstanden, an dem vor allem jene leiden, die es nicht ignorieren dürfen: die Lehrer und die Schüler. Besonders schlimm, weil unvernünftig, ja töricht ist die neue Getrenntschreibung.
Die "frischgebackene (also erst neulich geschlossene) Ehe" soll jetzt "eine frisch gebackene (also offenbar gerade dem Ofen entschlüpfte) Ehe" werden. War es richtig, Günter Grass den Nobelpreis zu verleihen? Die neue Rechtschreibung ist nicht sicher: Es handelt sich nicht etwa um einen "wohlverdienten Preis", was unmissverständlich ist, sondern nur um einen "wohl verdienten", also vermutlich verdienten Preis. Bisweilen sind die von den Reformern zugelassenen Trennungen geradezu absurd, aus "Demokratie" soll "Demok-ratie" werden dürfen. Es geht doch nicht um die Ration aus der Volksküche, sondern um das "Kratein", das Herrschen des Volkes.
Nicht besser ist es um die Großschreibung bestellt. Aus "zeitraubend" wird das schwerfällige "Zeit raubend". Statt "leidtun" sollen wir die pathetische Wendung "Es tut mir Leid" gebrauchen. Und die Wendung "das bei weitem nichts Sagendste" ist ganz einfach miserables, falsches Deutsch: So wie sich von "nichts" ein Superlativ nicht bilden lässt, so auch nicht von dem Verb "sagen". Das schöne Adjektiv "tiefschürfend" wird zerschlagen zu "tief schürfend" - da assoziiert der Leser eher einen Bagger als einen Gedanken.
Sie werden gequält und sind, bisher jedenfalls, wehrlos: die Deutschlehrer und ihre Schüler. Für die Schriftsteller freilich gilt das nicht: Sie halten sich (nahezu ausnahmslos) an die alte Rechtschreibung. Schon das sollte jenen, die das alles angerichtet haben, zu denken geben - den Kumikonern, also den Mitgliedern der Kultusministerkonferenz. Sie sollten nicht vergessen, dass es sehr leichtsinnig ist, alle zeitgenössischen Schriftsteller auf einmal zu brüskieren. Deren Wort lebt ungleich länger als die Anordnungen und Vorschriften der Beamten.
Was tun? Die Beibehaltung des jetzigen Zustands ist undenkbar. Aber zur Rückkehr zur alten Rechtschreibung ist es schon zu spät. Sie hat sich bewährt, doch heilig ist sie nicht. So läuft alles auf einen Kompromiss hinaus, einen wohlbedachten, nicht wohl bedachten. Vor behutsamen und vernünftigen, vor unbedingt notwendigen Korrekturen sollte man nicht zurückschrecken. Nur darf man dabei nicht vergessen, dass diejenigen, die etwas kaputtgemacht haben, am wenigsten berufen sind, die Sache wieder in Ordnung zu bringen.
In keinem der großen europäischen Länder ist die Kluft zwischen der Sprache des Volkes, des Alltags zumal, und der Sprache der Literatur so tief wie in unserer Welt: Niemand sprach vor hundert Jahren, wie Rilke oder Thomas Mann geschrieben haben, niemand spricht heute wie Günter Grass, wie Enzensberger oder Siegfried Lenz.
Eine gemeinsame Ebene, auf der sich der künstlerische Ausdruck mit dem Ausdruck des Volkes treffen würde, hat es bei uns - anders als in England oder gar in Frankreich - nie gegeben. Wenn die Umgangssprache in die Literatur aufgenommen wurde (wie etwa in den Dramen Gerhart Hauptmanns), dann waren es Anleihen aus dem Schlesischen oder Berlinerischen, die vom Autor, bei Lichte besehen, wie Zitate behandelt wurden.
Ob diese Zweiteilung in Zukunft erhalten bleiben wird, können wir nicht voraussehen. Aber wir können immerhin einer ähnlichen Zweiteilung im Bereich der Orthographie entgegenwirken. Mit anderen Worten: Es wäre verheerend, sollte es sich einbürgern, dass für die Schriftsteller eine andere Rechtschreibung gilt als für die Schüler unserer Grundschulen. Die Kluft, von der die Rede war, würde noch tiefer.
Es sei, könnte man einwenden, der Kompromiss, für den man sich jetzt meiner Ansicht nach zu entscheiden hat, sehr kostspielig. Schon wahr, nur ist er unvermeidbar und wird mit jedem Jahr noch kostspieliger. Die Sprache, hört man oft, sei unser teuerstes Gut. Das sollte man ernst nehmen - was eben nicht billig zu haben ist.
@ Karlchen,
nimms mir nicht übel, aber nach welcher Schreibung hast Du nachstehendes Posting verfasst?
**Happy - mir tun die armen Schweine leid, die etwa Karlchen_I 06.08.04 18:05
im Pott, München, Stuttgart, Frankfurt, Köln, Düdoof, Pott, Hamburd oder sonstwo leben. Wenn Du in Berlin wohnst, kannste dir aussuchen, an welchen der unzähligen sehen man fährt. Die nächsten habe ich in 10 Minuten - sehr ruhige inner halben Stunde. Das ist am Wochenende schon wie Urlaub.**
Vielleicht sollten sich FAZ, Spiegel, und BILD mehr um den Inhalt ihrer Texte kümmern und zudem vielleicht wirklich ein wenig mehr Deutsch schreiben und auf etliche (unnötige) englische Begriffe verzichten...
Im übrigen: Was soll die unsinnige Schreibweise Happy-End (nach den alten Regeln)?
PS: Guter Kommentar vom stern-Chefredakteur "Was soll das für einen Sinn machen, zu einer Rechtschreibung zurückzukehren, bei der es wesentlich mehr Regeln und Unstimmigkeiten gab?"