Was ist die Commerzbank wert?
Ausgangspunkt war die kategorische Weigerung der Kanzlerin, in die verhängnisvolle Spirale der Eurobonds einzuwilligen, die keinen geringeren Endeffekt haben wird, als dass die Schulden aller Euroländer vergesellschaftet werden. Damit aber steht für die Deutschen nicht weniger als der seit 1945 erarbeitete Wohlstand auf dem Spiel.
Dazu passen übrigens die aktuellen Umfragewerte für unsere Parteien: sah man die Unionsparteien noch vor kurzem am Rande des Abgrundes, stabilisiert sich der Zuspruch zunehmend, während die Sozialdemokraten aussagelos seitwärts dümpeln und die vor kurzem noch in den Himmel gepriesenen Grünen abstürzen. Warum ich das erwähne? Es zeigt imo ganz klar, dass die Deutschen a) sehr wohl ein Bewusstsein dafür entwickelt haben, worum es bei dieser Krise geht und b) es den Sozialdemokraten kaum und den Grünen gar nicht zutrauen, mit dieser Krise fertig zu werden. Währenddessen hat sich Frau Merkel in Europa einen Namen als "Eiserne Lady" gemacht - zum Nachteil unseres Ansehens übrigens (oder besser gesagt: unserer "Beliebtheit"), aber das sollte uns nur recht sein, denn es ist ein Indiz dafür, dass Frau Merkel unsere Sache gut verwaltet.
Zurück zu den Eurobonds:
Hier werden die Deutschen, die sich bisher beharrlich geweigert haben, sich in den Schuldenstrudel ihrer Nachbarn hineinziehen zu lassen, ganz einfach an die Wand gestellt und genötigt, am Ende einzuknicken. Das Mittel der Wahl: der Bankenstresstest.
Ich zitiere dazu Hans Bernecker, der die Situation heute früh in seiner AB-Daly sehr treffend beschreibt. Denjenigen, die Bernecker ablehnen, was nicht wenige sind, erlaube ich großzügig, die folgenden Zeilen zu überlesen. Gleichwohl ist Berneckers Analyse scharfsinnig und für jeden ein Gewinn:
"Das Thema „Eurobonds“ wird noch in diesem Jahr zum entscheidenden Knackpunkt der Schuldenkrise in Europa. Bitte sorgsam auf die Fakten achten.
1. Brüssel probiert die Nötigung. Ob Berlin standhält, wird die entscheidende Frage sein. Die Stimmen gegen Deutschland stehen 16:1, denn auch Amsterdam und Wien wackeln. Hinzu kommt: Bundesfinanzminister Schäuble ist ein sehr ehrenhafter und zuverlässiger Minister, aber kein Kenner der Kapitalmärkte. Er sieht es fachlich richtig, aber Politik ist etwas anderes.
2. Die Londoner EBA versucht einen neuen Blitz-Stresstrest. Soweit wir informiert sind, liegt diesem Test die Annahme zugrunde, dass die Staatsanleihen von Italien und Spanien nur mit 80 bzw. 75 % des Nominalwertes angesetzt werden sollten, um die Kernkapitalquote der betroffenen Banken festzustellen. Selbst für Frankreich wird ein Abschlag von 5 % unterstellt.
Dies ist ökonomisch sinnlos, aber ernst gemeint und wird erklärt: „Es ist eine Annahme“. Betroffen davon ist in Deutschland die Commerzbank. Bitte ruhig Blut.
Die Nötigung zielt also in zwei Richtungen, was Sie klar sehen sollten: Es besteht ein gemeinsames Interesse der Europäer, eine Art Eurobond durchzudrücken. Und dafür ist jedes Mittel recht, um die Deutschen in die Verpfl ichtung zu drängen. Es geht in dieser Frage um den erarbeiteten Wohlstand Deutschlands.
Die Auslandspresse ist lesenswert. Wer die Möglichkeiten hat, sollte sich die Mühe machen und die italienische, spanische, griechische und auch französische Tagespresse nebst der etwas anders aufgestellten englischen zu studieren. Dann wissen Sie, was und wie unsere europäischen Nachbarn über die Deutschen wirklich denken.
Ob also die Bundeskanzlerin und ihr Finanzminister diesem Druck standhalten können, wissen wir nicht. Dazu gehört auch, was wir wiederholen: Sämtliche Fachleute und Währungsexperten haben die Folgen einer Vergemeinschaftung der Schulden beschrieben. Dazu ist nicht das Geringste zu korrigieren. Dennoch gibt es einige Glaubenstäter, sogar im Rat der fünf Weisen, die meinen, Griechenland unbedingt helfen zu müssen. Dazu die jüngste Zahl von gestern Abend: Die Staatsschulden per Ende Oktober sind auf 360 Mrd. € gestiegen. Im Frühjahr letzten Jahres waren es noch 326 Mrd. €, als das angebliche Sparprogramm begann. Gibt es weitere 8 Mrd. € von der EU plus die laufenden Defi zite, werden es zum Jahresende wohl annähernd 375/380 Mrd. € sein, was etwa dem Zweieinviertelfachen des BIP der Griechen ausmacht."
Die EU steht m. E. nach kurz vor einem politischen Super GAU.
Ich begreife echt nicht, dass die südeuropäischen Staaten noch nicht begriffen haben was die Stunde geschlagen hat.
Zunächst einmal ist es sehr beruhigend, wie gut Herr Bernecker (und offenbar nicht nur er) über interne Vorgänge bei der EBA informiert ist.
Solange die Staatsanleihen von Italien, Spanien, Frankreich und Deutschland in der Wirklichkeit weit höher bewertet sind, als die EBA annimmt, muss man sich um die Finanzierung der Commerzbank keine allzu großen Sorgen machen.
"Ich begreife echt nicht, dass die südeuropäischen Staaten noch nicht begriffen haben was die Stunde geschlagen hat."?
Was in der Öffentlichkeit kolportiert und kommuniziert wird, hat mit der Realität nichts zu tun. Sehr wohl aber mit dem schmutzigen Finanzkrieg, der nicht weniger zum Ziel hat, als den Euro zu schlachten und mit ihm die ganze Eurozone gleich mit. Welche "Leitwährung" davon profitiert, ist allgemein bekannt.
Ich zitiere Folker Hellmeyer, der zu einigen "Südeuropäern" sinngemäß schreibt:
"Spanien hat ein 65%ige Staatsverschuldung (D=81%, USA=100%). Spanien hat seine Immobilien- und Baukrise bewältigt und setzt Reformen um. Spanien ist nach Deutschland größter Automobilzulieferer der Welt: und mit Deutschland führen in Sachen alternative Energien. Spanien hat einen perfekt aufgestellten Agrarmarkt. In Spanien haben 6 der größten Unternehmen der Welt ihren Sitz.
Und last but not least ist das spanische Leistungsbilanzdefizit in den Jahren 2007 bis 2011 von 71 auf 11 Milliarden gesunken."
Und zu Italien:
"Die Staatsverschuldung beträgt 1.900 Mrd. Euro, die Verschuldung der privaten Haushalte 616 Mrd. Euro. Die privaten GELDVERMÖGEN aber liegen bei 3.565 Mrd. Euro.
Das gesamte Privatvermögen stellt sich auf insgesamt 8.588 Mrd. Euro.
Über das Staatsvermögen liegen keine exakten Angaben vor. Jedoch dürften die am Markt verwertbaren Aktiva bei etwa 600 Mrd. Euro liegen, wobei zu beachten ist, dass das Staatsvermögen größer ist.
Die Reformen in Italien haben übrigens ein Volumen von 100 Mrd. Euro."
Hellmeyer fragt wohl zu Recht: "What are we talking about?"
Vor Kurzem in einen Interview kritisierte er die Ratingagenturen und fragt, "Warum Irland z.B. nicht wieder hochgestuft werde? So schnell wie die runtergestuft wurden, müsste die auch wieder hochgestuft werden." Irland ist sehr erfolgreich bei der Schuldenbekämpfung.
Er sieht hier eine sehr einseitige Vorgehensweise zu Lasten des Euroraums.
Aber wie hier schon gesagt wurde, das ist ein Krieg den vllt. nur die Politik beenden kann.
Ein kompletter Irrwitz, der nur möglich war, weil die Öffentlichkeit mit Hilfe der Triade getäuscht und manipuliert wurde. Und das mit Billigung -wenn nicht im Auftrag- unserer "Freunde und Verbündeten".
Verbündete und Freund sehen anders aus.
So würde sich auch der Kurssturz der CoBa erklären.
Ebenso wird hier viel vom Zerschlagen der EU gepostet, aber wenig, Wer davon profitieren könnte.
Jedenfalls fällt jetzt den dtn. Politikern die €-Kiste gewaltig auf die Hühneraugen!
Mit der DM hätte man sich zumindest diesen Sch... ersparen können, - und auch viele, viele Milliarden!!
@fuzzi
Spanien hat aber auch die höchste Arbeitslosenquote, die Immobilienkrise ist noch keineswegs beendet, die regionalen Banken dort haben noch zig Mrd "faule Kredite" in den Büchern etc. Man kann immer auf eine halbvolle und eine halbleere Tasse sehen. Wobei ich dir bei Spanien ausdrücklich zustimme. Spanien Zinsen sind mit der reinen Verschuldungsquote nicht zu erklären und mM auch zu hoch für ein eigentlich stablies Land.
Auch bei Irland müssten die Ratingagenturen sicher "hochraten". Irland schaffte trotz des Sparprogramms eine tiefe und dauerhafte Rezession zu vermeiden und diese Leistungen werden sicher zu wenig gewürdigt...
Ein großer Teil der 22% Arbeitslosen sind also "gut versorgt".
In Deutschland gibt es zwei sonderbare Geschichten, die man sich so häufig erzählt hat, dass alle daran glauben. Schlimmer noch, sie bilden die Basis für die Vorschläge, die jetzt zur Debatte stehen und zum Scheitern verurteilt sind, genauso wie die anderen Scheinlösungen zuvor.
Die erste dieser Lügen betrifft die Ursachen der Krise. In Deutschland glaubt fast jeder, dass die Krise durch schlechte Haushaltspolitik verursacht wurde. Das ist falsch. Natürlich hat Griechenland alle Regeln einer guten Haushaltspolitik gebrochen - aber nicht Spanien, nicht Portugal, nicht Irland, nicht Italien, nicht Frankreich, nicht Österreich, nicht Belgien. Der Grund, warum wir heute in diesem existentiellen Schlamassel stecken, hat nichts, aber auch gar nichts mit den Verfehlungen eines kleinen Landes in der fernen südöstlichen Ecke der Währungsunion zu tun. Die Krise betrifft mittlerweile Länder, von denen sich die meisten an die Regeln hielten.
Nehmen Sie als Beispiel Spanien. Die Spanier haben sich stets brav an den Stabilitätspakt gehalten, mehr noch als die Deutschen. Sie haben jahrein, jahraus Haushaltsüberschüsse erzielt und wurden von allen dafür gelobt. Und jetzt steht das Land kurz vor dem Bankrott.
hier weiter lesen..... http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,799429,00.html
Die Stärke des Dollars drückt sich indessen in Zahlen aus: dem Dollar-Index. Dieser Index beruht auf dem Verhältnis zu einem Basket von 6 Währungen: dem Kanada-Dollar, dem Britischen Pfund, der Schwedischen Krone, dem Schweizer Franken, dem Japanischen Yen und...dem Euro.
Der Euro partizipiert daran (alleine) mit 57,6%. Wer also den Dollar stark machen will, muss beim Euro angreifen. Nichts anderes erleben wir seit geraumer Zeit. Wer das nicht erkennt, hat die Krise nicht begriffen.
Wer es begriffen hat, aber sich scheut, es laut zu sagen (wie möglicherweise Herr Münchau), sollte das Schreiben besser lassen.
Stellt sich die Frage, ob sich die EU damit zufrieden gibt.
Europa handelt seit 3000 Jahren nicht gemeinsam - und das wird so bleiben, weil die Unterschiede zu stark sind. Gleichmacherei führt ins Verderben (UdsSR!) !
Deswegen können trotzdem vernünftige Menschen miteinander Frieden haben.