Barclays Kurseinbruch
Stop-loss-Absicherungen vermindern die Wahrscheinlichkeit eines großen Verlustes, jedoch erhöhen sie auch oft die Wahrscheinlichkeit eines kleinen Verlustes. Ich bin der Meinung, man sollte gegenwärtig überhaupt nicht mit irgendetwas long gehen, sondern nach erzielten Kurssteigerungen sehr schnell Gewinne mitnehmen. Mit Verlust verkaufen ist aber tatsächlich eine zweischneidige Sache; bei Firmen von denen man aus guten Gründen langfristig überzeugt ist, hat das praktisch nur dann Sinn, wenn man billiger wieder zurückkauft. Sonst hätte man manchmal besser die Verluste ausgesessen, das hab ich mir auch schon gar manches mal hinterher gedacht...
Meine letzten beiden Trades mit Barclays waren leider kleine Verluste, aber insgesamt hab ich hier ein kleines Plus erwirtschaftet. War ok. Ich find die Frage sehr interessant, ob man demnächst hier wieder einsteigen kann -- wie seht Ihr das?
Sicher hast Du recht, dass jeder im Prinzip gerne irgendwas kaufen und anschließend nur noch steigende Kurse sehen möchte. Aber ist das nicht etwas unrealistisch? Wann und wie oft passiert sowas schon? Mir ist das in den letzten Monaten genau einmal passiert und zwar mit einer schnöden Bausparaktie. Da bin ich zu 9 rein und dann ging's runter bis auf unter 8. Dachte schon, noch ein bißchen und krieg' sie noch viel billiger. Aber dann ging's wie auf der Achterbahn rauf und immer weiter rauf. Bis das Ding irgendwann bei 10-12 stand. Dann war's mir schon wieder zu teuer. Bei 15 habe ich dann verkauft (Fair Value war erreicht), obwohl sie dann noch bis auf 18 weiter stieg. Aber wenn ich immer die Zukunft kennen würde, wäre ich schon reicher als Buffett...
Da ich denke, dass man nie den Boden (außer mit viel GlücK) erwischen kann, ist es mir auch egal, wenn es nach dem ersten Kauf weiter runter geht. Das freut mich sogar, da ich dann nochmal billiger rankomme und mehr nachkaufen kann. Man muss natürlich bei so einer Vorgehensweise schon voll von dem Unternehmen überzeugt sein. Oberflächliche Analysen oder globalwirtschaftliche Grundannahmen reichen hierbei auf keinen Fall aus. Aber langfristig werde ich so IMHO viel mehr Geld machen als wenn ich nur kurzfristig "rein- und raushüpfe".
Ein Verlust ist erst ein Verlust, wenn ich ihn realisiere. Solange ich von einem Unternehmen überzeugt bin und nicht verkaufe, muss ich auch keine Verluste realisieren. In einem Bärenmarkt sind fallende Kurse nunmal vorherrschend, sonst wäre es ja auch keiner. Aber das ist eben eine Zeit, die man zum Kaufen nutzen und ansonsten aushalten muss. Danach sieht es wieder anders aus. Wer in Bärenmärkten (ob am Boden oder sonstwo) gekauft hat, kann im nächsten Bullenmarkt seine Gewinne fast jeden Tag steigen sehen. Und dass auf einen Bärenmarkt irgendwann ein Bullenmarkt folgt, ist wohl sicher. Ansonsten käme eine neue Steinzeit...
Meine bisherigen Finanztrades gingen gründlich schief mal sehen wie diesmal
Immer wieder nett zu lesen, daß andere dieselben Schwierigkeiten zu verkraften haben. Beim momentanen Kurszerfall ist es nicht weiter verwunderlich, daß ich nicht der Einzige bin, der ein saftiges Minus im Portfolio stehen hat.
Leider bin ich zu "erfolgsverwöhnt": bin ein paar Monate nach 9/11 das erste Mal eingestiegen und habe ein paar tausend Euros verdient, danach ausgestiegen und das Geld auf's Sparbuch gelegt, seither eine Aktien-Pause eingelegt.
Anfang des Jahres habe ich neuerdings etwas Kapital zur Verfügung gehabt, daß ich nicht schon wieder auf's Sparbuch legen wollte. Und jetzt muß ich einsehen, daß es nicht immer gleich aufwärts geht, sondern "weit unten" nicht "ganz unten" bedeutet.
Als Mini-Anleger, kann ich zwar gar kein großes Vermögen verlieren, allerdings ist mein Handlungsspielraum (Positionen nachkaufen, umschichten, etc.) vollkommen ausgereizt. Ich kann nur noch abwarten und da ist es nicht erfreulich, daß es tagtäglich weiter nach unten geht, und es vermutlich mehrere Monate/Jahre dauern kann, bis ich wieder in der Gewinnzone bin.
Andererseits kann ich mal meinen Enkerln erzählen, daß mich die Finanzkrise 2007/08/09/xx auch betroffen hat und nicht, daß ich mich in dieser Krise über ein paar hundert Euro Bausparprämie/Sparbuchzinsen gefreut habe. Ist ja auch was, "dabei" gewesen zu sein.
war so sauer über den abverkauf der shorter bei stada, dass ich die mit 900 Euro Verlust weggepfeffert habe und nun bei barclays eingestiegen bin.
Was die noch im Giftschrank haben, weiß keiner so genau, aber ich hoffe, die jüngsten Abschläge galten nun vor allem Lloyds und die Barclays sind mit heftig runtergezogen worden....
Allerdings wenn schon ein solider und weiterhin profitabler Titel wie Stada in 6 Wochen 50% verliert, dann ist es um die Wirtschaft nicht mehr zum besten bestellt
http://business.timesonline.co.uk/tol/business/.../article5871011.ece
Ich sehe das aber eher positiv. Da ist die Katze aus dem Sack, bisher waren da immer alles nur Gerüchte, geht heute nach unten und dann beruhigt sich das wieder (hoffentlich). Zumindest haben die ja nicht wie Lloyds oder die CoBa eine Pleitebank geschluckt und müssen gleich doppelt büßen.
Ich hoffe, das wird auf lange Sicht wieder und wir sehen dann auch wieder 2 Euronen
An der Seitenlinie stehen und wenns dreht zuschlagen: vor einiger Zeit hat das ja schon mal super geklappt.
--- Das ist die Gefahr solcher Erfolge: man glaubt dass es beim nächsten mal gleich wieder so gehen wird...
Das ist genau das, was ich schon die ganze Zeit zu sagen versuche. Wenn man einmal genau den "Boden" erwischt hat, dann will man das natürlich wiederholen. Vielleicht blendet der Erfolg auch den Verstand, aber der müsste einem doch eigentlich sagen, dass das wohl nur reines Glück war und sich wohl kaum auf Dauer reproduzieren lässt.
Momentan leidet der Kurs von BCS in meinen Augen unter folgenden Dingen:
- Sippenhaft mit Lloyds & Co.
- Verwirrungen um die Vergrößerung des Balance Sheets und Geheimniskrämerei bzw. Spekulationen um "toxic assets" und mögliche Staatsbeteiligung deshalb
In meinen Augen sind das aber (zur Zeit noch) reine Spekulationen und wissen können wir alle nichts Konkretes. Wenn der Vorhang gelüftet wird, wäre immer noch Zeit, den Kurs zu drücken. Dass das aber (in dieser Krise wohl leider weitverbreitet) immer schon per Spekulation im Vorgriff diverser Veröffentlichungen passiert, verwundert mich doch etwas.
Wer Raten an die Stelle von Wissen setzt, wird oft "ver-raten".
In ein paar Jahren werden wir alle entweder über die Unkenrufe lachen oder es gibt keine Barclays mehr, zumindest nicht als unabhängige Bank.
Barclays ist weiterhin ein Zock, aber die Chance, dass die Bank in 5 Jahren als unabhängige AG noch existiert, ist zumindest größer als zb. bei Citigroup, RBS oder CoBa
"Die Analysten von Panmure Gordon & Co hätten ihre EPS-Prognose für die Jahre 2009 und 2010 von 26,25 Pence auf -42,66 Pence und von -9,26 Pence auf -33,73 Pence gesenkt. Das Kursziel der Barclays-Aktie sei von 0,55 GBP auf 0,40 GBP herabgestuft worden."
Nicht dass das vernünftig sein muss. Aber es MUSS auch nicht falsch sein. In jedem Fall könnte diese Meinung am Markt um sich greifen. Ich weiß es nicht.
Bedeutung beimessen kann, weiss ich auch nicht.
Der Chart hat einen jungen frischen kräftigen Abwärtstrend ausgebildet, mit kompromisslos schlechtem DI- und dazu fallendem OBV, die Stochastik obwohl im überverkauften Bereich ist noch mal abgefallen (sieht man nur bei starker Vergrößerung des Bildes, dass es die grüne Linie ist die nach unten abzweigt -- die Ariva-Charts sind da oft schwer lesbar, sie illustrieren hier immer den Effekt dass das menschliche Farbensehen eine geringere räumliche Auflösung hat als das schwarz-weiße Formensehen. Weil diese beiden Sachen im Gehirn unabhängig voneinander verarbeitet werden, hab da mal einen interessanten Artikel drüber gelesen, der mir jetzt wieder einfällt. Ja also das scheint mir im Moment noch interessanter als ein Kauf...
Ehrlich, je mehr ich irgendwelche Analystenprognosen lese, desto mehr erscheint mir auch ein Zielkurs von 0 Cent plausibel und durchaus im Bereich des Möglichen. Zumindest auf kurze Sicht...
Wieso drehen wir den Spieß nicht einfach mal um und erstellen Ratings für die Analysten? Z. B. erhält "Panhur Gordon" für mich das Rating ZZZ+ und damit klassifiziere ich sie als absolute Schlafmützen, die weder jemals einen Plan gehabt haben noch je einen haben werden.
Fassen wir doch mal die Fakten zusammen:
1. Barclays hat bisher keine Staatshilfe in Anspruch genommen und selbst wenn sich das ändern sollte, wird davon nicht die Welt für BCS untergehen. In den USA hat mittlerweile jeder große Bank Staatsknete gekriegt, sogar eine Wells Fargo (die nebenbei bemerkt, den Zaster damals auch nicht nehmen wollten). Die Kursentwicklung ist zwar auch nicht besser dadurch, aber eine BCS hat einen Kursverfall von über 90% erlebt, ohne dass sie bisher Knete vom Staat erhalten hat!
2. Die mutmaßlichen "toxic assets", die bei BCS im Keller lagern, sind so oder so ein Problem. Aber ich denke, dieses Problem haben heute fast alle großen Banken. Solange wir hier nix Konkretes wissen, kann man dazu auch nur Spekulationen verbreiten.
3. Die Kapitalquoten von BCS sind momentan gut und das ist in meinen Augen kein schlechtes Zeichen für eine Bank in einer Finanzkrise.
Alles andere ist IMHO einfach nur Spekulatius und daher mit äußerster Vorsicht zu genießen.
Was ich bei der Analyse nicht verstehe ist, weshalb die vermutetetn Abschreibungen der Level 3 Assets in die G+V Rechnung mit einfließen sollen???? O.K. sie drücken das EK. Wenn das Geschäft normal läuft, weshalb soll Barclays dann einen Verlust ausweisen?? Ich glaube nicht, dass die sich im 1. Quartal massiv verspekuliert haben. Das operative Kerngeschäft ist doch profitabel. Wenn eine Einmalzahlung fällig wird zur Absicherung der faulen Papiere, dann lebe ich dieses Jahr gerne mit dem Verlust mit der Gewissheit, dass dieser Glotz ein für allemal vom Bein ist. Davon spricht die Analystin aber an keiner Stelle. Was kann der Bank unter den gegebenen Umständen denn besseres passieren. Das ist im Grunde genommen nichts anderes als eine Bad-Bank. Bei Lloyds steigt der Staat doch nur so massiv ein, weil die sonst ihre KK-Quote nicht mehr hätten halten können und unter die Mindestanforderungen gerutscht wären - siehe Dresdner. Die brauchten eine massive Kapitalerhöhung, die sie am Kapitalmarkt nicht bekamen, um nicht dicht gemacht zu werden. Aber auch Lloyds ist jetzt gerettet und das ist alles andere als schlecht für Barclays.
Einzig und entscheidende Frage für mich ist derzeit: Wann hört der momentane Lemmingeffekt auf? Wie günstig kann man Barclays noch einkaufen? Sinkt der Kurs weiter irrational, selbst wenn unerwartet Einstieg des Staates kommt.
Fundamental ist für mich schon jetzt der Kuchen gegessen. In England wird keine Großbank Pleite gehen, ob mit oder ohne Staatsbeteiligung. Barclays ist eine der am besten international aufgestellten Banken. Ich bleibe weiterhin bei der Einschätzung, dass sich auf momentanem Kursniveau auf lange Sicht eine Jahrhundertchance auftut.