Volkswagen mit 200% im Plus heute
porsche alle polos demnächst in den porsche 911 umzutaufen...
Porsche-Pläne treiben VW-Aktie um mehr als 200 Prozent
Montag, 27. Oktober 2008, 20:11 Uhr
Frankfurt/Hamburg (Reuters) - Die Volkswagen-Aktie hat angesichts der Machtübernahme durch Porsche ihren Wert am Montag zeitweilig verdreifacht.
Die Papiere von Europas größtem Autohersteller schossen in der letzten Handelsstunde in einem für einen Dax-Wert ungekannten Ausmaß zeitweilig mehr als 200 Prozent auf ein Rekordniveau von 635 Euro in die Höhe. Die Papiere schlossen mit einem Aufschlag von 146 Prozent bei 485 Euro. Porsche hatte am Wochenende weitere Details zur geplanten Mehrheitsübernahme bei dem Wolfsburger Konzern bekanntgegeben.
Analysten führten die Kursgewinne bei VW auf Investoren zurück, die mit dem Leerverkauf geliehener Aktien auf sinkende Kurse gewettet hatten und sich nun, da Porsche die Karten auf den Tisch gelegt habe, zu jedem Preis mit VW-Aktien eindecken mussten. Wegen der geringen Zahl an verfügbaren VW-Papieren sorgen die Käufe zur Auflösung der so genannten Short-Positionen für starke Kursgewinne. "Das Zeitfenster für diejenigen, die short sind, engt sich weiter ein. Das kann den Kurs noch weiter hochdrücken", sagte ein Händler. Die Volkswagen-Titel waren bereits in den vergangenen Monaten wegen Spekulationsgeschäften heftigen Kursausschlägen ausgesetzt.
In der Spitze wurde der VW-Konzern an der Börse mit rund 190 Milliarden Euro bewertet. Das war mehr als die Marktkapitalisierung der fünf nächstschwersten Dax-Werte E.ON, Deutsche Telekom, Siemens, SAP und Bayer zusammengerechnet. Die VW-Aktie war einziger Kursgewinner im Dax. Der Leitindex litt weiter unter der Finanzmarktkrise, schloss aber wegen der Kursexplosion bei VW aber mit einem Plus von knapp einem Prozent.
PORSCHE SICHERT KAUFPREISE FÜR WEITERE AKTIEN
Porsche hatte am Sonntag angekündigt, den Anteil an VW im nächsten Jahr auf eine Dreiviertel-Mehrheit aufzustocken, um den Weg für einen Beherrschungsvertrag frei zu haben. Bereits bis Ende 2008 will der Sportwagenbauer das Steuer in Wolfsburg mit über 50 Prozent der Stimmrechte übernehmen. Porsche hält seit Ende vergangener Woche 42,6 Prozent der Stimmen an VW. Weitere 31,5 Prozent der Stammaktien kann Porsche mit einem deutlichen Abschlag zum aktuellen Börsenkurs erwerben, da der Kaufpreis für dieses bei institutionellen Investoren vermutete Paket über Optionen schon vor langer Zeit abgesichert wurde.
Das Land Niedersachsen hält als zweitgrößter Aktionär weitere 20,2 Prozent der Stimmrechte. Daher sind rechnerisch nur noch knapp sechs Prozent der Stimmrechte im Streubesitz. Angesichts dieses niedrigen Anteils könnte die VW-Stammaktie aus dem Dax fallen. Branchenexperten erwarten, dass sie dann durch die stimmrechtslosen Vorzugsaktie ersetzt wird.
Mit einem Beherrschungsvertrag könnte Porsche auf die Barmittel von VW zugreifen und die große Entwicklungsabteilung der Wolfsburger nach seinem Gutdünken steuern. Branchenexperten halten es für möglich, dass Porsche wegen der Finanzmarktkrise zunächst bei der einfachen Mehrheit bleiben wird. Auch wegen der im VW-Gesetz und der Unternehmenssatzung festgeschriebenen Sonderrechte Niedersachsens kann Porsche bei Volkswagen bis auf weiteres nicht frei schalten und walten. "75 Prozent an VW würden Porsche in der jetzigen Situation nichts bringen", sagte der Autoanalyst der NordLB, Frank Schwope.
Niedersachsen Regierungschef Christian Wulff (CDU) bekräftigte im Gespräch mit Reuters-TV, sein Land wolle die Sonderstellung bei VW behalten. Die überraschende Bekanntgabe des Zeitplans bei VW hatte der gewöhnlich verschwiegene Sportwagenbauer Porsche am Wochenende mit "Irrationalitäten" in Markt begründet. Analyst Schwope äußerte die Vermutung, Porsche habe den Kurs durch seine Ankündigung angeheizt, um das Geld aus den Optionen zu kassieren. Bei der Auflösung der Kaufpreis-Optionen erhält Porsche die Differenz zwischen dem aktuellen VW-Kurs und dem niedrigeren Absicherungskurs.
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Der einsame Gewinner im DAX war heute wieder einmal, wie so häufig an schwachen Handelstagen, die Aktie von Volkswagen. Ein schwacher Handelstag war es aber gar nicht, glaubt man den +0,91%, die der DAX zum Handelsende zulegen konnte. Angesichts der Tatsache, dass 13 Indexmitglieder, darunter die Schwergewichte Siemens und Allianz, mit über 10% im Minus notierten, erscheint der Indexstand fragwürdig.
Die extreme Entwicklung bei Volkswagen macht dies aber möglich. Die Aktie selbst konnte sich zum Handelsende um wahnsinnige 309 Euro oder 146,62 % nach oben bewegen. Zwischenzeitlich wurde sogar ein Anstieg um 200 % auf 635 Euro verzeichnet. Die Kursrallye im Index seit der Eröffnung geht allein auf die Kappe der Volkswagen-Aktien.
Wie wirkt sich das nun auf den DAX aus?
Bei einer Indexgewichtung am Montag von 6,82 % gegenüber dem Freitagsschlusskurs macht ein Anstieg um 146,62 % fast genau 10 % im DAX aus. Gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag bedeutet dies einen Zuwachs in Indexpunkten von rund 427 Punkten im DAX. Das bedeutet, wäre Volkswagen einfach nur unverändert am Montag aus dem Handel gegangen, dann hätte der DAX bei rund 3.907 Punkten geschlossen. Auch angesichts der ohnehin extremen Volatilität stellt dies einen extremen Unterschied dar, denn der DAX hätte noch schlechter abgeschnitten als in der Nacht der Nikkei. Die Stabilität im DAX ist also eigentlich nicht vorhanden, der Index, jedenfalls die übrigen 29 Aktien, befinden sich unverändert im Sell-Off.
Wie kann sich das ganze nun fortsetzen?
Bei Volkswagen läuft ein Shortsqueeze. Aufgrund der Verknappung der handelbaren Stücke, also geringer Liquidität, führt das zwangsweise Eindecken von Shortposition einzelner Marktteilnehmer derzeit zu diesen völlig realitätsfernen Bewegungen. Die Entwicklung bei Volkswagen hat aktuell nichts mit dem Markt zu tun. Weder aus fundamentaler Sicht noch aus Sicht der Charttechnik. Es sind systembedingte Bewegungen aufgrund der Zwangslage einiger Marktteilnehmer. Ob es das am Montag bereits war oder es erst der Anfang gewesen ist, das lässt sich absolut nicht abschätzen. Extremst sollte die Situation bei Volkswagen aber kurzfristig eher noch bleiben. In der aktuellen Situation ist nicht einmal auszuschließen dass sich Volkswagen bis auf 1.000 Euro bewegt. Endet der Shortsqueeze, dann könnte es ebenso abrupt aber auch wieder auf 200 Euro zurückgehen.
Dennoch ist Volkswagen im DAX gelistet und wirkt auf den Index. Diese Wirkung nimmt nach dem Anstieg vom Montag sogar noch einmal drastisch zu. Die Gewichtung bei Volkswagen schnellt immer weiter nach oben. Einerseits aufgrund des eigenen Anstiegs, darüber hinaus verstärkt durch das immer geringere Gewicht der übrigen fallenden Aktien. Für den Dienstag wird sich Volkswagen zunächst mit einer Gewichtung von 16,67 % im Index bewegen. Der Index hängt somit nachhaltig an einer Aktie, und zwar an der, die sich mit unkontrollierter Volatilität in historischen Dimensionen bewegt.
Was bedeutet das für den DAX? - Ein paar Beispiele...
A) Bewegt sich Volkswagen nicht, dann hat das auch keine Auswirkungen auf den DAX.
B) Bewegt sich Volkswagen aber um „nur“ 10 %, und das wäre aktuell in dieser Aktie keine große Bewegung, dann bewegt sich der DAX nur dadurch um rund 1,7%.
C) Rutscht Volkswagen beispielsweise wieder auf das Tief vom Montag bei 325 Euro, dann müsste der DAX einen Abschlag aus dieser Aktie von 6,25% hinnehmen.
D) Kann die Aktie das Hoch vom Montag überwinden und beispielsweise auf 700 Euro ansteigen, dann würde dies dem DAX um 5,77 % nach oben helfen. Ausgehend vom aktuellen Niveau ein Anstieg auf 4.584 Punkte.
E) Ein Anstieg der Aktie sogar auf 1.000 Euro würde für den Index einen Anstieg aus dem Volkswagen-Anteil von 15,3 % ausmachen. Derzeit bedeutet das ein Niveau von fast genau 5.000 Punkten.
Was letztlich passieren wird ist kaum abschätzbar, momentan ist aber wenig auszuschließen. Entscheidend ist die Tatsache, dass sich diese extremen Bewegungen mittlerweile äußerst gravierend auf den DAX auswirken und die Situation dort mehr als nur ein wenig verzerren. Besonders Marktteilnehmer die den DAX handeln sollten diese Tatsache unbedingt berücksichtigen. Auch wenn gegebenenfalls die Einschätzungen aus fundamentaler oder charttechnischer Sicht zum Index richtig wären, kann die Entwicklung bei Volkswagen dazu führen, dass der Index sich um 10 % an einem einzigen Handelstag aus der Spur bewegt. Am Montag hätte der Index ohne Volkswagen ein neues Tief markiert. Hätte Volkswagen bereits seit Jahresbeginn mit den übrigen Aktien aus dem Automobilsektor mehr als die Hälfte des Wertes eingebüßt, dann würde sich der Index jetzt eher in Richtung 3.700 Punkte bewegen.