Hisbollah, Hamas und Israel: alles
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Eröffnet am: | 24.07.06 12:55 | von: von Wutzleb. | Anzahl Beiträge: | 78 |
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von Uri Avnery
uri-avnery.de / ZNet Deutschland 22.07.2006
„ES SCHEINT, Nasrallah sei am Leben geblieben ,“ verkünden israelische Zeitungen, nachdem 23 Tonnen Bomben auf die Gegend in Beirut abgeworfen worden waren, in der man vermutet hatte, dass sich der Hisbollahführer versteckt gehalten hatte.
Eine interessante Formulierung. Einige Stunden nachdem Bombardement hatte Nasrallah dem Fernsehkanal Al-Jazeera ein Interview gegeben. Er sah nicht nur lebendig aus, sondern sogar ruhig und gelassen. Er sprach über das Bombardement – ein Beweis dafür, dass das Interview am selben Tag aufgenommen worden war.
Was bedeutet also „es scheint, ..“ ? Sehr einfach. Nasrallah behauptet, am Leben zu sein, aber man kann ja Arabern nicht trauen. Jeder weiß doch, dass Araber immer lügen. Das gehört zu ihrem Wesen, wie es Ehud Barak einmal ausdrückte.
DAS TÖTEN dieses Mannes ist ein nationales Ziel, fast das Hauptziel dieses Krieges. Es ist vielleicht der erste Krieg in der Geschichte, der von einem Staat begonnen wird, um eine einzige Person zu töten. Bis jetzt dachten nur die Mafiosi in solchen Kategorien. Selbst die Briten erklärten im 2. Weltkrieg nicht die Tötung Hitlers zu ihrem Kriegsziel. Im Gegenteil, sie wollten ihn lebendig fangen, um ihn vor ein Gericht zu stellen. Das war es auch, was die Amerikaner in ihrem Krieg gegen Saddam Hussein wollten.
Aber unsere Minister erklärten offiziell, dies sei ihr Ziel. Das ist keine große Neuigkeit: auf einander folgende israelische Regierungen haben die Politik übernommen, die Führer oppositioneller Gruppen zu töten. Unsere Armee hat u.a. den Hisbollahführer Abbas Mussawi, die Nummer zwei der PLO Abu Jihad als auch Scheich Yassin und andere Hamasführer getötet. Fast alle Palästinenser – und nicht nur sie – sind davon überzeugt, dass Yassir Arafat auch ermordet worden ist.
Und die Folgen? Der Platz von Mussawi wurde von Nasrallah eingenommen, der viel fähiger ist. Scheich Yassin folgten weit radikalere Führer. Anstelle von Arafat haben wir nun die Hamas. Wie in anderen politischen Angelegenheiten beherrscht eine primitive militärische Anschauung auch diese Argumentation.
WENN JEMAND nach langer Abwesenheit von hier jetzt auf unsere Fernsehschirme schaut, könnte er den Eindruck gewinnen, dass Israel von einer Militärjunta regiert wird – von der Art früherer südamerikanischer Staaten.
Auf allen Fernsehkanälen erscheinen jeden Abend eine Reihe hoher Offiziere in Uniform. Sie erklären nicht nur die militärischen Aktionen des Tages, sondern kommentieren auch politische Dinge und legen die politische und propagandistische Linie fest.
Während all der anderen Stunden des Fernseh- und Radioprogramms wiederholen frühere Generäle immer wieder die Botschaft der Armeekommandeure. (Einige von ihnen sehen nicht besonders intelligent aus – um nicht geradewegs „doof“ zu sagen . Es ist erschreckend, daran zu denken, dass diese Leute einmal Positionen inne hatten, in denen sie entschieden haben, wer leben durfte und wer sterben musste.)
Natürlich leben wir in einer Demokratie. Die Armee ist vollkommen dem zivilen Establishment untergeordnet. Nach dem Gesetz ist das Kabinett der „Oberste Kommandeur“ der Armee, (die in Israel die Flotte und die Luftwaffe mit einschließt). In der Praxis aber sind es die Offiziere, die heute über alle politischen und militärischen Angelegenheiten entscheiden. Wenn Dan Haluz den Ministern sagt, die Armee habe diese oder jene Operation entschieden, wagt kein Minister dagegen zu stimmen. Gewiss nicht die armseligen Minister der Laborpartei.
Ehud Olmert präsentiert sich als der Erbe Churchills ( „Blut, Schweiß und Tränen“). Das klingt pathetisch genug. Amir Peretz steht mit stolz geschwellter Brust da und verteilt nach allen Richtungen Drohungen – auch das ist pathetisch. Er ähnelt nichts so sehr wie einer Fliege, die auf dem Ohr eines Ochsen sitzt und prahlt: „Wir pflügen!“
Der Generalstabschef verkündete letzte Woche mit Befriedigung: „Die Armee erfreut sich der vollen Unterstützung der Regierung.“ Auch das ist eine interessante Formulierung. Das bedeutet, die Armee entscheidet, was gemacht wird, und die Regierung steht „hinter ihr“. Und so ist es natürlich.
NUN IST ES kein Geheimnis mehr: dieser Krieg war schon lange im voraus geplant. Die Militärkorrespondenten verkündeten in dieser Woche stolz, die Armee habe diesen Krieg seit Jahren bis ins Detail vorbereitet. Erst vor einem Monat gab es ein großes Kriegsspiel, um den Einmarsch der Landtruppen in den Südlibanon einzuüben – das war zu einer Zeit, als Politiker wie Generäle erklärten, dass „wir nie wieder in den Libanonsumpf hineingehen. Wir werden niemals mehr mit Landtruppen dort einmarschieren.“ Nun sind wir mitten in diesem Sumpf, und starke Formationen des Heeres operieren in diesem Gebiet.
Auch die andere Seite hatte sich seit Jahren vorbereitet. Sie baute nicht nur Verstecke für Tausende von Raketen, sie hat auch ein raffiniertes System von Bunkern, Höhlen und Tunnel im vietnamesischen Stil gebaut. Unsere Soldaten werden diesem System nun auf die Spur kommen und einen hohen Preis dafür zahlen. Wie immer hat unsere Armee „die Araber“ mit Verachtung behandelt und ihre militärischen Fähigkeiten gering eingeschätzt.
Das ist eines der Probleme militärischer Mentalität. Talleyrand hatte nicht Unrecht, als er sagte: „Der Krieg ist eine viel zu ernste Angelegenheit, als dass man sie dem Militär überlassen kann.“ Die Mentalität der Generäle, die sich aus ihrer Erziehung und ihrem Beruf ableitet, ist von ihrem Wesen her gewalt-orientiert, eindimensional, um nicht „primitiv“ zu sagen. Sie basiert auf der Überzeugung, dass man alle Probleme mit Gewalt lösen kann, und wenn dies nicht zum Ziele führt, dann eben mit mehr Gewalt.
Das wird durch die Planung und Ausführung des gegenwärtigen Krieges sehr gut illustriert. Am Anfang liegt die Vermutung, falls wir der Bevölkerung schreckliches Leid zufügen, wird sie sich erheben und die Entfernung der Hisbollah fordern. Ein nur minimales Verständnis von Massenpsychologie würde das Gegenteil sagen: Das Töten von Hunderten libanesischer Zivilisten, die allen ethnisch-religiösen Gemeinschaften angehören, das Leben der andern in eine Hölle verwandeln, und die Zerstörung der lebensnotwendigen Infrastruktur der libanesischen Gesellschaft wird zur Quelle für Wut und Hass gegen Israel - und nicht gegen die Hisbollah, die als Helden angesehen werden, die ihr Leben opfern, um sie zu retten.
Die Folge wird eine Stärkung der Hisbollah sein, nicht nur für jetzt, sondern auch für die kommenden Jahre. Vielleicht wird dies das wichtigste Ergebnis des Krieges sein, wichtiger als die militärischen Errungenschaften, falls es diese überhaupt geben wird. Und dies nicht nur im Libanon, sondern in der gesamten arabischen und muslimischen Welt.
Mit den Schrecken konfrontiert, die auf allen Fernseh- und vielen Computerschirmen gezeigt werden, wird sich die Meinung der Weltöffentlichkeit ändern. Was am Anfang als gerechtfertigte Antwort auf die Gefangennahme der beiden Soldaten betrachtet wurde, sieht nun wie barbarische Aktionen einer brutalen Kriegsmaschine aus. Wie der Elefant in einem Porzellanladen.
Tausende von Email-Verteilerlisten brachten jetzt schreckliche Serien mit Fotos von verstümmelten Babys und Kindern. Am Ende gibt es ein makabres Bild: niedliche israelische Kinder schreiben „Grüße“ auf die Artilleriegranaten, die bald abgeschossen werden. Danach kann man eine Botschaft lesen: „Danke den israelischen Kindern für dieses schöne Geschenk. Dank an die Welt, die nichts tut. Unterzeichnet von den Kindern des Libanon und Palästinas.“
Die Frau, die der UN-Abteilung für Menschenrechte vorsteht, hat diese Akte schon als Kriegsverbrechen definiert – etwas, das in der Zukunft wahrscheinlich für israelische Offiziere noch einigen Ärger bereiten wird.
IM ALLGEMEINEN ergeben sich ernsthafte moralische Probleme, wenn Armeeoffiziere die Politik einer Nation bestimmen. Im Krieg ist ein Kommandeur verpflichtet, harte Entscheidungen zu treffen. Er schickt Soldaten in die Schlacht, und er weiß, dass viele nicht zurückkehren und andere verstümmelt werden. Er wird abgebrüht. Wie General Amos Yaron seinen Offizieren nach dem Massaker von Sabra und Schatila sagte: „Unsere Gefühle waren abgestumpft!“
Jahre eines Besatzungsregimes in den palästinensischen Gebieten haben eine schreckliche Abgebrühtheit verursacht, was menschliches Leben betrifft. Das Töten von 10-20 Palästinensern pro Tag, einschließlich von Frauen und Kindern, wie es jetzt im Gazastreifen geschieht, rührt keinen mehr. Dies kommt auch nicht mehr in die Schlagzeilen. Nach und nach verschwinden selbst Routineausdrücke wie „Wir bedauern ... ,wir hatten nicht die Absicht ... ,die moralischste Armee der Welt ...“ und all die andern abgedroschenen Phrasen.
Nun wird auch im Libanon diese Abgebrühtheit deutlich. Luftwaffenoffiziere sitzen ruhig und bequem vor den Kameras und sprechen über „Bündel von Zielen“, als ob sie über ein technisches Problem plaudern würden und nicht über das Leben von Menschen. Sie sprechen über die Vertreibung von hundert Tausenden von Menschen aus ihren Häusern als militärischem Ziel , und sie verbergen auch nicht ihre Zufriedenheit vor Menschen, deren ganzes Leben zerstört worden ist. Das Wort, das bei den Generälen gerade am beliebtesten ist, ist „pulverisieren“ - wir pulverisieren, sie wurden pulverisiert, Stadtteile wurden pulverisiert, Gebäude wurden pulverisiert, Leute werden pulverisiert.
Selbst das Abfeuern von Katjuschas auf unsere Städte und Dörfer rechtfertigt dieses Ignorieren von Moral bei der Kriegsführung nicht. Es hätte andere Mittel und Wege gegeben, auf die Provokation der Hisbollah zu reagieren, ohne den Libanon in Schutt und Asche zu legen. Die moralische Abgebrühtheit wird sich in schwerem politischem Schaden bemerkbar machen, sowohl jetzt als auch später. Nur ein Tor ignoriert die moralischen Werte – am Ende wird sich dies irgendwie rächen.
ES IST FAST banal zu sagen, es sei einfacher, einen Krieg zu beginnen, als ihn zu beenden. Man weiß, wie er anfängt – man weiß überhaupt nicht, wie und wann er enden wird.
Krieg findet im Bereich der Ungewissheit statt. Unvorhergesehene Dinge ereignen sich. Selbst die größten Heerführer der Geschichte konnten die Kriege nicht kontrollieren, die sie begonnen haben. Der Krieg hat seine eigenen Gesetze.
Wir begannen einen Krieg, der ein paar Tage dauern sollte – er wird zu einem Krieg von Wochen. Jetzt sprechen wir von einem Krieg von Monaten. Jetzt kämpfen ganze Brigaden dort, und nun wurden Reservisten en masse einberufen wie bei der Großinvasion von 1982. Es gibt schon Leute, die eine Konfrontation mit Syrien voraussehen.
Während dieser ganzen Zeit gebrauchen die USA all ihre Macht, um ein Ende der Feindseligkeiten zu verhindern. Alle Zeichen deuten darauf hin, dass sie Israel zu einem Krieg mit Syrien drängen – einem Land, das ballistische Raketen mit chemischen und biologischen Sprengköpfen hat. Nur eine Sache scheint am 11. Tag des Krieges sicher zu sein: Er wird nichts Gutes zur Folge haben. Was auch immer geschieht – Hisbollah wird gestärkt hervorgehen. Sollte jemand in der Vergangenheit gehofft haben, der Libanon werde langsam ein normales Land, in dem die Hisbollah keinen Vorwand mehr hat, eigene militärische Kräfte haben zu müssen, so haben wir jetzt die Organisation mit der perfekten Rechtfertigung ausgerüstet: Israel zerstört den Libanon, und nur die Hisbollah kann kämpfen und das Land verteidigen.
Was die Abschreckung betrifft: ein Krieg, in dem unsere riesige Militär-Maschinerie nicht innerhalb von 11 Tagen eines totalen Krieges eine kleine Guerillaorganisation besiegen kann, hat seine abschreckende Kraft nicht wieder hergestellt. In dieser Hinsicht ist es nicht wichtig, wie lang der Krieg dauern wird und wie er ausgeht – die Tatsache, dass ein paar Tausend Hisbollah-Kämpfer der israelischen Armee 11 Tage und mehr widerstanden haben, hat sich schon dem Gedächtnis von hundert Millionen Arabern und Muslimen eingeprägt.
Dieser Krieg bringt nichts Gutes hervor – weder für Israel noch für den Libanon und noch für Palästina. Der „Neue Nahe Osten“ wird für seine Bewohner danach ein weniger guter Ort zum Leben sein.
http://www.zmag.de/artikel.php?id=1879
Die Mentalität der Generäle, die sich aus ihrer Erziehung und ihrem Beruf ableitet, ist von ihrem Wesen her gewalt-orientiert, eindimensional, um nicht „primitiv“ zu sagen. Sie basiert auf der Überzeugung, dass man alle Probleme mit Gewalt lösen kann, und wenn dies nicht zum Ziele führt, dann eben mit mehr Gewalt.
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Hier liegt das Problem: wenn Schwachmaten in Camouflage das Ruder übernehmen, nimmt der Irrsinn seinen Lauf (egal auf welcher Seite).
Fakt ist, daß die Hisbollah für alle Betroffenen eine gefährliche Terrororganisation ist.
Wenn diese Aussage bei manchem so harmlos ankommt (oder wiedergegeben wird) als ob damit eine harmlose Gruppe diskreditiert werden soll, so nach dem Motto, (fast) alle Asiaten leben in Asien, dann ist derjenige entweder realitätsblind, oder er verdreht mit Absicht die Tatsachen.
MfG/Johannah
ohne die bösartige israel gäbe es gar keine hisbollah bzw. keine unterstützung für sie.
die hisbollah "ernährt" sich von israelischen verbrechen. sie wächst mit deren anzahl und grausamkeit. ihre basis ist ein unterdücktes volk udn solange die unterdrückung anhält, muss und wird es auch die hisbollah geben.
und eine gruppe als terrorgruppe anzusehen, nur weil sie gegen eine besatzungsmacht kämpft, ist doch im grunde ein witz und zeigt nur, wer medien und menschen im westen kontrolliert.
sie kämpfen mit den ihnen zur verfügung stehenden mitteln gegen eine der modernsten armeen der welt, die zudem von der militärmacht nr.1 unterstützt wird.
was erwartet ihr da? ne offene feldschlacht?
und das sie zahlreiche gründe haben israel zu bekämpfen kann nun niemand mehr abstreiten. israel hat seit jahren frauen, kinder und andere zivilpersonen regelmässig verschleppt oder ermordet. nun sieht man es halt in aller härte. und der umgang mit den un-soldaten macht deutlich, dass es sich um eine bestialische grausame israelische armee handeln muss, die sich wenig um menschenleben kümmert.
Das ändert aber nichts an der Tatsache, daß die Hisbollah eine elende Terrororganisation ist die wahllos alle ermordet, die ihr, auch wenn nur zufällig, über den Weg läuft.
MfG/Johannah
Ich bleibe dabei, die Hisbollah ist eine elende Terrororganisation und ihre Sympathisanten sind genau so elend dran, weil sie ihr Hirn, wenn sie denn eins haben, beim Mitmachen ausschalten.
MfG/Joihannah
Ein von Wutzleben kann Israel nichts anhaben. Deshalb kann er auch in Ruhe seine wilden Phantasien bei Ariva austoben und bleibt Gottseidank ungefährlich. Es ist sein persönliches Spiel, dass er offenbar braucht.
Die Hisbollah dagegen führt einen realen "heiligen" Krieg gegen ein Land, das es einen feuchten Kehricht angeht. Mit vielleicht ähnlichen aber noch fanatischeren Phantasien, wie Wutzleben, aber mit richtigen Waffen. Und deshalb ist all ihr Gejammer und ihr prahlerisches Gedöns gefährliche Demagogie, ihre Existenz eine Bedrohung für den Frieden. Sie müssen und sie werden hoffentlich die Verlierer dieses Scheißspiels sein.
Gruß BarCode
Meine Tochter würde fragen: Papa, geht es den Leuten um den Frieden oder darum ob sie Recht bekommen.
Dazu gäbe es von mir nur eine Antwort: Geh wieder spielen Tochter, das verstehst du noch nicht!
Ich kann nämlich nichts erklären was ich selbst nicht verstehe. Wie sollen gegnerische Parteien jemals zueinanderfinden wenn nicht mal Unbeteiligte vernünftig miteinander umgehen können.
Bitte nicht antworten, ich kenne die Antwort: Die Gegenseite ist schuld:-(
sachlich mit diesen ungebildeten Chaoten
zu diskutieren versuchst.
Von nix haben sie Ahnung und
davon viel.
Bei mir kommt jeder Sympathisant dieser
Mörderbande Hisbollah auf die Ignoreliste.
Grüsse
B.
Ich muß zugeben, daß ich privat eine derartige Meinungsvielfalt nicht kennenlernen kann.
MfG/Johannah
Zum anderen enden im privaten und beruflichen
Bereich solche Diskussionen vielfach ungemütlich.
Hier wirkt dagegen vieles nur lustig.
Viele Grüsse
und gute N8
B.
Ich habe ja heute anscheinend richtig was verpasst.
War ja richtige Arbeit das alles Nachzulesen. Besonders bei #59 von unserem Wutz hatte ich fast den Eindruck, dass da der Geifer an dem Posting runterlief - "bestialische grausame israelische armee...".
Der Arme - die Hitze...
Ab ins Bett
Ariva spiegelt zum Glück nicht den gestigen Bundesdurschgschnitt wieder.
MfG/Johannah
bei den obskuren ansichten wohl auch ken wunder.
In jeder grösseren Gruppe gibts nen BeMi (frei nach Hans Meyer)
von Uri Avnery
uri-avnery.de / ZNet Deutschland 26.07.2006
Frage: Wer wird diesen Krieg gewinnen?
Am 15. Tag des Krieges funktioniert die Hisbollah noch immer und kämpft weiter. Allein dies wird in die Geschichtsbücher der arabischen Völker als glänzender Sieg eingehen.
Wenn ein Leichtgewichtler gegen einen Schwergewichtler kämpft und in der 15. Runde immer noch steht - so ist dies ein Sieg, egal wie das Ende aussieht.
F.: Kann die Hisbollah aus dem Grenzgebiet vertrieben werden?
Die Frage beruht auf einem Missverständnis über das Wesen der Hisbollah.
Nicht zufällig wird die Organisation Hisb-Allah ( „Partei Allahs“) und nicht Jeish-Allah („Armee Allahs) genannt. Es ist eine politische Organisation, die in der schiitischen Bevölkerung des Süd-Libanon verwurzelt ist. Praktisch vertritt sie diese Gemeinschaft. Die Schiiten machen 40% der libanesischen Bevölkerung aus - und zusammen mit den anderen Muslimen sind sie die Mehrheit (im Libanon).
Hisbollah kann nur „entfernt“ werden, wenn die ganze schiitische Bevölkerung vertrieben wird - das wäre eine ethnische Säuberung, und ich hoffe, dass keiner an so etwas denkt. Nach dem Krieg wird die Bevölkerung in ihre Städte und Dörfer zurückkehren, und Hisbollah wird weiter wachsen und gedeihen.
F.:Was wird geschehen, wenn die libanesische Armee an der Grenze entlang aufgestellt wird?
Dies ist vom ersten Augenblick an einer der Slogans der israelischen Regierung gewesen. Dann wird sie dies als Sieg verkaufen. Das klingt für denjenigen sehr überzeugend, der keine Ahnung über die Komplexität des Libanon hat .
Jeder der 1982 im Libanon war und die libanesische Armee in Aktion gesehen hat, weiß, dass es keine ernst zu nehmende Armee ist. Außerdem sind viele ihrer Offiziere und Soldaten Schiiten. Solch eine Militärkraft wird nicht gegen die Hisbollah kämpfen.
Ihre Aufstellung im Süden hängt auf jeden Fall von einem Abkommen mit der Hisbollah ab - und das wird für jeden Tag gelten, an dem sie dort ist.
F.: Könnte eine internationale Streitkraft hilfreich sein?
Dito. Das ist ein Slogan, der besonders für Diplomaten zugeschnitten wurde, die nach einer Idee Ausschau halten, der sie zustimmen können. Sie klingt gut, besonders wenn man noch das Wort „robust“ hinzufügt.
Was genau soll eine „robuste internationale Truppe“ dort tun?
Man schlägt vor, sie solle die Hisbollah in einem bestimmten Abstand von der Grenze halten. Nicht durch Worte - wie die glücklose UNIFIL, die jeder von Anfang an ignorierte - sondern durch Gewalt.
Wenn die Aufstellung dieser Kräfte in Absprache mit beiden Seiten stattfinden sollte, d.h. mit Israel und der Hisbollah - dann ist das in Ordnung. Dies mag dann als Leiter für die israelische Regierung dienen, um mit ihr vom Baum herunterzukommen, auf den sie geklettert war.
Aber wenn diese Kräfte gegen den Willen der Hisbollah dort aufgestellt werden, wird sich ein Guerillakrieg entwickeln. Wird die internationale Streitkraft an einem Ort standhalten und kämpfen, von dem die mächtige israelische Armee vor sechs Jahren mit eingezogenem Schwanz geflohen ist?
Für Israel wird dies ein spezielles Dilemma sein: Was wird geschehen, wenn die Hisbollah Israel trotz der Pufferkräfte angreifen wird? Wird Israel wieder in das Gebiet einmarschieren und einen Zusammenstoß mit der internationalen Truppe riskieren, z.B. mit deutschen Soldaten?
F.:Olmert sagte, wir sollten nicht mit Syrien verhandeln. Ist das durchführbar?
So sagte er. Er sagte überhaupt eine Menge und seine Zunge ist immer noch aktiv
Syrien ist eine zentrale Figur auf diesem Feld. Es wird keine Abmachung mit dem Libanon ohne - direkte oder indirekte - Teilnahme Syriens Erfolg haben.
Eigentlich wurde die Hisbollah von uns geschaffen. Als die israelische Armee 1982 in den Libanon einfiel, wurde sie von den Schiiten mit Reis und Süßigkeiten empfangen. Sie hofften, wir würden die PLO-Kräfte vertreiben, die damals die Kontrolle über das Gebiet hatten. Aber als ihnen klar geworden war, dass unsere Armee dort ist, um zu bleiben, begannen sie einen Guerillakrieg, der 18 Jahre lang andauerte. In diesem Krieg ist die Hisbollah entstanden und breitete sich aus, bis es die stärkste Organisation des ganzen Libanon wurde.
Aber das wäre nicht ohne massive syrische Unterstützung geschehen. Syrien verlangt die Rückgabe der Golanhöhen, die Israel annektiert hat. Deshalb ist es für die Syrer so wichtig, Israel keine Ruhe zu gönnen. Da sie keine Unruhe an ihrer eigenen Grenze mit Israel haben wollen, benützen sie die Hisbollah, damit diese die Grenze zum Libanon unruhig hält.
Die libanesische Grenze wird nicht ruhig werden, bis wir nicht ein Abkommen mit Syrien abschließen werden. Das bedeutet: bis wir die Golanhöhen zurückgegeben haben . Die Alternative wäre ein Krieg mit Syrien mit seinen ballistischen Raketen, chemischen und biologischen Waffen und einer Armee, die sich bewährt hat. Präsident Bush drängt Israel dazu, dies zu tun, um vielleicht die Aufmerksamkeit von seinen Fiaskos im Irak und in Afghanistan abzulenken.
F.: Wie kann man die Durchführung der militärischen Kampagne bewerten?
Dan Haluz will in die israelischen Geschichtsbücher nicht als der größte Feldherr aller Zeiten eingehen.
Er hat die Regierung in diesen Krieg gestoßen, um zwei beschämende militärische Fehlschläge zu vertuschen: die palästinensische Kommando-Aktion in Kerem Shalom und die Hisbollah-Aktion an der libanesischen Grenze. Kein Offizier wurde deshalb zur Rechenschaft gezogen. Die Hauptverantwortung ruht natürlich auf dem Generalstabschef.
Haluz, der erste Generalstabschef, der aus den Reihen der Luftwaffe kommt, war davon überzeugt, dass er die Hisbullah mit einem Bombardement aus der Luft und der Hilfe von Artillerie und mit Kriegsschiffen erledigen könne . Er hat sich gewaltig geirrt. Selbst nach der vielfältigen Zerstörung der Infrastruktur im Libanon gelang es ihm nicht, den Gegner zu besiegen.
Jetzt ist er gezwungen, das zu tun, wovor alle Angst hatten: Bodentruppen in den libanesischen Sumpf zu schicken. Am 15. Tag des Krieges war kein einziges Ziel erreicht worden. Was Haluz betrifft, als Stratege und Kommandeur, so ist seine Benotung nahe Null.
F.:Haben die Zivilisten an der Spitze der Regierung sich unter Beweis gestellt?
Nach den Wahlen dachten viele Leute in Israel, eine bürgerliche Ära habe begonnen, da beide, der Ministerpräsident und der Verteidigungsminister, komplette Zivilisten waren, ohne militärischen Hintergrund. Es hat sich herausgestellt, dass das Gegenteil der Fall ist.
Die Geschichte zeigt, dass politische Funktionäre, die starken Führern folgten, in der Lage sind, schreckliche Dinge zu tun. Sie wollen beweisen, dass auch sie starke Führer sind, dass sie den Schneid haben, einen Krieg zu führen. Harry Truman, der Franklin Roosevelt folgte, ist für das vielleicht größte Kriegsverbrechen der Geschichte verantwortlich: er ließ die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki fallen. Antony Eden, der Winston Churchill folgte, begann den dummen Suez-Krieg in Verschwörung mit Frankreich und Israel.
Die Olmert-Regierung hat diesen Krieg begonnen, war in einer schockierenden Unverantwortlichkeit, ohne ernsthafte Debatten und Beratung. Sie scheute sich, sich gegen die Forderungen des Generalstabschefs zu stellen.
F.: Olmert hat versprochen, dass nach dem Krieg die Situation anders sein würde als vorher. Gibt es dafür ein Chance?
Absolut. Aber die Situation wird für uns viel schlimmer als vorher sein.
Eines von Hassan Nasrallahs Zielen ist, die Schiiten und die Sunniten in einem gemeinsamen Kampf gegen Israel zu vereinigen.
Man sollte wissen, dass Sunniten und Schiiten Jahrhunderte lang Todfeinde waren. Viele orthodoxe Sunniten betrachten die Schiiten als Ketzer. Indem sie den Palästinensern zu Hilfe kamen, die Sunniten sind , hofft Nasrallah, u.a. eine neue Allianz zu schmieden
Im Nahen Osten könnte eine neue Achse entstehen, eine die die Hisbollah, die Palästinenser, Syrien, den Irak und den Iran einschließt. Syrien ist ein sunnitisches Land. Der Irak wird jetzt von den Schiiten kontrolliert, die die Hisbollah voll unterstützen. Aber die irakischen Sunniten, die einen harten Guerillakrieg gegen die Amerikaner führen, unterstützen auch die Hisbollah.
Dieser Block erfreut sich großer Beliebtheit bei der Masse der Bevölkerung in der ganzen arabischen Welt, weil er gegen die USA und Israel kämpft. Der andere Block, der Saudi- Arabien, Ägypten und Jordanien einschließt, verliert täglich an Popularität . Diese Regime werden von der Bevölkerung als Söldner der Amerikaner und als Agenten Israels betrachtet. Mahmoud Abbas tut alles, damit er nicht in diese Kategorie mit eingeschlossen wird.
F.: Was kann also getan werden?
Den israelisch-palästinensischen Konflikt beenden, der den ganzen Nahen Osten am Brodeln hält.
Die Hamas aus dieser feindlichen Front herausholen, indem man mit ihr als der gewählten palästinensischen Regierung verhandelt.
Ein Abkommen mit dem Libanon erreichen. Damit dieses andauert, müssen in diesem Abkommen die Hisbollah und Syrien mit eingeschlossen sein. Das verpflichtet uns, den Golan zurückzugeben.
Man sollte sich daran erinnern, dass Ehud Barak schon damit einverstanden war und fast einen Friedensvertrag unterzeichnet hatte, ähnlich dem mit Ägypten - aber unglücklicherweise im letzten Augenblick aus Furcht vor der öffentlichen Meinung gekniffen hat.
http://www.zmag.de/artikel.php?id=1880