Euro-Zone ist Katastrophen-Zone
Seite 18 von 69 Neuester Beitrag: 25.01.22 15:07 | ||||
Eröffnet am: | 10.07.11 19:04 | von: Rubensrembr. | Anzahl Beiträge: | 2.701 |
Neuester Beitrag: | 25.01.22 15:07 | von: DarkKnight | Leser gesamt: | 117.312 |
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Rettungsschirm aufblähen bringt doch eh nix mehr, das ist alles nur noch Zeit gewinnen. Wie hatte einer hier geschrieben, "Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende", die Geschichte hat gezeigt, daß nach jedem großen Knall auch wieder eine Zeit des Wohlstandes folgt.
1. Die EZB hat bisher insgesamt für ca. 170 Mrd. Staatsbonds am Markt gekauft. Das sind keine 50 Mrd. pro Monat.
2. Diese Käufe dienen vor allem der Liquidität. Dass damit panikartige Spitzen in der Umlaufrendite für die genannten Länder gedämpft werden, ist der gewünschte Nebeneffekt.
3. Wann haben Italien und insbesondere Spanien Probleme gehabt, ihre Bonds loszuwerden zu Zinsen unter 6%. Real war das bisher nicht der Fall. Spanien hat seine 10-jährigen zu ähnlichen Zinssätzen refinanziert, wie ungefähr vor 10 Jahren. Und die Auktionen liefen in letzter Zeit - angesichts der hyüerventilierenden Öffentlichkeit - vergleichsweise gut.
4. Man muss differenzieren zwischen den einzelnen Ländern. Irland, Portugal und insbesondere Griechenland stecken in einer Solvenzkrise (Liquiditätsproblem inklusive, naturgemäß.) Spanien leidetr vor allem an einer Liquiditätskrise, was insbesondere der hohen Privatverschuldung geschuldet ist. (Ähnlichkeiten mit den USA sind nicht von der Hand zu weisen.) Die öffentliche verschuldung ist bei weitem weniger dramatisch als in allen anderen so genannten Krisenländern. Liquiditätskrisen sind die Krisen, die direkt auf die Realwirtschaft durchschlagen.
Italien hat vor allem eine Glaubwürdigkeitskrise, weil sie einen Hampelmann an der Regierung haben.
Für Spanien und Italien - und die sind wegen ihrer Größe eben vor allem relevant - ist der Stabilitätsfond vor allem relevant als Sicherungsnotnagel für die Investoren. Selbst wenn er gar nicht eingesetzt wird. Darauf kommt es an. Und dafür braucht es eben den Hebel.
5. Wenn es ein "Eurogeddon" gäbe, wäre es völlig wurscht, ob der EFSF gehebelt oder die eingegangenen Verpflichtungen zu 100% abgedeckt wären. Für ein "Eurogeddon" gibt es kein Szenario. Weil das liegt quasi jenseits der (finanziellen) Möglichkeiten ALLER.
Das würde den 100%-Ruin des gesamten Systems bedeuten, das eh keiner bezahlen kann. Wenn man davon ausgeht, braucht man nur Wollpullis und Trockenfleisch (für Potz Trockengemüse).
Es geht um die Verhinderung des Eurogeddon.
6. Über Target (das Clearingsystem inter-europäischer Transaktionen) gibt es kein frisches Geld für Banken. Dass die Target-Verbindlichkeiten der Importüberschussländer bei der EZB die letzten 3 Jahre in die Höhe gingen, ist Teil der Liquiditätssicherung der Zentralbanken, die diese anstelle der Privatbanken übernommen haben, weil die Banken sich gegenseitig nix leihen. Das ist die Funktion der Zentralbank. Manche wollen ja, dass das nur noch über die Zentralbanken laufen soll, um das Systemrisiko niedrig zu halten. (Ich halte das für falsch.)
Jedenfalls ist Target keine Bankenrefinanzierung, vielmehr werden damit unsere Exporte vorfinanziert. Wenn wir nur verkaufen und kaum kaufen, müssen wir damit leben, dass die Zentralbanken unsere Überschüsse gegenüber schwachen Ländern (mit)finanzieren.
aber in den ländern bleibt alles beim alten. damit fließt die knete immer nur in die eine ecke, an der die reichis sitzen, und die wirtschaft wird alles andere als angekurbelt
europäische verfassung und europäische finanzverwaltung sind die zauberworte
steht mit dem Rücken zur Wand und ahnt inzwischen, dass es schief gehen
könnte. Das sind inzwischen nur noch Verzweiflungstaten, wie wir sie aus
der Finanzkrise 1 kennen. Dort ist es bekanntlich schief gegangen und der
Allversicherer AIG musste vom Staat gerettet werden. Während es damals
auf Banken-Ebene ablief, läuft es heute auf Staaten-Ebene ab mit dem Unter-
schied, dass es keinen Retter mehr gibt. Das Ganze ist eine einzige Geister-
fahrt: Das Ziel ist unbekannt. Es müssen immer riskantere Maßnahmen vor-
genommen werden. Das wahrscheinlichste Ziel: Der Friedhof für den Euro.
Die Begräbniskosten werden den Steuerzahler um so mehr ruinieren, je länger
die Geisterfahrt andauert.
2) Ich persönlich glaube nicht dass es ein Liquiditätsproblem in der Eurozone gab oder gibt oder an einen geldpolitischen Hintergrund. Im Gegenteil: Es war einfach so dass Spanien und Italien sich nicht mehr refinanzieren konnten ohne hohe Zinsen zu zahlen (Posting von damals, wobei die Grafiken sich nur auf den Sekundärmarkt mit den dortigen niedrigeren Zinsen beziehen). Ich glaube auch nicht dass die Notenbanker vorher wochenlang gesagt hätten es sei nun Schluss mit dem Staatsanleihenaufkaufprogramm, nur um dann plötzlich wieder anzufangen aufgrund irgendeiner Kleinigkeit.
3) Der Grund war, dass Spanien und Italien am Markt pleite gewesen wären, hätte die EZB nicht eingegriffen. Wenn man sucht findet man Artikel über die hochschnellenden Zinsen von damals, auch die Emission betreffend.
4) Das Problem der Bonitätskrise ist, dass sie immer als eine Liquiditätskrise dargestellt wird und so "bekämpft" wird (Öl ins Feuer). Dass es keine Liquiditätskrise gibt wird offensichtlich, wenn man die Inflationsrate (>) mit dem Wirtschaftswachstum vergleicht. Noch deutlicher, wenn man den Anstieg der Geldmenge (>) dem Wachstum der Wirtschaft gegenüberstellt. Es handelt sich um eine Bonitätskrise, meinetwegen auch Glaubwürdigkeitskrise (ich glaube selber, dass die PIIGS zahlen könnten, nur eben nicht wollen). Der einzige Unterschied bei Italien ist, dass die Inlandsschulden anteilig viel größer sind als bei den übrigen PIIGS. Offenbar ist die Politik trotzdem nicht bereit die Neuverschuldung zu beenden. Dass die EFSF nicht eingesetzt wird glaubt doch wohl keiner. Auch dass sie die Märkte beruhigen wird glaube ich nicht. Eher verkörpert sie das erschreckende Ausmaß der Enthemmung in der Politik.
5) Es wird ein Leben nach dem Eurogeddon geben. Ein besseres. Der Euro ist auf Dauer grundsätzlich außerhalb der Möglichkeiten aller. Eine Währung die angeblich über allen Schulden-/Wettbewerbs-/Handelsungleichgewichts-/Glaubwürdigkeits-/Konstruktionsproblemen einfach drübersteht und alles wundersam verbindet. Die dazu nötigen Tricks hinter den Kulissen streben im Zeitverlauf in ihrem Aufwand gegen unendlich, wie bei jedem Schneeballsystem.
6) Zu Target lasse ich Hans-Werner Sinn sprechen, denn der wird wenn es um Target geht zwar oft falsch dargestellt, hat aber mehr Erhellendes dazu gesagt als seine Kritiker. Es ist nur einer der Wege wie Geld gedruckt wird ohne dass etwas geleistet wird. Der Saldo wird dann einfach irgendwo geparkt und man sagt, er sei bedeutungslos. Ein anderes Beispiel ist dass die EZB bei Refi-Geschäfte das "Pfand" zum Nominalwert anstatt zum Marktwert entgegennimmt, wodurch jeder mit Banklizenz Schrott in Geld verwandeln kann (unter aktiver Billigung der EZB). Allein diese beiden Probleme zeigen dass die Eurozone noch nie selbsttragend funktioniert hat, sondern nur eine Illusion von Wirtschaftswachstum erzeugt, über Kreditblasen welche massivste Handelsungleichgewichte übertünchen. Ohne diese ständigen - früher verdeckten, heute offeneren - Transfers bricht die morsche Konstruktion innert weniger Tage in sich zusammen.
Im Hinblick auf die Haftung, die internationale Verteilung der Geldmenge, die internationalen Zahlungsvorgänge, die Kreditbeziehungen zwischen den Staaten und den tatsächlich herbeigeführten Ressourcentransfer lässt sich der Vorgang vergleichen mit einer besonderen Form von gemeinsam anteilig garantierten Eurobonds zur Finanzierung einer Kreditvergabe an die GIPS-Länder, die eine europäische Zentralinstanz an den deutschen Staat verkauft, wofür sich dieser dann neu am Kapitalmarkt verschuldet. Dass bei echten Eurobonds der Kredit an die Staaten direkt fließen würde, während er im Fall der Kreditvergabe durch das Eurosystem an die jeweilige Notenbank floss und dann von dort aus über die Geschäftsbanken weiterverteilt wurde, sei es an die Staaten, indem diese Banken Staatpapiere erwarben, sei es an die private Wirtschaft durch eine Kreditvergabe an sie, ist ökonomisch kein allzu wichtiger Unterschied. Es ist auch nicht wirklich wichtig, dass die Bundesbank statt des deutschen Staates in Form ihrer Target-Forderung den Forderungstitel erwarb, denn sie gehört ja dem Staat. Der Unterschied zu echten Eurobonds ist nur, dass die Geschäftsbanken der GIPS-Länder nach eigenem Gustus über diesen Kredit verfügen konnten, sofern sie Sicherheiten (Anmerkung von Evermore: LOL) boten, und dass die Notenbanken der Kernländer den Kauf der impliziten Eurobonds nicht ablehnen konnten. Was immer letztendlich die ökonomischen Wirkungen der Kreditverlagerung auf die beteiligten Ökonomien waren und was immer die Risiken für die Geberländer sind: Sie sind bei der Kreditverlagerung der EZB die gleichen, wie sie von einer Vergabe von Eurobonds mit anteiliger Gemeinschaftshaftung ausgegangen wären.
Der als Beispiel dargestellte Zahlungsvorgang, der zur Bildung der Target-Salden führt, verlagert die Geldbasis offenbar für sich genommen von Griechenland nach Deutschland. Wenn das, was in Abbildung 2 dargestellt wurde, der dominante Vorgang hinter der Bildung der Target-Salden gewesen wäre, dann hätte freilich die Geldbasis der GIPS- Länder schon lange verschwinden müssen. Die Geldbasis lag schließlich Anfang des Jahres 2007, also bevor die Target-Salden entstanden, nur bei 158 Milliarden Euro, während sich die Target-Salden mit dem Rest des Eurosystems bis zum März 2011 auf 314 Milliarden Euro erhöhten. In Wahrheit hat sich die Geldbasis der GIPS-Länder seit dem Beginn der Krise und während des Aufbaus der Target-Salden nicht nennenswert verändert, ja sie hat sich sogar ein wenig erhöht, von 158 Milliarden Euro auf 181 Milliarden Euro. Das aus den GIPS-Ländern über Zahlungsvorgänge abgeflossene Geld ist also vollständig durch neue Geldschöpfung kompensiert worden. Im Prinzip kann neues Geld durch Gold- und Devisenkäufe und durch Kredite der Notenbank an die Geschäftsbanken (Refinanzierungsgeschäfte und ELA) entstehen. Man sieht aber in der Abbildung, dass die Erhöhung der Gold- und Devisenbestände der GIPS-Länder nur einen kleinen Beitrag dazu geleistet hat. Der Löwenanteil der zusätzlichen Geldschöpfung kam offenbar durch die Kreditvergabe der Notenbanken zustande. Anders herum gesagt: Die Zentralbanken der GIPS-Länder haben in der betrachteten Zeitspanne in riesigem Umfang neues Geld als Kredit ausgegeben, das im Wesentlichen ins Ausland floss, weil es für den Kauf von ausländischen Vermögensobjekten und Gütern verwendet wurde. Nur ein kleiner Teil dieses Geldes blieb als Geldbasis zuhause. (ifo)
Aber Spanien ist ein anderer fall als Griechenland. Ich habs ja oben versucht zu erklären.
Egal.
Und Sinn reitet ein völlig falsches Pony mit seiner Analyse. Ich hab seinen aufsatz neulich gelesen. Der steckt voller Irrtümer über das Eurosystem im allgemeinen und das Target2-System im Besonderen. Da schießt er einen bock nach dem anderen - geschuldet seiner nationalen Sichtweise. Die Bundesbank ist Teil des Eurosystems und da nur "Verrechnungsstation" im innereuropäischen Zahlungsverkehr. Saldiert wird bei der EZB und die Geldbasis ist die Geldbasis des gesamten Systems und nicht irgendwelcher nationaler ZBs. Weil er das nicht kapiert hat, kommt er auch in Teufels Küche mit seiner Analyse. Über Target werden täglich an die 2000 Milliarden an Transaktionen abgewickelt. Da ist ein Stichtagssaldo von 340 Mrd. nicht sonderlich von Bedeutung.
Dass der Target-Saldo steigt seit der Finanzkrise ist allein dem ausweichen der Banken auf die Zentralbankschiene geschuldet. Das Importüberschussländer gegenüber den Exportüberschussländern Defizite aufbauen ist ungefähr so neu wie die Erfindung des Rades.
Wenn dies sich vermehrt in den Zentralbankbilanzen niederschlägt, ist das nur der Angst der banken voreinander geschuldet.
Und dass damit die Geldbasis schrumpfen würde, ist ein Witz. Die Euro-Geldbasis existiert als EZB-Geldbasis. Die wird von irgendwelchen transaktionen INNERHALB des Euroraumes überhaupt nicht berührt. Die griechischen Banken wie die deutschen Banken haben mit der EZB dieselbe Zentralbank. Das hat Sinn offenbar noch nicht geschluckt...
...sorry, aber besser kann man sich nicht in zwei Sätzen selber widerlegen...
Wenn jemand sich nicht mehr refinanzieren kann (weil niemand mehr sein Gläubiger sein möchte), was hat er dann ??
Richtig - ein Liquiditätsproblem...
Die Eurozone hatte und hat kein Liquiditätsproblem. Spanien und Italien für sich meinetwegen schon, aber der Begriff ist dann nur ein Euphemismus für ein Bonitätsproblem.
15.09.2011 ca. 140. Mrd. Euro (siehe Artikel in #325)
20.10.2011 ca. 170. Mrd. Euro (siehe Barcode in #427)
Das macht ca. 30 Mrd. in 35 Tagen, oder ca. 25,7 Mrd. Euro pro Monat oder 6 Mrd. Euro pro Woche. Na dann können wir ja alle beruhigt sein, wenn es nur 25 Mrd. Euro pro Monat sind, ich dachte schon es seien 50. Mrd. Euro!
Wer glaubt wenn die EZB gerade nicht kauft sei kein Eingriff gegeben, der täuscht sich. Spanien und Italien sind weit davon entfernt am Markt selber zurecht zu kommen. Der Einfluss der EZB ist latent immer vorhanden. Würde die EZB erklären nie wieder einzugreifen, wären diese Länder innerhalb weniger Tage pleite. Nicht weil es keine Liquidität gibt, sondern weil es keine ausreichende Bonität gibt.
Woher soll denn die Glaubwürdigkeit kommen? Deutschland hat einen Finanzminister der alle paar Wochen eine neue Lüge erzählt. Er hatte zur Zeit des ersten "Hilfspakets" für Griechenland gesagt, es werde sicherlich kein zweites geben.
Neulich sagte er im Bundestag, es werde kein Geld für Griechenland geben wenn die Troika nicht zustimme. Und diese stimme nur zu, wenn alle Auflagen erfüllt seien. Jetzt kann auch der letzte sehen, dass dies nicht stimmt. Geld kommt (wie erwartet) so oder so.
Und die neuste Lüge dürfte sein, dass die Risiken (oder sagte er "Bürgschaften"?) der EFSF für Deutschland auf 211 Mrd. begrenzt seien. Dabei drängt Frankreich laut Tagesschau darauf, dass die EFSF mit Banklizenz ausgestattet wird und dann die Staatsanleihenaufkäufe der EZB durchführt. Frankreich wollte die EZB von Anfang an als Regierungsbank benutzen, das muss auch Kohl seinerzeit klar gewesen sein. Von einer unabhängigen Notenbank hält man in Frankreich nichts. Daher ist es auch idiotisch wenn Deutschland und Frankreich eine gemeinsame Notenbank haben. Ich vermute dass Merkel (wie in der Vergangenheit immer) letztlich vor Sarkozy einknickt.
Dass Frankreich will dass die EFSF eine Banklizenz bekommt deutet immerhin darauf hin, dass es innerhalb der EZB nicht unbegrenzt Bereitschaft dazu gibt Staatsanleihenaufkäufe ohne direkte Beteiligung eines staatlichen "Rettungsschirmes" durchzuführen. Ich vermute jedoch, dass irgendwann alle Hemmungen fallen.
Es läuft alles auf zwei Möglichkeiten hinaus: Entweder die Geberländer brechen vorher mit dem Euro, oder es kommt zum Eurogeddon. Der Fall Griechenlands zeigt, dass es den Regierungen nicht gelingt den Geldhahn zuzudrehen. Nicht mal bei einem kleinen Land. Der Euro hat für die PIIGS nur die Funktion Transfers in ihre Länder zu schleusen. Diese Transfers laufen verdeckt (Refi-Misere, Target (seit 2007), Riesterrente, EU-Fördermittel, ...) größtenteils schon seit es den Euro gibt. Es ist auch deutlich geworden, dass eine Einhaltung der europäischen Verträge nicht möglich ist, da die PIIGS sich am Ende so viel Geld drucken lassen wie sie wollen. Solange die Geberländer nicht bereit sind den Euro aufzugeben, müssen sie tatenlos zuschauen.
Wenn man es nüchtern betrachtet wird klar, dass die Geberländer (ich meine jetzt den Staat) auf Dauer gar nicht so viel Steuern einnehmen können und direkt ins Ausland geben können, wie die PIIGS sich verschulden. Privates Geld wird man zur "Rettung" zunehmend nicht mehr bekommen, da die Bonität der PIIGS miserabel ist. Eine Differenzierung der Länder macht vor allem Sinn, wenn es politisch eine belastbare Grundlage dafür gibt. Letztlich lässt sich alles auf die Frage nach der Dynamik der Neuverschuldung herunterbrechen, welche von allen PIIGS gleich beantwortet wird: Mehr! Ohne frisch gedrucktes Geld stoppt die Transferpumpe an der der Euro hängt. Somit muss es zu Inflation kommen, wenn man den Euro nicht aufgibt. Den unwahrscheinlichen Fall dass die PIIGS ihre Verschuldung drosseln kann man vernachlässigen. Solange man den Euro um jeden Preis will, wird man den wirtschaftlichen Untergang heraufbeschwören. Denn das ist der Preis.
In einem Satz:
Niemand leiht schlechten Schuldnern gerne Geld.
Die "Rettung" erfolgt sehr wohl durch privates Geld (=Geld, das die Kapitalmärkte zur Verfügung stellen, da es schließlich als makroökonomische Ersparnis laufend "produziert" wird, m.a.W.: es muß nicht extra gedruckt werden).
Allerdings geben die Märkte das Geld nur noch unter einer Absicherung durch den EFSF.
Das ist eben der Unterschied gegen früher.
Der EFSF bezieht seine Bonität von den großen Sponsoren wie etwa Deutschland und "leiht" sie den kleinen bzw. schlechten Schuldnern, damit die wieder kreditwürdig werden.
Die Staatsverschuldung Deutschlands steigt wegen des EFSF nur an, wenn und soweit wir tatsächlcih in Anspruch genommen werden, sei es aus Bürgschaft, oder als Versicherngsgeber (falls es zum Versicherungsmodell kommt). Gleichzeitig aber steigt die Verschuldung aufgrund des großen Geldzuflusses nach D und der dadurch bedingten niedrigeren Zinsen nur noch in abgeschwächter Form; D profitiert also von der Schwäche der anderen (der PIIGS zb...)
Es geht bei Target eben nicht nur um Stichtagssalden, sondern um Bestandsgrößen die jährlich wachsen:
[...] werden sie als Stromgröße in der Kapitalverkehrsbilanz unter der Position „Übriger Kapitalverkehr mit dem Ausland“ der jeweiligen nationalen Notenbank und als Bestandsgröße in der Auslandsposition der jeweiligen nationalen Notenbank als „Forderung/Verbindlichkeit innerhalb des Eurosystems“ ausgewiesen. (#433)
Sie werden jedes Jahr zu den akkumulierten und aufgezinsten Zahlungsüberhängen der Vorperioden hinzu addiert.
Viele meinen, bei den Target-Salden handele es sich um normale Begleiterscheinungen des Eurozahlungssystems, wie sie nun einmal in einem Währungssystem auftauchen. Diese Einschätzung wird schon durch die Dramatik der Entwicklung, die in Abbildung 2 deutlich wird, widerlegt.
Komisch, dass gerade die Amerikaner die sonst fürs Gelddrucken sind, deutlich strenge Regeln haben als die EZB:
In den USA wird es einem Distrikt der Zentralbank Federal Reserve (es gibt davon zwölf) nur dann erlaubt, mehr Geld zu drucken, als im Inneren verwendet wird, wenn dieser Distrikt dafür echte, marktgängige Vermögensobjekte an andere Distrikte überträgt.
MMn kommen die Kritiker Sinns auch bei der Target-Frage nicht über das obligatorische Wortspiel mit seinem Nachnamen ("Sinn redet Unsinn") hinaus.
Um Target-2 einfach zu erklären: Es ist so als würde jemand von seinem Bankkonto Geld überweisen ohne dass das Geld auf dem Konto verschwindet. Das Geld könnte immer wieder neu überwiesen werden. Es würde nur jeweils angezeigt dass jetzt in einer Nebenbilanz ein Saldo da ist, der aber nicht weiter zum Tragen kommt und von Jahr zu Jahr anwächst. Das passiert wenn europäische Notenbanken Zentralbankgeld aneinander überweisen.
Die griechische Notenbank hat ihre Geldbasis fiktiv wegüberwiesen, sie aber gleichzeitig kreditwirksam behalten. Sie hat keinen echten Vermögenswert übertragen müssen. Einer der vielen Konstruktionsfehler des Euroraums, der in diesem Fall besonders dazu führt, dass Handelsungleichgewichte nicht konsolidiert werden und Kreditblasen entstehen. Die mangelnde Wirtschaftlichkeit Griechenland ist wohl auch dem Rückgriff auf Target geschuldet, da unter anderem hierdurch in den letzten Jahren immer wieder der Reformdruck abgebaut wurde. Hätte die griechische Notenbank bei jeder Überweisung von Zentralbankgeld ein echtes(!) Pfand abgeben müssen, wäre die griechische Verschuldungsorgie schon 2007 oder bald danach zum Erliegen gekommen. Heute wissen wir, dass es in den Hauptstädten Europas Kräfte gibt denen es nur gelegen ist, wenn Griechenland sich weiter verschulden kann.
Der Punk ist: Im einen Fall ("generelles Liquiditätsproblem" im Währungsraum) ist die Zentralbank zuständig weil Deflation droht, im anderen eben nicht. Im einen Fall reden wir von einer unabhängigen Notenbank, im anderen von einer Regierungsbank ("ERB").
Noch aber steht das EFSF-Ding nicht, und deshalb ist die EZB als (parlaments-)unabhängige Notenbank fürs erste in die Bresche gesprungen.
Das ist genau der Punkt, für den sie einige kritisieren, andere - wie Helmut Schmidt etwa - aber in höchsten Tönen loben.
Ich hatte geschrieben:
Privates Geld wird man zur "Rettung" zunehmend nicht mehr bekommen, da die Bonität der PIIGS miserabel ist.
Wenn die EZB jeden Monat für 25 Mrd. Euro Stützkäufe durchführt (mit frisch gedrucktem Geld) und Länder wie Griechenland durch besondere "Rettungsmodelle" gar nicht mehr am Markt sind, sondern direkt von den Geberländern abhängen, kann man nicht behaupten dass es noch einen ausreichenden privaten Markt gibt. Den gibt es für sämtliche PIIGS nicht. Gäbe es ihn, würde die EZB sich zurückhalten wie vor dem Ausbruch der Euro-Schulden-Krise.
Es ist egal ob man es Bürgschaft oder Kredit nennt, in jedem Fall steigt die Verschuldung. Bürgschaften sind Verschuldung über die Bande. Einzig entscheidend ist die Frage der Bonität des Schuldners. Habe das woanders vor ein paar Wochen auch gesagt (hier, dritter Absatz).
Wir werden ja sehen was die EFSF tut (mit EZB, ohne EZB, mit Hebel, ohne Hebel) und inwiefern sich Private ins Feuer wagen. Aus meiner Sicht ist klar, dass es nicht genug private Investoren gibt und letztlich alle Wege zur Geldpresse führen.
Was #444 anbelangt bleibe ich bei meiner Haltung aus #443. Es wäre die Aufgabe der entsprechenden Regierungschefs in die nachlassende private Investorentätigkeit hineinzuschrumpfen. Alles andere führt in die Katastrophe.
Und wie kommst du darauf, daß die einzige Lösung (wofür eigentlich?) die Geldpresse sei ?
Im neuen EFSF-Vertrag ist aber keine Banklizenz vorgesehen. Allerdings wäre es auch denkbar, dass die EFSF auch als Nicht-Bank Anleihen hinterlegen darf, entweder selbst oder mit Hilfe anderer Banken. Alle diese Varianten sind nach Angaben aus Euro-Kreisen jedoch vom Tisch. Der Grund ist einfach: Die EZB macht nicht mit. Das wäre eine "Monetarisierung von Staatsschulden", meint Bundesbankpräsident Jens Weidmann. Er hat die volle Unterstützung auch von EZB-Chef Jean-Claude Trichet. Die Verantwortlichen der Bank wollen sich keine weiteren Risiken aufhalsen. Auch das Modell, dass die EZB im Auftrag der EFSF Anleihen kauft und der Fonds nur das Risiko trägt und nicht den ganzen Kauf finanziert, wurde abgelehnt. (Quelle)
Darf man allerdings nicht auf die Goldwaage legen. Die Notenbanker haben schon früher gesagt es sei jetzt Schluss mit Staatsanleihenaufkäufen und dann wieder angefangen. Sobald es keine staatliche Lösung mehr gibt, wird die EZB wieder kaufen weil sonst Eurogeddon stattfindet.
Zweite Antwort: Wenn man den PIIGS weiter zu Nettoneuverschuldung verhelfen will ("Lösung"), braucht es die Geldpresse. Habe das in #437 erläutert: Aus meiner Sicht ist der Geldbedarf zu groß und die Bonität zu schlecht, um auf irgendeinem anderen Wege weitere Schuldenrekorde für PIIGS zustande zu bringen. Dass die Geberländer sich immer mehr verschulden (auch über Bürgschaften) um an die Nehmerländer Geld weiterzureichen ist politisch (Unmut der Bevölkerung) und technisch (sich Eintrübende Bonität der Geberländer) auf Dauer nicht durchführbar. Folglich bleibt die Geldpresse als letztes Mittel. Schon heute ist sie ein bequemes Mittel um an Geld zu kommen, auf das die Politik nicht verzichten wollen wird. Die EZB wird klein beigeben und weiterdrucken.
#448... Witzbold! #447 bezog sich nicht auf #446. Und der Text in #447 ist nicht von Rubens verfasst, sondern ich habe ihn nur bei Rubens entdeckt. Verfasst ist er von einem Journalisten und ich gehe mal davon aus der Journalist hat das recherchiert. Rubens und ich reden normalerweise nicht direkt mit den Zentralbankern.
Beim reinen Liquiditätsproblem beruht dieser Umstand "nur" darauf, daß er momentan nicht flüssig ist, z.B. weil er langlaufende Anlagen mit kurzlaufenden Verbindlichkeiten finanziert hat, und diese kurzfristigen Geldgeber nun ihr Geld zurückhaben wollen, er aber seine Anlagen nicht kurzfristig liquidieren kann, auch wenn sie im Wert die Verbindlichkeiten decken würden.
Beim Solvenzproblem würde der Verkauf der Assets die Verbindlichkeiten nicht decken.
Ein Liquiditätsproblem kann über kurzfristige Liquiditätsspritzen geheilt werden, die den Zeitraum zwischen Rückzahlung der Verbindlichkeit und Verwertung der Assets überbrückt. Ein Solvenzproblem kann mit Liquiditätshilfen nicht geheilt werden. Zusätzlich zur Liquiditätshilfe muß der Schuldner die Quallität seiner Assets verbessern.
2. Was bei einem Staat die Verbindlichkeiten sind, ist klar: die Staatsschuld.
Was aber sind seine Assets? Sein Asset ist die gesamte Volkswirtschaft. Die Rendite dieses Assets ist die Summe von Einnahmen und Ausgaben.
3. Wann hat ein Staat nun ein Solvenz- und wann hat er ein Liquiditätsproblem?
Ein Liquiditätsproblem könnte ein Staat haben, wenn er kurzfristig Verbindlichkeiten bedienen muß (oder Ausgaben tätigen), ihm aber erst später Steuereinnahmen zur Rückzahlung zur Verfügung stehen.
Ein Solvenzproblem hat er, wenn er kurzfristig Verbindlichkeiten bedienen muß (oder Ausgaben tätigen), für die er weder heute noch in Zukunft ausreichend Steuereinnahmen zur Verfügung hat.
4. Ein Problem bei Staaten mit hoher Staatsverschuldung ist, daß ein wesentlicher (negativer) Bestandteil der Rendite seines Assets die Zinslast ist; diese wiederum ist abhängig von der reinen Höhe seiner Staatsschuld, aber auch von der Höhe des Zinssatzes, die er darauf zahlen muß. Dieser Zinssatz wiederum ist abhängig davon, wie die Gläubiger die Solvenzlage des Staates einschätzen; je schlechter sie diese einschätzen, um so einen höheren Risikoaufschlag werden sie verlangen. Es ist also möglich, daß einem Staat "urplötzlich" aufgrund geänderter Markteinschätzung bezüglich seiner Bonität, höhere Ausgaben ins Haus stehen und sich damit seine Solvenzsituation verschlechtert. Pikant wird es, wenn andere (selbst hoch verschuldete) Staaten versuchen, die Markteinschätzung bezüglich der Solvenz eines anderen Staates zu beeinflussen.
5. Im Fall des o.g. Liquiditätsproblems hilft eine Liquiditätsspritze durch die EZB. Der Staat kann seine kurzfristigen Verbindlichkeiten bedienen und zahlt die Liquiditätshilfe später mit den dann generierten Steuereinnahmen an die EZB zurück.
Im Fall des Solvenzproblems muß er dafür sorgen, daß er entweder mehr Einnahmen generiert, z.B. durch Erhöhung der Steuereinnahmen oder weniger Ausgaben tätigt, z.B. durch Senkung von Sozialleistungen, Subventionen, etc. Reicht das immer noch nicht aus, wird aus dem Solvenzproblem ein Sanierungsfall, sprich Gläubiger müssen auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten, da sie sonst Gefahr laufen gar nichts zurückzubekommen.
6. Wie sind nun die Probleme der einzelnen PIIGS-Staaten einzuordnen?
Griechenland, Portugal und Irland haben eindeutig ein Solvenzproblem. Dort hilft eine Liquiditätsspritze wenig; es sind Maßnahmen einzuleiten, die die Qualität der Assets verbessern. Irland und Protugal sind auf einem guten Weg dazu. Insbesondere in Irland hat man nicht lange gemault, den Mund abgewischt (Lohnstückkosten -15% innerhalb eines Jahres) und generiert nun wieder Wachstum. Die Qualität des Assets beginnt sich also schon wieder zu verbessern. Griechenland hat noch einen weiten Weg vor sich.
Bei Italien und Spanien wird die Sache diffizieler. Bei ihnen droht erst durch die erhöhte Zinslast aufgrund gestiegener Risikoaufschläge die Insolvenz. Da kann man mit kurzfristiger Liquidität helfen (aber bitte nicht durch die EZB), aber damit die Markteinschätzung bezüglich ihrer Solvenz sich wieder bessert, wären Struktumaßnahmen hilfreich. Diese müssen jedoch nicht so radikal ausfallen wie z.B. in Griechenland.
7. Wieso tun sich die Staaten generell und im Euroraum insbesondere so schwer damit, ihre Solvenzsituation zu verbessern? Weil es weh tut und Politiker wiedergewählt werden wollen. Außerdem versucht man lieber die Rechnung von jemand anderem bezahlen zu lassen. Diese Moral Hazard Problematik besteht auch bei den Stützungsmaßnahmen. Deshalb ist der ESM-Mechanismus (Cash nur gegen Sparmaßnahmen) so wichtig. Deshalb muß Schäuble auch hart bleiben, auch wenn Frankreich (die schon selbst zu zittern anfangen, aber dummerweise auch nächstes Jahr Wahlen haben) gerne etwas freizügiger mit den Hilfsmitteln um sich schmeißen würde.
8. Sollte Deutschland einen Teil der Rechnung übernehmen?
Aber selbstverständlich, denn wir als Exportnation profitieren
a) vom Euro als stabiler Kalkulationsgröße im Außenhandel mit unseren wichtigsten Handelspartnern,
b) über den safe haven Effekt unserer Staatsanleihen von den Problemen der PIIGS. Und das nicht schlecht. 2010/2011 sinkt unsere Zinslast um 10Mrd Euro, weil das Geld, das aus den PIIGS-Staaten in unsere Anleihen flüchtet.
c) auch der kleine Häuslbauer in Deutschland zahlt aufgrund der Referenz der gesunken Rendite von Staatsanleihen, wenn er in 2010 oder 2011 refinanziert hat im Schnitt 1% weniger Zinsen. Jeder nimmt das gerne mit; über einen Dankesbrief an die PIIGS haben aber wohl die wenigsten nachgedacht.
9. Eurobonds, wie sie von Steinbrück und Trittin gefordert werden sind
a) nicht hilfreich, wenn es um die Einleitung von Strukturverbesserungen geht, denn sie nehmen den Druck durch die sinkende Zinslast für die Problemkandidaten. Moral Hazard in Reinform
b) nehmen uns auch noch unseren Safe-Haven-Vorteil
10. Wie geht das weiter?
Wenn Schäuble standhaft bleibt und die Strukturmaßnahmen im Euroraum weiter konsequent durchgeführt werden, wird der Kapitalmarkt in den nächsten Monaten seine Einschätzung zur Solvenz ändern. Man wird feststellen, daß andere Staaten nichts vergleichbares in die Wege leiten, sondern die Probleme nur mit der Notenpresse lösen wollen.