Lebenstraum Weltumradlung


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Neuester Beitrag: 21.09.16 23:03
Eröffnet am:07.04.13 21:19von: weltumradlerAnzahl Beiträge:2.406
Neuester Beitrag:21.09.16 23:03von: CatalinaLeser gesamt:370.477
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6713 Postings, 5268 Tage weltumradler253. Tag, 0km (16.207km) Mo. 13.11.2000

 
  
    #401
3
28.07.13 10:44
Ursprünglich wollte ich heute eigentlich nur ein bisschen trödeln gehen, fühlte mich am Morgen jedoch so fit, dass ich mich kurzerhand entschloss Richtung Bhaktapur aufzubrechen.

Bhaktapur ist nach Kathmandu und Patan die drittgrößte Stadt des Tales. Zwischen dem 14.-16. Jahrhundert war sie sogar Hauptstadt des Landes. In den 70er Jahren wurde die Stadt von Deutschland als Entwicklungsprojekt gefördert. Zahlreiche Gebäude wurden restauriert, Straßen geteert bzw. gepflastert.

Die 18km zum Durbar Sqauire wurden für 190 Rupie mit einem Sammeltaxi zurückgelegt. Es war schon ein komisches Gefühl in einem Auto die Strecke zurückzulegen. Überrascht war ich dann doch ein wenig über die hohe Eintrittsgebühr von stolzen 375 Rupie für die Anlage, laut meinem LP lag der Preis 1995 bei 50 Rupie.....

Das es noch früh am Morgen war, ca. 8.00, waren noch keine weiteren Touristen zu sehen, und so hatte ich den Platz für mich alleine. Kein Vergleich zu den Menschenmassen in Kathmandu. Die Anlage, der Platz wirkt auf mich persönlich dann doch wesentlich eindrucksvoller, größer als der in der Hauptstadt. Die einzelnen Tempel zu beschreiben fällt mir schwer, da sie sich m.M.n. ähneln. Auffallend waren die vielen Steinfiguren (Buddhas, Elefanten, Löwen, Pferde...) bei den Treppenaufgängen. Besonders gefallen haben mir die einzelnen Holzarbeiten (Fenster, Figuren, Säulen). Äußerst beeindruckend war für mich die Tempelanlage des 5 stöckigen, 30m hohen Nyatapola Tempel, welcher der höchste im gesamten Kathmandu Valley sein soll.

Jedoch nicht nur die Tempelanlagen waren beeidruckend, nein auch die Stadt mit ihren engen Gassen hatte ihren besonderen Flair. Hier zu übernachten wäre mit Sicherheit auch schön gewesen. Bei den Menschen habe ich das Gefühl, dass hier alles ein wenig ruhiger zugeht als im hektischen Kathmandu.

Nach gut 4h Aufenthalt machte ich mich auf den Rückweg und ging direkt zur Post. Ich war wirklich gespannt, ob mein sehnlichst erwartete Päckchen aus Deutschland nun auch angekommen ist. Nach
ca. 1 1/2 h Aufenthalt bei verschiedenen Stationen hielt ich das Päckchen in der Hand und siehe da, es war vollständig. Ich freute mich riesig über dieses Paket und fühlte mich wie ein kleines Kind an Weihnachten. Für mich ist es einfach schön zu wissen, dass die Lieben zu Hause an einen denken und somit auch mit von der Partie sind. Voller Freude las ich die einzelnen Briefe und werde dies zukünftig wohl noch öfters tun.

Ich werde nun in eine Kneipe gehen, die Briefe mitnehmen und dort in aller Ruhe bei vermutlich westlicher Musik nochmals lesen.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler51. Wissenswertes - B h a k t a p u r,

 
  
    #402
3
28.07.13 10:58

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler254. Tag, 0km (16.207km) Di. 14.11.2000

 
  
    #403
3
28.07.13 11:35
Für den heutigen Tag stand eigentlich "Nichtstun" auf dem Programm, ich wollte mich treiben lassen und so in den Tag hineinleben. Ich ging abermals in die Stadt um umherzuschlendern und hielt Ausschau nach Weihnachtsgeschenke für die Daheimgebliebenen.

Für mein Patenkind habe ich ein T-Shirt, welches mit einem Pferdekopf gestickt werden soll in Auftrag gegeben. Ich bin mir sicher, dass sie sich riesig über dieses Present freuen wird. Für den Rest der Familie habe ich jeweils einen nepalesischen Kalender gekauft, der mit nepalesischen Kulturbildern versehen ist. Dazu verschicke ich eine handbemalte Karte zum Gruße und bitte meine Schwester darum, jedem eine Kassette mit der meditativen buddhistischen Musik aufzunehmen und zu verschenken. Speziell für meine Eltern sowie meiner Managerin werde ich wohl nochmals auf die Suche gehen.

Bevor ich heute morgen loszog habe ich noch einige Stunden mit der Indien- bzw. Nepalzusammenverfassung verbracht, sowie einige E-Mails geschrieben. Nachrichten hatte ich von Dietrich, Thomas und Jutta sowie Julia vorliegen.. Außerdem habe ich mich entschlossen nun noch 2 weitere Tage hier in Katmandu zu bleiben.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler255. Tag, 0km (16.207km) Mi. 15.11.2000

 
  
    #404
4
03.08.13 10:16
Was ich heute gemacht habe?, na nicht gerade viel.....

Als erstes habe ich ein ausführliches E-Mail an die Daheimgebliebenen geschrieben. Ganze 3h war ich für zig Seiten beschäftigt und habe jeweils die Fragen der einzelnen Briefe beantwortet. Trotz moderner Kommunikation werde ich zukünftig nach wie vor Postkarten versenden, da dies für mich einfach persönlicher ist.

Danach habe ich ein wenig gesündigt, indem ich für 75 Rupie Pommes an einem solchen Stand gegessen habe. Es ist irgendwie schon ein wenig verrückt, mit wie wenig einem schon Freude bereitet werden kann. Die Pommes haben übrigens bestens geschmeckt.....

Nachdem ich mich so gestärkt hatte ging ich auf die Suche nach einem "guten" Fahrradgeschäft. Wie gesagt ging ich zwar auf die Suche, fand jedoch keines welchem ich Black Beauty anvertrauen wollte. Unterwegs hatte ich zwar 2 Adressen genannt bekommen, von denen ich jedoch nur eine fand. Diese eine war bei meiner Ankunft geschlossen und so entschied ich mich kurzerhand bis Calcutta durchzuradeln. Ich hoffe nur, dass das "knirschende" Tretlager hält..... - öffnen werde ich es definitiv nicht, obwohl ich entsprechendes Werkzeug ja mit mir führe.

Danach habe ich erneut E-Mails geschrieben und mit Irina eine äußerst nette Bulgarin kennengelernt. Sie lebt derzeit in England und ist letztendlich vor einer gescheiterten Beziehung "geflohen"..... Wir haben zusammen einen netten Abend verbracht und werden uns morgen wohl nochmals treffen. Zuletzt hatten wir dann auch wieder jene 2 Schweizer aus Gilgit getroffen und gemeinsam tranken wir ein Bier - wie klein doch die Welt ist.....

Der Abend endete gegen 23.00 und ich mußte den Hotelier aus dem Bett klingeln, da das Guesthouse bereits gegen 22.00 geschlossen hatte. Als "Schmerzensgeld" habe ich ihm dann 10 Rupie gegeben.....

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler256. Tag, 0km (16.207km) Do. 16.11.2000

 
  
    #405
4
03.08.13 10:33
Bereits gegen 14.00 schreibe ich Tagebuch, denn ich weiß nicht wie lange es heute Abend, max. 22.00, werden wird. Nachher treffe ich mich abermals mit Irina, und auf dieses freue ich mich sehr, da wir doch auf der gleichen Wellenlänge zu schwimmen scheinen.

Außer einem guten Frühstück, bestehend aus 5 Käsecroissants, ist heute eigentlich noch nichts aufregendes passiert und so wird es nun doch langsam Zeit, dass ich Kathmandu verlasse. Ich freue mich nun auf den Weg Richtung Osten und werde Calcutta wohl möglichst direkt ansteuern. Bis zum Zielort Zentralasiens sind es noch ca. 1.200km und diese Strecke möchte ich bis zum 30. gemeistert haben. vermutlich muss ich somit in den nächsten 2 Wochen "schön" in die Pedale treten.

Meine Herpesbläschen, vermute dass es welche sind, an der Schulter "reifen" langsam und es juckt gewaltig. Einen Arzt werde ich dennoch nicht aufsuchen denn ein Pakistani sagte mir ja mal, it Comes and it goes......

Heute war ich nochmals auf der Bank und habe stolze 15.000 Rupie, ca. 500 DM, abgehoben, und mehr darf ich auf keinen Fall ausgeben.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler257. Tag, 80km (16.287km) Fr. 17.11.2000

 
  
    #406
4
04.08.13 06:49
Es ist jetzt kurz vor 17.00 und nach einer recht harten Etappe übernachte ich heute im 2.322m hoch gelegenen Daman.

Heute morgen war ich dann doch nicht ganz so fit, da ich gestern immerhin 3 Biere getrunken hatte. Der Abend mit Irina war äußerst unterhaltsam, und erstmals seit Beginn meiner Tour ist es mir schwer gefallen einer Person adieau zu sagen. Wir haben unsere E-Mail Adressen ausgetauscht und vielleicht treffen wir uns ja irgendwann auf meiner Tour nochmals. Wahrscheinlich war es dennoch gut heute losgefahren zu sein, denn somit war eigentlich groß keine Zeit, dass Gefühle hätten entstehen können. Wer weiß, ob ich dann noch überhaupt weitergeradelt wäre.....

Auf dem Weg Richtung Zimmer traf ich dann auch noch Eric wieder und anhand seiner Umarmung konnte ich feststellen, wie sehr er unsere gemeinsame Zeit am Nanga Parbat gefallen hat. Leider hatte ich so gut wie keine Zeit, denn um 22.00 musste ich ja im Guesthouse sein, denn ich wollte den Hotelier nicht schon wieder aus dem Bett klingeln.

Heute morgen ging es dann kurz nach 7.00 los und wie so oft in den letzten Wochen war es zu beginn wieder nebelig. In Kathmandu fiel mir die Orientierung äußerst schwer, sodass ich mehrfach nach dem Weg fragen musste. Die ersten 30km bis nach Naubise folgte ich ja der gleichen Straße wie bei meiner Ankuft in der Hauptstadt Nepals. Als ich mich dann auf dem Weg zu Passhöhe befand, welche das Kathmandu Valley begrenzt löste ich der Nebel auf. Ab diesem Zeitpunkt war das Radeln wieder herrlich.

Hinab ging es ins 1500m hoch gelegene Naubise um danach wieder gute 500m "hinaufzuklettern". Der Streckenverlauf war nun äußerst kurvenreich, die Straße einspurig und so gut wie keine Fahrzeuge folgten ihr. Es war so still, dass man dem Konzert der Grillen zuhören konnte - es war einfach nur schön. Kurz vor der Passhöhe überholte ich dann ein ca. 45 jähriges holländisches Radlerpärchen, welches jedes Jahr für ca. 4 Wochen mit ihren Rädern unterwegs sind. Nicht schlecht dachte ich mir....

Nach dem Pass ging es für ca. 300hm talwärts und vor dem kommenden Anstieg stärkte ich mich erst einmal mit Eiern und Kartoffeln. Hier oben ist es um diese Jahreszeit nun doch schon kalt, und ich begann während der Pause zu frösteln. Bein nächsten Anstieg von 16km war das frösteln schnell vorbei, denn ich kam mächtig ins Schwitzen. In den ebenen Teilstücken des heutigen Tages soll ich laut LP die fruchtbarsten Anbaugebiete Nepals durchradelt haben. Angebaut werden hautsächlich Vegetables.

Hier in Daman soll man eine gute Aussicht auf die Mount Everest Region haben, und so hoffe ich morgen früh auf klare Sicht. Es gibt einen Aussichtsturm für dessen Besteigung 10 Rupie bezahlt werden dürfen. Die Sicht soll vor den Sonnenaufgang, also vor 6.00 am besten sein, hoffentlich werde ich wach.

Hier in Daman wollte man von mir für ein äußerst dunkles Dreibettzimmer 150 Rupie, ich sagte nein danke. Danach bekam ich bei einer Familie Unterschlupf, schlief auf dem Boden und zahlte freiwillig 50 Rupie. Die Frau wollte nichts doch ich wollte mich auf diese Art bedanken.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler258. Tag, 125km (16.412km) Sa. 18.11.2000

 
  
    #407
3
04.08.13 07:31
Der heutige Tag war doch irgendwie anders, als viele andere Fahrtage zuvor. Es fing damit an, dass ich bereits kurz vor 6.00 aufgestanden bin. Grund hierfür war ja die Tatsache, dass der Mount Everest von einer Plattform aus zu sehen sein soll. Zusammen mit einem spanischen Sozialarbeiter, der hier in Nepal Lehrer unterrichtet, machten wir uns schlaftrunken auf den Weg dorthin.

Als wir an der Plattform ankamen war natürlich noch niemand da, der uns die verschlossene Tür öffnete. Der Sonnenaufgang nahte und so folgten wir der Straße um einen geeigneten Aussichtsplatz zu finden. Nach einiger Zeit fanden wir einen und verweilten so ca. 1/2h während des Sonnenaufgangs. Wir sahen etliche Berge am Horizont doch welcher nun der Mount Everest war konnte keiner so genau sagen. Wie auch immer habe ich ihn gesehen, aber aufgrund der Entfernung war es dann doch nichts besonderes. Immerhin war es heute morgen klar und somit hat sich das frühe Aufstehen doch gelohnt.

Danach gab es erst einmal ein ausgiebiges Frühstück und gegen 8.15 bin ich dann losgeradelt. So spät, war ich seit langem schon nicht mehr gestartet. Die erste km hatten es dann ganz schön in sich und mit knappen 2.500m erreichte ich früh meinen höchsten Punkt des heutigen Tages.

Auf den Straßen kamen mir etliche Frauen entgegen, die schwerbeladen Holz zu ihren Hütten trugen. Manchmal sah ich Männer, welche unbeladen und Zigarette rauchend nebenher liefen.... Der Sozialarbeiter hatte mir ja noch mitgeteilt, dass die Frauen hier in Nepal wesentlich schwerer arbeiten würden als sogenannte starke Geschlecht.

Was folgte war eine ca. 50km lange Abfahrt ins nur noch 466m hoch gelegene Hetauda. Das erste Drittel konnte jedoch nicht genossen werden, da die Straßenverhältnisse in einem schlechten Zustand waren. Beim Anbremsen vor einer Kurve blockierte für kurze Zeit das Vorderrad, sodass ich beinahe gestürzt wäre. Bisher hatte ich ja Glück und blieb sturzfrei, doch eine Unachtsamkeit und schon liegt man auf dem Boden.

Die ganze Fahrt über ging es durch Wälder und nur ab und zu sah ich kleinere Siedlungen. In Hetauda aß ich Reis mit Vegetables und abermals war ein Aufenthalt im Terai recht unterhaltsam. Die Leute sind hier einfach so etwas von natürlich und ich habe die Nepalesi in mein Herz geschlossen, sie einfach nur nett. Die 2 Jungs des Besitzer wurden am Brunnen gewaschen und derjenige, welche gerade dran war brüllte recht laut...

Danach wollte ich im 26km entfernten Pathlaiya übernachten, doch war ich nicht bereit 200 Rupie für ein ordentliches Zimmer zu zahlen. Es war das einzigste Hotel im Ort und wie so oft sind diese dann überteuert. Von nun an ging es wieder Richtung Osten und man sagte mir, dass im 25km entfernten Nijgadh einige Hotels wären. Ich fuhr weiter und unterwegs sah ich wieder einige Affenherden. Erstmals sah ich dabei eine weiße Affenart, welche einen äußerst großen Schwanz hatte. Dieser dient wohl als 5. Hand beim Klettern in den höheren Baumregionen. Als ich den Ort dann erreichte gab es zwar einige Hotels, jedoch ohne Schlafmöglichkeit. Vielleicht ist dieser Ort ja auch wieder eine Hochburg der Prostitution und Touristen stören das Geschäft.

Man vertröstete mich auf das 18km entfernte Chandronigahapur, wo ich auch für 80 Rupie fündig wurde. Erstmals seit Tourbeginn finde ich Moskitonetze vor...., bisher hat mich jedoch nur eine beim Essen gestochen.

Aufgrund leerer Batterien hat der Tacho heute meinen Geist aufgegeben. Ob der Tacho noch richtig funktioniert weiß ich nicht, denn es benötigte einige Versuche die Einstellungen wieder einzugeben. Zuletzt in Indien und Nepal waren die km Überprüfungen o.k. und ich konnte keine % tualen Abweichungen feststellen.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler259. Tag, 69km (16.481km) So. 19.11.2000

 
  
    #408
1
04.08.13 07:58
Nachdem die letzten beiden Fahrtage doch recht anstrengend waren, habe ich es heute lockerer angehen lassen. Ich bin zwar erneut gegen 7.00 losgefahren, auch habe mich während des Tages recht fit gefühlt. Dennoch entschloss ich mich bereits nach einigen km heute nur bis Dhalkebar zu fahren.

Was mir zu Beginn des Tages am meisten gefallen hat war die Tatsache, dass nun wieder sämtliche Funktionen meines Tachos wieder gehen. So zeigt er mir wieder die Tages km, reine Fahrzeit sowie Durchschnitts km an. Für mich ist es eigentlich schon informativ zu wissen, wie lange ich denn tatsächlich im Sattel gesessen bin. Heute z.B waren es gerade einmal 3h und 49 min.., also ein kurzer "Arbeitstag".

Der heutige Streckenverlauf war recht monoton, jedoch nicht langweilig das sie fast ausschließlich durch Waldgebiet führte. Zahlreiche Flussläufe mussten gequert werden, wobei nur noch wenige Wasser führten. Mit Sicherheit wäre es mal interessant diese Gegend während der Monsunzeit zu bereisen.

Derzeit sind viele Leute damit beschäftigt Steine für den Straßenbau zu klopfen, außerdem wird an einigen Stellen der angeschwemmte Sand per Schaufel auf LKW`s gehievt. Hier in Nepal wird dann halt doch noch viel Handarbeit angelegt, moderne Maschinen habe ich keine gesehen.

Auf halber Strecke frühstückte ich und abermals genoss ich die Pause. Hier im Terai könnte man übrigens gut zelten, doch ziehe ich derzeit noch die billigen Unterkünfte, heute zahle ich 100 Rupie, vor. So muss man morgens kein Zelt trocknen, abends kann man "duschen" und die Sachen unbeaufsichtigt im Zimmer liegen lassen. Natürlich genieße ich abends auch den Bummel durch die Dörfer, mein Tuborg sowie das Tratschen mit den Einheimischen....

Dhalkebar habe ich heute bereits gegen 12.30 erreicht und mich danach im Hofe gewaschen. Genauso wie bereits gestern ersetzte eine Schöpfkelle die Dusche, man merkt halt doch, dass man sich wieder im ländlichen befindet.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler260. Tag, 149km (16.630km) Mo. 20.11.2000

 
  
    #410
1
04.08.13 18:36
Mann oh Mann, das war ganz schön hart heute. Obwohl die Strecke topfeben war, hat deren Verlauf mich mehr geschlaucht, als ich ursprünglich gedacht hatte. grund hierfür war ein recht starker Gegenwind, der mir mindestens 3h von den insgesamt 8,5h entgegenblies.

Gegenüber gestern durchradelte ich heute größtenteils landwirtschaftlich genutztes Land. Neben den üblichen Reisfeldern wurden auch vegetables genutzte Felder passiert. Die Felder waren recht groß, teilweise soweit das Auge reichte. Die Gegend selbst gefällt mir bei weitem nicht mehr so wie im Westen des Landes. Hier im Osten des terai erinnert doch einiges an Indien, auch kommen mir die locals nicht mehr ganz so natürlich vor wie zuvor.

Nach ca. 60km erreichte ich gegen 11.15 den Ort Lahan und aß dort zu Mittag Vegetables mit Reis. Der Ort selbst hatte einige Hotels und ich musste mich für weiterradeln oder bleiben entscheiden. Ich entschloss mich für`s weiterradeln, da laut Auskunft von locals in Rajbiraj ebenfalls Hotels sein sollten. Schließlich war es ja noch früh am Tag und die 40km müssten auch noch zu meistern sein. Den Abzweig habe ich jedoch nie gefunden.....

Mit dem Erreichen des Koshi Wildlife Reservat wurde die Landschaft wieder äußerst interessant. Das Reservat selbst ist eine überflutete Fläche und liegt hinter dem Koshi Damm. Es ist ein Paradies für zahlreiche Wasservögel, auch soll es hier auch wilde Wasserbüffel geben. Äußerst interessant war es mit anzusehen wie Kraniche und Wasserbüffel im Teamwork miteinander "arbeiteten". Zuerst schreckt der Wasserbüffel mit seinem getrampel Kleinvieh auf, die Kraniche haben diese Tiere gefressen. Als dank für diese Treibjagd ließen sich die Wasserbüffel Parasiten von den Kranichen, vermutlich Zecken, vom Körper befreien.

Ebenso schön anzusehen waren die Dörfer entlang des Reservates. Nirgends im Terai sah ich so viele Strohhütten wie hier. Da es jedoch schon langsam dunkel wurde hatte ich leider kaum Gelegenheit die Schönheit zu genießen.

Ich radelte dann bis nach Inarwa und bin dort für 100 Rupie untergekommen. Nur noch ca. 120km trennen mich von der Ostgrenze zu Indien und was ich morgen machen werde weiß ich jetzt noch nicht genau. Vielleicht bleibe ich ja noch einen Tag hier.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler261. Tag, 93km (16.723km) Di. 21.11.2000

 
  
    #412
1
06.08.13 16:54
Nachdem ich nun seit Kathmandu 516km innerhalb der letzten 5 Tage geradelt bin, habe ich mich entschlossen morgen einen Ruhetag einzulegen. Das Radeln war heute vom Areal her äußerst einfach doch hatte ich erneut starken Gegenwind.

Nach äußerst schlafreicher Nacht bin ich erneut gegen 7.00 losgefahren, auch wollte ich eigentlich nur bis ins 60km entfernte Damak fahren. Nachdem mir jedoch 2 Personen zu verstehen gaben, dass Birtamod der bessere Übernächtigungsort wäre entschloss ich mich für die Zugabe von weiteren 30km.

Nach ca. 20km erreichte ich heute morgen den Ort Itahari und stärkte mich dort mit Bananen, Bohnen und abermals black tea. Man merkte bereits dort den Einfluß der Inder, irgendwie kamen mir die Leute hektischer vor als in den Wochen zuvor. Irgendwie hatte ich genug von Nepal gesehen und irgendwie trieb es mich wieder nach Indien. Sehnsucht nach den hektischen Inder habe ich bestimmt nicht.. - eher schon nach dem kommunistischen Vienam.

Nach dem Frühstück ging es weiter, doch aufgrund des auffrischenden Windes konnte ich keinen spee fahren. So alle 5 bis 6 km durchradelte ich eine Ortschaft, und allein daran erkennt man, dass der Osten des Terai doch wesentlich dichter besiedelt ist als der Westen. Die Häuser der Nepalesi sind oft auf Pfählen gebaut, ein Zeichen wohl dafür, dass während des Monsuns diese Fläche wohl unter Wasser stehen. ich möchte nicht wissen, wie viele Moskitos dann unterwegs sind. Die Siedlungen selbst sehen jedoch nicht nobler aus als jene im Westen.

Was auch auffiel war die Tatsache, dass die kleinen Flüsse jeztz kleine Wassermengen führten, zuvor waren diese oft ausgetrocknet. Vielleicht hatte es ja auch kurz zuvor geregnet.

Heute hatte ich am Hinterrad seit langer, langer Zeit mal wieder einen Platten - In Pakistan und Indien hatte ich jedenfalls keinen.

Heute Abend habe ich Irina dann noch ein E-Mail geschrieben und ich bin wirklich gespannt wie sie auf dieses reagiert und ob wir uns auf dem Weg nach Australien noch (mehrmals) treffen.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler262. Tag, 0km (16.723km) Mi. 22.11.2000

 
  
    #413
1
06.08.13 17:07
Den heutigen Tag habe ich fast ausschließlich im Hotelzimmer verbracht, und jetzt gegen 16.30 liege ich bereits wieder auf dem Bett und schreibe.

Bis kurz nach 8.00 habe ich geschlafen bzw. gedöst, wie schon lange nicht mehr. Obwohl es mir hier in Bitamod nicht gerade sonderlich gut gefällt, brenne ich nicht unbedingt darauf Nepal zu verlassen.

Bisher war es ja immer so, dass ich gegen Ende eines Aufenthaltes in dem entsprechenden Land dieses immer verlassen wollte, um ein neues kennen zu lernen. Nun habe ich jedoch die Nepalesi in mein Herz geschlossen und der Abschied fällt mir schwerer als in all den Ländern zuvor. Vielleicht liegt es ja auch an der Tatsache, dass ich in Indien schon ein wenig hineinschnuppern durfte, und mir die Mentalität nicht unbedingt zusagte.

Außer Essen, Trinken sowie einem kurzen Stadtbummel habe ich in Birtamod nichts gemacht. Am Mittag habe ich noch meine Nepalzusammenfassung aktualisiert, jetzt werde ich noch ein wenig im Vietnambuch schmökern und zuletzt noch auf ein Tuborg das Zimmer verlassen. Diesen Gerstensaft werde ich in Indien wohl nicht genießen können.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler263. Tag, 97km (16.820km) Do. 23.11.2000

 
  
    #414
2
06.08.13 18:19
Nach dem gestrigen Ruhetag war ich äußerst fit und sehnte mich geradezu nach dem Startschuss gegen 7.00. Die letzten Nepal km konnten abermals genossen werden, da ich größtenteils an Teeplantagen vorbei radelte.

Nach 19km erreichte ich den Grenzort Kalkabhitta und stärkte mich erst einmal mit meinem geliebten chowmen. danach ging ich auf die Bank, und der Umtausch meiner nepalesischen Rupie in Indische stellte mich vor keinerlei Probleme. Auf beiden Seiten gab es den gleichen Wechselkurs und für 160 nepalesische bekam ich 100 indische. Insgesamt habe ich ca. 450 DM umgetauscht, recht viel für die letzten 11 tage in Indien, doch wird das leben in Calcutta vermutlich auch teurer sein als zuletzt, zudem möchte ich ja auch noch ein größeres Päckchen aufgeben.

Das Passieren der beiden Grenzübergänge verlief problemlos, es musste jeweils nur ein Formular ausgefüllt werden.

Ach ja, beinahe hätte ich es noch vergessen. Was denn?!...., na, dass ich in Nepal insgesamt 1.345km zurückgelegt habe. Kilometer, welche größtenteils spaß gemacht haben und hierzu trugen auch die freundlichen Nepalesi bei.

Eines ist doch eigenartig!.... - obwohl ich nun doch schon einiges auf meiner Reise habe sehen dürfen entdecke ich fast täglich neues - welch Unterschied zu der vertrauten Welt daheim.

Nachdem ich den indischen Boden nun bereits das 2. betreten hatte befand ich mich im kleinen Bundesstaat Westbengalen. Dieses Bengalen war vor der Teilung Indiens wesentlich größer und umfasste noch das heutige Bangladesch. Auf den ersten 30-40km grünte es noch mehr als zuvor und ich fuhr an riesigen Teeplantagen vorbei. Darjeeling, 80km nördlich gelegen gilt als Synonym für die feinste aller Teesorten. Ursprünglich wollte ich ja den Ort bzw. die Gegend besuchen doch da es Einbahnstrassencharacter hatte ließ ich von diesem Vorhaben ab. Außerdem sah ich noch jede Menge Bananenstauden nahe der einzelnen Häuser, sodass diese äußerst gut getarnt waren. Natürlich passierte ich auch wieder jede Menge Reisfelder, welche größtenteils abgeerntet waren.

Was mir natürlich auch gleich auffiel war der wesentlich stärkere Verkehr bzw. die Menschenmassen als in Nepal. Bei meinem ersten Stopp in Indien waren bestimmt gute 50 Leute um mein Wohl bemüht..... Dass die Inder ihre Hupe am Fahrzeug lieben, ja auch gerne von dieser Gebrauch machen, ja das wusste ich ja auch schon von meinem ersten betreten.

Bis Calcutta sind es noch gute 500km und diese müssten in 5 Fahrtagen doch zu schaffen sein. Eventuell werde ich noch einen Relaxtag in Gaur oder Murshidabad einlegen.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradlerhier zu posten ist ja anstrengender

 
  
    #415
4
06.08.13 20:28
als die weltumradlung.......

scheint ja wirklich kaum einen zu interessieren und so überlege ich mir ernsthaft, ob ich teil 2, also ab hanoi für mich selbst schreiben werde. das Tagebuch existiert ja, es muss nur digitalisiert werden.

wie schon mehrfach angedeutet würde ich mir hier einen intensiveren austausch wünschen, doch dies scheint nicht erwünscht zu sein.

gruss weltumradler  

66180 Postings, 4923 Tage Geldbertsuch dir einen vernünftigen verleger,

 
  
    #416
4
06.08.13 21:13
wird mit sicherheit ein gutes buch  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler264. Tag, 107km (16.927km) Fr. 24.11.2000

 
  
    #417
2
07.08.13 16:52
Das Radeln am heutigen Tag war doch relativ trostlos und ich befürchte fast, dass sich dies bis Calcutta auch nicht mehr ändern wird. Die Gegend wird nun großflächig für die Landwirtschaft genutzt, sodass keine Wälder mehr zu sehen sind. Ein Großteil der Fläche steht unter Wasser, und wird für die neue Reis Saat vorbereitet. Die meisten Felder sind abgeerntet und die Frauen sind dabei die Reiskörner zu trocknen. Dort, wo die Saat schon vor ein paar Tagen gestreut wurde kommt ein schönes, helles Grün zum Vorschein. Der englische Rasen ist ein "schißdreck" dagegen.

Das was heute wirklich nervtötend war, war der äußerst schlechte Straßenbelag sowie die LKW- und Busfahrer. Mit schätzungsweise 70 - 80 km/h preschen sie daher, unabhängig davon, was gerade auf der Straße los ist. Den Schlaglöchern ausweichend kann man deren Fahrweise eigentlich nur erahnen. Die Ortsdurchfahrten erfolgen meist ungebremst, unabhängig davon wie viele Leute sich auf der Straße befinden. Bei diesen Ortsdurchfahrten wird dann auch gerne die Hupe als Dauer Warnsignal benutzt, und die Leute flüchten hastig. Heute hatte ich dann gar 2 umgestürzte LKW`s gesehen, dass nicht mehr passiert wundert mich eigentlich schon.

Voraussichtlich stehen mir nun noch 4 oder 5 Fahrtage bevor, und ich bin wirklich froh Indien bald verlassen zu können.

Generell sagt man ja, dass man Indien nach 2 Monaten hasst oder liebt, ein dazwischen scheint es nicht zu geben. Für mich persönlich würde ich behaupten, dass es eine Art Hassliebe ist. Zum einen komme ich mit der Mentalität der Inder einfach nicht zurecht, zum anderen hatte ich mit dem Kaschmir/Ladakh Gebiet, Delhi, Amritsar und Agra auch Höhepunkte meiner bisherigen Reise. Kulturell hat Indien mit Sicherheit einiges zu bieten, doch als Kulturbanause fällt es mir halt schwer mich hierfür zu begeistern.

Natürlich gibt es auch positives von Indern zu berichten. Einer von ihnen hatte mir heute gezeigt wo ich die Möglichkeit habe im Internet zu serven. ich hoffe bereits auf eine Antwort von Irina, leider vergeblich. Allerdings lagen mir Mails von Leuten vor, u.a. von Frederic dem Franzosen aus Islamabad. Geantwortet habe ich jedoch keinem, da ich dies aus Calcutta machen werde.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler265. Tag, 75km (17.002km) Sa. 25.11.2000

 
  
    #418
3
07.08.13 17:43
Kurz vor 14.00 liege ich frisch gestriegelt auf meinem Hotelzimmer und bin froh, dem lästigen Verkehr für einige Stunden entflohen zu sein. Heute habe ich doch einige male die Flucht zum Grünstreifen alias Rasen in Anspruch nehmen müssen, da überholender (Gegen)Verkehr einfach nicht auf die Fußgänger bzw. Radfahrer achtet. Man hubt munter drauf los, und die Inder weichen auch jedes mal brav aus, sie flüchten vor dem heranbrausenden LKW.

Als grazy german lies ich mir dies natürlich nicht gefallen, blieb stur um dann doch noch rechtzeitig den Grünstreifen aufzusuchen. Ich fluchte wie ein Rohrspatz, zeigte wutentbrannt den Stinkefinger doch irgendwie schien dies keinen zu interessieren. Die Fahrer sind dies sichtlich nicht gewohnt und fragen sich vielleicht: "was habe ich denn falsch gemacht?!"..... Einen Bleichgesichtsbonus habe ich sicherlich, denn wer will schon einen Touris umnieten...., wäre mit Sicherheit mit gewissen zusätzlichen Schwierigkeiten für einen Einheimischen verbunden.

Heute war ich dann doch sichtlich genervt, nach gerade einmal 3 Indien Fahrtagen.....

Indien ist das Land wo ich das Gefühl habe, dass ich überhaupt nichts verstanden habe. Dass dieses System mit so viel unterschiedlichen Glaubensrichtungen überhaupt funktioniert, ist schon mehr als unvorstellbar für mich. Dabei habe ich ja nur einen Bruchteil des Landes, welches gerne auch als Subkontinent beschrieben wird, "kennen gelernt", und zwar den reichen Norden.... Wie mag es denn nur im Süden sein?!, einem Gebiet, welches gar nicht vergleichbar mit dem Norden sein soll?.....

Nachdem ich heute doch nur 75km geradelt bin, mir keinen "abbrechen" will, werde ich nun doch in weiteren 4 Fahrtagen bis Calcutta unterwegs sein. Voraussichtlich werde ich keinen Ruhetag mehr einlegen es sei denn, ein Ort gefällt mir besonders gut. Calcutta werde ich somit wohl am 29. Nov. erreichen und ich hoffe sehr, dass mir die Stadt gefallen wird.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler266. Tag, 129m (17.131km) So. 26.11.2000

 
  
    #419
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07.08.13 18:45
Man, hat das jetzt geschmeckt. Heute Abend habe ich in meinem Hotelrestaurant "White House" einen chowmen gegessen und obwohl ich nach dem ersten bereits satt war, habe ich eine weitere Portion bestellt. Irgendwie habe ich mir die auch verdient, denn heute waren Black Beauty und ich knappe 7h unterwegs.

Momentan habe ich ja ganz gutes Gewicht, es kommen bestimmt auch wieder schlechtere Zeiten... Ich schätze mich derzeit so auf 77-78kg und hätte somit 3-4kg mehr als bei Tourbeginn. Vermute schon, dass Fettzellen um die Hüfte in Muskulatur an den Beinen verlagert wurden. Als ich 92/93 für 5 1/2 Monate in Neuseeland hiking and biking betrieben hatte, habe ich ja auch zugenommen.

Gespannt war ich heute morgen dann doch, wie viele km es von Malda bis Baharampur wären. Ich hatte 2 unterschiedliche Angaben und diese schwankten von 80km bis 150km!!!!! Auf meiner sonst so zuverlässigen Karte war die Entfernung nicht eingetragen und ich schätzte diese so auf 120km.

Im leichten Morgennebel erreichte ich nach ca. 30km den Ganges und für mich war es schon beeindruckend welche Wassermassen dieser Fluss führt, unser Rhein kam mir vor wie ein Rinnsal. In Bangladesch vereinigt er sich ja noch mit dem Jamuna Brahmaputra und es fällt mir sichtlich schwer, was dann während der Monsunzeit los ist. Dieser Monsun bringt oftmals den Tod, dennoch bevölkern die Landwirte die fruchtbaren Böden. Nach überqueren des 2-3km langen Ganges änderte sich die Landschaft insofern, dass die felder größtenteils knöchel- bis knietief unter Wasser stand. In diesem "Sumpfgebiet" tummeln sich unzählige Kleinfische und die Frauen sind mit deren Fang beschäftigt. die Fische werden in Gruppenarbeit in die Enge getrieben und mit großen Keschern dann gefangen.

Der Grund weshalb es heute recht flott lief waren die guten Straßenverhältnisse sowie ein moderater Rückenwind. Der LKW- / Busverkehr war erneut extrem stark und dies wird sich bis Calcutta wohl auch nicht mehr ändern. Das radeln ist äußerst gefährlich und aufgrund des ausgestoßenen Rußes färben sich meine schweißgebadeten Arme und Beine schwarz...... - gesund kann dieses radeln hier nicht sein.

Auf der Fahrt in die Stadt fielen mir dann besonders vollbesetzte Busse und LKW`s auf. Die Insassen schwenkten rote Fahnen mit Hammer und Sichel, vermutlich waren sie auf dem Weg zu einer politischen Veranstaltung. Zuerst dachte ich an ein Fußball- oder Cricket Spiel, doch vermutlich war der Anlaß der Besuch eines hohen Politikers.

Zum wiederholten Male habe ich heute einen in ein weißes Tuch gehüllten Leichnam gesehen. Dieser wurde von Männern getragen und sie liefen Richtung Ganges. Vermutlich wird auch dieser auf einem Scheiterhaufen verbrannt, und die übrig gebliebenen Reste dann dem Fluß zugeführt. Für mich war es in der Vergangenheit schon ein komisches Gefühl, an brennenden Scheiterhaufen vorbei zu fahren.

Im Hinduismus gibt es ja bekanntlich die Vorstellung der Seelenwanderung, also dem ständigen Wechselspiel vom Sterben und der Widergeburt. Die eigenen Taten und Handlungen bedingen eine höhere oder niedere Stufe im neugeborenen Leben. Da Leben leiden bedeutet, und der Tod keine Erlösung verspricht versucht der Hindu ständig diesem Kreislauf zu entrinnen. Im Mittelpunkt des religiösen Strebens steht die Erlösung. Diese erreicht der Hindu, indem er rechtschaffend lebt, sich seiner eigenen Identität bewusst wird, durch Askese und Versenkung (atman) sein ureigenstes Wesen erkennt, und dabei nicht durch Wissen sondern durch Intuition begreift, dass atman zugleich braham ist - also das Weltprinzip.

Braham bedeutet, laut meinem Reiseführer, das schöpferische Weltprinzip, also die große Weltseele hinter der vergänglichen Erscheinungen der Dingwelt. Dies ist erst der Augenblick der endgültigen Erlösung, aus dem ewigen Kreislauf von Tod und Widergeburt.

Bevor ich essen ging habe ich noch zu Hause angerufen und Mutti mitgeteilt, dass ich nächstes Jahr evtl. mal einen Heimaturlaub einplanen werde.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler@geldbert

 
  
    #420
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07.08.13 20:24
jeder der einigermaßen hier unterwegs ist kennt dich, so auch ich.

erst einmal danke, dass du einem "guten" verlag die veröffentlichung eines buches bzgl. meiner weltumradlung zutraust. ich persönlich möchte keines veröffentlichen, da es zu diesem thema eigentlich schon viel zu viele gibt, und meine story für viele einfach zuuuuu uninteressant ist. ich bin nicht ermordet, zig male ausgeraubt worden u.s.w.......

das flugzeug, welches abstürzt ist für unsere medien interessant, die anderen nicht.

ich möchte auf keinen fall übertreiben um interessant zu sein... - das schulde ich den leuten, welche ich auf meiner reise kennen lernen durfte.

gruss weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler267. Tag, 89km (17.220km) Mo. 27.11.2000

 
  
    #421
10.08.13 12:29
Obwohl wir erst 16.00 haben bin ich recht müde, liege auf meinem Bett und schreibe bereits Tagebuch. Weshalb ich so müde bin weiß ich nicht, hoffentlich habe ich mir keinen Virus eingefangen, vielleicht ist es ja auch nur meine "Begeisterung" für Indien. Geschlafen habe ich eigentlich gut, die Strecke war nicht sonderlich schwierig hebe jedoch bereits den 5. Fahrtag in Folge und insgesamt 497km zurückgelegt.

Heute morgen hatte ich mir ernsthaft überlegt einen Ruhetag einzulegen, denn das Hotel war schön und mit 125 Rupie zudem günstig. Irgendwie zog es mich dann doch Richtung Calcutta, und somit habe ich von diesem Vorhaben abgelassen. Ich denke, dass ich dem nervigen " on the road ausweichen müssen" ein Ende bereiten möchte um jetzt doch schnellstmöglich Calcutta zu erreichen.

Heute selbst empfand ich die Straße eigentlich gar nicht so schlimm, vielleicht ist dies ja auch nur der Gewöhnungseffekt, und die Landschaft hat mir sogar wieder einmal gefallen. Zwar gehören Wälder der Vergangenheit an, dafür sieht man jedoch jede Menge einzelner Häuser zwischen den Bananstauden, frisch gesäte Reisfelder sowie Behausungen, welche nahezu immer direkt am Wasser stehen. All diese Kontraste sorgen für eine wohltuende Abwechslung und lenken von nervenden Straßenverkehr ab, auf den ich mich ständig konzentrieren muss. Ich weiß nicht wie ich reagieren würde, wenn ich hier im Hochsommer bei ca. 40 Grad unterwegs wäre. Derzeit bei 25 + x grad ist das radeln aufgrund der Temperaturen fast ideal, bis auf die hohe Luftfeuchtigkeit.

Hier in Krishnagar bin ich dann wohl in einem Moskitoverseuchten Gebiet gelandet, denn in meinem Zimmer waren mindestens 50 Blutsauger unterwegs. Bisher hatte ich ja noch immer Glück, denn mehr als 2-3 Stiche hatte ich eigentlich nie pro Tag/Nacht abbekommen. Dies ist z.b. eineer der Vorteile bbeim Übernachten im Hotel gegenüber dem des Zeltes. Beim Auf- bzw. Abbau des Zeltes würde ich mit Sicherheit mehr gepiesackt werden, auch habe ich im Hotel nicht dieses "Saunafeeling"......

Morgen werde ich nun voraussichtlich meinen letzten Zentralasien Fahrtag haben und dann hoffe ich nur, dass mir Calcutta auch gefällt.

Gruß Weltumradler

 

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler268. Tag, 118km (17.338km) Di. 28.11.2000

 
  
    #422
11.08.13 08:07
Eigentlich hätte ich es ja wissen müssen..... Was? Na, dass ich Calcutta doch heute schon erreichen würde. Ursprünglich hatte ich ja gedacht kurz zuvor ein Hotel, um danach am folgenden Tag ein gemütliches in Calcutta aufzusuchen.

Wie in letzter Zeit eigentlich fast immer bin ich auch heute gegen 7.00 losgefahren. Schnell merkte ich, dass das heutige Ziel eigentlich nur Calcutta heißen konnte. Den Verkehr selbst empfand ich nicht ganz so schlimm wie die Tage zuvor, die Landschaft war abermals schön, auch konnte ich mehr Menschen entlang der Straße ausmachen. Die einzelnen "Hütten" zwischen den Banenstauden, welche oftmals vom Wasser umgeben sind sehen zwar äußerst idyllisch aus, wohnen wollte ich in dieser ärmlichen Gegend jedoch nicht. Die Leute besitzen so gut wie nichts und müssen für ihr tägliches Brot sicherlich hart arbeiten. Irgendwie kommen sie mir doch freundlicher vor als im Westen des Landes. Die Rechnungen haben hier im Westbengal bisher immer gestimmt, auch sind die Pausen doch oftmals mit einem interessanten Gespräch verbunden.

Bei meinem heutigen Frühstück bestehend aus einem Omlett mit 4 Eiern sowie 3 Rotis war ein älterer Herr um die 60 Jahre so um mein Wohl bemüht, dass er mir einen black tea besorgte.

Die letzten Km nach Calcutta glichen dann doch mehr einem Spießrutenlauf. Das Hineinfahren in das Zentrum war dann doch wesentlich stressiger als jene in Delhi. Die Straßen sind meistens nur einspurig und ständig verstopft, an ein flüssiges fahren war so nicht zu denken. Die Folge des enormen Verkehrs ist eine riesige Dunstglocke über der Stadt. Meine Armee, meine Socken sowie mein T-Shirt waren aufgrund der katastrophalen Luftverschmutzung rußgeschwärzt. Das Auffinden der Innenstadt war kein Problem und für 160 Rupie habe ich dann doch recht schnell ein Zimmer gefunden.

Viele der Hotels sind voll, und dieses mal scheinen die Aussagen zu stimmen. Ich bin nur wirklich gespannt ob mir die nächsten 6 Tage gefallen werden. Morgen werde ich vermutlich groß nichts unternehmen, evtl. einige E-Mails schreiben.

Seit der Grenze zu Nepal bin ich in Ostindien 596 km geradelt. Insgesamt waren es in Indien nun 3.294 km, so viele wie in keinem Land zuvor.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler269. Tag, 0km (17.338km) Mi. 29.11.2000

 
  
    #424
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11.08.13 08:54
Obwohl es jetzt gerade einmal erst 9.30 ist möchte ich bereits einige Zeilen schreiben. Der erste Eindruck von Calcutta wirkt nicht unbedingt positiv auf mich. In meiner "Sardinenbüchse" habe ich zwar einigermaßen gut geschlafen, sichtlich wohl fühle ich mich jedoch nicht. Es ist einfach sehr klein und vielleicht suche ich mir ja doch noch ein anderes. Vermutlich siegt halt dann doch wieder die Geiz ist Geil Mentalität und ich werde bleiben. Immerhin habe ich ein eigenes WC und eine eigene Dusche und das ganze so auf ca. 10m2.....

Obwohl mich vielleicht gerade einmal 3m von der Rezeption trennen habe ich dank eines fürchterlich schmeckenden Starkbieres gut geschlafen.

Heute morgen auf den Straßen Calcuttas habe ich dann doch etliche Männer bei der Morgenwäsche beobachten können. Wo die Frauen sich reinigen weiß ich nicht. Dieses morgens frisch machen ist jedoch für Indien normal. Weniger normal hingegen ist, dass viele Leute auf der Straße übernachten, egal ob Mann, Frau oder Kind. Der frische Kot auf den Straßen zeugt davon, dass die Leute keine Möglichkeit haben eine Toilette aufzusuchen.

Wie gesagt, bisher bin ich nicht beeindruckt, aber ich bin ja auch erst einige Stunden hier und werde jetzt erst einmal einige E-Mails schreiben.

Es ist jetzt 22.30 und mein erster Tag in Calcutta neigt sich dem Ende entgegen. Spektakuläres hat der Tag nicht gebracht, ich war fast die ganze Zeit über am Essen und habe mir so die Zeit vertrieben. Die Stadt wird mich sicherlich nicht vom Hocker reißen und so werde ich die nächsten Tage wohl mit Vorbereitungen für Südostasien verbringen.

Nachdem ich ein ausführliches E-Mail an Mutti und Papa geschrieben hatte, sowohl eines an Ulf bin ich erst einmal ziellos durch die Stadt gelaufen. In einem der vielen Buchgeschäfte habe ich dann für 150 Rupie eine "Raubkopie" eines Lonely Planets über Cambodia kaufen können. In dieser 96er Ausgabe wird von einem äußerst unsicheren Land geschrieben.

Der Grenzübergang zu Thailand gilt nicht als sicher, ebenso wie einige Teile des Landes. Ich bin eht gespannt, was da auf mich zukommt. Auf der Post bin ich auch gewesen und ein 3kg Päckchen kostet per air Mail ca. 50DM weniger als mit DHL. In den nächsten Tage werde ich eines nach Deutschland versenden.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5268 Tage weltumradler270. Tag, 0km (17.338km) Do. 30.11.2000

 
  
    #425
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11.08.13 09:05
Heute morgen habe ich einen neuen Rekord aufgestellt, und sage und schreibe bis 9.00 in meinem Luxusappartement geschlafen.

Danach ging es wieder auf die Straße und in einem Restaurant habe ich wieder ein 4 Eieromlett zum Frühstück verdrückt. Nachdem ich dort ungestört sitzen konnte habe ich an meiner Indien Zusammenfassung weitergeschrieben. Mittlerweile habe ich diese bereits bis zu meiner Ankunft hier in Calcutta aktualisiert. Für diese Berichte benötige ich Stunden...., man merkt halt, dass ich kein Schreiberling bin und wenig in meinem Leben gelesen habe. Außerdem habe ich noch einige Postkarten mit Weihnachtsgrüßen geschrieben, welche ich mit dem Päckchen versenden möchte.

Den Rest des Tages habe ich mit Schmökern im Cambodia Buch verbracht. Ich selber freue mich jetzt schon riesig auf Vietnam und Cambodia, auch wenn das Radeln mit Sicherheit nicht einfach werden wird.

Das Päckchen an meine Managerin, ach ja, ihr habe ich auch noch einen 2 seitigen Brief geschrieben, werde ich wohl am Montag per Luftfracht aufgeben. Das war`s dann auch schon vom heutigen Tag.

Gruß Weltumradler  

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