Stirbt der Euro in Italien?
Seite 2 von 7 Neuester Beitrag: 31.05.23 13:57 | ||||
Eröffnet am: | 27.09.13 10:05 | von: Anti Lemmin. | Anzahl Beiträge: | 173 |
Neuester Beitrag: | 31.05.23 13:57 | von: Anti Lemmin. | Leser gesamt: | 272.167 |
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Man sieht es in Griechenland, das am Abgrund steht (179 % Schuldenquote trotz bereits erfolgtem ersten Schuldenschnitt), obwohl es dort ebenfalls viele Reiche gibt. Die meisten Reichen in den PIIGS haben ihr Geld freilich längst ins sichere Ausland gebracht (Nummernkonto in Zürich oder nette Immobilien in London, Paris, Berlin).
Ein Staatsbankrott kann in einem Land mit relativ wohlhabender Bevölkerung (Italien, Belgien) nur verhindert werden, wenn der betreffende Staat bzw. die EZB nach dem "Zypernmodell" auf Privatkonten durchgreift und alles beschlagnahmt, was 100.000 Euro übersteigt (Schwelle kann im Bedarfsfall auch niedriger liegen).
Das heißt: durch Enteignung.
Schuldenvergemeinschaftung läuft letztlich darauf hinaus, dass Länder mit solideren Staatsfinanzen (D.) Länder mit schwächeren (PIIGS, evtl. bald auf F.) via dauerhafte Transferunion ausbailen.
Das Ganze endet damit, dass es auch die vormals soliden Ländern mit in den Abgrund reißt - und zwar durch "Lira-isierung des Euro".
www.ariva.de/forum/...SA-Baeren-Thread-283343?page=4606#jumppos115175
Im Verlauf dieses (einsamen) Threads war immer wieder fraglich, ob Italien, Griechenland oder Portugal den Stein des Anstoßes zum "Euro-Tod" geben würde. Bislang war es - quer Beet - ein "Siechen auf Raten". Vom Top bei 1,60 (zum US-Dollar) ist der Euro in den letzten acht Jahren auf inzwischen 1,05 gesunken. Ein gutes Drittel Rückgang ist im Devisenmarkt, vor allem bei bedeutenden Währungen, ein Erdrutsch.
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Die aktuellen News verfestigen mein "Bauchgefühl" aus dem Eingangsposting von 2013, dass "der Euro in Italien stirbt". Entscheidend wird die Abstimmung in Italien am 4. Dez. 2016 sein.
Für die um ihre Allmacht bangenden Eurokraten in Brüssel war der Brexit schon ärgerlich genug. Sie hatten im Juni für den Fall, dass die Euroskeptiker bei dem Votum obsiegen, in schwärzesten Farben den ökonomischem Untergang Großbritanniens an die Wand gemalt. Nichts von alledem ist eingetreten. Den Briten geht es seit der Brexit-Abstimmung sogar blendend...
Zwischen GB und Italien gibt es einen - entscheidenden - Unterschied: Die Briten hatten auch in ihrer EU-Zeit stets das Pfund Sterling als Landeswährung beibehalten. Zumindest währungstechnisch war der Brexit somit kein Exit. Ganz anders sieht es bei einem "Italexit" aus, dessen Wahrscheinlichkeit in den letzten Wochen sprunghaft auf aktuell 19,3 % gestiegen ist (Chart unten). Denn Italien ist nicht nur ein Kernland der Eurozone, sondern hat auch den Euro als Währung eingeführt. Ein Euro-Austritt Italiens wären ein Fanal, das faktisch den "Anfang vom Ende" des Euro markierte.
Hier ein aktueller Artikel dazu aus "Die Welt":
https://www.welt.de/finanzen/article159849649/...l-der-Demagogen.html
Die Euro-Ängste kommen mit großen Schritten zurück“, sagt Manfred Hübner, Geschäftsführer des Analysehauses Sentix. „Und es ist vor allem Italien, das als Austrittskandidat mehr und mehr in den Mittelpunkt rückt.“ Mit Umfragen nimmt Hübners Institut den Puls der Finanzmärkte auf, ermittelt, wie die Stimmungen und Wahrscheinlichkeiten ausschlagen. Monatlich werden dazu mehr als 1000 institutionelle und private Börsenprofis befragt.
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Kommentar A.L.:
Höchst interessant ist, dass in Finanzkreisen aktuell von einem 40 Mrd. schweren Bailout der italienischen Banken durch den ESM (Euro-Rettungsfonds) gemunkelt wird. Mich würde nicht wundern, wenn die Eurokraten in Brüssel - in einer Nacht- und Nebel-Aktion bzw. Verzweiflungstat - bis zum Stichtag 4. Dez. die maroden italienischen Banken ausbailen, um so den italienischen Eurogegnern, die sich bei der Abstimmung für einen "Italexit" entscheiden könnten, den Wind aus den Segeln zu nehmen:
www.telegraph.co.uk/business/2016/11/28/...g-banks-eye-40bn-bail-out/
Fears Italy may need €40bn bail-out for its crumbling banks
Markets are bracing for a string of failures in the Italian banking system and a possible EU bail-out, fearing defeat for Matteo Renzi’s reformist government in a crucial referendum this weekend.....
...Sources in Rome say the Italian government may have to turn to the European Stability Mechanism (ESM) for a bank rescue, a humiliating and painful course that must be approved by the German Bundestag and other EMU parliaments....
Hier weitere Erläuterungen dazu:
www.ariva.de/forum/der-usa-baeren-thread-283343?page=5067#jump22259197
www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/...und-donald-trump-a-1134887.html
SPIEGEL ONLINE: Herr Fuest, in Ihrem neuen Buch schreiben Sie, die Eurokrise sei nicht überwunden. Wo und wann wird sie uns einholen?
Clemens Fuest: Wahrscheinlich ist Italien der Ort, wohin die Eurokrise zurückkehren wird. Dort ist die Wirtschaftsleistung pro Kopf heute niedriger als zur Euro-Einführung. Die Italiener hatten traditionell eine der höchsten Zustimmungsraten zu Europa. Das hat sich durch den Euro geändert - auch wenn italienische Probleme wie die Bankenkrise oder die hohe Verschuldung hausgemacht sind.
SPIEGEL ONLINE: Was befürchten Sie konkret?
Fuest: Dass es zu Neuwahlen kommt, bei denen die Fünf-Sterne-Bewegung von Beppe Grillo gewinnt und dann mit einem Euro-Austritt droht.
In Italien sollen Steuern drastisch auf 15 % gesenkt, Bezüge auf Staatskosten - Grundeinkommen für jeden von 780 Euro und Rente nun wieder ab 62 (bislang 67) - stark aufgestockt werden. Dies wird die Staatsverschuldung Italiens exlodieren lassen. Dabei steht Italiens Staatsschuldenquote jetzt schon bei staatspleiteträchtigen 132 %. Um die neuen Defizit-Sünden zu verstecken, will die neue Regierung Neuschulden in einer Parallelwährung aufnehmen, d.h. die Schuldenquote kosmetisch schönen.
Wenn Resteuropa diesen Wahnsinn schluckt, ist der Euro am Ende. Wenn nicht, dürfte Italien aus dem Euro austreten, und dann ist er - weil Italiens gigantische Euroschulden-Blase platzt - EBENFALLS am Ende (jedenfalls so, wie wir ihn bis jetzt kennen).
Es war klar, dass - nachdem auch Draghi die Maastricht-Kriterien seit Jahren straflos mit Füßen tritt (Staatenrettung aus der Notenpresse) - nun auch die Pleiteregierungen selbst sämtliche Hemmungen verlieren.
FAZIT: Es war noch nie empfehlenswert, Geschäfte mit der Mafia zu machen,
die in Italien seit Jahren (z. B. via Berlusconi) indirekt die Regierungsgeschäfte beeinflusst, wenn nicht gar lenkt, und nun offenbar Maastricht-Sünden vorhat, die den Griechen-Beschiss (Goldman-Sachs versteckte die Griechenschulden beim Euroeintritt) noch WEIT in den Schatten stellen werden.
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https://www.zeit.de/politik/ausland/2018-05/...-lega-programm-loesung
Regierungsbildung in Italien:
Ein Wandel, der Unsummen kostet
In Italien haben sich die Parteien M5S und Lega auf ein Regierungsprogramm geeinigt. Noch schwärmen beide vom Wandel. Doch die Realität wird sie bald einholen
Richtig ist, dass der Euro die letzen Tage gefallen ist; falsch aber, weil nur der Euro-Hype/Euro-Berg beginnend ab Januar abgetragen worden ist. Diese für mich nicht nachvollziehbare Euro-Stärke ist jetzt vom Tisch - mehr jetzt erstmal nicht.
Jetzt wird es interessant, wird der Weg weiter gehen - wird die 1,15 demnächst aus dem Markt genommen?
Das Absacken des Euro zum Dollar - @43: zugegeben ab relativ hohem Niveau, gemessen an den aktuellen Eurozonen-Problemen und dem Zinsnachteil des Euro - steht damit sicherlich in Zusammenhang.
Bei EUR/USD würde mich weitere Schwäche und sogar ein Retest der Parität nicht wundern.
Mach weiter so!
www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/...ro-muellers-memo-a-1209744.html
Zukunft der EU
Italien ist die Sollbruchstelle des Euro
Erinnern Sie sich noch an die Euro-Endzeit-Titelbilder der Griechenlandkrise? Die Währungsunion blieb intakt, Gewöhnung trat ein - und trügerische Gelassenheit. Bis jetzt.
...Wir brauchen einen Plan für den Worst Case. Denn wie die Dinge liegen, ist es durchaus möglich, dass die Eurozone in nicht allzu ferner Zukunft auseinanderbricht. Ein Satz, der an die Situation in den Jahren 2010 bis 2012 erinnert. ... Doch nun geht es nicht um Griechenland, Irland oder Portugal. Es geht um Italien, den drittgrößten Mitgliedstaat mit einer aufgelaufenen Staatsschuld von 2,3 Billionen Euro, der nun eine Regierung bekommt, die Europa in seiner bisherigen Form nicht will. Das ist neu.
Die Schockwellen haben zum Ende der abgelaufenen Woche bereits Spanien erreicht, wo ebenfalls die Börsen absackten und die Zinsen stiegen. Auslöser waren Zweifel an der Stabilität der konservativen Minderheitsregierung....
Ich kann mir auch nur schwer vorstellen, dass das ein gutes Ende nimmt - mit Italien, dem Euro, der EU. Wer aber meint, wir Schweizer könnten davon profitieren und triumphieren, täuscht sich. Der Kollaps des Euro würde den CHF in ungeahnte Höhen treiben - trotz Negativzinsen - was die Schweizer Exportindustrie schwerst träfe. Zudem bräche der gesamte südeuropäische Markt weg. Der Euro ist ein Zeitbombe unglaublichen Ausmasses. Keine Ahnung wie man da wieder raus kommt...
Es ist ein wichtiges Krisensignal: die Renditen kurzlaufender Staatsanleihen. Für Italien und Portugal am Dienstag keine gute Nachricht. Auch die Aktienkurse sind unter Druck.