Der ewige Sozialdemokrat packt aus...
Seite 2 von 4 Neuester Beitrag: 02.09.08 15:55 | ||||
Eröffnet am: | 11.08.06 18:46 | von: Karlchen_II | Anzahl Beiträge: | 80 |
Neuester Beitrag: | 02.09.08 15:55 | von: PRAWDA | Leser gesamt: | 5.760 |
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Gruesschen
Der WOLF
es geht nicht um "damals" und noch nicht mal darum, ob er freiwillig oder unfreiwillig dem Faszinosum (was es 1943/44/45 nicht mehr war) erlegen ist...
Es geht um sein Verhalten in den 60 Jahren danach... nur darum...
Es geht um das hohe moralische Ross, das er in dieser Zeit geritten hat ...
Nix für ungut.
MfG
kiiwii
Hätte er doch schon längst rauslassen können - der Günter.
Ergänzend beziehe ich mich noch auf meine Einfügung Nr. 21. Nachtijall ick hör Dir loofen.
Gruß, BL
Ich sach mal: Mein Vater, ein Bauernbub, Jahrgang 1927, wurde n a c h dem Arbeitsdienst im Herbst 1944 ebenfalls zur Waffen-SS eingezogen. Er landete bei einer Panzerabwehrbatterie in Pommern, gegen die Russen. Geriet während des Rückzuges in englische Gefangenschaft und endete in Munsterlager. Dort wurde er und alle anderen SS-Angehörigen von den Engländern gefoltert. Dort ist er mit anderen kurz vor Weihnachten 1945 durch einen Tunnel im Heideboden abgehauen, als er erfuhr, daß er in englische Kohlebergwerke verbracht werden sollte, während die Wehrmachtssoldaten nach Hause konnten...
Er hat mir seine Geschichte erzählt (sie war auf Dauer kaum zu verbergen, denn er trug das eintätowierte Blutgruppen-Zeichen an der Innenseite seines linken Oberarmes - bis zu seinem Tod), als ich 14 war, an einem Sonntagnachmittag während der Heuernte....
Für mich in jedem Fall eine höhere moralische Instanz als Herr Grass...
MfG
kiiwii
ich letzte Nacht gelesen, dass Grass nach 1950
immer wieder gegen Angehörige der
Waffen-SS usw. öffentlich gewettert hat.
brokeboy, Dein Verständnis, das ich teile,
hat der Moralapostel Grass, den ich 10x gelesen
und nie verstanden habe, nie gezeigt.
Gut zeichnen kann er allerdings.
Grüsse
B.
Dann muß er aber trotz Schleiferei in der SS, trotz selbst beigebrachter Gelbsucht ein sehr "Überzeugter", ein "150 %-iger" gewesen sein...
Keinem Deutschen kann es im Frühsommer 1945, als die Konzentrationslager von den Allierten befreit worden waren, noch verborgen geblieben sein, welche Verbrechen an den Juden und an anderen Gruppen in millionenfacher Zahl begangen worden waren
Für mich die allerunglaubwürdigste Behauptung unter all seinen Schwurbeleien..
MfG
kiiwii
Örtlich betäubt
Eine Beichte, ein Schock: Günter Grass, das Gewissen der Nation, war Rekrut bei der Waffen-SS. In seinem Erinnerungsbuch „Beim Häuten der Zwiebel“ schreibt er erstmals darüber
Von Gregor Dotzauer
Was für ein Geständnis. Wer es hört, ungläubig bis fassungslos, mag es selbst dann noch für einen schlechten Witz halten, nachdem er sich schwarz auf weiß, im Doppel von literarischer Erinnerung und Interview, davon überzeugt hat. Günter Grass, Deutschlands berühmtester lebender Schriftsteller, der Nobelpreisträger, das Gewissen der Nation, ihr schreibender Mythenbilder, war Mitglied der Waffen-SS. So steht es in seinem demnächst erscheinenden Buch „Beim Häuten der Zwiebel“ (Steidl), und dazu äußert er sich heute in der „FAZ“. Ein Treppenwitz der Geschichte? Oder eine Wahrheit, deren Bitterkeit sich noch gar nicht ermessen lässt? Die Kategorien geraten ins Schwimmen, weil sich daraus so viele Deutungsnöte ergeben: für das Werk von Günter Grass, für seine Rolle als linker Präzeptor, für das gesamte intellektuelle Gleichgewicht des Landes, das seine inneren Kämpfe und außenpolitischen Haltungsfragen immer noch vor dem Hintergrund zwölf langer Hitlerjahre ausficht.
Niemand hat Grass zu seinem Bekenntnis gedrängt, es hat ihn selbst gedrängt: „Das musste raus, endlich.“ Auch was das heißt, steht keineswegs fest. Ist sein Geständnis ein Akt der Größe? Ein Akt der Befreiung unter der Last einer übergroßen Scham? Oder – man muss auch das fragen dürfen – der Akt einer Eitelkeit, die ihre moralische Autorität gerade durch das eingestandene Versagen neu nobilitiert? Ist es womöglich der Auftakt einer Reihe ähnlicher Konfessionen von Kollegen? Das Problem ist nicht, dass Grass, 1927 in Danzig geboren, als Mitglied der Division „Frundsberg“ irgendwelche Verbrechen begangen hätte. Sosehr Grass in „Beim Häuten der Zwiebel“ Auslassungszeichen bemüht, ergebnislose Selbstbefragungen und die Metapher des gerissenen Films: Alles in diesem Buch, das mit der eigenen Erinnerung ringt, spricht dafür, dass er sich keine direkten Untaten vorzuwerfen hat. „Es ist ja eine Binsenwahrheit“, konzediert er der „FAZ“, „dass unsere Erinnerungen, unsere Selbstbilder trügerisch sein können. Wir beschönigen, dramatisieren, lassen Erlebnisse zur Anekdote zusammenschnurren. All das, also auch das Fragwürdige, das alle literarischen Erinnerungen aufweisen, wollte ich schon in der Form durchscheinen und anklingen lassen. Deshalb die Zwiebel.“
Grass, der 1944, mit 16 Jahren, den Einberufungsbefehl erhielt und im Winter 1944/45 als 17-Jähriger nicht der Wehrmacht, sondern der Waffen-SS zugeteilt wurde, reklamiert für sich zugleich, in den knapp drei Monaten seines Einsatzes – am 20. April 1945 wurde er verwundet – keinen einzigen Schuss abgegeben zu haben. Nach all den Debatten über das Verhalten deutscher Intellektueller während des Nationalsozialismus, die in der Bundesrepublik zu Vorzeigedemokraten mutierten, gilt auch im Fall Grass: Den Maßstab seines Ungenügens bildet die Tatsache, dass er seine Mitgliedschaft selbst in Zusammenhängen, wo er offen darüber hätte sprechen müssen, verheimlicht hat.
„Zu fragen ist“, heißt es im Buch, „erschreckte mich, was damals im Rekrutierungsbüro unübersehbar war, wie mir noch jetzt, nach über sechzig Jahren, das doppelte S im Augenblick der Niederschrift schrecklich ist?“ Schon da gerät er ins Stocken: „Der Zwiebelhaut steht nichts eingeritzt, dem ein Anzeichen für Schreck oder gar Entsetzen abzulesen wäre. Eher werde ich die Waffen-SS als Eliteeinheit gesehen haben, die jeweils dann zum Einsatz kam, wenn ein Fronteinbruch abgeriegelt, ein Kessel, wie der von Demjansk, aufgesprengt oder Charkow zurückerobert werden musste.“ Von daher der aus Scham geborene Wunsch, sich einen Weg durch diese Ungewissheit zu bahnen: „Selbst wenn mir tätige Mitschuld auszureden war, blieb ein bis heute nicht abgetragener Rest, der allzu geläufig Mitverantwortung genannt wird. Damit zu leben ist für die restlichen Jahre gewiß.“
Wie aber hat Grass, der öffentliche Intellektuelle, vorher damit gelebt? Wie liest es sich jetzt, dass Grass 2002 für eine kommentierte Ausgabe von Hitlers „Mein Kampf“ eintrat? In welchem Licht erscheint seine Verteidigung der Literaturwissenschaftler Walter Jens, Walter Höllerer und Peter Wapnewski, die in jungen Jahren in die NSDAP eingetreten waren? „Wenn man über sie urteilt, dann muss man tolerieren und anerkennen“, erklärte er 2003, „dass alle, die diesen Jahrgängen angehört haben, sofern sie’s überlebt haben, die Chance hatten, etwas daraus zu machen.“ Welcher Mut fehlte ihm am Rande einer Gedenkveranstaltung für den kurz zuvor gestorbenen Höllerer, über das Bekenntnis hinauszugehen: „Bei Kriegsende war ich zwar 17 Jahre alt, aber bis heute nagt an mir, dass ich als 15-, 16-Jähriger nicht den hellen Blick gehabt habe, das Verbrecherische dieses Systems zu durchschauen.“ Wie unverbindlich klingt es nun, wenn er für die gerade in Schwerin stattfindende Ausstellung über Hitlers Lieblings-Bildhauer Arno Breker mit dem Satz votierte, dass sie, „wenn sie dokumentarisch und informativ gestaltet ist“, beantworten könne, wie sich Künstler „von den Nazis korrumpieren“ ließen? Gibt es ein Timing für Bekenntnisse wie das von Günter Grass?
Noch aufschlussreicher dürfte sein, die Spuren dieses Comingout in seinem Werk zu verfolgen. Warum leiden so viele seiner Protagonisten unter Minderwertigkeitskomplexen? Und hat Grass seine jetzigen Enthüllungen womöglich schon 2002 mit dem Roman „Im Krebsgang“, einer reich orchestrierten Übung in Sachen Erinnerung vorbereitet? Zusammen mit Jörg Friedrichs historischem Buch „Der Brand“ verschob der Roman die Selbstwahrnehmung der Deutschen als reines Tätervolk im Zweiten Weltkrieg zu einem Volk, das auch gelitten hat. Der Anfang vom Abschied von der Schuld: Das macht Grass sein Eingeständnis womöglich leichter,
Die Entsorgung des Ungenügens an sich selbst ins literarische Werk, die schon Walter Jens in Texten erprobte, die verdrängte Nazi-Vergangenheit zum Thema hatten, war stets ein psychologisches Heilmittel. Nicht weniger effektiv hat der Belgier Paul de Man seine antisemitischen Kriegsschriften später in seiner dekonstruktivistischen Literaturtheorie unlesbar gemacht. Trotz möglicher Gemeinsamkeiten: Jeder Fall bleibt ein Einzelfall.
Was ist gespenstischer? Die Erinnerungslosigkeit an seine NSDAP-Mitgliedschaft, die der durch Akten unter Druck geratene Walter Jens bis heute für sich reklamiert? Die Kraft, mit der Grass seine Waffen-SS-Zeit verschwieg? Oder die Freimütigkeit, mit der Grass nun beichtet? Die Kunst des Menschen, sich seine Autobiografie so zurechtzulegen, dass selbst schwerste Traumata in der Geschichte, die er sich von sich selbst erzählt, nicht berührt werden, unterschätzt man gern. Die Lüge in all ihren Formen ist ein bewusster Akt – zumindest einer, der an die Oberfläche des Bewusstseins gehoben werden kann. Das Leugnen dagegen kann einer hart erarbeiteten, vielleicht sogar therapieresistenten Erinnerungsunfähigkeit entspringen.
Grass hat all das durchbrochen. Denn, wie es im „Krebsgang“ heißt: „Der Schriftsteller erinnert sich professionell. Er weiß, dass die Erinnerung eine oft zitierte Katze ist, die gestreichelt sein will, manchmal sogar gegen den Strich, bis es knistert; dann schnurrt sie.“ Und ein paar Sätze weiter: „Es mag eine berufliche Deformation sein, die es ihm erlaubt, Schmerzhaftes, Beschämendes, sogar erinnertes Versagen mit Lust zu verwerten.“ Ob das Selbstbefriedigung ist oder Aufklärung, darüber wird die Öffentlichkeit mit ihm hadern.
MfG
kiiwii
URL: http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,431436,00.html
SS-Vergangenheit
Grass' Geständnis entzweit die Intellektuellen
Dass Günter Grass erst jetzt zugegeben hat, einst Mitglied der Waffen-SS gewesen zu sein, ruft teils heftige Kritik, teils ätzenden Spott hervor. Hellmuth Karasek vermutet sogar, ein früheres Geständnis hätte Grass' Nobelpreis gefährdet. Andere nehmen den Schriftsteller in Schutz.
Berlin - Literaturkritiker Hellmuth Karasek unterstellt Günter Grass durch die Blume ein gewisses Kalkül. Hätte der Autor der "Blechtrommel" bereits früher eingestanden, dass er als Jugendlicher einige Zeit Mitglied der Waffen SS war, hätte er möglicherweise den Nobelpreis riskiert, glaubt Karasek. So wie er die Akademie einschätze, "hätte sie den Nobelpreis nicht an jemanden verliehen, von dem bekannt war, dass er in seiner Jugend in der Waffen-SS war und das lange verschwiegen hat", sagte Karasek dem Radiosender NDR Info.
Günter Grass: Kritik am langen Schweigen
Grass habe den Nobelpreis wie kein anderer deutscher Autor verdient. Aber auf einmal gerate alles in ein neues Licht, sagte Karasek.
Der Historiker Michael Wolffsohn schrieb in einem Beitrag für die "Netzeitung", Grass habe durch sein Schweigen "sein moralisierendes, nicht sein fabulierendes Lebenswerk entwertet". Schließlich habe der Schriftsteller vor 21 Jahren "eine goldene Gelegenheit" gehabt, die Mitgliedschaft in der Waffen-SS einzuräumen, als heftig über den Besuch des Soldatenfriedhofs in Bitburg durch Bundeskanzler Helmut Kohl und US-Präsident Ronald Reagan diskutiert wurde, so Wolffsohn.
"Ende einer moralischen Instanz"
Der Schriftsteller Klaus Theweleit ätzte im "Tagesspiegel", Grass habe sich bloß wieder einmal Aufmerksamkeit verschaffen wollen: "Wenn Grass den Polls entnimmt, dass nicht 102 Prozent der Deutschen ihn kennen, dann fällt ihm so etwas ein", sagte er dem "Tagesspiegel". Im selben Blatt wird der Schriftsteller Walter Kempowski mit den Worten zitiert, das Geständnis komme "ein bisschen spät", gleichwohl gelte auch für Grass gilt das Wort aus der Bibel: "Wer selbst ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein." Der Grass-Biograf Michael Jürgs sagte dem Blatt, er sei "persönlich enttäuscht" und sprach vom "Ende einer moralischen Instanz".
In Schutz nahmen den Nobelpreisträger andere, etwa der Historiker und Publizist Arnulf Baring, der von "Selbstüberwindung" sprach, die "großen Respekt" verdiene, oder der Schriftsteller Erich Loest: "Er war sehr jung und stand unter keinem anderen Einfluss, der ihn abgehalten hätte", sagte er dem "Tagesspiegel".
Der Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Walter Jens sagte, Grass verdiene "seinen Respekt": "Ein Meister der Feder hält Einkehr und überlegt sich: Was hast du im langen Leben zu berichten vergessen? Das hat er getan", sagte der 83-Jährige am Samstag in Tübingen. Die Stellungnahme möge spät erfolgt sein, aber gewiss nicht zu spät. Es sei absurd, den Mann, damals nicht einmal 20 Jahre alt, zur Rechenschaft zu ziehen. "Es ist für mich bezeichnend, dass Grass gerade den richtigen Zeitpunkt gewählt hat. Vorher wäre manches besserwisserisch erschienen", sagte Jens.
Der Kölner Schriftsteller Dieter Wellershoff stimmte im "Kölner Stadt-Anzeiger" mit den Worten zu, das Bekenntnis solle nicht dazu benutzt werden, Grass moralisch abzuurteilen: "Man lebt in der Welt, in die man hineingeboren wird."
"Gut, dass Sie das getan haben"
Ralph Giordano, 83, stellte sich ebenfalls an die Seite von Grass. Schlimmer als einen Irrtum zu begehen, sei es, keine Konsequenz daraus zu ziehen, und das habe Grass ja schon lange gemacht. Er begrüßte dennoch die Enthüllung: "Gut, Günter Grass, dass Sie das getan haben", sagte Giordano dem WDR 2.
Für den Präsidenten der Berliner Akademie der Künste, Klaus Staeck, 68, stehen "das künstlerische Werk und seine politische und moralische Integrität auch nach seinem Bekenntnis außer Zweifel". " Ich trenne nicht zwischen Werk und Person", sagte Staeck.
Keine Stellungnahme gab es von Kritiker Marcel Reich-Ranicki: "Kein Wort" werde er dazu sagen, sagte er dpa am Samstag. Er sei "nicht verpflichtet", sich zu äußern.
Die internationale Presse reagiert verhalten
Die Reaktionen der internationalen Presse sind bislang zurückhaltend. Die italienische Zeitung "La Repubblica" spricht von einem "Schock", sie attestierte dem Nobelpreisträger aber, sich mit "schmerzhaftem Mut" jetzt dafür entschieden zu haben, "jene Zweideutigkeit und Schuld seines Vaterlandes anzunehmen, die der Vergangenheit angehört, die aber unauslöschlich ist".
Die britische Zeitung "The Guardian" erinnerte noch einmal daran, dass die Waffen-SS bei den Nürnberger Prozessen als verbrecherische Organisation eingestuft wurde, die auch Konzentrationslager bewachte. Dem "Guardian" hatte Grass im vergangenen Jahr geschildert, wie ihn als junger Mann der Ausgang des Krieges verletzt habe. Er sei ein naiver 17-Jähriger gewesen, der bis zum Ende an den Sieg geglaubt habe.
(...und noch darüberhinaus - bis zu den Nürnberger Prozessen - war er ein überzeugter Anhänger des "Führers" ...k.)
Grass hatte in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" berichtet, er habe sich mit 15 Jahren freiwillig zur U-Boot-Truppe gemeldet, die aber niemanden mehr genommen habe. So sei er als Siebzehnjähriger aus dem Reichsarbeitsdienst nach Dresden zur Waffen-SS einberufen worden. Er habe in der zehnten SS-Panzerdivision "Frundsberg" gedient. Bislang hatte es in den Biografien des 1927 geborenen Schriftstellers geheißen, er sei 1944 als Flakhelfer eingezogen worden und habe dann als Soldat gedient.
Grass nimmt in seinem Erinnerungsbuch "Beim Häuten der Zwiebel" dazu Stellung, das im September erscheint. "Mein Schweigen über all die Jahre zählt zu den Gründen, warum ich dieses Buch geschrieben habe. Das musste raus, endlich", sagte er der "FAZ".
Zur Wehrmacht habe er sich gemeldet, um "rauszukommen": "Aus der Enge, aus der Familie. Das wollte ich beenden." Erst später habe ihn "dieses Schuldgefühl als Schande belastet". Es sei für ihn immer mit der Frage verbunden gewesen: "Hättest du zu dem Zeitpunkt erkennen können, was da mit dir vor sich geht?"
cis/dab/AFP/AP/dpa/ddp
MfG
kiiwii
Da guckt doch immer noch hiner dem alten Mann der Hitlerjunge hervor.
Ich habe mich bei meinem Zitat (aus dem Gedächtnis) auf die Papierversion bezogen und kannte auch das Bild und den Text dazu.
Aber ich kann halt zwischen dem, was Herr Grass im Interview gesagt hat, und dem, was ein Redakteur dazu interpretiert hat, unterscheiden.
Was nicht bedeuten muß, daß die Interpretation des Redakteurs falsch sein _muß_. Aber man sollte sauber argumentieren.
Wenn Du Herr Schirrmacher sein und das Interview selbst geführt und das Bild bewusst so untertitelt haben solltest, will ich dir gerne konzedieren, dass du mit Deiner Interpretation recht haben könntest. Aber erkennbar ist das für mich nicht.
MfG
kiiwii
Was die strittige Sache angeht: Interview ist Interview und Bildunterschrift ist Bildunterschrift. Im abgedruckten Interviewtext findet sich keine Bestätigung für den Inhalt der besagten Bildunterschrift Seite 35 unten.
Warum allerdings der von Dir genannte Teil dieser Bildunterschrift in Anführungsstriche gesetzt ist, obwohl er im Interviewtext nicht vorkommt, ist mir ein Rätsel. Das ändert aber nichts daran, daß es sich um eine redationelle Ergänzung handelt, ebenso wie der dem Interview vorangestellte Text und die Bildunterschrift auf dem Bild Seite 35 oben rechts. Die Bildunterschrift Seite 33 gehört auch dazu, aber die steht im Einklang mit dem Text des Interviews.
Heute nur - oder wie ?
...aber o.k., lassen wir es beim Rätsel...
"Es gibt mehr zwischen Frankfurt und dem Taunus, als sich der Mensch träumen lasst"
MfG
kiiwii
OK. Dieses Rätsel ist damit hoffentlich gelöst und bei dem anderen lassen wir es dabei.
URL: http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,431491,00.html
SS-Vergangenheit
Walesa macht Grass Ehrenbürgerwürde streitig
Respekt, Empörung, Unglauben, Wut: Die Reaktionen auf das Eingeständnis von Günter Grass, in der Waffen-SS gewesen zu sein, könnten kontroverser nicht sein. Martin Walser und Walter Jens verteidigten den Nobelpreisträger. Lech Walesa forderte die Rückgabe der Ehrenbürgerwürde von Danzig.
Frankfurt/Main - Die Kritik entzündet sich vor allem daran, dass Grass seine Mitgliedschaft in der SS so lang verschwiegen hat, während er sich zum Thema Nationalsozialismus häufig moralisierend geäußert habe. Der frühere polnische Präsident und Friedensnobelpreisträger Lech Walesa forderte Grass gar zur Rückgabe seiner Danziger Ehrenbürgerschaft auf.
Günter Grass: Respekt oder Enttäuschung?
Walesa ist selbst Ehrenbürger Danzigs. "Ich fühle mich in dieser Gesellschaft nicht wohl. Ich weiß nicht, ob man nicht überlegen sollte, ihm diesen Titel abzuerkennen. Wenn bekannt gewesen wäre, dass er in der SS war, hätte er die Auszeichnung nicht bekommen. Das Beste wäre, wenn er von selbst darauf verzichten würde", sagte Walesa der "Bild"-Zeitung.
Grass hatte in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erklärt, er sei als 17-Jähriger aus dem Reichsarbeitsdienst nach Dresden zur Waffen-SS einberufen worden und habe der 10. SS-Panzerdivision "Frundsberg" angehört. Warum er dies erst in seiner Autobiografie "Beim Häuten der Zwiebel" eingesteht, erklärte er so: "Das hat mich bedrückt. Mein Schweigen über all die Jahre zählt zu den Gründen, warum ich dieses Buch geschrieben habe. Das musste raus, endlich."
Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki wollte sich nicht zu dem Thema äußern. Hellmuth Karasek meinte, Grass hätte bei einem früheren Bekenntnis den Nobelpreis nicht erhalten. Er nannte ihn einen "Moralapostel mit Erinnerungslücken".
Noch heftiger ging der Hitler-Biograf und NS-Experte Joachim Fest mit dem Nobelpreisträger ins Gericht. "Grass' Verhalten ist mir ein Rätsel, völlig unerklärlich", sagte Fest der "Bild"-Zeitung. Er verstehe nicht, "wie sich jemand 60 Jahre lang ständig zum schlechten Gewissen der Nation erheben kann, gerade in Nazi-Fragen - und dann erst bekennt, dass er selbst tief verstrickt war".
"Nicht mal mehr einen Gebrauchtwagen von ihm kaufen"
Nach Ansicht Fests ist Grass als moralische Instanz schwer beschädigt. "Ich würde nicht mal mehr einen Gebrauchtwagen von diesem Mann kaufen", sagte er. Auch die Darstellung Grass, er habe sich für den U-Boot-Einsatz gemeldet, sei aber überraschend zur Waffen-SS eingezogen worden, nannte Fest "sehr unglaubwürdig".
Auch der Dramatiker Rolf Hochhuth hält Grass für moralisch diskreditiert. Er finde es ekelhaft, dass Grass sich über Bundeskanzler Kohl deshalb ereifert habe, weil der mit dem damaligen amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan einen Soldatenfriedhof besuchte, auf dem neben Hunderten amerikanischer und deutscher Soldaten auch 49 Männer der Waffen-SS begraben wurden. Grass-Biograf Michael Jürgs zeigte sich "persönlich enttäuscht" und sprach vom "Ende einer moralischen Instanz".
Der Historiker Michael Wolffsohn meinte: "Durch sein beharrliches Schweigen wird Grass' moralisierendes, nicht sein fabulierendes Lebenswerk entwertet." Dagegen sagte der Historiker Arnulf Baring: "Die Selbstüberwindung von Grass verdient großen Respekt. Aber man fragt sich doch beklommen, warum er sich nicht früher zur Wahrheit aufgerafft hat."
"Aufpasserisches Moral-Klima"
Dagegen erklärte der Schriftsteller Martin Walser in der "Stuttgarter Zeitung": "Der Mündigste aller Zeitgenossen kann 60 Jahre lang nicht mitteilen, dass er ohne eigenes Zutun in die Waffen-SS geraten ist. Das wirft ein vernichtendes Licht auf unser Bewältigungsklima mit seinem normierten Denk- und Sprachgebrauch." Grass habe durch die souveräne Platzierung seiner Mitteilung diesem aufpasserischen Moral-Klima eine Lektion erteilt. "Dafür dürfen wir ihm dankbar sein", sagte Walser.
Walter Kempowski sagte: "Ein bisschen spät kommt das", aber auch für Grass gelte das Bibel-Wort: "Wer selbst ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein." Walter Jens lobte: "Es ist doch eine sehr eindrucksvolle und bewegende Tat, dass ein alter Mann reinen Tisch machen möchte. Der 83-Jährige fügte hinzu: "Wenn man fast 80 Jahre alt ist, finde ich es sehr würdig und nobel zu sagen: Diesen Punkt in meinem Leben habe ich leider nicht berührt und hole das nun nach." Jens stand Ende 2003 selbst in der Diskussion, nachdem er im "Internationalen Germanistenlexikon" als Mitglied der Nazi-Partei NSDAP aufgeführt worden war.
Dieter Wellershoff forderte, Grass nicht moralisch zu verurteilen. Ralph Giordano lobte: "Gut, Günter Grass, dass Sie das getan haben!" Denn schlimmer, als einen politischen Irrtum zu begehen, sei, sich mit ihm nicht auseinanderzusetzen.
cis/AFP/AP
© SPIEGEL ONLINE 2006
MfG
kiiwii
Wenn das so ist, dann hat Grass nicht nur etwas verschwiegen, er hätte dann auch gelogen.