Kernkraftwerk Obrigheim wird abgeschaltet
Die grünen Realpolitiker und Umweltminister Trittin mussten sich wegen ihres Ausstiegsszenarios seinerzeit harsche Kritik aus der Anti-AKW-Bewegung gefallen lassen: Er sei zu lasch und dauere zu lange. Außerdem zogen sich viele AKW-Gegner aus den Anti-Atom-Protesten zurück, weil sie glaubten, der Ausstieg sei eingeleitet - und Rot-Grün sorge dafür, dass er unumkehrbar bleibe.
Doch rund um den Globus scheint die Kernkraft eine Renaissance zu erleben. Und die Konservativen landauf, landab wittern Morgenluft - in den USA, in Finnland und auch in Osteuropa. Es passt nicht in ihr Weltbild, dass Strom oder Wärme von Arztgeldern oder Bauernkapital geliefert wird - also von Windrädern oder Biogasanlagen. Das konservative Denken braucht großkapitale Konzerne, die mit großtechnischen Anlagen nationale Unabhängigkeit sichern. Tatsächlich kann aber von einer Renaissance keine Rede sein. In Schweden gibt es einen juristischen Rückschlag, im britischen Sellafield wieder einmal einen Störfall. Und ob in der Ukraine tatsächlich neue Reaktoren gebaut werden, ist höchst fraglich - vielleicht will die Regierung nur mehr Geld von der EU haben.
Die guten Argumente der Anti-Atom-Protestler bleiben gute Argumente. Mag sein, dass ein Teil der einst mächtigen Bewegung angesichts des rot-grünen Atomkonsenses müde geworden ist. Und manch einer mag die Stilllegung von Obrigheim als Erfolg eines jahrzehntelangen Kampfes sehen. Momentan aber werden die Proteste gebraucht wie selten zuvor. Erst sie können aus dem Atomkonsens einen wirklichen Atomausstieg machen. Dabei steckt die Anti-AKW-Bewegung in einem gewissen Dilemma: Wenn sie nicht dazu beiträgt, dass Rot-Grün an der Macht bleibt, bekommt sie in jedem Fall die Laufzeitverlängerung, die die Atomlobbyisten wollen.
Das einzige was sehr bedenklich ist in diesem Artikel ist der Aufruf zur Gewalt!
Gruß BarCode
von Dirk Maxeiner
Im Internet fragte die Londoner Nachrichtenagentur Reuters: "Klimaerwärmung alles Einbildung?" Es wurde ein gewisser Nigel Calder zitiert, der ein neues Buch geschrieben hat: "The Manic Sun" (Pilkington Press London 1997, deutsche Ausgabe "Die launische Sonne" im Böttiger Verlag, Wiesbaden) - die verrückte Sonne. Aha, also ein Verrückter. Normalerweise hätte ich gleich weitergeklickt. Aber der Name: Calder? Was er laut Reuters so zu sagen hat: Die Klimaschwankungen der Vergangenheit gingen hauptsächlich auf Sonnenstrahlung zurück, und die ändert sich zyklisch. Die Klimaforschung habe jene Erklärungen sträflich vernachlässigt, die von der Treibhausthese abweichen, lautet Calders Vorwurf. Aha. Das sagen doch auch diese finsteren Kohle- und Autolobbyisten in Amerika. Calder? Woher kenne ich bloß diese Hyäne? Das Archiv bringt Aufklärung: Nigel Calder ist angesehener Wissenschaftsautor in Großbritannien. Sapperlot, was geht hier vor? Will der uns etwa die Klimakatastrophe kaputtmachen?
Die deutlichste Treibhausfolge ist ein warmer Regen: Geld ergießt sich über wissenschaftliche Eliteeinheiten in Deutschland, Grossbritannien und den USA. In Hamburg wird das Max-Planck-Institut für Meteorologie zum Deutschen Klimarechenzentrum gerüstet, das britische Meteorological Office nennt seine Klimaretter Hadley Centre for Climate Prediction and Resarch. In den USA bekommt das Lawrence Livermore National Laboratory schöne Großrechner. Die sind gleichsam die Jäger 90 des Klimafeldzuges: teuer und absturzbedroht. Sie sollen den Luftkampf mit den Treibhausgasen durchspielen und Aufschluß über das Klima der Zukunft geben. Zum Umweltgipfel von Rio 1992 einigt sich das IPCC diesmal auf eine mittlere Katastrophe: Das Klima werde zum Ende des nächsten Jahrhunderts bis zu sechs Grad wärmer - das ist zwar weniger als zuvor geschätzt, aber immer noch mehr als genug. Es entstehen neue, inzwischen vertraute Bilder: Pole schmelzen wie Moevenpick-Eis, dem Kölner Dom steht der Rhein bis zu den Turmspitzen, in Moskau tummeln sich Krokodile. Die letzte Grillparty der Wohlstandsgesellschaft ist anberaumt. 1995 erreicht die fiebrige Erwartung erneut Höchststände, diesmal gipfeln die Klimatologen in Berlin. Mittlerweile arbeiten 2500 Wissenschaftler aus 100 Ländern dem IPCC zu. Allein für das deutsche Klimarechenzentrum hat der Forschungsminister 540 Millionen Mark lockergemacht.
Doch während die Zahl der Mitarbeiter steigt, werden bei den Vorhersagen kleinere Brötchen gebacken: Bis zum Ende des 21. Jahrhunderts soll es jetzt nur noch etwa 1 bis 3 Grad wärmer werden. Hoppala. Die Trendvorhersage von 1 Grad wird durch Satellitenmessungen bestätigt - und korrespondiert mit der natürlichen Variabilität des Klimas. Die Aussagekraft über den Einfluß des Menschen auf das Klima tendiert gegen Null. Zum Glück merkt das keiner.
Wer die beiden IPCC-Berichte vergleicht, kommt aus dem Staunen nicht heraus: 1990 galt eine Erwärmung um 2 Grad bis zum Jahr 2100 als vergleichsweise erstrebenswert. Für dieses Ziel ("Szenario B") seien drastische Maßnahmen erforderlich: der vollständige Übergang von Kohle auf Erdgas, der Stopp jeglicher Abholzung sowie eine Halbierung des Kohlendioxid-Ausstoßes. Fünf Jahre später prognostizieren die Fachleute das gleiche Ergebnis für den Fall, daß die Menschheit mehr oder weniger so weiterwurstelt wie bisher. Zum Glück merkt auch das keiner.
Wie heißt doch das erste Gebot der Klimabibel: Du sollst nicht verharmlosen. Deshalb apportiert Klaus Hasselmann, Chef des deutschen Klimarechenzentrums, entschlossen wie Kommissar Rex den Treibhaustäter - pünktlich zum Berliner Klimagipfel. Auf einer Pressekonferenz versichert er in Gegenwart des Forschungsministers: Die Klimaänderungen der vergangenen Jahrzehnte seien "mit einer geschätzten Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent durch den Menschen hervorgerufen", was auch immer eine "geschätzte Wahrscheinlichkeit" sein mag. Der Minister weiß es auch nicht, nickt aber betroffen. Auf dem grossen Klimarad, das global gedreht wird, glaubt auch das Team um Benjamin Santer am amerikanischen Lawrence Livermore National Laboratory einen menschlichen "Fingerabdruck" gefunden zu haben. Santer ist einer der Autoren der 95er IPCC-Studie. Dort heißt es: "Bei Abwägung aller wissenschaftlichen Erkenntnisse scheint ein merklicher menschlicher Einfluß auf das Klima erkennbar." Ob des überführten Missetäters bricht medialer Jubel aus: Von Focus ("Beweis erbracht") bis taz ("Endgültig: Menschen schaufeln sich Klimagrab"). Umweltschützer sehen sich bestätigt - und zwar durch eine "überwältigende Mehrheit" der Wissenschaftler. Doch was müssen wir im Mai 1997 von Klaus Hasselmann in Science lesen: "Die Frage, ob der Anstieg der Temperaturen im letzten Jahrhundert tatsächlich vom Menschen verursacht wurde oder ob es sich einfach um eine natürliche Variabilität des Klimas handelt, bleibt kontrovers." Eine Woche später sagt auch Benjamin Santer: "Die Zweifel sind da." Aus Mehrheiten werden rasch Minderheiten. Der Fingerabdruck der Klimakatastrophe scheint mit einer geschätzten Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent wieder verschwunden zu sein.
In Nigel Calders Buch "The Manic Sun" fungiert der Däne Eigil Friis-Christensen als Kronzeuge. Der Leiter der Abteilung für Solarterrestrische Physik am Meteorologischen Institut in Kopenhagen entschlüsselt seit Jahren Zusammenhänge zwischen der Aktivität der Sonne und unserem Klima. Die Sonne "häutet" sich in einem Rhythmus von neun bis fünfzehn Jahren, was mit Sonnenflecken und veränderter Strahlung einhergeht. Die Forscher interessieren sich nicht nur für die sichtbaren Sonnenstrahlen, sondern für die gesamte, erheblich schwankende Strahlung. Funkamateure können vom störenden "Sonnenwind" ein Lied singen. Treibt die Sonne es ganz wild, schwanken sogar Kompasse, Stromnetze brechen zusammen. Leuchtende Boten der Strahlung sind die Polarlichter. Beachtliches hält die Sonne auch für die Klimaforschung bereit: Die Länge ihrer Zyklen und die Vehemenz ihrer Aktivitäten korrespondieren in erstaunlicher Weise mit Temperatur- und Wetteränderungen auf der Erde. Dank neuer Analysemethoden lassen sich die Aktivitäten der Sonnenflecken bis in graue Vorzeit zurückverfolgen. Als sie das letzte Mal im 17. Jahrhundert fast völlig ausblieben, folgten strenge Winter und abnorme Kälte. Das Team um Eigil Friis-Christensen glaubt inzwischen auch dem Mechanismus auf der Spur zu sein: Die kosmische Strahlung wirke sich auf die Wolkenbildung aus. Darf das wahr sein? Das haben sich auch dänische Parlamentarier gefragt. Peter Laut, Chefberater des Umweltministers in Klimafragen, erschien am 28. April 1997 zu einer Fragestunde vor dem Parlament in Kopenhagen. Zunächst erläuterte er die amtliche These vom menschengemachten Treibhauseffekt. Die Rede kam jedoch schnell auf Eigil Friis-Christensen und sein solares Widerstandsnest. Früher hatte der Regierungsberater das stets als Unsinn abgetan. Nun sagte er: "Es erheben sich herausfordernde Fragestellungen." Die Zuhörer erheben die Augenbrauen. Was tut sich denn hier? Buchautor Nigel Calder zitiert auch Arbeiten von Karin Labitzke an der Freien Universität Berlin. Zusammen mit ihrem in den USA forschenden Kollegen Harry van Loon hat sie festgestellt, daß sich das Wetter über der Nordhalbkugel augenfällig mit dem Zyklus der Sonnenflecken ändert. "Während die Dänen die große Klimaskala im Auge haben", sagt Karin Labitzke, "zoomen wir uns näher an das Wettergeschehen heran." Das IPCC hielt ihre Ergebnisse ebenso wie die dänischen Resultate für Kaffeesatzleserei.
Die widerspenstigen Meteorologen liessen sich nicht unterkriegen. Sie erhielten bisher unzugängliche Wetterdaten von 1973 bis 1995. Die erlauben einen Blick auf die Südhalbkugel. Die Ergebnisse werden bald veröffentlicht: Nord- und Südhalbkugel zeigen spiegelbildlich die gleichen Wetteränderungen im Rhythmus der Sonnenflecken. "Das ist schon fast ein Beweis", sagt Karin Labitzke, "da muß ein Zusammenhang bestehen, auch wenn wir den Wirkungsmechanismus nicht verstehen." Die Berliner Meteorologin will das Kind nicht mit dem Bade ausschütten: "Es geht gar nicht darum, die These vom Treibhauseffekt zu widerlegen. Aber der Einfluß der Sonnenvariabilität ist so offensichtlich, daß man wirklich nicht mehr so tun kann, als gebe es ihn nicht." Jörg Negendank, Physiker am Geoforschungszentrum Potsdam, urteilt: "Das ist ein Feld, das angegangen werden muß, um die umlaufenden Ideen vom Treibhauseffekt in die richtige Perspektive zu bringen." Einigkeit herrscht in einem Punkt: Der Anteil des Kohlendioxids in der Atmosphäre ist seit 1870 von 270 Teilen pro Million (ppm) auf heute 364 ppm gestiegen. Und schon scheiden sich die Geister: Welche Rolle spielt dabei der Mensch? Die Forscher um Eigil Friis-Christensen machte besonders eine Beobachtung nach dem Ausbruch des Vulkans Pinatubo stutzig: Anfang der neunziger Jahre sanken die Temperaturen infolge der abschirmenden Eruptionswolken. Das läßt sich mit der These vom menschengemachten Treibhaus in Einklang bringen. Aber dann wird es wunderlich. Die Zunahme des Kohlendioxids ging nach dem Vulkanausbruch zwar nur vorübergehend, aber auffallend zurück (von 2,5 ppm auf 0,6). Und das, obwohl die Industrie das Gas weiter in die Luft pustete. Könnte es sein, daß beim Klima Ursache und Wirkung vertauscht werden?
Unsere Ozeane speichern Kohlendioxid und sind so etwas wie eine große Sprudelflasche. Und wer eine solche (geöffnet!) erhitzt, sieht, wie CO2 entweicht. Hohe Kohlendioxid-Konzentrationen sind auf der Erde nichts Neues: In der Zeit der Dinosaurier war der CO2-Anteil drei- bis fünfmal so hoch wie heute. "In der Erdgeschichte kann man feststellen, daß mit höheren Temperaturen auch der CO2-Spiegel sehr stark steigt", erklärt Jörg Negendank und stellt die delikate Frage: "Wer verursacht hier eigentlich was?" Hier kommt das zweite Gebot der Klimabibel zum Tragen. Es lautet ebenfalls: Du sollst nicht verharmlosen. Aber denken ist erlaubt. Leicht sensibilisiert sollten wir die grundsätzliche Frage klären: Wie sieht es tatsächlich aus mit den Temperaturen in unserem irdischen Jammertal? Auch hier herrscht auf den ersten Blick Einigkeit: Zwischen 1881 und 1993 stieg die globale Durchschnittstemperatur den meisten Quellen zufolge um 0,54 Grad Celsius. Auf den zweiten Blick stellt sich das Bild differenzierter dar: 0,37 Grad dieser Erwärmung - also siebzig Prozent - erfolgten in der ersten Hälfte der hundert Jahre. Der weitaus größte Teil der Kohlendioxide gelangte aber erst in den letzten fünfzig Jahren in die Atmosphäre. Treibhausgase können die Atmosphäre aber nicht rückwirkend erwärmen. Der Hund muß also woanders begraben liegen.
Gernot Patzelt vom Institut für Hochgebirgsforschung in Innsbruck hilft beim Ausgraben: "Man läßt diese Temperaturreihen zu einem Zeitpunkt beginnen, der deutlich einen Tiefpunkt der Entwicklung zeigt", sagt er. Wenn man sich die Klimaschwankungen als Wellenbewegung vorstellt, dann war 1880 ganz unten. Doch im Jahrhundert zuvor gab es ähnliche Warmphasen wie heute. Patzelt: "Bezieht man diese mit ein, dann lässt sich kein einheitlicher Trend mehr feststellen." Gegenwärtig schwanken die Angaben über die globale Durchschnittstemperatur zwischen 0,04 und 0,1 Grad Erwärmung pro Jahrzehnt. Nun stehen heute auch Satellitendaten zur Verfügung, die den ganzen Globus erfassen und besonders genaue Zahlen liefern. Der Meteorologe John Christy von der Universität von Alabama hat die Messreihen seit 1979 ausgewertet: "Für die untere Troposphäre bis zu 5 Kilometer Höhe ergibt sich seit 1979 eine leichte Abkühlung von 0,05 Grad pro Jahrzehnt." In dieser Zeit brachen allerdings Vulkane aus, die den Globus abkühlten. Wenn die Wissenschaftler die Naturereignisse herausrechnen, dann ist die Welt um 0,09 Grad pro Jahrzehnt wärmer geworden, theoretisch. Wissenschaft kann wunderbar sein: Es wird wärmer, obwohl es eigentlich kälter geworden ist. Egal, welchen Messungen wir glauben, lebenspraktisch lässt sich wohl sagen: Nach der finalen Grillparty sieht das alles nicht aus. Doch Einspruch: War 1995 nicht das heißeste Jahr seit der modernen Temperaturaufzeichnung? Leider wieder eine Niete: 1995 war kein Rekordjahr, sondern lag abgeschlagen an achter Stelle. Das britische Metereological Office - eines der Forschungszentren im Dienste des IPCC - hatte das Jahr nur geschätzt. Vorab und falsch, aber rechtzeitig zum Berliner Klimagipfel. Deshalb sei vor der nächsten UN-Klimakonferenz, die Ende des Jahres im japanischen Kyoto stattfindet, darauf hingewiesen: Auch das Jahr 1996 kühlte ab: um 0,08 Grad. Im Kalten Krieg lehrten die Satelliten die Militärs das Fürchten. Inzwischen leuchten sie den Klimaforschern heim. Und von der himmlischen Warte aus muß manch irdische Gewissheit korrigiert werden. Die Klimaweisen des IPCC prophezeien, der Meeresspiegel werde sich bis zum Jahr 2100 um bis zu einem Meter erhöhen. Doch der Meeresspiegel denkt gar nicht daran, den Prognosen zu folgen.
Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler des Geoforschungszentrums Potsdam, die Satellitendaten von 1992 bis 1995 ausgewertet haben: Der Pegel der Weltmeere hat sich im globalen Durchschnitt jedes Jahr um etwa zwei Millimeter erhöht. Ebenso zeigen die Ergebnisse, dass die Ozeanspiegel keineswegs gleichmäßig steigen: Wenn die Pegel des Indischen Ozeans und des Südwestpazifiks klettern, dann sinken die Fluten im zentralen Pazifik und im Golf von Bengalen. Die Ozeane unterliegen einem Rhythmus von etwa vierzehn Jahren, der jetzt erst einmal vollständig beobachtet werden muß. Und auch die Sonne spielt bei Meeresschwankungen womöglich eine Rolle. Läuft die Badewanne nicht spätestens über, wenn die Pole schmelzen? Schließlich sagen die Modelle der Klimaforscher für die Pole eine bis zu dreimal höhere Erwärmung voraus als in gemäßigten Zonen. Damit liegen sie weit daneben: Die Satellitendaten zeigen für die Arktis eine Abkühlung um 0,28 Grad pro Jahrzehnt. Temperaturaufzeichnungen aus dem russischen Teil der Arktis zeigen jetzt sogar einen Temperatursturz von bis zu 4 Grad in den vergangenen vierzig Jahren. Auch am Südpol ist der Zusammenhang zwischen einer Klimaerwärmung und der Bewegung der westantarktischen Eisströme fragwürdig geworden. "Die vielfach zitierte Aussage, es wird wärmer, die Polkappen schmelzen, der Meeresspiegel steigt dramatisch, ist falsch", resümiert Heinz Miller vom Alfred-Wegener Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. "Das Gegenteil ist der Fall."
In den Rechenzentren der Klimaforscher wachsen Wissen und Ratlosigkeit. Die Wissenschaftler haben alle Hände voll zu tun, den Launen der Natur zu folgen. Der letzte Rückzieher erfolgte aufgrund einer simplen Entdeckung: Smog der Städte und Rauch der Brandrodungen schirmen das Sonnenlicht ab. Das kühlt die Erde. Nach dieser Erkenntnis wurden die Klimavoraussagen 1995 deutlich zurückgenommen. Daraufhin stimmten sie auch mit dem tatsächlichen Klima überein. Jetzt stellt sich jedoch heraus: Die kühlende Wirkung der winzigen Partikelchen in Smog und Rauch liegt wahrscheinlich nicht bei dreißig, sondern höchstens bei zehn Prozent. Damit dürfte das mühsam austarierte Rechengebilde wieder wanken: Weniger Kühlung heißt höhere Temperaturen - aber die gibt es in diesem Masse nicht. Klimaforschung wie im Maggi-Kochstudio?
Das wäre in der Wissenschaft nicht neu: "In der Praxis widerstrebt es Menschen, eine Theorie aufzugeben, in die sie viel Zeit und Mühe investiert haben", hat der Astro-Pysiker Stephen Hawking erkannt, "gewöhnlich versuchen sie die Theorie so abzuändern, daß sie zu den Beobachtungen paßt." Schließlich verwandele sich die Theorie in ein "schiefes und hässliches Gebäude". Einigen wir uns auf eine eher salomonische Sicht: Wie das Wetter ist auch das Klima ein Produkt aus unzähligen, teils unberechenbaren Faktoren. Wolken und Blitze, Meere und Moore: All das wird erst langsam erforscht und kann in den Computern kaum simuliert werden.
Und mit der Sonne kommt jetzt auch noch die kosmische Dimension hinzu. Auch noch schnellere Superrechner werden vorläufig nichts daran ändern: Klimamodelle sind primitive Abbildungen der Realität. Fazit: Der menschliche Einfluß auf das Klima hat bisher noch zu keiner Entwicklung geführt, die es in der Vergangenheit ohne menschlichen Einfluß nicht schon gegeben hätte (was freilich nicht gegen das Energiesparen spricht). Nigel Calder bringt es auf den Punkt: "Die These vom Treibhauseffekt - zumindest in der offiziellen, aufschreckenden Form - liegt in ihren Todeszügen." Nur wolle das noch keiner wahrhaben.
© DIE ZEIT 25.07.1997 Nr.31
Das Argument vom Ausgehen der Uranvorkommen erinnnert doch stark an die Diskussionen, welche zu Zeiten der Energiekrise 1973 bezüglich der Reserven an fossilen Energieträgern geführt wurden.
Demzufolge dürfte es in wenigen Jahren kein Erdöl mehr geben..
Aber steigende Preise führen zu verstärkter Prospektion, zudem werden dadurch bislang unwirtschaftliche Vorkommen abbauwürdig.
Genauso wird es auch mit dem Abbau von Uran-Erz verlaufen, dazu braucht man kein Prophet zu sein.
Z.B. war eine der größten Uraninit(Pechblende)-Lagerstätten, die Rössing-Mine in Namibia, über etliche Jahre wegen durch niedrige Weltmarktpreise fehlender Rentabilität geschlossen. Heute wird eben wieder Uran abgebaut.
So läuft das.
Aber wenn es in die Ideologie passt, kann man viele Arumente an den Haaren herbeiziehen.
Oder auch Hundertausende an Steuergeldern für ganzseitige Zeitungsanzeigen und Hochglanzbroschüren ausgeben und in Obrigheim ein rauschendes Abschalt-Fest feiern.
Wie ein gewisser Herr Trittin.
AKW Obrigheim abgeschaltet
Rückbau bis 2023 kostet 500 Millionen Euro
Der zentrale Leitstand des Reaktors: Das AKW versorgte jährlich 850.000 Haushalte mit Strom. (Foto:dpa) Obrigheim - Das Atomkraftwerk Obrigheim in Baden-Württemberg ist endgültig vom Netz. Wie die Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) in Karlsruhe mitteilte, wurde die Anlage im Rahmen des 2001 vereinbarten Atomausstieges am Mittwochmorgen um 7.58 Uhr abgeschaltet. Der Druckwasserreaktor war 37 Jahre in Betrieb und produzierte insgesamt mehr als 90 Milliarden Kilowattstunden Strom. Mit dem Aus von Obrigheim reduziert sich die Anzahl der in Deutschland noch betriebenen Atomkraftwerke auf 17.Zeitplan des Ausstiegs: Noch 17 AKW in Betrieb
Ausstieg: AKW Stade vorzeitig vom Netz
Nordrhein-Westfalens Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) sieht in der Stilllegung einen weiteren Schritt in Richtung Energiewende. Zusammen mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien sei die Abschaltung des ältesten deutschen Atomkraftwerkes ein Schritt in Richtung einer sozialen und ökologisch verantwortbaren Energiepolitik. Damit werde "konsequent auf die Chancen der neuen Umwelttechnologien" gesetzt. Allein im Bereich der regenerativen Energien arbeiteten schon jetzt mehr als 130.000 Menschen, meinte Höhn. "Das ist weit mehr als im Bereich der atomaren Energiegewinnung je beschäftigt waren."
CSU-Generalsekretär Markus Söder warnte hingegen vor negativen Folgen des von Rot-Grün beschlossenen Atom-Ausstieges. "Es werden massiv die Energiepreise in den nächsten Jahren steigen, weil andere, alternative Dinge nicht in dem Maß zur Verfügung stehen, wie es die Deutschen an Energie brauchen", meinte Söder. Die Union stellt den Atomausstieg in Frage und will im Falle eines Regierungswechsels in Berlin die Laufzeiten für Atomkraftwerke verlängern.
Strom für 850.000 Haushalte
EnBW-Technikvorstand Thomas Hartkopf betonte, mit der Abschaltung gehe eine "Erfolgsgeschichte" zu Ende. Das Atomkraftwerk habe jährlich rund 850.000 Haushalte zuverlässig mit Strom versorgt. Technisch und wirtschaftlich betrachtet hätte Obrigheim seinen Betrieb weiterführen können, fügte Hartkopf hinzu. Die EnBW akzeptiere aber den politisch gewollten und gesetzlich vorgeschriebenen Ausstieg aus der Kernenergie.
Obrigheim war 1968 als Demonstrationskraftwerk errichtet worden und galt damals als Wegbereiter für den Ausbau der Kernenergie in Deutschland. Ursprünglich sollte es schon vor gut zwei Jahren noch vor dem AKW Stade in Niedersachsen vom Netz gehen, das im November 2003 heruntergefahren wurde. Durch eine Zusatzvereinbarung wurde es der EnBW jedoch ermöglicht, von ihrem Kernkraftwerk Philippsburg insgesamt 5,5 Terawattstunden Strom auf Obrigheim zu übertragen und damit die Laufzeit zu verlängern.
Kompletter Rückbau bis spätestens 2023
Dem Energiekonzern zufolge beginnt nun die so genannte Nachbetriebsphase, in der die Anlage bis 2007 auf die Stilllegung und den Abriss vorbereitet werden soll. Dabei seien die im Reaktorzyklus eingesetzten Brennelemente in das Standortzwischenlager zu überführen und die Betriebsstoffe zu entsorgen. Der komplette Rückbau der Anlage soll nach den bisherigen Planungen bis spätestens 2023 abgeschlossen sein und rund eine halbe Milliarde Euro kosten. 160 bis 180 der derzeit noch 290 festen Stellen im AKW bleiben hierfür zunächst erhalten.
Von den übrigen deutschen Kernkraftwerken müssen laut Bundesumweltministerium in den nächsten Jahren zunächst die Atomkraftwerke Biblis A und B, Brunsbüttel und Neckarwestheim I vom Netz gehen. (md/ddp/dpa/AFP)
irg ndw i wusst ich s imm r: d r aussti g aus d r atom n rgi wird nicht
spurlos an uns vorüb rg h n!
ist irg ndj mand unt r uch, d r twas änhlich s b obacht t hat??
was soll ich j tzt bloß tun?
hat j mand in id ?
MfG T ppich (immer schön draufbl ib n)
Der Schweiz droht ab 2020 ein Stromengpass. Deshalb schlägt die Axpo ein neues Atomkraftwerk in Beznau und ein Gas-Kombikraftwerk vor.
Am nächsten Dienstag stellt die Axpo ihre Vision vor, wie sie die Stromversorgung der Schweiz langfristig sicherstellen will. Die Vorschläge des Elektrizitätskonzerns beruhen auf der streng vertraulichen Studie mit dem Namen «20-20». Der Titel sagt schon vieles: Das Jahr 2020 ist ein Schlüsseljahr. Dann gehen die ersten Atomkraftwerke aus Altersgründen vom Netz, und Lieferverträge mit dem Ausland laufen aus. Die Folge davon ist ein Stromengpass.
Als langfristige Lösung für den Versorgungsengpass favorisiert die Axpo ein neues Atomkraftwerk. Gemäss einem ersten Szenario soll es, so erklären gut unterrichtete Kreise aus der Schweizer Stromwirtschaft, auf dem Gelände zu stehen kommen, wo der Konzern schon jetzt zwei Werke betreibt: im aargauischen Beznau. Der Standort geniesse aus politischen Gründen Priorität. Für einen neuen Ort wäre es viel schwieriger, die nötige Akzeptanz zu finden. Zudem müssen die Werke in Beznau voraussichtlich früher abgebrochen werden als das in Mühleberg BE, sodass der Neubau früher beginnen könnte.
Da die Berner BKW für Mühleberg einen Ersatz finden müssen, wäre Axpo bereit, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Solche Kooperationen sind in der Energiewirtschaft bei Milliardenprojekten üblich. Sie erleichtern die Finanzierung und ermöglichen es, die Risiken zu verteilen. Die Axpo nimmt zu den Vorschlägen nicht Stellung.
Europäischer Typ bevorzugt
Es ist davon auszugehen, dass die Axpo einen Europäischen Druckwasserreaktor vom Typ EPR III favorisiert, der von der französischen Framatome und Siemens gebaut wird. Ein Kraftwerk dieses Typs befindet sich in Finnland im Bau und soll in nur vier Jahren fertig sein. Auch Frankreich hat sich für einen EPR III entschieden. Für ihn sprechen die schnelle Verfügbarkeit und seine Sicherheit. Zudem wird er mit Gestehungskosten von rund 4 Milliarden Franken vergleichsweise günstig.
Wie aus Studien des Bundesamtes für Energie hervorgeht, belaufen sich die voraussichtlichen Produktionskosten auf 4 bis 5 Rappen pro Kilowattstunde, was den Kosten in den heutigen Atomkraftwerken entspricht. Wegen des neuen Kraftwerks käme es also nicht zu einer Verteuerung des Schweizer Stromes.
Der EPR III wird allerdings standardisiert mit einer Leistung von 1600 Megawatt geliefert. Das ist eine Leistung, die mehr als 40 Prozent über derjenigen liegt, welche die drei stillzulegenden Atomkraftwerke hergeben. Ein zweiter Nachteil jeder Kernkraftlösung: Politische Diskussion, Bewilligungsverfahren und Bau benötigen mindestens 20 Jahre. Es ist deshalb zu befürchten, dass das Ersatzwerk nicht rechtzeitig bereit steht.
Die Axpo erwägt deshalb zur Überbrückung, so ist von Insidern aus der Strombranche weiter zu vernehmen, zusätzlich ein Kombi-Gaskraftwerk zu erstellen. Es könnte nach der viel leichter zu erhaltenden Bewilligung rasch gebaut werden. Der Axpo kommt zudem zustatten, dass ihre Tochter EG Laufenburg bereits Erfahrung mit Gaskraftwerken gesammelt hat und sich im Gashandel auskennt. Technisch sind Gas-Kombikraftwerke ausgereift und energetisch effizient. Die Produktion wird indes teurer sein als im Kernkraftwerk, besonders wenn die Umweltkosten mitgerechnet werden. Dabei wird die Axpo genau rechnen müssen, wie sich die CO2-Abgabe auswirkt oder zu welchem Preis sie sich technisch reduzieren lässt.
Für ein Gas-Kombikraftwerk sind entlang den grossen Gasleitungen viele Standorte denkbar. Aber Branchenkenner befürchten, dass ein für die Schweiz neuer Emissionsverursacher «im Mittelland, wo schon jede Handyantenne Widerstand weckt», keine Chance hat.
Alternativen helfen nicht
Die Axpo scheint sich der Brisanz ihrer Vorschläge bewusst zu sein. Jedenfalls prüfte sie auch Alternativen. Dabei kam sie wie die übrige Elektrizitätswirtschaft zum Schluss, dass grüne Energien einen Platz im Strommix haben, aber die Versorgungslücke nicht beseitigen können. Vom Tisch ist auch der Import aus einem deutschen Kohlekraftwerk. Für so viel Strom, wie die Schweiz benötigt, würden die Transportkapazitäten nicht ausreichen,.