Gesundheitspolitik: Was derzeit wirklich passiert
Ich bin 38 Jahre alt und Allgemeinarzt mit einer gut gehenden Hausarztpraxis in Neuötting, Oberbayern, geistig gesund und ein völlig normaler Bürger mit einer Lebensgefährtin und einem 15 Monate altem Sohn, bin seit 12 Jahren Gemeinderat und seit sechs Jahren Kreisrat der CSU, einer Partei, die sicherlich weit entfernt ist vom Ruf, linkspolitische und revolutionäre Gedanken zu pflegen. Es ist nicht meine Aufgabe, solche Texte zu schreiben und es gibt in Deutschland Tausende, die dies besser, packender und erheblich vollständiger schaffen und wenigstens einer von denen sollte das auch tun.
Ich bin von tiefstem Herzen Demokrat und, wie mir in den letzten Tagen bewusst geworden ist, ein hoffnungsloser Idealist. Ich habe nicht mehr gemacht, als mir selbst die Frage zu beantworten, warum wir niedergelassenen Ärzte, Hausärzte und Fachärzte aussterben sollen, obwohl sich an der Charakteristik unseres Berufes und der Faszination für die nachfolgende Generation nichts geändert hat; der Wunsch dazu kam mit Sicherheit nicht aus der Bevölkerung, nicht von unseren Patienten. Von Jan Erik Döllein.
Hier gehts weiter...
Quelle: www.nachdenkseiten.de
Da dürfte ja noch einiges für den Dottore übrig bleiben.
wenn da die hälfte übrig bleibt, wärs schon gut.
wegen mir kann der ne halbe million verdienen, wenn er mich verbünftig behandelt. zum kotzen, diese neiddebatten, bei einem berufsstand, den man nicht hoch genug schätzen kann.
die müssen einfach mal runter von ihrem ross. wo steht, dass mediziner viel geld verdienen müssen. warum?
wenn das gesundheitssystem nicht mehr geld hergibt, dann kann ich auch nicht mehr verdienen. die kleinen leute werden schon genug ausgelutscht.
wenn ich überlege was ich monatlich bezahle und was ich für jeden dreck noch extra bezahle, dann werde ich ggü. jedem mediziner schon leicht aggressiv, der ständig jammert.
Da haben wohl viele bei Studienbeginn noch das Klischeebild vom Halbgott in weiß vor Augen, der 5 halbe Tage die Woche Sprechstunde hat und die Zeit ansonsten im Cabrio, beim Golfen oder in seiner Cessna verbringt und sind dann über die Realität des Berufslebens etwas enttäuscht...
1. die krankenkassen (wozu brauchen wir 200???)
schönes beispiel. bei uns wird jetzt ein 30 jahre altes AOK-gebäude abgerissen und 500 meter weiter ein neues gebaut. grund: nicht mehr sanierungsfähig... als privatmann wäre ich insolvent, wenn ich meine bude nach 30 jahren abreißen müßte. aber hier gilt: is ja nur versichterenkohle.
2. die gesundheitspolitik
versicherungsfremde leistungen werden aus beiträgen statt aus steuern finanziert.
aber meckert ruhig weiter auf mediziner. ist ja so schön einfach. ich hätte jedenfalls keinen bock, die letzten 6 wochen im jahr ohne gehalt zu malochen, weils geld alle ist...ein bizarres system.
und wenn man mal bedenkt, dass ein praxisinhaber vielleicht guten UMSATZ macht, aber davon miete, gehälter, putzpersonal, wartungskosten etc abrechnen muss, hat der zum schluss auch nicht mehr viel raus.
Dann kommen die "normalen" Hausärzte, auch Allgemeinmediziner genannt, die verdienen auch nicht üppig.
Dann die Spezialisten im Krankenhaus (Chirugen usw.) Schätze dann die Oberärzte und Professoren (Unikliniken).
Den Vogel schiessen aber die die Fachärzte mit viel technischen "Klimbim" ab, Radiologen und ähnliches. Das dürften die Golfspieler sein...
das trifft viele selbständige und das hat nicht immer mit schlechtleistung zu tun. kunden die nicht zahlen etc.
der straßenbauer, der für die klamme kommune malocht, hat wenigstens noch hoffnung, daß er sein geld irgendwann doch noch bekommt
Familie Mohn für die Missstände verantwortlich zu machen ist geradezu absurd...
Reinhard Mohn gehört zu DEN vorbildlichen Unternehmern des Nachkriegdeutschland. Er hat aus einem mittelständischen Unternehmen einen Weltkonzern gebaut. Man mag ihm vorhalten, dass er es nicht lieber bei einer kleinen Klitsche belassen hat...
Und das wichtigste: In seiner gesamten unternehmerischen Tätigkeit war für ihn das Wort "soziale Marktwirtschaft" keine hohle Phrase. Für ihn stand Mitarbeiterförderung und Beteiligung sowie soziale an erster Stelle. Er war ein glaubwürdiger Vertreter der christlichen Soziallehre und hat danach auch verhandelt.
Ich hatte seinerzeit mit Bertelsmannbetrieben einiges zu tun und sie gehörten zu den bestgeführten mit stolzen und zufriedenen Mitarbeitern.
Ihm die Überführung von 75% des Vermögens in eine Stiftung zu übertragen - sehr zum Ärger einiger Erben - vorzuwerfen, ist auch etwas schäbbig. Er wollte das Unternehmen dagegen absichern, dass es in die Hände von Finanzjongleuren gerät und dabei vor allem den Fortbestand des Unternehmens und die Mitarbeiter im Blick.
Als einer seiner Nachfolger versucht hat, Bertelsmann an die Börse zu bringen, hat er nochmal in hohem Alter eingegriffen und den Vorstand gefeuert, weil ihm genau das gegen die Philosphie ging.
Seine zweite Frau hat sich vor allem deshalb im Gesundheitsbereich engagiert, weil ihr Sohn mit 15 Jahren von einem Schlaganfall betroffen war.
Über die aktuelle Ausrichtung der Stiftungsaktivitäten kann man geteilter Meinung sein, aber sie ist keineswegs einheitlich auf Neoliberalismus ausgerichtet, wie etwa diese dubiose "Initiative neue soziale Marktwirtschaft", die das Wort "sozial" als reines Lippenbekenntnis vor sich herträgt.
Aber diese Familie zu den Drahtziehern der Zerstörung des Gesundheitswesens hochzustilisieren, ist einfach nur Ausdruck der These: Geld stinkt und Erfolg ist verdächtig.
Wir könnten jedenfalls froh sein, wenn unsere Wirtschaft mehr Mohns hätte - wenn man denn überhaupt auf Unternehmertum steht und das nicht von vornherein als anrüchig ansieht...
@blindfish: da hast du absolut recht, ich wollte nur auf #12 eingehen.
Und natürlich kann man alles kritisieren. Vor allem, wenn man nie im Leben in die Lage kommt, für einen großen Konzern in Familienbesitz den Fortbestand zu sichern, wenn man aus Altersgründen zurücktritt....
Wenn derzeit überhaupt ein Kaffeekränzchen großen und gefaährluichen Einfluss auf Politik und Wirtschaft nimmt, dann ist es garantiert dieses:
http://www.ariva.de/Kaffee_und_Teekraenzchen_mit_der_Kanzlerin_g102